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Verfahren zur Herstellung eines Hiaarpflegemittels mit haarausfallverhindernden
und regenerationsfördernden Eigenschaften Das Phänomen des fortschreitenden Haarausfalles
beim Manne mit dem Endzustand der Bildiuing einer Glatze als entstellende kosmetische
Störung hat schon immer die Forschung beschäftigt. Die Störung beginnt beim Manne
allmählich ohne irgendein Zeichen von Erkrankung mit Dünnerwerden des Haarwachstums
über den Augen und mit kahlen Stellen, die ilm Laufe der Jahre zum Scheitel und
zum Hinterhaupt zusammenfließen. Schließlich bleibt nur noch ein Haarkranz über
den Schläfen und dem Nacken bestehen, während sich über dem übrigen Schädel eine
völlig entblößte, verhornte Hau(t findet.
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Zahlreiche Theorien versuchen die Ätiologie dieser eigenartigen,
harmlosen, aber entstellenden Anomalie zu erklären und sehen als Ursache eine Seborrhoe,
eine vermehrte Spannung der Gewebe über der Schädelwölbung, eine vermehrte Spannung
mit verm.iniderter Durchblutung oder eine androgene Stimmulisation an.
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Daneben gibt es kaum etwas, was nicht außerdem noch als Ursache in
Betracht gezogen worden wäre, von einer seelischen Abwehrspannung bis zum festsitzenden
Hut.
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Zahlreicher als die Theorien sind noch die Behandlungsmethoden, die
mit Hilfe von ultravioletter Restrahlung, Vakuumbehandlung oder Massage die Durchblutung
steigern, die mit Hilfe von Salicylsäure Resorcin und Alkohol die Schluppung beseitigen
oder mit Hilfe von Vitaminen des B-Komplexes, Hormonen verschiedener Herkunft, Cholesterin-,
Lecithi.n- oder Keratinpräparaten den Zellstoffwechsel der Kopfhaut beeinflussen.
Thalliumsalze, Quecksilbersalze und Sulfonamide wurden angewandt, um als Desinfektionsmittel
zu wirken und Krankheiten auszuschalten.
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Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse wiesen die Erfinder auf eine
Gruppe von chemischen Verbindungen hin, die als Hautaktivatoren in Kombination miit
den erprobten Präparaten eine tiefergehende ntensivere und anhaltendere Wirkung
gewährleisten.
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Vor allem hat die Kenntnis der Substanzen, die, äußerlich oder innerlich
angewandt, Haarausfall hervorrufen (sogenannte depilatorische Substanzen) bei der
Suche nach den Hautaktivatoren weitergeholfen.
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Es sind eine große Anzahl chemischer Verbindungen bekannt, wie z.
B. das ahimere und das polymere 2-Chlorbutein sowie Vitamin A, Ölsäure, Linolensäure
und Squalen, die chemisch nur das Vorhan,den:sei.n von Doppelbindungen gemeinsam
haben und in gleicher Weise depilatorisch wirken. Die ungesättigten Fettsäuren spielen
im Stoffwechsel des Menschen eine wesentliche Rolle und wurden eine Zeit lang sogar
als Vitamin F bezeichnet. Es gelang, ungesättigte Fettsäuren und Squalen im Talg
des geschlechtsreifen Mannes nachzuweisen und im Tierversuch mit Talgextrakt Depilation
hervorzurufen.
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Die Erkenntnis berechtigt dazu, die Glatzenbildung als »Autodepilation«
aufzufassen.
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Eine weitere Frage, die die Erfinder beschäftigte, war die Tatsache,
daß Haarausfall und Glatzenbildung ein Merkmal des geschlechtsreifen Mannes darstellen,
während Frauen kaum und Eunuchen fast gar nicht befallen sind. So gelang es bei
einer Gruppe von Eunuchen, durch Zufuhr männlicher Geschlechtshormone eine vermehrt
Talgsekretion, Schuppenbildung und schließlich auch Haarausfall hervorzurtlfen.
Ein genaues Studium der Funktionen der männlichen Gescihlecihts- und Anhangsorgane
ergab, daß eine für die Aktivität der Hau.t wichtige Substanz, die in hoher Konzentration
in der Epidermis zu finden ist, Cholin al.s Phosphorsäureester, als Exkret im Seminalplasma
dem Stoffwechsel verlorengeht, und zwar in einer Konzentration von 2120 mg auf 100
g.
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Zwischen Cholin und den ungesättigten Fettsäuren besteht ein enger
Zusammenhang bei der Bildung der Lecithine.
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Eine dritte Frage, deren Erklärung bedeutungsvoll schien, ist die
allgemein zu beobachtende Tatsache, daß sich die Glatzenbildung auf einen Bereich
des Schäden 5 beschränkt, der über dem sehnigen Anteil der sogenannten »Galea aponeurotica«
liegt. Man hat mit
Injektionspräparaten gezeigt, daß in diesem Bereich
die Gefäßversorgung gering ist, wodurch eine Zone des geringsten Widerstandes vorliegt.
