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Die
Erfindung betrifft eine beschichtete Kompositmembran für die Affinitätstrennung
auf Basis einer separat hergestellten, porösen Matrixmembran, deren Oberfläche funktionalisiert
ist, ein Verfahren zur Herstellung dieser Kompositmembran und deren
Verwendung.
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Bei üblichen
Membrantrennprozessen erfolgt die Trennung anhand der Molekül- bzw.
Partikelgröße. Um jedoch
annähernd
gleich große
Moleküle
bzw. Partikel voneinander trennen zu können, bedarf es unterschiedlicher
substanzspezifischer Wechselwirkungen (Affinitäten) zwischen den Trennmedien
bzw. Membranen und den zu trennenden Stoffen, um die Stoffe auch
voneinander trennen zu können.
Die Trennung soll dabei durch reversible substanzspezifische (Affinitäts)Wechselwirkungen
beim Durchströmen
einer Membran erreicht werden.
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Es
sind nun bereits Affinitätsmembranen
bekannt, bei denen eine derartige substanzspezifische Bindung an
isolierten, einfachen synthetischen Funktionalgruppen (ionisch,
hydrophob, Metallchelat), an Funktionalgruppen enthaltenden Ketten
(Multipoint-Bindung) oder an fixierten biologischen bzw. biomimetischen
Rezeptoren (Proteine, Peptide, DNA) stattfindet. Damit derartige
substanzspezifische Wechselwirkungskräfte auftreten können, müssen auf
der Membranoberfläche
Funktionalgruppen zur Verfügung
stehen, die entweder direkt oder nach kovalenter Bindung von entsprechenden
Rezeptoren trennwirksam werden. Um zu erreichen, dass derartige
substanzspezifische Wechselwirkungen möglichst stark ausgeprägt sind,
sollten die unspezifischen Wechselwirkungen von Substanzen mit der
Membran möglichst
minimal sein.
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Die
beschriebenen Affinitäts-Membranen
können
direkt aus Polymeren hergestellt werden, die affine oder reaktive
Gruppen (letztere zur Fixierung von Rezeptoren) enthalten. Als Beispiele
kann man Membranen aus Cellulose oder Cellulosederivaten nennen,
die jedoch den Nachteil haben, dass sie mechanisch und chemisch
unstabil sind (E. Klein Affinity Membranes, John Wiley & Sons, New York,
1991). Es ist auch schon eine aldehyd-reaktive homogene Polymermembran
bekannt, die beschrieben ist in Wolpert S., Aldehyde activated microporous
membranes, Journal of Membrane Science 132 (1997), 23–32.
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Derartige
bekannte Affinitäts-Membranen
sind unter anderem insofern nachteilig, als die Porenstruktur, die
beim typischerweise angewandten Phaseninversionsverfahren zur Herstellung
dieser Polymeren erhalten wird, die Polymerfunktionalität bestimmt.
Zudem sind die Funktionalgruppen nicht nur an der Oberfläche, sondern
auch im Volumen der Membran vorhanden. Die Verteilung und die Menge
der Funktionalgruppen ist daher schwer steuerbar und kann auch die
Stabilität
dieser bekannten Membranen negativ beeinflussen.
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Aufgrund
dieser Nachteile wurden zur Herstellung von Affinitäts-Membranen meist kommerziell
verfügbare
poröse
Membranen, deren Porendurchmesser typischerweise von 0,2 bis zu
5 μm reichen,
nachträglich
heterogen modifiziert, um zumindest eine "Feineinstellung" der Spezifität zu erreichen. Die Variabilität dieser
Membranen kann beispielsweise erhöht werden durch reaktive Gruppen
(beispielsweise Epoxygruppen) zur anschließenden polymeranalogen Generierung/Fixierung
von Funktionalgruppen, zur Fixierung von affinen oder reaktiven
Beschichtungen oder zur direkten Immobilisierung von Rezeptoren.
