DE10116817A1 - Verfahren zur Herstellung eines organischen Disulfids - Google Patents
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Abstract
Es wird ein Verfahren zur Herstellung eines organischen Disulfids durch Oxidation des entsprechenden Mercaptans mit in einem organischen Disulfid gelöstem Schwefel unter Einsatz eines Amins als Katalysator in einer Reaktionskolonne (K) vorgeschlagen, wobei das Mercaptan als Roh-Mercaptan-Strom aus einer katalytischen Umsetzung des entsprechenden primären Alkohols mit Schwefelwasserstoff eingesetzt wird und die Reaktionskolonne (K) mit temperierbaren Böden ausgestattet ist.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines organischen Disulfids sowie
eine hierfür geeignete Reaktionskolonne.
Organische Disulfide dienen insbesondere als Zwischenprodukte für die Oxidation zu
Alkansulfonsäuren.
Die bekannten Verfahren zur Herstellung von organischen Disulfiden gehen in der Regel
von dem entsprechenden Mercaptan aus, das mit Sauerstoff oder Schwefel katalytisch
oxidiert wird.
Ein derartiges Verfahren ist in der US 5,202,494 beschrieben. Danach wird ein Mercaptan
mit Sauerstoff an einem MgO/Na2O-dotieren Aluminiumoxidkatalysator zu dem ent
sprechenden Dialkyldisulfid und Wasser umgesetzt. Dabei entstehen Schwersieder, die bei
der destillativen Aufarbeitung ausgeschleust werden müssen.
Nach dem Verfahren der FR-B 1 358 398 wird ein Mercaptan mit elementarem Schwefel,
der als Lösung in einem organischen Lösungsmittel, insbesondere in einem organischen
Dialkyldisulfid, eingesetzt wird, in Gegenwart von Aminen als Katalysatoren zu dem
entsprechenden Dialkyldisulfid oxidiert. Nachteilig an diesem Verfahren ist, daß von
reinen, und somit teuren Mercaptanen ausgegangen werden muß.
Demgegenüber wird in der DE-A 198 54 427 ein Verfahren zur Herstellung von
Dialkyldisulfiden zur Verfügung gestellt, wonach für die Oxidationsreaktion mit in einem
organischen Disulfid gelösten Schwefel in Gegenwart eines Amins als Katalysator von
einem Mercaptan ausgegangen wird, das als sogenannter Roh-Mercaptan-Strom vorliegt,
d. h. einen unmittelbar durch die Synthese des Mercaptans aus dem entsprechenden
Alkohol und Schwefelwasserstoff anfallenden und nicht weiter aufgereinigten
Reaktionsgemisch. Hierbei können in einer kontinuierlichen Verfahrensführung, mit
Rückführungen nicht umgesetzter Komponenten, Ausbeuten an Wertprodukt, bezogen auf
den eingesetzten Schwefel, bis zu 94,9% erreicht werden.
Demgegenüber war es Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Verfahren zur Herstellung
von Dialkyldisulfiden, ausgehend von einem das entsprechende Mercaptan enthaltenden
Roh-Mercaptan-Strom zur Verfügung zu stellen, das geringere Eduktverluste, eine
verbesserte Ausbeute an Wertprodukt sowie eine höhere Flexibilität der Verfahrensführung
bei sich ändernder Zusammensetzung der Eduktströme, insbesondere des Roh-Mercaptan-
Stroms, gewährleistet.
Die Lösung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung eines organischen Disulfids
durch Oxidation des entsprechenden Mercaptans mit in einem organischen Disulfid
gelösten Schwefel unter Einsatz eines Amins als Katalysator in einer Reaktionskolonne,
wobei das Mercaptan als Roh-Mercaptan-Strom aus einer katalytischen Umsetzung des
entsprechenden primären Alkohols mit Schwefelwasserstoff eingesetzt wird.
Die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktionskolonne mit temperierbaren
Böden ausgestattet ist.
Der Begriff organisches Disulfid bezeichnet vorliegend ein Disulfid mit zwei
untereinander gleichen Kohlenwasserstoffresten, die aliphatisch oder cycloaliphatisch sein
können. Bevorzugt handelt es sich bei den Kohlenwasserstoffresten um lineare oder
verzweigte aliphatische Kohlenwasserstoffreste, mit vorzugsweise 1 bis 20, besonders
bevorzugt 1 bis 14 Kohlenstoffatomen. Besonders bevorzugt handelt es sich bei den
Kohlenwasserstoffresten um Methylreste und somit ist das besonders bevorzugte
organische Disulfid Dimethyldisulfid.
