Die Erfindung betrifft ein Einstärken-Brillenglas zur Augenkorrektion und insbe
sondere ein astigmatisches Brillenglas, das eine zylindrische Wirkung zur Korrek
tion des Augenastigmatismus hat.
Ein astigmatisches Brillenglas hat eine zylindrische Wirkung oder Brechkraft zur
Korrektion des Augenastigmatismus. Bei einem herkömmlichen astigmatischen
Brillenglas ist die Vorderfläche, d. h. die objektseitige Fläche, eine sphärische
Fläche oder eine rotationssymmetrische, asphärische Fläche. Die Rückfläche, d. h.
die augenseitige Fläche, wird zu einer torischen Fläche bearbeitet, so dass sie
unterschiedliche Brechkräfte in zwei orthogonalen Richtungen in einer zur opti
schen Achse senkrechten Ebene hat, wodurch der Astigmatismus korrigiert wird.
Da bei diesem herkömmlichen astigmatischen Glas die rotationsasymmetrische
Komponente für die zusätzliche zylindrische Brechkraft durch die torische Fläche
bereitgestellt wird, ergibt sich eine gute Abbildungsleistung in den Richtungen
eines ersten Hauptmeridians, längs dessen minimale Flächenbrechkraft vorhan
den ist, und eines zweiten Hauptmeridians, längs dessen maximale Flächen
brechkraft vorhanden ist, während in anderen Richtungen zwischen dem ersten
und dem zweiten Hauptmeridian keine ausreichende Abbildungsleistung erreicht
werden kann.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein astigmatisches Brillenglas anzugeben, das auch
dann eine ausreichende Abbildungsleistung in beliebigen Richtungen hat, wenn
es zur Korrektion des Augenastigmatismus mit einer zylindrischen Brechkraft
versehen ist.
Die Erfindung löst diese Aufgabe durch die Gegenstände der unabhängigen
Ansprüche. Vorteilhafte Weiterbildungen sind jeweils in den Unteransprüchen
angegeben.
Das erfindungsgemäße astigmatische Einstärken-Brillenglas mit zylindrischer
Wirkung oder Brechkraft zur Korrektion des Augenastigmatismus hat eine Vorder
fläche und eine Rückfläche. Mindestens eine dieser beiden Flächen ist eine
rotationsasymmetrische, asphärische Fläche, die eine rotationsasymmetrische
Komponente hat, um in den Richtungen zwischen erstem und zweitem Hauptme
ridian der rotationsasymmetrischen Fläche die Aberrationen zu korrigieren, die
durch die zusätzliche zylindrische Brechkraft verursacht werden.
Da bei diesem Aufbau mindestens eine der beiden Flächen rotationsasymme
trisch ist, können die Aberrationen korrigiert werden, die durch das Hinzufügen der
zylindrischen Brechkraft verursacht werden.
Die rotationsasymmetrische Fläche enthält in einer vorteilhaften Weiterbildung
eine weitere rotationsasymmetrische Komponente, um zur Korrektion des Auge
nastigmatismus die zylindrische Wirkung bereitzustellen.
Hat die eine Fläche zwei rotationsasymmetrische Komponenten, so kann die
andere Fläche als rotationssymmetrische Fläche, vorzugsweise als sphärische
Fläche ausgebildet sein.
Um auf verschiedene Kombinationen aus sphärischer Wirkung, zylindrischer
Wirkung und Zylinderachsenrichtung reagieren zu können, ist es wünschenswert,
vorbearbeitete Linsenrohlinge, deren Vorderflächen endbearbeitet sind, zu bevor
raten und die Rückfläche eines ausgewählten Linsenrohlings entsprechend der
Kundenspezifikation zu bearbeiten, um so die Lieferzeiten zu verkürzen.
Die Erfindung kann auch wie folgt definiert werden. Wird eine Durchbiegung z(h,
θ) der rotationsasymmetrischen Fläche in einem Punkt: (h, θ) bezüglich einer x-y-
Ebene bei festgehaltenem Abstand h als Funktion des Winkels θ ausgedrückt, so
hat die durch diese Funktion festgelegte Kurve für alle
Abstände h im Bereich von 10 ≦ h ≦ 20 nahe ihrem lokalen Maximum einen grö
ßeren Gradienten und nahe ihrem lokalen Minimum einen kleineren Gradienten
als die Kurve, die sich durch Interpolation mit einer Sinuskurve ergibt.
