Zum
Nachweis bakterieller Erreger werden auch heute noch hauptsächlich verschiedene
kulturabhängige
Methoden angewendet. Eine Vielzahl von Nachteilen dieser Methoden
führten
dazu, daß gerade
in der letzten Dekade parallel zur stürmischen technologischen Entwicklung
der Molekularbiologie verstärkt
nach Alternativen gesucht wurde. Erste Berichte zum Einsatz kulturunabhängiger Nachweisverfahren
bakterieller Erreger, welche auf dem Prinzip der Polymerasekettenreaktion
beruhen, stammen vom Anfang der 90er Jahre. So konnten beispielsweise
Miller und Kollegen (Miller N J Clin Microbiol. 1994 Feb; 32(2):
393–7)
zeigen, dass kulturunabhängige
Verfahren den klassischen Kultivierungs- und Mikroskopietechniken
beim Nachweis von Mycobacterium tuberculosis überlegen sind. In letzter Zeit
haben aber weitere molekularbiologische Methoden, die auf dem Nachweis
erregerspezifischer Nukleinsäuren
basieren, an Bedeutung gewonnen (z.B: M. Grijalva et al. Heart 89
(2003) 263–268;
Uyttendaele M et al. Lett Appl Microbiol. 2003; 37(5): 386–91; Saukkoriipi A
et al. Mol Diagn. 2003 Mar; 7(1): 9–15; Tzanakaki G et al. FEMS
Immunol Med Microbiol. 2003 Oct 24; 39(1): 31–6;).
Neben
der hohen Spezifität
solcher molekularbiologischer Methoden ist der geringe Zeitbedarf
als wesentlicher Vorteil gegenüber
konventionellen kulturabhängigen
Methoden zu nennen. Allerdings ist die Sensitivität des Nachweises
prokaryonter DNA direkt aus Körperflüssigkeiten
und nicht vorbehandeltem Untersuchungsmaterial im Vergleich zur
Kultur der Mikroorganismen bislang viel zu gering. Eine für den direkten
Erregernachweis aus nicht vorbehandeltem Untersuchungsmaterial ausreichende
Menge an Nukleinsäuren
von Bakterien wird allenfalls im Bereich der 16S-rRNA-Analyse mittels
PCR der 16S Region auf dem bakteriellen Chromosom und der anschließenden Sequenzanalyse
des PCR Fragments erreicht, da sich meist mehrere Kopien für den die
16S-rRNA kodierenden Abschnitt auf dem Chromosom befinden. Der direkte
spezifische Erregernachweis mittels 16S-rRNA-Analyse setzt voraus,
dass sich nur eine Erreger-Spezies in der zu untersuchenden Probe
befindet. Befinden sich verschiedene Erreger-Spezies in der Probe, ist ein spezifischer Nachweis über Sequenzierung
der 16S-rRNA-Region nicht möglich,
da die verwendeten Primer universell für die meisten Bakterien sind.
Ferner müssen
sich die nachzuweisenden Bakterien in der metabolischen Phase befinden
und genügend
16S-rRNA exprimieren.
Davon
ist insbesondere bei Patienten, die unter einer kalkulierten antibiotischen
Therapie stehen, in der Regel nicht auszugehen. Darüber hinaus
kommen bestimmte Pathogenitätsfaktoren
von Bakterien nicht zu jeder Zeit zur Expression, obwohl die entsprechenden
Gene im bakteriellen Genom vorhanden sind. Im Ergebnis werden dem
klinisch tätigen
Arzt falsch negative Befunde übermittelt.
Dadurch kann eine gezielte antibiotische Therapie entweder gar nicht
oder viel zu spät
eingeleitet werden. Der Arzt ist in solchen Fällen auf sein Erfahrungswissen
und auf allgemeine Richtlinien (wie z.B. der Paul-Ehrlich-Gesellschaft)
angewiesen und wird daher viel zu allgemein antibiotisch behandeln.
Der nicht zielgenaue Einsatz von Antibiotika birgt eine Reihe von
Risiken nicht nur für
den einzelnen Patienten (wie z.B. unnötige Nebenwirkungen in Form
von Nierenschäden
etc.), sondern auch für
die gesamte Gesellschaft (z.B. die Entwicklung zusätzlicher
Antibiotikaresistenzen wie MRSA (multiresistente Staphylococcus
aureus, etc.). Deshalb bietet der Nachweis der klinisch bedeutsamen
Pathogenitätsfaktoren
und Resistenzen von Bakterien auf chromosomaler und Plasmid-Ebene, also
letztendlich auf DNA-Ebene, für
die Diagnose vieler Infektionserkrankungen, aber auch der Sepsis,
erhebliche Vorteile. Dies gilt umso mehr, da auf dieser Ebene auch
eine Unterscheidung zwischen pathogenen und kommensalen Bakterien
getroffen werden kann.