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Es
ist auch schon bekannt, an der inneren Oberfläche der Matrixmembran eine
hydrophile Polymerbeschichtung zu fixieren, die dann auch Träger der
funktionellen Gruppen bzw. der Funktionalgruppen ist, siehe E. Klein,
P. A. Feldhof, US-A-5 053 133; (E. Klein, D. H. Yeager (Akzo Nobel
NV), US-A 5766908; F. B. Anspaach et al., DE-A 19609479, WO-A 97/33683).
Die Beschichtung mit Cellulosederivaten ist dabei bislang für die Unterdrückung unspezifischer
Wechselwirkungen bevorzugt.
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Von
besonderem Interesse sind Modifizierungen, die sogenannte Tentakel-Affinitätsstrukturen
in mikroporöse
Membranen einführen,
man vergleiche T. Sugo, S. Saito; Japan Atomic Energy Research Institute, US-A 5 344 560. Auch
diese können
die unspezifische Adsorption an der festen Trägeroberfläche verringern und ermöglichen
ferner bessere Austauschkapazitäten
bezogen auf das Membranvolumen sowie die Ausbildung von Wechselwirkungen
mit Targetmolekülen
(Multipoint-Bindung).
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Bei
empfindlichen Proteinen kann im übrigen
die Tendenz zur Denaturierung an solchen Tentakel-Strukturen deutlich
verringert werden, man vergleiche M. Kaufmann, Unstable Proteins:
how to subject them to chromatographic separations for purification
processes. J. Chromatogr. B 699 (1997) 347. Zudem können Varianten
des oben beschriebenen Tentakel-Konzepts mit Hilfe der elektronenstrahlinduzierten
Pfropfpolymer-Modifizierung von MF-Membranen aus Polyethylen im
Labormaßstab
hergestellt werden (Matoba S., Tsuneda S., Saito K. und Sugo T.,
Higly Efficient Enzyme Recovery Using a Porous Membrane with Immobilized
Tentacle Polymer Chains, Bio/Technology 13 (1995), 795–797).
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Diese
bekannten Affinitäts-Membranen
sind jedoch in zahlreicher Hinsicht nachteilig. So verfügen sie wegen
der sehr ungleichmäßigen Porenstruktur über die
Schichtdicke der Matrixmembran über
eine relative geringe Bindungskapazität. Ferner sind verschiedene
dieser bekannten Membranen wegen der ungleichmäßigen Porenstruktur der Matrixmembran
nur als Membranadsorber geeignet und besitzen somit auch nur eine geringe
chromatographische Auflösung.
Insbesondere bei den Tentakel-Membranen der oben beschriebenen Art
ist keine Dampfsterilisierbarkeit wegen der eingeschränkten Stabilität der Matrixmembran
möglich.
Zudem ist die Oberflächenfunktionalisierung
(Funktionalgruppendichte, Kupplungschemie) nicht optimal, so dass
sie nur über
eine geringe Aktivität
von kovalent gebundenen biologischen Rezeptoren verfügen. Ferner
ist ihre Herstellung technologisch sehr aufwendig und nur durch
Mehrschritt-Verfahren aus Polymermodifizierung und Polymeroberflächenaktivierung
und anschließenden
weiteren Beschichtungen oder Funktionalisierungen möglich.
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Aufgrund
dieser Unzulänglichkeiten
der bekannten Membranen hat sich die Affinitätsmembrantrennung als Technologie
bisher noch nicht allgemein durchgesetzt.
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Aus
der
DE 196 22 959
A1 ist eine Komposit-Membran aus einer polymeren Trägermembran
bzw. Support-Membran und einer darauf aufgebrachten polymeren Trennschicht
bereitgestellt, die sich dadurch auszeichnet, dass die Trennschicht
durch eine photoinitiierte Pfropfpolymerisation aufgebracht ist.
Diese Komposit-Membran ist insbesondere erhältlich durch eine photochemische
Modifizierung der Oberfläche
asymmetrischer Ultrafiltrationsmembranen, vorzugsweise aus Polyacrylnitril.