Vorzugsweise handelt es sich bei dem als Lösungsmittel für das Oxidationsmittel Schwefel
eingesetzten organischen Disulfid um dieselbe Verbindung mit dem herzustellenden
organischen Disulfid. Dadurch wird ein zusätzlicher Verfahrensschritt zur Abtrennung des
Lösungsmittels vermieden.
Bezüglich der als Katalysator einsetzbaren Amine gibt es grundsätzlich keine
Einschränkungen, es können sowohl primäre, sekundäre als auch tertiäre, aliphatische oder
aromatische Amine eingesetzt werden.
Vorzugsweise werden primäre, sekundäre oder tertiäre aliphatische Amine eingesetzt.
Besonders bevorzugt sind flüssige oder feste Amine mit einem Siedepunkt oberhalb des
Siedepunktes des organischen Disulfides und einer möglichst geringen Wasserlöslichkeit
von im allgemeinen weniger als 0,5 g/l. Ganz besonders bevorzugt haben die eingesetzten
Amine einen Siedepunkt oberhalb von 140°C und eine Wasserlöslichkeit von kleiner als
0,1 g/l. Insbesondere handelt es sich bei den ganz besonders bevorzugten Aminen um
primäre, sekundäre oder tertiäre Amine mit 6 bis 60 Kohlenstoffatomen. Beispielsweise
sind Tridecylamin, Fettamine wie N,N-Dimethyl-C12/C14-amin, Dicyclohexylamin
geeignet. Das Amin wird im allgemeinen in einer Menge von 0,1 bis 10 Gew.-%,
bevorzugt von 0,5 bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt von 1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf
den eingesetzten Schwefel, zugegeben.
Im Sinne der vorliegenden Erfindung ist unter einem Roh-Mercaptan-Strom ein nicht
durch Extraktion oder Destillation gereinigter Mercaptan-Strom aus der Synthese von
Mercaptanen aus Alkoholen und Schwefelwasserstoff zu verstehen. Der Roh-Mercaptan-
Strom kann noch nicht abreagierten Schwefelwasserstoff, Wasser und als Nebenkompo
nenten Dialkylsulfid, geringe Mengen Alkohol und Dialkylether enthalten.
Üblicherweise wird ein solcher Roh-Mercaptan-Strom durch eine aufwändige, mehrstufige
Druckdestillation aufgereinigt, was hohe Kosten verursacht. Durch den Verzicht auf die
Destillationsstufe wird eine Druckstufe vermieden, und das gesamte Verfahren kann
drucklos durchgeführt werden. Dadurch wird ein Kostenvorteil erreicht, da keine
aufwändigen Druckapparaturen benötigt werden. Gleichzeitig wird eine erhöhte Sicherheit
gewährleistet.
Das Edukt Roh-Mercaptan wird durch Umsetzung von Alkohol und Schwefelwasserstoff
an einem zur Mercaptan-Synthese geeigneten Katalysator hergestellt. Vorzugsweise wird
die Umsetzung bei Temperaturen zwischen 350 und 450°C in der Gasphase durchgeführt.
Als Katalysatoren können alle dem Fachmann bekannten, zur Mercaptan-Synthese geeig
neten Katalysatoren eingesetzt werden. Bevorzugt werden dotierte Aluminium-Oxide
eingesetzt, wobei als Dotierungen KOH, K2CO3, B2O3, K3WO4, CaO verwendet werden.
Besonders bevorzugt wird als Katalysator Kalium-Wolframat auf aktiviertem Al2O3
eingesetzt (vgl. US 3,935,276). Aus Gründen eines verminderten Emissionsrisikos arbeitet
man in dem erfindungsgemäßen Verfahren dabei üblicherweise bei 1 bis 3 bar absolut,
bevorzugt annähernd drucklos, anstelle der sonst üblichen 10 bis 15 bar.
Zur Erzeugung des Roh-Mercaptan-Stroms wird vorzugsweise ein einfacher Rohrreaktor
mit gasförmigem Schwefelwasserstoff und Alkohol gespeist und an einem festen
Katalysator, bevorzugt Kalium-Wolframat auf aktiviertem Al2O3, eingesetzt.
