DE10112625A1 - Verfahren zur Berechnung von Parametern für frequenz- und/oder amplitudenmodulierte elektromagnetische Pulse - Google Patents
Verfahren zur Berechnung von Parametern für frequenz- und/oder amplitudenmodulierte elektromagnetische PulseInfo
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Abstract
Ein Verfahren zur Berechnung von Parametern für frequenz- und/oder amplitudenmodulierte elektromagnetische Pulse für adiabatische Transfervorgänge in einem quantenmechanischen System, wobei die dynamischen Vorgänge des quantenmechanischen Systems mit einem Hamilton-Operator DOLLAR I1 in einem aktuellen Koordinatensystem beschrieben werden, hat die Schritte: DOLLAR A a) Transformation des Hamilton-Operators DOLLAR I2 vonn einem aktuellen Koordinatensystem in ein folgendes Koordinatensystem zur Beschreibung der Zeitabhängigkeit der Richtungsänderung des Hamilton-Operators DOLLAR I3; DOLLAR A b) Bestimmen der Selbstkommutation des Hamilton-Operators DOLLAR I4 zur Zeit t und des Hamilton-Operators DOLLAR I5 zur Zeit t' im jeweiligen Koordinatensystem, wobei ein Differentialgleichungssystem erhalten wird; DOLLAR A c) Berechnen der Parameter aus dem erhaltenen Differentialgleichungssystem.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Berechnung von Parametern für frequenz-
und/oder amplitudenmodulierte elektromagnetische Pulse für adiabatische Transfer
vorgänge in einem quantenmechanischen System, wobei die dynamischen Vorgänge
des quantenmechanischen Systems mit einem Hamilton-Operator (t) in einem ak
tuellen Koordinatensystem beschrieben werden.
Der Magnetismus der Materie beruht auf magnetischen Momenten von Elemen
tarteilchen, aus denen die Materie zusammengesetzt ist, wobei die magnetischen
Momente mit einem äußeren Magnetfeld in Wechselwirkung treten können. In einem
statischen äußeren Magnetfeld führen die magnetischen Momente eine Präzessi
onsbewegung durch. Die Präzessionsfrequenz der magnetischen Momente hängt
von der magnetischen Feldstärke ab. Wenn nun zusätzlich zum statischen Magnet
feld noch ein magnetisches Wechselfeld mit einer Frequenz angelegt wird, die auf
die Präzessionsfrequenz der magnetischen Momente abgestimmt ist, so erfolgt eine
Resonanzabsorption von Energie aus dem magnetischen Wechselfeld. Auf diesem
Prinzip beruhen alle Phänomene, die unter dem Begriff "magnetische Resonanz"
subsummiert werden.
Die Ursache der magnetischen Momente der Elementarteilchen ist ihr Gesamtdre
himpuls, in dem der Spin als quantenmechanische Größe enthalten ist. Die theoreti
sche Behandlung der magnetischen Resonanzen erfolgt daher auf Basis der Quan
tenmechanik und Relativitätstheorie. Die Dynamik des quantenmechanischen Sy
stems wird durch den sogenannten Hamilton-Operator beschrieben, der in der so
genannten Schrödinger-Gleichung enthalten ist. Die Schrödinger-Gleichung ist eine
Bewegungsgleichung für den den Zustand eines quantenmechanischen Systems
beschreibenden Zustandsvektor. Zur Definition der Schrödinger-Gleichung und des
Hamilton-Operators wird auf Lexikon der Physik, Band 3 und 5, Spektrum Akademi
scher Verlag, Heidelberg, 2000 verwiesen.
Frequenz- und amplitudenmodulierte elektromagnetische Pulse werden zum adiaba
tischen Polarisations- und Kohärenztransfer in der Atom- und Molekülspektroskopie
(Laseroptik, magnetische Resonanz) und in bildgebenden Verfahren (Kernspintomo
graphie) eingesetzt. Bei den Versuchen tritt zum einen das Problem der stochasti
schen Wechselwirkungen zwischen den Elementarteilchen auf, was zu Relaxations
prozessen führt, die das System nach einer Auslenkung in den Gleichgewichtszu
stand zurück drängen. Zum anderen werden theoretisch feste Werte für die System
variablen, wie Übergangsfrequenz, Feldamplitude etc., angenommen, obgleich diese
Größen in einer makroskopischen Probe Schwankungen unterworfen sein können,
oder ihre Werte nicht hinreichend bekannt sind.
Es werden daher adiabatische Techniken eingesetzt, die vor allem dann vorteilhaft
sind, wenn ein spektrokopischer Parameter breitbandig ist (Variation der Stärke ei
ner molekularen Kopplung, durch Feldgradienten erzeugte Verteilung von Über
gangsfrequenzen), oder wenn eine schwierige Adjustierung vermieden werden soll
(Homogenität externer Felder).
Die Pulsformen und Parameter der frequenz- und/oder amplitudenmodulierten elek
tromagnetischen Pulse werden herkömmlicherweise empirisch bestimmt. Als Kontrollkriterium
wird hierbei verlangt, dass eine erfolgreiche Pulsform, die sogenannte
adiabatische Bedingung erfüllt ist. Diese adiabatische Bedingung ist ein Kriterium in
Form einer Ungleichung für die sogenannte adiabatische Näherung und kann auf
verschiedene Weise ausformuliert werden. Wenn z. B. das Quadrat des Betrages des
Quotienten aus maximaler Winkelgeschwindigkeit eines Eigenzustands (Energieni
veau) und minimaler Übergangsfrequenz zu einem benachbarten Eigenzustand
(Energieniveau) sehr viel kleiner als 1 ist
wird die adiabatische Nä
herung als gültig betrachtet. Der Begriff adiabatisch, also Dynamik im Sinne der
adiabatischen Näherung, ist von Ehrenfest so definiert, dass die Änderung des Sy
stems während der Wirkung des elektromagnetischen Feldes so langsam ist, dass
der Wechsel der Energieniveaus vernachlässigbar klein ist. Mit anderen Worten folgt
im betrachteten Falle der magnetischen Momente die Magnetisierung der Richtung
des magnetischen Feldes, wenn sich die Feldrichtung ausreichend langsam ändert.
Die plötzliche und adiabatische Änderung des Hamilton-Operators ist theoretisch in
Albert Messiah, Quantenmechanik, Band 2, 2. Auflage, Walter Der Gruyter, Berlin,
New York 1985, Kapitel 17.2, Seiten 223 bis 236 eingehend erläutert.
Die adiabatische Näherung entspricht einer Vereinfachung in der Beschreibung der
Dynamik des Systems, indem eine durch die zeitlich veränderliche Trägerfrequenz
und Amplitude verursachte Kopplung zwischen einem Strahlungsfeld und dem Sy
stem vernachlässigt wird. Die Dynamik ist dann näherungsweise stationär, das heißt
es wird angenommen, dass die Trägerfrequenz und Amplitude der Einstrahlung nicht
zeitlich veränderlich sondern auf ihren instantanen Werten konstant sind. Die adia
batische Bedingung kann für eine gegebene Pulsform stets erfüllt werden, wenn die
zeitliche Änderung der Modulationsfunktionen hinreichend klein gemacht wird. Aller
dings wird hierdurch die Dauer des angestrebten Polarisations- oder Kohärenz
transfers entsprechend verlängert. In B. Shore, The Theory of Coherent Atomic Ex
citation, John Wiley, New York 1990, Seite 303 ist offebart, dass Pulsformen aus
dem Bedürfnis analytischer Lösungen der Bewegungsgleichung zu erhalten, be
stimmt und erst in einem zweiten Schritt durch Verlangsamung der Modulationen und
damit des angestrebten Transfers adiabatischer Dynamik realisiert wurde.
Bei anderen Ansätzen wird die adiabatische Bedingung von der Form einer Unglei
chung, die ungeeignet zur Berechnung von Modulationsfunktionen ist, unter Zuhilfe
nahme weiterer physikalischer Annahmen auf die Form einer Gleichung transfor
miert. Diese ist als Bedingungsgleichung in den gesuchten Funktionen zu verstehen
und erlaubt deren Bestimmung gegebenenfalls unter Hinzunahme von Nebenbedin
gungen. Wiederum muss das zeitliche Veränderungsverhalten der Modulationsfunk
tionen empirisch gesetzt werden, um im Gültigkeitsbereich der adiabatischen Nähe
rung zu liegen. Dies Ansätze sind zum Beispiel in
C. J. Hardy, W. A. Edelstein und D. Vatis, Journal of Magnetic Resonance 66, 470, 1986;
A. Tannus und M. Garwood, Journal of Magnetic Resonance A 120, 133, 1996; und
D. Rosenfeld und Y. Zur, Magnetic Resonance in Medicin 36,124, 1996
beschrieben.