Die dort beschriebene Membran stellt eine stabile, defektfreie,
dünne Komposit-Membran
mit hoher Trennleistung dar, die zur selektiven Organika-Trennung
mittels Pervaporation eingesetzt werden kann.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, eine für die Affinitätsmembrantrennung
geeignete beschichtete Kompositmembran sowie ein Verfahren zur Herstellung
derselben bereitzustellen, die einerseits wirtschaftlich herstellbar
ist und deren Eigenschaften andererseits leicht an das sich stellende
Trennproblem angepasst werden können.
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Gelöst wird
diese Aufgabe durch eine Kompositmembran gemäß der Lehre des Anspruchs 1
und ein Verfahren gemäß der Lehre
des Anspruchs 11. Bevorzugte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
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Erfindungsgemäß wird von
einer porösen
Matrixmembran ausgegangen, die separat hergestellt wurde. Als Matrixmembran
setzt man dabei vorzugsweise solche ein, die bereits hinsichtlich
Porenstruktur und spezifischer Oberfläche optimiert sind. Erfindungsgemäß kann es
sich bei den Matrixmembranen auch um bereits bekannte, gegebenenfalls
auch im Handel erhältliche
Membranen handeln, die sowohl hinsichtlich mechanischer, thermischer
und chemischer Stabilität
als auch bezüglich
ihrer Porenstruktur für
den angestrebten Zweck geeignet sind. Typischerweise bestehen diese
aus relativ hydrophoben Polymeren mit geringer direkt nutzbarer
Funktionalität
oder Reaktivität.
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Erfindungsgemäß wird zur
Herstellung einer erfindungsgemäßen Matrixmembran
die zuvor hergestellte Matrixmembran mit einer Reaktionsmischung
in Kontakt gebracht. Bei dieser Reaktionsmischung handelt es sich
um eine für
eine Oberflächenfunktionalisierung
geeignete, mindestens ein funktionalisierendes Monomer enthaltende Reaktionsmischung,
die in der Lage ist, bei Anwendung von zwei unterschiedlichen Reaktionsbedingungen
zwei unterschiedliche polymere Schichtstrukturen auf der Matrixmembran
auszubilden. Mit anderen Worten, es wird eine polymerisationsfähige Reaktionsmischung
eingesetzt, die bei zwei unterschiedlichen Reaktionsbedingungen
für die
Polymerisation in zwei unterschiedlichen Reaktionen zu unterschiedlichen
polymeren Produktstrukturen führt.
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Nachdem
die Matrixmembran mit dieser Reaktionsmischung in Kontakt gebracht
worden ist, werden die beiden unterschiedlichen Reaktionsbedingungen
nacheinander angewandt bzw. quasi von außen eingestellt. Während der
Durchführung
dieser beiden Reaktionen bleibt die Matrixmembran mit der Reaktionsmischung
in Kontakt. Die Matrixmembran wird somit in einem Verfahrensschritt
funktionalisiert. Mit dem Ausdruck "ein" Verfahrensschritt
soll die Tatsache beschrieben werden, dass die Matrixmembran bei
der Durchführung der
beiden Reaktionen mit der Reaktionsmischung in Kontakt bleibt und
lediglich die "von
außen" vorgegebenen Reaktionsbedingungen
geändert
werden, so dass durch die Oberflächenfunktionalisierung
der Matrixmembran eine Zweischicht-Struktur entsteht. Vorzugsweise
enthält
die Reaktionsmischung als funktionalisierendes Monomer nur ein monofunktionelles
Monomer bzw. nur monofunktionelle Monomere. Als funktionalisierendes
Monomer setzt man ein zur Pfropfpolymerisation befähigtes Monomer
ein. Zudem wählt
man die Reaktionsbedingung I derart, dass sie einer primär angeregten,
insbesondere einer physikalisch initiierten, Pfropfpolymerisation
entspricht. Die Reaktionsbedingung II wählt man derart, dass sie derjenigen
einer Nachreaktion ohne Primäranregung
entspricht.
