DE10046913A1 - Expressionssystem für funktionale Nukleinsäuren - Google Patents
Expressionssystem für funktionale NukleinsäurenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Nukleinsäuresequenz zur Expression einer in die Nukleinsäuresequenz zu inserierenden Nukleinsäure, wobei die Nukleinsäuresequenz in 5'-3'-Richtung die folgenden Elemente umfasst: DOLLAR A ein C1-Motiv, DOLLAR A eine A1-Box, DOLLAR A eine A2-Box, DOLLAR A ein C2-Motiv, DOLLAR A eine A3-Box und DOLLAR A einen Terminator, DOLLAR A wobei DOLLAR A das C1-Motiv und das C2-Motiv zusammen eine Helix ausbilden; DOLLAR A die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; DOLLAR A die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und DOLLAR A die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Nukleinsäuresequenz zur Expression einer darin zu
inserierenden Nukleinsäure, eine diese Nukleinsäuresequenz umfassendes Expressionssystem,
einen diese umfassender Vektor, eine diese umfassende Zelle und ein diese umfassendes transgenes
Tier und transgene Pflanze. Weiterhin betrifft die Erfindung verschiedene Verwendungen der
erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz.
Aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften wurden RNA-Moleküle in jüngster Zeit zur Modulation
intrazellulärer Prozesse eingesetzt. Beispielsweise kann die Translation von Proteinen durch
Antisense-RNA, die mit der kodierende mRNA hybridisiert, blockiert werden (Übersichtsartikel:
Mesmaeker et al., Acc. Chem. Res. 28 (1995), 366-374). Durch einen vergleichbaren Mechanismus
wirken katalytisch aktive Ribozyme wie Hammerhead- oder Hairpinribozyme, die sich an
komplementäre Bereiche an mRNAs anlagern können und ihre Ziel-RNA durch Hydrolyse von
Phosphodiesterbindungen zerstören (Castanotto et al., Advances Pharmacol. 25 (1994), 289-317;
Rossi, Tibtech 13 (1997), 301-305). Diese Applikationen haben solche funktionalen RNA-Moleküle
besonders interessant für Anwendungen in der Gentherapie gemacht, der dadurch ein breiteres
Anwendungsfeld eröffnet wird als ausschließlich fehlende oder mutierte Gene für Proteine zu
ersetzen. Antisense-Nukleinsäuren und Ribozyme wirken in der Gentherapie nicht durch die
Expression eines essentiellen, fehlenden Proteins, sondern wirken direkt auf in der Zielzelle
exprimierte Moleküle. Meist werden die RNA-Moleküle zur Inhibition der Translation von Proteinen
verwendet, die durch unnatürliche Expression eine bestimmte Krankheit hervorrufen oder von
Pathogenen, wie Viren, für ihren Lebenszyklus benötigt werden.
Zur Krebs-Therapie wurde beispielsweise eine 900 Nukleotide lange Antisense-RNA gegen das bei
Pankreaskrebs auftretende CaSm-Onkogen getestet (Kelley et al., Surgery 128 (2000), 353-60). Als
Vektoren wurden rekombinante Adenoviren eingesetzt. Durch die Antisensekonstrukte konnte die in
vitro Proliferation von PC-Zelllinie um bis zu 93% reduziert werden. In vivo konnte das
Tumorwachstum in Mausmodellen durch intratumorale Injektion um 40% reduziert werden und die
durchschnittliche Überlebensrate von 35 auf 60 Tage erhöht werden.
In einem Infektionsmodell zur anti-HIV-Therapie wurde die Produktion von HIV-Viren in
Zellkultursystemen durch multigene Antisense-RNAs, die gegen mehrere Gene des HIV-Genoms
gerichtet waren, um 81% bis 91% inhibiert (Shahabuddin und Khan, Antisense Nucleic Acid Drug Dev.
10 (2000), 141-51).
Ebenso wurden in klinischen Studie anti-tat oder doppelte anti-tat und -rev Hammerhead-Ribozyme
zur anti-HIV Therapie getestet. Durch den Abbau der Tat- und Rev-RNA in den infolge der
Behandlung transgenen CD 4+ T-Zellen wurden die entsprechenden Proteine nicht gebildet und die
Replikation der Viren konnte nicht stattfinden. Derartige transgene CD4+ T-Zellen können die Infektion
mit HIV überleben. In den klinischen Experimenten wurden CD4+ T-Zellen von Patienten mit den
Ribozymen transduziert und wieder in die Patienten zurückgegeben. Die derart veränderten Zellen
konnten noch nach 10 Monaten in den Patienten gefunden werden (Amado et al., Front. Biosci. 15
(1999), D468-475).
Weitere Ribozyme, die etwa gegen die RNA-Komponente der Telomerase oder das Bcr-Abl-Onkogen
gerichtet waren, wurden auch in therapeutischen Ansätzen zur Bekämpfung von Krebszellen
eingesetzt (Yokoyama et al., Cancer res. 58 (1998), 5406-5410; Snyder et al., Blood 82 (1993), 600-605;
Wright et al., Antisense Nucleic Acid Drug Dev 8 (1998), 15-23).
Eine andere vielversprechende Klasse von funktionalen RNA-Molekülen sind Nukleinsäureliganden,
insbesondere RNA-Liganden, die spezifisch an intrazelluläre Proteine binden können und deren
Aktivität direkt inhibieren. Diese Nukleinsäureliganden können entweder natürlich vorkommende RNA-
Motive sein, die durch Überexpression die Bindung einer endogenen zellulären Nukleinsäure,
insbesondere RNA an ihren Interaktionspartner kompetitiert, oder neue durch in vitro Selektion
erzeugte, sogenannte Aptamere, wobei Aptamere sowohl auf RNA- als auch auf DNA-Basis
existieren. Aptamere konnten in zahlreichen Experimenten gegen eine Reihe von Proteinen, ob von
Natur aus nukleinsäurebindend oder nicht, durch den in vitro Selektionsprozeß (oder auch SELEX für
"systematic evolution of ligands by exponential enrichment") isoliert werden (Übersichtsartikel: Gold et
al., Annu. Rev. Biochem. 64 (1995), 763-797; Ellington und Conrad, Biotechnol. Annu. Rev. 1 (1995),
185-214; Famulok und Mayer, Curr. Top. Microbiol. Immunol. 243 (1999),123-36).
Beispielsweise wurden zur Inhibition des Tat-Transaktivatorproteins von HIV sowohl eine 27
Nukleotide lange Sequenz der natürlichen Interaktionsdomäne des viralen Tar-RNA-Elements als
auch ein de novo isoliertes anti-Tat Aptamer eingesetzt (Bohjanen, Nucleic Acid Res. 24 (1996), 3733-
3738; Yamamoto et al., Genes Cells 5 (2000), 371-88). Im letzteren Fall wurde die Bindung des Tat-
Proteins an das natürliche TAR-RNA-Element (sowohl TAR-1 als auch TAR-2) spezifisch kompetitiert
und die von Tat abhängige Transktivierung in vitro und in vivo stark inhibiert. Ähnliche Resultate
konnten mit Nukleinsäureliganden gegen das HIV-Rev-Protein erzielt werden, das für den Transport
der viralen RNAs aus dem Zellkern ins Zytoplasma verantwortlich ist. Durch Überexpression eines anti
Rev-Liganden konnte die Replikation der HIV-Viren in Zellkulturexperimenten blockiert werden (Good
et al., Gene Therapy 4 (1997), 45-54).
In Drosophila melanogaster wurden Aptamere erstmals in einem transgenen Tiermodell untersucht.
Die gegen das am Spleißen (engl.: splicing) beteiligte Protein B52 gerichteten Aptamere waren in der
Lage, in der Fruchtfliege den gleichen Phänotyp wie der entsprechende genetische Knock-Out zu
induzieren und die Effekte der Überexpression des B52-Proteins zu kompensieren (Shi et al., Proc.
Natl. Acad. Sci., 96 (1999), 10033-10038).
Ebenso konnte mit Aptameren gegen die cytoplasmatische Domäne der CD18-Integrinuntereinheit in
humanen Leukozyten ein nicht von Natur aus mit Nukleinsäuren wechselwirkendes
Signaltransduktionsprotein inhibiert und damit die Signalkaskade in den Leukozyten unterbrochen
werden, die zur Aktivierung der CD18 Integrinrezeptoren und zur Adhäsion der Zellen an den
natürlichen Liganden ICAM-1 ("intraceliular adhesion molecule-1") (Blind et al., Proc Natl. Acad. Sci.
USA 96 (1999), 3606-3610) führt.
Aufgrund dieser positiven Ergebnisse werden Aptamere als effektive Modulatoren der Funktion von
Proteinen diskutiert, die zur Untersuchung des zellulären Proteoms oder in therapeutischen Ansätzen
eingesetzt werden können. Neueste Ergebnisse zeigen, daß Aptamere gerade auch gegen
intrazelluläre Zielmoleküle mit großem Erfolg eingesetzt werden können. Diese auch Intramere
(intrazelluläre Aptamere) genannten Modulatoren könnten in gentherapeutischen Ansätzen oder in
transgenen Organismen eingesetzt werden (Platt, Nature 392 (1998), 11-17; Famulok et al., Acc.
Chem. Res. 33 (2000), 591-599). Gerade aber für transgene Tiere und bei der Gentherapie müssen
für die Expression von funktionalen Nukleinsäuren spezifische Expressionssysteme eingesetzt
werden, die eine effektive Transkription der Moleküle in einem eukaryontischen Zellhintergrund
sicherstellen.
Für eine generelle Anwendung scheinen vor allem die Promotoren geeignet zu sein, die die zelluläre
eukaryontische Transkriptionsmaschinerie benutzen, da in diesem Fall nicht auch noch eine fremde
Polymerase in den Zellen exprimiert werden muß. In eukaryontischen Zellen werden verschiedene
RNA-Klassen durch unterschiedliche RNA-Polymerasen (Pol) transkribiert. RNA-Polymerase-I
transkribiert beispielsweise die Gene der großen ribosomalen rRNA-Untereinheiten, RNA-
Palymerase-II mRNAs und RNA-Polymerase-III die Gene verschiedener kleiner Ribonukleinsäuren
Für die Transkription von Ribozymen wurden beispielsweise RNA-Polymerase-II und -III Promotoren
aus eukaryontischen und viralen Systemen oder rein virale Transkriptionseinheiten wie
Bakteriophagen- oder Poxvirenpromotoren eingesetzt (Cheetham GM, et al., Curr Opin Struct Biol. 10
(2000), 117-123; Chakrabarti S. et al., Biotechniques. 23 (1997), 1094-1097).
RNA-Polymerase-I Promotoren scheinen für die Expression von funktionalen Nukleinsäuren nicht
geeignet zu sein, da die Transkriptionseinheiten relativ kompliziert aufgebaut sind. Insbesondere zur
Termination der Transkripte werden zusätzliche Proteinfaktoren benötigt, die an multiple
Terminatorsequenzen binden. Zusätzlich werden die Transkripte teilweise durch Nukleasen während
der Termination prozessiert. (Paule und White, Nucleic Acid Res. 28 (2000), 1283-1298). Daher
scheint es schwierig, zuverlässige Systeme zu entwickeln, die eine definierte Termination der
Transkripte erlauben. Zudem findet die Transkription der RNA-Polymerase-I-Transkriptionseinheiten in
spezialisierten Kompartimenten, den Nucleoli statt. Dort werden die ribosomalen RNAs durch
Nukleasen und RNA-Editing-Komplexe weiter prozessiert und assemblieren zu großen ribosomalen
Komplexen (Olson et al., Trends Cell Biol. 10 (2000), 189-196). Diese Modifikationen könnten sich
aber negativ auf die Integrität anderer zu exprimierender Nukleinsäuresequenzen auswirken.
Die Nachteile der Pol-II-Promotoren sind in den sehr unterschiedlich starken Transkriptionseffizienzen
der individuellen Promotoren und die weit verbreitete Zelltypspezifität, d. h. die Abhängigkeit von nur in
bestimmten Zelltypen exprimierten Transkriptionsfaktoren, zu sehen. Zudem werden die langen
Transkripte in der Regel stark prozessiert und assoziieren mit vielen multifaktoriellen Komplexen, wie
der Splicingmaschinerie oder den Ribosomen. Zur Expression kleiner funktionaler RNAs sind dagegen
die weitgehende Intaktheit des primären Transkripts und die weitgehende Freiheit von störenden
Assoziationen mit zellulären Faktoren für die Aufrechterhaltung der eigentlichen Aktivität, z. B. Bindung
des spezifischen zellulären Zielmoleküls wünschenswert.