Der Roh-Mercaptan-Strom weist typischerweise das Mercaptan als Hauptprodukt, nicht
umgesetzte Edukte (Alkanol, Schwefelwasserstoff) sowie verschiedene Leichtsieder
(Dialkylether, Dialkylsulfid, Kohlenoxide) als Nebenprodukte auf. Die Gewichtsanteile der
einzelnen, oben aufgeführten Komponenten bewegen sich üblicherweise in einem Bereich
von jeweils ca. 4% Methanol, ca. 25% Schwefelwasserstoff, ca. 2% Dialkylether, ca. 5%
Dialkylsulfid, ca. 6% Kohlenoxide und ca. 40% Mercaptan, Rest 18% (im wesentlichen
Wasser). Der Kohlenwasserstoffrest des Mercaptans entspricht den vorstehend mit Bezug
auf das Dialkyldisulfid gemachten Angaben. Der Roh-Mercaptan-Strom kann einphasig
(gasförmig) oder zweiphasig (flüssig/gasförmig) in die Reaktionskolonne eingeleitet
werden. Die Temperatur des Roh-Mercaptan-Stroms sollte zweckmäßigerweise in einem
Bereich zwischen 20 und 100°C, bevorzugt zwischen 40 und 60°C, liegen. Der Roh-
Mercaptan-Strom wird in der Regel dem unteren Teil der Reaktionskolonne, bevorzugt auf
den Böden 3 bis 5, zugeführt.
Der in einem organischen Disulfid gelöste Schwefel sowie das Amin als Katalysator
werden in der Regel in den oberen Teil der Reaktionskolonne, bevorzugt auf dem zweiten
bis fünften Boden von oben, bei einer Temperatur in der Regel zwischen 50 und 150°C,
bevorzugt zwischen 70 und 100°C, zugeführt.
Beide der Reaktionskolonne zugeführten Ströme, das heißt sowohl der Roh-Mercaptan-
Strom als auch der in einem organischen Disulfid gelöste Schwefel, der auch das Amin als
Katalysator enthält, werden bevorzugt jeweils nicht auf den untersten bzw. obersten Boden
der Reaktionskolonne zugeführt, sondern jeweils auf einen Boden, der vom obersten bzw.
untersten Boden der Kolonne beabstandet ist, bevorzugt um etwa 1 bis 5 theoretische
Böden, besonders bevorzugt um 3 theoretische Böden. Der Mittelteil der Reaktions
kolonne, das heißt die Anzahl der theoretischen Böden zwischen der Zuführung der beiden
oben genannten Ströme wird bevorzugt in der Weise ausgelegt, daß die Verweilzeit für die
Reaktion im Bereich von 0,5 bis 4 h, bevorzugt von 0,5 bis 2 h, besonders bevorzugt im
Bereich von 0,8 bis 1,5 h liegt.
Die Reaktionskolonne wird in der Regel mit einer Sumpftemperatur im Bereich von 20 bis
120°C, bevorzugt 40 bis 100°C, besonders bevorzugt 55 bis 65°C, einer Temperatur am
Kolonnenkopf im Bereich von 5 bis 40°C, bevorzugt von 5 bis 20°C, besonders bevorzugt
von 10 bis 15°C, weiter bevorzugt von 12 bis 13°C sowie in einem Druckbereich von 0,5
bis 3 bar absolut, vorzugsweise im Bereich von 0,9 bis 2 bar absolut betrieben.
