Die Erfindung betrifft Mittel zur Hemmung der Freisetzung, der Reifung und der
Replikation von Retroviren. Am Beispiel der Humanen Immundefizienzviren wird
gezeigt, dass Proteasom-Inhibitoren sowohl die Prozessierung der Gag-Proteine als
auch die Freisetzung von Viruspartikeln sowie die Infektiosität der freigesetzten
Viruspartikel und somit die Virusreplikation in Zellkulturen blockieren.
Anwendungsgebiete sind die anti-retrovirale Therapie und Vorbeugung bei
Infektionen mit Immundefizienz verursachenden Lentiviren, speziell die erworbene
Immundefizienz bei Tieren und Menschen.
Charakteristik des bekannten Standes
0. Einleitung
Seit Anfang der 80er Jahre hat die Pandemie des erworbenen Immun
mangelsyndroms (Aquired Immunodeficiency Syndrome, AIDS) Millionen von HIV-
infizierten Menschen mit einer heimtückischen, multisystemischen und ultimativ
bislang unheilbaren Krankheit konfrontiert. Ungeachtet des relativ umfangreichen
Detailwissens über die genomische Organisation, die Regulation der
Virusgenexpression sowie die biologischen Funktionen der meisten HIV-Proteine ist
die Kenntnis über die Replikation und Ausbreitung des Erregers in vivo wie auch
über die konkreten Pathogenitätsmechanismen nach wie vor nur lückenhaft.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist weder eine wirksame Strategie zur Vakzinierung
gegen HIV bekannt, noch sind andere Mechanismen der Stimulation einer bislang
wenig verstandenen natürlichen Immunität gegenüber einer HIV-Infektion für eine
breite Anwendung applizierbar. Für die Therapie einer bereits etablierten HIV-
Infektion oder zum Schutz vor einer systemischen Manifestierung einer HIV-
Infektion unmittelbar nach Aufnahme des Virus sind verschiedene anti-retrovirale
Medikamente im Einsatz. Diese stellen im wesentlichen Substanzen dar, welche die
virale Enzyme Reverse Transkriptase (RT) sowie Protease (PR) hemmen. Neben
dem Problem der Unverträglichkeit besteht die hauptsächliche Limitierung dieser
Medikamente in der enormen, bis 106-Mal höheren Mutationsrate (verglichen mit
der Replikation humaner DNA) von HIV. Der dadurch bedingte Polymorphismus
führt unweigerlich und in relativ kurzer Zeit zum Auftreten von HIV-Mutanten, die
gegenüber einzelnen oder sogar kombinierten anti-HIV-Therapeutika, insbesondere
der HAART-Therapie (highly active antiretroviral therapy - Patentschrift
WO 00/33654), resistent sind.
Das Ziel der weiteren Forschung besteht damit in der Identifizierung von zellulären
Angriffspunkten ("Targets") für eine anti-retrovirale Therapie. Dies betrifft zelluläre
Faktoren, Enzyme oder komplexe Mechanismen, die für die Replikation von HIV in
der Wirtszelle essentiell sind und selektiv manipuliert werden können, ohne die
Vitalität des Gesamtorganismus wesentlich zu beeinträchtigen. Diesem Anspruch
folgend sind verschiedene Methoden zur Erzielung einer "intrazellulären Immunität"
gegenüber HIV-Infektionen entwickelt worden. Diese wurden im Zusammenhang
mit der Entwicklung Gen-therapeutischer Modelle vorgeschlagen und sind im
Versuchsmodell in ihrer Wirksamkeit mit unterschiedlichen Ergebnissen getestet
worden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt und auch auf absehbare Zeit ist die
Gentherapie de facto keine Alternative zu der bisherigen Behandlung einer HIV-
Infektion mit RT/PR-Inhibitoren. Methoden des selektiven, genetisch stabilen und
quantitativen Gentransfers in bestimmte Targetzellen sowie die geregelte
Expression eines protektiven Faktors sind bislang ungelöste Probleme der
Gentherapie allgemein, ungeachtet neuerer Rückschläge bei gentherapeutischen
Pilot-Versuche am Menschen. Außer diesen ungeklärten Problemen der
Grundlagenforschung liegt eine wesentliche Limitierung in der Anwendung der
Gentherapie im Bereich ökonomisch/technischen Fragen der Applizierbarkeit
solcher Methoden. Angesichts der dramatischen Ausbreitung der AIDS-Pandemie in
den Ländern der Dritten Welt ist die Entwicklung von in der Herstellung billigen und
in der Anwendung einfach applizierbaren Pharmaka mit einem breiten anti
retroviralen Wirkspektrum das wesentliche Ziel in der Bekämpfung der AIDS-
Pandemie, neben der Aufklärung und der Entwicklung einer HIV-Vakzine.
(Literaturverzeichnis zum Stand der Technik hinter den Ausführungsbeispielen).
1. Funktion des Ubiquitin/Proteasomen Pathway
Proteasomen sind multikatalytische und multi-Subunit Enzymkomplexe, die ca. 1%
des Gesamt-Zellproteins darstellen und als die hauptsächliche proteolytische
Komponente im Zellkern und Zytosol aller eukaryontischen Zellen vorkommen.
Proteasomen üben eine vitale Rolle in vielfältigen Funktionen des Zellmetabolismus
aus. Die hauptsächliche Funktion von Proteasomen ist die Proteolyse von
missgefalteten, nicht-funktionellen oder für den schnellen Abbau bestimmten
Proteinen. Damit verbunden ist die Generierung von Peptidliganden für Major
Histocompatibilitäts Klasse-I-Moleküle, die für die T-Zell-vermittelte Immunantwort
notwendig ist (Rock und Goldberg, 1999). Proteasomentargets werden in der Regel
für den proteasomalen Abbau durch die Anheftung von oligomeren Formen von
Ubiquitin (Ub) markiert. Ub ist ein hochkonserviertes, 76 Aminosäuren langes
Protein, das kovalent an Targetproteine via Isopeptidbindung zwischen dem COOH-
Terminus und der ε-NH2 Gruppe von Lysin-Seitenketten gekoppelt wird, entweder
am Targetprotein oder an Ub-Moleküle, die bereits an das Targetprotein geheftet
sind. Das Targetprotein ist das Ergebnis der Formierung von sogenannten poly-Ub-
Ketten. Allgemein sind Multimere von vier Ub-Molekülen notwendig, um als Signal
für die proteasomale Degradation zu fungieren. Die Ubiquitinierung selbst ist
reversibel, und Ub-Moleküle können durch eine Vielzahl von Ub-Hydrolasen von
dem Targetmolekül wieder entfernt werden. Die Verbindung zwischen der
Ubiquitinierung von Targetproteinen und der proteasomalen Proteolyse wird
allgemein als Ub-Proteasomen-Pathway bezeichnet (reviewed in Chen and Maniatis,
1998; Hersko and Chiechanover, 1998; Ciechanover, Coux et al., 1996; 1998;
Jennissen, 1995; Baumeister et al., 1998).
Das 26S Proteasom ist ein 2.5 MDa großer Multienzym-Komplex, welcher aus ca.
31 Untereinheiten besteht (für Review siehe Voges et al., 1999). Die proteolytische
Aktivität des Proteasom-Komplexes wird durch eine zylinderförmige 700 kDa große
und aus vier übereinander liegenden Ringen bestehende Core-Struktur, dem 20S
Proteasom, realisiert. Das 20S Proteasom bildet einen aus 28 Proteinen
bestehenden komplizierten Multienzymkomplex, der in zwei α-und zwei β-Ringen in
einer αββα-Reihenfolge angeordnet ist. Die Substratspezifität des 20S Proteasom
umfasst drei wesentliche proteolytische Aktivitäten: Trypsin-, Chemotrypsin- und
Postglutamyl-Peptid hydrolysierende- (PGPH), oder auch Kaspase-ähnliche
Aktivitäten, welche in den β-Untereinheiten Z, Y und Z lokalisiert sind (Kieselev et
al., 1999). 20S Proteasomen degradieren in vitro denaturierte Proteine unabhängig
von der Poly-Ubiquitinierung. In vivo werden enzymatische Aktivitäten des 20S
Proteasoms durch Anlagerung der 19S regulatorischen Untereinheiten reguliert,
welche zusammen das aktive 26S Proteasom Partikel bilden. Die 19S
regulatorischen Untereinheiten sind bei der Erkennung von poly-ubiquitinierten
Proteinen sowie bei der Entfaltung von Targetproteinen beteiligt. Die Aktivität des
26S Proteasom ist ATP-abhängig und degradiert fast ausschließlich nur poly
ubiquitinierte Proteine. Die katalytisch aktiven β-Untereinheiten des 20S-
Proteasoms (X, Y, und Z) können durch γ-Interferon induzierbare MHC-kodierte
Untereinheiten LMP-2, LMP-7 und MECL-1 ausgetauscht werden, die dann das
sogenannte "Immuno-Proteasom" bilden (Gaczynska et al., 1994).
2. Bedeutung des Ubiquitin-Proteasom-Systems in der Pathogenese klinisch
relevanter Krankheiten
Die Spezifität mit der Proteasomen bestimmte Proteine abbauen, hängt wesentlich
von der Ubiquitinierung des Targetproteins ab. Diese wiederum wird durch die
Aktivität einer Vielzahl von Ubiquitin-Ligasen und Ubiquitin-Hydrolasen reguliert.
Die Spezifität, mit der Ubiquitin-Protein-Ligasen ihr Substrat erkennen, wird durch
zahlreiche in ihrem Zusammenspiel noch unverstandene primäre und sekundäre
posttranslationale Proteinmodifikationen reguliert, wie zum Beispiel
Phosphorylierung und Proteinfaltung. Die enge Verknüpfung des Ubiquitin-
Proteasom-System mit zellulären Mechanismen erklärt die Bedeutung dieses
Systems für zahlreiche pathologische Mechanismen, von denen bislang nur ein
geringer Teil bekannt ist (für Review siehe Chiechanover et al., 2000; Schwartz und
Ciechanover, 1999).
Eine wichtige Rolle in der Entstehung von malignen Tumoren spielt das
Tumorsuppressor-Protein p53. Beispielsweise ist der Level an p53 in besonders
aggressiven Formen von zervikalen Karzinomen extrem niedrig, die durch
bestimmte Hochrisiko-Isolate des Human Pappilloma Virus (HPV) ausgelöst werden
(Helland et al., 1998). Das HPV onco-Protein E6 induziert den Abbau des
Suppressorproteins p53 via den Ubiquitin-Proteasomen-Pathway. Bei der
Entstehung von Colorektalem Cancer spielt β-Catenin, ein via Ubiquitin-Proteasom-
System regulierter zellulärer Faktor, eine wichtige Rolle in der Signal-Transduktion
und Differenzierung von Colorektalem Epithelium. Außerdem besteht eine
Korrelation zwischen dem Level an p27, einem G1 Cyclin CDK-Inhibitor und dem
Entstehen von besonders aggressivem Colorektalen und Brust Cancer (Loda et al.,
1997). Der Abbau von p27 durch den Ubiquitin-Protoeasom-Pathway ist
entscheidend für den Übergang von G1- zur S-Phase während der Zellteilung.
Eine Rolle des Ubiquitin-Proteasom-Systems bei Erbkrankheiten ist bekannt für den
Pathomechanismus von Cystischer Fibrosis (proteasomaler Abbau des
Transmembran Regulators CFTR), dem Angelmans-Syndrom (Funktion der
Ubiquitin-Protein-Ligase E6-AP) sowie dem Liddle-Syndrom (Ubiquitinierung und
lysosomale Degradation des Amilorid-sensitiven Epithelium Natrium-Ionenkanals)
(für Review siehe Chiechanover et al., 2000; Schwartz und Ciechanover, 1999).
Ebenfalls bei neurodegenerativen Erkrankungen spielt der Proteasom-Pathway eine
entscheidende Rolle: Über die Akkumulation von Ubiquitin-Konjugaten wurde für
pathologische Läsionen bei Alzheimer und Parkinson berichtet. Bei Huntington
akkumulieren die Proteine Huntingtin und Ataxin in Proteasom-aktiven nukläeren
Strukturen im Zellkern.
Eine zentrale Funktion übt das Ubiquitin-Proteasom-System bei Erkrankungen des
Immunsystems aus. Zum einen ist der 26S Proteasom-Komplex die hauptsächliche
Protease in der MHC-I-Antigenprozessierung, und zum anderen kann die Aktivität
des Proteasoms selbst sowohl durch γ-Interferon induzierbare katalytische β-
Untereinheiten als auch durch die regulatorische Untereinheit PA28 manipuliert
werden. Viele entzündliche und immunologische Krankheiten stehen im
Zusammenhang mit dem Transkriptionsfaktor NF-κB, welcher verschiedene Gen-
Funktionen in der Immunantwort reguliert. Die Aktivierung von NF-κB, die durch
Ubiquitinierung und spezifische Spaltung eines Vorläuferproteins durch das
Proteasom gesteuert wird, führt zur erhöhten Expression von verschiedenen
Zytokinen, Adhäsions-Molekülen, entzündlichen und Stress-Response-Proteinen
sowie Immunrezeptoren (für Review siehe Chiechanover et al., 2000; Schwartz und
Ciechanover, 1999).
Diese Zusammenhänge erklären das breite Interesse an einer pharmakologischen
Anwendung von Substanzen, die den Ubiqutin-Proteasom-Pathway regulieren.
3. Proteasom-Inhibitoren
Verschiedene Substanzklassen sind als Proteasom-Inhibitoren bekannt. Es sind zum
einen chemisch modifizierte Peptidaldehyde wie der Tripeptidaldehyd N-
carbobenzoxyl-L-leucinyl-L-leucinyl-L-leucinal (zLLL), das auch als MG132
bezeichnet wird sowie das um den Faktor 10 wirksamere Borsäure-Derivat MG232.
