-
Die
Erfindung bezieht sich auf eine Überlagerungslenkung
für ein
Kraftfahrzeug, umfassend ein zwischen einem Lenkrad und einem Lenkgetriebe eingegliedertes
Umlaufgetriebe sowie einen an dem Umlaufgetriebe angreifenden Hilfsantrieb,
mit dem einem fahrerseitig eingebrachten Lenkwinkel ein weiterer
Lenkwinkel überlagerbar
ist.
-
Eine
derartige Überlagerungslenkung
ist beispielsweise aus der WO 03/099630 A1 bekannt. Im Unterschied
zu klassischen Lenksystemen mit Servounterstützung und herkömmlichen
elektromechanischen Lenkungen weisen Überlagerungslenkungen durch
das zwischen Lenkrad und Lenkgetriebe eingekoppelte Umlaufgetriebe
einen zusätzlichen Freiheitsgrad
auf. Dadurch lässt
sich mit dem Hilfsantrieb der vom Fahrer vorgegebene Lenkwinkel
durch einen Zusatzlenkwinkel beeinflussen.
-
Bei
der aus der WO 03/099630 A1 bekannten Überlagerungslenkung weist das
Umlaufgetriebe bzw. Planetengetriebe zwei Sonnenräder and
der Eingangs- und Ausgangsseite sowie drei Doppelplanetenräder auf,
die an einem Träger
oder Käfig
gelagert sind. Die Übersetzung
der Fahrzeuglenkung setzt sich aus den Übersetzungen des Umlaufgetriebes
und des Lenkgetriebes zusammen. Um die Übersetzung der Lenkung zu verändern, wird
ein Bauteil des Umlaufgetriebes, nämlich der Träger über einen Elektromotor
zusätzlich
angetrieben. Die Anbindung des Elektromotors an das Umlaufgetriebe
erfolgt mit einem selbsthemmenden Getriebe, z.B. einem Schnecken- oder Schraubgetriebe
oder einem nicht-selbsthemmenden Getriebe, wie beispielsweise einem
Zugmittel- oder Zahnradgetriebe.
-
Über die
Ansteuerung des Elektromotors lässt
sich das Lenkverhalten eines Kraftfahrzeugs beeinflussen. Dies wird
beispielsweise in der
EP
1 253 062 A2 beschrieben.
-
In
Betriebszuständen,
in denen der Elektromotor ausgeschaltet ist, wird durch Fixierung
des Trägers
gegenüber
dem Fahrzeugaufbau die Standübersetzung
des Umlaufgetriebes realisiert. Dadurch wird sichergestellt, dass
das Fahrzeug auch bei einem Stromausfall am Elektromotor lenkbar
bleibt.
-
Die
Erfindung geht von einer Überlagerungslenkung
der eingangs genannten Art aus und zielt darauf ab, diese im Hinblick
auf die Implementierung von Querassistenzsystemen wie z.B. einer
Einparkassistenz zu verbessern.
-
Diese
Aufgabe wird durch eine Überlagerungslenkung
gemäß Patentanspruch
1 gelöst.
Die erfindungsgemäße Überlagerungslenkung
zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass eine Sperreinrichtung
vorgesehen ist, die das Umlaufgetriebe zwischen dessen lenkradseitigem
Eingang und dessen lenkgetriebeseitigem Ausgang blockiert, so dass
dieses ein Lenkmoment als starre Einheit überträgt, und dass in der blockierten
Stellung mittels des Hilfsantriebs über das Umlaufgetriebe ein
Moment zur Unterstützung
der Lenkung einbringbar ist.
-
Auf
diese Weise kann der bei einer Überlagerungslenkung
vorhandene Hilfsantrieb wie bei einer herkömmlichen elektromechanischen
Lenkung eingesetzt werden, um ein zusätzliches Lenkmoment aufzubringen,
ohne dass sich dies auf den vom Fahrer vorgegebenen Lenkwinkel auswirkt.
Durch die Blockierung des Umlaufgetriebes wirkt dieses zwischen
seinem Eingang und seinem Ausgang als starrer Körper.
-
Damit
lassen sich insbesondere bei schweren Fahrzeugen, bei denen aufgrund
des Leistungsbedarfs keine elektromechanische Lenkung vorgesehen
werden kann, dennoch Funktionalitäten wie Querassistenzsysteme
realisieren, für
die eine Leistungseinkopplung des Hilfsantriebs über das Umlaufgetriebe im Verbund
mit einem Zusatzlenkwinkel nicht ausreichend wäre.
-
Weitere,
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Patentansprüchen angegeben.