Über die Reaktion bestehen folgende Vorstellungen:
Beim Lösen von Schwefel in organischen Disulfiden bilden sich organische Polysulfide. Unter organischen Polysulfiden sind vorliegend Sulfide der allgemeinen Formel R(-S)n-R zu verstehen. n ist im allgemeinen eine ganze Zahl von 3 bis 12, bevorzugt von 3 bis 9. In konzentrierteren Lösungen ist zusätzlich auch physikalisch gelöster S8-Schwefel enthalten. Der gelöste Schwefel und die organischen Polysulfide (nachstehend gemeinsam mit "S" symbolisiert) reagieren bei Temperaturen zwischen Raumtemperatur und dem Siedepunkt des herzustellenden organischen Disulfides in Anwesenheit von Mercaptanen nach folgender Gleichung zu organischen Disulfiden ab:
Beim Lösen von Schwefel in organischen Disulfiden bilden sich organische Polysulfide. Unter organischen Polysulfiden sind vorliegend Sulfide der allgemeinen Formel R(-S)n-R zu verstehen. n ist im allgemeinen eine ganze Zahl von 3 bis 12, bevorzugt von 3 bis 9. In konzentrierteren Lösungen ist zusätzlich auch physikalisch gelöster S8-Schwefel enthalten. Der gelöste Schwefel und die organischen Polysulfide (nachstehend gemeinsam mit "S" symbolisiert) reagieren bei Temperaturen zwischen Raumtemperatur und dem Siedepunkt des herzustellenden organischen Disulfides in Anwesenheit von Mercaptanen nach folgender Gleichung zu organischen Disulfiden ab:
2 RSH + "S" → R-S-S-R + H2S
Dabei reagieren der gelöste Schwefel und die höheren Polysulfide am schnellsten ab,
während niedere Polysulfide bis hin zum Trisulfid (n = 3) nur langsam abreagieren.
Aufgrund des im "Roh-Mercaptan-Strom" immer noch enthaltenen Schwefelwasserstoffs,
wird zum Beispiel ein Gleichgewicht gemäß der folgenden Gleichung zwischen organi
schen Disulfiden und organischen Trisulfiden angenommen:
2 R-SH + R-S-S-S-R ⇆ 2 R-S-S-R + H2S
Gebildetes organisches Trisulfid reagiert demgemäß nicht vollständig zu organischem
Disulfid ab. Als Endprodukt wird also kein reines polysulfidfreies organisches Disulfid
erhalten, sondern immer ein Gemisch aus organischen Disulfiden und organischen
Trisulfiden, das weiter aufgereinigt wird. Des weiteren ist im Produktgemisch noch das als
Katalysator eingesetzte Amin enthalten.
Der bei der Reaktion anfallende Schwefelwasserstoff sowie die aus der Mercaptansynthese
eingetragenen Leichtsieder werden gasförmig am Kopf der Reaktionskolonne abgezogen
und bei einer kontinuierlichen Verfahrensführung, die in der Regel üblich ist, erneut in den
Mercaptansyntheseschritt zurückgefahren, wobei jedoch ein Teilstrom zwecks Vermeidung
von Verunreinigungen aus dem Kreislauf ausgeschleust werden muß.
Im Sumpf der Reaktionskolonne erhält man das organische Disulfid im Gemisch mit
organischem Trisulfid und gegebenenfalls weiteren niederen Polysulfiden. Darüber hinaus
enthält der Sumpf der Reaktionskolonne noch das Amin, sowie aus der Mercaptansynthese
eingetragenes Wasser und Alkanol. Dieser Sumpfstrom muß zur Reingewinnung von
organischem Disulfid weiter aufgearbeitet werden, in der Regel extraktiv und destillativ,
wobei im Falle der in der Regel üblichen kontinuierlichen Verfahrensführung aus der
Reindestillationskolonne wertprodukthaltige Ströme, die im Sumpf und/oder Kopf anfallen
in die Reaktionskolonne zur Herstellung des organischen Disulfids zurückgeführt werden.
Bei der Umsetzung von Mercaptanen mit gelöstem Schwefel und organischen Polysulfiden
handelt es sich um eine komplexe Abfolge verschiedener Gleichgewichtsreaktionen.
Typische Teilschritte sind, u. a. für den Sonderfall R=CH3:
1) CH3S2CH3 + S,rhombisch → CH3S3CH3 | ΔRH = 21,0 kJ/mol |
2) CH3S3CH3 + S,rhombisch → CH3S4CH3 | ΔRH = 12,6 kJ/mol |
3) 2 CH3SH + CH3S3CH3 → 2 CH3SSCH3 + H2S | ΔRH = -58,3 kJ/mol |
Die Bruttogesamtreaktion kann dann als
4) 2 CH3SH + S,rhombisch → 2 CH3SSCH3 + H2S | ΔRH = -37,3 kJ/mol |
dargestellt werden.
