DE10060536A1 - Verfahren zur Steuerung des Fahrwerksystems eines zweispurigen Kraftfahrzeuges sowie entsprechendes Kraftfahrzeug - Google Patents
Verfahren zur Steuerung des Fahrwerksystems eines zweispurigen Kraftfahrzeuges sowie entsprechendes KraftfahrzeugInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung des Fahrwerksystems eines zweispurigen Kraftfahrzeuges, wobei mit Hilfe eines Navigationssystems die aktuelle Fahrzeug-Position bezüglich einer bekannten Fahrtstrecke erkannt wird und veränderbare Komponenten des Fahrwerksystems dem vorhersehbaren Streckenverlauf angepasst eingestellt werden. Erfindungsgemäß wird der Wankwinkel des Fahrzeug-Aufbaus gegenüber den Fahrzeug-Rädern oder Radträgern des Kraftfahrzeuges insbesondere hinsichtlich einer bevorstehenden Kurvenfahrt dadurch eingestellt, dass die Abstützpunkte der Radträger-Federbeine oder Radträger-Dämpfer im Wesentlichen vertikal verlagert werden. Dabei kann ein solcher Wankwinkel eingestellt werden, dass die bei Kurvenfahrt auftretenden Zentrifugalkräfte die Fahrzeuginsassen verstärkt an die Sitze pressen, wobei seites des Fahrzeugführers die Charakteristik der Wankwinkel-Einstellung vorgebbar sein kann. Bei einem Kraftfahrzeug zur Durchführung dieses Verfahrens ist für das Verlagern der Abstützpunkte der Radträger-Federbeine oder Radträger-Dämpfer ein elektromotorischer Spindeltrieb oder ein elektromagnetischer Linearantrieb vorgesehen.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung des Fahrwerksystems ei
nes zweispurigen Kraftfahrzeuges, wobei mit Hilfe eines Navigationssystems
die aktuelle Fahrzeug-Position bezüglich einer bekannten Fahrtstrecke er
kannt wird und veränderbare Komponenten des Fahrwerksystems dem vor
hersehbaren Streckenverlauf angepasst eingestellt werden. Zum techni
schen Umfeld wird neben der EP 0 770 979 A1 auf die sog. "Active Body
Control" von Mercedes-Benz (bspw. beschrieben in der DE-Zeitschrift "auto
motor und sport", Heft 10/1999, S. 72) oder auf die DE 196 06 991 C2 ver
wiesen.
Bezugnehmend auf den letztgenannten Stand der Technik ist es für Fahr
zeug-Insassen äußerst komfortabel und der Fahrsicherheit und insbesonde
re der Kurvenstabilität des Kfz.'s (bspw. Personenkraftwagens) förderlich,
wenn Schräglagen, d. h. eine Seitenneigung oder eine Wankbewegung des
Fahrzeug-Aufbaus gegenüber der Fahrbahn-Oberfläche bzw. gegenüber den
darauf abrollenden Fzg.-Rädern so gering wie möglich gehalten werden/wird.
Um dies zu erreichen, kann im bekannten Stand der Technik der karosserie
seitige Abstützpunkt der Fahrwerks-Federbeine verlagert werden, oder an
ders betrachtet kann die Karosserie bzw. der Fahrzeugaufbau im wesentli
chen in Vertikalrichtung gegenüber den den Rädern oder Radträgern gegen
überliegenden Enden der Rad-Federbeine (allg. Feder-Dämpfer-Systeme)
verschoben werden.
Im bekannten Stand der Technik erfolgt diese Verschiebung oder Verlage
rung mit Hilfe einer hydraulischen Verstelleinheit, die an jedem der Feder
beine vorgesehen ist, wobei diese hydraulischen Verstelleinheiten von einer
leistungsfähigen Hydraulikpumpe versorgt werden müssen, und wobei die
entsprechende Ansteuerung von einer elektronischen Steuereinheit über
nommen wird, die geeignete Sensorsignale bezüglich der Vertikalbeschleu
nigung, der Querbeschleunigung und der Längsbeschleunigung des Fzg.-
Aufbaus auswertet. Nachdem es sich hier um ein reaktives System handelt,
d. h. nachdem einem Wanken des Fzg.-Aufbaus erst dann entgegengewirkt
werden kann, wenn die genannten Sensoren eine beginnende Wankbewe
gung erkennen, muss die entgegenwirkende Verstell- oder Verlagerungsbe
wegung äußerst schnell und kurzfristig erfolgen, um den gewünschten Effekt,
nämlich eine kaum mehr spürbare Wankbewegung, zu erzielen. Dies erfor
dert naturgemäß ein äußerst leistungsstarkes Verstellsystem mit entspre
chend hohem Energiebedarf, denn schließlich gilt es, binnen kürzester Zeit
eine entsprechend hohe sog. "Gegen-Beschleunigung" zu aktivieren.