Sekundär kommt durch Wirkung der depilatorischen Substanzen eine Verhornung der
Epidermis und eine Atrophie des Unterhautfettgewebes dazu, wodurch die Blutversorgung
weiter gedrosselt wird.
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Neuere Forschungen haben ergeben, daß Gifte oder Antimetaboliten,
wie z. B. der Folsäureantagonist »Aminopterin«, das wichtige Ferment der Cholinoxidase
inaktiviert. Es handelt sich bei diesem Ferment um einen Wirkstoff, der die Nutzbarmachung
des Cholins im Körper gewährleistet. Es wurde nun bei der klinischen Anwendung von
Aminopterin beobachtet, daß neben anderen Hautschädigungen auch nach 3 Wochen nach
Einsetzen der Behandlung das Haarwachstum aufhört und es außerdem zu erheblichem
Haarverlust kommt. Nach Aussetzen der Droge kommt es etwa nach 3 bis 5 Monaten zu
einer Rückbildung der Schäden. Indirekt gewinnt man hiermit einen wichtigen Hinweis
auf die Bedeutung von Cholin für den Stoffwechsel der haarbildenden Substanzen.
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Außerdem geben die eindeutigen und in der Literatur bestätigten Behandlungsergebnisse
von ACTH und Cortison eine weitere Bestätigung der erfindungsgemäßen Arbeitshypothese.
Diese Drogen, die an sich regenerationsfeindlich sind, sogenannte Antimetaboliten,
schalten nach Ansicht der Autoren dieser Behandlung einen ätiologisch wichtigen,
unbekannten Faktor aus. Es ist nicht erstaunlich, daß diese Drogen zur Zeit ihrer
Anwendung den Verlust der Haare bremsen und Regeneration erzeugen, denn es ist ja
bekannt, daß die Wirkung von ACTH und Cortison die Genitalfunktion fast völlig bremst.
Klinisch ist bekannt, daß die Wirkung auf das Haarwachstum nur so lange anhält,
wie die Droge zugeführt wird.
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Diese wissenschaftlich belegten Tatsachen, die die Erfinder auf eine
Gruppe chemischer Substanzen hinwiesen, deren Bedeutung sie in einer naturgemäßen
Aktivierung der Haut erkannten, ermutigte sie, ein Haarpflegemittel zu suchen, welches
den üblichen anerkannten Haarwässern u. dgl. zugesetzt und auch allein eine intensivere,
tiefergehende und anhaltendere Wirkung gewährleistet und den Haarboden aktiviert.
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Es wurde gefunden - und dies ist der Kerngedanke der Erfindung -,
daß ein Zusatz von Cholin, seinem Oxydationsprodukt Betain, ferner ß-Aminoäthylalkohol,
sowie die am die Hydroxylgruppe tragenden Kohlenstoffatom methylierten Abkömmlinge
des Aminoäthylalkohols in Form ihrer Salze, ihrer anorganischer Ester oder organischer
Derivate, wie Ester und Äther, in Verbindung mit üblichen Haarpflegemitteln oder
auch schon allein eine intensive, tiefergehende und anhaltendere Wirkung entfalten
können und damit besser Haarausfall unterbinden und neues Haarwachstum fördern,
wenn man sie in geeigneter Weise auf die Kopfhaut aufbringt. Die genannten Substanzen
werden in Konzentrationen von 1 bis 50% - vorzugsweise zwischen 5 und 15% -in wäßriger
Lösung oder in organischen Lösungsmitteln bzw. in Emulsionen und Schüttelmixturen
mit oder ohne Zusatz von kapillaraktiven Stoffen, Netzmitteln, Emulgatoren und Fettlösern
mehrmals täglich auf die Kopfhaut aufgebracht und leicht einmassiert.
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Das Ergebnis der Verwendung dieser Produkte eines Haarpflegemittels
ist überraschend günstig. Im ganzen gleicht die Wirkung jener, die vom ACTH und
Cortison beschrieben ist, jedoch ist der Effekt mit den genannten Substanzen merklich
rascher. Nach
14 Tagen einer dreimaligen Anwendung eines Haarpflegemittels üblicher
Art mit Zusatz einer 10%igen Lösung von Cholinbitartrat z. B. zeigte sich an den
Rändern der Zonen mit dünnem, aber erhaltenem Haarwachstum eine deutlich sichtbare
Lanugobehaarung. Solches Wachstum tritt auch im Gebiet des schütteren Haarwachstums
auf. Die Lanugobehaarung, deren Wachstumstempo absolut normal ist, zeigt nach einer
Länge von etwa 5 mm zunehmende Dicke des Haarschaftes und deutliche Pigmentierung.