C. J. Hardy, W. A. Edelstein und D. Vatis, Journal of Magnetic Resonance 66, 470, 1986;
A. Tannus und M. Garwood, Journal of Magnetic Resonance A 120, 133, 1996; und
D. Rosenfeld und Y. Zur, Magnetic Resonance in Medicin 36,124, 1996
beschrieben.
Typischerweise werden Pulsformen für das Zwei-Niveau-System (Spin-1/2) entwic
kelt, in dem keine internen Wechselwirkungen bestehen und die Dynamik aus
schließlich durch die aufgeprägte Einstrahlung bestimmt und damit vollständig kon
trollierbar ist.
Die herkömmliche Bestimmung von Pulsformen für adiabatische Polarisations- und
Kohärenztransfers hat folgende Nachteile:
Die semi-empirischen Methoden berücksichtigen nicht die Relaxationsprozesse, de nen das System unterworfen ist. Ein erfolgreicher adiabatischer Transfer muss in einer kürzeren Zeit ablaufen, als das System signifikant relaxiert. Es wird daher an gestrebt, schnelle Modulationen anzuwenden. Dies steht aber im Widerspruch zur zugrundeliegenden adiabatischen Näherung. Es müssen daher im Rahmen der adiabatischen Bedingung optimale Pulsformen für den schnellstmöglichen Transfer gefunden werden. Die adiabatische Bedingung gibt aber als Ungleichung nur einen relativ breiten Rahmen für diese Aufgabe vor. Es ist somit schwierig, Pulsformen zu bestimmen, welche einen gewünschten adiabatischen Transfer nahezu optimal, das heißt über eine gegebene Parameterbandbreite in kürzester Zeit ausführen. Herköm licherweise versucht man somit die Parameter für frequenz- und/oder amplitudenmo dulierte elektromagnetische Pulse für adiabatische Transfervorgänge durch Experi mente zu optimieren. Dieses aufwendige Vorgehen muß nicht zum Ziel führen, was zu vergleichsweise verringertem Signal-zu-Rausch-Verhältnis führt. Bei hinreichend schnell relaxierenden Systemen muß derzeit auf die Anwendung adiabatischer Techniken verzichtet werden.
Die semi-empirischen Methoden berücksichtigen nicht die Relaxationsprozesse, de nen das System unterworfen ist. Ein erfolgreicher adiabatischer Transfer muss in einer kürzeren Zeit ablaufen, als das System signifikant relaxiert. Es wird daher an gestrebt, schnelle Modulationen anzuwenden. Dies steht aber im Widerspruch zur zugrundeliegenden adiabatischen Näherung. Es müssen daher im Rahmen der adiabatischen Bedingung optimale Pulsformen für den schnellstmöglichen Transfer gefunden werden. Die adiabatische Bedingung gibt aber als Ungleichung nur einen relativ breiten Rahmen für diese Aufgabe vor. Es ist somit schwierig, Pulsformen zu bestimmen, welche einen gewünschten adiabatischen Transfer nahezu optimal, das heißt über eine gegebene Parameterbandbreite in kürzester Zeit ausführen. Herköm licherweise versucht man somit die Parameter für frequenz- und/oder amplitudenmo dulierte elektromagnetische Pulse für adiabatische Transfervorgänge durch Experi mente zu optimieren. Dieses aufwendige Vorgehen muß nicht zum Ziel führen, was zu vergleichsweise verringertem Signal-zu-Rausch-Verhältnis führt. Bei hinreichend schnell relaxierenden Systemen muß derzeit auf die Anwendung adiabatischer Techniken verzichtet werden.
Neben den relaxationsbedingten Verlusten treten sogenannte diabatische Verluste
als Folge eines imperfekten adiabatischen Transfers auf. Sie werden von der ver
nachlässigten Kopplung verursacht, da die tatsächliche Dynamik des Systems von
der im Rahmen der adiabatischen Näherung angenommenen theoretischen Dynamik
abweicht. Die Größe der diabatischen Verluste wird von der Güte der adiabatischen
Bedingung bestimmt. Für schnellere Transfervorgänge steigen die diabatischen
Verluste an.
Für inhärent zeitabhängige Systeme, bei denen zeitabhängige Wechselwirkungen
auch ohne Einstrahlung auftreten, ist es sehr schwer, überhaupt geeignete Pulsfor
men zur Induktion adiabatischer Dynamik zu finden.
Es gibt zudem keine Pulsformen, die speziell für adiabatische Polarisations- und Ko
härenztransfers im Mehr-Niveau-Systemen gegebenenfalls mit internen Wechselwir
kungen entwickelt wurden. Derartige Prozesse wurden bislang mit Modulationsfunk
tionen ausgeführt, die für ein Zwei-Niveau-System bestimmt wurden.
Aufgabe der Erfindung war es, ein Verfahren zur Berechnung von Parametern für
frequenz- und/oder amplitudenmodulierte elektromagnetische Pulse für adiabatische
Transfervorgänge in einem quantenmechanischen System zu schaffen, mit dem op
timale Pulse gewonnen werden, die einen schnellen adiabatischen Transfer ohne
wesentliche diabatische Verluste ermöglichen.
Die Aufgabe wird gelöst durch die Schritte:
- a) Transformation des Hamilton-Operators (t) von dem aktuellen Koordinaten system in ein folgendes Koordinatensystem zur Beschreibung der Zeitabhän gigkeit der Richtungsänderung des Hamilton-Operators (t);
- b) Bestimmen der Selbstkommutation des Hamilton-Operators (t) zur Zeit t und des Hamilton-Operators (t') zur Zeit t' im jeweiligen Koordinatensystem, wo bei ein Differentialgleichungssystem erhalten wird;
- c) Berechnen der Parameter aus dem erhaltenen Differentialgleichungssystem.
Erfindungsgemäß beruht das Verfahren auf einer exakten Beschreibung der Sy
stemdynamik unter frequenz- und amplitudenmodulierter Einstrahlung, so dass keine
Näherungsbetrachtung im Sinne der adiabatischen Näherung erforderlich ist. Die
erhaltenen Pulsformen können sogar die konventionelle adiabatische Näherung ver
letzen, sind aber durch das zugrundegelegte Verfahren anwendbar. Somit können
adiabatische Transfervorgänge in kürzerer Zeit als herkömmlich möglich erreicht
werden. Die gewonnenen Pulse können damit auch für relativ schnell relaxierende
Systeme angewendet werden.
Der Hamilton-Operator im Zwei-Niveau-System (Spin-1/2) lautet zum Beispiel:
H0(t) = Δ0(t)Iz ± ω0(t)Ix = a0(t){cosθ0(t)Iz + sinθ0(t)Ix}
wobei im folgenden Iz, Ix und Iy die Komponenten des magnetischen Winkelmoments
des Spin-1/2 in einer definierten Z-, X,- und Y-Achse des rotierenden Koordinatensy
stems (rotating-wave-approximation bei linear polarisierter Einstrahlung) sind. Der
Resonanz-Offset Δ0(t) definiert die interne Energie des Systems in dem rotierenden
System und die Feldamplitude ω0(t) die Kopplungsstärke der beiden Energieni
veaus. Eine willkürliche Anfangsphase der Strahlung ist zu Null gesetzt. An Stelle der
kartesischen Koordinaten Δ0(t) und ω0(t) läßt sich H0(t) auch mittels Polarkoordina
ten effektives Feld
und Drehwinkel
darstellen. Die Zeitabhängigkeit der Richtungsänderung des Hamilton-Operators
H0(t) kann durch Transformation vom aktuellen, dem rotierenden Koordinatensystem,
in ein folgendes Koordinatensystem beschrieben werden, dessen Z-Achse in jedem
Fall entlang des effektiven Feldes im rotierenden Koordinatensystem zeigt. Im neuen
Koordinatensystem, das den Index 1 trägt, lautet der Hamilton-Operator
H1(t) = a0(t)Iz - 0(t)Iy
mit
Das Produkt 0(t)Iy ist das fiktive Feld als Winkelmoment, das
die Reorientierung des effektiven Feldes im vorhergehenden, dem rotierenden Koor
dinatensystem erzeugt.
Im Gegensatz zur herkömmlichen adiabatischen Näherung wird dieses fiktive Feld
nicht mehr vernachlässigt. Es wird nunmehr die Selbstkommutation des Hamilton-
Operators (t) zur Zeit t und (t') zur Zeit t', als Funktion
verwendet und aus dieser Bedingung, die im folgenden als exakte adiabatische Be
dingung bezeichnet wird, ein Differentialgleichungssystem berechnet. Aus dem er
haltenen Differentialgleichungssystem kann dann in bekannter Weise durch Lösen
desselben die gewünschten Parameter bestimmt werden.
Die Schritte a) und b) werden vorzugsweise iterativ durchgeführt, wobei die Trans
formation von dem aktuellen Koordinatensystem in ein folgendes Koordinatensystem
um den Drehwinkel θ des Vektoranteils des Hamilton-Operators (t) in einer defi
nierten Z-Achse des aktuellen Koordinatensystems erfolgt.