Die z-Achse steht in einem Fassungsreferenzpunkt, der den Ursprung des x-y-z-
Koordinatensystems bildet und bei an einer Fassung angebrachtem Brillenglas mit
der Pupillenposition des Benutzers zusammenfällt, senkrecht auf der rotati
onsasymmetrischen Fläche.
Die x-Achse fällt mit einem ersten Hauptmeridian der rotationsasymmetrischen
Fläche zusammen, längs dessen die Flächenbrechkraft minimal ist.
Die y-Achse fällt mit einem zweiten Hauptmeridian der rotationsasymmetrischen
Fläche zusammen, längs dessen die Flächenbrechkraft maximal ist.
Mit h ist der Abstand vom Ursprung in der x-y-Ebene und mit θ der Winkel der
durch den Ursprung und den Punkt (h, θ) verlaufenden Linie bezüglich der x-
Achse in der x-y-Ebene bezeichnet.
Gemäß einer anderen Definition ist die Erfindung dadurch gekennzeichnet, dass
für alle Abstände h im Bereich 10 ≦ h ≦ 20 folgende Bedingung (1) erfüllt ist:
z(h,45) < {f(h) + g(h)}/2 (1)
worin
f(h) die Durchbiegung z(h, 0) auf der x-Achse und
g(h) die Durchbiegung z(h, 90) auf der y-Achse ist.
Ist das Brillenglas eine Negativlinse, so ist vorteilhaft folgende Bedingung (2) für
alle Abstände h im Bereich 10 ≦ h ≦ 20 erfüllt:
-0,00010 < [z(h,45) - {f(h) + g(h)}/2]/[{f(h) - g(h)}xhxCYL] < -0,00008 (2)
worin
CYL die zylindrische Wirkung in Dioptrien ist.
Die Erfindung wird im Folgenden an Hand der Figuren näher erläutert. Darin
zeigen:
Fig. 1 eine seitliche Schnittansicht eines Brillenglases nach der Erfindung,
Fig. 2 eine Vorderansicht des in Fig. 1 gezeigten Brillenglases,
Fig. 3 einen Graphen, der die Durchbiegung der Rückfläche des in Fig. 1
gezeigten Glases als Funktion des Winkels angibt,
Fig. 4 einen Graphen mit berechneten, auf Bedingung (1) bezogenen
Ergebnissen für das Brillenglas gemäß einem ersten Ausführungs
beispiel,
Fig. 5 einen Graphen mit berechneten, auf Bedingung (2) bezogenen
Ergebnissen für das Brillenglas gemäß erstem Ausführungsbeispiel,
Fig. 6 einen dreidimensionalen Graphen mit dem mittleren Brechkraftfehler
des Brillenglases gemäß erstem Ausführungsbeispiel,
Fig. 7 einen dreidimensionalen Graphen mit dem Astigmatismus des
Brillenglases gemäß erstem Ausführungsbeispiel,
Fig. 8 eine zweidimensionale Verteilungskarte des Astigmatismus des
Brillenglases gemäß erstem Ausführungsbeispiel,
Fig. 9 einen dreidimensionalen Graphen mit dem mittleren Brechkraftfehler
des Brillenglases gemäß einem ersten Vergleichsbeispiel,
Fig. 10 einen dreidimensionalen Graphen mit dem Astigmatismus des
Brillenglases gemäß erstem Vergleichsbeispiel,
Fig. 11 eine zweidimensionale Verteilungskarte mit dem Astigmatismus des
Brillenglases gemäß erstem Vergleichsbeispiel,
Fig. 12 einen Graphen mit berechneten, auf Bedingung (1) bezogenen
Ergebnissen für das Brillenglas gemäß einem zweiten Ausführungs
beispiel,
Fig. 13 einen Graphen mit berechneten, auf Bedingung (2) bezogenen
Ergebnissen für das Brillenglas gemäß zweitem Ausführungsbei
spiel,
Fig. 14 einen dreidimensionalen Graphen mit denn mittleren Brechkraftfehler
des Brillenglases gemäß zweitem Ausführungsbeispiel,
Fig. 15 einen dreidimensionalen Graphen mit dem Astigmatismus des
Brillenglases gemäß zweitem Ausführungsbeispiel,
Fig. 16 eine zweidimensionale Verteilungskarte mit dem Astigmatismus des
Brillenglases gemäß zweitem Ausführungsbeispiel,
Fig. 17 einen dreidimensionalen Graphen mit dem mittleren Brechkraftfehler
des Brillenglases gemäß einem zweiten Vergleichsbeispiel,
Fig. 18 einen dreidimensionalen Graphen mit dem Astigmatismus des
Brillenglases gemäß zweitem Vergleichsbeispiel, und
Fig. 19 eine zweidimensionale Verteilungskarte mit dem Astigmatismus des
Brillenglases gemäß zweitem Vergleichsbeispiel.