Es ist somit ersichtlich, daß die Bruttoreaktion zwar exotherm ist, daß die einzelnen
Reaktionsschritte jedoch unterschiedliche Reaktionsenthalpien ΔRH, mit beiderlei
Vorzeichen, aufweisen. Für eine optimale Reaktionsführung ist es somit erforderlich, je
nach Reaktionsfortschritt Wärme zu- bzw. abzuführen. Besonders effizient kann dies am
Ort ihrer Entstehung bzw. dort, wo sie benötigt wird, dadurch erfolgen, daß eine
Reaktionskolonne eingesetzt wird, die mit temperierbaren Böden ausgestattet ist.
Bezüglich der einsetzbaren Böden gibt es grundsätzlich keine Einschränkungen. Es können
beispielsweise Glocken-, Sieb-, Ventil-, Jet-, Streckmetall- oder vorzugsweise Thormann-
Böden eingesetzt werden.
Um die Böden, wie erfindungsgemäß vorgesehen, temperieren zu können, sind
vorzugsweise auf oder in den Böden der Reaktionskolonne Einrichtungen zur Durchleitung
eines Wärmetauschmittels angeordnet.
Hierbei kann bevorzugt die Zuführung des Wärmetauschmittels zu den Einrichtungen auf
oder in den einzelnen Böden parallel erfolgen. Nachdem das Wärmetauschmittel aus den
Einrichtungen auf oder in den Böden abgezogen wird, muß es in einem außenliegenden
Wärmetauscher erneut auf die erforderliche Temperatur gebracht werden und anschließend
erneut den Einrichtungen in oder auf den Böden zugeführt werden.
Bevorzugt wird hierbei das Wärmetauschmittel in einem geschlossenen Kreislauf geführt.
Da in der Regel als Wärmetauschmittel Wasser eingesetzt wird, sind eventuelle
Leckströme zum Reaktionsmedium unkritisch, da dieses selbst Wasser enthält. Durch den
geschlossenen Kreislauf des Wärmetauschmittels wird jedoch vermieden, daß
gegebenenfalls mit Reaktionsmedium kontaminiertes Wasser nach außen gelangt.
In einer bevorzugten Ausgestaltung ist es auch möglich, für jeden einzelnen Boden der
Reaktionskolonne oder für jede Gruppe von 2, 3 oder mehreren Böden jeweils einen
getrennten Wärmetauschmittelkreislauf vorzusehen. Dadurch kann noch gezielter auf die
erforderliche Wärmezuführung bzw. -abführung eingegangen werden.
Die Temperatur des Wärmetauschmittels in den Einrichtungen in oder auf den Böden der
Reaktionskolonne wird bevorzugt über die Zusammensetzung des Kopfstroms der
Reaktionskolonne geregelt. Die Zusammensetzung des Kopfstroms kann beispielsweise
gaschromatographisch erfaßt werden. Zeigt die gaschromatographische Analyse
beispielsweise einen zu hohen Anteil an Mercaptan, bedeutet dies, daß zu wenig
Mercaptan abreagiert hat und somit die insgesamt exotherme Reaktion wegen zu geringer
Wärmeabführung nicht optimal ablief; die Temperatur des Wärmetauschmittels muß somit
erniedrigt werden.
Es wurde gefunden, daß eine besonders bevorzugte Verfahrensführung erreicht werden
kann, wenn man die Temperatur des Wärmetauschmittels auf einen Wert im Bereich von
30 bis 40°C einstellt.
Gegenstand der Erfindung ist auch eine Reaktionskolonne zur Durchführung des
Verfahrens zur Herstellung eines organischen Disulfids durch Oxidation des
entsprechenden Mercaptans mit in einem organischen Disulfid gelösten Schwefel. Die
hierfür geeignete Reaktionskolonne weist Böden als trennwirksame Einbauten auf, wobei
auf oder in den Böden Einrichtungen zur Durchleitung eines Wärmetauschmittels
vorgesehen sind.
In einer bevorzugten Ausführungsvariante sind die Einrichtungen zur Durchleitung eines
Wärmetauschmittels Kühlschlangen. Diese sind bevorzugt auf den Böden aufgelegt und
befestigt, beispielsweise durch Schweißen oder Anschrauben.