RNA-Polymerase III Promotoren scheinen dagegen für die Expression funktionaler RNA's besser
geeignet zu sein. Sie sind für die Transkription vieler kleiner RNA-Moleküle in eukaryontischen Zellen
verantwortlich und in allen Zelltypen aktiv. Zudem sind sie in homologen RNA-Transkriptionseinheiten
ubiquitär in allen eukaryontischen Spezies zu finden. Pol-III-Promotoren steuern die Transkription
kleiner RNA wie tRNA, snRNA, snoRNA, 55 rRNA, oder kleiner viraler RNA, wie der adenoviralen VA-
RNA. Ein weiterer Vorteil der RNA-Pol III-Promotoren sind ihre äußerst hohen
Transkriptionsaktivitäten. Natürliche Transkripte akkumulieren in Zellen auf bis zu 105 bis 106 Moleküle
pro Zelle. So werden von der U6 snRNA beispielsweise Expressionsniveaus von 400 000 Molekülen
je Zelle erreicht (Weinberg und Peuman, J. Mol. Biol. 38 (1968), : 289-304). Daher wurden Pol-III-
Transkriptionseinheiten zur auch zur Expression von fremden RNA-Molekülen eingesetzt
(Übersichtsartikel: Couture und Stinchcomb, TIG 12 (1996), 510-514; Rossi, Tibtech 13 (1995), 301-305;
Bramlage et al., Tibtech 16 (1998), 434-438). Eine ideale Expressionskassette für funktionale
RNA-Moleküle sollte mehrere Punkte in sich vereinigen: i) hohe zelluläre Expressionslevel, ii)
Erhaltung der funktionalen Eigenschaften des exprimierten RNA-Moleküls, iii) Kolokalisierung mit dem
zellulären Zielmolekül.
In Experimenten mit Ribozymen konnte gezeigt werden, dass für hohe Expressionsniveaus neben der
Verwendung der Pol-III-Promotoren eine Stabilisierung der Transkripte gegen die Degradation durch
intrazelluläre Nukleasen nötig ist. Zu diesem Zweck wurde die funktionalen RNA-Sequenzen meist im
Kontext von Teilen kleiner natürlicher RNA-Moleküle in cis eingesetzt, um die Transkripte durch die
zusätzlichen kompakten Sequenzmotive zu stabilisieren. Durch Anfügen von kompakten Sequenzen
aus tRNA oder U6-RNA konnten deutlich höhere Transkriptionsausbeuten von Ribozymtranskripten
erzielt werden (Lee et al., Gene Ther. 2 (1995),377-384, Zouh et al., Thompson et al., Nucleic acid
res. 23, 2259-2268; Bertrand et al., RNA 3 (1997), 75-88). In analoger Weise wurden auch schon
Nukleinsäureliganden gegen das virale Rev-Protein und die zytoplasmatische Domäne des CD18-
Integrinuntereinheit durch kompakte, flankierende Stemloopsequenzen stabilisiert (Good et al., Gene
Ther. 4 (1997), 45-54; Blind et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 96 (1999), 3606-3610).
Bei Antisense-Ribozymen wurde auch gezeigt, dass die zelluläre Kolokalisierung mit dem Zielmolekül
für die effektive Inhibition der Ziel-mRNA notwendig ist (Sullenger und Chech, Science 262 (1993),
1566-1569; Bertand und Rossi, Nucleic Acids Mol. Biol., 10 (1996), 301-314; Bertrand et al., RNA 3
(1997), 75-88). Um die Lokalisierung zu steuern, wurden ebenfalls natürliche RNA-Sequenzen, wie
tRNA-, U6-RNA, retrovirale oder mRNA-Konstrukte verwendet, um die Ribozym-RNA zu bestimmten
Kompartimenten zu transportieren.
Die zelluläre Transkription findet grundsätzlich im Kern statt. Viele RNA-Spezies, wie mRNA, tRNA,
kleine virale RNAs oder ribosomale RNA werden aber ins Zytoplasma transportiert. Es wird
angenommen, dass die zytoplasmatische oder nukleäre Lokalisation von zwei balanzierten
Mechanismen, der Retention im Kern und dem aktiven Transport ins Zytoplasma abhängen (Schmidt-
Zachmann et al., Cell 74 (1993), 493-504; Custodio et al., EMBO J. 18 (1999), 2855-2866).
Grundsätzlich sind verschiedene Mechanismen dafür verantwortlich, unterschiedliche RNA-Klassen
(rRNA, mRNA, snRNA und tRNA) aus dem Kern ins Zytoplasma zu exportieren (Jarmolowski et al., J.
Cell. Biol. 124 (1994), 627-635; Pokrywka et al., J. Biol. Chem. 270 (1995), 3619-3624, Dargemont
und Kuhn, J. Cell. Biol. 118 (1992), 1-9). Für den Transport werden die unterschiedlichen Klassen von
spezifischen Transportmaschinerien erkannt. So bilden beispielsweise tRNAs Komplexe mit den
Exportfaktoren Xpo-t und dem kleinen G-Protein Ran in seiner GTP-gebundenen Form (Ran-GTP)
(Hutay et al., Mol. Cell. 1 (1998), 359-369, Mol. Cell. Biol. 18 (1998), 6374-6386), und werden durch
die Kernporen ins Zytoplasma transportiert. Auf ähnliche Weise werden ternäre Komplexe aus Ran-
GTP, Exportin-1, verschiedenen Adaptorproteinen und 5S rRNA oder den UsnRNAs in Vertebraten
aus dem Zellkern exportiert (Fornerod et al., Cell 90 (1997), 1051-60). Über die Strukturen in den
RNA-Molekülen, die an diese spezifischen Exportmaschinerien binden, ist bislang allerdings wenig
bekannt. Daher ist auch das gezielte Einführen derartiger Exportmotive in Expressionskassetten für
kleine funktionale Fremd-RNAs bislang schwierig.
Obwohl bislang signifikante Fortschritte bei der endogenen Expression von katalytischen RNA-
Molekülen gemacht wurden, konnte bislang kein Expressionssystem entwickelt werden, das alle
Ansprüche für die effiziente Expression, nämlich hohe Expressionsniveaus, funktionale Konstrukte
und gezielte Lokalisierung in sich vereinigt. Darüberhinaus wurden bislang kaum Expressionssysteme
für die Transkription von Nukleinsäureliganden, die eine andere Klasse von funktionalen RNA-
Molekülen darstellen, entwickelt.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Expressionssystem bereitzustellen, das
die Expression von funktionalen Nukleinsäuren erlaubt. Eine weitere Aufgabe ist es, ein
Expressionssystem bereitzustellen, das die Kompartiment-spezifische Expression von funktionalen
Nukleinsäuren erlaubt. Schließlich ist es eine Aufgabe der Erfindung, ein Expressionssystem
bereitzustellen, das die Expression funktionaler Nukleinsäuren in allen erwünschten Geweben erlaubt.
Des weiteren besteht die Aufgabe darin, ein Expressionssystem bereitzustellen, das in einer
Wirtszelle aktiv ist, ohne dass die Wirtszelle mit weiteren, für die Expression, insbesondere
Transkription, der funktionalen Nukleinsäure erforderlichen Proteinen versehen werden muß.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst durch eine Nukleinsäuresequenz zur Expression einer in die
Nukleinsäuresequenz zu inserierenden Nukleinsäure, wobei die Nukleinsäuresequenz in 5'- 3'- Richtung die
folgenden Elemente umfasst:
ein C1- Motiv.
eine A1-Box,
eine A2-Box,
ein C2-Motiv,
eine A3-Box, und
einen Terminator,
wobei das C1-Motiv und das C2-Motiv zusammen eine Helix ausbilden;
die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist;
die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und
die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
ein C1- Motiv.
eine A1-Box,
eine A2-Box,
ein C2-Motiv,
eine A3-Box, und
einen Terminator,
wobei das C1-Motiv und das C2-Motiv zusammen eine Helix ausbilden;
die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist;
die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und
die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass
k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, bevorzugterweise von 5 bis 15 ist;
l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, bevorzugterweise von 5 bis 15 ist; und
m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 9 ist.
k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, bevorzugterweise von 5 bis 15 ist;
l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, bevorzugterweise von 5 bis 15 ist; und
m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 9 ist.
In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass
das C1-Motiv n Basen umfasst, wobei n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist und
das C2-Motiv p Basen umfasst, wobei p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist.
das C1-Motiv n Basen umfasst, wobei n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist und
das C2-Motiv p Basen umfasst, wobei p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist.
In einer noch weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass
n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 16, bevorzugterweise ≧ 20 ist und
p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 16, bevorzugterweise ≧ 20 ist.
n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 16, bevorzugterweise ≧ 20 ist und
p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 16, bevorzugterweise ≧ 20 ist.
In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass die von C1 und C2 zusammen gebildete Doppelhelix
mindestens 10 Basenpaarungen umfasst.
Weiterhin kann erfindungsgemäß vorgesehen sein, dass der Terminator ein Terminator für die RNA-
Polymerase III ist.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass der Terminator vier oder mehr
aufeinanderfolgende Uridin-Basen für den Fall, dass die Nukleinsäuresequenz eine RNA-Sequenz ist,
und vier oder mehr aufeinanderfolgende Thymidin-Basen umfasst, für den Fall, dass die
Nukleinsäuresequenz eine DNA-Sequenz ist.
Die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz kann weiter einen Promotor umfassen, insbesondere
einen Promotor für RNA-Polymerase III.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass der Promotor ausgewählt ist aus der
Gruppe, die Promotoren von 5S-RNA-Genen, U6 sn RNA-Promotoren, tRNA-Promotoren, 7 SL-RNA-
Promotoren und VA-RNA-Promotoren umfasst.
In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Nukleinsäuresequenz weiter die zu
inserierende Nukleinsäure umfasst, wobei die zu inserierende Nukleinsäure bevorzugterweise
zwischen der A1-Box und der A2-Box angeordnet ist.
Schließlich kann in einer Ausführungsform vorgesehen sein, dass die zu inserierende Nukleinsäure
eine funktionale Nukleinsäure ist.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass die funktionale Nukleinsäure ausgewählt
ist aus der Gruppe, die Aptamere, Intramere, Aptamzyme, allosterische Zentren von Aptazymen und
Ribozyme umfasst.
Des weiteren kann vorgesehen sein, dass die funktionale Nukleinsäure mit einem Zielmolekül,
insbesondere einem Nukleinsäure-Zielmolekül, über einen Mechanismus in Wechselwirkung tritt, der
verschieden ist von komplementärer Basenpaarung.
In einem weiteren Aspekt wir die Aufgabe gelöst durch ein erfindungsgemäßes Expressionssystem,
das eine erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz umfasst.
In einer Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass das Expressionssystem für die Expression,
bevorzugterweise für die Transkription, einer funktionalen Nukleinsäure ist.
In einem weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch ein Expressionssystem für die Expression
einer funktionalen Nukleinsäure umfassend die folgende Struktur:
wobei das C1-Motiv und das C2-Motiv zusammen eine Helix ausbilden;
die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist;
die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und
die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist;
die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und
die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass
das C1-Motiv n Basen umfasst, wobei n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist und
das C2-Motiv p Basen umfasst, wobei p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist.
das C1-Motiv n Basen umfasst, wobei n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist und
das C2-Motiv p Basen umfasst, wobei p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist.
In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Werte von k, l, m, n und p dieselben sind
wie bei der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz.
In einem weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch einen Vektor umfassend eine
erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz oder ein erfindungsgemäßes Expressionssystem.
In einem noch weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch eine Zelle umfassend eine
erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz oder ein erfindungsgemäßes Expressionssystem oder einen
erfindungsgemäßen Vektor.
In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Zelle eine eukaryontische Zelle. Bevorzugterweise
ist die eukaryontische Zelle Saccharomyces cerevisiae. In einer weiteren bevorzugten.
Ausführungsform ist die Zelle eine Oocyte von Xenopus laevis. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform ist die eukaryontische Zelle eine Säugetierzelle.
In einer ganz besonders bevorzugten Form ist die Zelle eine menschliche Zelle.
In einer alternativen Ausführungsform ist die Zelle eine Pflanzenzelle.
In einem weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch ein transgenes Tier umfassend eine
erfindungsgemäße Zelle.
In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass das transgenes Tier ausgewählt ist aus der Gruppe,
die Säugetiere, Fische, Insekten und Nematoden umfaßt.
In einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass das transgene Tier ein
Säugetier ist. Bevorzugterweise ist das Säugetier ausgewählt aus der Gruppe, die Mäuse, Ratten,
Kaninchen, Hunde, Schweine, Schafe, Kühe, Pferde, Ziege, Esel, Kamele, Hühner und Affen umfasst.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Tier ein Nematode, bevorzugterweise C.
elegans.
In einer weiteren Ausführungsform ist das Tier ein Fisch, bevorzugterweise ein Zebrafisch.
In einer noch weiteren Ausführungsform ist das Tier ein Insekt, bevorzugterweise Drosophila
melanogaster.
In einer noch weiteren Ausführungsform ist das Tier ein Frosch, insbesondere Xenopus laevis oder
mehrzellige Frühstadien davon.