Im Folgenden wird ein Einstärken-Brillenglas nach der Erfindung beschrieben.
Zunächst wird der allgemeine Aufbau unter Bezugnahme auf die Fig. 1 und 2
beschrieben. Anschließend werden konkrete Beispiele erläutert. In den Fig. 1 und
2 ist ein erfindungsgemäßes Brillenglas 1 gezeigt. Fig. 1 ist eine Schnittansicht
und Fig. 2 eine Draufsicht von vorn.
Das Brillenglas 1 hat eine zylindrische Wirkung oder Brechkraft zur Korrektion des
Augenastigmatismus. Eine Vorderfläche 2 des Glases 1 ist als sphärische Fläche
und eine Rückfläche 3 als rotationsasymmetrische, asphärische Fläche ausgebil
det. An dem Brillenglas 1 ist ein Fassungsreferenzpunkt 4 so festgelegt, dass er
mit der Pupillenposition eines Auges 5 des Benutzers zusammenfällt, wenn das
Brillenglas 1 an einer Fassung angebracht ist.
In den Figuren ist zur Festlegung der Rückfläche 3 ein x-y-z-Koordinatensystem
definiert, dessen Ursprung mit dem Fassungsreferenzpunkt 4 zusammenfällt. Die
z-Achse verläuft in dem Fassungsreferenzpunkt 4 normal zur Rückfläche 3. Die x-
und die y-Achse schneiden sich unter einem rechten Winkel in einer zur z-Achse
senkrechten Ebene. Die x-Achse fällt mit einem ersten Hauptmeridian zusammen,
längs dessen die Flächenbrechkraft minimal ist. Die y-Achse fällt mit einem zwei
ten Hauptmeridian zusammen, längs dessen die Flächenbrechkraft maximal ist.
Die Rückfläche 3 hat eine erste rotationsasymmetrische Komponente, um für die
Korrektion des Augenastigmatismus zusätzlich die zylindrische Wirkung bereitzu
stellen, sowie eine zweite rotationsasymmetrische Komponente, um die durch die
zusätzliche Bereitstellung der zylindrischen Wirkung verursachte Aberration zu
korrigieren. Die vorstehend genannte zweite Komponente korrigiert eine Aberrati
on in einer Richtung, die zwischen der Richtung des ersten Hauptmeridians (x-
Achse) und der des zweiten Hauptmeridians (y-Achse) liegt. Da die Rückfläche 3
zwei rotationsasymmetrische Komponenten hat, ist es nicht erforderlich, dass die
Vorderfläche 2 eine komplizierte Form hat. Die Vorderfläche 2 kann also sphä
risch ausgebildet sein. Dies erleichtert die Fertigung eines vorbearbeiteten Linsen
rohlings, dessen Vorderfläche im Vorfeld endbearbeitet wird.
Wie in Fig. 2 gezeigt, ist eine zweidimensionale Koordinate eines auf der Rückflä
che 3 liegenden Punktes durch eine Polarkoordinate (h, θ) definiert, wobei h
(Einheit: mm) der Abstand von der z-Achse zu dem Punkt in der x-y-Ebene und θ
(Einheit: Grad) der Winkel der durch den Ursprung und diesen Punkt gehenden
Linie bezüglich der x-Achse in der x-y-Ebene ist. Die Durchbiegung der Rückflä
che 3 im Punkt (h, θ) bezüglich der x-y-Ebene wirdl durch z(h, θ) ausgedrückt. Die
Durchbiegung z(h, 0) auf der x-Achse ist f(h) und die Durchbiegung z(h, 90) auf
der y-Achse g(h).