Das zLLL und davon abgeleitete Derivate blockieren das Proteasom reversible durch
Ausbildung einer transienten Hemiazetal-Struktur mit der katalytisch aktiven
Threonin-Hydroxyl-Seitenkette in Position 1 der β-Untereinheit des 26S Proteasoms
(Coux et al., 1996; Rock et al., 1994). Ähnlich zu zLLL wurde eine weitere Klasse
von modifizierten Peptiden als Proteasom-Inhibitoren, Peptid-Vinyl-Sulfone,
beschrieben (Bogyo et al., 1997).
Natürlich vorkommende Substanzen, isoliert aus Mikroorganismen, sind Lactacystin
(LC) (Fenteany et al., 1995) aus Streptomyceten sowie Epoxomycin aus
Aktinomyzeten (Meng et al., 1999a,b). LC ist ein hoch spezifischer und wirksamer
Proteasom-Inhibitor, welcher das Proteasom durch Transesterifizierung und
Alkylierung der Threonin-Seitenkette in der β-Untereinheit irreversibel inaktiviert
(Fenteany et al., 1995). LC ist daher ein irreversibler, kovalent wirkender
Proteasom-Inhibitor, welcher hauptsächlich die Chymotrypsin und die Trypsin-
ähnlichen Aktivitäten des 26S Proteasom-Partikels blockiert (Fenteany et al.,
1995). LC hat keine Peptid-Grundstruktur, sondern besteht aus einem γ-Lactam-
Ring, einem Cystein und einer Hydroxy-butyl-Gruppe. LC selber inhibiert nicht das
Proteasom. Vielmehr wird in wässriger Lösung der N-Acetyl-Cystein-Rest
hydrolysiert. Das Resultat ist die Bildung eines Clastolactacystein β-Lactons. Diese
Lacton-Struktur ist in der Lage, Zellmembranen zu penetrieren. Nach Zellaufnahme
kommt es zum nukleophilen Angriff des β-Lacton-Rings und anschließender
Transesterifizierung der Threonin1-Hydroxyl-Gruppe der β-Untereinheit (für Review
siehe Gröttrupp und Schmidtke, 1999).
Ein weiterer Proeasom-Inhibitor ist das natürlich vorkommende Epoxyketon
Epoxomycin. Hinsichtlich der Spezifität für das 26S Proteasom und Wirksamkeit ist
Epoxomycin der bislang wirksamste von allen bekannten Proteasom-Inhibitoren.
Weiterhin zeichnet sich Epoxomycin durch eine vergleichsweise geringe Toxizität in
Zellkulturen aus (Hanada et al., 1992; Sugawara et al., 1990).
4. Klinische Applikation von Proteasom-Inhibitoren
Der 26S Proteasom-Komplex als die hauptsächliche zelluläre Protease ist für
vielfältige Zellprozesse von wesentlicher Bedeutung. Die Hemmung der
Proteasomenaktivität kann daher zu Veränderungen in der Regulation des
Zellzyklus (Schwartz und Chiechanover, 1999), der Transkription (Palombella et al.,
1994), der gesamten zellulären Proteolyse (Rock et al., 1994) sowie der MHC-I
Antigenprozessierung (Pamer und Cresswell, 1998) führen. Vollständige Inhibierung
der Proteasom-Aktivität führt allgemein zu Zellzyklusarrest und Zelltod (Dietrich et
al., 1996; Imajoh-Ohmi et al., 1995). Es zeigt sich jedoch, dass verschiedene
Proteasom-Inhibitoren selektiv einzelne proteolytische Aktivitäten des 26S
Proteasoms inhibieren und dabei gleichzeitig keine weiteren zellulären Proteasen
beeinflussen. Die Zytotoxizität solcher neuartigen Inhibitoren ist daher wesentlich
geringer im Vergleich zu den relativ unspezifisch wirkenden Peptidaldehyden wie
zum Beispiel zLLL. Diese Tatsache erlaubt sowohl die in vivo Anwendung solcher
neuartigen Proteasom-Inhibitoren (Meng et al., 199a) als auch die Etablierung von
permanenten Zelllinien, welche relative hohe Konzentrationen an Proteasom-
Inhibitoren tolerieren (Glas et al., 1998; Geier et al., 1999). Diese Untersuchungen
wie auch erste klinische Studien mit Proteasom-Inhibitoren (Adams et al., 1999)
verdeutlichen, dass diese Substanzklasse ein enormes Potential als Pharmaka mit
einer vielfältiger Anwendungsbasis enthält (für Review siehe Rivett und Gardner,
2000).
Der Anspruch, dass bestimmte Proteasom-Inhibitoren in einem bestimmten Dosis-
Regime in vivo verträglich sein können, wurde mehrfach gezeigt. Beispielsweise
wurde die Selektion von Maus-Thymus-Zelllinien beschrieben, welche die ständige
Anwesenheit von 10 microM des Proteasom-Inhibitors z-Leuzinyl-Leuzinyl-Leuzinyl
vinylsulfon (NLVS) tolerieren und dabei normales Zellwachstum und
Zellmetabolismus mit gleichzeitig eingeschränkter MHC-I-Antigenpräsentation
besitzen (Lee und Goldberg, 1998; Bogyo et al., 1997; Glas et al., 1998; Wang et
al., 2000). Ähnliche Ergebnisse wurden mit dem sehr potenten Proteasom-Inhibitor
LC erzielt, der bis zu 6 microM in Zellkultur toleriert wurde (Geier et al., 1999). In
diesem Zusammenhang sollte auch darauf verwiesen werden, dass der bislang
wirksamste natürliche Proteasom-Inhibitor, LC, ursprünglich nicht als eine für
Eukaryoten toxische Substanz in seiner Wirkung beschrieben wurde: LC wurde als
ein Streptomyceten-Metabolit entdeckt, welcher Zelldifferenzierung, und zwar das
Auswachsen von Neuronen sowie Zellzyklusarrest von Maus-Neuroblastom-Zell-
Linien bewirkte. Später wurde gleichfalls festgestellt, dass - abhängig vom
jeweiligen Modellsystem und der eingesetzten Konzentration der Droge - LC
entweder Apoptose induziert oder verhindert (für Review siehe Gröttrup und
Schmidtke, 1999).
Epoxomycin, ein Epoxy-β-aminoketon modifiziertes Peptid wurde als eine völlig
neuartige Klasse von Proteasom-Inhibitoren aus Aktinomyceten isoliert (Hanada et
al., 1992; Sugawara et al., 1990). Epoxomycin besitzt eine starke zytotoxische
Wirkung gegen verschiedene in vitro kultivierte Tumorzelllinien und zeigte im Maus-
Modell in vivo inhibitorische Aktivität gegen Melanom- und Leukämie-Modelltumore
(Hanada et al., 1992). Erstaunlicherweise wurde in diesen in vivo Studien
Epoxomycin und ein Derivat davon, Eponemycin, in einer relativ hohen Dosis von
1.0 mg/kg Körpergewicht/Tag toleriert (Hanada et al., 1992).
Die Bedeutung von Proteasom-Inhibitoren in der Tumortherapie hat in den
vergangenen Jahren eine zunehmende Aufmerksamkeit erfahren (für Review siehe
Murray und Norbury, 2000; Rivett und Gardner, 2000). Bislang ist der Einsatz von
Substanzen, welche die Aktivität des Ubiquitin-Proteasom-Pathway beeinflussen,
für die breite klinische Anwendung am Menschen noch nicht zugelassen. Es mehren
sich jedoch anekdotische Berichte, dass in jüngster Zeit die pharmazeutische
Industrie intensivst an der Entwicklung von neuen Medikamenten auf der Basis von
in vivo-verträglichen Proteasom-Inhibitoren arbeitet. Einige Beispiel seien hierzu
angeführt.
Die Firma ProScript (Cambridge, MA, USA) arbeitet an der Entwicklung von
niedermolekularen, oral applizierbaren Proteasom-Inhbitoren für entzündungs
hemmende und immun-modulatorische Therapien. Es wurde beobachtet, dass
solche Moleküle, insbesondere Borsäure-Derivate von Di-Peptiden (Gardner, et al.,
2000), im Tiermodell gegen Arthritis in geringen Konzentrationen von 0.3 mg/kg
Körpergewicht wirksam sind (Featherstone, 1999). Der Einsatz gegen Plasmodium
falciparum als Erreger von Malaria befindet sich ebenfalls in der Erprobung. Da
Proteasom-Inhibitoren einen essentiellen Pathway im Zellmetabolismus treffen, ist
ein strenges Dosis-Regime notwendig, um toxische Neben-Effekte zu unterdrücken.
Im Rahmen dieser neuen Proteasom-Inhibitoren auf der Basis von Borsäure-
Derivaten wurde ein Proteasom-Inhibtor mit der Bezeichnung "PS-341" entwickelt,
der sowohl in der Zellkultur als auch im Tiermodell anti-Tumor Wirkung zeigte
(Adams et al., 1996; 1998; 1999). Borsäure-Derivate von Peptid-Inhibitoren bilden
kovalente und reversible Verbindungen mit der katalytischen Untereinheit des 26S
Proteasoms aus. Sie wirken selektiv und sind um ein Vielfaches wirksamer als
Proteasom-Inhibitoren auf Tripeptidaldehyd-Basis. In vitro besitzt PS-341 eine
selektive zytotoxische Aktivität gegen ein breites Spektrum an humanen
Tumorzelllinien (Adams et al., 1999). Diese Aktivität ist mit der Akkumulation von
p21 und Zellzyklus-Arrest in der G2-M-Phase mit nachfolgender Apoptose
verbunden (Adams et al., 1999). Direkte Injektion von PS-341 bewirkte das
Absterben von 70% der untersuchten Tumoren im Maus-Modell. Nach intravenöser
Verabreichung von PS-341 verteilte sich die Substanz in allen Organen und
Geweben und hatte anti-neoplastische Aktivität in human-Xenograft-Modellen
(Adams et al., 1999). Toxikologische Studien zu PS-341 in Primaten erbrachten nur
geringfügige Nebenwirkungen mit zum Teil gastrointestinalen Beschwerden bei
Verabreichung von hohen Dosen (Adams et al., 1999). Diese Untersuchungen
zeigen, dass Proteasom-Inhibitoren ein neuartiges und sehr wirksames
Therapieprinzip mit vielfacher Anwendung darstellen. PS-341 befindet sich
gegenwärtig in der Phase I der klinischen Studie an Krebspatienten im
fortgeschrittenen Stadium (Adams et al., 1999).
Über den Einsatz von Proteasom-Inhibitoren jeglicher Substanzklasse mit dem Ziel,
virale Infektionen zu blockieren, wurden bislang nicht berichtet. Ein Anspruch auf
Blockierung/Hemmung des Replikationszyklus von HIV-1, HIV-2 oder anderen
Lentiviren oder gar der Behandlung von AIDS-Patienten mittels Reagenzien, die den
Ubiquitin-Proteasomen-Pathway beeinflussen, wurde in der Literatur bisher nicht
erhoben.
Verbindung zwischen dem Ub/Proteasomen Pathway und dem Replikationszyklus
von Retroviren
a) Genomische Organisation von Retroviren
Die Familie der Retroviren, zu der auch die Humanen Immundefizienz Viren (HIV)
gehören, zählt zu der großen Gruppe von eukaryontischen retrotransposablen
Elementen (Doolittle et al., 1989, 1990). Diese zeichnen sich durch die Fähigkeit
aus, unter Verwendung des Enzyms Reverse Transkriptase RNA-Genome in DNA-
Intermediate umzuschreiben (Doolittle et al., 1989). Retroviren werden in fünf
Subfamilien untergliedert: (i) Spumaviren; (ii) Mammalian C-Typ Oncoviren; (iii)
BLV (Bovine Leukemia Virus)/HTLV (Human T-Cell Leukemia Virus) Leukämieviren;
(iv) eine heterogene Gruppe aus RSV (Rous Sarcoma Virus), A, B und D-Typ Viren;
sowie (v) Lentiviren (Doolittle et al., 1990; Martin, 1993).
Wie der Name umschreibt, verursachen Lentiviren lang andauernde und meist
unheilbare Krankheiten. Lentiviren replizieren vorrangig in Lymphozyten und
ausdifferenzierten Makrophagen. Replikationskompetente Retroviren beinhalten
mindestens drei charakteristische Gene: gag (gruppenspezifisches Antigen), pol
(Polymerase) und env (Hüllproteine). Außer Struktur- und enzymatisch aktiven
Virusproteinen kodieren verschiedene Retroviren zusätzliche, in der Regel kleine
Proteine mit regulatorischen Funktionen. Neben HIV zählen zu der Subfamilie der
Lentiviren SIV (Simian Immunodeficiency Virus), EIAV (Equine Infectious Anemia
Virus), BIV (Bovine Immunodeficiency Virus), FIV (Feline Immunodeficiency Virus)
und Visna Virus (Doolittle et al., 1990). HIV wiederum wird in die zwei Subtypen
HIV-1 und HIV-2 (Clavel et al., 1987) untergliedert. Bei vergleichbarer
Genomorganisation ist HIV-1 durch das vpu-Gen (Strebel et al., 1988; Cohen et
al., 1988) und HIV-2 durch das vpx-Gen (Henderson et al., 1988) gekennzeichnet.
b) Replikationszyklus von HIV
Der Replikationszyklus von HIV beginnt mit der Bindung des Virus an verschiedene
Zellrezeptoren, unter denen das Glykoprotein CD4 als der primäre Rezeptor sowie
verschiedene zellspezifische Chemokin-Rezeptoren als Co-Rezeptoren nach Bindung
an CD4 fungieren. Der Viruseintritt erfolgt durch pH-unabhängige Membranfusion,
gefolgt von dem "uncoating" der Viruspartikel im Zytosol. Das virale RNA-Genom
wird mittels enzymatischer Aktivitäten von Reverser Transkriptase (RT), RNase H
und Polymerase in doppelsträngige DNA umgeschrieben, welche dann in
Assoziation mit dem Präintegrationskomplex in den Zellkern transportiert und als
Provirusgenom in chromosomale DNA mittels viraler Integrase eingebaut wird.