Es ist jedoch auch möglich, die Böden als Wärmetauscherplatten auszugestalten, d. h. in
Form von jeweils zwei im wesentlichen ebenen, voneinander beabstandeten Blechen, die
einen Zwischenraum ausbilden, durch den das Wärmetauschmittel geleitet werden kann.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und der hierfür besonders geeigneten
Reaktionskolonne werden somit insbesondere folgende Vorteile erreicht:
- - ein erhöhter Umsatz der Edukte und eine höhere Ausbeute an organischem Disulfid gegenüber einer adiabat betriebenen Reaktionskolonne,
- - geringere Verluste an Edukten Mercaptan und Schwefel, eine höhere Flexibilität bei sich ändernden Eduktströmen,
- - eine größere Sicherheit gegen Durchgehreaktionen - da der Schwefel weitgehend vollständig abreagiert, wird durch das erfindungsgemäße Verfahren vermieden, daß sich die Kolonne durch Schwefel zusetzt, mit der Folge eines starken Druckanstiegs und somit von Explosionsgefahr,
- - ein schnelleres An- und Abfahren der Kolonne.
Die Erfindung wird im folgenden anhand einer Zeichnung und eines Ausführungsbeispiels
näher verdeutlicht.
Die einzige Fig. 1 zeigt eine Reaktionskolonne K mit Böden, die in einem geschlossenen
Kreislauf mit einem Wärmetauschmittel temperiert werden, das über einen außenliegenden
Wärmetauscher W1 auf die erforderliche Temperatur gebracht wird. Die Kolonne ist mit
einem Sumpfverdampfer W3 und einem Kondensator am Kolonnenkopf W2 ausgestattet.
Der Eduktstrom 1, der der Kolonne im unteren Bereich zugeführt wird, enthält den Roh-
Mercaptan-Strom und der Eduktstrom 2, mit Zuführung im oberen Bereich der
Reaktionskolonne K, den in einem organischen Disulfid gelösten Schwefel. Der Brüden
wird nach Kondensation in W2 teilweise als Rücklauf wieder auf die Kolonne aufgegeben,
im übrigen abgezogen und wie vorliegend nicht mehr dargestellt, in dem in der Regel
üblichen kontinuierlichen Verfahren erneut überwiegend dem vorgeschalteten Schritt der
Mercaptansynthese zugeführt, unter Ausschleusung eines kleinen Teilstroms.
Der Sumpfstrom 4 enthält das Wertprodukt, das organische Disulfid. Er wird einer nicht
dargestellten Reinkolonne zur destillativen Aufarbeitung zugeführt, wobei aus der
Reinkolonne, in einem in der Regel üblichen kontinuierlichen Verfahren nicht umgesetzte
Komponenten als Kopfstrom erneut in die Reaktionskolonne zur Herstellung des
organischen Disulfids rezykliert werden.
In den unteren Teil einer bei Normaldruck betriebenen Glockenbodenkolonne
entsprechend der schematischen Darstellung in Fig. 1, jedoch bestehend aus vier
Schüssen mit 10 praktischen Böden, wurde ein Roh-Methyl-Mercaptan-Strom aus einer
heterogen katalysierten Gasphasenreaktion von Methanol und Schwefelwasserstoff
gasförmig zugefahren (Strom 1). Strom 1 enthält als Leichtsieder insbesondere
Dimethylsulfid, Dimethylether und Kohlenoxide. Die Zusammensetzung des Stroms 1
sowie der weiteren Ströme 2 bis 4 ist in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.
Gleichzeitig wurde in den oberen Teil der Glockenbodenkolonne eine flüssige Mischung
aus Schwefel, Dimethylpolysulfiden, Dimethyldisulfid und Dicyclohexylamin zugefahren
(Strom 2), der im Gegenstrom zu dem aufsteigenden Gas nach unten strömte.
Auf den Glockenböden lief die Reaktion von Methylmercaptan und Schwefel unter
Wärmefreisetzung ab. Jeder Kolonnenschuß wurde über eine angeschlossene
Sekundärwasserkühlung einzeln temperiert, wodurch eine für die Dimethyldisulfidbildung
ideale Kolonneninnentemperatur auf den Böden von ca. 30 bis 40°C erreicht wurde. Die
Temperatur des flüssigen Reaktionsmediums wurde auf jedem zweiten Bogen erfaßt. Jeder
einzelne Boden war mit integrierten, d. h. aufgelegten und befestigten Kühlschlangen
ausgestattet.
