DE10059727A1 - Umrötungsschnellverfahren - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Schnellverfahren zur Umrötung eines Fleischerzeugnisses, insbesondere von Brühwurst, bei dem die Umrötungszeit zwischen 20 min und weniger als 6 Stunden bei einer Reifungstemperatur von mehr als 20 DEG C liegt und bei dem zu der Fleisch- oder Wurstmasse bis zu 5,0 x 10·11· Zellen lebensmitteltauglicher nitratreduzierender Mikroorganismen, bezogen auf 1 kg, zugesetzt wird sowie ein Umrötungsmittel und dessen Verwendung.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Schnellverfahren zur Umrötung eines
Fleischerzeugnisses, insbesondere Brühwurst, wobei das Fleischerzeugniss mit
einer Umrötungsmischung aus nitratreduzierenden Mikroorganismen und einem
pflanzlichen Produkt mit natürlichem Nitratgehalt versetzt wird.
Bei den herkömmlichen Umrötungsverfahren von Fleischerzeugnissen werden
Nitrit oder Nitrat über das Nitritpökelsalz oder über die Umrötungsmischung ge
mäß der Internationalen Patentanmeldung Nr. PCT/EP 00/02421 und weitere
übliche Zusatzstoffe zu der Wurstmasse zugesetzt. Durch das Zusammenwirken
von Kochsalz, Nitrit, Pökelhilfsstoffen, fleischeigenen Enzymen und der
Pökelflora hat die Reifung die Aufgaben das Fleischerzeugnis zu konservieren,
die Fleischfarbe zu stabilisieren, ein typisches Aroma zu entwickeln und die
Fleischbeschaffenheit zu beeinflussen. Die Umrötungszeiten sind mit 6 bis 72 h
bei der Herstellung von Brühwurst angegeben.
Diese sogenannte Nitratpökelung kann bei Rohwurstwaren zu Produkten mit
stabilerer Pökelfarbe und zu einem etwas vollerem Aroma führen. Sie erfordert
aber längere Reifungszeiten und ist mikrobiologisch z. B. durch die
Wachstumsförderung von Enterobacteriacea riskanter. Ein anderes Verfahren
ist der Zusatz von Kochsalz und Nitrat, das insbesondere bei der Pökelung
größerer Fleischstücke (Schinken) angewandt wird. Die Reifungszeit beträgt
hier jedoch länger als 4 Wochen.
Bei den heute vorwiegend durchgeführten Verfahren der normalen Reifung und
der Schnellreifung von Rohwurst wird ausschließlich mit Nitritpökelsalz,
schnellvergärbarem Zucker bzw. Glucono-Delta-Lacton bei Raumtemperatur
gearbeitet. Die Ware ist in der Regel nach 20 Tagen bei der normalen Reifung
und nach 3 bis 10 Tagen bei der Schnellreifung verkaufsfähig.
Diese lange Reifungs- bzw. Umrötungszeit bedeutet sicherlich für die Fleisch
waren-Industrie nicht nur eine aufgrund der langen Lagerung der Wurstmasse
geringere Produktionsrate, sondern auch daraus resultierend einen finanziellen
Verlust. Zudem kommt durch die lange Lagerung ein erhöhter Platz- und Raum
bedarf hinzu.
Es wäre daher aus wirtschaftlichen Gründen wünschenswert, ein Verfahren be
reitzustellen, mit dem der Reifungsprozeß bei der Fleischwarenherstellung be
schleunigt wird, d. h. die Umrötungszeit verkürzt wird.
Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung ausgehend von einem Ver
fahren der eingangs genannten Art vor, daß die Umrötungszeit zwischen 20
Minuten und weniger als 6 Stunden bei einer Reifungstemperatur von mehr als
20°C liegt und zu der Fleisch- oder Wurstmasse bis zu 5,0 × 1011 Zellen
lebensmitteltauglicher nitratreduzierender Mikroorganismen, bezogen auf ein
Kilo, zugesetzt werden. Bei diesem Verfahren wird das im pflanzlichen Produkt
natürlich enthaltene Nitrat mit Hilfe der relativ hohen nitratreduzierenden Keime
bei erhöhter Reifungstemperatur zu Nitrit umgesetzt. Dadurch können aus dem
sich schnell bildenden Nitrit vermehrt Stickoxide freigesetzt werden, die sich mit
dem roten Myoglobin des Fleisches zum rotgefärbten Nitroso-Myoglobin ver
binden. Diese Verbindung ist hitzestabil, so daß nach dem Brühen bzw. Kochen
der Wurstmasse die Fleischfarbe erhalten bleibt.
Bevorzugt wird die Reifung zwischen mehr als 20°C und 65°C vorgenommen,
wodurch die Reifungszeit extrem verkürzt wird. Weitere Vorteile liegen in der
Vorbeugung von fehlerhaften Reifungsbedingungen und Verderbnis,
insbesondere bei Rohwurst. Häufig auftretende Formen des Verderbs sind die
Übersäuerungen durch eine zu starke Vermehrung der Milchsäurebakterien und
die Kernfäule durch Enterobacteriacea. Die Kernfäule kann durch ein zu
schnelles Trocknen in der Anfangsphase verursacht werden, bei der sich ein
Trockenrand bildet und zu einer erhöhten, mikrobiologisch risikoreichen
Innenfeuchtigkeit der Wurst führt. Beides wird mit dem Schnellverfahren der
Erfindung vermieden.
Als pflanzliche Produkte kommen im Grunde beliebige Gemüseerzeugnisse in
Frage, die über den erfindungsgemäß benötigten Nitratgehalt von 10 bis
5000 mg pro kg, bezogen auf das Frischgewicht des Gemüseerzeugnisses,
verfügen. Hierzu gehören neben dem eigentlichen Gemüseerzeugniss selbst
auch Gemüseextrakte und Säfte, gegebenenfalls in enzymatisch oder mikrobiell
fermentierter Form, sowie diese Erzeugnisse in getrockneter Form.
Bevorzugte Gemüseerzeugnisse im Sinne der Erfindung sind verschiedene
Formen von Salat, insbesondere Kopfsalat, Feldsalat, Eisbergsalat sowie
Chinakohl, Spinat, Rote Beete oder Sellerie. Diese Gemüsearten enthalten,
jahreszeitbedingt, hohe Nitratwerte. Es können Mischungen verschiedener
Gemüseerzeugnisse eingesetzt werden. Für die Herstellung von Fleisch- bzw.
Wurstwaren kommt es in erster Linie auf die geschmackliche Neutralität der
Gemüsearten an. Natürlich können aber auch pflanzliche Produkte in Frage
kommen, die die Fleisch- bzw. Wurstwaren durch Geschmack und Farbe beein
flussen.
Das Gemüseerzeugnis wird der angesetzten Fleisch- oder Wurstmasse in einer
solchen Menge zugesetzt, daß sich insbesondere ein Nitratgehalt von 1 bis 300 mg
pro kg Fleischerzeugnis ergibt.
Wenn die Mikroorganismen als Trockenprodukt verwendet werden, ist es
zweckmäßig, sie vor der Verwendung zu rehydratisieren oder zu reaktivieren.
Die Rehydratisierung kann beispielsweise in Leitungswasser oder einem be
kannten Rehydratisierungsmedium erfolgen. Zur Reaktivierung werden zweck
mäßigerweise mit Mineralstoffen sowie Stickstoff- und Kohlenstoffquellen ange
reicherte flüssige Medien verwandt, in denen die Mikroorganismen über eine
definierte Zeit, etwa 2 Minuten bis 72 Stunden bei einer Temperatur von 5 bis 65
°C belassen werden. Die Verwendung von getrockneten, insbesondere gefrier
getrockneten Mikroorganismen, nach Rehydratisierung oder Reaktivierung, ist
für das erfindungsgemäße Verfahren bevorzugt, ebenso der Einsatz des pflanz
lichen Produktes als Trockenprodukt. Die Mikroorganismen können aber auch
direkt als Trockenprodukt eingesetzt werden.