Am
häufigsten
erfolgt der erregerspezifische Nukleinsäurenachweis durch Nukleinsäure-Amplifikationstechniken
(NAT), wie beispielsweise die Vervielfältigung der prokaryonten DNA
mittels der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) bzw. der Ligase-Kettenreaktion
(LCR). Der hohen Spezifität
und schnellen Verfügbarkeit
der Ergebnisse stehen die Störanfälligkeit
durch Kontaminationen oder durch stark inhibierende Faktoren in
klinischen Proben gegenüber.
Bei
einem herkömmlichen
PCR-Nachweisverfahren muß für eine erfolgreiche
Detektion von Erregern im Blut mindestens 1 Target-DNA des Erregers
in 10 μl
Blut vorhanden sein. Das entspricht ca. 100 Targets in 1 ml Blut
bzw. 1000 Targets in 10 ml Blut.
Anders
verhält
es sich mit der Blutkultur zum Nachweis von Erregern einer Infektion.
Hier liegt die untere Nachweisgrenze bei etwa 3–5 Bakterien pro 10 ml.
Diese
Nachweisgrenze wird derzeit mit PCR-Verfahren noch nicht erreicht,
auch nicht mit solchen die ihre Zielsequenz im Bereich der 16S-rRNA
Region auf dem Chromosom haben. Obwohl mehrere die 16S-rRNA kodierende
Regionen auf dem bakteriellen Chromosom lokalisiert sind, meist
3 bis 6, bleibt die Voraussetzung, daß sich mindestens ein Molekül der Template-DNA
im PCR-Reaktionsgemisch befindet. Eine verbesserte diagnostische
Sicherheit ist von PCR-Verfahren zu erwarten, deren spezifische
Zielsequenzen für
speziesspezifische Proteine kodieren, entweder im Chromosom oder
auf Plasmiden der Mikroorganismen. Auch hier trifft das Obengesagte
zur Nachweisgrenze zu. Gerade unter dem Einfluß einer laufenden Antibiotikatherapie
kann das Wachstum der Erreger stark verlangsamt oder eingeschränkt sein,
auch wenn das eingesetzte Antibiotikum letztlich nicht wirksam ist.
Diese Situation ist gerade bei solchen Patienten häufig anzutreffen,
die bereits unter Antibiotikatherapie stehen und bei denen aus diesem
Grund keine krankheitsverursachenden Bakterien aus den Blutkulturen
oder anderen Proben (wie z.B. Trachealabstrichen, bronchoalveolären Lavagen
(BAL) etc.) angezüchtet
werden können.
Wegen
unzureichender Sensitivität
hat der erregerspezifische Nukleinsäurennachweis ohne Amplifikationsschritt
durch direkten Nachweis der prokaryonten DNA (Sondentechnik, FISH-Technik) nur bei
ausreichend hoher Keimzahl im Untersuchungsmaterial diagnostische
Bedeutung.
Die
wesentliche Problematik des Nachweises prokaryonter DNA zur Identifikation
bakterieller Erreger in Körperflüssigkeiten
bestehen neben PCR-hemmenden Bestandteilen im Untersuchungsmaterial
vor allem im Überschuß von eukaryonter
gegenüber
prokaryonter DNA. Hierbei sind insbesondere kompetitive Prozesse bei
der DNA-Analyse sowie die geringe Menge an prokaryonter DNA als
hinderlich für
einen qualitativen und quantitativen Erregernachweis anzusehen.
Die üblichen
Methoden zur DNA-Isolierung reichern die Gesamt-DNA einer Körperflüssigkeit
an, so daß das
Verhältnis
Wirts-DNA zu mikrobieller DNA zwischen 1:10–6 und
1:10–8 betragen
kann. Aus diesem Unterschied ist die Schwierigkeit des Nachweises
mikrobieller DNA in Körperflüssigkeiten
gut nachzuvollziehen.
Es
wäre also
wünschenswert,
die prokaryonte DNA von eukaryonter DNA trennen und insbesondere gegenüber letzterer
auch anreichern zu können.
Der
vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, Mittel
und Verfahren bereitzustellen, die die Trennung und/oder Anreicherung
prokaryonter DNA aus Untersuchungsproben mit hohem Anteil eukaryonter
DNA, insbesondere von Patienten mit Infektionen, ermöglicht.