Auf diese Weise werden eine Vielzahl von Differentialgleichungen gewonnen. Die
Selbstkommutation kann durch Berechnung der Matrixgleichung
bestimmt werden, wobei i die ganzzahlige fortlaufende Nummer des entsprechenden
Koordinatensystems, t die Zeit und t' eine von t verschiedene Zeit mit t und t' < 0 ist.
Dies ist äquivalent zu der Bedingung i-1 = tan(θi)ai-1(t), wobei θi als Konstante
angenommen wird. Die Bestimmung der Selbstkommutation erfolgt somit durch An
nahme eines konstanten Verhältnisses der Drehwinkelgeschwindigkeit zur Größe
des Vektoranteils des Hamilton-Operators (t) im vorhergehenden, dem (i - 1)-ten
Koordinatensystems über die Zeit t nach der Bedingung
Die Kon
stante ist der Tangens des Drehwinkels θ im aktuellen, dem i-ten Koordinatensy
stem. Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf der Erkenntnis, dass analog der
oben beschriebenen Situation in dem rotierenden Koordinatensystem der Hamilton-
Operator i(t) ein effektives Feld im i-ten Koordinatensystem mit der Amplitude
und einem Versatzwinkel θi relativ zu der Z-Achse des i-
ten Koordinatensystems definiert. Wenn frequenz- und amplitudenmodulierte Funk
tionen Δ0(t) und ω0(t) (der Index i numeriert die Lösung in Bezug auf die Kommuta
torbedingung im i-ten Koordinatensystem) jeweils so bestimmt und angewandt wer
den, dass die Selbstkommutationsbedingung i-1 = tan(θi)ai-1(t) mit θi = konstant
erfüllt ist, können ai-1(t) und i-1(t) variieren, aber ihr Verhältnis tanθi und somit ihr
Winkel θi ist zeitinvariant. Das System ist somit relativ zum i-ten Koordinatensystem
"spin-locked", wenn es anfänglich in einem Eigenzustand von Hi(0) war. Unter dem
Begriff "spin-locking" ist eine Stabilisierung der ausgelenkten Kernmagnetisierung
durch andauernde Einstrahlung eines elektromagnetischen Feldes zu verstehen. Die
so beeinflusste Magnetisierung nimmt nicht mit der normalen "Spin-Relaxationszeit",
sondern mit einer charakteristischen Zeitkonstanten ab.
Schnelle adiabatische Transfervorgänge mit geringen diabatischen Verlusten können
erreicht werden, wenn für jedes Koordinatensystem der Drehwinkel θj für θj = 0, 1, . . ., i-1
des Hamilton-Operators j monoton von 0 bis zum einen Maximalwert θjmax über
die Zeit ansteigt. Der Index j gibt hierbei die ganzzahlige fortlaufende Nummer des
jeweiligen Koordinatensystems an.
Hierbei wird die Bewegung des effektiven Feldes in einem Koordinatensystem durch
Transformation in das folgende Koordinatensystem beschrieben. Die Selbstkommu
tationsbedingung muss dann für das zuletzt betrachtete (i-te) Koordinatensystem er
füllt sein.
Insbesondere für den Fall, dass das erhaltene Differentialgleichungssystem unterbe
stimmt ist, kann das Differentialgleichungssystem mit mindestens einer Nebenbedin
gung für das betrachtete physikalische System gelöst werden. Derartige Nebenbe
dingungen sind hinreichend bekannt und werden bereits zur Ermittlung von Pulsfor
men nach der konventionellen adiabatischen Bedingung eingesetzt. Eine Nebenbe
dingung kann zum Beispiel ein definierter Weg der Spitze des Hamilton-Operators
(t) in einem festgelegten Koordinatensystem sein, wobei der Weg zum Beispiel
kreisförmig, elipsenförmig oder rechteckförmig ist.
Die Nebenbedingungen können z. B. holonom sein, d. h. als Gleichungen in den ge
suchten Variablen des Systems und der Zeit vorliegen. Sie können aber auch nicht-
holonom sein und ebenso wie die Kommutatorbedingung ein Differentialgleichungs
system darstellen.
Die Art der verwendeten Koordinaten kann in Abhängigkeit von den Nebenbedingun
gen für das betrachtete System ausgewählt werden. So können zum Beispiel Polar
koordinaten, elliptische Koordinaten oder kartesische Koordinaten verwendet wer
den.
Das erhaltene Differentialgleichungssystem kann als Anfangswertproblem oder als
Randwertproblem gelöst werden, um die Parameter zu berechnen. Bei der Trans
formation des Hamilton-Operators i-1(t) vom aktuellen, dem (i - 1)-ten Koordinatensy
stem in das folgende, das i-te Koordinatensystem tritt ein fester Versatzwinkel θi auf.
Der Hamilton-Operator i-1(t) ist in einer definierten Z-Achse des (i - 1)-ten Koordina
tensystems ausgerichtet. Die Z-Achse des folgenden, i-ten Koordinatensystems wird
nach Drehung um den Winkel θi-1 in Richtung des Vektors ai-1 angenommen. Die
Drehung erfolgt in der durch die Z- und X- oder Y-Achse des (i - 1)-ten Koordinatensy
stems aufgespannten Ebene, so dass die verbleibende Y- oder X-Achse für das (i - 1)-
te und i-te Koordinatensystem identisch ist. Der Vektor der Drehwinkelgeschwindig
keit i-1, weist in diese Richtung. Die Richtung des resultierenden Hamilton-
Operators i(t) = ai-1(t)Iz + i-1(t)Ix,y ergibt sich damit aus den Komponenten ai-1(t)
in Z-Richtung und i-1(t) in Y- oder X-Richtung. Der resultierende Hamilton-Operator
i(t) weist in den Raum des i-ten Koordinatensystems hinein und ist relativ zu dem
Vektor ai-1(t) in Z-Achse des i-ten Koordinatensystems um den Winkel θi versetzt.
Es sind Systembedingungen denkbar, in denen es vorteilhaft ist, eine Transformation
des Koordinatensystems um den aus der Transformation resultierenden Versatzwin
kel θi zwischen der definierten Z-Achse des i-ten Koordinatensystems und dem Ha
milton-Operator i(t) in diesem Koordinatensystem durchzuführen, um den Einfluss
des Versatzwinkels θi zu eliminieren.
Das Verfahren kann vorteilhaft auch zur Berechnung der Parameter der Zeemanfre
quenz oder der Parameter eines zugeschalteten linearen Feldgradienten zur Be
stimmung der Zeemanfrequenz eingesetzt werden.
Das Verfahren kann auch zur Berechnung der Parameter für frequenz- und/oder am
plitudenmodulierte elektromagnetische Impulse mehrerer Einstrahlquellen verwendet
werden.
Das Verfahren kann auch zur Berechnung der Parameter einer mechanischen Dre
hung einer betrachteten Probe, wie z. B. die Orientierung der Drehung und die Rota
tionsgeschwindigkeit verwendet werden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläu
tert. Es zeigen:
Fig. 1 Prinzipskizze eines Resonanzspektrometers für adiabatische Transfer
vorgänge;
Fig. 2 Zeigerdiagramm eines um den Hamilton-Operator rotierenden ma
gnetischen Moments ;
Fig. 3 Zeigerdiagramm eines an dem Hamilton-Operator angeschmiegten
rotierenden magnetischen Moments ;
Fig. 4 Zeigerdiagramm des um den Winkel θ0 wandernden Hamilton-
Operators;
Fig. 5 Diagramm des Hamilton-Operators im 0-ten Koordinatensystem;
Fig. 6 Diagramm des transformierten Hamilton-Operators im 1-ten Koordina
tensystem;
Fig. 7 Diagramm des transformierten Hamilton-Operators im 2-ten Koordina
tensystem;
Fig. 8 Diagramm des transformierten Hamilton-Operators im 3-ten Koordina
tensystem;
Fig. 9 Trajektorie des Hamilton-Operators und des maßgeblichen Moments
auf einem Oktant der Einheitskugel des 0-ten Koordinatensystems für
eine Modulationsfunktion 1-ter Ordnung;
Fig. 10 Trajektorie des Hamilton-Operators und des magnetischen Moments
auf einem Oktant der Einheitskugel des 0-ten Koordinatensystems für
eine Modulationsfunktion 2-ter Ordnung;
Fig. 11 Trajektorie des Hamilton-Operators und des magnetischen Moments
auf einem Oktant der Einheitskugel des 0-ten Koordinatensystems für
eine Modulationsfunktion 3-ter Ordnung;
Fig. 12 Kurve der bestimmten Frequenz- und Amplitudenmodulationsfunktionen
1-ter bis 3-ter Ordnung über die Zeit.
Zum Verständnis des erfindungsgemäßen Verfahrens wird zunächst das quanten
mechanische System erläutert, in dem die adiabatischen Transfervorgänge durch
geführt werden.