In einem noch weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch eine transgene Pflanze umfassend eine
erfindungsgemäße Zelle.
In einer bevorzugten Ausführungform ist die Pflanze ausgewählt aus der Gruppe, die Nutzpflanzen,
Gemüsepflanzen, Reis, Weizen, Mais, Maniok, Kartoffel, Hirse, Soja, Tomaten, Baumwolle, Erbsen,
Tabak, Bohnen und Aradopsis thaliana.
In einem weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch die Verwendung der erfindungsgemäßen
Nukleinsäure für die Targetvalidierung
In einem noch weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch die Verwendung der
erfindungsgemäßen Nukleinsäure für die Targetidentifizierung
In einem weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch die Verwendung der erfindungsgemäßen
Nukleinsäure für die Gentherapie.
In einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verwendungen ist die erfindungsgemäße
Nukleinsäuresequenz das erfindungsgemäße Expressionssystem.
In einem weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur gentherapeutischen
Behandlung eines Organismus, wobei dem Organismus eine erfindungsgemäße
Nukleinsäuresequenz oder ein erfindungsgemäßes Expressionssystem oder ein erfindungsgemäßer
Vektor oder eine erfindungsgemäße Zelle verabreicht wird.
Schließlich wird die Aufgabe gelöst durch ein Medikament umfassend eine erfindungsgemäße
Nukleinsäuresequenz und/oder ein erfindungsgemäßes Expressionssystem und/oder einen
erfindungsgemäßen Vektor und/oder eine erfindungsgemäße Zelle.
Die erfindungsgemäße Nukleinsäure und deren verschiedenen hierin beschriebenen Verwendungen,
insbesondere wenn diese als Expressionssystem verwendet wird, erlaubt eine effiziente Expression
funktionaler Nukleinsäuren, d. h. ein hohes Expressionsniveaus, funktionale bzw. funktionsfähige
Konstrukte und eine gezielte Lokalisierung.
Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, dass die erfindungsgemäße
Nukleinsäuresequenz bzw. das diese umfassende Expressionssystem, das im folgenden auch als
Pol-III-Helix-Expressionssystem bezeichnet wird, die zuverlässige Expression von Nukleinsäuren bzw.
von Nukleinsäureliganden, die in das Expressionssystem inseriert vorliegen oder inseriert werden, in
eukaryontischen Zellen erlaubt.
Die Erfindung umfasst ein strukturelles Motiv, das aus einer terminal angeordneten Helix besteht, die
durch Basenpaarung des 5'-Endes und des 3'-Endes des Expressionskonstrukts entsteht. Die zu
exprimierende funktionale Nukleinsäure wird hierbei von dieser terminal angeordneten Helix
eingeschlossen.
Das erfindungsgemäße Expressionssystem und damit auch die erfindungsgemäße
Nukleinsäuresequenz kombiniert in bislang einmaliger Weise alle Eigenschaften, die für eine effektive
Expression der funktionalen Nukleinsäure-Moleküle, typischerweise ein RNA-Molekül, benötigt
werden. Folgende Eigenschaften charakterisieren das erfindungsgemäße Pol-III-Helix-
Expressionssystem: i) die Struktur der insertierten funktionalen Nukleinsäure [RNA] und damit ihre
Fähigkeit zur dreidimensionalen Interaktion mit ihren Bindungspartnern wird erhalten, ii) die rigide
Struktur der terminalen Helix schützt das Expressionskonstrukt vor der Degradation durch
intrazelluläre Nukleasen, iii) durch kleine Variationen der Struktur der terminalen Helix kann das
Expressionskonstrukt gezielt in verschiedene zelluläre Kompartimente, z. B. den Zellkern oder das
Zytoplasma gesteuert werden, iv) die Verwendung von RNA-Polymerase-III-Promotoren erlaubt die
Expression dieser Konstrukte in allen eukaryontischen Organismen und sichert hohe
Expressionsniveaus, die für den effektiven Einsatz der funktionalen Nukleinsäuren erwünscht sind.
Nukleinsäureliganden im Sinne dieser Erfindung sind funktionale Nukleinsäure-Moleküle, die aufgrund
ihrer definierten Sekundär- und Tertiärstrukturen dreidimensionale Kontaktflächen ausbilden, die mit
Strukturen, bevorzugterweise komplementären Strukturen, auf anderen Molekülen wechselwirken. Bei
den Nukleinsäureliganden kann es sich dabei um DNA- Nukleinsäuresequenzen, RNA-
Nukleinsäuresequenzen oder chemisch modifizierte Formen von DNA- oder RNA-
Nukleinsäuresequenzen handeln.
Der Begriff der funktionalen Nukleinsäuren kann dabei auch "fremde" Nukleinsäuren umfassen, also
solche Nukleinsäuren, die aufgrund ihrer definierten Sekundär- und Tertiärstrukturen dreidimensionale
Kontaktflächen ausbilden, die mit Strukturen, bevorzugterweise komplementären Strukturen, auf
anderen Molekülen wechselwirken, und als solches in dem zellulären Hintergrund natürlicherweise
nicht vorkommen.
Andererseits kann der Begriff der funktionalen Nukleinsäuren auch solche Nukleinsäuren umfassen,
die aufgrund ihrer definierten Sekundär- und Tertiärstrukturen dreidimensionale Kontaktflächen
ausbilden, die mit Strukturen, bevorzugterweise komplementären, dreidimensionalen Strukturen, auf
anderen Molekülen wechselwirken, und als solches im zellulären Hintergrund bereits vorkommen,
wobei das Vorkommen darauf zurückführbar sein kann, dass die jeweilige Zelle bereits zu einem
früheren Zeitpunkt transformiert wurde, dass die jeweilige Zelle eine derartige funktionale
Nukleinsäure bereits als Teil ihrer natürlichen genetischen Ausrüstung in sich trägt, oder dass die
jeweilige Zelle eine derartige funktionale Nukleinsäure infolge eines pathologischen Ereignisses, dem
die Zelle unterworfen ist oder wurde, in sich trägt.
In einem weiteren Aspekt kann der Begriff der funktionalen Nukleinsäuren auch solche
bevorzugterweise fremden Nukleinsäure-Moleküle, insbesondere RNA-Moleküle umfassen, die in
Zellen eingeschleust werden und die daraufhin durch Interaktion mit zellulären Faktoren deren
Funktion beeinflussen. Funktional kann in diesem Kontext alternativ oder kummulativ zu dem
vorstehend Gesagtem auch bedeuten, dass die Nukleinsäure-Moleküle in der Lage sind, durch
Bindung oder katalytisch Aktivität zelluläre Komponenten wie andere Nukleinsäuren (wie
Deoxyribonukleinsäuren oder Ribonukleinsäuren) oder Proteine zu beeinflussen. Dabei können diese
funktionalen Nukleinsäuren beispielsweise zu therapeutischen, diagnostischen Applikationen, der
Validierung der Aufgabe intrazellulärer Komponenten, zur Identifizierung funktional wichtiger zellulärer
Faktoren, zur Inhibition bestimmter Proteine in transgenen Organismen zum Zwecke gesteigerter
Produktivität oder anderen Zwecken eingesetzt werden. Beispiele für funktionale Ribonukleinsäuren
umfassen Antisensmoleküle, Ribozyme, Aptamere oder Intramere.
Unter Nukleinsäureliganden sollen hierin auch bevorzugterweise einzelsträngige Nukleinsäuren
verstanden werden, die durch definierte Sekundär- und Tertiärstrukturen dreidimensionale Motive
ausbilden, die mit anderen Molekülen, insbesondere solchen, die eine strukturell komplementäre
Oberfläche besitzen, spezifisch über Wasserstoffbrücken, elektrostatische und hydrophobe
Wechselwirkungen oder andere in Kontakt treten. Diese Wechselwirkungen über dreidimensionalen
Motive wurden durch eine Vielzahl von aufgeklärten Strukturen bestätigt (Übersichtsartikel: Famulok,
Curr. Opin. Struct. Biol. 9 (1999), 324-329; Nagai und Mattaj (Eds.), RNA protein interactions (1994)
Oxford University Press; The RNA World Website at IMB Jena, www.imb-jena.de/RNA),
Nukleinsäureliganden können natürlich vorkommende Motive, das heißt natürlich vorkommende
Nukleinsäuresequenzen sein. Beispielsweise interagiert etwa das RRE ("rev responsive element") in
der viralen RNA von HIV ("human immundeficiency virus") mit dem viralen Rev-Protein und mediiert
so den Export der RNA vom Zellkern ins Zytoplasma (Malim et al., Nature 338 (1989), 254-
257; Cochrane et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87 (1990), 1198-1202). Ein anderes Beispiel ist das
IRE-Motiv ("iron responsiv element"), das in einigen mRNAs gefunden wird und durch Bindung des
Proteins Aconitase im Zytoplasma die Stabilität der mRNAs reguliert (Cox et al., EMBO J. 10 (1991),
1891-1902; Kennedy et al. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89 (1992), 11730-11734; Henderson et al., J.
Biol. Chem. 269 (1994), 17481-17489).
Beispiele für nicht natürlich vorkommende Nukleinsäureliganden sind in vitro selektierte Aptamere
oder die allosterischen Zentren von Aptazyme (Hybridmoleküle aus Aptameren und Ribozymen,
beispielsweise beschrieben von Robertson MP, et al., Nucleic Acids Res. 28 (2000), 1751-1759), die
durch Bindung eines Liganden die katalytische Aktivität des Aptazyms regulieren.
Nukleinsäureliganden in Sinne der vorliegenden Erfindung sind insbesondere auch solche
Nukleinsäuren, die an ein Target-Molekül vermittels eines Mechanismus binden oder das Target-
Molekül mittels eines Mechanismus erkennen, der verschieden ist vom Mechanismus der
komplementären Basenpaarung. Dies gilt auch dann, wenn das Target-Molekül eine Nukleinsäure ist.
Unter Target soll hierin in diesem Zusammenhang ein Molekül verstanden werden, das mit dem
Nukleinsäureliganden in Wechselwirkung tritt.
Die verschiedenen, vorstehend gegebenen Definitionen oder Aspekte des Begriffs Nukleinsäureligand
können hierin sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination angewandt werden.
Unter Aptameren sollen hierin insbesondere einzelsträngige, hochaffine Nukleinsäureliganden
verstanden werden, die durch die Anfang der 90-er Jahre entwickelte Technologie der in vitro
Selektion oder SELEX ("systematic evolution of ligands by exponential enrichment") (Tuerk und Gold,
Science 249 (1990), 505-510) isoliert werden. Diese aus ssDNA oder ssRNA bestehenden Aptamere
besitzen sehr hohe Affinitäten und Spezifitäten für ihre Zielmoleküle. Bis dato konnten zahlreiche
dieser funktionalen Nukleinsäuren für eine Vielzahl von kleinen, organischen Verbindungen, Peptiden,
Proteinen, oder komplexe Strukturen wie Viren und Zellen isoliert (Übersichtsartikel: Gold et al., Annu.
Rev. Biochem. 64 (1995), 763-797; Ellington und Conrad, Biotechnol. Annu. Rev. 1 (1995), 185-214;
Famulok und Mayer, Curr. Top. Microbiol. Immunol. 243 (1999), 123-36); Famulok, Curr. Opin. Struct.
Biol. 9 (1999), 324-329). Das hohe Potential der Technologie liegt in dem rein in vitro stattfindenden
Prozeß der Aptamerselektion. Die Nukleinsäureliganden werden aus kombinatorischen Bibliotheken
von bis zu 1015 individuellen Sequenzen durch wiederholte Zyklen aus Kontakt mit dem Zielmolekül,
Abtrennung aller nicht bindenden Nukleinsäuren und enzymatischer Amplifikation der mit dem
Zielmolekül interagierenden Moleküle angereichert (Übersichtsartikel: Klug und Famulok, Mol. Biol.
Rep. 20 (1994), 97-107; Conrad et al., Mol. Diversity 1 (1995), 69-78).
Die Selektion von RNA-Aptameren aus Bibliotheken von komplett oder teilweise randomisierten
Sequenzen erfolgt beispielsweise über Affinitätschromatographie. Andere häufig angewandte
Separationstechniken für RNA/Proteinkomplexe sind elektrophoretische Trennverfahren oder die
Retention auf Nitrozellulosemembranen.
Viele der gegen Proteine selektierten Aptamere sind in der Lage, deren biologische Aktivität zu
inhibieren. So wurden eine Reihe von Nukleinsäureliganden für Hormone und Wachstumsfaktoren wie
bFGF ("basic fibroblast growth factor"), hTSH ("human thyroid stimulating hormone") oder
Vasopressin isoliert, die deren Bindung an ihre natürlichen Rezeptoren und ihre biologische Wirkung
blockieren (Jellinek et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90 (1993), 11227-11231; Lin et al., Nucleic Acid
Res. 24 (1996), 3407-3413; Williams et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 94 (1997), 11285-11290).