Erfindungsgemäß wird dies
durch ein Protein erreicht, das nicht methylierte CpG-Motive bindet,
wobei es eine 25%ige bis 35%ige, insbesondere etwa 27,6%ige, Homologie
zum Wildtyp-CGPB-Protein
aufweist, wobei die Bindungsstelle für nicht methylierte CpG-Motive
im erfindungsgemäßen Protein
enthalten ist, und es gegenüber
dem Wildtyp-Protein verkürzt
ist, vorzugsweise bis maximal zur Länge der Bindungsstelle für nicht methylierte
CpG-Motive. Dies bedeutet, daß es
nur maximal soweit verkürzt
ist, daß die
Bindungsstelle für nicht
methyliert CpG-Motive erhalten bleibt.
Als
Wildtyp-CGPB-Protein (oder CPGbP656) wird im folgenden das humane
CGPB-Protein (vgl. Voo et al., Mol Cell Biol. 2000 Mar; 20(6): 2108–21.) bezeichnet.
Das erfindungsgemäße Protein
wird im folgenden als CPGbP181 bezeichnet. Das in
EP 02020904 beschriebene Protein,
das eine verkürzte
Variante des Wildtyp-CGPB-Proteins ist und als Grundlage für das erfindungsgemäße Protein
diente, wird im folgenden mit CPGbP241 bezeichnet.
Die
Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Figuren beschrieben,
wobei
1 die
Aminosäuresequenz
von CPGbP181 (fett dargestellt) verglichen mit dem Wildtyp-CGPB-Protein
(CPGbP656) und dem CPGbP241 (kursiv dargestellt) zeigt;
2 die
DNA-Sequenz und Übersetzung
in die Aminosäuresequenz
des kompletten CPG-bindenden Proteins CPGbP656 zeigt, wobei die
verkürzten
CPG-bindenden Peptide CPGbP241 (fett) und CPGbP181 (kursiv) dargestellt
sind;
3 eine
PCR von Streptokokken-DNA in Humanblut darstellt;
4 eine
nested PCR mit den PCR-Produkten aus dem Primär-PCR-Ansatz von 3 als
Template zeigt;
5 ein
Gelretardierungsexperiment darstellt;
6 ein
weiteres Gelretardierungsexperiment wiedergibt;
7 die
Elution von Kalbsthymus-DNA und pUC18emm an rCpG-181-Sepharose zeigt,
und
8 die
Darstellung der Bestimmung der eluierten DNA in den Fraktionen durch
Messung der Extinktion bei 254 nm in Abhängigkeit des NaCl-Gradienten
ist.
Das
Wildtyp-CGPB-Protein CPGbP656 bindet nicht methylierte CpG-Motive
prokaryonter DNA, wobei ein Protein-DNA-Komplex gebildet wird. Dieser
kann z.B. auf einem Träger
gebunden sein oder werden, wodurch eine Trennung und/oder Anreicherung
der DNA erfolgen kann. Die vorliegende Erfindung basiert nun auf der überraschenden
Erkenntnis, das ein im Vergleich zum Wildtyp-CGPB-Protein (CPGbP656
mit 656 Aminosäuren)
erfindungsgemäßes Protein,
insbesondere CPGbP181 mit 181 Aminosäuren, das eine 27,6%ige Homologie
zum Wildtyp-CGPB-Protein
aufweist, eine verbesserte Bindungseigenschaft gegenüber nicht
methylierten CpG-Motiven prokaryonter DNA als das Wildtyp-CGPB-Protein
und Varianten davon mit 80% oder mehr Homologie besitzt.
Prokaryonte
DNA unterscheidet sich von eukaryonter DNA beispielsweise durch
das Vorkommen nicht methylierter CpG-Motive (Deutsches Ärzteblatt,
Jg. 98/15: A981-A985 (2001)). Die Erfindung basiert auf der Kenntnis,
daß sich
eukaryonte DNA und prokaryonte DNA durch ihren Anteil an CpG-Motiven
unterscheiden. In der prokaryonten DNA befinden sich CpG-Motive
in einem 20-fachen Überschuß im Vergleich
zu eukaryonter DNA, die solche Motive nur übergangsweise enthält, z.B.
in Krebszellen oder Promotorregionen ((Deutsches Ärzteblatt,
Jg. 98/15: A981-A985 (2001)). In prokaryonter DNA sind diese Motive
nicht methyliert, wohingegen sie in eukaryonter DNA zum größten Teil
methyliert sind, was die Unterschiedlichkeit nochmals erhöht. Nicht
methylierte CpG-Motive sind nicht methylierte Deoxycytidylat-Deoxyguanylat-Dinucleotide
innerhalb des prokaryonten Genoms oder innerhalb von Fragmenten
desselben.