-
Gemäß einer
ersten, vorteilhaften Ausgestaltung wird das Umlaufgetriebe mit
einem eingangsseitigen Rad und einem ausgangseitigen Rad ausgeführt, die über eine
an einem Träger
gelagerte Planetenradstufe miteinander gekoppelt sind. In diesem Fall
greift der Hilfsantrieb an dem Träger des Umlaufgetriebes an.
Die Getrieberäder
können
wie im obengenannten Stand der Technik WO 03/099630 A1 konfiguriert
sein. Jedoch ist die Erfindung nicht auf ein derartig konfiguriertes
Umlauf- bzw. Differenzialgetriebe beschränkt. Vielmehr können auch
andere Getriebetypen zum Einsatz kommen, deren Laufgrad 2 beträgt.
-
Das
Blockieren des Getriebes kann in beliebiger Art und Weise erfolgen,
solange eine Drehmomentübertragung
vom Lenkrad zum Lenkgetriebe gewährleistet
bleibt. Dies lässt
sich beispielsweise dadurch realisieren, dass die Sperreinrichtung
mindestens ein Getrieberad des Umlaufgetriebes gegenüber dem
Träger
festlegt.
-
In
weiterer, vorteilhafter Ausgestaltung kann die Sperreinrichtung
eine Kupplung und/oder eine Sperrklinke umfassen, mit der die Planetenradstufe gegenüber dem
Träger
arretierbar ist.
-
Dazu
kann die Sperrklinke so ausgeführt werden,
dass diese bei einer Betätigung
radial mit einem Planetenrad in Eingriff gelangt.
-
Es
ist jedoch auch möglich,
eine Kupplung bzw. Bremse vorzusehen, mit der eine Planetenradwelle
an dem Träger
arretiert wird.
-
Gemäß einer
weiteren, vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann die Sperreinrichtung auch
eine an der Eingangsseite des Umlaufgetriebes angeordnete Kupplung
umfassen, mit der sich eine Eingangswelle gegenüber dem Umlaufgetriebe, insbesondere
dem Träger
oder dem Ausgangsrad, bremsen oder festlegen lässt.
-
Eine
entsprechende Kupplung kann auch an der Ausgangsseite des Umlaufgetriebes
angeordnete werden, um eine Ausgangswelle gegenüber dem Umlaufgetriebe, insbesondere
dem Träger
oder dem Eingangsrad, zu arretieren.
-
Gemäß einer
weiteren, vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist der Träger als
ein die Getrieberäder
umgebendes Gehäuse
ausgebildet, in das die Sperreinrichtung, insbesondere eine Sperrklinke
oder Kupplung, integriert ist.
-
Um
die Lenkbarkeit des Fahrzeugs auch bei einem Ausfall des Hilfsantriebs
oder der Sperreinrichtung zu gewährleisten,
wird vorgesehen, dass die Sperreinrichtung im stromlosen Zustand
offen ist. Hierdurch steht in einem solchen Fall die Standübersetzungen
des Umlaufgetriebes zur Verfügung.
-
Nachfolgend
wird die Erfindung anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Die
Zeichnung zeigt in:
-
1 eine
schematische Schnittansicht eines Umlaufgetriebes mit einem Hilfsantrieb
einer Überlagerungslenkung
nach einem ersten Ausführungsbeispiel
der Erfindung,
-
2 eine
schematische Schnittansicht eines Umlaufgetriebes und Hilfsantriebs
einer Überlagerungslenkung
nach einem zweiten Ausführungsbeispiel
der Erfindung,
-
3 eine
schematische Schnittansicht eines Umlaufgetriebes und Hilfsantriebs
einer Überlagerungslenkung
nach einem dritten Ausführungsbeispiel
der Erfindung, und in
-
4 eine
schematische Darstellung einer Überlagerungslenkung
nach der Erfindung.
-
Die
Ausführungsbeispiele
beziehen sich auf eine Überlagerungslenkung
für ein
Personenkraftfahrzeug, wie sie in 4 schematisch
dargestellt ist. Diese umfasst Lenkrad 1, das mit einem
Lenkgetriebe 2 über
eine Lenksäule 3 verbunden
ist. Ein vom Fahrer am Lenkrad 1 eingebrachter Lenkbefehl
wird über
die Lenksäule 3 und
das Lenkgetriebe 2, das hier beispielhaft als Zahnstangenlenkung
ausgeführt ist, über Spurstangen 4 an
die Fahrzeugräder 5 übertragen.