Ein elektrischer Kreisstrom I erzeugt ein magnetisches Dipolfeld mit einem magneti
schen Dipolmoment µ = I × A, wobei A als Vektor senkrecht auf der vom Kreisstrom I
aufgespannten Fläche definiert ist. In einem homogenen Magnetfeld mit der magne
tischen Induktion B erfährt der magnetische Dipol ein Drehmoment M = µ × B, das
Null ist, wenn das Dipolmoment µ parallel zu der magnetischen Induktion B ausge
richtet ist, das heißt wenn der Kreisstrom I senkrecht zu der magnetischen Induktion
B fließt. Zur Verdrehung des Dipolmoments um einen Winkel α gegen die magneti
sche Induktion B ist Energieaufwand erforderlich. Hierbei muss gemäß der Gesetze
der Quantenmechanik berücksichtigt werden, dass nur diskrete Energiezustände
(Orientierungen) möglich sind.
Bei dem Bahn-, Spin- und Kernmagnetismus wird das um den Kern mit der Ge
schwindigkeit v und dem Radius r kreisende geladene Teilchen (Elektron, Proton,
Neutron) als kreisförmiger elektrischer Strom I betrachtet. Die Stromstärke I ergibt
sich hierbei aus der Ladung und der Umlaufzeit. Analog zu dem magnetischen Di
polmoment der Bahnbewegung eines Teilchens kann das magnetische Dipolmoment
des Teilchen proportional zum Eigendrehimpuls (Spin) angenommen werden. Der
Spin des Teilchens ergibt sich aus der Lösung der relativistischen Dirac-Gleichung.
Aufgrund der Quantenmechanik kann der Bahndrehimpuls nur diskrete Werte an
nehmen. Dies gilt auch für den Eigendrehimpuls oder Spins des Teilchens. Die
Bahndrehimpulsquantenzahl eines Teilchens tritt nur ganzzahlig auf. Die Spinquan
tenzahl hingegen kann halbzahlige Werte annehmen. Elektron, Proton und Neutron
sind Spin-1/2 Teilchen. Deshalb sind nur zwei Spineinstellungen bezüglich der Z-
Richtung möglich, wobei die Z-Achse als die Achse definiert ist, um den die Eigen
drehung erfolgt. Der Eigendrehimpuls präzediert somit um die Z-Achse. Mit dem
Drehimpuls ist ein magnetisches Dipolmoment µ verbunden, das ebenfalls um diese
Z-Achse präzediert und gequantelt ist.
Wenn sich das magnetische Dipolmoment in einem Magnetfeld mit einer magneti
schen Induktion Bz befindet, so ist damit eine Vorzugsrichtung festgelegt. Relativ zu
der magnetischen Induktion Bz kann sich das magnetische Dipolmoment nur in be
stimmten Werten einstellen, da nur diskrete Energiezustände (Orientierungen) mög
lich sind.
Wenn nun senkrecht zu dem induzierten Magnetfeld ein magnetisches Wechselfeld
mit einer Resonanzfrequenz eingestrahlt wird, so erfolgt ein Übergang zwischen den
Energieniveaus der Elementarteilchen und ein Umklappen des magnetischen Mo
ments. Je nach Feldstärke Bz werden hierfür bei der Elektronenspinresonanz Mikro
wellen im Gigaherzbereich und bei der Kernspinresonanz Radiowellen im Bereich
von 60 MHz bis aktuell 1 GHz eingesetzt. Entscheidend für den jeweiligen Versuch
ist nicht nur die Frequenz, sondern die Pulsform und bei mehrfacher Einstrahlung ist
auch die relative Phase der Pulse wichtig.
In der Fig. 1 ist der prinzipielle Aufbau eines Resonanzspektrometers dargestellt.
Mit einer Magnetanordnung 1 wird ein homogenes und konstantes Magnetfeld Bz
aufgebracht, so dass eine Vorzugsrichtung festgelegt ist. In das Magnetfeld wird eine
Probe 2 eingebracht. Senkrecht zu dem Magnetfeld Bz wird mit Radiofrequenzspulen
3 frequenz- und/oder amplitudenmodulierte elektromagnetische Pulse zur Anregung
der Probe 2 eingebracht und ein Übergang zwischen den Energieniveaus der be
trachteten Elementarteilchen erzwungen. Die Resonanzsignale werden in einer Auswerteeinheit
4 registriert und mit Hilfe einer Fourier-Transformation rekonstruiert.
Durch Aufbringen einer ortsabhängigen Resonanzfrequenz (linearer Feldgradient
durch Gradientenspulen erzeugt) kann eine ortsabhängige Messung durch Fre
quenz- oder Phasenkodierung erfolgen. Dies wird vor allen Dingen für die medizini
sche Kernspintomographie ausgenutzt.
Die aufgebrachten Pulse werden in einem Pulsgenerator 5 erzeugt und sind so be
messen, dass diabatische Verluste so gut wie möglich vermieden werden. Die
Transfervorgänge sollen somit adiabatisch ablaufen. Die Adiabatenhypothese in der
Quantentheorie sagt aus, dass ein System, das sich anfangs in einem bestimmten
stationären quantenmechanischen Zustand befindet, in diesem vebleibt, falls die Än
derung der Parameter des Systems, wie zum Beispiel die äußeren Feldstärken, hin
reichend langsam geschieht. Die Adiabatenhypothese trifft somit eine Aussage über
die Zeitabhängigkeit des Hamilton-Operators (t) für den Grenzfall großer Zeiten. Zur
Vermeidung diabatischer Verluste ist es daher erwünscht, dass sich die Rich
tungsänderung (Drehung) des Hamilton-Operators (t) um den Winkel θ möglichst
langsam ist. Das heißt, dass die Drehwinkelgeschwindigkeit gegen Null geht.
Dies ist in der Praxis aber nicht durchführbar, da die Versuche einerseits in einer
endlichen Zeit ablaufen sollen. Andererseits treten Relaxationsprozesse auf, so dass
das System in den ursprünglichen Gleichgewichtszustand zurückkehrt. Der adiabati
sche Transfervorgang muss daher schneller ablaufen, als die Relaxationszeit be
trägt.
Das Verfahren wird anhand eines Zwei-Niveau-Systems weiter erläutert. Der Hamil
ton-Operator beträgt hierbei
H0(t) = Δ0(t)Iz + ω0(t)Ix,
wobei Iz, Ix und Iy die kartesischen Komponenten des Spin-1/2-Drehmoments sind.
H0(t) ist in einem rotierenden Koordinatensystem, das sich mit der instantanen Trä
gerfrequenz der Einstrahlung um die Richtung des aufgebrachten äußeren konstan
ten Zeemanfeldes, in der auch die Z-Achse des Koordinatensystems liegt, dreht.
Der Resonanz-Offset Δ0(t) definiert die interne Energie des Systems und die Fel
damplitude ω0(t), die Kopplung des Zwei-Niveau-Systems an das Strahlungsfeld.
Die feste Anfangsphase der Stahlung ist willkürlich zu Null gesetzt. Bei Verwendung
eines linear polarisierten Feldes ist in H0(t) bereits die sogenannte "rotating wave ap
proximation" berücksichtigt (F. Block u. A. J. Siegert, Physical Review 57, 522,
1940).
Wie aus der Fig. 2 deutlich wird, rotiert der Vektor des magnetischen Momentes
um die Achse des Hamilton-Operators 0(t), so dass ein Kegel aufgespannt wird, für
den Fall, dass H0(t) eine feste Richtung hat. Von Interesse ist, wenn der Winkel zwi
schen dem magnetischen Moment und dem Hamilton-Operator 0(t) möglichst
klein ist, das heißt, wenn sich der Vektor des magnetischen Momentes an den
Hamilton-Operator 0(t) anschmiegt. Dies wird "spin-locking" genannt. Dieser Zu
stand ist in der Fig. 3 skizziert. Der Hamilton-Operator kann auch definiert werden
als
H0(t) = a0(t){cosθ0{cosθ0(t)Iz + sinθ0(t)Ix}}.
Die Variable a0(t) ist hierbei die Länge bzw. Amplitude des Hamilton-Operators 0(t)
und ist definiert als
Der Drehwinkel θ0(t) ist der Kippwinkel des Hamilton-Operators relativ zur Z-Achse
des rotierenden Koordinatensystems und definiert als
Für einen adiabatischen Transfervorgang ist erwünscht, dass das magnetische Mo
ment dem Hamilton-Operator (t) folgt, wenn dieser seinen Winkel θ0 ändert.
Dies ist in der Fig. 4 skizziert. Die Fig. 5 lässt den Hamilton-Operator 0(t) mit der
Amplitude a0 im rotierenden Koordinatensystem erkennen. Die Amplitude a0 be
stimmt sich hierbei aus dem Resonanz-Offset Δ0 und der Feldamplitude ω0. Durch
zeitliche Variation beider Größen, ändern sich Länge und Richtung (a0(t) und θ0(t))
von H0(t). Letztere kann durch eine Transformation in ein ersten Koordinatensystem,
dessen Z-Achse stets entlang H0(t) liegt, beschrieben werden. Das erste und das
rotierende Koordinatensystem haben eine gemeinsame Y-Achse. Der Hamilton-
Operator im ersten Koordinatensystem lautet
Operator im ersten Koordinatensystem lautet
mit
Der Term 0(t)Iy, genannt "fiktives Feld", ist das Drehmoment,
welches die Richtungsänderung von 0(t) im (ursprünglichen) rotierenden Koordina
tensystem erzeugt.