Aus der eingangs erstgenannten EP 0 770 979 A1 ist ein Verfahren nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bekannt, d. h. es ist bekannt, veränderbare
Komponenten des Fahrwerksystems eines zweispurigen Kraftfahrzeuges
während der Fahrt oder Fzg.-Fortbewegung dem bevorstehenden Strecken
verlauf anzupassen, wenn mit Hilfe eines geeigneten Navigationssystems
(bspw. GPS = satellitengesteuertes Positions-Bestimmungssystem) die ak
tuelle Position des Kraftfahrzeugs (in einer bekannten Route oder Fahrtstre
cke) bekannt ist. In dieser Schrift wird bspw. die Dämpfercharakteristik der
Fzg.-Stoßdämpfer vor einer Kurve oder einer Tunnelausfahrt oder einem
Bahnübergang entsprechend angepasst, um ein gewünschtes sicheres
Fahrverhalten zu erzielen.
Im folgenden soll nun eine sinnvolle Weiterentwicklung des letztgenannten
Standes der Technik aufgezeigt werden, d. h. auf welche Weise welche
Komponenten eines Fahrwerksystems besonders effizient eingestellt werden
können, um dem oder den Insassen des Kraftfahrzeuges eine komfortable
Fortbewegung zu ermöglichen (= Aufgabe der vorliegenden Erfindung).
Die Lösung dieser Aufgabe ist dadurch gekennzeichnet, dass der Wankwin
kel des Fahrzeug-Aufbaus gegenüber den Fahrzeug-Rädern oder Radträ
gern des Kraftfahrzeuges insbesondere hinsichtlich einer bevorstehenden
Kurvenfahrt eingestellt wird indem die Abstützpunkte der Radträger-
Federbeine oder Radträger-Dämpfer am Fzg.-Aufbau im wesentlichen in
Vertikalrichtung verlagert werden. Vorteilhafte Weiterbildungen sowie ein
vorteilhaftes Kraftfahrzeug zur Durchführung dieses Verfahrens sind Inhalt
der Unteransprüche.
Mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 kann eine für die
Fzg.-Insassen deutlich spürbare Wankstabilisierung erfolgen, d. h. ein Wan
ken des Fzg.-Aufbaus insbesondere in Kurvenfahrten kann auf die vorge
schlagene Weise falls gewünscht hundertprozentig ausgeschlossen oder -
falls gewünscht - sogar überkompensiert werden, worauf an späterer Stelle
noch näher eingegangen wird. Dabei ist die vorgeschlagene Verlagerung des
Fzg.-Aufbaus gegenüber den Fzg.-Rädern oder Radträgern wesentlich wir
kungsvoller als eine einfache (bereits vorbekannte) Dämpfkraft-Verstellung
im Fzg.-Fahrwerksystem.
Nun ist zwar aus dem eingangs erstgenannten und diskutierten Stand der
Technik, nämlich bei der "Active Body Control", diese vorgeschlagene Mass
nahme bereits grundsätzlich bekannt, jedoch wurden eingangs auch wesent
liche Nachteile dieser bekannten "Active Body Control" diskutiert. Zum einen
wird dort - wie erläutert wurde - ein äußerst leistungsstarkes Verstellsystem
mit entsprechend hohem Energiebedarf benötigt, zum anderen handelt es
sich bislang um ein reaktives System, welches praktisch nur auf eine bereits
beginnende Wankbewegung des Fzg.-Aufbaus reagieren kann.
Demgegenüber kann unter Zuhilfenahme eines Navigationssystems, wel
ches eine bevorstehende Kurvenfahrt oder allgemein eine sich abzeichnen
de Anregungsstelle für eine Wankbewegung des Fzg.-Aufbaus erkennt, be
reits die entsprechende Gegenmaßnahme ergriffen werden, noch ehe diese
(unerwünschte) Wankbewegung einsetzen kann. Dass das vorgeschlagene
System demzufolge erheblich schneller agieren kann, liegt auf der Hand.