Nach Transkription und Translation werden Gag/Gag-Pol-Polyproteine sowie
Hüllproteine an die Zellmembran transportiert, wo die Assemblierung von Virionen
erfolgt. Nach Budding und Abschnürung reifen Viruspartikel durch proteolytische
Prozessierung der Gag/Gag-Pol-Polyproteine (für Review siehe Swanstrom und
Wills, 1997).
c) Assemblierung, Freisetzung und Reifung von HIV-Partikeln
Die Hauptkomponenten der HIV-Strukturproteine werden in Form von drei
Polyproteinen translatiert: Gag und Gag-Pol für die inneren Core-Proteine und
viralen Enzyme sowie Env für die viralen Hüllproteine. Die Env-Proteine werden
über den sekretorischen Pathway an die Zelloberfläche transportiert, Mechanismen
des Transports der Gag- und Gag-Pol-Polyproteine für die Virusassemblierung an
der Zellmembran sind bislang wenig verstanden. Membran-targeting-Signale in der
N-terminalen Domäne von Gag sind für den Transport von Gag an die Zellmembran
jedoch entscheidend. Im Falle von HIV-1 resultiert die vollständige proteolytische
Prozessierung des Gag Polyproteins Pr55 in der Formierung des Matrix (MA), des
Capsid (CA) sowie des Nucleocapsids (NC) und des C-terminalen p6gag Proteins.
HIV-Virionen werden generell als unreife nicht-infektiöse Viruspartikel von der
Plasmamembran abgeschnürt, dieser Prozess wird als Virusbudding bezeichnet.
Unmittelbar nach oder auch während des Buddings beginnt mit der Aktivierung von
PR die proteolytische Prozessierung von Gag und Gag-Pol-Polyproteinen. Die
proteolytische Reifung der Virionen geht einher mit morphologischen
Veränderungen. Charakteristisch dabei ist die Kondensierung des inneren Cores,
weiche in der Formierung eines für das reife Virus typischen kegelförmigen Core-
Zylinders resultiert (reviewed in Kräusslich and Welker, 1996; Swanstrom and
Wills, 1997). Neben PR selbst (Kaplan et al., 1994) sind zumindest drei weitere
virale Faktoren bekannt, welche Budding und Freisetzung von HIV-Partikeln
regulieren; das HIV-1 spezifische akzessorische Regulatorprotein Vpu (Strebel et
al., 1988, Cohen et. al., 1998); das p6gag Protein (Göttlinger et al., 1991; Huang et
al., 1995), sowie Env-Proteine im Falle von HIV-2 (Bour et al., 1996) oder
Makrophagentropen HIV-1 (Schubert et al., 1997).
d) Ub-Proteasom-Pathway und Retrovirus-Replikation
Der Ub-Proteasom-Pathway spielt eine zentrale Rolle in vielfältigen Prozessen des
Zellmetabolismus wie zum Beispiel Zellteilung und -Differenzierung, Signal-
Transduktion, Kontrolle von Transkription und Translation (Genexpression),
Apoptose, Stress- und Immunresponse. Aufgrund dieser essentiellen Funktionen ist
es nicht verwunderlich, dass der Ub-Proteasom-Pathway ebenfalls in die Replikation
verschiedener Viren involviert ist, zum Beispiel bei Herpesviren (Everett et al.,
1998), Papilloma Viren (Gross-Mesilaty et al., 1998), Hepatitis B Viren (Sirma et
al., 1998) und Adenoviren (Grand et al., 1999). Informationen über die Bedeutung
des Ub-Proteasomen-Pathway für bestimmte Abschnitte der HIV-Replikation sind
ebenfalls bekannt: Das System wird zum einen für die Proteolyse von
neusynthetisierten Virusrezeptor CD4 genutzt. Dieser Pathway wird durch das HIV-
1-spezifische Protein Vpu vermittelt, das CD4 aus der Membran des
endoplasmatischen Retikulum (ER) in die proteasomale Degradation im Zytoplasma
leitet (Fujita et al., 1997; Schubert et al., 1998; Margottin et al., 1998). Weiterhin
liegen nicht bestätigte Hinweise vor, dass nach Viruseintritt Proteasomen Gag-
Proteine abbauen und dadurch die Infektiosität eindringender HIV-Partikel
reduzieren (Schwartz et al., 1998). Außerdem wurde freies Ub in reifen Virionen
von HIV-1, Simian Immundefizienzviren (SIV), Moloney Murine Leukemia Virus
(Mo-MuLV) und Affen Leukoses Virus gefunden (Ott et al., 1998; Putterman et al.,
1990). Mono-ubiquitinierte Formen von Gag wurden für HIV-1 und Mo-MuLV Gag
Proteine beschrieben (Ott et al., 1998).
Weiterhin wurden in vitro Daten veröffentlicht, wonach das HIV-1-Regulatorprotein
Tat das 20S Proteasom inhibiert (Seeger et al., 1997) sowie das HIV-1
akzessorische Protein Nef an die HsN3 proteasomale Untereinheit bindet (Rossi et
al., 1997).
Obwohl die katalytischen Aktivitäten des 26S Proteasomes vollständig verschieden
von der sehr spezifischen Aspartat-Protease-Aktivität der HIV-1/HIV-2 viralen
Proteasen sind, wurde beobachtet, dass ein spezifischer Inhibitor der HIV-1
Protease mit der Bezeichnung "Ritonavir" (jedoch kein anderer der bislang
bekannten HIV-Protease-Hemmer) die Chymotrypsin-Aktivität des 20S Proteasoms
in vitro (Schmidtke et al., 1999) sowie die Proteasome-vermittelte MHC-I-
Antigenexpression in vivo (Andre et al., 1998) hemmen kann. Ausgehend von
diesem in der wissenschaftlichen Literatur beschriebenen Phänomen wurde von
Bryant et al. (2000) eine Patentanmeldung hinterlegt, die auf die Verwendung von
HIV-1 Protease-Inhibitoren als Proteasome-Inhibitoren in der Behandlung von
Krebs, von entzündlichen Erkrankungen und von nicht-HIV verwandten Infektionen
gerichtet ist (WO 00/33654). Eine weitere Patentanmeldung (WO 99/15183) hat
den Einsatz von Proteasom-Inhibitoren über den Ubiquitin-Proteasom-Pathway zur
Behandlung von Entzündungen und Autoimmunerkrankungen zum Inhalt.
Eine Bedeutung des Ub-Proteasom-Pathway für späte Prozesse der
Retrovirusreplikation, wie Gag Prozessierung, Assemblierung und Budding von
Virionen sowie für die Produktion von infektiösen Viren und den gesamten
Virusreplikationszyklus wurde bislang nicht berichtet. Ebenso liegen keine Berichte
vor über die Verwendung von Proteasom-Inhibitoren zur Behandlung von
Infektionen mit HIV oder anderen Retroviren.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Mittel zur Hemmung der Freisetzung und
Reifung von Retroviren zur Verfügung zu stellen. Die Aufgabe wurde durch den
Einsatz von mindestens einem Proteasom-Inhibitor gelöst. Gemäß einer bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung können als Proteasom-Inhibitoren Substanzen
eingesetzt werden, welche die Aktivitäten des Ubiquitin-Proteasomen-Pathway
hemmen, regulieren oder anderweitig beeinflussen.
Es ist auch möglich, dass als Proteasom-Inhibitoren Substanzen eingesetzt werden,
die speziell die enzymatischen Aktivitäten des kompletten 26S Proteasom-Komplexes
und der freien, nicht mit regulatorischen Untereinheiten assemblierten 20S
katalytisch aktiven Proteasom-Struktur beeinflussen. Eine andere Variante der
Erfindung besteht darin, als Proteasom-Inhibitoren Substanzen einzusetzen, die als
Proteasom-Inhibitoren von Zellen höherer Eykaryoten aufgenommen werden und
nach Zellaufnahme mit der katalytischen Untereinheiten des 26S Proteasom in
Wechselwirkung treten und dabei alle oder einzelne der proteolytischen Aktivitäten
des Proteasom-Komplexes irreversibel oder reversibel blockieren.
Erfindungsgemäß können als Proteasom-Inhibitoren auch Substanzen eingesetzt
werden, die in verschiedenen Formen in vivo oral, intravenös, intramuskulär oder
anderweitig verabreicht werden können, aufgrund der Anwendung eines bestimmtes
Applikations- und Dosis-Regimes eine geringe Zytotoxizität aufweisen, keine oder
unbedeutende Nebenwirkungen auslösen, eine relative hohe metabolische
Halbwertszeit und eine relative geringe Clearence-Rate im Organismus aufweisen.
Als Proteasom-Inhibitoren können des weiteren Substanzen eingesetzt werden, die
in natürlicher Form aus Mikroorganismen oder anderen natürlichen Quellen isoliert
werden, durch chemische Modifikationen aus natürlichen Substanzen hervorgehen
oder total-synthetisch hergestellt werden. Dazu gehören:
- a) natürlich vorkommende Proteasom-Inhibitoren:
- - Epoxomycin und Eponemycin,
- - Aclacinomycin A (auch bezeichnet als Aclarubicin),
- - Lactacystin und dessen chemisch modifizierte Varianten, insbesondere die
Zellmembran-penetrierende Variante "Clastolactacystein β-Lacton",
- b) synthetisch hergestellte Proteasom-Inhibitoren:
- - modifizierte Peptidaldehyde wie zum Beispiel N-carbobenzoxy-L-leucinyl-L-leucinyl-
L-leucinal (auch bezeichnet als MG132 oder zLLL), dessen Borsäure-Derivat MG232;
N-carbobenzoxy-Leu-Leu-Nva-H (bezeichnet als MG115); N-Acetyl-L-Leuzinyl-L-
Leuzinyl-L-Norleuzinal (bezeichnet als LLnL); N-carbobenzoxy-Ile-Glu(OBut)-Ala-
Leu-H (auch bezeichnet als PSI);
- - Peptide, die C-terminal α,β-Epoxyketone (auch bezeichnet als Epoxomycin oder
Eponemycin), Vinyl-sulphone (zum Beispiel Carbobenzoxy-L-Leucinyl-L-Leucinyl-L-
Leucin-vinyl-sulfon oder 4-Hydroxy-5-iodo-3-nitrophenylactetyl-L-Leucinyl-L-
Leucinyl-L-Leucin-vinyl-sulfon, auch bezeichnet als NLVS), Glyoxal oder Borsäur-
Reste (zum Beispiel Pyrazyl-CONH(CHPhe)CONH(CHisobutyl)B(OH)2), auch
bezeichnet als "PS 431" oder Benzoyl(Bz)-Phe-boroLeu, Phenacetyl-Leu-Leu
boroLeu, Cbz-Phe-boroLeu); Pinacol-Ester - zum Beispiel Benzyloxycarbonyl (Cbz)-
Leu-Leu-boroLeu-Pinacol-Ester - tragen.
Überraschenderweise hat sich herausgestellt, dass Proteasom-Inhibitoren späte
Prozesse im Replikationszyklus von Retroviren hemmen. Dabei wurde spezifisch
festgestellt, dass sich die erfindungsgemäße Verwendung von Proteasom-
Inhibitoren dazu eignet, die Assemblierung und Freisetzung von Virionen von der
Zelloberfläche zu hemmen. Dabei tritt eine Hemmung der proteolytischen
Prozessierung der Gag-Strukturproteine durch die virale Protease ein. Ebenfalls
ist die Infektiosität der freigesetzten Vironen reduziert. In Folge dieser
neuartigen Aktivitäten können Proteasom-Inhibitoren die Virusreplikation
unterdrücken.
Die Hemmung folgender Retroviren ist möglich: Spumaviren, Mammalian C-Typ
Oncoviren, BLV (Bovine Leukemia Virus), HTLV (Human T-Cel) Leukemia Virus),
Leukämieviren, RSV (Rous Sarcoma Virus) Viren oder Lentiviren. Als Beispiele für
Leukämieviren kommen BLV, HTLV-I oder HTLV-II in Frage, Beispiele für
Lentiviren sind Humanes Immundefizienzvirus Type 1 (HIV-1), Humanes
Immundefizienzvirus Type 2 (HIV 2), Affenimmundefizienzvirus (SIV), Katzen-
Immundefizienzvirus (FIV) oder Rinder-Immundefizienzvirus (BIV).
Gegenstand der Erfindung ist - ebenfalls unter Verwendung von Proteasom-
Inhibitoren - die Bekämpfung/Behandlung von Erkrankungen/pathologischen
Erscheinungen, die durch Infektionen mit Retroviren verursacht wurden. Die
Erkrankungen/pathologischen Erscheinungen können durch Infektionen mit
Leukämieviren, humanen T-Zell Leukämieviren HTLV-I und HTLV-II oder durch
Infektionen mit Lentiviren verursacht werden.