Die Dynamik des Zwei-Niveau-Systems erfüllt die adiabatische Näherung und heißt
dann auch adiabatisch, wenn der Term 0(t)Iy gegenüber dem Term a0(t)Iz in 1(t)
vernachlässigt werden darf.
Dementsprechend werden die Parameter für frequenz- und amplitudenmodulierte
elektromagnetische Pulse, mit denen die adiabatische Näherung erfüllt sein soll, her
kömmicherweise nach der adiabatischen Bedingung bzw. Ungleichung
berechnet, wobei der Quotient
der adiabatische Faktor Q(t), ein Gütemaß für den verwendeten Puls ist (in der Lite
ratur wird auch
als adiabatischer Faktor bezeichnet).
Die Erfindung beruht auf der Feststellung, dass die gesuchten Modulationsfunktionen
das System in einem Eigenzustand halten müssen (anschmiegen an Hamilton-
Operator), obgleich der Hamilton-Operator seine Richtung im rotierenden Koordina
tensystem andert. Das kann erreicht werden, wenn der Hamilton-Operator H1(t) im
ersten Koordinatensystem zu keiner Zeit als Störung wirkt (adiabatischer Transfer
vorgang), wenn also die Selbstkommutationsbedingung des Hamilton-Operators
[H1(t), H1(t')] = H1(t)H1(t') - H1(t')H1(t) = 0, für ∀t, t' < 0
erfüllt ist. Dies ist äquivalent zu der Bedingung
0(t) = tan(θ1)a0(t), mit θ1 = konstant,
wobei θ1 der Winkel des Hamilton-Operators relativ zur Z-Achse des ersten Koordi
natensystems ist.
Das Verfahren zur Berechnung der Parameter der frequenz- und amplitudenmodu
lierten elektromagnetischen Pulse basiert somit auf der exakten adiabatischen Be
dingung.
Im Unterschied zum herkömmlichen Verfahren erfolgt die Berechnung der Parameter
somit nicht anhand von Randbedingungen, die durch die adiabatische Ungleichung
unscharf festgelegt sind, sondern auf der Basis der Betrachtung des vollständigen
physikalischen Systems.
Die Dynamik des Systems wird durch Transformation des Hamilton-Operators von
einem aktuellen in ein folgendes Koordinatensystem berücksichtigt. Hierdurch wird
die Zeitabhängigkeit der Richtungsänderung des Hamilton-Operators (t) beschrie
ben.
Anhand der Fig. 5 bis 8 wird die Transformation der Koordinatensysteme in Ab
hängigkeit von den Drehwinkeln θ einsichtig, wobei die Indizes i = 0, 1, 2 und 3 die
jeweilige ganzzahlige fortlaufende Numerierung des Koordinatensystems angeben.
In der Beschreibung wird durchgängig der Index i als Variable zur Nummer des an
gesprochenen Koordinatensystems verwendet. Das zuvor beschriebene rotierende
Koordinatensystem, das Ausgangspunkt der Betrachtung ist, ist somit das 0-te Koor
dinatensystem.
In dem rotierenden, oder nullten Koordinatensystem wird der Hamilton-Operator be
schrieben als:
H0(t) = Δ(t)Iz + ω0(t)Ix.
Die Drehung um den Winkel θ0 kann als Rotation des Koordinatensystems bzw. als
Transformation des Hamilton-Operators aus dem nullten Koordinatensystem in das
folgende Koordinatensystem beschrieben werden, wie in der Fig. 6 skizziert ist. Die
neue Z-Achse des folgenden ersten Koordinatensystems erstreckt sich hierbei in
Richtung der Amplitude a0. Der transformierte Hamilton-Operator H1(t) ist dann durch
die Gleichung
H1(t) = a0(t)Iz - 0(t)Iy
darstellbar. Die Drehgeschwindigkeit 0 ist ein Vektor in Y-Richtung, da die Drehung
in der Z-X-Ebene des ursprünglichen Koordinatensystems erfolgt. Es ergibt sich ein
Versatzwinkel θ1 des resultierenden Hamilton-Operators H1(t) relativ zur Z-Achse Z1
des ersten Koordinatensystems.
Nunmehr wird gefordert, dass der Hamilton-Operator H1(t) im ersten Koordinatensy
stem zu jeder Zeit selbstkommutierend ist, das heißt die Gleichung
[H1(t), H1(t')] = 0, für ∀t, t' ≧ 0
erfüllt, oder äquivalent dazu.
0(t) = tan(θ1)a0(t), mit θ1 = konstant.
Das ist eine Differentialgleichung in den gesuchten Modulationsfunktionen, so dass
sich als Lösung die Parameter Δ1(t) und ω1(t) für einen frequenz- und amplituden
modulierten elektromagnetischen Puls ergeben, mit dem der Transfervorgang adia
batisch ist. Die Lösungsfunktionen tragen den Index 1, weil sie aus der Kommutator
bedingung im 1-ten Koordinatensystem bestimmt werden. Für kleine Drehwinkel 8,
geht die Drehwinkelgeschwindigkeit, dass heißt die Ableitung gegen Null, so dass die
Modifizierung des Quantenstatus für finite Feldamplituden relativ lang dauern. Für
größere Drehwinkel θ1 erfolgt die Umorientierung schneller, was zu kürzeren Puls
längen führt. Jedoch wird nachteilig der Winkel des Präzessionskegels erhöht, so
dass der magnetische Momentenvektor nicht mehr optimal an den Hamilton-
Operator angeschmiegt ist. Dies ist der Fall, wenn der Anfangszustand des Sy
stems, oder die Magnetisierung zur Zeit t = 0 entlang H0(0) im 0-ten Koordinaten
system steht, was für die meisten Experimente der Fall ist.
Daher ist der Zustand niemals nahe dem Eigenzustand des Hamilton-Operators H1(t)
im ersten Koordinatensystem, so dass die adiabatische Dynamik gehemmt ist und
große diabatische Verluste erwartet werden.
Jedoch können schnelle adiabatische Transfervorgänge mit geringen Verlusten er
zielt werden, wenn der Winkel θ1(t) variabel ist und nicht konstant. Hierbei wird ein
adiabatisches Anwachsen des Drehwinkels θ1(t) von Null auf einen Maximalwert
θ1max angenommen, so dass der Drehwinkel θ1 monoton von anfänglich θ1(0) = 0 auf
den Endwert θ1(τ) = θ1max < 0 ansteigt, während das effektive Feld im 0-ten Koordi
natensystem sich von der Z-Achse zur X-Achse wie vorstehend mit Bezug auf die
Fig. 5 beschrieben, in der Zeit τ (Pulslänge) bewegt. Da die Geschwindigkeit der
Modulationen praktisch begrenzt ist, muss der Drehwinkel
Jetzt ist das
effektive Feld im ersten Koordinatensystem ebenfalls exakt entlang der Magnetisie
rung am Anfang des Pulses ausgerichtet. Wenn eine zeitabhängige Hamilton-
Funktion so festgelegt werden kann, dass der Anstieg des Drehwinkels θ1(t) adiaba
tisch ist, können große resultierende Drehwinkel θ1(τ) ohne merkliche diabatische
Verluste realsiert werden. Bis zu diesem Endzustand kann die Bewegung des Ha
milton-Operators bzw. effektiven Feldes im ersten Koordinatensystems durch Trans
formation in ein zweites Koordinatensystem analog zu der vorher durchgeführten
Transformation beschrieben werden. Auch hier muss wieder die adiabatische Be
dinungen gelten, die durch die Selbstkommutierung des Hamilton-Operators H2(t) im
zweiten Koordinatensystem ausgedrückt wird. Das spin-locking (Selbstkommutie
rung) bei dem Hamilton-Operator H2(t) = α1(t)Iz - 1(t)Ix mit geeignetem Modulati
onsfunktionen Δ2(t) und ω2(t) impliziert einen festen Drehwinkel θ2 zwischen dem
effektiven Feld und der Z-Achse des zweiten Koordinatensystems. Die Magnetisie
rung mit einer Komponente ∞Iz cosθz entlang des wirksamen Feldes des zweiten
Koordinatensystems und einer orthogonalen Komponente ∞ - Ixs sinθ2 ist wiederum
nicht im Eigenzustand des Hamilton-Operators H2(0) zur Zeit t = 0.