Ebenso wurden effektive Enzyminhibtoren für Polymerasen, Proteasen, oder Phosphatasen
identifiziert (Bock et al., Nature 355 (1992), 564-566; Schneider et al., Biochemistry 34 (1995), 9599-
9610; Gal et al., Eur. J. Biochem. 252 (1998), 553-562; Beil et al., J. Biol. Chem. 273 (1998), 14309-
14314).
Unter Intrameren sollen hierin solche Aptamere verstanden werden, die neben der reinen Bindung
ihres Liganden spezifisch für den Einsatz im intrazellulären Milieu konstruiert worden sind.
Beispielsweise können durch Verwendung rein viraler Expressionssysteme durch Anfügen von viralen
RNA-Sequenzen und der Verwendung von viralen Promotoren eines kombinierten Systems aus dem
Vacciniavirus und dem T7-Bakteriophagen Aptamere stabilisiert, mit hoher Transkriptionseffizienz und
lokalisiert im Zytoplasma durch virale Polymerasen transkribiert werden und dort ihre Zielmoleküle
binden (Blind et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 96 (1999), 3606-3610). Unter Intramer sollen hierin
insbesodere solche in vitro selektierten Aptamere verstanden werden, die durch Stabilisierung,
Lokalisation, Expression, Anfügen natürlicher oder nicht-natürlicher Nukleinsäuresequenzen,
chemische Modifikationen oder andere Maßnahmen zum Zwecke der funktionalen Modulation der
Aktivität eines intrazellulären Zielmoleküls optimiert und eingesetzt werden.
Unter Aptazymen sollen hierin insbesondere katalytische Nukleinsäuren, sogenannte Ribozyme,
verstanden werden, die aus einer katalytischen Domäne und einer allosterischen Domäne bestehen,
die durch Bindung eines Effektormoleküls die katalytische Aktivität des Aptazyms kontrolliert. Der
Mechanismus ist vergleichbar mit der Regulierung von allosterisch regulierten Proteinenzymen.
Ribozyme können eine Reihe von chemischen Reaktionen, meist Phosphoestertransferreaktionen,
beschleunigen (Scott, Curr. Opin. Struct. Biol. 8 (1998), 720-726; Carola und Eckstein, Curr. Opin.
Chem. Biol. 3 (1999), 274-283). Durch Design oder in vitro Selektion konnten eine Reihe von
Aptazymen hergestellt werden, deren katalytische Aktivität durch Bindung eines Liganden an eine
zusätzliche Nukleinsäuredomäne entweder aktiviert oder inhibiert wird (Soukup und Breaker, Curr.
Opin. Struct. Biol. 10 (2000), 318-325). Durch in vitro Selektion konnten Aptazyme isoliert werden, die
eine neue Bindungsdomäne für Liganden enthalten, die vorher nicht bekannt war (Robertson und
Ellington, Nat. Biotechnol. 17 (1999), 62-66; Piganeau et al., RNA 2000, The Annual Meeting of the
RNA Society (2000), Madison, (Abstract)). Diese Bindungsdomäne kann isoliert werden und wie ein
Aptamer zur Modulation des entsprechenden Zielmoleküls eingesetzt werden.
Unter Vektoren sollen hierin allgemein Gentransfersysteme verstanden werden, die in der Lage sind,
Nukleinsäuren in einen Wirtsorganismus wie ein Zelle, hierin bevorzugterweise eine eukaryontische
Zelle, einzuschleusen und erlauben, dass die eingeschleuste Nukleinsäure zumindest für eine
bestimmte Zeit in der Zelle stabil vorhanden und gegebenenfalls stabil exprimiert wird. Die
verschiedenen gebräuchlichen Vektorsysteme sind den Fachleuten auf dem Gebiet Experten bekannt
und sind beispielsweise beschrieben in Sambrook et al. Molecular Cloning: A Laboratory Manual 3
(1989), Edition: 02, Cold Spring Harbour; Glover, D, DNA cloning: a practical approach: expression
systems (1995), Edition: 02, Irl Press.
Die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz weist mehrere Elemente auf, die wie die A1-Box, die A2-
Box oder die A3-Box fakultativ vorhanden sind. Das Vorhandensein oder das Fehlen einer dieser
Boxen ist jeweils unabhängig vom Vorhandensein oder Fehlen einer der jeweiligen anderen Boxen.
Bevorzugterweise liegt bei Anwesenheit der A1-Box auch die A2-Box vor und umgekehrt. Die Größe
oder Länge der A1-Box bzw. der A2-Box und damit der Wert von k und l, die jeweils die Länge der A1-
Box bzw. der A2-Box beschreiben, kann verschieden sein. Es ist jedoch bevorzugt, wenn k und l den
gleichen Wert aufweisen.
Die Werte von k und l können jeden beliebigen ganzzahligen Wert von 0 bis 100 einnehmen.
Besonders bevorzugte Bereiche für k und l sind, unabhängig voneinander, 0 bis 20, wobei der Bereich
von 5 bis 15 besonders bevorzugt ist.
Die Länge der A3-Box, ausgedrückt als die Anzahl der die Box ausbildenden Basen m, kann einen
Wert von 0 bis 20 einnehmen. Besonders bevorzugt ist dabei ein Bereich von 0 bis 9.
Die Länge m der A3-Box kann somit jeden ganzzahligen Wert zwischen 0 und 20 einnehmen.
Grundsätzlich erscheint auch eine größere Länge möglich, aufgrund der derzeit vorliegenden
Ergebnisse scheint, ohne dass dies hierin eine Beschränkung hinsichtlich der Länge darstellen soll,
eine Obergrenze bei einem Wert zwischen 10 und 17 dann gegeben zu sein, wenn ein Export der
Transkripte aus dem Kern angestrebt wird. Ist eine Lokalisation im Zellkern angestrebt, kann die
Länge der Box A3 größer sein als 10, wobei die Länge der Box A3 bevorzugt größer als 15 ist und
noch bevorzugter größer als 18. Unter diesen Bedingungen sind Werte von 40, 60 oder bis zu 100
Basen grundsätzlich möglich. Die faktische Obergrenze für die Länge von A3 ergibt sich dann, wenn
durch die Länge der A3-Box die Struktur der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz bzw. des
erfindungsgemäßen Expressionssystems verändert wird und sich insbesondere die in Fig. 2A
dargestellte Sekundärstruktur nicht mehr ausbildet. Dieser Aspekt der Obergrenze von m gilt
sinngemäß auch für alle anderen die Länge von Motiven oder Boxen angebenden Laufparametern wie
k, l, m, n und p, wobei dieses Kriterium auch für die Untergrenze der besagten Laufparameter gilt.
Die Größe des C1-Motivs ebenso wie die Größe des C2-Motivs, ebenfalls ausgedrückt als die Anzahl
der das jeweilige Motiv ausbildenden Basen n bzw. p, sind unabhängig voneinander ausgestaltbar.
Der Wert von n bzw. p kann jeweils größer oder gleich 10 sein. Bevorzugt ist eine Länge von größer
gleich 16, wobei eine Länge von größer gleich 20 besonders bevorzugt ist. In besonders bevorzugten
Ausführungsformen kann vorgesehen sein, dass die Länge des C1-Motivs gleich der Länge des C2-
Motivs ist. Die Sequenz des C1-Motivs und des C2-Motivs ist dabei so zu gestalten, dass es einen
Bereich innerhalb eines jeden C-Motivs gibt, der komplementär zu einem Bereich des jeweils anderen
C-Motivs ist. Dabei ist es im Rahmen der vorliegenden Erfindung, dass die zueinander
komplementären Bereiche der C-Motive innerhalb des jeweiligen C-Motivs relativ zueinander an
einander entsprechenden Stellen angeordnet sind. Es ist jedoch auch im Rahmen der Erfindung, dass
die zueinander komplementären Bereiche der C-Motive innerhalb des jeweiligen C-Motivs an
verschiedenen Stellen angeordnet sind. Dies hätte beispielsweise zur Folge, dass die Überhänge der
beiden C-Motive - bezogen auf die ausgebildete Helix - unterschiedlich sein können.
Infolge der zumindestens teilweisen Komplementarität des C1-Motivs und C2-Motivs kommt es zur
Ausbildung einer Doppelhelix. Dabei ist es besonders bevorzugt, wenn die Doppelhelix mindestens 14
Basenpaarungen umfasst. Unter Basenpaarungen sollen dabei hierin sowohl Watson-Crick-
Basenpaarungen als auch nicht-Watson-Crick-Basenpaarungen verstanden werden, wobei sich die
Anzahl der Basenpaarungen aus einer beliebigen Kombination der beiden vorstehend genannten
Basenpaarungstypen zusammensetzen kann und in einem Extremfall nur Watson-Crick-
Basenpaarungen und in einem anderen Extremfall nur nicht-Watson-Crick-Basenpaarungen die
Doppelhelix ausbilden.
Bei den vorstehend genannten Elementen, d. h. den verschiedenen C-Motiven und A-Boxen, der
erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz spielt die eigentliche Sequenz eine weniger wichtige Rolle.
Die besagten Elemente sind vielmehr im wesentlichen wegen ihrer strukturellen Eigenschaften von
Bedeutung, die zur Ausbildung einer Nukleinsäuresequenzumgebung für den zu exprimierenden
Nukleinsäureliganden führt.
Besonders bevorzugt in diesem Fall sind Sequenzen, die nicht komplementär zu den A-Boxen oder
der Insert-Nukleinäure, insbesondere Insert-RNA sind, damit dort keine stabilen Helices ausgebildet
werden. Bevorzugt sind darüberhinaus C1- und C2-Motive, die keine perfekte Helix ausbilden, da es
im Stand der Technik bekannt ist, daß einige intrazelluläre Enzyme durch doppelsträngige RNA
aktiviert werden können.. Die Aktivierung der dsRNA activated protein kinase (PKR) führt zum Beispiel
zu einer Blockade der Translation, also der Neubildung von Proteinen und kann Apoptose induzieren
(Kaufman R. J., Proc Natl Acad Sci USA. 96 (1999), 11693-11695; Williams B. R., Oncogene. 18
(1999), 6112-6120). Es wird angenommen, dass dieser Mechanismus unter anderem eine
Abwehrreaktion von Zellen gegenüber der Infektion mit Viren darstellt. Um diese unerwünschten
Nebeneffekte zu vermeiden, sollten kontinuierlich dsRNA-Bereiche in der von dem C1- und dem C2-
Motiv gebildeten Helix bevorzugt nicht länger als 12 Positionen, noch bevorzugter nicht länger als 8
Positionen sein, wobei die Länge der Helix insgesamt immer noch 10 Basenpaare beträgt, und
bevorzugterweise 14 Basenpaare. Dies kann zum Beispiel durch zwei ungleich lange C1- und C2-
Motive erreicht werden. In diesem Falle bleiben einige Basen des Längeren C-Motivs ungepaart, was
zu einer Unterbrechung der kontinuierlichen Helix führt wie zum Beispiel in Abb. 9c im Pol-III-
Helix-Expressionskonstrukt PH7 die ungepaarten Basenbereiche G und UU. Eine andere Möglichkeit
zur Unterbrechung einer kontinuierliche Helix sind Bereiche, in denen sich nicht-komplementäre
Basen gegenüberstehen. In diesem Bereich entsteht eine ungepaarte Region, die je nach Länge auch
als Mismatch oder interner Loop bezeichnet werden und von kontinuierlichen Bereichen der Helix
flankiert werden, wie die nicht gepaarten Basen A und G in der Helix der Konstrukte in den
Abb. 8a) b) c) oder 9c) oder 10.
Die zu verwendenden Terminatoren sind typischerweise RNA-Polymerase III-Terminatoren. Derartige
Terminatoren sind beispielsweise beschrieben in Paule and White, Nucleic Acid Res. 28 (2000), 1283-
1298. Grundsätzlich ist ein jeder Terminator geeignet, der gewährleistet, dass die Expression und
insbesondere die Transkription des Expressionssystems bzw. der darin inserierten und zu
exprimierenden Nukleinsäure, bevorzugt die für den Nukleinsäureliganden codierende Nukleinsäure,
erfolgt. Es kann sich bei dem Terminator somit auch um einen solchen Terminator handlen, der für ein
anderes Polymerase-System spezifisch ist, jedoch auch bei dem erfindungsgemäßen
Expressionssystem in dem Sinne wirksam ist, dass die Expression am Terminator oder in dessen
Umgebung beendet wird. Beispielsweise sind auch Terminatoren, bei denen wie im Falle der RNA-
Polymerase-III die Termination durch kurze DNA-Sequenzen intrinsisch terminiert wird unter
Verwendung der jeweils spezifischen Polymerase-Promotoren geeignet. Solche sequenzabhängigen
Terminatoren finden sich beispielsweise bei der Bakteriophagen T7-RNA-Polymerase (Hartvig und
Christiansen, EMBO J. 15 (1996), 4767-4774).