Ein weiteres Anwendungsgebiet der Erfindung ist die Bekämpfung/Behandlung
von AIDS, sowohl in der frühen symptomlosen als auch in der fortgeschrittenen
Krankheitsphase, mittels Proteasom-Inhibitoren (PI). Sie, die PI, können auch in
Kombination mit anderen anti-retroviralen Medikamenten eingesetzt werden, z. B.
mit Blockern der Reversen Transkriptase und/oder der viralen Protease. Auch die
Kombination mit anti-retroviralen Therapien basierend auf gentherapeutischen
Interventionen ist möglich. Eine weitere Verwendung ergibt sich durch die
Kombination mit intrazellulärer Immunisierung, wie z. B. dem Einbringen von anti-
HIV-1/HIV-2 wirksamen Genen in Stammzellen und/oder in periphere CD4+
Lymphozyten.
Eine Verhinderung des Krankheitsausbruches und eine Reduzierung der
Infektionsausbreitung im Organismus (Reduzierung von "viral load") von
symptomlosen HIV-1/HIV-2 seropositiven und HIV- 1/HIV-2-infizierten Personen
ist erfindungsgemäß ebenfalls möglich. Weiterhin können Proteasom-Inhibitoren
zur Behandlung/Bekämpfung/Verhinderung von HIV-induzierter Demenz,
insbesondere zur Verhinderung der HIV-Infektion von Neuronen, Glia und
Endothelzellen in Kapillaren des Gehirns eingesetzt werden. Eine weitere
Verwendung ist die Verhinderung der Etablierung einer systemischen HIV-1/HIV-
2-Infektion unmittelbar nach Kontakt mit infektiösem Virus (zum Beispiel bei
Nadel-Stich-Verletzungen mit HIV-kontaminiertem Blut oder Blutprodukten).
Die Verwendung von Proteasom-Inhibitoren in der Grundlagenforschung zum
Verständnis der Retrovirusassemblierung, der Wirkungsweise der viralen Proteasen,
bei Studien der Gag-Prozessierung, bei der Entwicklung von weiteren Substanzen,
welche die Gag-Prozessierung beeinflussen, bei Untersuchungen zum Verständnis
zellulärer Mechanismen involviert in späte Prozessen der Retrovirus-Assemblierung
kann ebenfalls erreicht werden.
Die Prinzip-Lösung der Aufgabe wird am Beispiel von HIV-1 und HIV-2 gezeigt. Es
wird dargestellt, dass unmittelbar nach Zugabe von verschiedenen Substanzklassen
von Proteasom-Inhibitoren die Produktion von infektiösen Viruspartikeln gehemmt
wird.
Erfindungsgemäß wird dieses Phänomen sowohl in HIV-1 infizierten permanenten
Kulturen von CD4+ humanen T-Zellen als auch in Kulturen von humanen
Fibroblasten (HeLa-Zellen) transfiziert mit infektioser proviraler DNA HIV-1 und
HIV-2 beobachtet und hier näher beschrieben. Aufgrund dieser neuartigen
Aktivitäten von Proteasom-Inhibitoren ist davon auszugehen, dass die Applikation
von in vivo verträglichen Proteasom-Inhibitoren die Infektionsausbreitung von HIV
im Organismus unterdrücken oder vollständig eliminieren kann.
Erfindungsgemäß wird gezeigt, dass der hemmende Effekt von Proteasom-
Inhibitoren auf die HIV-Replikation folgende Mechanismen beinhaltet:
- 1. Blockierung/Reduktion der proteolytischen Prozessierung der Gag-Polyproteine
durch die HIV-1 PR;
- 2. Blockierung/Reduktion von Freisetzung und Budding von neuen Virionen an der
Zellmembran;
- 3. Blockierung/Reduktion der Infektiosität von freigesetzten Virionen;
- 4. Blockierung/Reduktion der Infektionsausbreitung von HIV-1 in Kultur CD4+ T-
Zellen.
Zur Lösung der Aufgabe wurden im Rahmen der Erfindung verschiedene
proteinchemische, molekular-virologische und morphologische Studien an HIV-1
durchgeführt. Erfindungsgemäß wird der durch Proteasom-Inhibitoren ausgelöste
Defekt in der Gag-Prozessierung mittels biochemischer Methoden dargestellt. Dazu
wurde eine metabolische Puls-Markierung von HIV-Proteinen mittels radioaktiver
Aminosäuren gefolgt von Inkubation (Chase) in nicht radioaktivem Medium
durchgeführt. Die dabei gewonnenen Informationen ermöglichen die Darstellung
des hemmenden Effektes von Proteasom-Inhibitoren auf Gag-Prozessierung und
Budding von HIV-Virionen innerhalb kurzer Zeit-Kinetiken, die Teilabschnitten eines
HIV-Replikationszyklus entsprechen.
Erfindungsgemäß wird dargestellt, dass die hemmende Wirkung von Proteasom-
Inhibitoren auf HIV-Assemblierung und Freisetzung nicht die enzymatische Aktivität
der HIV-1 PR trifft. Durch in vitro Prozessierungsstudien an isolierten Gag- und PR-
Molekülen von HIV-1 wird gezeigt, dass verschiedene Substanzklassen von
Proteasom-Inhibitoren keinerlei Einfluss auf die PR-Aktivität ausüben.
Ferner wird erfindungsgemäß die durch Wirkung der Proteasom-Inhibitoren
reduzierte Infektiosität freigesetzter unreifer HIV-Virionen mittels End-Punkt-
Titrationsstudien in CD4+ T-Zellkulturen dargestellt. Dabei wird gezeigt, dass allein
eine Inkubation mit Proteasom-Inhibitoren für sechs Stunden (entspricht etwa
einem Drittel eines HIV-Replikationszyklus in der Targetzelle) zu einer 10-fachen
Reduktion im Virus-Titer und zu einer 50-fachen Reduktion der spezifischen
Infektiosität des freigesetzten Viruspartikels führt.
Erfindungsgemäß wird der Einfluss von Proteasom-Inhibitoren auf die Morphologie
von HIV-1 Virionen im Assemblierungs- und Budding-Prozess an der Zellmembran
untersucht. Zur Lösung dieser Aufgabe wird hochauflösende Transmissions-
Elektronenmikroskopie an HIV-1-infizierten CD4+ T-Zellen durchgeführt. Dabei wird
festgestellt, dass die Behandlung mit Proteasom-Inhibitoren für einen Zeitraum von
etwa 5 Stunden zu folgenden Veränderungen in der Virusmorphologie führt:
- 1. Der Arrest von assemblierenden Virionen in der Budding-Phase ist signifikant
erhöht;
- 2. die Ablösung der Virionen von der Zelloberfläche ist gestört, und es kommt zur
Ausbildung von Virus-Membran-Verbindungen ("Stalk-formation");
- 3. die absoluten Zahl von Viruspartikeln an der Zelloberfläche ist reduziert;
- 4. die relative Zahl von unreifen, zellfreien Virionen ist erhöht.
Erfindungsgemäß wird der inhibitorische Effekt von Proteasom-Inhibitoren auf die
Virusreplikation in Kulturen HIV-1-infizierter CD4+ T-Zellen demonstriert. Die
Zugabe von nanoM Konzentrationen an verschiedenen Substanzklassen von
Proteasom-Inhibitoren verhindert die Infektionsausbreitung und bewirkt das
Ausbleiben einer produktiven Virusreplikation.
Das in der Erfindungsbeschreibung dargestellte Prinzip der Verwendung von
Proteasom-Inhibitoren zur Blockierung einer HIV-Infektion ist neuartig in Hinsicht
auf die Verwendung einer bereits bekannten Substanzklasse (den Proteasom-
Inhibitoren) für eine neue Aktivität (der Blockierung von Gag-Prozessierung und
Freisetzung von Retroviren).
Gleichzeitig ist die Verwendung von Proteasom-Inhibitoren auch neuartig
hinsichtlich des Anwendungsprinzips. Bislang sind keine Substanzen/Prinzipien/
Methoden bekannt, welche späte Prozesse der HIV-Replikation beeinflussen, ohne
dabei Mutationen im Virus selber als Voraussetzung zu haben.
Weiterhin ist neu, dass die Verwendung von Proteasom-Inhibitoren zur Blockierung
von HIV und anderen Retroviren nicht das Virus selber, sondern Mechanismen trifft,
die in allen Wirtszellen des Virus konserviert sind. Im Vergleich zu bisherigen anti
retroviralen Methoden, die essentielle Komponenten des Virus selber treffen, ist die
Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Resistenzmechanismen bei Applikation von
Proteasom-Inhibitoren um Größenordnung geringer. Die Neuartigkeit dieses
Wirkprinzips von Proteasom-Inhibitoren zeigt sich auch in der Tatsache, dass
Proteasom-Inhibitoren ein breites Wirkungsspektrum gegenüber unterschiedlichen
Isolaten von HIV-1 und HIV-2 besitzen. Der inhibitorische Effekt wurde im Rahmen
der Erfindung mit gleicher Intensität bei verschiedenen primären als auch
Zellkultur-adaptierten T-Zelltrophen und Makrophagen-trophen HIV-Isolaten
beobachtet.
Neuartig ist weiterhin das Prinzip der Wirkung von Proteasom-Inhibitoren, die zwar
nicht den Viruseintritt, wohl aber die Produktion von infektiösen Viruspartikeln von
bereits infizierten Zellen verhindern. Dadurch sollte wesentlich die Menge an
infektiösen Virionen (Viruslast) und somit die Infektionsausbreitung in vivo
reduziert werden können. Die mittlere Überlebenszeit einer akut HIV-infizierten T-
Zelle beträgt wenige Tage. Zudem ist bekannt, dass die Hemmung der
Virusfreisetzung und die damit verbundene Akkumulation von zum Teil toxischen
HIV-Proteinen (insbesondere den Env-Hüllproteinen) zu einem verstärkten
zytopathischen Effekt und dadurch zum schnelleren Absterben der infizierten Zeile
führt. Neben der Neuinfektion sollte die Wirkung von Proteasom-Inhibitoren auch
zu einem schnelleren Absterben von bereits infizierten Zellen führen.
In der Summe dieser neuartigen Mechanismen lässt sich feststellen, dass die
verminderte Freisetzung von noch dazu wenigen oder gar nicht infektiösen
Viruspartikeln im Netto-Effekt bei gleichzeitigem Zelltod der Virus-produzierenden
Zellen im Falle einer in vivo Anwendung von Proteasom-Inhibitoren die Menge an
infektiösen Virionen im peripheren Blut und gleichzeitig die Zahl infizierter
Produzentenzellen von HIV im Gesamt-Organismus reduziert wird. Dies macht die
Anwendung von Proteasom-Inhibitoren allein oder in Kombination mit bereits in der
anti-retroviralen Therapie verwendeten Enzymhemmern attraktiv.
Proteasom-Inhibitoren reduzieren die Infektiosität von HIV-1 Viruspartikeln
Im Rahmen der Erfindung wird erstmalig gezeigt, dass unmittelbar nach
Inaktivierung des Proteasom-Pathway durch Behandlung von HIV-1 infizierten T-
Zellen die Freisetzung von Viruspartikeln reduziert wird. Des weiteren wird die
spezifische Infektiosität der freigesetzten Virionen erniedrigt und dadurch der
spezifische Titer an neuproduzierten Viruspartikeln dramatisch reduziert (siehe
hierzu Ausführungsbeispiel 1).
Erfindungsgemäß werden hierzu CD4+ T-Zellen mit HIV-1 infiziert und zum
Zeitpunkt der maximalen Virusproduktion (ca. 80% der Zellkultur befindet sich in
der akuten Infektionsphase) mit Proteasom-Inhibitoren für verschiedene
Zeiträume, bis maximal 4.5 Stunden behandelt. Zu bestimmten Zeitpunkten nach
der Behandlung werden virushaltige Zellkulturüberstände geerntet. Die Menge an
freigesetzten Virionen wird mittels Antigen-ELISA bestimmt, und die spezifische
Infektiosität der neu produzierten Virionen wird mittels Endpunkt-Titration
ermittelt.
Erfindungsgemäß wird mit diesem Ergebnis eine neuartige Aktivität von Proteasom-
Inhibitoren festgestellt. Diese kann nicht auf rein unspezifische Beeinträchtigung
des Zellmetabolismus durch Abschaltung des Proteasom-Pathway zurückgeführt
werden, und zwar aus folgenden Gründen:
- - Dieser Effekt wird sehr frühzeitig wirksam, zu einem Zeitpunkt, zu dem potentielle
negative Effekte der Proteasom-Inhibition auf Zellprozesse wie zum Beispiel
Proteinsynthese und -faltung sowie die Funktionen von Chaperonen noch nicht
wirksam werden können (Schubert et al., 2000; Meriin et al., 1998; Mimnaugh et
al., 1997; Bush, et al., 1997).
- - Die freigesetzten Virionen haben eine deutlich reduzierte Infektiosität, was im
Rahmen der weiteren Erfindungsbeschreibung mit einem spezifisch durch
Proteasom-Inhibitoren ausgelösten Defekt in der proteolytischen Reifung von HIV
Partikeln erklärt wird.
- - Toxische Effekte wie unspezifische Zelllyse, Apoptose oder die unspezifische
Freisetzung von zellulären und viralen Proteinen wurde unter den hier
beschriebenen experimentellen Bedingungen der Behandlung mit Proteasom-
Inhibitoren nicht festgestellt.
- - Die hemmende Wirkung von Proteasom-Inhibitoren ist ausschließlich auf die
Beeinflussung zellulärer Prozesse zurückzuführen, die für die Virusassemblierung,
Freisetzung und die Virus-Reifung notwendig sind, nicht aber auf chemische
Veränderungen der freigesetzten Virionen selber. Diese Tatsache reflektiert die
erfindungsgemäß gemachte Beobachtung, dass zellfreie HIV-1 Virionen, die in
Zellen mit aktivem Proteasom-Pathway produziert werden, nicht in ihrer
Infektiosität beeinträchtigt wurden, wenn man diese mit relativ hohen
Konzentrationen an Proteasom-Inhibitoren vor der Titration behandelt.