Jedoch können die Modulationsfunktionen des zweiten Koordinatensystems mit
0 ≦ θ1(t) ≦ θ1(τ) den Modulationsfunktionen des ersten Koordinatensystems mit
θ1 = konstant = θ1(τ) bei der Erzielung eines adiabatischen Transfers überlegen sein,
falls θ2 < θ1, da die Anforderungen an einen anfänglichen Eigenzustand in einem hö
heren Maße erfüllt und die Verluste reduziert sind. Die Annahme von θ2 < θ1 ist im
mer erfüllt, da das effektive Feld im ersten Koordinatensystem sich von θ1(0) = 0 zu
reorientiert, während das effektive Feld im rotierenden oder 0-ten Koordi
natensystem von θ0(0) = 0 auf
zur gleichen Zeit schwenkt und daher
ist. Da
ist, ist tanθ2 ≦ tanθ1(τ) und damit
θ2 < θ1(τ) = θ1. Da die Annahme von π/2 als Maximalwert nicht notwendig ist und klei
nere Werte ebenfalls angenommen werden können, gilt das Vorgesagte auch für ei
nen Drehwinkel θ3 = konstant < π/2.
Damit wird deutlich, dass das Verfahren mit Transformation in nachfolgende Koordi
natensysteme interativ durchgeführt werden kann. Auf diese Weise können Modula
tionsfunktionen n-Ordnung berechnet werden, die hinreichend verlustlose adiabati
sche Transfervorgänge im rotierenden Koordinatensystem unter geeigneten An
fangsbedingungen, wie zum Beispiel der Eigenzustand des Hamilton-Operators
Hn(0), berechnet werden. Die Transformation von einem nullten in ein drittes Koordi
natensystem ist in den Fig. 5 bis 8 skizziert. Die Gleichungssysteme ergeben sich
hierbei für ein n-tes-Koordinatensystem mit n = 0, 1, 2. . . als ganze Zahl wie folgt:
Hamilton-Operator: Hn(t) = αn-1(t)Iz + θn-1()Ix,y
Selbstkommutierung: [Hn(t), Hn(t')] = 0, für ∀t, t' ≧ 0
spin-locking: n-1(t) = tan{θn}αn-1(t), für θn = konstant
Hamilton-Operator: Hn(t) = αn-1(t)Iz + θn-1()Ix,y
Selbstkommutierung: [Hn(t), Hn(t')] = 0, für ∀t, t' ≧ 0
spin-locking: n-1(t) = tan{θn}αn-1(t), für θn = konstant
Für das Iterationsverfahren wird das Verhältnis der Drehwinkel angenommen als:
θn < θn-1max < . . . . < θ1max < π/2.
Die Differentialgleichungen des spin-lockings stellen ein Differentialgleichungssystem
dar, mit dessen Hilfe die Parameter des optimierten Modulationssignals berechnet
werden können. Sie können als Anfangswert- oder Randwertproblem je nach be
trachtetem System und Nebenbedingung gelöst werden.
Da sich die Amplitude des Hamilton-Operators nach der Funktion im n-ten Koordi
natensystem
ergibt, wie geometrisch aus der Fig. 6 deutlich wird, kann für einen Puls nter-
Ordnung folgendes Differentialgleichungssystem zur Bestimmung der Modulationen
Δn(t) und ωn(t) (der Index n bezieht sich auf die Lösung des Kommutators im n-ten
Koordinatensystem) als Parameter aufgestellt werden:
Es handelt sich um n + 1 gekoppelte nicht-lineare Differentialgleichungen in den Grö
ßen θ0(t), θ1(t), θ2(t). . ., θn-1(t), θn, wobei letztere trivialerweise als Konstante in die Lö
sung eingeht.
Das Gleichungssystem kann nun gelöst werden. Sofern es noch nicht ausreichend
bestimmt ist, kann mindestens eine freie Nebenbedingung berücksichtigt werden, wie
zum Beispiel
α0 = α0(t); α0 = α0(θ0(t), θ1(t), . . ., θn,t).
Als Nebenbedingung kann zum Beispiel auch der von der Spitze des Hamilton-
Operators im nullten Koordinatensystem, das heißt der vom Vektor a0 beschriebene
Weg verwendet werden. Dieser Weg ist die Trajektorie des Hamilton-Operators
α0 = α0(θ0), das heißt die im nullten Koordinatensystem von dem Hamilton-Operator
des Systems beschriebene Kurve. Diese Kurve kann zum Beispiel halbkreisfömig,
ellipsenförmig oder rechteckförmig sein. Als Nebenbedingung kann eine adiabatische
Dynamik aus dem thermischen Gleichgewicht (Magnetisierung entlang Z-Achse des
O-ten Koordinatensystems) angenommen werden, indem θ0(0) = 0 gesetzt wird. Der
Weg kann hierbei zum Beispiel als Halbellipse nach der Formel
für die Trajektorie im definierten nullten Koordinatensystem
beschrieben werden.
Die beiden unbekannten Parameter Δn(t) und ωn(t) können aus den ermittelten
Größen θ0(t) und α0(t) durch die bereits benannten Beziehungen
a0(t) = (Δn(t)2 + ωn(t)2)1/2 und
berechnet werden. Schlüsselelement des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die
selbstkommutierende Eigenschaft des Hamilton-Operators in dem n-ten-
Koordinatensystem. Die Selbstkommutierung stellt somit eine Hauptbedingung dar.
Die Nebenbedingungen können relativ frei entsprechend dem jeweils betrachteten
System in bekannter Weise gewählt werden.
An Stelle der Winkelvariablen θi(t) kann das Gleichungssystem in der gesuchten
Funktion Δn(t), ωn(t) ausgedrückt werden.
Die Bedingung F(Δn(t), ωn(t), t) = 0 kann dann zur Eliminierung entweder von Δn(t)
oder ωn(t) und den entsprechenden Ableitungen verwendet werden.
Das Verfahren wird nachfolgend anhand der Fig. 9 bis 11 anhand eines konkre
ten Ausführungsbeispiels nochmals dargestellt. Die Pulslänge ist hierbei auf τ = 100 µs
gesetzt. Dies heißt, dass das effektive Feld im rotierenden oder 0-ten Koordina
tensystem von der Z-Achse zur X-Achse
sich in der Zeit von 100 µs
bewegt. Um eine Ausrichtung in Z-Achse zum Zeitpunkt t = 0 zu erreichen, wird die
Nebenbedingung verwendet, dass das wirksame Feld im rotierenden Koordinatensy
stem eine Viertel Ellipse auf ihrer Trajektorie von der Z-Achse zur X-Achse nach der
Bedingung
wobei A = 25 kHz und B = 8 kHz als größte und
kleinste Achsen der Ellipse sind. Die Achse B ist die Amplitudenspitze des zum Zeit
punkt t = τ aufgebrachten Pulses. Der Ausgangszustand des Systems ist thermisches
Gleichgewicht (Magnetisierung entlang Z-Achse des 0-ten Koordinatensystems).
Das entsprechende Differentialgleichungssystem für die Modulationsfunktionen er
ster, zweiter und dritter Ordnung sind numerisch mit einem Runge-Kutta-Algorithmus
entsprechend der Fig. 12 integriert. Die Reorientierung des entsprechenden Hamilton-Operators
in der Zeit, als auch die Trajektorie des Zustands sind auf der Ein
heitsspähre des rotierenden oder 0-ten Koordinatensystems dargestellt. Für τ =
100 µs und die gewählte Nebenbedingung beträgt der konstante Drehwinkel des Pul
ses erster Ordnung im ersten Koordinatensystem θ1 = 12,4°. Wie in der Fig. 9 ge
zeigt, treten große Abweichungen der Zustandstrajektorie aus dem Pfad des Hamil
ton-Operators auf. Dies zeigt eine nicht adiabatische Dynamik. Zur Berechnung der
Modulationsfunktionen zweiter Ordnung kann der Drehwinkel des ersten Koordina
tensystems sich während der Zeit ändern. Für einen konstanten Drehwinkel
θ2 = 2,2° und einen monotonen Anstieg 0 ≦ θ1(t) ≦ θ1(τ) = 20° wird die Reorientierung
des effektiven Feldes im ersten Koordinatensystems bei einer Rotation um π/2 des
effektiven Feldes im 0-ten Koordinatensystem bei τ = 100 µs erreicht. Eine signifi
kante Verbesserung des adiabatischen Transfervorgangs kann beobachtet werden,
wenn Modulationen im zweiten Koordinatensystem vorgenommen werden, da die
Zustandstrajektorie nahezu identisch mit dem Weg des Hamilton-Operators ist, wie
aus der Fig. 11 erkennbar. Modulationspulse dritter Ordnung wurden für einen kon
stanten Drehwinkel von θ3 = 0,5° berechnet, wobei 0 ≦ θ2(t) ≦ θ2(τ) = 5,2,
0 ≦ θ1(t) ≦ θ1(τ) = 26,6° und 0 ≦ θ0(τ) ≦ θ0(τ) = 90° für τ = 100 µs angenommen wird.