Wird die Durchbiegung z(h, θ) unter Festhalten des Abstandes h als Funktion des
Winkels θ ausgedrückt, so stellt die Änderung der Durchbiegung der Brillenglas
fläche, welche die erste rotationsasymmetrische Komponente für die zusätzliche
zylindrische Wirkung hat, eine Sinuskurve dar, wie Fig. 3 zeigt. In Fig. 3 ist die
Durchbiegung z(20, θ) des Brillenglases dargestellt, dessen sphärische Brechkraft
oder Wirkung (SPH) 6,00 Dioptrien, dessen zylindrische Brechkraft oder Wirkung
(CYL) 3,00 Dioptrien und dessen Zylinderachsenrichtung (AX) 0° beträgt. In dem
Graphen nach Fig. 3 bezeichnet die durchgezogene Linie die Daten des Bril
lenglases 1 gemäß Ausführungsbeispiel und die gestrichelte Linie Vergleichsda
ten, bei dem Punkte zwischen dem lokalen Maximum und dem lokalen Minimum
durch eine Sinuskurve interpoliert sind. Die Kurve des Brillenglases 1 gemäß
Ausführungsbeispiel hat nahe dem lokalen Maximum einen stärkeren Gradienten
als die durch die Interpolation der Sinuskurve erzeugte Kurve. In dem Graphen
nach Fig. 3 ist nur der Fall für h = 20 dargestellt. In einem Bereich von 10 ≦ h ≦ 20
ergeben sich jedoch für beliebige Abstände h ähnliche Ergebnisse. Durch den
Gradientenunterschied zwischen lokalem Maximum und lokalem Minimum können
die Aberrationen in den Richtungen zwischen dem ersten und dem zweiten
Hauptmeridian, die durch die zusätzliche zylindrische Wirkung verursacht werden,
ausreichend korrigiert werden. Der vorstehend genannte Unterschied ist durch die
zweite rotationsasymmetrische Komponente gegeben, welche die durch die
zusätzliche zylindrische Wirkung verursachte Aberration korrigiert. In Fig. 3 ist der
Unterschied zwischen der Sinuskurve und der auf das Ausführungsbeispiel bezo
genen Funktion aus Darstellungsgründen übertrieben dargestellt.
Oben erläuterter Zusammenhang drückt sich numerisch wie folgt aus. Das Bril
lenglas 1 gemäß Ausführungsbeispiel erfüllt folgende Bedingung (1) für beliebige
Abstände h im Bereich von 10 ≦ h ≦ 20.
z(h,45) < {f(h) + g(h)}/2 (1)
Ändert sich die Durchbiegung längs der Sinuskurve, so ist sie bei einem Winkel
von 45°, der den Zwischenwinkel zwischen 0°, bei dem der lokale Minimalwert f(h)
vorliegt, und 90°, bei dem der lokale Maximalwert g(h) vorliegt, darstellt, gleich
dem Mittelwert aus lokalem Maximalwert und lokalem Minimalwert. Dies gibt die
rechte Seite der Bedingung (1) an. Die Bedingung (1) sagt aus, dass die Durch
biegung z(h, 45) des Brillenglases 11 gemäß Ausführungsbeispiel kleiner als der
vorstehend genannte Mittelwert ist. Ist die Bedingung (1) erfüllt, so hat die Durch
biegungsänderung der Rückfläche 3 nahe dem lokalen Maximum einen größeren
Gradienten und nahe dem lokalen Minimum einen kleineren Gradienten als die
Kurve, die sich durch Interpolation mit der Sinuskurve ergibt.
Für das Brillenglas mit negativer sphärischer Wirkung ist für beliebige Abstände h
im Bereich von 10 ≦ h ≦ 20 folgende Bedingung (2) erfüllt:
-0,00010 < (z(h,45°) - {f(h) + g(h)}/2]/[{f(h) - g(h)}xhxCYL] < -0,00008 (2)
Je größer die zylindrische Wirkung CYL ist, desto größer ist der Unterschied
zwischen lokalem Maximalwert und lokalem Minimalwert. Die Bedingung (2) legt
fest, dass die Vergrößerung der Änderung des Unterschiedes zwischen der
Durchbiegung bei 45° und dem Mittelwert größer als die Vergrößerung der Ände
rung des Unterschiedes zwischen dem lokalen Maximalwert und dem lokalen
Minimalwert ist. Ist die Bedingung (2) erfüllt, so kann die Aberration selbst dann
ausreichend korrigiert werden, wenn das Brillenglas eine vergleichsweise große
zylindrische Wirkung hat.