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Wählt man
nun beispielsweise bei einer nur monofunktionelle, zu einer Pfropfpolymerisation
befähigte Monomere
enthaltenden Reaktionsmischung die Reaktionsbedingung I derart,
dass eine photoinitiierte Pfropfpolymerisation stattfindet, dann
bilden sich bei der Initiierung auf der Matrixmembran sog. Pfropfententakel. Bestrahlt
man nun gleichzeitig bzw. simultan mit UV-Licht, dann findet eine
Vernetzung der Pfropfententakel statt. Mit anderen Worten, die Reaktionsbedingung
I ist derart, dass eine photoinitiierte Pfropfpolymerisation mit
simultaner UV-Vernetzung der Pfropfententakeln auf der Oberfläche der
Matrixmembran abläuft.
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Schaltet
man bei dem gewählten
Beispiel nach der oben geschilderten Reaktion I die UV-Bestrahlung ab,
dann findet eine Pfropfpolymerisation ohne UV-Bestrahlung und somit
auch ohne Vernetzung der noch "überlebenden" Radikale statt,
nachdem die Reaktionsbedingung I "abgeschalten" wurde. Die Pfropfpolymerisation ohne
UV-Bestrahlung stellt dann die Reaktionsbedingung II dar, bei der
vorwiegend eine Verlängerung von
Polymerketten ohne eine weitere Vernetzung stattfindet.
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Erfindungsgemäß wählt man
die Reaktionsbedingungen I und II derart, dass die bei der Reaktionsbedingung
I zuerst gebildete Schicht die Matrixmembran abschirmt, um beispielsweise
für eine
Minimierung unspezifischer Wechselwirkungen Sorge zu tragen. Die
Reaktionsbedingung II wählt
man dann derart, dass die nach der zuerst gebildeten Schicht und
somit die danach gebildete Schicht als funktionelle Schicht dient.
Bei der Reaktionsbedingung II wird somit vorzugsweise eine funktionelle
Schicht ausgebildet, die z. B. für
die Affinitätsbindung
dienen kann.
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Zweckmäßigerweise
wird somit mit einer ersten Schicht an der Oberfläche "gestartet", bei der eine möglichst
vollständige
Bedeckung dieser Oberfläche
stattfindet. Danach kann dann eine weitere Schicht schrittweise
und schichtweise aufgebaut werden, so dass quasi ein Wachstum "nach außen" stattfindet. Es
ist im übrigen
auch möglich,
erfindungsgemäß eine Struktur
aus mehr als zwei derartigen Schichten aufzubauen, indem man die
Reaktionsbedingungen entsprechend ändert, so dass im Verlaufe
der Oberflächenfunktionalisierung
unterschiedliche Schichten entstehen.
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Die
Oberflächenfunktionalisierung
der Matrixmembran findet dabei in einem Verfahrensschritt statt,
da die Matrixmembran mit der Reaktionsmischung in Kontakt bleibt
und alle Schichten mit Hilfe dieser Reaktionsmischung hergestellt
werden.
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Die
erfindungsgemäße Oberflächenfunktionalisierung
führt in
nur einem technologischen Schritt zu einer Struktur, die vorzugsweise
sowohl eine effektive Abschirmung der Matrixmembran und minimale
Verringerung der Membranpermeabilität sicherstellt als auch Funktionalgruppen
in einstellbarer Menge und Zugänglichkeit
(relativ offene und flexible Schicht mit partiellem "Tentakel"-Charakter) generiert.
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Mit
anderen Worten, erfindungsgemäß sind Membranen
erhältlich,
bei denen die genannte Zweischicht-Struktur mittels einer einstufigen
Funktionalisierungsmethode ausgebildet wird. Auf diese Weise sind direkt
funktionelle Kompositmembranen erhältlich, bei denen sowohl die
Matrixmembran (Porenstruktur, spezifische Oberfläche) als auch deren Oberflächenfunktionalität (synthetisches
funktionelles Polymer) unabhängig
voneinander durch einfache, eindeutige Parameter variiert werden
können.