Damit führen Modulationsfunktionen bereits nach 3 Iterationsschritten zu nahezu op
timalen adiabatischen Transfervorgängen, die hinreichend schnell (τ = 100 µs) sind.
Die Fig. 12 zeigt die in den oben genannten Beispielen gewonnenen Modulations
funktionen, wobei die von dem 25 kHz-Wert abfallende Kurven den Resonanz-Offset,
das heißt die tatsächliche Frequenzmodulationsfunktion und die von 0 kHz anstei
gende Kurven die Amplitudenmodulation über die Zeit darstellen.
Die fein gestrichelten Kurven repräsentieren eine Modulationsfunktion erster Ord
nung. Das steile Ansteigen der Resonanz-Offet-Funktion ist als großer Öffnungswin
kel für den rotierenden magnetischen Momentenvektor zu interpretieren.
Die lang gestrichelten Kurven sind Modulationsfunktionen zweiter Ordnung. Optimale
Ergebnisse lassen sich bereits mit einer Modulationsfunktion dritter Ordnung erzie
len, wie sie als durchgezogene Linie skizziert ist.
Dieses theoretisch beschriebene Verfahren kann zur Bestimmung von Pulsformen in
Zwei- oder Mehrniveausystemen verwendet werden und setzt eine kohärente Strah
lungsquelle mit veränderbarer Amplitude und Trägerfrequenz, wie zum Beispiel Ra
diofrequenzwellen oder Laser voraus. Dies eröffnet eine Vielzahl von Anwendungen
in der magnetischen Resonanz und kohärenten Optik. Das Verfahren ist daher vor
zugsweise in der Medizintechnik und der optischen Industrie einsetzbar.
Für die jeweilige Anwendung kann eine Nebenbedingung in das Verfahren einge
bracht werden, so dass die bestimmten Pulsformen eine verbesserte oder gar opti
male Ausführung gewährleisten. Hierbei kann insbesondere auf Kriterien zurückge
griffen werden, die sich schon in der Vergangenheit als förderlich erwiesen haben
und verschiedlich publiziert sind.
Ein Anwendungsgebiet der Erfindung ist die Kernspintomographie. Sie basiert auf
der sogenannten "slice selection", das heißt der Inversion von Population in Zwei-
Niveau-Systemen für ein gegebenes Band von Übergangsfrequenzen (Breitbandin
version). Dies ist die klassische Anwendung adiabatischer Techniken. In der Kern
spintomographie ist es besonders wichtig, ein Inversionsprofil mit scharfem Über
gang von invertiertem und nicht invertiertem Bereich zu erzeugen. In der Literatur
sind verschiedene Kriterien hierfür beschrieben, die als Nebenbedingungen in das
Verfahren eingebaut werden. Zum Beispiel ist in D. Rosenfeld und Y. Zur, Magnetic
Resonance in Medicine 36, 124 (1996) beschrieben, dass das effektive Feld einen
rechteckigen Weg mit gerundeten Ecken durchlaufen sollte. Vorstehend wurde im
Unterschied hierzu der Fall eines elliptischen Weges diskutiert.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist eine qualitativ bessere "slice selection"
und die Erweiterung der Bildgebung auf schneller relaxierende Gewebe möglich.
Es können aber auch andere Randbedingungen als die Profilschärfe für die "slice
selection" maßgebend sein. So können in ähnlicher Weise Pulsformen für optimierte
Inversionen von Populationen über ein gegebenes Frequenzband unter minimaler
Strahlungsbelastung (Erwärmung) der Probe oder unter Vorgabe einer maximal zu
lässigen Amplitude des eingestrahlten Feldes mit dem Verfahren bestimmt werden.
Neben der Inversion von Population ist die adiabatische breitbandige Anregung von
Magnetisierung eine wichtige Technik in der Kernspintomographie. Auch hier liefert
das systematische Verfahren Pulsformen für eine optimierte Ausführung unter wech
selnden Randbedingungen.
Ein weiteres Anwendungsgebiet für das erfindungsgemäße Verfahren ist die In-Vino-
Spektroskopie. Hier werden adiabatische Techniken eingesetzt, um die Inversion von
einer Ortsabhängigkeit der Amplitude über das Probevolumen, zu erreichen, da noto
risch inhomogene Oberflächenspulen Verwendung finden. Das systematische Ver
fahren erlaubt auch hier die Bestimmung von Pulsformen zur optimierten Inversion
und Anregung unter verschiedenen Nebenbedingungen, wie minimale Probener
wärmung oder schnelle Ausführung (die Feldamplitude ersetzt quasi die Übergangs
frequenz bei der Anwendung in der Kernspintomographie als breitbandigen Para
meter). Insbesondere können die durch das erfindungsgemäße Verfahren bestimm
ten Modulationsfunktionen in das Schema der sogenannten "plan rotation pulses"
eingebaut werden. Sie führen zu einer Potenzierung der Insensitivität gegenüber In
homogenitäten der Amplitude des eingestrahlten Feldes und werden standardmäßig
bei der Verwendung von Oberflächenspulen eingesetzt. Dies ist in M. Garwood und
K. Ugurbil in NMR, Basic principals and progress (Editoren: P. Diehl, E. Fluck, H.
Günther, R. Kosfeld, J. Seelig und M. Rudin) Vol. 26, Springer-Verlag, Heidelberg
(1992), Seite 109 beschrieben.
Das Problem der Feldinhomogenität und die entsprechende Verwendung adiabati
scher Techniken tritt in geringerem Maße auch in der Kernspintomographie auf.
Ein weiteres Anwendungsgebiet des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die kernma
gnetische Resonanzspektroskopie. Es gibt eine Vielzahl von Experimenten, die
breitbandige Inversion von Populationen verlangen, so dass der Einsatz adiabatischer
Techniken sinnvoll ist. Allerdings benötigt eine adiabatische Inversion bislang
wesentlich länger (10 bis 100 Mal) als konventionelle Pulstechniken (nicht selektive
Pulse), was ihre Verwendung auf schnell relaxierende Systeme, wie zum Beispiel in
Experimenten an Biomolekülen, ausschließt. Gerade hier kann das systematische
Verfahren durch schnelle adiabatische Transfers Abhilfe schaffen.
Neben den im Bezug auf die Kernspintomographie geschilderten Fälle kommt es in
der Spektroskopie oftmals vor, dass in eine Inversion gleichmäßig über einen größt
möglichen Bereich von Übergangsfrequenzen in möglichst kurzer Zeit zu erzeugen
ist, ahne an irgendwelche Randbedingungen, wie zum Beispiel Profilschärfe oder
minimale Erwärmung der Probe, gebunden zu sein. Hier bietet sich für die Bestim
mung optimierter Pulsformen durch das erfindungsgemäße Verfahren als Nebenbe
dingung die sogenannte "Offset-Independant-Adiabaticity" an, die ein Kriterium für
besonders breitbandige Inversion unter geringerer Strahlenbelastung ist. Die Neben
bedingung ist in A. Tannus und M. Garwood, Journal of Magnetic Resonance A 120,
133 1996) offenbart.
Der Polarisationstransfer von sensitiven auf weniger sensitive Kerne (von 1H auf 13C
oder 15N) ist eine grundlegende Technik der Festkörperresonanz. Es wurde in S.
Heediger, B. H. Meier, N. D. Kurur, G. Bodenhausen und R. R. Ernst, Chemical Phy
sics Letters, 223, 283 (1994) gezeigt, dass dieser Polarisationstransfer formal einer
inversion von Population im Zwei-Niveau-System entspricht und erfolgreich adiaba
tisch ausgeführt werden kann. Eine Optimierung eines adiabatischen Polarisation
stransfers mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens kann sowohl das Signal-zu-
Rausch-Verhältnis in einer Vielzahl von Festkörperresonanz-Experimenten verbes
sern, als auch den Polarisationstransfer in schnell relaxierenden Systemen erst er
möglichen. Auch der Kohärenztransfer von Magnetisierung auf sogenannte quadru
polare Ordnung in mit Deuterium dotierten Festkörpern kann als formal äquivalent
zur Anregung von Magnetisierung im Zwei-Niveau-System gezeigt und adiabatisch
ausgeführt werden. Dies ist in C. E. Hughes, R. Kemp-Harper und S. Wimperis,
Journal of Chemical Physics, 108, 879 (1998) beschrieben. Der Relaxationszerfall
quadrupolarer Ordnung ist ein wichtiger Indikator makromolekularer Dynamik, so
dass ein optimierter adiabatischer Kohärenztransfer mit Pulsformen nach dem Verfahren
vielen Experimenten mit matrialtechnischen und biophysikalischen Fragestel
lungen zugute kommt. Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt die Bestimmung
von Pulsformen für optimierte Polarisations- und Kohärenztransfervorgänge in stati
schen und insbesondere rotierenden Festkörpern ("Magic Angel Spinning") mit in
herent zeitabhänigen Wechselwirkungen.