-
Weiterhin
ist in die Lenksäule 3 ein
Umlaufgetriebe 6 eingegliedert, das den fahrerseitig eingebrachten
Lenkbefehl überträgt. An dem
Umlaufgetriebe 6 greift ein Hilfsantrieb 7 an,
mit dem dem fahrerseitig eingebrachten Lenkwinkel unter Maßgabe einer
nicht näher
dargestellten Ansteuerung ein weiterer Lenkwinkel überlagert
werden kann. Das zugehörige
Moment wird entsprechend der Übersetzung des
Umlaufgetriebes 6 vom Fahrer am Lenkrad 1 abgestützt.
-
Das
Umlaufgetriebe 6 sowie der Hilfsantrieb 7 sind
in den 1 bis 3 in unterschiedlichen Ausgestaltungen
näher dargestellt.
In jedem Fall ist eine Sperreinrichtung vorgesehen, die das Umlaufgetriebe 6 zwischen
dessen lenkradseitigen Eingang und dessen lenkgetriebeseitigen Ausgang
blockiert. Im derart blockierten Zustand bildet das Umlaufgetriebe 6 eine
starre Einheit, die ein Lenkmoment vom Lenkrad 1 zum Lenkgetriebe 2 direkt überträgt. Mittels
des Hilfsantriebs 7 kann hierbei über das Umlaufgetriebe 6 zusätzlich ein
Moment zur Unterstützung des
Fahrers eingebracht werden. Damit lässt sich in diesem Zustand
das Verhalten einer klassischen elektromechanischen Lenkung realisieren,
die das Überlagern
eines zusätzlichen
Hilfslenkmoments erlaubt. Hierdurch werden am Fahrzeug Querassistenzsysteme
wie z.B. eine Einparkassistenz darstellbar.
-
Vorzugsweise
ist die Sperreinrichtung so gestaltet, dass diese im stromlosen
Zustand offen ist. Dies gewährleistet,
dass bei einem Ausfall derselben oder des Hilfsantriebs 7 das
Umlaufgetriebe 6 mit seiner vorgesehenen Übersetzung
arbeitet, so dass sich für
den Fahrer kein überraschendes
Lenkverhalten oder gar eine vollständige Blockierung der Lenkung
einstellt.
-
1 zeigt
ein erstes Ausführungsbeispiel, in
dem die in vom Lenkrad 1 in das Umlaufgetriebe 6 führende Eingangswelle
mit dem Bezugszeichen 8 und die von dem Umlaufgetriebe 6 zu
dem Lenkgetriebe 2 führende
Ausgangswelle mit dem Bezugszeichen 9 gekennzeichnet ist.
-
Das
Umlaufgetriebe 6 umfasst ein mit der Eingangswelle 8 verbundenes
Eingangrad 10 sowie ein mit der Ausgangswelle 9 verbundenes
Ausgangsrad 11. Diese beiden Sonnenräder 10 und 11 sind über eine
Planetenstufe 12 mit einander gekoppelt. Dabei kämmt ein
erstes Planetenrad 13 mit dem Eingangsrad 10 und
ein zweites Planetenrad 14 mit dem Ausgangsrad 9.
Beide Planetenräder 13 und 14 sitzen
auf einer gemeinsamen Welle 15. Diese Welle 15 ist
wiederum an einem Träger 16 drehbar
gelagert.
-
Der
Träger 16 ist
hier gleichzeitig als Gehäuse
ausgeführt,
das die Getrieberäder 10, 11, 13 und 14 umgibt.
Solange der Träger 16 gegenüber dem Fahrzeugaufbau
feststeht, stellt sich zwischen der Eingangswelle 8 und
der Ausgangswelle 9 die Standübersetzung des Umlaufgetriebes 6 ein.
-
Im
Betrieb der Überlagerungslenkung
wird jedoch im Zusammenhang mit einem Lenkbefehl des Fahrers und/oder
eines automatischen Lenkeingriffs mittels des Hilfsantriebs 7 der
Träger 16 gegenüber dem
Fahrzeugaufbau verdreht, d. h. ein zusätzlicher Lenkwinkel in den
Träger 16 eingebracht
und damit dem vom Fahrer aufgebrachten Lenkwinkel überlagert.
Aufgrund der Kinematik des Umlaufgetriebes 6 werden diese
Lenkwinkel summiert.
-
Der
Hilfsantrieb 7 kann beispielsweise wie in der WO 03/099630
A1 ausgebildet werden. Im vorliegenden Falle ist beispielhaft ein
Elektromotor 17 mit einem Schneckengetriebe 18 dargestellt,
wobei letzteres mit einer Außenverzahnung 19 an
dem Träger 16 kämmt.