Des
weiteren basiert die Erfindung auf der Kenntnis, daß das erfindungsgemäße Protein
spezifisch an nicht methylierte CpG-Motive bindet. Diese spezifische
Bindungseigenschaft des erfindungsgemäßen Proteins wird genutzt,
um prokaryonte DNA zu binden und dadurch nachfolgend aus einer Probe
z.B. mit überwiegendem
Anteil eukaryonter DNA anzureichern, zu trennen und zu isolieren.
Der
Begriff „Homologie" im Sinne der vorliegenden
Erfindung bezeichnet den Grad der Übereinstimmung von zwei Protein-Sequenzen.
Dabei bedeutet x%ige Homologie, daß x von 100 Aminosäure-Positionen in
den Sequenzen übereinstimmen.
Der Ausdruck „verkürzt" wie er zur Charakterisierung
des erfindungsgemäßen Proteins
verwendet wird, bedeutet, daß die
Länge der
Aminosäuresequenz
des erfindungsgemäßen Proteins
(CPGbP181) kürzer
als die Länge
der Aminosäuresequenz
des Wildtyp-CGPB-Proteins (CPGbP656) ist. Die Verkürzung erfolgt
am N-terminalen und am C-terminalen Ende der Wildtyp-Proteinsequenz
(1). Die größte Verkürzung stellt
dabei die DNA-Bindestelle des Proteins dar. Dies bedeutet, daß das erfindungsgemäße Protein
gegenüber
dem Wildtyp-Protein auf maximal die DNA-Bindungsstelle verkürzt ist.
Das
erfindungsgemäße Protein
kann vorzugsweise ein Molekulargewicht von etwa 19959 Dalton (nativ)
bzw. 21444 Dalton (im Plasmid pQE60) aufweisen. In einer anderen
bevorzugten Ausführungsform
beträgt der
isoelektrische Punkt des erfindungsgemäßen Proteins etwa 10,09 (natives
Protein) bzw. 10,15 (im Plasmid pQE60). Ein besonders bevorzugtes
erfindungsgemäßes Protein
besitzt die in SEQ ID No. 2 bzw. 1 dargestellte
Aminosäuresequenz.
Dieses hat besonders gute Bindungseigenschaften gegenüber nicht
methylierten CpG-Motiven prokaryonter DNA.
Das
in
EP 02020904 beschriebene
Protein (CPGbP241), das eine verkürzte Variante des Wildtyp-CGPB-Proteins
(CPGbP656) ist und als Grundlage für das erfindungsgemäße Protein
(CPGbP181) diente, hat eine Länge
von 241 Aminosäuren,
ein Molekulargewicht von etwa 33650 Dalton (nativ) bzw. 28138 Dalton
(im Plasmid pQE60) und einen isoelektrischen Punkt von 9,89 (nativ)
bzw. 9,88 (im Plasmid pQE60). Die cDNA- und Aminosäuresequenz
ist in
1 und
2 gezeigt.
Das
Wildtyp-CGBP-Protein hat eine Länge
von 656 Aminosäuren,
135 positiv und 94 negativ geladene Reste, ein Molekulargewicht
von etwa 75684 Dalton und einen isoelektrischen Punkt von 8,15.
Die cDNA- und Aminosäuresequenz
ist in 1 gezeigt.
Der
Sequenzvergleich des erfindungsgemäßen Proteins (CPGbP181) gemäß SEQ ID
No. 2 mit dem in
EP 02020904 beschriebenen
Protein (CPGbP241) ist in
1 und
2 dargestellt.
Das
erfindungsgemäße Protein
wird bevorzugt durch Klonierung der entsprechenden cDNA-Sequenz in ein Plasmid
und Expression in Escherichia coli hergestellt. Ein das erfindungsgemäße Protein
exprimierender E.coli-Stamm wurde am 16. Februar 2004 unter der
Nr. DSM 16229 bei der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen
hinterlegt. Alternativ können
andere, dem Fachmann vertraute Verfahren zur Herstellung angewendet
werden. Die Nutzung des Plasmids pQE9 stellt dabei eine beispielhafte
Möglichkeit dar,
aber jedes andere geeignete Plasmid ist als Vektor einsetzbar. Die
Expression in E. coli stellt ebenfalls nur ein Beispiel dar. Eine
Expression in anderen prokaryonten System als auch in einem eukaryonten
System als auch die chemische oder enzymatische Synthese oder die
Aufreinigung aus einer genetisch veränderter Tabakpflanze sind weitere
mögliche
Ausführungsformen
der Proteingewinnung. Das Protein kann sowohl im Labormaßstab (z.B.
im Erlenmeyerkolben) als auch im industriellen Maßstab (z.B.