Es handelt sich bei den Mikroorganismen um solche, die in der Lebensmittel
technologie eingeführt und üblich sind. Insbesondere sind die nitratreduzierende
Mikroorganismen der Gattungen Staphylococcus, Mikrococcus, Halomonas und
Paracoccus. Besonders bevorzugt sind Mikroorganismen der Spezies S.
carnosus, insbesondere S. carnosus utilis, S. xylosus und S. equorum sowie
Kocuria varians. Diese Keime verfügen über eine Nitrat-Reduktase, um damit
das erforderliche Nitrit aus dem Nitrat des Gemüseerzeugnisses bereitstellen zu
können. Das Nitrit ist Ausgangspunkt für die Bildung des für die Umrötung not
wendigen Stickoxids.
Es versteht sich, daß statt des lebenden Mikroorganismus auch isolierte Nitrat-
Reduktase eingesetzt werden kann. Nitratreduzierende Enzymsysteme sind in
der Wissenschaft bekannt und können für erfindungsgemäße Zwecke ebenfalls
ohne weitere eingesetzt werden.
Zur schnellen Bildung des rotgefärbten stabileren Nitroso-Myoglobins können
zur Fleisch- oder Wurstmasse herkömmliche Zusatzstoffe, insbesondere Ascor
bate und Glucono-Delta-Lacton, zugesetzt werden.
Vorzugsweise wird nach der kurzen Reifung das Fleischerzeugnis bis auf eine
Kerntemperatur von < 65°C erhitzt, insbesondere dann, wenn es sich um Brüh
würste handelt.
Schließlich betrifft die Erfindung ein Umrötungsmittel aus nitratreduzierenden
Mikroorganismen und pflanzlichem Produkt mit natürlichem Nitratgehalt, wobei
es mehr als 5,0 × 1010 Zellen eines lebensmitteltauglichen nitratreduzierenden
Mikroorganismus ausweist.
Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung des Umrötungsmittels zur Her
stellung eines Fleischerzeugnisses, insbesondere einer Brühwurst.
Die Erfindung wird durch das nachstehende Beispiel näher erläutert.
Eine Brühwurstmasse wurde nach GEHA-Sortierung aus 20 kg RII, 22 kg SII,
20 kg SVI, 20 kg SVII sowie 18 kg Eis hergestellt. Je Kilo Gesamtmasse wurden
18,0 g Kochsalz, 4,0 g Mischgewürze, 0,5 g Natriumascorbat, 0,4 g Natrium
diphosphat und 50,0 g frische Gemüsemischung, bestehend aus Rote Beete,
Spinat, Sellerie und Salaten, mit einem natürlichen Nitratgehalt von 1000 ppm
verwandt.
Als Starterkultur wurde ein handelsüblicher gefriergetrockneter Staphylococcus
carnosus utilis mit einer Einsatzdichte von 1,0 × 107 Keimen/g Brühwurstmasse
verwandt.
Vor der Zubereitung der Brühwurstmasse wurde die Starterkultur 12 Stunden
mit einer üblichen Rehydratisierungsmischung mit einer Stickstoffquelle, einer
Kohlenstoffquelle und Mineralstoffen bei 27°C rehydratisiert.
Zur Herstellung der Brühwurstmasse wurden Magerfleisch und Fettgewebe ge
trennt voneinander durch die 3 bis 4 mm Scheibe gewolft. Das magere Material
wurde dann unter Zugabe der vorbereiteten und zerkleinerten Gemüsemischung
und der rehydratisierten Starterkultur im Kutter zerkleinert. Anschließend wurden
Salz, Gewürze, Kutterhilfsmittel, Umrötungshilfsmittel und ca. 30% des Eises
hinzugefügt und auf guten Verband weiter gekuttert.