Im Folgenden werden zwei erfindungsgemäße Ausführungsbeispiele des Bril
lenglases 1 beschrieben. Dabei werden die beiden Ausführungsbeispiele mit zwei
Vergleichsbeispielen verglichen. Die Änderung der Durchbiegung in Abhängigkeit
des Winkels θ stimmt in den Ausführungsbeispielen nicht mit einer Sinuskurve
überein, während dies für die Vergleichsbeispiele der Fall ist.
Erstes Ausführungsbeispiel
Das Brillenglas des ersten Ausführungsbeispiels ist ein astigmatisches Glas mit
zylindrischer Wirkung. Die Daten des ersten Ausführungsbeispiels sind in Tabelle
1 angegeben. In dieser Tabelle bezeichnet SPH die sphärische Wirkung im
Scheitel, CYL die zylindrische Wirkung, DIA den Durchmesser, CT die Mittendicke
des Glases, N den Brechungsindex und R1 den Krümrnungsradius der Vorderflä
che. Da die Rückfläche rotationsasymmetrisch ist, sind die Krümmungsradien und
die Durchbiegungen in x- und y-Richtung verschieden. R2S und R2C bezeichnen
die Krümmungsradien der Rückfläche in x-Richtung bzw. in y-Richtung. Die
Durchbiegung f(h) in x-Richtung und die Durchbiegung g(h) in y-Richtung werden
wie folgt ausgedrückt:
worin KS und KC die Kegelschnittkonstanten in x-Richtung bzw. in y-Richtung, A4S,
A6S, A8S, A10S, A12S Asphärenkoeffizienten in x-Richtung und A4C, A6C, A8C, A10C
und A12C Asphärenkoeffizienten in y-Richtung bezeichnen.
Tabelle 1 legt lediglich die Form der Rückfläche 3 in x- und in y-Richtung fest. In
Tabelle 2 sind die Durchbiegungen der Rückfläche 3 ein repräsentativen Punkten
angegeben, die zwischen dem ersten Hauptmeridian (x-Achse) und dem zweiten
Hauptmeridian (y-Achse) liegen. In Tabelle 2 sind diese Punkte über die zweidi
mensionale Koordinate, nicht die Polarkoordinate definiert. Die auf die horizontale
Achse bezogenen Zahlen 0 bis 35 stellen die Abstände vom Ursprung in Richtung
der x-Achse und die auf die vertikale Achse bezogenen Zahlen 0 bis 35 die Ab
stände vom Ursprung in Richtung der y-Achse dar.
Die Durchbiegung der Rückfläche des Brillenglases des ersten Ausführungsbei
spiels wird wie folgt festgelegt. Wird bei festem Abstand h die Durchbiegung z(h,
θ) als Funktion des Winkels θ ausgedrückt, so hat die Durchbiegungskurve in dem
ersten Ausführungsbeispiel für alle Abstände h im Bereich von 10 ≦ h ≦ 20 nahe
dem lokalen Maximum einen größeren Gradienten und nahe dem lokalen Mini
mum einen kleineren Gradienten als die Kurve, die sich aus Interpolation mit der
Sinuskurve ergibt. In Tabelle 2 sind die Durchbiegungen im Bereich von 0 ≦ θ ≦ 90
angegeben. Die Durchbiegungswerte im Bereich von 90 ≦ θ ≦ 180 sind bezüglich
der y-Achse axialsymmetrisch zu den in Tabelle 2 angegebenen Werten, und die
Durchbiegungen im Bereich von 180 ≦ θ ≦ 360 sind zu den im Bereich von 0 ≦ θ ≦
180 liegenden Werten axialsymmetrisch bezüglich der x-Achse.
Fig. 4 zeigt an Hand eines Graphen Rechenergebnisse für die Bedingung (1), die
gleich z(h,45)-{f(h)+g(h)}/2 ist, für das Brillenglas des ersten Ausführungsbeispiels
im Bereich von 0 ≦ h ≦ 35 mm. Der Graph zeigt, dass die Werte im Bereich von 10
≦ h ≦ 20 mm negativ sind. Das erste Ausführungsbeispiel erfüllt somit die Bedin
gung (1).