Fermenter) hergestellt werden. Das erfindungsgemäße Protein kann z.B. mittels
Bindung von an den Anfang oder das Ende des Proteins eingebrachten
Histidin-Reste (His-tag) an eine geeignete nickelhaltige Matrix
gereinigt werden, eine Methode, die dem Fachmann bekannt ist.
Weitere
Möglichkeiten
der Reinigung können
jegliche Art von Fusionsproteinen sein, die eine Aufreinigung über geeignete
Matrices (Säulen,
Gele, Beads etc.) erlauben. Andere Formen von tag's können Fusionspeptide/-proteine,
z.B. Streptavidin-tag, Myc-tag und andere sein.
Eine
bevorzugte Form des erfindungsgemäßen Proteins ist die native
Form, aber auch eine denaturierte Form ist zur Bindung nicht methylierter
CpG-Motive geeignet. Unter „denaturierten
Formen" im Sinne
der vorliegenden Erfindung werden andere Sekundärstrukturen als die in der
Natur vorkommenden verstanden.
Die
native oder auch denaturierte Form des erfindungsgemäßen Proteins
stellt eine beispielhafte Ausführungsform
dar. Die Erfindung schließt
die in vitro-Synthese sowie alle weiteren chemischen oder enzymatischen
Modifikation des Proteins ein, wie z.B. Einbau von Disulfidbrücken, Glykosylierungen,
Phosphorylierungen, Acylierungen, Aminosäureaustausche sowie Fusion
mit Proteinen oder anderen Molekülen
ein. Solche Modifikationen können
z.B. durch Rekombination und/oder Expression und/oder chemische
und/oder enzymatische Modifikation einzelner oder mehrerer Aminosäuren erzielt
werden.
Das
erfindungsgemäße Protein
weist eine Vielzahl von Vorteilen auf. Es kann, besser als das Wildtyp-CGPB-Protein
oder Varianten davon mit 80% oder mehr Homologie, prokaryonte DNA über nicht
methylierte CpG-Motive binden. Dadurch wird es möglich, aus einem Gemisch von
prokaryonter und eukaryonter DNA die prokaryonte DNA spezifisch
abzutrennen und/oder anzureichern. Dies ermöglicht letztendlich einen schnellen
und einfachen Erregernachweis sowie eine frühzeitige Diagnose von Infektionen,
die durch bakterielle Erreger verursacht sein können. Vice versa kann die Erfindung
auch zur Abreicherung mikrobieller DNA im Sinne einer Reinigung
bei klinischen Zuständen
angewandt werden, die mit einem unphysiologischen Vorkommen von
Bakterien oder deren Spaltprodukten Körperflüssigkeiten, insbesondere Blut,
von Patienten einhergehen. Dies gilt umso mehr, da gut belegt ist,
daß Bakterien
aber auch deren Spaltprodukte, wie beispielsweise bakterielle DNA,
für eine
Vielzahl den Patienten schädigenden
biologischen Effekte verantwortlich sind.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind ferner Antikörper, die gegen erfindungsgemäße Proteine gerichtet
sind. Dabei kann es sich um mono- oder polyklonale Antikörper handeln.
Sie können
in an sich bekannter Weise hergestellt werden, wozu der Fachmann
die notwendigen Materialien und Methoden kennt.
Die
Antikörper
können
zur Isolierung und Quantifizierung der erfindungsgemäßen Proteine
verwendet werden. Auch hierbei handelt es sich um an sich bekannte
Einsatzmöglichkeiten,
für die
der Fachmann die notwendigen Materialien und Methoden kennt.
Gegenstand
der Erfindung ist ferner Nukleinsäure, insbesondere DNA, die
für ein
erfindungsgemäßes Protein
kodiert. Eine solche DNA ist die in SEQ ID No. 1 (oder 2)
dargestellte.
Aufgrund
der guten Bindungsfähigkeit
des erfindungsgemäßen Proteins
an nicht methylierte CpG-Motive prokaryonter DNA ist weiterhin Gegenstand
der Erfindung ein Verfahren zur Trennung und/oder Anreicherung prokaryonter
DNA mit den Schritten
- a) Kontaktieren mindestens
einer in Lösung
befindlichen prokaryonten DNA mit dem erfindungsgemäßen Protein,
wodurch ein Protein-DNA-Komplex gebildet wird, und
- b) Separation des Komplexes.