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All
dies ist mit einem einfach durchzuführenden gut reproduzierbaren
Einschritt-Verfahren möglich, wodurch
nicht nur die Wirtschaftlichkeit der erforderlichen Funktionalisierung
deutlich verbessert wird, sondern darüber hinaus auch ein Methodenarsenal
zur Verfügung
steht, mit dem die Entwicklung leistungsfähiger Affinitäts-Membranen überhaupt
erst möglich
ist. Gegenstand der Erfindung ist somit auch ein Verfahren zur Herstellung
der erfindungsgemäßen beschichteten
Kompositmembranen.
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Die
Pfropfpolymerisation kann durch eine Primäranregung mit Plasma, Elektronenstrahl
und Gammastrahl initiiert bzw. induziert werden. Vorzugsweise handelt
es sich bei der Pfropfpolymerisation um eine photoinitiierte Copolymerisation
und insbesondere um eine heterogene, partiell vernetzende Pfropfcopolymerisation.
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Als
Photoinitiator für
die Pfropfpolymerisation wird vorzugsweise Benzophenon eingesetzt.
Als funktionalisierendes Monomer findet vorzugsweise 2-Aminoethylmethacrylat
und/oder Glycidylmethacrylat Anwendung.
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Durch
die Einstellung der Reaktionsparameter bei der Herstellung der erfindungsgemäß erhältlichen Membranen
entsteht bei der Polymerisation eine sogenannte Zweischicht-Struktur
aus einer relativ kompakten hydrophilen "Abschirm"schicht, die beispielsweise eine unspezifische
Proteinadsorption verhindert, und einer relativ offenen "Affinitätsbindungs"-Schicht.
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Die
erfindungsgemäß erhältlichen
Membranen eignen sich in hervorragender Weise für substanzspezifische Trennungen,
z. B. Membranadsorber-Festphasenextrakten, Membranchromatographie
und Membranreaktor.
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Bei
den erfindungsgemäß erhältlichen
Membranen handelt es sich vorzugsweise um photoreaktiv beschichtete
Kompositmembranen, die durch photoinitiierte Polymerisation mit
vorzugsweise UV-Licht erhältlich sind.
Nach der UV-Anregung schließt
sich vorzugsweise eine Dunkelreaktion an.
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Diese
bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäß erhältlichen
Kompositmembran ist nachstehend näher erläutert. Dazu sind die Versuchsbedingungen
der erfindungsgemäß erhältlichen
Kompositmembran ausführlicher
dargelegt. Zudem ist erläutert,
welche Parameter (beispielsweise UV-Intensität, Monomerkonzentration, Belichtungszeit
usw.) die verschiedenen Eigenschaften der erfindungsgemäß erhältlichen
Kompositmembran beeinflussen.
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Diese
bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäß erhältlichen
Kompositmembran ist nachstehend näher erläutert. Dazu sind die Versuchsbedingungen
der erfindungsgemäß erhältlichen
Kompositmembran ausführlicher
dargelegt. Zudem ist erläutert,
welche Parameter (beispielsweise UV-Intensität, Monomerkonzentration, Belichtungszeit
usw.) die verschiedenen Eigenschaften der erfindungsgemäß erhältlichen
Kompositmembran beeinflussen.