Vorteilhafterweise benötigt die entsprechende Verstellung unter Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens kein solchermaßen leistungsstarkes
Verstellsystem wie die reaktive "Active Body Control", da der Fzg.-Aufbau
weniger stark beschleunigt werden muss, wenn eine längere Zeitspanne zur
Verfügung steht, um einer sich abzeichnenden Wankbewegung entgegen
zuwirken. Mit geringerem mechanischen Aufwand und insbesondere mit -
gegenüber einem reaktiven System - geringeren Energiebedarf kann somit
eine unerwünschte Wankbewegung wirkungsvoll verhindert oder zumindest
deutlich abgeschwächt werden, wenn ein quasi vorausschauendes und da
her - im Gegensatz zum bekannten reaktiven System - tatsächlich aktives
System zum Einsatz kommt. Dabei sei nochmals herausgestellt, dass dieses
"Vorausschauen" oder Vorhersehen einer sich abzeichnenden Wankbewe
gung einfach mit Hilfe eines geeigneten (und dabei ausreichend genauen)
Navigationssystems erfolgen kann. Insbesondere bietet sich ein satellitenge
steuertes Positions-Bestimmungssystem an, in welchem nicht nur die aktuel
le Position des Kraftfahrzeuges, sondern auch Verlauf der Straße oder Fahr
bahn, auf welcher sich das Fahrzeug bewegt, möglichst genau festgehalten
ist.
In diesem Zusammenhang sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass an
stelle einer Wankbewegung oder des Wankwinkels des Fzg.-Aufbaus auch
eine Nickbewegung oder der sog. Nickwinkel auf die gleiche Weise verhin
dert bzw. eingestellt werden kann. Während bekanntermaßen das Wanken
eine Neigung um die Fzg.-Längsachse darstellt, handelt es sich beim Nicken
um eine Neigung um die Fzg.-Querachse. Um einen Wankwinkel einzustellen
oder eine bestimmte Wankbewegung zu verhindern oder zu erzeugen,
werden somit an einem zweispurigen und zweiachsigen Kraftfahrzeug (bspw.
einem PKW) die Abstützpunke der beiden an einer Fzg.-Seite vorhandenen
Radträger-Federbeine oder dgl. verlagert, während zur Kompensation einer
Nickbewegung oder zur Einstellung eines bestimmten Nickwinkels die Ab
stützpunke der beiden im Fzg.-Frontbereich oder im Fzg.-Heck vorhandenen
Radträger-Federbeine oder dgl. verlagert werden. Ausdrücklich sollen daher
auch entsprechende Maßnahmen zur Beeinflussung der Nickbewegung des
Fzg.-Aufbaus vom Patentschutz mit umfasst sein.
Zurückkommend auf eine Fzg.-Kurvenfahrt und auf die damit zusammen
hängende Wankwinkel-Einstellung oder Wank-Kompensation ermöglicht das
erfindungsgemäße Verfahren in der Praxis auch an nicht-spurgebundenen,
zweispurigen Fahrzeugen eine Wankwinkel-Überkompensation. Vergleichbar
den sog. Neigezügen (bei spurgebundenen Fahrzeugen) oder vergleichbar
den Zweirädern (sog. Einspur-Fahrzeugen) kann nun hinsichtlich einer be
vorstehenden Kurvenfahrt ein solcher Wankwinkel eingestellt werden, dass
die dabei auftretenden Zentrifugalkräfte die Fahrzeuginsassen verstärkt in
ihre Sitze pressen. Dies wird von vielen Personen als wesentlich komfortab
ler empfunden, als wenn - wie bisher üblich - bei einer Kurvenfahrt die Zentri
fugalkräfte eine seitliche Verschiebung des Fzg.-Insassen gegenüber seinem
Fzg.-Sitz hervorrufen. Wie bereits aus den Ausführungen weiter oben her
vorgeht, ist eine derartige Wankwinkel-Überkompensation unter vertretbarem
Aufwand technisch nun dadurch umsetzbar, dass das zugehörige Verstell
system vorausschauend agieren kann, so dass eine ausreichende Zeitspan
ne zum Initiieren um Umsetzen der entsprechenden Verstellbewegung ver
bleibt. In einer für die Fzg.-Insassen angenehmen Weise kann nun der Fzg.-
Aufbau angepasst an die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Fahrzeuges