Die direkte Ausführung zweier Inversionen hintereinander stellt wieder die ursprüng
liche Population im Zwei-Niveau-System her. Solche "Identitäts-Manipulationen" bil
den die Grundlage komplexer spektroskopischer Techniken zur Spinentkopplung und
zur sogenannten isotropen Mischung, einer spezifischen Art von Kohärenztransfer.
Spinentkopplung ist ein integraler Bestandteil vieler Experimente der kernmagneti
schen Resonanz an Flüssigkeiten, Festkörpern und in-vivo, da spektrale Vereinfa
chung und höheres Signal-zu-Rausch-Verhältnis und eine höhere Auflösung resultie
ren. Es ist sehr wichtig, vor allem bei in-vivo-Anwendungen, mit möglichst geringer
Feldamplitude zu entkoppeln, um die Probenerwärmung zu minimieren und eine
große spektrale Bandbreite bei möglichst schneller Inversion zu überdecken, um Ar
tefakte ("Decoupling Side Bands") zu unterdrücken. Dieselben Forderungen sind an
eine Pulssequenz zur isotropen Mischung zu stellen, die zur Zuordnung von Reso
nanzlinien in komplexen Spektren (Biomoleküle) Verwendung finden. Das erfin
dungsgemäße Verfahren ist geeignet, um Pulsformen zur adiabatischen Ausführung
dieser Techniken zu bestimmen, die unter anderem in Z. Starcuk, K. Bartusek, Jour
nal of Magnetic Resonance A107, 24 (1994) und E. Kupce, R. Schmidt, R. Rance
und G. Wagner, Journal of Magnetic Resonance 135, 361 (1998) beschrieben.
Ein weiteres Anwendungsgebiet des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Optik.
Der Laser als Lichtquelle ermöglicht eine kohärente Spektroskopie im optischen
Wellenlängenbereich. Seit geraumer Zeit können die Frequenz und die Amplitude
von Laserlicht im kontinuierlichen und gepulsten Betrieb nahezu beliebig moduliert
werden, was einen manigfaltigen Einsatz adiabatischer Techniken auf dem Gebiet
der kohärenten Optik eröffnet. Diesbezüglich wird auf W. S. Warren, H. Rabitz und
M. Daleh, Signs 259, 1581 (1993) verwiesen. Adiabatische Polarisations- und Kohä
renztransfers in Anlehnung an die magnetische Resonanz, wie breitbandige Inversi
on und Anregung, sind möglich. Als konkrete Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird auf die "Stimmulated Raman Adiabatic Passage" (STIRAP) genannt,
die eine Technik zum adiabatischen Kohärenztransfer im Drei-Niveau-System ist und
von K. Bergmann, H. Theuer und B. W. Shore, Review of Modern Physics 70, 1003
(1998) beschrieben ist. Die STIRAP-Technik erlaubt die Populationsumkehr zwi
schen zwei langlebigen Energieniveaus, deren elektrischer Dipolübergang verboten
ist, unter Einbeziehung eines dritten kurzlebigen angeregten Zustand ohne zu starke
Verluste durch spontane Emission. Die noch auftretenden Verluste durch spontane
Emission werden durch Imperfektionen des adiabatischen Transfervorgangs verur
sacht und entsprechen somit den diabatischen Verlusten. Bei dem STIRAP-
Verfahren wird mit zwei Lasern (Pump- und Stokes-Lasern) nacheinander, aber um
gekehrt zur intuitiven Reihenfolge eingestrahlt. Zunächst erfolgt die Einstrahlung
durch den Stokes-Laser, anschließend mit dem Pump-Laser. Dieses Verfahren ist in
J. Orek, F. P. Hioe und J. H. Eberly, Physical Review A 29, 690 (1984) beschrieben.
Dieser komplexe Tansfer im Drei-Niveau-System ist äquivalent zur adiabatischen
Anregung im Zwei-Niveau-System, so dass nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
Pulsformen für die beiden Laser berechnet werden können. Ein optimierter STIRAP-
Prozess führt zu Verbesserungen auf den unterschiedlichen Anwendungen des
STIRAP-Verfahrens, wie zum Beispiel der Spektroskopie chemischer Reaktionske
netik. Diesbezüglich wird auf U. Gaubatz, P. Rudekki, S. Schiemann und K. Berg
mann, Journal of Chemical Physics 92, 5363 (1990) verwiesen. Besonders interes
sant ist die Durchführung des STIRAP-Verfahrens ohne diabatische Verluste, wobei
die hierzu erforderlichen Pulsformen mit dem erfindungsgemäßen Verfahren be
stimmt werden können. Dies könnte ein grundlegender Schritt zur erstmaligen Reali
sierung eines Quantencomputers sein.
Die Probleme bezüglich Quantencomputer sind zum Beispiel in M. B. Plenio und P.
L. Knight, Physical Review A 53, 2986 (1996) beschrieben.
Claims (19)
1. Verfahren zur Berechnung von Parametern für frequenz- und/oder amplitu
denmodulierte elektromagnetische Pulse für adiabatische Transfervorgänge in
einem quantenmechanischen System, wobei die dynamischen Vorgänge des
quantenmechanischen Systems mit einem Hamilton-Operator ((t)) in einem
aktuellen Koordinatensystem beschrieben werden, gekennzeichnet durch
- a) Transformation des Hamilton-Operators ((t)) von einem aktuellen Ko ordinatensystem in ein folgendes Koordinatensystem zur Beschreibung der Zeitabhängigkeit der Richtungsänderung des Hamilton-Operators ((t));
- b) Bestimmen der Selbstkommutation des Hamilton-Operators ((t)) zur Zeit t und des Hamilton-Operators ((t')) zur Zeit t' im jeweiligen Koor dinatensystem, wobei ein Differentialgleichungssystem erhalten wird;
- c) Berechnen der Parameter aus dem erhaltenen Differentialgleichungs system.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch iterative Durchführung
der Schritte a) und b), wobei die Transformation von dem aktuellen Koordina
tensystem in ein folgendes Koordinatensystem um den Drehwinkel (θ) des
Vektoranteils des Hamilton-Operators ((t)) in einer definierten Z-Achse des
aktuellen Koordinatensystems erfolgt.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet
durch Bestimmung der Selbstkommutation durch Berechnung der Operato
rengleichung
wobei i die ganzzahlige fortlaufende Nummer des entsprechenden Koordina tensystems, t die Zeit und t' eine von t verschiedene Zeit mit t und t' < 0 ist.
wobei i die ganzzahlige fortlaufende Nummer des entsprechenden Koordina tensystems, t die Zeit und t' eine von t verschiedene Zeit mit t und t' < 0 ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, gekennzeichnet durch Be
stimmung der Selbstkommutation durch Annahme eines konstanten Verhält
nisses der Drehwinkelgeschwindigkeit ((t)) zur Größe (a(t)) des Vektoran
teils des Hamilton-Operators ((t)) in einer definierten Z-Achse des aktuellen
Koordinatensystems über die Zeit t
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Konstante
der Tangens des Drehwinkels (tanθ) des von dem Hamilton-Operator aufge
spannten Vektors im aktuellen Koordinatensystem ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, dass für jede Transformation des Koordinatensystems der Drehwin
kel (θ) monoton von Null bis zum einem Maximalwert (θmax) über die Zeit an
steigt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet
durch Lösen des erhaltenen Differentialgleichungssystems mit einer Neben
bedingung für das betrachtete physikalische System.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Nebenbe
dingung holonom ist.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Nebenbe
dingung nicht-holonom ist.
10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Nebenbe
dingung einen definierten Weg der Spitze des von dem Hamilton-Operator (
(t)) aufgespannten Vektors in einem definierten Koordinatensystem festlegt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Weg
kreisförmig, ellipsenförmig oder rechteckförmig verläuft.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet
durch Auswahl der Art der verwendeten Koordinaten in Abhängigkeit von den
Nebenbedingungen für das betrachtete System.
13. Verfahren nach Anspruch 12, gekennzeichnet durch Auswahl von Polarko
ordinaten, elliptischen Koordinaten oder kartesischen Koordinaten.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch
Lösen des erhaltenen Differentialgleichungssystems als Anfangswertproblem
zur Berechnung der Parameter.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, gekennzeichnet durch Lösen
des erhaltenen Differentialgleichungssystems als Randwertproblem zur Be
rechnung der Parameter.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch
eine Transformation des Koordinatensystems um einen festen Versatzwinkel
(θi) zwischen der definierten Z-Achse des Koordinatensystems und dem Ha
milton-Operator ((t)).
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur Berechnung der Pa
rameter der Zeemanfrequenz, die auch durch lineare Gradientenfelder be
stimmt sein kann.
18. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch
Berechnung der Parameter für frequenz- und/oder amplitudenmodulierte elek
tromagnetische Pulse mehrerer Einstrahlquellen.
19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, zur Berechnung der
Parameter einer mechanischen Drehung der Probe, insbesondere der Orientie
rung und der Drehfrequenz.
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