Diese
kann aufgereinigt und wieder in Lösung gebracht sein oder direkt
in der Ursprungsquelle (z. B. Körperflüssigkeit,
wie Blut, Serum, Trachealaspirat, Urin, bronchalveoläre Lavage,
Nasenabstrich, Hautabstrich, Punktionsflüssigkeit) vorliegen.
Die
Separation kann mittels verschiedener Verfahren zur Trennung, Isolierung
oder Anreicherung von DNA-Protein-Komplexen oder DNA-Polypeptid-Komplexe
erfolgen, die dem Fachmann hinlänglich
bekannt sind. Dabei werden bevorzugt Methoden angewendet, bei denen das
DNA-bindende Protein an einen Träger immobilisiert
ist oder wird, um die DNA aus der Probelösung zu trennen und/oder anzureichern.
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
schließt
sich an die Separation ein Schritt zur Abtrennung der DNA vom erfindungsgemäßen Protein
aus dem Komplex an. Dies kann beispielsweise durch herkömmliche
Verfahren zur DNA-Aufreinigung erfolgen, die dem Fachmann bekannt
sind. Im einfachsten Falle beruht die Abtrennung auf der Änderung
des pH-Wertes oder
der Salzkonzentration (z. B. auf 1 M NaCl) des Mediums/Puffers oder
der Zufügung
chaotroper Reagenzien, etc; also geeignete Parameter, die zur Auflösung des Protein-DNA-Komplexes
führen.
Solche Methoden sind dem Fachmann bekannt.
Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist das erfindungsgemäße Protein
an einen Träger
gebunden. Diese Ausführungsform
stellt eine besonders einfache Möglichkeit
der Anreicherung prokaryonter DNA dar, da die Separation aus der
Lösung
besonders einfach, beispielsweise durch physikalischer Entfernung
(z.B. Abzentrifugation) des oder der beladenen Träger aus
der Lösung,
erfolgen kann.
Für die Lösung für die prokaryonte
DNA kommt grundsätzlich
jedes geeignete Lösungsmittel
in Frage. Besonders zweckmäßig ist
das Verfahren jedoch zur Anreicherung prokaryonter DNA aus Lösungen,
die verschiedene biomolekulare Spezies, insbesondere verschieden
Arten von DNA, enthalten. Die Erfindung betrifft vorzugsweise ein
Verfahren zur Trennung und Anreicherung prokaryonter oder viraler
DNA aus einem Gemisch von prokaryonter und eukaryonter DNA. Dabei
wird beispielsweise die in Körperflüssigkeiten
befindliche prokaryonte DNA durch spezifische Bindung an das erfindungsgemäße Protein
von der eukaryonten DNA getrennt und angereichert. Die so angereicherte
prokaryonte DNA erleichtert den Nachweis prokaryonter Erreger mit
Hilfe molekularbiologischer Methoden und kann zur Diagnose von Krankheiten,
die durch pathogene Erreger verursacht werden, beitragen.
Insbesondere
die Ausführungsform,
bei der das erfindungsgemäße DNA-bindende
Protein an die Oberfläche
eines Trägers
immobilisiert ist, eignet sich für
eine Adsorption prokaryonter DNA aus Körperflüssigkeiten, vorzugsweise aus
dem Blut. Dieser Ansatz bietet überdies
die Möglichkeit,
mikrobielle DNA, die im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten vorliegt, aus diesen
zu entfernen. Die so von der mikrobiellen DNA, die auch allein in
der Lage ist, schwere Entzündungsreaktionen
bei Patienten auszulösen,
gereinigte Körperflüssigkeit
(z. B. Vollblut, Serum oder Liquor), kann dann in den Körper zurückgeführt werden.
Dieses Prinzip kann also zur Abreichung prokaryonter DNA aus physiologischen
Flüssigkeiten
im Sinne der Reinigung eingesetzt werden, wobei die speziellen Bindungseigenschaften
des erfindungsgemäßen Proteins
genutzt werden.
Als
Körperflüssigkeiten
im Sinne der Erfindung werden alle vom Körper eines Säugers, einschließlich Mensch,
stammenden Flüssigkeiten
verstanden, insbesondere solche in denen Krankheitserreger vorkommen können, wie
z. B. Blut, Urin, Liquor, Pleural-, Perikardial-, Peritoneal- sowie
Synovialflüssigkeit.
Die auf humanes Blut bezogene Beschreibung der Erfindung stellt
keine Einschränkung
sondern nur eine beispielhafte Anwendung dar.