Zusammengefasst kann hiermit festgestellt werden, dass Proteasom-Inhibitoren
durch die Beeinflussung zellulärer Prozesse die Produktion von infektiösen HIV-1
Partikeln stören. Der Mechanismus dieses Effektes wird im folgenden näher
erläutert.
Elektronenmikroskopische Analyse von HIV-1 infizierten Zellen
Im Rahmen der Erfindung wird die spezifische Wirkung von Proteasom-Inhibitoren
auf Assemblierung und Budding von HIV-1 Virionen mittels Transmissions
elektronenmikroskopie untersucht (siehe hierzu Ausführungsbeispiel 2). Erfindungs
gemäß wird mit dieser Methode die neuartige Wirkung von Proteasom-Inhibitoren
auf die Virusmorphologie deutlich gemacht. Hierzu werden akut infizierte T-Zellen
mit Proteasom-Inhibitoren für 5 Stunden behandelt. Die Zellen werden in
Zellulose-Kapillaren eingeschlossen, inkubiert, fixiert und für Dünnschnitte
verwendet. Diese Methode hat den wesentlichen Vorteil, dass Virionen in den
Zellulose-Kapillaren zurückgehalten werden und daher keine Konzentrierung und
damit Veränderung der Virusmorphologie durch Zentrifugation notwendig ist.
Erfindungsgemäß werden bei dieser Untersuchung wesentliche Phänomene der
Wirkung von Proteasom-Inhibitoren auf die Virusmorphologie beobachtet:
- - Eine relative Reduktion in der Zahl von extrazellulären Viruspartikeln und
Buddingstrukturen an der Zellmembran;
- - eine relative Zunahme in der Zahl von unreifen Viruspartikeln, die mit der
Zellmembran verhaftet bleiben und sich nicht vollständig abschnüren können.
Diese elektronenmikroskopischen Untersuchungen bestätigen die im Rahmen der
Erfindung gemachten biochemischen und virologischen Beobachtungen, dass die
Behandlung mit Proteasom-Inhibitoren die Freisetzung und die Infektiosität neuer
Virionen reduziert. Gleichzeitig zeigen diese elektronenmikroskopischen
Untersuchungen an, dass die proteolytische Reifung und damit die Reifung von
Viruspartikeln durch die Behandlung mit Proteasom-Inhibitoren negativ beeinflusst
werden. Wesentlicher Prozess der HIV-Reifung ist die proteolytische Spaltung der
Gag-Polyproteine durch die virale Protease. Im Rahmen der weiteren
Untersuchungen wird gezeigt, dass eben dieser Prozess der proteolytischen Reifung
durch Proteasom-Inhibitoren gehemmt wird.
Proteasom-Inhibitoren reduzieren die Kinetik von Gag-Prozessierung und
Virusbudding
Im Rahmen der Erfindung wird mittels pulse-chase Analysen nachgewiesen, dass
Proteasom-Inhibitoren die Kinetik von Gag-Prozessierung und Virusfreisetzung/
Budding wesentlich reduzieren (siehe hierzu Ausführungsbeispiel 3). Erfindungs
gemäß werden hierzu Zellen (entweder T-Zellen infiziert mit HIV-1 oder HeLa-
Zellen transfiziert mit infektiöser proviraler DNA von HIV-1 oder HIV-2) zum
Zeitpunkt der maximalen Expression der viralen Proteine mit [35S]-Methionin in der
Zelle metabolisch für einen relativ kurzen pulse-Zeitraum von ca. 30 min markiert.
Anschließend werden die Zellen in Abwesenheit von radioaktiv markierten
Aminosäuren inkubiert. Zu verschiedenen Zeitpunkten innerhalb des Chase-
Zeitraums werden äquivalente Proben von Zellen, dem Medium und der durch
Zentrifugation isolierten Virionen gewonnen. Der Transport, die Prozessierung und
die Assemblierung der radioaktiv markierten viralen Proteine werden insgesamt
über einen Chase-Zeitraum von 8 Stunden verfolgt. Die einzelnen HIV-Proteine
werden durch Immunpräzipitation mittels HIV-spezifischer Antikörper und AIDS-
Patientenseren aus dem intrazellulären, dem extrazellulären und den Virus-
assozierten Fraktionen isoliert, im SDS-PAGE aufgetrennt und anschließend durch
Image-Analyse quantifiziert. In parallelen Ansätzen eines jeweiligen Experimentes
werden Zellen mit Proteasom-Inhibitoren behandelt, während im Kontroll-Ansatz
die Zellen unbehandelt bleiben. Um eine möglichst vollständige Blockierung der
Proteasom-Aktivität zu erzielen, werden die Zellen mit jeweils 25 µM zLLL und LC
behandelt. Die Inhibitoren werden ca. 30 min vor Beginn der Pulse-Markierung zu
dem Zellkulturmedium gegeben. Diese kurze Vorinkubation beeinträchtigt nicht die
Protein-Biosynthese und bewirkt auch keine wesentliche Veränderungen in der
Konzentration an zellulären Chaperonen (Schubert et al., 2000). Die relative
Menge an markiertem Gag Polyprotein Pr55 und dem Hauptprozessierungsprodukt
p24 Capsid (CA) werden für jeden Zeitpunkt der Probenentnahme in den Zell-,
Medium-, und Virus-Fraktionen ermittelt. Davon ausgehend wird die Rate der
Virusfreisetzung (entspricht der Menge an radioaktiv markiertem Gag, welches
innerhalb von 8-Stunden nach Synthese in der Virus-Fraktion auftritt) und Gag-
Prozessierung (Rate der Umwandlung von radioaktiv markierten Gag Pr55 in CA)
ermittelt.
Im Rahmen der Erfindung wird dabei eine ca. 6-fache Reduktion in der
Virusfreisetzungskinetik innerhalb der ersten zwei Stunden nach Puls-Markierung in
Zellen mit inaktivierten Proteasomen beobachtet (Fig. 3). Parallel dazu wird
ebenfalls eine ähnlich starke Reduktion in der Kinetik der Gag-Prozessierung
beobachtet, die als der Quotient von CA zu Pr55 für jeden Zeitpunkt des Chases
ermittelt wurde (Fig. 3). Dieser Prozessierungseffekt scheint mehrere Schritte der
Reifung von Pr55 zu beeinflussen. Die vollständige Spaltung von HIV-1 Pr55
resultiert allgemein in der Entstehung der reifen Gag-Proteine MA, CA, NC und P6gag
sowie zwei kleinerer Spacer-Peptide, welche die einzelnen Domänen miteinander
verbinden (reviewed in Kräusslich und Welker, 1996). Mehrere dieser
Spaltprozesse scheinen im Prozess der Gag-Prozessierung durch die Einwirkung
von Proteasom-Inhibitoren gehemmt zu sein, da das Auftreten von Intermediaten
der Gag-Prozessierung wie zum Beispiel MA-CA (p41), p39 (Ca-NC) oder CA mit
einem 14 Aminosäure langen Spacer (p25CA) nach Blockade der Proteasomaktivität
beobachtet werden. Im Unterschied zur Gag-Prozessierung beeinflussen die
Proteasom-Inhibitoren nicht die Prozessierung der Env-Hüllproteine, auch wird
nicht die Expression und die Stabilität anderer viraler Proteine beeinträchtigt.
Zusammengefasst wird erfindungsgemäß festgestellt, dass Proteasom-Inhibitoren
die Gag-Prozessierung und die Freisetzung von Viruspartikel blockieren. Das
Ausmaß der Hemmung ist abhängig von der Zeit der Vorinkubation mit Proteasom-
Inhibitoren vor dem Start des Puls-Chase-Experimentes. Nach ca. 5 Stunden
Vorinkubation ist die Prozessierung von Gag-Proteinen und die Freisetzung von
Viruspartikeln fast vollständig blockiert.
Dieser neuartige Effekt von Proteasom-Inhibitoren scheint einen generellen
Mechanismus der Assemblierung, dem Budding und der Reifung von Retroviren zu
beeinflussen. Dieser Effekt ist nicht spezifisch auf ein bestimmtes HIV-1-Isolat
beschränkt. Vergleichende Analysen von Makrophagen-tropen HIV-1-Isolaten
zeigen ähnliche Effekte, wie sie für T-Zell-trope HIV-1-Isolate beobachtet werden.
Im Sinne der Erfindung wird ein hemmender Effekt von Proteasom-Inhibitoren auch
auf die Gag-Prozessierung und die Virusfreisetzung von verschiedenen HIV-2-
Isolaten beobachtet.
Es wird weiterhin gezeigt, dass die im Rahmen der Erfindung beschriebenen
Phänomene einer spezifischen Inhibierung des 26S Proteasomen-Komplexes
bedürfen. Die Testung von Peptidaldhyden, welche ähnlich zLLL zytosolische
Kaspasen, aber nicht das Proteasom inhibieren, üben keine hemmende Wirkung auf
HIV-1 Gag-Prozessierung und Virusfreisetzung aus.
Aufgrund der neuartigen Aktivität von Proteasom-Inhibitoren kann somit
festgestellt werden, dass
- - Proteasom-Inhibitoren sowohl die Prozessierung von Gag-Proteinen als auch die
Freisetzung und das Budding von neuen Virionen von der Zelloberfläche blockieren;
- - diese hemmende Eigenschaft von Proteasom-Inhibitoren ist nicht auf einzelne
Isolate von HIV-1 beschränkt, sondern gilt auch für andere Lentiviren, wie zum
Beispiel HIV-2;
- - diese neuartige Aktivität basiert nicht primär auf unspezifisch wirkenden
negativen Effekten von Proteasom-Inhibitoren auf zelluläre und virale Prozesse, da
dieser Effekt selektiv für Gag-Prozessierung und Virusfreisetzung im Prozess der
Virusassemblierung und Reifung wirksam wird;
- - dieses Phänomen der selektiven Inhibierung der Aktivität des 26S Proteasomen-
Komplexes bedarf.
Da die Gag-Prozessierung zusammen mit einer effizienten Freisetzung von
Viruspartikeln wesentlicher Bestandteil des Retrovirusreplikationszyklus und damit
essentiell für die Produktion von infektiösen Virionen ist, kann davon ausgegangen
werden, dass die hier beschriebene neuartige Funktion von Proteasom-Inhibitoren
geeignet ist, die Infektionsausbreitung von HIV-1 und HIV-2 (den zwei Erregern der
AIDS-Pandemie) in vivo zu unterdrücken. Da HIV-infizierte Zellen allgemein nur
eine begrenzte Lebensdauer besitzen und zudem durch Blockierung der
Virusfreisetzung der Zelltod infizierter Zellen noch beschleunigt wird, kann diese
neuartige Aktivität von Proteasom-Inhibitoren bei in vivo Applikation sowohl die
Neuinfektion nicht-infizierter Zellen verhindern, als auch das Absterben bereits
infizierter Zellen induzieren und somit eine vollständige Eradikation (Auslöschung)
der Infektion bewirken. Auch ist für HIV-1 bekannt, dass eine effiziente Gag-
Prozessierung Voraussetzung für eine effiziente Virusfreisetzung ist (Kaplan et al.
1994). Die beiden neuartigen Effekte von Proteasom-Inhibitoren auf späte
Prozesse der Virusreplikation sind somit direkt miteinander verbunden und können
sich dadurch gegenseitig verstärken, jedoch nicht gegenseitig ausschließen.
Proteasom-Inhibitoren beeinflussen nicht die enzymatische Aktivität der HIV-1
Protease
Zum mechanistischen Verständnis der im Rahmen der Erfindung gezeigten
neuartigen Effekte ist es wesentlich, die spezifische Wirkung von Proteasom-
Inhibitoren auf die virale Protease von HIV näher zu verstehen. Die einfachste
Erklärung für die in dieser Erfindung beschriebenen neuartigen Phänomene wäre
eine direkte Hemmung der HIV-Protease durch Proteasom-Inhibitoren. Dieser
Zusammenhang erscheint jedoch unwahrscheinlich, da beide Protease-Komplexe
vollkommen verschiedene enzymatische Mechanismen ausüben: Während die
HIV-1 Protease als Dimer wirksam wird und dabei den Mechanismus von Aspartat-
Proteasen ausübt, stellt das Proteasom ein multi-Enzym-Komplex mit mehreren
aktiven Zentren dar. Ungeachtet der Tatsache, dass die proteolytischen
Aktivitäten und die katalytischen Mechanismen von HIV-Proteasen und dem
Proteasom-Komplex grundsätzlich verschieden sind, erscheint eine Beeinflussung
der viralen Protease durch Proteasom-Inhibitoren zumindest theoretisch möglich,
da in der Literatur berichtet wurde, dass der HIV-1 spezifische Protease-Hemmer
Ritonavir die Chymotrypsin-Aktivität des 20S Proteasoms inhibiert (André et al.,
1998; Schmidtke et al., 1999).