Der Brüden wurde im Wärmeüberträger W2 auf 10°C gekühlt und teilweise als Rücklauf
auf den Kolonnenkopf gegeben. Der nicht kondensierte Anteil (Strom 3) wurde
größtenteils in die Gasphasenreaktion zur Herstellung des Methylmercaptans
zurückgefahren, ein geringer Teilstrom wurde ausgeschleust.
Der Kolonnensumpf wurde mit einem Zwangsumlaufverdampfer, bestehend aus einer
Pumpe und einem Wärmeüberträger, auf ca. 55 bis 60°C beheizt. Die Pumpe war zur
Durchmischung der Flüssigkeit erforderlich, da im Sumpf ein zweiphasiges Gemisch
vorlag. Eine Phase setzte sich im wesentlichen aus dem in der vorgeschalteten
Verfahrensstufe der Methylmercaptan-Gasphasensynthese gebildeten Wasser zusammen.
Die organische Phase enthielt das in der Reaktionskolonne gebildete Dimethyldisulfid,
Dimethylpolysulfide, Schwefel, das Amin und weitere organische Bestandteile. Der
gesamte Sumpfaustrag (Strom 4) wurde anschließend zur weiteren Aufarbeitung in einen
Phasenscheider gefahren. Anschließend wurde die organische Phase in einer Reinkolonne
destilliert.
Der Umsatz an Methylmercaptan in der Reaktionskolonne betrug beim einmaligen
Durchgang ca. 88%.
Demgegenüber betrug der Umsatz an Methylmercaptan in einer Reaktionskolonne ohne
temperierte Böden lediglich 75%.
Die Ausbeute an Dimethyldisulfid bezogen auf den eingesetzten Schwefel in einem
kontinuierlichen Prozeß, mit allen Rückführungen, wie in DE-A 198 54 427 beschrieben,
liegt, ohne Verwendung von temperierbaren Böden, bei 94,9% (vgl. Beispiel 1 der DE-A 198 54 427).
Demgegenüber konnte eine Verbesserung der Ausbeute an Dimethyldisulfid
auf 95,9%, bezogen auf den eingesetzten Schwefel bei Einsatz einer erfindungsgemäßen
Reaktionskolonne mit temperierbaren Böden erreicht werden.
Claims (11)
1. Verfahren zur Herstellung eines organischen Disulfids durch Oxidation des
entsprechenden Mercaptans mit in einem organischen Disulfid gelösten Schwefel
unter Einsatz eines Amins als Katalysator in einer Reaktionskolonne (K), wobei das
Mercaptan als Roh-Mercaptan-Strom aus einer katalytischen Umsetzung des
entsprechenden primären Alkohols mit Schwefelwasserstoff eingesetzt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktionskolonne (K) mit temperierbaren Böden
ausgestattet ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf oder in den Böden
der Reaktionskolonne (K) Einrichtungen zur Durchleitung eines Wärmetausch
mittels angeordnet sind.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuführung des
Wärmetauschmittels zu den Einrichtungen auf oder in den einzelnen Böden parallel
erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Wärmetauschmittel über einen außenliegenden Kondensator (W1) in einem
geschlossenen Kreislauf geführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß für
jeden einzelnen Boden der Reaktionskolonne (K) oder für jede Gruppe von zwei,
drei oder mehreren Böden jeweils ein getrennter Wärmetauschmittelkreislauf
vorgesehen ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Temperatur des Wärmetauschmittels über die Zusammensetzung des Kopfstroms
der Reaktionskolonne (K) regelt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Temperatur des Wärmetauschmittels auf einen Wert im Bereich von 30 bis 40°C
einstellt.
8. Reaktionskolonne (K) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 7 mit Böden als trennwirksamen Einbauten, dadurch gekennzeichnet, daß auf
oder in den Böden Einrichtungen zur Durchleitung eines Wärmetauschmittels
vorgesehen sind.
9. Reaktionskolonne (K) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrich
tungen zur Durchleitung eines Wärmetauschmittels Kühlschlangen sind.
10. Reaktionskolonne (K) nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühl
schlangen auf den Böden aufgelegt und befestigt sind.
11. Reaktionskolonne (K) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Böden
als Wärmetauscherplatten ausgebildet sind.
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2002
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WO2010072756A1 (de) | 2008-12-23 | 2010-07-01 | Basf Se | Verfahren zur verdichtung von schwefelwasserstoffhaltigen gasen |
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