Unter
bakteriellen Erregern werden vorzugsweise Erreger einer Sepsis,
aber auch alle anderen bakteriellen Erreger von Infektionen verstanden.
Sie können
sich dabei von kommensalen Erregern unterscheiden, die zur normalen
Besiedlung des Organismus gerechnet werden und gelegentlich auch
in Untersuchungsproben von Patienten gefunden werden, aber keine
klinische Bedeutung haben.
Bei
der Isolierung der Gesamt-DNA aus infizierten Körperflüssigkeiten kann das Verhältnis Wirts-DNA zur
Erreger-DNA oft nur 1:10 bis 1:10–8 oder
sogar noch weniger betragen. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht durch
die spezifische Bindung prokaryonter DNA an das erfindungsgemäße Protein
eine Anreicherung um 1 Potenzeinheit und mehr.
Das
erfindungsgemäße Protein
kann direkt oder indirekt an den Träger gekoppelt sein. Die Art
der Kopplung hängt
von dem Träger
und dem Trägermaterial
ab. Als Träger
kommen dabei insbesondere Membranen, Mikropartikel und Harze oder ähnliche
Materialien für
Affinitätsmatrices
in Frage. Geeignete Materialien zur Anbindung des erfindungsgemäßen Proteins,
sowie – abhängig von
der Art des Materials – die
Durchführung
der Anbindung, sind dem Fachmann hinlänglich bekannt. Für die indirekte
Kopplung eignen sich beispielsweise spezifische Antikörper gegen
das erfindungsgemäße Protein
oder das Polypeptid, die ihrerseits durch bekannte Verfahren an
den Träger
gebunden sind.
Eine
Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht in der Anreicherung prokaryonter DNA. Eine weitere Anwendung
besteht in der Trennung von prokaryonter DNA aus einem Gemisch eukaryonter
und prokaryonter DNA durch die Bindung der prokaryonten DNA an das
erfindungsgemäße Protein,
welches z.B. an eine Matrix immobilisiert wurde. Das Gemisch aus
körpereigner
und prokaryonter DNA wird mittels geeigneter Verfahren mit der Affinitätsmatrix
in Verbindung gebracht, und dabei wird die prokaryonte DNA an das immobilisierte
erfindungsgemäße Protein
gebunden; die eukaryonte DNA durchläuft zum Beispiel eine Trennsäule und
kann separat gesammelt werden. Affinitätsmatrices können beispielsweise
polymere Polysaccharide, wie Agarosen, andere Biopolymere, synthetische
Polymere, oder Träger
mit Silikat-Grundgerüst,
wie poröse
Gläser
oder sonstige feste oder flexible Träger, sein, an welchen das erfindungsgemäße DNA-bindende Protein
immobilisiert wird. Nach erfolgter Trennung prokaryonter von eukaryonter
DNA wird die Affinitätsmatrix mit
einem geeigneten Reagenz gespült,
so daß entweder
das Bindungsprotein mit der gekoppelten prokaryonten DNA von der
Matrix und/oder die prokaryonte DNA von dem Bindungsprotein getrennt
wird und für
weitere Arbeitsschritte in ausreichender Menge zur Verfügung steht.
Eine
weitere Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht in der
Trennung und Anreicherung prokaryonter DNA von eukaryonter DNA durch
Bindung der prokaryonten DNA an das erfindungsgemäße Protein
welches an Mikropartikeln immobilisiert wurde. Hierbei kommen alle
Mikropartikel in Frage, die eine Immobilisierung des DNA-bindenden
erfindungsgemäßen Proteins
ermöglichen.
Solche Mikropartikel können aus
Latex, Kunststoff (z. B. Styropor, Polymer), Metall oder ferromagnetischen
Stoffen bestehen. Weiterhin können
auch fluoreszierende Mikropartikel, wie sie beispielsweise von der
Firma Luminex angeboten werden, verwendet werden. Nachdem die prokaryonte
DNA an die an Mikropartikel immobilisierten erfindungsgemäßen Proteine
gebunden wurde, werden die Mikropartikel mit geeigneten Methoden,
wie beispielsweise Filtration, Zentrifugation, Fällung, Sortierung über Messung
der Fluoreszensintensität
oder magnetische Verfahren, von dem Stoffgemisch getrennt. Die prokaryonte
DNA steht nach Trennung von den Mikropartikeln zur weiteren Verarbeitung
zur Verfügung.
Eine
andere Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht in der
Trennung und Anreicherung prokaryonter DNA von eukaryonter DNA durch
Bindung der prokaryonten DNA an das erfindungsgemäße Protein,
welches anschließend
durch Elektrophorese von übrigen
Bestandteilen des Gemisches getrennt wird.