Im Rahmen der Erfindung wird daher ein möglicher Einfluss von Proteasom-
Inhibitoren auf die enzymatische Aktivität der HIV-1 Protease durch Studien der in
vitro Prozessierung von Gag-Polyprotein untersucht (siehe hierzu
Ausführungsbeispiel 4). Erfindungsgemäß wird dazu rekombinantes Pr55 in
Insektenzellen exprimiert und aus freigesetzten Virus-ähnlichen Partikeln
gereinigt. Enzymatisch aktive HIV-1 Protease wird in E. coli exprimiert und durch
Chromatographie gereinigt. Die spezifische Aktivität der Protease wird mittels
Titration der aktiven Zentren ermittelt. Pr55 und Protease werden in ein Enzym-
Substrat-Verhältnis von 1 : 25 versetzt und für eine definierte Zeit unter
Bedingungen inkubiert, bei denen nur ca. 50% des Substrates Pr55 proteolytisch
prozessiert werden. Diese Reaktionsbedingungen erlauben den sensitiven
Nachweis von geringfügigen Effekten auf die Enzymaktivität der Protease. Selbst
unter diesen sensitiven Reaktionsbedingungen und unter sehr hohen
Inhibitorkonzentration von bis zu 100 microM wird keinerlei inhibitorische Wirkung
von beiden Proteasom-Inhibitoren, LC und zLLL, auf die Gag-Prozessierung
festgestellt.
Zusammengefasst zeigen die im Rahmen der Erfindung gemachten Ergebnisse,
dass Proteasom-Inhibitoren die enzymatische Aktivität der HIV Protease nicht
beeinflussen und daher die virale Protease nicht das direkte Target der Inhibitoren
sein kann. Die Untersuchung des zugrunde liegenden Mechanismus erlaubt die
Schlussfolgerung, dass zelluläre Prozesse das Target der negativen Wirkung von
Proteasom-Inhibitoren sind, weiche für Gag-Prozessierung und Virusfreisetzung
von HIV essentiell sind. Aufgrund der im Rahmen der Erfindung erstmals
beschriebenen neuartigen Beobachtung kann somit festgestellt werden, dass im
Unterschied zu bereits angewendeten anti-retroviralen Therapien (Hemmer der
viralen Enzyme Protease und Reverse Transkriptase) kein viraler Faktor das
direkte Target dieser neuartigen Wirkung ist. Aufgrund der Tatsache, dass ein
zellulärer Mechanismus das Target der Inhibitoren darstellt, wäre bei einer in vivo
Applikation von Proteasom-Inhibitoren zur Unterdrückung der HIV-Replikation in
HIV-Infizierten die Gefahr der Resistenzentwicklung von HIV gegenüber
Proteasom-Inhibitoren vergleichsweise gering oder überhaupt nicht gegeben.
Proteasom-Inhibitoren hemmen die Virusreplikation in Zellkultur
Nachdem erfindungsgemäß gezeigt werden konnte, dass Proteasom-Inhibitoren
späte Prozesse der Virusfreisetzung und Gag-Prozessierung im Retrovirus-
Replikationszyklus hemmen, war es wichtig, diesen negativen Effekt auch für die .
Infektionsausbreitung und damit den vollständigen Replikationszyklus von HIV zu
demonstrieren. Aufgrund der im Rahmen der Erfindung beobachteten
Phänomene, dass Proteasom-Inaktivierung eine verminderte Freisetzung von
Virionen mit einer verminderten Infektiosität bewirkt, ist anzunehmen, dass die
Behandlung mit Proteasom-Inhibitoren ebenfalls in einer verminderten
Infektionsausbreitung in einer HIV-infizierten Kultur resultiert.
Erfindungsgemäß werden dazu parallele Kulturen einer CD4+ T-Zellinie (zum
Beispiel A3.01) mit einer definierten infektiösen Dosis von HIV-1 infiziert. Die
Zeilen werden nach Infektion in Medium mit dem oder ohne den Proteasom-
Inhibitor zLLL in einer mittleren Konzentration von 5 microM über den gesamten
Zeitraum der ca. 2 Wochen andauernden Kultur behandelt (siehe hierzu
Ausführungsbeispiel 5). Die Produktion neuer Virionen wird durch Messung der
Akkumulation von Virus-assoziierter Reverser Transkriptase Aktivität im
Zellkulturüberstand ermittelt.
Erfindungsgemäß wird dabei festgestellt, dass in Gegenwart von zLLL entweder
gar keine (Fig. 5B) oder nur eine sehr verminderte (Fig. 5A) produktive Infektion
in der Kultur etabliert werden kann. Der Abbruch der RT-Akkumulation nach ca.
einer Woche Inkubation in Kulturen mit aktiver Virusreplikation ist auf die
allgemein bekannt Tatsache zurückzuführen, dass mit dem Zeitpunkt der
maximalen Virusreplikation die Zahl der Synzitia-Formierungen zunimmt, der HIV-
induzierte Zelltod daher die Rate der Zellteilung überwiegt und in Folge dessen die
Gesamtkultur zum Stillstand kommt.
Um die Wirksamkeit unterschiedlicher Konzentrationen von verschiedenen
Proteasom-Inhibitoren hinsichtlich Blockade der Virusreplikation zu untersuchen,
werden erfindungsgemäß parallele Kulturen von infizierten Zellen mit
verschiedenen Konzentrationen an zLLL (Fig. 5C) und Epoxomycin (Fig. 5D)
behandelt. Dabei zeigt sich ein Dosis-abhängiger Effekt auf die HIV-1 Replikation:
Während 100 nanoM zLLL einen relativ schwach hemmenden Effekt ausübt,
bewirkt 1 microM zLLL die vollständige Hemmung der Replikation, so wie zuvor
bereits für 5 mircoM zLLL beobachtet (Fig. 5A). Im Vergleich zu zLLL ist der sehr
spezifische Proteasom-Inhibitor Epoxomycin sehr viel potenter in seiner Wirkung
auf die Proteasom-Aktivität. Dies widerspiegelt sich in der erfindungsgemäß
erhaltenen Bobachtung, dass 100 nanoM Epoxomycin eine vollständige sowie
10 nanoM Epoxomycin eine fast vollständige Blockade der HIV-1 Replikation bewirken
(Fig. 5D).
Die Blockierung der Virusreplikation in Zellkulturen kann mechanistisch als
Ergebnis der im Rahmen der Erfindung beschriebenen neuartigen Aktivitäten von
Proteasom-Inhibitoren wie folgt begründet werden:
- - In Gegenwart der Proteasom-Inhibitoren werden weniger Virionen freigesetzt,
- - die wenigen freigesetzten Virionen habe eine geringe oder gar keine
Infektiosität.
Dadurch wird die Neuinfektion von Zellen in der Kultur eingeschränkt, und die
Ausbreitung der Infektion ist daher vermindert oder bricht vollständig ab.
Das Wesen der Erfindung liegt in der Verwendung bekannter Mittel zu einem
neuen Zweck und in einer Kombination bekannter Elemente - den Proteasom-
Inhibitoren - und einer neuen Wirkung - ihrem Einsatz zur Beeinflussung von
Retroviren - die in ihrer neuen Gesamtwirkung einen Vorteil und den erstrebten
Erfolg ergeben, der darin liegt, dass nunmehr Mittel zur Hemmung der
Freisetzung und Reifung von Retroviren zur Verfügung stehen.
Die Erfindung richtet sich ferner auf die Verwendung von Proteasom-Inhibitoren zur
Herstellung von Mitteln zur Hemmung der Freisetzung, Reifung und Replikation von
Retroviren. Dazu gehört ihre Verwendung zur Herstellung von Arzneimitteln zur
Behandlung und Prophylaxe von AIDS und damit verwandter pathologischer
Erscheinungen wie zum Beispiel HIV-induzierter Demenz.
Die Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden,
ohne auf diese Beispiele beschränkt zu sein.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1
Behandlung von HIV-1 infizierten Zellen mit Proteasom-Inhibitoren
reduziert die Infektiosität von freigesetzten Viruspartikeln
Kulturen von humanen CD4+ T-Zellen, A3.01 wurden mit HIV-1NL4-3 infiziert und für
ca. 7 Tage in RPMI kultiviert. Ca. 80% des Zellkulturmediums wurde alle zwei Tage
erneuert. Zur Bestimmung der Menge an freigesetzten Viruspartikeln wurden
Proben der Zellkulturüberstände auf Aktivität von Virus-assoziierter Reverser
Transkriptase (RT) untersucht. Weiterhin wurde die Infektionsausbreitung durch
indirekte Immunfluoreszenz mit anti-CA Antikörpern verfolgt. Der Zeitpunkt der
maximalen Infektionsausbreitung in der Kultur wurde anhand der RT-Akkumulation
sowie der Synzytia-Formierung ermittelt. Zum Zeitpunkt der maximalen
Virusproduktion (ca. 7 Tage post Infektion) wurden frische nicht infizierte A3.01
Zellen der infizierten Kultur im Verhältnis 10 : 1 gemischt und für weitere 24 h
inkubiert. Dies ermöglicht eine quasi-Synchronisation der Infektion und maximale
Zahl an -infizierten Zellen mit maximaler HIV-Expression zu einem gegebenen
Zeitpunkt. Die Zellen wurden in parallele Kulturen aufgeteilt, mit PBS gewaschen
und für 4.5 Stunden mit 40 microM zLLL im Medium behandelt. Das Waschen der
Zellen und die Kultivierung in frischem Medium war notwendig, um die
neuproduzierten Viren während der 4.5 Stunden Erntezeit zu verfolgen (+zLLL
"Ohr"). Es bestand die Annahme, dass eine gewisse, der HIV-1 Assemblierung
entsprechende, ca. eine Stunde lange lack-Phase besteht zwischen dem Beginn der
Behandlung mit Proteasom-Inhibitoren und der Freisetzung defekter Virionen. Um
die Virus-Produktion von Zellen mit inaktivierten Proteasomen zum Beginn der
Erntezeit zu verfolgen, wurden parallele Kulturen für eine (+zLLL "-1hr") oder 6
Stunden (+zLLL "-6hr") vor dem Wasch-Schritt mit 40 microM zLLL vorbehandelt.
Eine parallele Kultur wurde ohne Inhibitor inkubiert (kein zLLL). Die Virus-haltigen
Zellkulturüberstände wurden gesammelt, filtriert, und die Menge an Gag-Proteinen
wurde mittels eines standardisierten Capture-ELISA unter Verwendung von Epitop
differenten anti-CA-Antikörpern quantifiziert (Kovalinka et al., 1995). Die daraus
kalkulierte Virusfreisetzung ist als ng p24CA/ml Zellkulturmedium in Tabelle 1
dargestellt. Die Infektiosität der Kulturüberstände wurde mittels Endpunkttitration
(detailliert in Beispiel 6d) ermittelt und ist als TCID50 in Tabelle 1 angegeben. Die
spezifische Infektiosität wurde als der Quotient von TCID50 zur Gesamt-Menge an
Gag ermittelt und ist als prozentualer Anteil der Infektiosität zur Kontroll-Kultur
(kein zLLL = 100%) in Tabelle 1 angegeben. Dabei zeigt sich, dass sowohl die
Freisetzung an Gag-Proteinen als auch die Infektiosität der freigesetzten Virionen
nach zLLL-Behandlung gehemmt wird. Dieser Effekt nimmt mit der Zeit zu, nach
4.5 Stunden tritt eine 84%ige und nach weiteren 6 Stunden Vorbehandlung eine
98%ige Reduktion an infektiösen Virionen im Zellkulturmedium auf (Tabelle 1).
Beispiel 2
Elektronenmikroskopische Analyse HIV-1 infizierter MT-4 Zellen nach
Behandlung mit Proteasom-Inhibitoren
CD4+ T-Zellen, MT-4, wurden mit HIV-1NL4-3 infiziert und für ca. 4 Tage in RPMI
kultiviert. Zum Zeitpunkt der maximalen Virusproduktion wurden die Zellen
gewaschen, in Zellulose-Kapillaren gesaugt und für 5 Stunden mit 50 microM zLLL
behandelt. Die experimentellen Details der Fixierung, der Dünnschnittpräparation
und der Transmissionselektronenmikroskopie sind in Beispiel 6e aufgeführt.
Repräsentative Ausschnitte von elektonenenmikroskopischen Aufnahmen sind in
Fig. 1 dargestellt.
Beispiel 3
Proteasom-Inhibitoren hemmen Gag-Prozessierung und
Virusfreisetzung von infizierten T-Zellkulturen und transfizierten HeLa-Zellen
Zur biochemischen Analyse der hemmenden Wirkung von Proteasom-Inhibitoren
auf die Kinetik der Gag-Prozessierung und Virusfreisetzung wurden Pulse-Chase
Analysen durchgeführt. Die experimentellen Details der Infektion, Kultivierung,
DNA-Transfektion und Pulse/Chase-Experimente sind in Beispiel 6g angegeben.
Hierzu wurden entweder HIV-1 infizierte CD4+ T-Zellkulturen oder Kulturen von
HeLa-Zellen eingesetzt, welche mit proviraler DNA von HIV-1NL4-3 oder HIV-2ROD10
transfiziert wurden. In der Regel wurden parallele Kulturen zum Zeitpunkt der
maximalen Expression von HIV-Porteinen für 30 min einer Methionin-Depletion
unterzogen, anschließen für 30 min mit [35S]-markierten Methionin metabolisch
Puls-markiert und nachfolgend in einem Chase-Medium mit einem Überschuss an
nicht-radioaktiv markiertem Methionin für einen Zeitraum von 8 Stunden inkubiert.