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1. Allgemeine Versuchsbedingungen
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Oberflächenfunktionalisierung – Photoinitiierte
Polymerisation und anschließende
Dunkelreaktion nach UV-Anregung
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- a) Matrixmembranen
MF-Membran: Accurel
PP 2E HF (AkzoNobel Wuppertal), Polypropylen (PP)
UF-Membran:
Polyacrylnitril (PAN)
- b) funtionelle Monomere
2-Aminoethylmethacrylat (zur Untersuchung
der unspezifischen Proteinadsorption durch Ionenaustausch und, nach
Glutaraldehydaktivierung, zur kovalenten Proteinbindung) Glycidylmethacrylat
(zur direkten kovalenten Proteinbindung)
- c) Photoinitiator
Benzophenon (BP)
- d) Oberflächenfunktionalisierung
optional
(Vorbehandlung der Matrixmembran)
• Extraktion in Methanol
• Trocknung
bis zur Gewichtskonstanz Beschichtung mit Photoinitiator
• Beaufschlagung
der Matrixmembran mit Reaktionsmischung (Monomerlösung)
• UV-Belichtung
(= Reaktionsbedingung I)
• Dunkelreaktion
(ohne UV; = Reaktionsbedingung II)
optional (Nachbehandlung
der Kompositmembran)
• mit
Wasser oder Methanol extrahieren
- e) Charakterisierung der Kompositmembran
• Gravimetrische
Bestimmung des Modifizierungsgrades (DG) nach Membrantrocknung
• Bestimmung
von Wasserdurchlässigkeit
und Filtratstromdichte
- f) Anwendungen der Kompositmembran als Affinitätsträger
• (unspezifische)
Bindung von Proteinen durch Ionenaustausch (→ Proteinreinigung)
• kovalente
Immobilisierung von Proteinen oder Enzymen (→ Enzymreaktor)
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2. Beispiele
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Beispiel A – Kompositmembran
auf Basis einer UF-Membran
-
- a) Matrixmembran
UF-Membran: Polyacrylnitril
(PAN)
- b) funktionelles Monomer
Glycidylmethacrylat (zur direkten
kovalenten Proteinbindung)
- c) Photoinitiator
Benzophenon (BP)
- d) Oberflächenfunktionalisierung
• Beschichtung
mit Photoinitiator
• Beaufschlagung
der Matrixmembran mit Reaktionsmischung (Monomerlösung), unter
Stickstoff
• UV-Belichtung,
variable UV-Intensität
I, variable Zeit tB, unter Stickstoff (=
Reaktionsbedingung I)
• Dunkelreaktion
(ohne UV), variable Zeit tNR, unter Stickstoff
(= Reaktionsbedingung II)
• mit
Wasser oder Methanol extrahieren
- e) Charakterisierung der Kompositmembran
• Gravimetrische
Bestimmung des Modifizierungsgrades (DG) nach Membrantrocknung → Tabellen
1–3
• Bestimmung
von Wasserdurchlässigkeit
und Filtratstromdichte → Tabellen
1, 2
- f) Anwendungen der Kompositmembran als Affinitätsträger
• Kovalente
Immobilisierung von Enzym (→ Enzymreaktor) → Tabellen
3, 4
Enzym:
Amyloglucosidase aus Aspergillus niger
Aktivitätstests:
Substrat
2% Maltose in Citronensäure-Phosphatpuffer
pH = 4,6, T = 40°C
Relative
Aktivität:
Aktivität des gebundenen
Enzyms/Aktivität
des gelösten
Enzyms 100%
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Ergebnisse
-
Tabelle
1: Einfluss
der UV-Intensität
auf Modifizierungsgrad (DG) und Permeabilität bei Membrantyp I c
GMA = 15 μg/ml, 10
min. Belichtungszeit (t
B), 15 min. Nachreaktionszeit
(t
NR), Permeabilität (J
W)
der Ausgangsmembran: J
W = 500 l/h m
2bar ± 10%
-
Tabelle
2: Einfluss
der Belichtungszeit auf DG und Permeabilität bei Membrantyp 2 c
GMA = 15 μg/ml,
UV-Intensität
= 48 mW/cm
2 Permeabilität (J
W)
der Ausgangsmembran: J
W = 1680 l/h m
2 bar ± 10%
-
-
Tabelle
3: Ergebnisse der Enzymimmobilisierung zu Tabelle 1:
-
Tabelle
4: Ergebnisse der Enzymimmobilisierung zu Tabelle 2:
-
Diskussion
-
Bei
höherer
UV-Intensität
werden ein höherer
Pfropfgrad und damit eine geringere Permeabilität der Membranen erhalten (siehe
Tabelle 1).