Die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz bzw. das diese umfassende erfindungsgemäße
Expressionssystem kann auch einen Promotor umfassen, wobei der Promotor bevorzugt ein solcher
ist, der die Expression und besonders die Transkription des im Expressionssystem inserierten und
damit zu exprimierenden Nukleinsäureliganden (bzw. der für ihn codierenden Nukleinsäure) steuert.
Grundsätzlich können somit alle derartigen Promotoren verwendet werden. RNA-Polymerasen III-
Promotoren sind beispielsweise beschrieben in Paule and White, Nucleic Acid Res. 28 (2000),
1283-1298 und den Fachleuten auf dem Gebiet bekannt. Derartige Vektoren sind insbesondere dann
geeignet, wenn sie mit den hierin offenbarten strukturellen und funktionellen Voraussetzungen des
erfindungsgemäßen Pol III-Helix-Expressionssystem kompatibel sind. Beispiele für RNA-Polymerase
III-Promotoren sind die Promotoren von 5S-RNA-Genen (Typ 1) (Specht et al., Nucleic Acid Res. 19
(1991), 2189-2191), tRNA-Promotoren (Typ 2) (Thompson et al., Nucleic Acid Res. 23 (1995),
2259-2268; Sullenger et al., J. Virol. 65 (1991), 6811-6816) U6 snRNA (Typ 3) (Das et al., EMBO J. 7
(1988), 503-512, Lobo und Hernandez, Genes Dev. 58 (1989), 55-67) oder andere nicht unter die
Klassifizierung 1 bis 3 fallende Pol-III-Promotoren, wie z. B. 7SL-RNA-Promotoren (Bredow et al.,
Gene 86 (1989), 217-225). Für die Expression von RNA-Molekülen wurden bisher einige dieser
Promotoren, unter anderem tRNA, U6 snRNA- oder VA1-RNA-Promotoren verwendet
(Übersichtsartikel: Rossi, Tibtech 13 (1997), 301-305; Bramlage et al., Tibtech 16 (1998), 434-438).
Die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz bzw. das erfindungsgemäße Expressionssystem kann
mit einem weiteren Element versehen werden, das die ortsspezifische Lokalisation des
Nukleinsäureliganden steuert. Derartige die Lokalisation steuernde Elemente werden innerhalb der
erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz bzw. dem Expressionssystem in den A-Boxen (1-3)
angeordnet werden. Derartige Elemente sind den Fachleuten auf dem Gebiet bekannt und
beispielsweise beschrieben in Cullen, Mol Cell Biol. 20 (2000), 4181-4187 oder in Pederson, FASEB
J. 13 Suppl 2 (1999), 238-242. So ist beispielsweise bekannt, dass das RRE ("rev responsive
element"), ein hochstrukturierten Abschnitt des viralen RNA-Genoms mit dem viralen Rev-Protein
interagiert, das am Transport der viralen RNAs vom Zellkern ins Zytoplasma beteiligt ist (Malim et al.,
Nature 338 (1989), 254-257; Cochrane et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87 (1990), 1198-1202). Oder
es ist bekannt, dass tRNAs Komplexe mit den Exportfaktoren Xpo-t und dem kleinen G-Protein Ran in
seiner GTP-gebundenen Form (Ran-GTP) (Hutay et al., Mol. Cell. 1 (1998), 359-369, Mol. Cell. Biol.
18 (1998), 6374-6386), und durch die Kernporen ins Zytoplasma transportiert werden. War oben
erwähnt worden, dass es für die Funktionsfähigkeit der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz (die
man auch als Nukleinsäure bezeichnen könnte) bzw. des erfindungsgemäßen Expressionssystems im
wesentlichen auf die Strukturmerkmale ankommt, so kommt doch der Sequenz der einzelnen
Abschnitte der Nukleinsäuresequenz bzw. des Expressionssystems insoweit eine Bedeutung zu, als
dass sie, wie vorstehend ausgeführt, für das Lokalisationssignal von Bedeutung sein können oder die
Sequenz einen intragenen Promotor oder Promotorelement umfassen kann. Ebenfalls von Bedeutung
ist die Sequenz in so weit, wie sie, insbesondere im Zusammenspiel mit anderen Elementen und der
diese aufbauenden Sequenzen, auf die Ausbildung der erforderlichen Sekundärstruktur Auswirkungen
hat. Die Auswahl einer geeigneten Sequenz mit dem Ziel der Erzeugung der Sekundärstruktur, wie sie
für die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz bzw. Expressionssystem erforderlich ist, kann mittels
eines geeigneten Computerprogramms bestimmt werden, bzw. bei Vorliegen einer bestimmten
Sequenz deren wahrscheinliche Sekundärstruktur berechnet werden.
Das vorstehend zu den Elementen der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz, wie A1-Box, A2-
Box, A3-Box, C1-Motiv, C2-Motiv, Terminator und Promotor, Gesagte gilt auch für die das
erfindungsgemäße Expressionssystem ausbildenden Elemente.
Geeignete Vektoren für die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz und insbesondere für das
erfindungsgemäße Expressionssystem sind den Fachleuten bekannt. Häufig benutzte virale Vektoren
sind Retroviren, deren RNA-Genom nach der reversen Transcription als DNA stabil in das Genom des
Wirts integriert. Am häufigsten werden auf MoMuLV basierende Vektoren eingesetzt, die allerdings
nur proliferierende Zellen infizieren können. Daher wurden auch auf Lentiviren (u. a. HIV) basierende
Systeme entwickelt, mit denen auch sich nicht-teilende Zellen infiziert werden können
(Übersichtsartikel: Miller, Hum Gene Ther. 1 (1990), 5-14; Gordon und Anderson, Curr. Opin.
Biotechnol. 5 (1994), 611-616). Eine andere häufig verwendete Klasse sind adeno-assoziierte Viren
(AAV). Diese ssDNA-Viren zeichnen sich unter anderem durch den Vorteil aus, dass sie genetisches
Material an einer definierten Stelle im Chromosom 19 integrieren können (Übersichtsartikel: Grimm
und Kleinschmidt, Hum. Gene. Ther. 10 (1999), 2445-2450).
Neben viralen Systemen existieren auch diverse Vektoren, die direkt in Zellen transfiziert werden.
Unter anderem werden Plasmide und Cosmide verwendet, die durch Elektroporation, Lipofektion oder
CaPO4-Präzipitation in die Zellen eingeschleust werden (Übersichtsartikel: Gregoriadis, Pharm. Res.
15 1998, 661-670). Eine Erweiterung dieser Methode ist die Verwendung episomal replizierender
Plasmide, die den "origin of replication" des Ebstein-Barr Virus (OriP) tragen und das EBNA-1-Antigen
exprimieren. Diese Vektoren replizieren extrachromosomal in Primaten- und Hund-Zelllinien und
können dort dauerhaft persistieren (Yates et al., Nature 313 (1985), 812-815; Chittenden et al., J.
Virol. 63 (1989), 3016-3025).
Eine andere Methode, fremdes genetisches Material in eukaryontischen Zellen dauerhaft zu
replizieren, ist die Verwendung von sogenannten Minichromosomen. Diese großen DNA-Moleküle
tragen wie natürliche Chromosomen Zentromer- und Telomersequenzen und werden in der Mitose
dupliziert und an die Tochterzellen weitergegeben. Ihre Größe (im Megabasenbereich) erlaubt zudem
die Klonierung sehr großer DNA-Fragmente von mehreren 100 000 Basen. Minichromosomen wurden
für Hefe- und Säugerzellen entwickelt (YACs und BACs, siehe: Grimes und Cooke, Hum. Mol. Genet.
7 (1998), 1635-1640; Amemiya et al., Methods Cell. Biol. 60 (1999), : 235-258; Brown et al., Trends
Biotechnol. 18 (2000), 218-223). Die hier aufgeführten Vektoren sind nicht limitierende Beispiele für
Vektorsysteme, die in der Literatur beschrieben und den Fachleuten bekannt sind.
Bei den Vektoren handelt es sich um solche, die für den jeweiligen Verwendungszweck und den dazu
erforderlichen oder gewählten Zelltyp geeignet sind. Bei den Vektoren handelt es sich bevorzugt um
solche, die geeignet sind, die Expression in eukaryontischen Zellen und insbesondere in
Säugetierzellen zu steuern. Die Vektoren können auch gewebespezifisch sein bzw. die Expression
der Nukleinsäureliganden gewebespezifisch steuern.
Bei den erfindungsgemäßen Zellen handelt es sich bevorzugt um eukaryontische Zellen und ganz
besonders um Säugetierzellen. Weiterhin kann es sich bei den Zellen um gewebespezifische,
undifferenzierte, umdifferenzierte, pluripotente oder um Stammzellen handeln. Auch hier entscheidet
die letztendliche Verwendung über die Art der zu verwendenden Zellen. So ist beispielsweise bei der
Gentherapie in Abhängigkeit von dem zu therapierenden Gewebe die Zelle auszuwählen, wobei es
sich bevorzugt um menschliche Zellen handelt und ganz besonders um solche menschliche Zellen,
die ursprünglich dem Organismus entnommen wurden, dem sie - wieder - zugeführt werden.
Bei den Zellen kann es sich beispielsweise um solche von Maus, Ratte, Hund, Kaninchen, Affe und
Mensch handeln.
Eine Anwendung der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen bzw. Expressionssysteme ist
beispielsweise die Erzeugung transgener Tiere und Pflanzen, die bspw. beschrieben ist bei Dunwell,
J. Exp. Bot. 51. (2000), 487-496 oder. Niemann H, et al., Anim. Reprod. Sci. 60-61. (2000), 277-293.
Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung ist diese Anwendung nicht auf eine bestimmte
Tier- oder Pflanzenart, insbesondere nicht eine bestimmte Säugetierart beschränkt, was darin
begründet liegt, dass die Expressions- und Transkriptionsmaschinerie bei eukaryontischen Zellen
praktisch immer gleich aufgebaut ist und nach den gleichen Mechanismen funktioniert.
Die erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen können in vielen Bereichen verwendet werden, so
z. B. als Medikament, bei der Target-Validierung, bei der Target-Identifizierung, bei Screening-
Programmen und/oder der Gentherapie. Ebenso ist der Einsatz in Three-Hybridsystemen in
eukaryontischen Zellen zur Untersuchung von Nukleinsäure/Proteininteraktionen denkbar (SenGupta
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93 (1996), 8496-8501). Gleiches gilt für das erfindungsgemäße
Expressionssystem, die erfindungsgemäßen Vektoren und/oder die erfindungsgemäßen Zellen. Die
Verwendung der erfindungsgemäßen transgenen Tiere kann z. B. im Bereich des Screenens erfolgen.
Beispielsweise kann ein Screeningprogramm auf Zellkulturebene zum Gegenstand haben, einen
Antagonisten zu einem Nukleinsäreliganden zu. Dies könnte in einem kompetitiven Assay erfolgen,
bei dem ein mittels des erfindungsgemäßen Expressionssystems bevorzugt in einer Zelle exprimierter
Nukleinsäureligand die Wirkung seines Zielmoleküls beeinflusst und diese Beeinflussung in
Abhängigkeit eines Kandidatenantagonisten untersucht wird. Ähnlich Ansätze können für Agonisten
entwickelt werden und sind insgesamt den Fachleuten auf dem Gebiet bekannt.
Im Fall von transgenen Pflanzen könnten inhibitorische Nukleinsäuren beispielsweise genutzt werden,
um Enzyme zu inhibieren und so den Gehalt an Nahrungsstoffen in Nutzpflanzen zu manipulieren. So
konnte in einem Antisensmodell der Stärkegehalt von Reispflanzen durch gegen das Wx Gen
gerichtete, in den Zellen exprimierte Antisensenukleinsäuren manipuliert werden (Terada et al., Plant
Cell Physiol. 41 (2000), 881-888). Ähnliche Experimente könnten auch mit Nutztieren zur Produktion
verbesserter Lebensmittel oder der Bereitstellung von optimierten Xenotransplantaten durchgeführt
werden.