sowie an den Abstand zur nächsten Kurve relativ langsam in eine für das
Durchfahren dieser Kurve geeignete Lage oder Position gebracht werden
Im Sinne einer vorteilhaften Weiterbildung kann dabei seitens des Fahrzeug
führers die Charakteristik der Wankwinkel-Einstellung vorgebbar sein. Diese
Funktion wird der Tatsache gerecht, dass ein Wanken des Fzg.-Aufbaus von
unterschiedlichen Personen unterschiedlich empfunden wird. Mancher emp
findet das bisher übliche Kurven- oder Wankverhalten als angenehm, ein
anderer wünscht überhaupt keine Wankbewegung und wieder ein anderer
bevorzugt eine Wankwinkel-Überkompensation, d. h. er zieht es vor, sich "in
die Kurve zu legen". Zumindest diese unterschiedlichen Grundmuster kön
nen nun vorgebbar oder auswählbar sein. Dabei ist es auch möglich, die
sog. Wankwinkel-Einstellungscharakteristik, d. h. wie sich der Fzg.-Aufbau
bei einer Wank-Tendenz verhält, von geeigneten Randbedingungen abhän
gig zu gestalten. Vorrangig kommt als derartige Randbedingung die Fzg.-
Geschwindigkeit in Betracht. Bei einer höheren Fortbewegungsgeschwindig
keit ist eher eine Wankwinkel-Überkompensation angebracht als bei einer
geringeren Geschwindigkeit. Eine weitere Randbedingung kann die Art und
Qualität der befahrenen Straße sein, d. h. ob das Fahrzeug auf einer Auto
bahn oder auf einer kurvenreichen engen Landstraße bewegt wird.
Schließlich wird noch vorgeschlagen, bei einem Kraftfahrzeug, insbesondere
einem Personenkraftwagen, für das Verlagern der aufbauseitigen Abstütz
punkte der Radträger-Federbeine oder Radträger-Dämpfer einen elektromo
torischen Spindeltrieb oder einen elektromagnetischen Linearantrieb vorzu
sehen. In Verbindung mit einem aufgrund des Navigationssystems "voraus
schauenden" elektronischen Verstellsystem sind diese elektrischen Verstell
systeme ausreichend schnell. Gleichzeitig sind sie kostengünstiger und bau
raum-sparender als die beim eingangs genannten "Active Body Control" ver
wendete hydraulische Verstellmöglichkeit, wobei noch darauf hingewiesen
sei, dass durchaus eine Vielzahl von Details abweichend oder ergänzend zu
obigen Erläuterungen gestaltet oder vorgesehen sein können, ohne den In
halt der Patentansprüche zu verlassen.
Claims (4)
1. Verfahren zur Steuerung des Fahrwerksystems eines zweispurigen
Kraftfahrzeuges, wobei mit Hilfe eines Navigationssystems die aktuel
le Fahrzeug-Position bezüglich einer bekannten Fahrtstrecke erkannt
wird und veränderbare Komponenten des Fahrwerksystems dem vor
hersehbaren Streckenverlauf angepasst eingestellt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass der Wankwinkel des Fahrzeug-
Aufbaus gegenüber den Fahrzeug-Rädern oder Radträgern des Kraft
fahrzeuges insbesondere hinsichtlich einer bevorstehenden Kurven
fahrt eingestellt wird, indem die Abstützpunkte der Radträger-
Federbeine oder Radträger-Dämpfer am Fahrzeug-Aufbau im wesent
lichen in Vertikalrichtung verlagert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass hinsichtlich einer bevorstehenden Kur
venfahrt ein solcher Wankwinkel eingestellt wird, dass die dabei auf
tretenden Zentrifugalkräfte die Fahrzeuginsassen verstärkt in ihre Sit
ze pressen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei seitens des Fahrzeugführers die Charakteristik der Wankwin
kel-Einstellung vorgebbar ist.
4. Kraftfahrzeug zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vor
angegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass für das Verlagern der Abstützpunkte
der Radträger-Federbeine oder Radträger-Dämpfer ein elektromotori
scher Spindeltrieb oder ein elektromagnetischer Linearantrieb vorge
sehen ist.
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