Die Behandlung mit Proteasom-Inhibitoren begann in der Regel mit dem Zeitpunkt
der Methionin-Depletion und wurde über den gesamten Versuchszeitraum
(Depletions-, Puls-, und Chase-Phase aufrecht erhalten). Protasome-Inhibitoren
wurden entweder selektiv (10 microM zLLL, Fig. 3B) oder in Kombination (10
microM zLLL und 10 microM LC, Abb. 3A und 3C) eingesetzt. Aliquote
Zellkulturen wurden zu jedem Zeitpunkt des Chases gewonnen und durch
Zentrifugation in Zell-, Virus- und Zellkulturüberstand-Fraktionen aufgetrennt. Die
radioaktiv markierten HIV-Proteine wurden mittels Standard Immunpräzipitation
unter Verwendung von AIDS-Patientenseren sowie Gag-spezifischen Antikörpern
unter Verwendung von bereits beschriebenen Methoden (Schubert et al., 1998,
1996, 2000) isoliert, im SDS-PAGE aufgetrennt, und anschließen durch
Fluorographie sichtbar gemacht. Die Quantifizierung erfolgte mittels Image-
Analyse. In der Regel wurden die relativen Mengen an Gag-Polyprotein und dem
Hauptprozessierungsprodukt CA für jeden Chase-Zeitpunkt jeweils in der Zell-,
Virus- und der Zellkultur-Fraktionen bestimmt. Die Kinetik von Virusfreisetzung
wurde als der prozentuale Anteil von Gag-Proteinen in der Virus-Fraktion relativ zu
der Gesamt-Menge an Gag (ermittelt in den Zell-, Virus-, und Zellkultur-
Fraktionen) pro Zeitpunkt des Chases dargestellt. Die Kinetik der intrazellulären
Gag-Prozessierung wurde als der Quotient der Mengen von CA durch Pr55 über den
gesamten Chase-Zeitraum berechnet.
Beispiel 4
In vitro Gag-Prozessierung von Pr55
Rekombinantes HIV-1 Gag-Polyprotein Pr55 wurde in Insektenzellen und
rekombinante HIV-1 Protease wurde in E. coli hergestellt. Die experimentellen
Details der Expression, Reinigung, und der Bestimmung der enzymatischen
Aktivität wie auch der Durchführung der in vitro-Spaltreaktionen und Western-Blot
sind im Beispiele 6f näher erläutert. Die Enzym-Substrat-Verhältnisse (Protease-
Pr55-Verhältnis) wurde so gewählt, dass eine relativ langsame Substrat-Umsetzung
auftrat. Nach 30 min Reaktion wurden ca. 50% von Pr55 gespalten. Unter diesen
Bedingungen können selbst schwach hemmende Effekte auf die enzymatische
Aktivität der Protease ermittelt werden. Unter diesen sensitiven Bedingungen
konnte keine Inhibierung der Protease-Aktivität festgestellt werden, selbst nicht
unter Bedingungen, bei denen beide Inhibitoren, zLLL und LC, in einer 10-fach
höheren Konzentration als in der Zellkultur getestet wurden (Fig. 4, Reaktionen 4-
9). Als Kontrolle: Der HIV-1 spezifische Proteasom-Inhibitor Saquinavir bewirkt
einen vollkommenen Block der in vitro Prozessierung (Fig. 4, Reaktion 10).
Beispiel 5
Proteasom-Inhibitoren hemmen HIV-1 Replikation in Zellkultur
Parallel-Kulturen von CD4+ T-Zellen wurden in frischem RPMI-Medium inkubiert und
mit einem definierten Virus-Stock von gereinigtem HIV-1NL4-3 infiziert. In der Regel
wurde 1 RT-Unit pro Zelle zur Infektion eingesetzt. Einen Tag nach der Infektion
wurden die Zellen in PBS gewaschen, mit frischem Medium versetzt, welches
verschiedene Konzentrationen an den Proteasom-Inhibitoren zLLL (Fig. 4A-C) oder
Epoxomycin (Fig. 4D) enthielt. Alle 2 Tage wurden Proben von Zellkultur-
Überständen gewonnen, eingefroren und später zur Bestimmung der RT-Aktivität
eingesetzt. Gleichzeitig wurden 80% des Zellkultur-Mediums erneuert und mit
frischen Proteasom-Inhibitoren versetzt. Die Proteasom-Inhibitoren wurden als
10 miliM Stock-Lösungen in 75% Ethanol eingesetzt. Als Negativ-Kontrolle wurde eine
parallele Kultur mit 20 microM Ethanol versetzt. Die Reverse Transkriptase-
Aktivität wurde in den zellfreien Zellkultur-Überständen bestimmt und gegen die
Zeit der Zellkultur aufgetragen (Fig. 4).
Beispiel 6
Material und Methoden
Beispiel 6a
Molekulare HIV-1-Klone
Zur Herstellung von T-Zell-tropen Viren des molekularen Klons HIV-1NL4-3 wurde
das bereits publizierte Plasmid pNL4-3 (Adachi et al., 1986) verwendet und für
die Herstellung von Makrophagen-tropen Viren das bereits publizierte Plasmid
pNL4-3(AD8) (Schubert et al., 95; Freed et al., 1995) und pAD8 (Theodore et
al., 1995). Für die Expression von HIV-2ROD10 in HeLa-Zellen wurde das bereits
publizierte Plasmid pROD10 (Bour et al., 1996) verwendet.
Beispiel 6b
Zellkultur
CD4+ humane T-Zell-Lympnom-Zellinien, H9, A3.01, C8166, und MT4, wurden in
RPMI 1640 mit 10% (V/V) fötalem Kälberserum, 2 mM L-Glutamin, 100 U ml-1
Penicillin und 100 microg ml-1 Streptomycin kultiviert. Hela-Zellen (ATCC CCL2)
wurden in Dulbeccos' modifizierten Eagle's Medium (DMEM) mit 10% fötalem
Kälberserum, 2 miliM L-Glutamin, 100 U ml-1 Penicillin, und 100 microg ml-1
Streptomycin kultiviert.
Beispiel 6c
Transfektion und Gewinnung von Virusstocks
Für die Herstellung von Virus-Präparaten wurde Plasmid-DNA von molekularer
HIV-1- oder HIV-2-DNA unter Anwendung der Kalzium-Phosphat-
Präzipitationsmethode in HeLa-Zellen transfiziert. Dazu wurden konfluente
Kulturen von Hela-Zellen (5 × 106 Zellen) mit 25-microg Plasmid DNA in
Kalziumphosphat-Kristallen, hergestellt nach einer Methode von Graham und von
der Eb (1973), inkubiert und anschließend einem Glycerol-Schock nach Gorman
et al. (1982) unterzogen. Für die Gewinnung von konzentrierten
Viruspräparaten wurden zwei Tage nach Transfektion die Zellkulturüberstände
geerntet. Anschließend wurden die Zellen sowie deren Bestandteile durch
Zentrifugation (1,000 × g, 5 min. 4°C) und Filtration (0.45 microm Porengröße)
abgetrennt. Viruspartikel wurden durch Ultra-Zentrifugation (Beckman SW55
Rotor, 1.5 hr, 35,000 rpm, 10°C) pelletiert und nachfolgend in 1 ml of DMEM
Medium resuspendiert. Die Viruspräparate wurden durch Filtration sterilisiert
(0.45 microm Porengröße) und portioniert eingefroren (-80°C). Einzelne
Viruspräparate wurden durch Bestimmung der Reverse Transkriptase-Aktivität,
und zwar anhand eines bereits beschriebenen Tests (Willey et al., 1988), unter
Verwendung von [32P]-TTP Einbau in ein oligo(dT)-poly(A) Template
standardisiert.
Beispiel 6d
Infektiositäts-Assay
Akute mit HIV-1NL4-3 infizierte A3.01-Zellen wurden mit 40µM zLLL für
verschiedene Zeiten behandelt, wie im Ausführungsbeispiel 1 angegeben.
Zellfreier Zellkulturüberstand wurde geerntet und filtriert (Poren-Größe =
0.45 microM). Der relative Betrag an freigesetzten Virionen wurde mittels eines
p24CA-Antigen Capture ELISA quantifiziert (Kovalinka et al., 1995). Zum Zweck
der Virus-Titration wurden jeweils 8 parallele Kulturen von C8166 Zellen infiziert
mit den jeweiligen Virus-Präparaten, in einer seriellen 10-fachen Verdünnung
infiziert. Der Infektiositätstiter wurde bestimmt als 50% Zellkultur infektiöse
Dosis (TCID50), und zwar indem die Synzytia-Formierung je Kultur und
Verdünnungsstufe am Tag 10 post infection ermittelt wurde. Die spezifische
Infektiosität wurde für jede Probe standardisiert zu dem Betrag an ermittelten
p24CA Antigenen in jedem Virus-Inokulum.
Beispiel 6e
Elektronenmikroskopie
Akut mit HIV-1NL4-3 infizierte MT-4 Zellen wurden für 2.5 Stunden in frischem Medium
mit bzw. in einer parallelen Kultur ohne Proteasom-Inhibitor (50 microM zLLL)
kultiviert. Anschließend wurden die Zellen in Zellulose-Kapillaren gesaugt,
entsprechend einer bereits beschriebenen Methode (Hohenberg et al., 1994). Die
Kapillaren wurden verschlossen und für weitere 2.5 Stunden in frischem Medium mit
oder ohne 50 microM zLLL weiter kultiviert. Die Kapillaren wurden gewaschen, und
die Zellen wurden für eine Stunde in 2.5% Glutaraldehyd in Phosphat gepufferter
Saline (PBS) inkubiert. Anschließend wurden die Kapillaren in PBS gewaschen und
nachfixiert in 1% OsO4 in PBS, erneut gewaschen in Wasser, gefärbt in 1% Uranyl-
Acetat in Wasser, sowie abschließend dehydratisiert in einem steigenden Gradienten
an serieller Verdünnung von Ethanol. Die gesamten Kapillaren wurden in ERL-Harz
eingebettet für nachfolgende ultra-Dünnschnitte. Die Ultra-Dünnschnitte wurden
gegengefärbt mit 2% Uranyl-Acetat und Blei-Zitrat. Mikro-Aufnahmen wurden mit
einem Philips CM120 Transmission-Elektronenmikroskop bei 80 kV aufgenommen.
Beispiel 6f
In vitro Prozessierung von Gag-Proteinen
Myristyliertes Pr55 von HIV-1 wurde aus Virus-ähnlichen Partikeln produziert,
welche von Insektenzellen infiziert mit rekombinanten Baculovirus Gag12myr
freigesetzt wurden. Die Virus-ähnlichen Partikel wurden durch Zentrifugation
durch ein 20% Sucrose-Kissen gereinigt. Rekombinante HIV-1 Protease
exprimiert in E. coli wurde gereinigt entsprechend einem bereits publizierten
Protokoll (Konvalinka et al. 1995), außer, dass Gelfiltrations-Chromatographie
an Superose12 anstatt von Kationen-Ausstausch-Chromatographie durchgeführt
wurde. Die Enzymkonzentration wurde mittels active site-Titration ermittelt.
Für Spaltreaktionen wurde allgemein 1 microM Pr55 mit 40 nanoM PR in
Reaktionsbuffer (50 miliM MES pH 6.5, 300 miliM NaCl, 2 miliM DTT, 1 miliM
EDTA, 0.1% Triton-X 100) bei 37°C für 30 min inkubiert. Um eine maximal
Sättigung von PR mit Inhibitoren zu garantieren, wurde PR mit den jeweiligen
Inhibitor für 5 min vor dem Start der Spaltreaktionen vorinkubiert. Die
Spaltreaktionen wurden durch Zugabe von SDS-sample Buffer und Kochen der
Probe für 10 min gestoppt. Die Spaltprodukte wurde im 10% SDS-PAGE
aufgetrennt und anschließend mittels Western-Blot nachgewiesen. Dazu wurden
anti-CA spezifische Antikörper eingesetzt, die mittels anti-Kanichen-IgG-
Peroxidase-Konjugat und Chemiluminiszens-Reaktion nachgewiesen wurden.
Beispiel 6g
Metabolische Markierung, Pulse-Chase-Analyse und Immun
präzipitation
Für Pulse-Chase-Analysen wurden HIV-1 oder HIV-2 exprimierende Zellen,
entweder infizierte T-Zellen oder transfizierte HeLa-Zellen, für 30 min in
Methionin-freiem RPMI-Medium inkubiert (Methionine-Depletion). Danach folgte
eine metabolische Pulse-Markierung mit [35S]-Methionin (spezifische Aktivität = 2
miliCi/ml) in RPMI für 30 min. Die Zellen wurden in PBS gewaschen, al. quotiert
und in parallelen Kulturen in komplettem DMEM mit 10 miliM nicht radioaktivem
Methionin weiter inkubiert (Chase). Zu bestimmten Zeitpunkten des Chases (in
der Regel 0, 0.5, 1, 2, 4, und 8 Stunden nach Pulse-Markierung) wurden die
Zellen geerntet und unmittelbar danach auf Trockeneis eingefroren. Die
zellfreien-Virionen wurden isoliert durch Zentrifugation der Zellkultur-Überstände
(bei 4°C und 18,000xg, für 100 min). Extrakte von Zell- und Viruspellets wurden
mittels Detergenzien hergestellt und Aliquote von der Zell-, der Virus-, und der
Zellkultur-Überstände, erhalten nach Zentrifugation, wurden mit Antikörpern
behandelt, die zuvor an Protein-G-Sepharose gekoppelt wurden. In der Regel
wurde Serum von HIV-1 oder HIV-2 seropositiven Individuen wie auch anti-CA
Antikörper, hergestellt in Kaninchen, für die Immunpräzipitation eingesetzt. Die
Immunpräzipitate wurden mit Detergenz-haltigen Puffern gewaschen, in SDS-
Probenpuffer denaturiert und anschließend mittels Gelektorphorese in 10% SDS-
PAGE aufgetrennt. Die Gele wurden in Lösungen von 50% Methanol und 10%
Essigsäure fixiert und anschließend für 1 Stunde in 1M Salizylsäure behandelt.