Unter Target-Validierung versteht man hierin insbesondere die Inaktivierung eines bevorzugterweise
zellulären Moleküls in transgenen Zellen, Pflanzen oder Tieren, bei denen die mittels der
erfindungsgemässen Nukleinsäuresequenzen exprimierten Nukleinsäureliganden das zelluläre
Molekül binden und dessen Funktion blockieren. Durch Untersuchung der entsprechenden
Phänotypen können dann Aussagen getroffen werden, ob das zelluläre Molekül ursächlich mit dem
untersuchten Phänotyp, z. B. in einem Krankheitsmodell, in Zusammenhang steht. Diese Methoden
der reversen Genetik wurden zum Beispiel mit Protein- oder Peptidliganden gegen intrazelluläre
Zielmoleküle erfolgreich durchgeführt. Intrazellulär exprimierte Antikörper (auch intrabodies genannt)
wurden gegen das Onkogen p53 in H1299-Zellen exprimiert. Durch Inhibition der transaktivierenden
Funktion von p53 konnte sein onkogenes Potential blockiert werden. (Cohen et al., Oncogene, 17
(1998), 2445-2456). Ebenso konnte mit Intrabodies gegen das virale Tat-Protein von HIV die Tat
induzierte Gen-Aktivierung blockiert werden (Mhashilkar et al., J. Virol. 71 (1997): 6486-6494). Mit
intrazellulären Aptameren konnte die Aktivierung von CD18-Integrinen in Leukozyten blockiert und
damit die Adhäsion der Immunzellen an den CD18-Liganden ICAM-1 blockiert werden (Blind et al.
Proc. Natl. Acad Sci USA 96 (1999), 3606-3609;
Kann dabei ein intrazelluläres Zielmolekül beispielsweise einem mit einer bestimmten Krankheit
assoziierten Phänotyp zugeordnet werden, kann dieses Zielmolekül als Ausgangspunkt für die
Entwicklung eines Medikaments benutzt werden.
Unter Target-Identifizierung versteht man hierin insbesondere die Einführung einer kombinatorischen
Bibliothek (von unterschiedlichen) der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen oder
Expressionssystemen, die unterschiedliche Nukleinsäureliganden inseriert tragen, wobei bevorzugt
verschiedene Nukleinsäureliganden in ein und dasselbe Expressionssystem inseriert sind. Durch
Screening von beispielsweise transgenen Zellen nach der Veränderung eines bestimmten Phänotyps
können dann individuelle Nukleinsäuresequenzen und damit Nukleinsäureliganden isoliert werden, die
den beobachteten Phänotyp beeinflussen. Diese individuellen Nukleinsäuresequenzen können dann
benutzt werden, um das intrazelluläre Zielmolekül zu isolieren, dessen Manipulation zur Veränderung
des Phänotyps führte und das folglicherweise an der Ausbildung des unveränderten Phänotyps
beteiligt war. Analoge Experimente wurden mit kombinatorischen Bibliotheken von Peptiden
durchgeführt, die zur Identifizierung intrazellulärer Zielmoleküle eingesetzt wurden. So konnten
beispielsweise Inhibitoren des Enzyms Thymidilat Kinase aus kombinatorischen Peptidbibliotheken in
Zellen isoliert werden (Blum et al. Proc Natl Acad Sci USA. 97 (2000), 2241-2246). Die prinzipielle
Durchführung dieser Methoden der Target-Validierung und Target-Identifizierung sind den Fachleuten
bekannt und beispielsweise in Colas, Curr. Opin. Chem. Biol. 4 (2000) 54-59 beschrieben.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren und Beispielen erläutert, aus denen sich weitere
Merkmale, Ausführungsformen und Vorteile der verschiedenen Aspekte der Erfindung ergeben, dabei
zeigt
Fig. 1 eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Expressionssystems,
Fig. 2 eine vergleichende Übersicht des Aufbaus verschiedener Expressionssysteme,
Fig. 3 die Sekundärstrukturen zweier Aptamere, nämlich D28 und N3,
Fig. 4 die Sekundärstruktur von D28, das in einem erfindungsgemäßen Pol-III-Helix-
Expressionskonstrukt (PH1) inseriert ist,
Fig. 5 die Sekundärstruktur von N3, das in einem erfindungsgemäßen Pol-III-Helix-
Expressionskonstrukt (PH1) inseriert ist,
Fig. 6 die Sekundärstruktur von D28, das in einem Expressionskonstrukt nach dem Stand
der Technik inseriert ist (D1),
Fig. 7 die Sekundärstruktur von N3, das in einem Expressionskonstrukt nach dem Stand der
Technik inseriert ist (D1),
Fig. 8 insgesamt vier mit PH1 bis PH4 bezeichnete erfindungsgemäße Expressionssysteme
oder -konstrukte, die jeweils ein Insert tragen, wobei die verschiedenen Elemente des
Expressionssystems abgegeben sind,
Fig. 9 insgesamt drei mit PH5 bis PH7 bezeichnete erfindungsgemäße Expressionssysteme
oder -konstrukte, die jeweils ein Insert tragen, wobei die verschiedenen Elemente des
Expressionssystems abgegeben sind, und
Fig. 10 ein weiteres als PH8 bezeichnetes erfindungsgemäßes Expressionssystem oder -
konstrukt, das jeweils ein Insert trägt, wobei die verschiedenen Elemente des
Expressionssystems abgegeben sind
Hierin werden die Begriffe Pol-III-Helix-Expressionskonstrukt, Polymerase III-Helix-
Expressionskonstrukt oder Polymerase III-Helix-System synonym benutzt
Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Expressionssystems, das
beginnend mit dem 5'-Ende ein C1-Motiv umfasst, dem sich eine A1-Box anschließt. Der A1-Box
folgt die in Fig. 1 als Insert-RNA bezeichnete inserierte Nukleinsäure, genauer RNA, bei der es sich
um ein funktionale Nukleinsäure, genauer einen Nukleinsäureliganden, nämlich ein Aptamer handelt.
Dem Nukleinsäureliganden, genauer dessen Sequenz, schließt sich eine A2-Box an, der wiederum
ein C2-Motiv und eine A3-Box folgt. 3'-terminal endet das Expressionskonstrukt mit einem Terminator.
Bedingt durch die Komplementarität der Motive C1 und C2 kommt es zur Ausbildung einer terminal
gelegenen Doppelhelix, die eine Stammstruktur definiert, an deren Ende, abgetrennt durch die A1-Box
und die A2-Box die Nukleinsäuresequenz des Nukleinsäureliganden angeordnet ist. Infolge der
Doppelhelix wird die Stabilität des Konstruktes gegenüber Nuklease-Aktivität in einem zellulären
System erhöht. Gezielte Variationen der Struktur der terminal gelegenen Helix erlauben die
Lokalisation der Transkripte im Zellkern oder Zytoplasma. So ist beispielsweise die Basenpaarung des
5'-Endes mit dem 3'-Ende wichtig für den Export der Transkripte ins Zytoplasma. Bleiben
beispielsweise 3 Nukleotide des 5'-Endes ungepaart, werden die Transkripte im Zellkern
zurückgehalten. 3-seitig des C1-Motivs und 5'-seitig des C2-Motivs liegen die A1- bzw. A2-Boxen, die
präferentiell zwischen 0 und 100 Nukleotide umfassen. Diese Sequenzabschnitte können
beispielsweise Restriktionsschnittstellen zur Klonierung der Insert-RNA oder intragene
Promotorelemente für RNA-Polymerasen enthalten. Die A3-Box kann bei Bedarf als
Sequenzabstandshalter zwischen der terminal gelegenen Helix und dem Terminator für die RNA-
Polymerase dienen, um die Strukturausbildung der Helix zu garantieren. Zusätzlich kann auch durch
die Länge der A3-Box die Lokalisierung der Transkripte gesteuert werden. So können beispielsweise
Transkripte mit einer 8 Nukleotide langen A3-Box ins Zytoplasma exportiert werden während
Transkripte mit einer 18 Nukleotide langen Sequenz präferentiell im Zellkern verbleiben.
Fig. 2 zeigt eine vergleichende Übersicht des Aufbaus verschiedener Expressionssysteme, wobei des
Expressionssystem A das erfindungsgemäße Expressionssystem ist, das eine zu exprimierende
Sequenz, dort als Insert-RNA bezeichnet, enthält und die Konstrukte B bis E, die aus dem Stand der
Technik bekannt sind. Im übrigen sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass der Begriff
Expressionsystem und Expressionskassette hierin synonym verwendet werden. Zur Vereinfachung
wurden die in der Literatur beschriebenen Expressionskassetten konsekutiv mit D1 bis D4 (Abb. 2B-E)
bezeichnet.
- 1. A: die erfindungsgemäße Pol-III-Helix Expressionskassette,
- 2. B: Expressionskassette D1: tRNA-Expressionskassette (Good et al., Gene Ther. 4 (1997), 45-54): Die Expressionskassette besteht aus einem tRNA-Promotor und den ersten drei Vierteln der tRNAmet in 5'-Position von der Insert-RNA und einem 3'-seitig gelegenen, stabilisierenden Stemloop vor dem Pol-IIITerminator.
- 3. C: Expressionskassette D2: tRNA-Expressionskassette (z. B. Cotton und Birnstiel, Embo J. 8 (1989), 3861).
- 4. D: Expressionskassette D2: Hefe "Three Hybrid"-Expressionskassette. Die Expressionskassette wird benutzt, um RNA-Hybridmoleküle in Hefen zu exprimieren, um in den Zellen RNA- Proteinwechselwirkungen analog zu den auf Proteininteraktionen basierenden "Two-Hybrid"- oder Three-Hybrid"-Systemen nachzuweisen (SenGupta et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93 (1996), 8496-8501). Das RNA-Transkript besteht aus einer 5'-seitig gelegenen RnaseP-RNA-Sequenz (RNP- leader), einer MS2-RNA-Sequenz, der Insert-RNA und einem Terminator für die RNA-Polymerase III. Plasmide zur Klonierung der Insert-RNA und Expression im "Three-Hybrid"-System sind auch kommerziell erhältlich (z. B. pRH5' oder pRH3', Invitrogen BV, NV Leek, The Netherlands).
- 5. E: Expressionskassette D4: lacZ-Expressionskassette. Diese Expressionskassette wurde zur Expression von Aptameren gegen kleine organische Moleküle in eukaryontischen CHO-Zellen eingesetzt (Werstuck und Green, Science 282 (1998), 296-298). Die für das Aptamer kodierende DNA wurde in den 5'-UTR eines -Galaktosidasereportergens in das Plasmid Svgal (Promega) kloniert und über einen RNA-Polymerase-II-Promotor exprimiert.
Fig. 3 zeigt die Sekundärstrukturen zweier funktionaler Nukleinsäureliganden (Aptamere) D28 und
N3, die in den Beispielen detaillierter beschrieben sind. Für die weitere Diskussion und zum Aufzeigen
der Vorteile des erfindungsgemäßen Expressionssystems sei auf die Sekundärstrukturen dieser
Nukleinsäureliganden hingewiesen und insbesondere die von den eingekreisten Basen ausgebildeten
Sekundärstrukturen oder Motive, die für die Bindung der Nukleinsäureliganden an ihr jeweiliges
Target-Molekül erforderlich sind.
Fig. 4 zeigt das Aptamer D28 in ein erfindungsgemäßes Expressionssystem (PH1) inseriert. Das 5'-
Ende und das 3'-Ende des Aptamers sind in der Gesamtsequenz durch Pfeile markiert. Es ist dabei
beachtlich, dass der für die Bindung des Nukleinsäureliganden D28 relevante Bereich, dessen Basen
eingekreist sind (siehe hierzu auch Fig. 3), auch nach der Insertion in das erfindungsgemäße
Expressionssystem die erforderliche Sekundärstruktur/Motiv ausbildet.
Fig. 5 zeigt, analog Fig. 4 für das Aptamer D28, das Aptamer N3 in ein erfindungsgemäßes
Expressionssystem inseriert (PH1). Das 5'-Ende und das 3'-Ende des Aptamers sind in der
Gesamtsequenz durch Pfeife markiert. Es ist dabei beachtlich, dass der für die Bindung des
Nukleinsäureliganden N3 relevante Bereich, dessen Basen eingekreist sind (siehe hierzu auch Fig.
3), auch nach der Insertion in das erfindungsgemäße Expressionssystem die erforderliche
Sekundärstruktur/Motiv ausbildet.
Fig. 6 zeigt das Aptamer D28 in ein Expressionskonstrukt nach dem Stand der Technik (D1) inseriert.
Bei dem Expressionskonstrukt handelt es sich um die Struktur D1, wie sie in Fig. 2 als Konstrukt B
dargestellt ist. Deutlich ist zu erkennen, dass unter dem Einfluß der Sequenzen und Strukturmerkmale
des Expressionssystems nach dem Stand der Technik sich die von den Basen, die für die Bindung
des Aptamers an sein Target wichtig sind, ausgebildete Sekundärstruktur bzw. das Motiv deutlich
unterscheidet und somit eine Bindung des Aptamers an sein Target-Molekül nicht mehr möglich ist
und somit das nach dem Stand der Technik bekannte Expressionskonstrukt für die Expression einer
funktionalen Nukleinsäure nicht geeignet ist.
Fig. 7 zeigt das Aptamer N3 in ein Expressionskonstrukt nach dem Stand der Technik (D1) inseriert.