Der Masse wurde bei einer Temperatur von 4 bis 6°C das gewoltfe Fettmaterial
zugefügt und der Kutter bis auf 12 bis 14°C weiter laufengelassen. An
schließend wurde das restliche Eis zugegeben und im Schnellgang bis auf ca.
10°C gekuttert. Die Wurstmasse wurde anschließend im langsamen Gang auf
10 bis 12°C fertiggekuttert.
Anschließend wurde die Masse in Därme gefüllt und 1 h bei 50°C hängenge
lassen. Danach wurden die Würste bei 76°C bis auf eine Kerntemperatur von 68
bis 72°C gebrüht. Nach dem Abkühlen im Wasser ergab sich ein Produkt, das in
jeder Hinsicht sowohl optisch als auch geschmacklich, einer handelsüblichen
Kochpökelwurst (Brühwurst) entsprach.
Claims (13)
1. Schnellverfahren zur Umrötung eines Fleischerzeugnisses, insbe
sondere von Brühwurst, wobei das Fleischerzeugnis mit Zellen eines
lebensmitteltauglichen nitratreduzierenden Mikroorganismus und einem
pflanzlichen Produkt mit natürlichem Nitratgehalt versetzt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß die Umrötungszeit zwischen 20 min und weniger als 6
Stunden bei einer Reifungstemperatur von mehr als 20°C liegt und zu der
Fleisch- oder Wurstmasse bis zu 5,0 × 1011 Zellen lebensmitteltauglicher
nitratreduzierender Mikroorganismen, bezogen auf 1 kg, zugesetzt wird.
2. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Reifung bei mehr als 20°C bis 65°C vorgenommen wird.
3. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das pflanzliche Produkt einen natürlichen Nitratgehalt von 10 bis 5000 mg/kg,
bezogen auf das Frischgewicht des Gemüseerzeugnisses, beinhaltet.
4. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das pflanzliche Produkt als Trockenprodukt zugesetzt wird.
5. Schnellverfahren nach Anspruch 1, 4 und 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß das pflanzliche Produkt in einer Menge zugesetzt wird, daß sich
ein Nitratgehalt von 1 bis 300 mg/kg Fleischerzeugnis ergibt.
6. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als pflanzliches Produkt Feldsalat, Kopfsalat, Chinakohl, Eisbergsalat, Spinat,
Rote Beete oder Selerie verwandt wird.
7. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Fleisch- oder Wurstmasse Mikroorganismen der Gattung Staphylococcus,
Mikrococcus, Halomonas oder Paracoccus zugesetzt werden.
8. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Mikroorganismen Stämme der Spezies S. carnosus, S. xylosus, S. equorum
oder Kocuria varians, insbesondere S. carnosus utilis, verwandt werden.
9. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Fleisch- oder Wurstmasse herkömmliche Zusatzstoffe, insbesondere Ascor
bate enthält.
10. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Mikroorganismen vor der Zugabe zur Fleisch- oder Wurstmasse rehydra
tisiert und/oder reaktiviert werden.
11. Schnellverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die gereifte Fleisch- oder Wurstzubereitung bis auf eine Kerntemperatur von
< 65°C erhitzt wird.
12. Mittel zur Herstellung von Fleischerzeugnissen mit
nitratreduzierenden Mikroorganismen und pflanzlichem Produkt mit natürlichem
Nitratgehalt, dadurch gekennzeichent, daß es mehr als 5,0 × 1010 Zellen eines
lebensmitteltauglichen, nitratreduzierenden Mikroorganismus aufweist.
13. Verwendung des Umrötungsmittels nach einem der vorstehenden
Ansprüche zur Herstellung eines Fleischerzeugnisses, insbesondere einer
Brühwurst.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE10059727A DE10059727A1 (de) | 2000-11-30 | 2000-11-30 | Umrötungsschnellverfahren |
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ID=7665411
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DE10059727A Ceased DE10059727A1 (de) | 2000-11-30 | 2000-11-30 | Umrötungsschnellverfahren |
Country Status (1)
Country | Link |
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