Fig. 5 zeigt an Hand eines Graphen Rechenergebnisse für die Bedingung (2) im
Bereich von 0 ≦ h ≦ 35 mm. Wie dieser Graph zeigt, fallen die Werte der mittleren
Terme der Bedingung (2) in den Bereich zwischen -0,00010 und -0,00008. Das
erste Ausführungsbeispiel erfüllt somit die Bedingung (2).
Die Fig. 6 und 7 zeigen an Hand dreidimensionaler Graphen die Abbildungslei
stung des ersten Ausführungsbeispiels. In Fig. 6 ist der mittlere Brechkraftfehler
und in Fig. 7 der Astigmatismus des Brillenglases dargestellt. In diesen Graphen
geben ebene Koordinaten die Abstände (Einheit: mm) einer auf der Glasfläche
liegenden Position vom Ursprung in Richtung der x-Achse bzw. der y-Achse an,
während die vertikale Achse den Aberrationswert (Einheit: Dioptrie) darstellt. Fig.
8 ist eine zweidimensionale Verteilungskarte, die den in Fig. 7 gezeigten Astigma
tismus darstellt.
Erstes Vergleichsbeispiel
Das Brillenglas des ersten Vergleichsbeispiels ist ein astigmatisches Glas, das die
gleiche Spezifikation (SPH und CYL) wie das erste Ausführungsbeispiel hat. In
Tabelle 3 ist durch die Durchbiegungsverteilung der Rückfläche des ersten Ver
gleichsbeispiels angegeben.
Wird bei festem Abstand h die Durchbiegung z(h, θ) als Funktion des Winkels θ
ausgedrückt, so werden die Durchbiegungen in den Punkten zwischen lokalem
Maximum und lokalem Minimum mit einer Sinuskurve interpoliert. Dadurch unter
scheidet sich das erste Ausführungsbeispiel von dem ersten Vergleichsbeispiel.
Das erste Vergleichsbeispiel erfüllt die Bedingung (1) nicht, da der Wert z(h,45)-
{f(h)+g(h)}/2 gleich 0 ist. Ferner erfüllt es auch nicht die Bedingung (2), da der
Wert des mittleren Terms der Bedingung (2) gleich 0 ist.
Die Fig. 9 und 10 zeigen an Hand dreidimensionaler Graphen die Abbildungslei
stung des ersten Vergleichsbeispiels. In Fig. 9 ist der mittlere Brechkraftfehler und
in Fig. 10 der Astigmatismus des Brillenglases dargestellt. Fig. 11 zeigt eine
zweidimensionale Verteilungskarte, die den in Fig. 10 gezeigten Astigmatismus
darstellt.
Im Vergleich zu den Fig. 6 bis 8 sind in dem ersten Vergleichsbeispiel die Kontur-
oder Höhenlinien des Astigmatismus in den Richtungen zwischen erstem und
zweitem Hauptmeridian nach innen gebogen, was zu einer unnatürlichen Defo
kussierung am Rand des Sehfeldes führt. In dem ersten Ausführungsbeispiel sind
die Höhenlinien des Astigmatismus nahezu oval, was wiederum zu einer natürli
chen Defokussierung führt.
Zweites Ausführungsbeispiel
Das Brillenglas des zweiten Ausführungsbeispiels ist ein astigmatisches Glas mit
einer zylindrischen Wirkung. Seine Spezifikation ist in Tabelle 4 angegeben.
Tabelle 4 legt die Form der Rückfläche lediglich in Richtung der x- und der y-
Achse fest. In Tabelle 5 sind die Durchbiegungen der Rückfläche in repräsentati
ven Punkten angegeben, die zwischen dem ersten Hauptmeridian (x-Achse) und
dem zweiten Hauptmeridian (y-Achse) liegen.