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Nach 4 Wochen findet sich an Stellen, wo zuerst Lanugobehaarung aufgetreten
ist, fest verwurzeltes pigmentiertes Haar von über 1 cm Länge. Von innen nach außen
schiebt sich kaum merklich der Rand der sprossenden Lanugobehaarung vor, um sich
allmählich in normales Haar umzuwandeln. Nach 3 Monaten ist der Effekt auch für
den Uneingeweihten sichtbar, und nach 6 bis 8 Monaten kann man schon von einem guten
kosmetischen Ergebnis sprechen. Diese Zahlenangaben stellen Durchschnittswerte dar,
die je nach Lage des Falles in gewissen Grenzen variieren können.
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Natürlich ist in Zonen mit merklicher Verhornung der Epidermis und
Atrophie der Unterhaut, etwa nach 10 bis 15 Jahren, keine Regeneration des Haarwachstums
mehr zu erwarten.
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Eine gleichartige Wirkung ist bisher von den handelsüblichen Haarpflegemitteln
nicht beschrieben worden. Lediglich ACTH und Cortison zeigen einen den aktivierenden
Substanzen der Haut entsprechenden Effekt. Diese Drogen sind jedoch viel zu eingreifend
in den Stoffwechsel des gesamten Körpers, um bei einer harmlosen kosmetischen Störung
angewandt zu werden. Außerdem verbietet sich diese Behandlung, da diese Drogen nicht
über einen längeren Zeitraum zugeführt werden können, aber andererseits nach Auf
hören der Zufuhr erneut der Haarverlust einsetzt und das Behandlungsergebnis vereitelt.
Es ist bekannt, daß 6 bis 10 Wochen nach Aussetzen der Cortisonbehandlunig der Ausgangszustand
der Kahlheit wieder erreicht ist.
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Die Anwendung der hautaktivierenden chemischen Substanzen hat sich
in allen Fällen von beginnender und fortschreitender Glatzenbildung, die nicht älter
ist als 10 bis 15 Jahre, nach 8monatiger Anwendung als gut erwiesen und einen ausreichenden
kosmetischen Effekt gezeigt. In Fällen von älterer Glatzenbildung ist die Wirkung
zuweilen überraschend, doch nicht so gleichförmig und regelmäßig.
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In einem Vademecum der Hoffman la Roche-Werke, Wissenschaftliche
Abteilung, Montevideo (Uruguay), wird unter den zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten
von Acetylcholin in der Medizin und Dermatologie angegeben: »Alopecia areata. Einspritzung
einer Lösung von 2% Acetylcholin über den kahlen Stellen intrakutan, 1- bis 2mal
pro Woche. Die Injektion ist schmerzhaft.« Eine solche Behandlung der »Alopecia
areata« mit Acetylcholin stellt etwas grundsätzlich anderes als die Erfindung dar.
Es handelt sich bei der genannten Krankheit nämlich um eine fleckförmig auftretende
Störung trophischer oder luetischer Genese, die bei der Frau häufiger als beim Mann
beschrieben ist. Eine »Alopecia areata« wird niermals als Vorstufe der männlichen
Glatze aufgefaßt.
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Acetylcholin ist ein Wirkstoff, der bei Erregung des parasympathischen
Nervensystems frei wird und sofort nach dem Freiwerden durch ein Ferment, die Cholinesterase,
gespalten wird. Blockierung dieses Fermentes und damit Dauerwirkung des Acetylcholin
führt zu den berüchtigten Vergiftungserscheinungen,
die mit gewissen
Pflanzenschutzmitteln der Grupp der aromatischen Phosphorsäureester erzielt werde
können. Die Anwendung des Acetylcholin ist nur dur@ Einspritzung einer frischbereiteten
Lösung in Mil grammdosierung möglich und wird in der Medizi bei trophischen Störungen
aller Art verwendet.
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B e i s p i e l e 1. Cholinhitartrat ..................... 10 Betain
............................. 3 Salicylsäure ....................... 1 Aqua ad ............................
100 2. Phosphorylcholin ............... 5 Betain 5 Salicyisäure 0,5 Aqua ad ...............................
100 3. Cholindodecylester ................. 4 Butylestearat .........................
72 Lecithin .............................. 4 Hexan .................................
20 4. Betain ............................. 6 Glykokoll .............................
5 Natriumcholat ......................... 2 Puffersubstanzen Cystin . 2 Aqua ad
............................... 100 5. Cholinbitartrat .................... 6 Polyoxyaethylensorbitanlaurat
......... 4 Cholamin .............................. 2 Hexan .................................
3 Aqua ad ............................... 100
6. Cholinbitartrat ....................
8 Laurylsulfat .......................... 1 Isopropylpalmitat .....................
3 praecip. Schwefel ..................... 1 Aqu,a ad ., ................ 100 Die
aufgeführten Zahlen sind Gewichtsanteile.