-
Mit
Verlängerung
der Nachreaktionszeit tritt eine Erhöhung des Pfropfgrades und damit
eine Verringerung der Permeabilität ein (siehe Tabelle 2).
-
Bei
geringerer UV-Intensität
wird eine offene, unvernetzte, mit Tentakeln ausgestattete Schicht
erhalten (siehe 3.2), die für
eine Protein-(BSA) bzw. Enzymbindung leichter zugänglich ist.
Deshalb kann mehr Enzym gebunden werden, aber nicht alles ist aktiv
(geringere rel. Aktivität,
siehe Tabelle 3); das wird mit dem Einfluss der Membranporenstruktur
(Typ 1 → kleine
Porengröße → Behinderung
des Substrattransports) erklärt.
-
Mit
zunehmender Nachreaktionszeit steigen der Pfropfgrad während die
gebundene Proteinmenge unverändert
bleibt, es resultiert hier eine Erhöhung der spezifischen Aktivität (siehe
Tabelle 4), da die mittlere Porengröße der Membran (Typ 2) wesentlich
größer ist
als bei Typ 1.
-
Beispiel B – Kompositmembran
auf Basis einer MF-Membran
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- a) Matrixmembran
MF-Membran: Accurel PP
2E HF (AkzoNobel Wuppertal), Polypropylen (PP)
- b) funktionelle Monomere
2-Aminoethylmethacrylat (zur Untersuchung
der unspezifischen Proteinadsorption durch Ionenaustausch und, nach
Glutaraldehydaktivierung, zur kovalenten Proteinbindung).
- c) Photoinitiator
Benzophenon (BP)
- d) Oberflächenfunktionalisierung
• Beschichtung
mit Photoinitiator
• Beaufschlagung
der Matrixmembran mit Reaktionsmischung (Monomerlösung), unter
Stickstoff
• UV-Belichtung,
variable UV-Intensität
I (hier durch Belichtung zweier Membranen übereinander → geringere
Intensität
für untere
Membran), variable Zeit tB, unter Stickstoff
(= Reaktionsbedingung I)
• Dunkelreaktion
(ohne UV), variable Zeit tNR, unter Stickstoff
(= Reaktionsbedingung II)
• mit
Wasser oder Methanol extrahieren
- e) Charakterisierung der Kompositmembran
• Gravimetrische
Bestimmung des Modifizierungsgrades (DG) → Tabelle 5
- f) Anwendungen der Kompositmembran als Affinitätstrager
• (unspezifische)
Bindung von Protein durch Ionenaustausch (→ Proteinreinigung) → Tabellen
6, 7.
• Kovalente
Immobilisierung von Protein → Tabelle
8
-
Ergebnisse und Diskussion
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a. Modifizierungsgrade
(DG) der Kompositmembranen
-
Tabelle
5: Modifizierungsgrade in Abhängigkeit
von den Reaktionsbedingungen
-
Die
Modifizierungsgrade (DG), die bei den Präparationen mit identischen
Monomerlösungen
erhalten wurden, lassen sich wie folgt interpretieren:
- • Eine
höhere
Intensität
(bei konstanter Belichtungszeit) bei den Membranen 3/1 und 3/2 sowie
4/1 und 4/2 führt
zu höheren
Modifizierungsgraden, d.h. die Effektivität der Initiierung wirkt sich
direkt auf den Bruttoeffekt (Bedeckung des Trägers) aus;
- • eine
thermische Nachreaktion hat vor allem nach Belichtung hoher Intensität bei den
Membranen 4/1 und 4/2 einen deutlichen Einfluß auf DG; bei hoher Intensität entsteht
eine hohe Radikalkonzentration, die wiederum eine signifikante Nachreaktion
bewirkt.