Eine
weitere Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht in der
Trennung und Anreicherung prokaryonter DNA von eukaryonter DNA durch
Bindung der prokaryonten DNA an das erfindungsgemäße Protein,
wobei das erfindungsgemäße Protein
anschließend
an entsprechende Antikörper
gebunden wird. Die Antikörper
können
an feste oder flexible Substrate, z. B. Glas, Kunststoffe, Silizium,
Mikropartikel, Membranen gebunden sein, oder sich in Lösung befinden.
Nach Bindung der prokaryonten DNA an das erfindungsgemäße Protein
und dessen Bindung an den spezifischen Antikörper erfolgt die Trennung aus
dem Stoffgemisch mit dem Fachmann bekannten Methoden.
Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann auch zur Reinigung von Körperflüssigkeiten
von prokaryonter DNA eingesetzt werden. Hierbei ist es zweckmäßig, daß die Separation
extrakorporal unter sterilen Bedingungen erfolgt, damit die Körperflüssigkeiten
wieder in den Körper
zurückgeführt werden
können,
so daß das
körpereigene
Immunsystem bei der Beseitigung von Infektionen unterstützt wird,
indem die sich in den Körperflüssigkeiten
befindende prokaryonte DNA entfernt wird.
Bei
der extrakorporalen Entfernung der prokaryonten DNA aus Körperflüssigkeiten
kommen alle geeigneten chemischen, mechanischen oder elektrochemischen
Verfahren in Betracht. Weiterhin stellt auch die Kombination mit
anderen extrakorporalen Verfahren, wie Hämoperfusion, Herz-Lungen-Maschine
oder Endotoxin-Adsorber, eine weitere zweckmäßige Anwendung dar.
Das
erfindungsgemäße Protein
kann auch zur Detektion prokaryonter DNA eingesetzt werden. Hierbei schließt sich
nach der Anreicherung der prokaryonten DNA ein Schritt zur Amplifikation
der prokaryonten DNA an, wozu sich alle gängigen Amplifikationsmethoden
eignen (PCR, LCR, LM-PCR etc.).
Die
Erfindung betrifft darüber
hinaus einen Kit zur Anreicherung prokaryonter DNA mittels eines
der vorstehend beschriebenen Verfahren, in dem zumindest das erfindungsgemäße Protein
gegebenenfalls zusammen mit weiteren geeigneten Reagenzien zur Verfahrensdurchführung enthalten
sind.
Der
Kit kann neben dem erfindungsgemäßen Protein
mindestens ein Set von Primern, welche zur Amplifikation genomischer
DNA bestimmter Prokaryonten unter Standardbedingungen geeignet sind,
enthalten.
Das
erfindungsgemäße Verfahren,
insbesondere mit den vorstehend beschriebenen Ausführungsformen
hat den Vorteil, daß durch
spezifische Bindung nicht-methylierter CpG-motiv-reicher prokaryonter DNA an Proteine
mit spezifischer Affinität
für solche
Strukturen eine Konzentrierung prokaryonter DNA aus der Gesamt-DNA
eines infizierten Wirts gelingt und damit die Nachweisempfindlichkeit
für Verfahren
zum Nachweis von Erreger-DNA in Körperflüssigkeiten stark erhöht wird.
Die
Abtrennungsmöglichkeiten
prokaryonter DNA von eukaryonter DNA mit einem spezifisch bindenden
Protein sind nicht zeitaufwendiger als bekannte Methoden zur Isolierung
von Gesamt-DNA. Der nachfolgende DNA-Nachweis kann über eine
PCR-Reaktion erfolgen. Eine nested PCR wird in den meisten Fällen nicht
notwendig sein, so daß eine
beträchtliche
Zeitersparnis in der Diagnostik möglich wird.
Bereits
vorstehend wurde angesprochen, das erfindungsgemäße Protein zur Abreicherung
prokaryontischer DNA in physiologischen Körperflüssigkeiten einzusetzen. Abreicherung
im Sinne der vorliegenden Erfindung bedeutet dabei, daß die Menge
der prokaryontischen DNA verringert wird. Diese Möglichkeit
zur Verringerung der prokaryontischen DNA ermöglicht es auch, die erfindungsgemäßen Proteine
in der Umwelttechnik, der Abwasserwirtschaft und der Klimatechnik
einzusetzen.
Die
Erfindung wird nachfolgend anhand der Beispiele erläutert, ohne
sie aber darauf einzuschränken.