Bei dem Expressionskonstrukt handelt es sich um die Struktur, wie sie in Fig. 2 als Konstrukt B
dargestellt ist. Auch hier ergibt sich das oben zu Fig. 6 Gesagte: Das Expressionssystem nach dem
Stand der Technik ist nicht geeignet das Aptamer N3 als funktionale Nukleinsäure so zu exprimieren,
dass es funktional aktiv ist, da diese funktionale Aktivität das Vorliegen einer bestimmten
Sekundärstruktur oder eines bestimmten Motivs zur Voraussetzung hat und diese bei Insertion in das
Expressionssystem nach dem Stand der Technik nicht vorliegt.
Fig. 8: Verschiedene Pol-III-Helix-Expressionskonstrukte im Sinne dieser Erfindung. Dargestellt sind
jeweils die Sekundärstrukturen der C1-C2-Motive mit den A 1-3 Boxen und dem RNA-Polymerase-III-
Terminator. Die Insert -RNA ist schematisch wiedergegeben. Die Sequenzen der Pol-III-Helix-
Expressionskonstrukte wurden konsekutiv mit a) PH1 b) PH2 c) PH3 d) PH4) bezeichnet.
PH1 weist eine aus dem C1-Motiv und dem C2-Motiv ausgebildete Doppelhelix auf, die insgesamt
zwei Fehlpaarungen zeigen, die durch einen Bereich aus 9 Basenpaarungen voneinander getrennt
sin. Die A1-Box umfasst 13 Basen, an die sich schematisch dargestellt das Insert anschließt. Die A2-
Box umfasst insgesamt 12 Basen, an die sich das C2-Motiv anschließt. Die A3-Box umfasst im
vorliegenden Fall lediglich eine Base, an die sich der aus fünf U bestehende Terminator anschließt.
PH2 weist eine aus dem C1-Motiv und C2-Motiv gebildete terminal gelegene Doppelhelix auf, die
lediglich eine Fehlpaarungsstelle umfasst. Die sich an die Helix anschließende A1-Box umfasst 13
Basen. Die A2-Box umfasst insgesamt 12 Basen, an die sich das C2-Motiv anschließt. Die A3-Box
umfasst 8 Basen, an die sich der aus fünf U bestehende Terminator anschließt.
PH3 weist eine Doppelhelix auf, die insgesamt zwei Basenpaarungsfehlstellen aufweist, die durch
sieben Basenpaarungen getrennt sind. Die A1- Box, A2-Box und A3-Box sowie der Terminator sind
identisch zu der entsprechenden Strukturen von PH2.
PH4 weist ebenfalls eine Doppelhelix mit zwei Basenfehlpaarungsstellen auf, wobei eine der
Basenpaarungsfehlstellen dabei so ausgebildet ist, dass gegenüber der komplementären Sequenz
zwei zusätzliche Basen vorhanden sind (U-G). Die A1- und A2-Box entsprechen der von PH2, und
die A3-Box sowie der Terminator denjenigen Strukturen von PH1.
Fig. 9 zeigt die Sekundärstrukturen von weiteren Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Expressionssysteme, die als PH5, PH6 und PH7 bezeichnet sind.
PH5 weist eine Doppelhelix aus insgesamt 18 Basenpaaren auf, wobei n = 21 und p = 18. Es fehlen
sowohl die A1- als auch die A2-Box. Das C1. Motiv weist 5'terminal drei überhängende Basen auf, die
nicht mit den Basen des C2-Motivs basenpaaren. Die A3-Box besteht aus einer Base (C), der sich
der aus fünf U bestehende Terminator anschließt. Eine der Besonderheiten von PH5 besteht darin,
dass die Helix an 3 Basen des 5'-Endes nicht gepaart sind und das Konstrukt somit im Zellkern
verbleibt.
PH6 weist eine zu PH5 sehr ähnliche Struktur auf, wobei die Doppelhelix aus 21 Basenpaaren
besteht und n = 21 und p = 21, die durch keine Basenfehlpaarungsstellen unterbrochen sind und
keinerlei überhängende Enden aufweisen. Die Struktur der A3-Box und des Terminators entsprechen
derjenigen von PH5. Eine Besonderheit von PH6 besteht darin, dass die Helix am 5'Ende gepaart ist
und somit ins Cytoplasma exportiert wird.
PH7 weist eine terminal angeordnete Doppelhelix mit insgesamt vier Basenfehlpaarungen auf, die
unterschiedlich weit von einander abgesetzt sind. Dabei umfasst das C1-Motiv 34 Basen und das C2-
Motiv 31 Basen. Die A1-Box umfasst 14 Basen und die A2-Box ebenfalls 14 Basen. Der Aufbau der
A3-Box sowie des Terminators entsprechen demjenigen von PH5. Die Helix ist am 5'Ende gepaart
und wird exportiert. Desweiteren weist die Helix nicht basengepaarte Bereich auf: einen internen
Mismatch (A : C und A : G). Weiterhin weist die Helix interne Bulges auf mit G und UU.
Fig. 10 schließlich zeigt die Sekundärstruktur eines weiteren erfindungsgemäßen
Expressionskonstruktes, wobei hier besonders auffällt, dass die A1-Box mit 5 Basen vergleichsweise
sehr groß ist und sowohl mit sich als auch mit der 7 Basen umfassenden A2-Box eine
Doppelhelixstruktur ausbildet. Der aus dem 26 Basen umfassenden C1- und dem 25 Bassen
umfassenden C2-Motiv gebildete Doppelhelixstamm weist insgesamt bzw. drei Fehlpaarungsstellen
auf, wohingegen die A3-Box sowie der Terminator denjenigen Strukturen von PH5 entsprechen. Die
Besonderheiten von PH8 sind darin zu sehen, dass die Helix am 5'ende gepaart ist und das
Konstrukt somit exportiert wird. Die Helix aus dem C1- und C2-Motiv weist nicht basengepaarte
Bereiche in Form eines internen mismatches (A : C und A : G) und einen Bulge (G) auf. Des weiteren ist
beachtlich, dass die A1 Box und die A2-Box deutlich asymetrisch ausgebildet sind.
Die genauen Sequenzen der Expressionskonstrukte bzw. der diese ausbildenden Elemente können
direkt aus den abgelesen werden, so dass diese Sequenzen durch die Figuren offenbart sind.
Unter Fehlpaarungsstellen sollen hierin solche Stellen verstanden werden, bei denen in der Helix zwei
nicht komplementäre Basen gegenüber liegen (engl. "mismatch"), mehrere nicht-komplementäre
Basen gegenüberliegen (engl. "internal loop") oder Basen, denen im komplementären Strang keine
Basen gegenüberliegen (engl. "bulge").
Im folgenden soll ein Beispiel für ein erfindungsgemäßes Polymerase III-Helix-Expressionssystem für
intrazelluläre Aptamere angegeben werden
Für die Expression der Aptamerkonstrukte D28 und N3 (Beschreibung siehe unten) wurde der RNA-
Polymerase III-Promotor (Pol-III-Promotor) des humanen U6 snRNA-Gens gewählt. Dieser Promotor
gehört zur Familie der Typ 3 Pol-III-Promotoren, bei denen alle in cis agierenden Sequenzelemente
(z. B. eine konventionelle TATA-Box oder Transkriptionsfaktorbindungsstellen) 5'-seitig von der
Transkriptionsinitiationsstelle liegen (Mattaj et al., Cell 55 (1988), 435-442; Lobo et al., Nucleic Acid
Res. 18 (1990), 2891-9899). Ein Vorteil der Verwendung des U6 snRNA-Promotors liegt in seiner
äußerst hohen Transkriptionsrate. So werden von nur wenigen aktiven U6 Genen unter etwa 200 oder
mehr Pseudogenen in humanen Zellen (Hayashi, Nucleic Acid Res. 9 (1981), 3379-3389) bis zu 400 000
Kopien der U6 snRNA pro Zelle produziert (Weinberg et al., J. Mol. Biol. 38 (1968), 289-304).
Grundsätzlich können aber auch alle anderen RNA-Polymerase-III-Promotoren, die dem Fachleuten
bekannt und in der Literatur bspw. in Paule and White, Nucleic Acid Res. 28 (2000), 1283-1298)
beschrieben sind, zur Transkription von Aptameren benutzt werden, solange sie mit den strukturellen
und funktionellen Voraussetzungen des Pol-III-Helix-Expressionssystems kompatibel sind.
Zur Expression der intrazellulären Aptamere (hierin auch als Intramere bezeichnet) D28 und N3
wurden von den Erfindern eine Expressionskassette entwickelt (Pol-III-Helix-Kassette), die
schematisch in Abb. 1 dargestellt ist. Das C1- und C2-Motiv bilden eine Helix zwischen dem 5'-
Ende und dem 3'-Ende des Expressionskonstrukts aus. Dabei sind die C1-Box und die C2-Box
präferentiell größer 16 Basenpositionen und bilden die terminale Helix durch mindestens 14
komplementäre Watson-Crick oder nicht Watson-Crick-Basenpaare. Die terminal gelegene Helix dient
der Stabilisierung der Transkripte im intrazellulären Milieu. Abhängig von der Struktur der Helix
können die Transkripte in das Zytoplasma exportiert werden oder im Zellkern verbleiben (vgl. auch
Beispiel 4). Die Sequenz der zu exprimierenden Nukleinsäure, hier der RNA, z. B. des Aptamers, wird
von den C1- und C2-Motiven durch 2 Sequenzabschnitte getrennt (A1- und A2-Box), die präferentiell
zwischen 0 und 100 Nukleotide lang sind, und Restriktionsschnittstellen für die Klonierung der zu
inserierenden Nukleinsäuren oder intragene Promotorelemente tragen können. Am 3'-Ende des
Transkripts ist ein Terminator für die RNA-Polymerase-III gelegen, der präferentiell aus 5
konsekutiven Uridinen besteht. Zwischen diesem Terminator und dem C2-Motiv liegt die A3-Box, die
präferentiell 0 bis 20 Nukleotide umfasst. Die A3-Box kann beispielsweise bei Bedarf als Abstand zu
der terminal gelegenen Helix und dem Terminator für die RNA-Polymerase vermitteln, um die
Srukturausbildung der Helix zu garantieren.
Alle nachfolgend in den weiteren Beispielen beschriebenen Experimente wurden, falls nicht anders
angegeben, nach in der Literatur beschriebenen Protokollen durchgeführt (Ausubel et al. (eds.),
Current Protocols in Molecular Biology (1987), Wiley & Sons Inc., New York, USA; andere), deren
Offenbarung, wie auch diejenige aller hierin des weiteren angeführten Literaturstellen, hiermit durch
Bezugnahme aufgenommen ist.
Der Einfluss der zusätzlichen Sequenzen der Pol-III-Helix-Expressionskassette auf die
Bindungseigenschaften von Aptameren wurden mit einem gegen die intrazelluläre Domäne (CD18cyt)
der CD18-Integrin-Untereinheit Proteine selektierte Aptamere (D28) getestet (Blind et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 96 (1999), 3606-3610). Das Aptamer D28 wurde in eine Pol-III-Helix-
Expressionskassette (PH1, vgl Abb. 4) gemäß der vorliegenden Erfindung und vier in der Literatur
beschriebene Expressionskassetten (D1, D2, D3, D4: Good et al., Gene Ther. 4 (1997), 45-54;.
Cotton und Birnstiel, Embo J. 8 (1989), 386 - ; pRH3', Invitrogen BV, NV Leek, The Netherlands;
Werstuck und Green, Science 282 (1998), 296-298) entsprechend den Konstrukten B bis E von Fig. 2
kloniert und die Dissoziationskonstanten der unterschiedlichen Konstrukte untereinander verglichen.
Das ursprüngliche Aptamer bindet ein der zytoplasmatischen Domäne des CD18-Proteins
entsprechendes Peptid mit einer Dissoziationskonstante von ca. 500 nM. (Blind et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 96 (1999), 3606-3610))
Die Dissoziationskonstanten des CD18cyt spezifischen Aptamers D28 und seines Pol-III-Helix-
Konstrukts (PH1) für das an eine Sepharose-Matrix immobilisierte synthetische Peptid (CD18cyt:
NH3 +-KLLITIHDRK. EFAKFEEERA. RAKWDTANNP. LYKEATSTFT NITYRGT-COO-) wurden durch
zonale Elutions-Affinitätschromatographie ermittelt. (Blind et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 96 (1999),
3606-3610; Aberchrombie und Chaiken, (1991) Zonal elution quantitative affinity chromatography and
analysis of molecular interactions, in Affinity Chromatography: a practical approach, ed. Dean, P. D.