- • bei
niedriger Intensität
ist der Effekt der Nachreaktion bei den Membranen 9/1 und 9/2 gering.
-
b Proteinbindung
an Kompositmembranen
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Ionenaustausch
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- Protein: Rinderserumalbumin (BSA), 1 g/l in 0,066 M Phosphatpuffer
(pH 5, pH 7)
- Membranproben (wasserfeucht, A = 0,785 cm2)
in Proteinlösung
14 h leicht geschüttelt,
dann wie folgt gewaschen:
für
1 h mit Puffer (pH 5 bzw. pH 7) intensiv geschüttelt, Puffer 2mal gewechselt
für 1 h mit
Tween-Lösung
(1 g/l Tween 20 + 9 g/l NaCl) intensiv geschüttelt, Tween-Lösung 2mal
gewechselt
-
Tabelle
6: Proteinbindung durch Ionenaustausch bei pH = 5.0
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Tabelle
7: Proteinbindung durch Ionenaustausch bei pH = 7.0
-
Kovalente Immobilisierung
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- Membranproben (wasserfeucht, A = 0,785 cm2)
mit Glutaraldehyd (GA) aktiviert; in 10% GA 5 h bei RT geschüttelt, dann
3mal je 1 min mit Wasser und 1 mal mit Puffer pH 5 bzw. pH 7 gewaschen;
- Behandlung mit Proteinlösung
14 h und wie folgt gewaschen:
für 1 h mit Puffer (pH 5 bzw.
pH 7) intensiv geschüttelt,
Puffer 2mal gewechselt
für
1 h mit Tween-Lösung
(1 g/l Tween 20 + 9 g/l NaCl) intensiv geschüttelt, Tween-Lösung 2mal
gewechselt
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Tabelle
8: Kovalente Proteinbindung bei pH = 7.0
-
Die
Ergebnisse lassen sich wie folgt interpretieren:
-
Einfluss der UV-Reaktion
(vgl. a.)
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- → Pfropfschicht
mit intensitätsabhängigem Vernetzungsgrad
– bei hoher
Intensität
kompakte, vernetzte Schicht (C) mit geringer Bindungskapazität (absolut & spezifisch: BSA & BSA/DG) insbesondere
bei pH = 7
– bei
geringer Intensität
offene, unvernetzte Schicht (Tentakeln, T) mit höherer spezifischer Bindungskapazität (BSA & BSA/DG) insbesondere
bei pH = 7
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Einfluß der thermischen Nachreaktion
(vgl. a.)
-
- → vereinzelte,
unvernetzte Ketten, (ΔBSA/ΔDG >> BSA/DG der "Vorstufen" ohne thermische Nachreaktion) entweder
– auf vernetzter
Pfropfschicht (Ct, → Erhöhung von
absoluter und spezifischer Bindungskapazität) oder
– in wenig
vernetzter Pfropfschicht (Tt, → Erhöhung von
absoluter und spezifischer Bindungskapazität.
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Die
oben mit C, T, Ct und Tt bezeichneten Eigenschaften bzw. Zustände sind
in der beiliegenden, einzigen Figur schematisch sowie nicht maßstabsgetreu
zu Erläuterungszwecken
dargestellt.
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Spezielle
Effekte bei kovalenter Bindung
-
- → Korrelation
mit Gesamtmenge an gebundenem Protein; d.h. sowohl das unspezifisch
als auch das ionisch gebundene Protein wird nach Voraktivierung
durch Glutaraldehyd kovalent fixiert.
- → Nachreaktion
mit geringerem Einfluß (analog
zu UF-Membran, Beispiel A!)
- → für BSA/DG
signifikante Abhängigkeit
von der Intensität
(analog zu UF-Membran, Beispiel A!)
- → klarer
Trend: höhere
spezifische Bindungskapazität
mit geringerer Vernetzung.