Die Durchbiegung der Rückfläche des Brillenglases gemäß zweitem Ausfüh
rungsbeispiel wird wie folgt festgelegt. Wird die Durchbiegung z(h, θ) bei festem
Abstand h als Funktion des Winkels θ ausgedrückt, so hat die Durchbiegungskur
ve in diesem Ausführungsbeispiel für alle Abstände h im Bereich von 10 ≦ h ≦ 20
nahe dem lokalen Maximum einen größeren Gradienten und nahe dem lokalen
Minimum einen kleineren Gradienten als die Kurve, die sich durch Interpolation
mit der Sinuskurve ergibt. Die Durchbiegungen im Bereich von 90 ≦ θ ≦ 360 erge
ben sich in gleicher Weise, wie dies oben für das erste Ausführungsbeispiel
erläutert wurde.
Der Graph nach Fig. 12 zeigt berechnete Ergebnisse für die Bedingung (1), die
gleich z(h,45)-{f(h)+g(h)}/2 ist, für das Brillenglas gemäß zweitem Ausführungsbei
spiel im Bereich von 0 ≦ h ≦ 35 mm. Wie dieser Graph zeigt, sind die Werte im
Bereich von 10 ≦ h ≦ 20 mm negativ, d. h. Minuswerte. Das zweite Ausführungs
beispiel erfüllt somit die Bedingung (1).
Der Graph nach Fig. 13 zeigt berechnete Werte für die Bedingung (2) im Bereich
von 0 ≦ h < 35 mm. Wie dieser Graph zeigt, fallen die Werte des mittleren Terms
der Bedingung (2) in den Bereich zwischen -0,00010 und -0,00008. Das zweite
Ausführungsbeispiel erfüllt somit die Bedingung (2).
Die Fig. 14 und 15 zeigen an Hand dreidimensionaler Graphen die Abbildungslei
stung des zweiten Ausführungsbeispiels. In Fig. 14 ist der mittlere Brechkraftfehler
und in Fig. 15 der Astigmatismus des Brillenglases dargestellt. Fig. 16 stellt den in
Fig. 15 gezeigten Astigmatismus an Hand einer zweidimensionalen Verteilungs
karte dar.
Zweites Vergleichsbeispiel
Das Brillenglas des zweiten Vergleichsbeispiels ist ein astigmatisches Glas, das
die gleiche Spezifikation (SPH und CYL) wie das zweite Ausführungsbeispiel hat.
Die Durchbiegungsverteilung der Rückfläche des ersten Vergleichsbeispiels ist in
Tabelle 6 angegeben.
Wird die Durchbiegung z(h, θ) bei festem Abstand h als Funktion des Winkels θ
ausgedrückt, so werden die Durchbiegungen in den Punkten zwischen lokalem
Maximum und lokalem Minimum mit der Sinuskurve interpoliert. Dies ist der Un
terschied zwischen dem zweiten Ausführungsbeispiel und dem zweiten Ver
gleichsbeispiel.
Das zweite Vergleichsbeispiel erfüllt die Bedingung (1) nicht, da der Wert z(h,45)-
{f(h)+g(h)}/2 gleich 0 ist. Ferner erfüllt das zweite Vergleichsbeispiel auch nicht die
Bedingung (2), da der Wert des mittleren Terms der Bedingung (2) gleich 0 ist.
Die Fig. 17 und 18 zeigen an Hand dreidimensionaler Graphen die Abbildungslei
stung des zweiten Vergleichsbeispiels. In Fig. 17 ist der mittlere Brechkraftfehler
und in Fig. 18 der Astigmatismus des Brillenglases dargestellt. Fig. 19 zeigt an
Hand einer zweidimensionalen Verteilungskarte den in Fig. 18 dargestellten
Astigmatismus.
Verglichen mit den Fig. 14 bis 16 bilden die Kontur- oder Höhenlinien des Astig
matismus Rhomben, was zu einer unnatürlichen Defokussierung am Rand des
Sehfeldes führt. Dagegen sind in dem zweiten Ausführungsbeispiel die Höhenlini
en des Astigmatismus nahezu oval, was zu einer natürlichen Defokussierung
führt.
Da gemäß obiger Beschreibung die Kurvengradienten, welche die Durchbiegung
als Funktion des Winkels ausdrücken, auf der Seite des lokalen Maximums und
der des lokalen Minimums voneinander verschieden sind, ist der Astigmatismus in
den Richtungen zwischen erstem und zweitem Hauptmeridian gut ausgeglichen,
was zu einem natürlichen Sehfeld führt.