Die radioaktiv markierten Proteine wurden durch Fluorographie bei -80°C
sichtbar gemacht. Die relative Menge der markierten Proteine, speziell der Gag-
Polyproteine und der CA-Prozessierungsprodukte wurden mittels Phosphor-
Image-Analyzer bestimmt.
Zusammenfassend wurde mit der vorliegenden Erfindung gezeigt, dass späte
Prozesse im Replikationszyklus von Retroviren wie Assemblierung und Reifung
von Viruspartiukeln wie auch die Prozessierung der Gag-Strukturporteine, die
Infektiosität der freigesetzten Vironen sowie als Netto-Wirkung dieser neuartigen
Aktivitäten ebenfalls die Virusreplikation durch Proteasom-Inhibitoren gehemmt
werden kann.
Generell beinhalten späte Prozesse des Replikatonszyklus die Neusynthese von
viralen Strukturproteinen in der infizierten Zelle, die korrekte Faltung und
Modifizierung sowie den Transport der Strukturprotein zu dem Ort der
Virusassemblierung, gefolgt von Virusfreisetzung an der Zellmembran und der
proteolytischen Prozessierung der Gag-Polyproteine im reifenden Viruspartikel
durch die virale Protease. Am Beispiel der Humanen Immundefizienzviren wurde
gezeigt, dass die verschiedenen Inhibitoren des 26S Proteasoms sowohl die
Freisetzung von Viruspartikeln als auch die Infektiosität der freigesetzten
Viruspartikel reduzieren. Die biochemischen Untersuchungen zeigen, dass
Proteasom-Inhibitoren spezifisch die Reifung und proteolytische Prozessierung
der Gag-Proteine blockieren. Morphologische Untersuchungen zeigen, dass sich
in Gegenwart von Proteasom-Inhibitoren unreife Viruspartikel an der
Zellmembran konzentrieren. Virologische Untersuchungen zeigen, dass
Proteasom-Inhibitoren die Ausbreitung einer HIV-1-Infektion in der Zellkultur
verhindern. Mechanistische Untersuchungen zeigen, das Proteasom-Inhibitoren
keinen direkten Effekt auf die virale Protease ausüben, sondern zelluläre
Mechanismen beeinflussen, welche für die effiziente Reifung und Freisetzung von
Viruspartikeln notwendig sind. Die Verwendung von Proteasom-Inhibitoren stellt
eine neuartige Methode zur Intervention viraler Replikationszyklen dar. Da das
Target dieser Methode konservierte zelluläre Mechanismen, das heißt die
enzymatische Aktivität des Proteasom-Komplexes selbst darstellt, sind bei einer
in vivo Applikation von Proteasom-Inhibitoren keine durch virale Mutationen
vermittelte Resistenzmechanismen zu erwarten.
Weitere Anwendungsgebiete der vorliegenden Erfindung sind:
- - die Vorbeugung und Behandlung/Therapie von Erkrankungen, die durch
Retrovirusinfektion verursacht werden, speziell die anti-retrovirale Therapie und
Vorbeugung bei Infektionen mit Immundefizienz, die durch Lentiviren verursacht
werden, vor allem die erworbene Immundefizienz bei Tieren und Menschen, wie
die Behandlung von HIV-infizierten Individuen - symptomloser wie auch AIDS-
Patienten, die Vorbeugung einer HIV-Infektion und die Verhinderung einer HIV-
Infektion unmittelbar nach Kontakt mit HI-Viren;
- - die Grundlagenforschung, z. B. die Analyse der Assemblierung, Freisetzung und
Reifung von Retroviren, speziell späte Prozesse im HIV-Replikationszyklus;
- - die Entwicklung von neuen Pharmaka, speziell auf der Basis von Substanzen,
die das 26S Proteasom inhibieren, wie Proteasom-Inhibitoren, die in vivo
applizierbar sind und eine geringe Toxizität aufweisen und dabei gleichzeitig die
Replikation von Retroviren im Organismus unterdrücken und die
Infektionsausbreitung verhindern;
- - die Applikation von retroviralen Vektoren für den Einsatz bei
Gentransfermethoden in der Gentherapie, speziell der Anwendung von
Proteasom-Inibitoren zur Verhinderung der Entstehung und Ausbreitung
rekombinanter und/oder ungewollter replikationskompetenter Retroviren nach
Gentransfer;
- - die Virologie, Zellbiologie, Gentherapie, Pharmakologie, Naturstoffchemie,
Peptidchemie, molekulare HIV- und angewandte AIDS-Forschung.
Legende zu den Abbildungen
Fig. 1 Elektronenmikroskopische Analyse HIV-1 infizierter CD4+ T-Zellen nach
Behandlung mit Proteasom-Inhibitoren.
MT-4-Zellen wurden mit HIV-1NL4-3 infiziert und zum Zeitpunkt der maximalen
Virusproduktion (ca. 4 Tage post infection) mit 50 microM zLLL für 5 Stunden
behandelt. Zellen wurde in Zellulose-Kapillaren fixiert und für Dünnschnitt-
Mikroskopie präpariert. In Panel (A) ist ein Überblick von infizieren Zellen mit
verschiedenen Budding-Strukturen und unreifen Viren dargestellt. Panel (B) zeigt
reife extrazelluläre HIV-1 Partikel, und Panel (C) zeigt hoch auflösende
Vergrößerung von unreifen Partikeln, welche noch mit der Zellmembran verbunden
sind.
Fig. 2 Proteasom-Inhibitoren hemmen Gag-Prozessierung und Virusfreisetzung
von HIV-1 und HIV-2 in infizierten und transfizierten Zellen.
(A) HeLa-Zellen wurden mit dem HIV-1 proviralen infektiösen DNA-Klon pNL4-3
transfiziert. Nach 24 Stunden wurden parallele Ansätze der transfizierten Zellen
mit Proteasom-Inhibitoren (10 µM zLLL und 10 microM LC (+INHIBITOREN)) im
Medium oder ohne Inhibitoren (NO INHIBITOR) behandelt und einem Puls/Chase-
Experiment unterzogen. Radioaktiv mit [35S]-Methionin markierte virale Proteine
wurden mittels Immunpräzipitation aus der zellulären (Zelle), dem pelletierten
Virus (VIRUS) sowie dem nach Zentrifugation erhaltenen Virusfreien Überstand
(FREIES PROTEIN) Fraktionen isoliert und in einem 10% SDS-PAGE aufgetrennt.
Die radioaktiv markierten Proteine wurden anschließend durch Fluorographie
sichtbar gemacht. Die relative Konzentration dieser Proteine wurde mittels Image-
Analyse quantitativ ausgewertet. Repräsentative Ausschnitte der Fluorogramme im
Molekulargewichtsbereich von CA und Gag-Polyprotein Pr55 (ca. 20 bis 60 kDa)
sind in
- A) dargestellt. Positionen von dem Hauptprozessierungsprodukt p24CA sowie einem
intermediären Spaltprodukt, p25CA, sind extra markiert. Die Kinetik der
Virusfreisetzung wurde als der prozentuale Anteil von Gag-Proteinen in der Virus-
Fraktion relativ zu der Gesamt-Menge an Gag (in Zell, VIRUS, und FREIES
PROTEIN) pro Zeitpunkt des Chases dargestellt. Die Kinetik der intrazellulären Gag-
Prozessierung wurde als der Quotient der Mengen von CA durch Pr55 über den
gesamten Chase-Zeitraum dargestellt. Es tritt eine deutliche, ca. 6-fache
Verzögerung in der Gag-Prozessierung sowie der Virusfreisetzung innerhalb des 8-
stündigen Chase-Zeitraumes auf. Ebenfalls ist deutliche die Akkumulation
unvollständiger Spaltprodukte, wie zum Beispiel von p25CA, in den CELL- und den
Virus-Fraktionen zu erkennen.
- B) CD4+ T-Zellen wurden mit HIV-1NL4-3 infiziert, und die Infektionsausbreitung in
der Kultur wurde durch Bestimmung der Reversen Transkriptase Aktivität im
Zellkulturüberstand verfolgt. Zum Zeitpunkt der maximalen Virusreplikation, ca. 7
Tage post infection, wurden parallele Ansätze der Kultur mit Proteasom-Inhibitor
(10 µM zLLL (+INHIBITOR)) im Medium oder ohne Inhibitor (NO INHIBITOR)
behandelt und einem Puls/Chase-Experiment gefolgt von Immunpräzipitation und
SDS-PAGE unterzogen, ähnlich dem in (A) dargestellten Experiment. Die
Positionen der Hauptstrukturproteine von Env (gp160 und gp120) sowie von Gag
(Pr55 und CA) sind in den Fluorogrammen der jeweiligen SDS-PAGE-Analysen
angezeigt. Es ist deutlich zu erkennen, dass selbst bei einer vergleichsweisen
niedrigen Konzentration von 10 microM zLLL eine deutliche Verzögerung der Kinetik
der intrazellulären Gag-Prozessierung sowie der Freisetzung von Virusassoziiertem
und freiem Gag auftritt. Gleichzeitig tritt eine Akkumulation von intermediären
Prozessierungsprodukten im Bereich von ca. 40 kDa auf, insbesondere in der
VIRUS-Fraktion.
- C) HeLa-Zellen wurden mit dem HIV-2 proviralen infektiösen DNA-Klon pHIV-
2ROD10 transfiziert. Nach 24 Stunden wurden parallele Ansätze der transfizierten
Zellen mit Proteasom-Inhibitoren (10 microM zLLL und 10 microM LC
(+INHIBITOREN)) im Medium oder ohne Inhibitoren (NO INHIBITOR) behandelt und
einem Puls/chase-Experiment gefolgt von Immunpräzipitation und SDS-PAGE
unterzogen, ähnlich dem in (A) dargestellten Experiment. Repräsentative
Ausschnitte der Fluorogramme im Molekulargewichtsbereich von CA und Gag-
Polyprotein Pr55 (ca. 20 bis 60 kDa) der ZELL- und VIRUS-Fraktionen sind in (C)
dargestellt. Positionen der Hauptprozessierungsprodukte p27CA und dem Gag-
Polyprotein Pr58 sind angezeigt. Eine starke Reduktion der intrazellulären und
Virusassoziierten Gag-Prozessierung sowie eine deutliche Reduktion der
Virusfreisetzung ist zu beobachten.
Fig. 3 Proteasom-Inhibitoren haben keinen Einfluss auf Gag-Prozessierung von
Pr55 durch virale Protease in vitro.
Rekombinantes Pr55 wurde aus Virus-ähnlichen Partikeln isoliert, welche von
Insektenzellen infiziert mit rekombinanten Bacculovirus produziert wurden.
Rekominante HIV-1 Protease wurde in E. coli exprimiert, gereinigt und die
spezifische Aktivität durch aktive-site-Titration bestimmt. Die Mengen an Pr55 und
Protease wurde in einem Ezyme-zu-Substrat-Verhältnis von 1 : 25 gemischt und für
30 min bei 37°C inkubiert. Die Reaktion wurde durch Zugabe von SDS-Probepuffer
gestoppt. Die Spalt-Reaktionen wurden anschließend durch Western-Blot Analyse
mit CA-spezifischem Antiserum untersucht. Pr55, CA und intermediäres
Prozessingprodukt MA-Ca wurden nach Antikörperbindung mittels
Chemilumineszens-Reaktion sichtbar gemacht. In den Reaktionen 3 bis 10 wurde
die Protease vor Beginn der Spaltreaktion mit den jeweiligen Proteasom-Inhibitoren
5 min vor Zugabe des Substrates Pr55 vorinkubiert. In Reaktion 10 wurde der
HIV-1 Protease spezifische Inhibitor Saquinavir zugegeben.
Fig. 4 Proteasom-Inhibitoren hemmen HIV-1 Replikation in Zellku 17419 00070 552 001000280000000200012000285911730800040 0002010051716 00004 17300ltur.
Parallele Kulturen von A3.01-Zellen wurden mit vergleichbaren infektiösen Dosen
an HIV-1NL4-3 infiziert und mit 5 micro M (Fig. 4A, B) behandelt. In einem parallelen
Versuch wurden Kulturen mit unterschiedlichen Konzentrationen an zLLL (0.1 und
1 micro M (Fig. 4C)) sowie Epoxomycin (10 nanoM bis 1 microM (Fig. 4D)) behandelt.
Die Sekretion von reverser Transkriptaseaktivität in das Zellkulturmedium wurde im
Verlauf des Replikationsprofiles der nicht mit Proteasom-Inhibitoren behandelten
Kultur (ca. 15 Tage) dargestellt.
Tabelle 1
Proteasom-Inhibitoren verringern die Infektiosität von
freigesetzten Viruspartikeln
CD4+ T-Zellen (A3.01) wurden mit HIV-1NL4-3 infiziert und zum Zeitpunkt der
maximalen Virusproduktion (ca. 7 Tage post Infektion) parallele Kulturen entweder
ohne oder für 1 (+zLLL "-1hr") beziehungsweise 6 Stunden (+zLLL "-6hr") mit
40 microM zLLL behandelt. Danach wurden die Zellen gewaschen und für weitere 4.5
Stunden mit oder ohne 40 microM zLLL inkubiert. In einer parallelen Kultur wurden
Zellen unmittelbar nach dem Waschen mit 40 microM zLLL behandelt (+zLLL
"0hr"). Die Virus-haltigen Überstände wurden gesammelt, und die Menge an CA-
Antigen wurde mittels ELISA quantifiziert. Die spezifische Infektiosität wurde als
der infektiöse Virustiter per nanog CA ermittelt und im Verhältnis zu der nicht
behandelten Kontroll-Kultur (100%) dargestellt.
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