-
Zur
Bewerkstelligung der Blockierung des Umlaufgetriebes 6 ist
bei dem ersten Ausführungsbeispiel
als Sperreinrichtung eine Sperrklinke 20 vorgesehen, mit
der sich eines der Planetenräder 13 bzw. 14 gegenüber dem
Träger 16 arretieren
lässt. Wie 1 beispielhaft
zeigt, ist die Sperrklinke 20 an dem Träger 16 gelagert und
durch eine nicht näher dargestellte
Betätigungseinrichtung
radial verschiebbar, so dass die Sperrklinke 20 in Eingriff
mit den Zähnen
eines Planetenrads 13 bzw. 14 gebracht werden
kann. Wird so ein Laufgrad des Umlaufgetriebes 6 aufgehoben,
so sind die Eingangswelle 8 und die Ausgangswelle 9 mechanisch
kurzgeschlossen. Mit dem Hilfsantrieb 7 ist in diesem Fall
eine Lenkmomentunterstützung
möglich.
Das Überlagerungsprinzip
ist hierbei ausgeschaltet. Vielmehr arbeitet die Lenkung in diesem
Fall in einem Modus, der einer elektromechnischen Lenkung entspricht.
-
Ein
zweites Ausführungsbeispiel
zur Bewerkstelligung der Blockierung des Umlaufgetriebes 6 ist
in 2 gezeigt. Das in 2 dargestellte
Getriebe entspricht in bezug auf die Überlagerungsfunktion dem Umlaufgetriebe 6 nach 1.
Anstelle einer Arretierung der Planetenträger 13 und 14 mittels
einer Sperrklinke 20 wird nunmehr die Planetenradwelle 15 mittels
einer Kupplung 21 gebremst oder auch vollständig gesperrt.
Die Kupplung 21 ist dabei in das von dem Träger 16 gebildete
Gehäuse
integriert.
-
Prinzipiell
kann die Blockierung des Umlaufgetriebes 6 jedoch durch
Arretierung eines beliebigen Getrieberads 10, 11, 13, 14 gegenüber dem
Träger 16,
oder, noch allgemeiner ausgedrückt,
durch eine Verringerung des Laufgrades des Getriebes erfolgen, wobei
die aus Getriebe 6 sowie Eingangs- und Ausgangswelle 8 und 9 gebildete
Einheit gegenüber
dem Fahrzeugaufbau drehbar bleibt.
-
Eine
weitere Möglichkeit
zum Blockieren des Umlaufgetriebes 6 ist in 3 dargestellt.
Dieses Ausführungsbeispiel
unterscheidet sich von den in den 1 und 2 gezeigten
Ausführungsbeispielen
lediglich durch die Sperreinrichtung.
-
Letztere
umfasst bei dem dritten Ausführungsbeispiel
eine an der Eingangsseite des Umlaufgetriebes 6 angeordnete
Kupplung 22, mit der die Eingangswelle 8 gegenüber dem
Umlaufgetriebe 6, d. h. hier dem Träger 16 arretierbar
ist. Alternativ oder ergänzend kann
in gleicher Art und Weise auch die Ausgangswelle 9 gegenüber dem
Träger 16 mittels einer
Kupplung 23 arretiert werden.
-
Die
Kupplungen 22 bzw. 23 lassen sich auch mit Sperreinrichtungen
nach den zuvor erläuterten Ausführungsbeispielen
kombinieren.
-
In
sämtlichen
Fällen
wird mittels der Sperreinrichtung die Funktionalität einer
konventionellen Überlagerungslenkung
erhöht.
Insbesondere lässt sich
hierdurch bei einer Überlagerungslenkung gleichzeitig
die Funktionalität
einer elektromechanischen Lenkung darstellen. Dies schafft Raum
für unterschiedliche
Anwendungen wie Assistenzsysteme, bei denen ein Zusatzwinkel allein
nicht ausreichend ist, sondern vielmehr ein hohes Zusatzlenkmoment benötigt wird.
-
Die
Erfindung ist jedoch nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele
beschränkt,
sondern umfasst vielmehr alle durch die Patentansprüche definierten
Ausgestaltungen.
-
- 1
- Lenkrad
- 2
- Lenkgetriebe
- 3
- Lenksäule
- 4
- Spurstange
- 5
- Rad
- 6
- Umlaufgetriebe
- 7
- Hilfsantrieb
- 8
- Eingangswelle
- 9
- Ausgangwelle
- 10
- Eingangsrad
- 11
- Ausgangsrad
- 12
- Planetenstufe
- 13
- Planetenrad
- 14
- Planetenrad
- 15
- Planetenradwelle
- 16
- Träger
- 17
- Elektromotor
- 18
- Schnecke
- 19
- Außenverzahnung
- 20
- Sperrklinke
- 21
- Kupplung
- 22
- Kupplung
- 23
- Kupplung