G., Johnson, W. S. & Middle, F. A., IRL PRESS, Oxford, Washington DC, USA, pp. 169-189). Die
Konzentration des Peptids CD18cyt auf der Sepharosematrix betrug zwischen 160 und 200 µM. Zur
Herstellung von radioaktiv markierter RNA der unterschiedlichen Expressionskonstrukte wurden DNA-
Template, die zur in vitro Transkription zusätzlich einen T7-RNA-Polymerase-Promotor enthalten,
durch PCR-Reaktionen hergestellt. Die jeweiligen DNA-Template wurden durch Standard-PCR
amplifiziert, wobei der 5'-Primer die Sequenz für den T7-RNA-Polymerase-Promotor enthielt. Die RNA
wurde anschließend durch eine in vitro Transkriptionsreaktion mit T7-RNA-Polymerase hergestellt. Im
nächsten Schritt wurde die RNA des Aptamers D28 und der Expressionskonstrukte, welche die
Sequenz des Aptamers D28 enthalten, mittels alkalischer Phosphatase am 5'-Ende dephosphoryliert
und durch Kinasierung mit T4-Polynukleotid-Kinase und [32]P-ATP am 5'-Ende radioaktiv markiert.
Die prinzipiellen Schritte des Experiments wurden folgendermaßen durchgeführt. 2-5 pMol [5'-32P]-
radioaktiv markierter RNA wurden in einem Volumen von 20 µl Bindungspuffer (Puffer B: K2HPO4 4,3 mM
NaH2PO4, 1,4 mM, NaCl 150 mM, MgCl2 1,0 mM, CaCl2 0,1 µM) auf 400 µl mit dem Zielpeptid
derivatisierte CNBr-Sepharose 4B (nach Angaben des Herstellers, Pharmacia) mit einem
Säulendurchmesser von 7 mm aufgetragen. Nach der Bindung der RNA-Moleküle an die Säule
wurden sie durch kontinuierliches Waschen mit Bindungspuffer in Fraktionen von 1000 µl wieder
eluiert. Die radioaktiven Fraktionen wurden in einem Scintillationszähler durch Cherenkov-
Bestimmung vermessen. Die Elutionsprofile wurden danach durch Addition der radioaktiven Werte (y-
Achse) gegen das entsprechende Elutionsvolumen (x-Achse) in einem Diagramm aufgetragen.
Anhand der Elutionsprofile wurde das Elutionsvolumen (V) bestimmt, bei dem die Hälfte der RNA-
Moleküle, die an das immobilisierte Peptid (Lf) gebunden hatten, wieder von der Affinitätsmatrix durch
fraktioniertes Waschen mit Bindungspuffer eluiert werden konnte.
Die Berechnung der Dissoziationskonstanten erfolgte nach folgender Gleichung:
[Lf] = Konzentration des auf der Affinitätsmatrix immobilisierten Rezeptors (CD18cyt).
V = Das Elutionsvolumen der RNA-Liganden (Aptamer D28 und die unterschiedlichen Expressionskonstrukte) entspricht dem Waschvolumen mit Bindungspuffer, bei dem die Hälfte der an die Affinitätsmatrix gebundenen RNA-Liganden wieder von der Säule eluiert wurden.
V0 = Totales penetrierbares Volumen der Säule. Die Elutionsspitze eines Moleküls, das die Matrix wie die untersuchten, für CD18cyt spezifischen Aptamere penetrieren kann, wurde anhand des Elutionsvolumens von nicht an das Peptid bindenden RNA-Sequenzen der gleichen Länge ermittelt.
Vm = Das Gel-ausgeschlossene Volumen wurde anhand der Elutionsspitze eines die Sepharose-Matrix nicht penetrierenden Moleküls (Dextran Blau) ermittelt.
KLf = Dissoziationskonstante der Liganden (Aptamer D28 und die unterschiedlichen Expressionskonstrukte) an das auf der Matrix immobilisierte Zielmolekül (Peptid CD18cyt).
V = Das Elutionsvolumen der RNA-Liganden (Aptamer D28 und die unterschiedlichen Expressionskonstrukte) entspricht dem Waschvolumen mit Bindungspuffer, bei dem die Hälfte der an die Affinitätsmatrix gebundenen RNA-Liganden wieder von der Säule eluiert wurden.
V0 = Totales penetrierbares Volumen der Säule. Die Elutionsspitze eines Moleküls, das die Matrix wie die untersuchten, für CD18cyt spezifischen Aptamere penetrieren kann, wurde anhand des Elutionsvolumens von nicht an das Peptid bindenden RNA-Sequenzen der gleichen Länge ermittelt.
Vm = Das Gel-ausgeschlossene Volumen wurde anhand der Elutionsspitze eines die Sepharose-Matrix nicht penetrierenden Moleküls (Dextran Blau) ermittelt.
KLf = Dissoziationskonstante der Liganden (Aptamer D28 und die unterschiedlichen Expressionskonstrukte) an das auf der Matrix immobilisierte Zielmolekül (Peptid CD18cyt).
Es zeigte sich, dass das getestete erfindungsgemäße Pol-III-Helix-Konstrukt (PH1) des Aptamers
MD28 CD18cyt mit vergleichbaren Affinitäten band wie das unveränderte Aptamer. Bei den
Expressionskonstrukten nach dem Stand der Technik (D1, D2, D3, D4) dagegen erhöhte sich die
Dissoziationskonstante drastisch um mindestens mehr als eine Größenordnung. Die Erfinder konnten
somit hier zeigen, dass üblicherweise für die Expression von z. B. Ribozymen verwendeten Konstrukte
für die Anwendung bei Aptameren nicht geeignet sind, da sie die Bindungseigenschaften
verschlechtern. Dagegen wurde gefunden, dass das erfindungsgemäße Polymerase-III-Helix-System
besonders zur Expression von Aptameren geeignet ist, da die Funktion der Moleküle nur wenig
beeinträchtigt wird.
Dieses Ergebnis kann, ohne im folgenden darauf festgelegt sein zu wollen, mit der starken Tendenz
von einzelsträngigen Nukleinsäuren zu intramolekularen Wechselwirkungen erklärt werden. Die relativ
kompakte Helix der Pol-III-Helix-Konstrukte wird kaum mit der Sequenzen und damit der
Bindungsdomäne des Aptamers interferieren. Bei den Konstrukten nach dem Stand der Technik, wie
sie in Fig. 2 als Konstrukte B bis E beispielhaft angegeben wurden, wurden große Bereiche natürlich
vorkommender RNA-Moleküle in die Expressionskassetten integriert, um z. B. im Gen liegende cis
aktivierende Sequenzen einzuschließen, die für die Transkription durch RNA-Polymerase-III-
Promotoren des Typs 1 und 2 benötigt werden. In diesen Sequenzen befinden sich allerdings viele
Bereiche die über Basenpaarung mit der Sequenz der funktionalen RNA interagieren können und so
die Ausbildung der Struktur der funktionalen RNA stören. Gerade aber Aptamere, als funktionale
Nukleinsäure-Moleküle und insbesondere RNA-Moleküle, sind auf die Ausbildung einer definierten
Sekundär- und Tertiärstruktur zur Ausformung von dreidimensionalen Interaktionsflächen für ihre
Zielmoleküle angewiesen. Diese Tatsache wird durch die zunehmende Aufklärung von Röntgen- oder
NMR-Strukturen der Aptamer/Zielmolekülkomplexe untermauert (siehe z. B. Zimmermann et al.,
Nature Struct. Biol. 4 (1997), 644-649; Rowsell et al., Nature Struct. Biol. 5 (1998), 970-974). Bislang
wurde der Einfluss des Expressionskontexts auf die Affinitäten von Nukleinsäuren für andere Moleküle
kaum untersucht (Klug et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 94 (1997), 6676-6681; Thomas et al., J. Biol.
Chem. 272 (1997), 27980-27986; Werstuck und Green, Science 282 (1998), 296-298). Die Erfinder
konnten in dieser Arbeit zeigen, dass die erfindungsgemäße Polymerase-III-Helix-Kassette gegenüber
anderen bisher verwendeten Expressionskassetten, die zelluläre Promotoren benutzen, die
Bindungseigenschaften optimal erhält.
Um den Einfluss der Expressionskassetten auf die Sekundärstruktur von funktionalen Nukleinsäuren
wie Aptameren zu untersuchen, wurden Energieminima von zwei gut charakterisierten Sequenzen
durch computerunterstützte Sekundärstrukturvorhersagen untersucht. Für diese Experimente wurden
die Sequenzen des gegen die zytoplasmatische CD18-Integrinuntereinheit gerichteten Aptamers D28
(Blind et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 96 (1999), 3606-3610) und des gegen den
Transkriptionsfaktor NFkB gerichteten Aptamers N3 (Lebruska und Maher, Biochemistry 38 (1999),
3168-3174) verwendet, da die minimalen Bindungsmotive und -strukturen dieser beiden Aptamere
experimentell genau bestimmt wurden. Die Analyse der Sekundärstrukturen der Aptamere D28 und
(Abb. 3) und der Pol-III-Helix Konstrukte (Abb. 4 und 5) wurden durch Berechnung der minimalen
freien Energie (G) bei 37°C mit dem Programm RNADraw1.1 erstellt wurden ("RNAdraw: an
integrated program for RNA secondary structure calculation and analysis under 32-bit Microsoft
Windows", Ole Matzura and Anders Wennborg, Computer Applications in the Biosciences (CABIOS),
Vol. 12 no. 3 1996, 247-249.).
Deutlich ist aus den Fig. 4 und 5 zu erkennen, dass das eingezeichnete minimale Bindungsmotiv,
also die Interaktionsdomäne der Aptamere mit ihrem Zielmolekül, im Pol-III-Helix-Kontext erhalten
bleiben. Im Gegensatz dazu werden sie in der Expressionskassette D1 (Abb. 6 und 7) durch
Interaktion mit den Sequenzen der Expressionskassetten gestört. Die Pol-III-Expressionskassette
scheint also durch ihre kompakte Struktur besser zur Erhaltung von Aptamerstrukturen geeignet zu
sein, als bislang meist zur Expression von Ribozymen verwendete (Expressions-)Konstrukte.
COS-1-Zellen wurden transient mit dem Plasmid pU6+1 (Bertrand et al., RNA 3 (1997), 75-88) durch
Lipofektion transfiziert, indem die Pol-III-Helixkassetten durch die Restriktionsschnittstellen Sal 1 und
Hind III direkt hinter den U6 snRNA-Promotor kloniert wurden. 24 h nach der Transfektion wurde die
RNA aus den Zellen isoliert. Gesamt- RNA wurde durch Extraktion mittels der Guanidinumthiocyanat-
Phenol-Chloroformmethode isoliert. Zur Präparation von zytoplasmatischer RNA wurden 4 × 106
Zellen transfiziert. Nach 24 h wurden die Zellen abzentrifugiert und einmal mit kaltem PBS
gewaschen. Das Zellpellet wurde in 400 µl Northern-Lysispuffer (10 mM NaCl, 10 mM Tris-HCl (pH
7,6), 1,5 mM MgCl2, 5 mM EDTA, pH 8,0, 0,5% NP40) 5 min auf Eis inkubiert und die Zellkerne
durch Zentrifugation (14 000 rpm, 2 min, RT) entfernt. Dem Überstand wurden 16 µl 10%-iges SDS
und 2,5 µl Proteinase K-Stocklösung (20 mg/ml) zugesetzt. Nach der Proteasebehandlung bei 37°C
für 15 min wurde die Reaktion zweimal mit Phenol/Chloroform/Isoamylalkohol (25/24/1) und einmal
mit Chloroform/Isoamylalkohol (24/1) extrahiert, und anschließend die RNA mit Ethanol präzipitiert.
Das Pellet wurde in 100 µl RNA-Puffer (150 mM NaCl, 10 mM Tris-Cl (pH 8,0), 1 mM MgCl2, 1 mM
EDTA (pH 8,0)) aufgelöst und zur Entfernung kontaminierender DNA mit 10 U DNase 1 für 1 h bei
37°C inkubiert. Nach einer weiteren Phenol- und Chloroformextraktion wurde die präzipitierte RNA in
50 µl H2O gelöst. Die Integrität der isolierten RNA wurde durch Agarosegelelektrophorese von ca. 2 µg
zellulärer RNA und Visualisierung der 28S- und 18S-RNA-Banden mit Ethidiumbromid überprüft. Für
weitere Experimente wurden nur Proben verwendet, die keine offensichtliche Degradation der
zellulären RNA zeigten. RNA aus dem Zellkern wurde wie folgt isoliert. 107 Zellen wurden
resuspendiert und zweimal mit PBS (4°C) gewaschen und danach in 7 ml kaltem Puffer H (15 mM
NaCl, 60 mM KCl, 1 mM EDTA, 10 mM Tris, 0,2% NP4O, 5% Sucrose, pH7,5) aufgenommen. Die
Zelllysate wurden dann in einen Zellzerkleinerer aufgenommen und durch viermaliges Auf- und
Abbewegen des Pistills [aufgeschlossen. Die Zellkerne wurden durch Zentrifugation (3500 g, 20 min)
durch eine Sucroselösung (Puffer H ohne NP40, mit 10% Sucrose) gereinigt. Die RNA aus den
Zellkernen wurde dann durch die gleiche Prozedur, wie die Gesamt-RNA extrahiert.
Zur Quantifizierung der erfindungsmgemäßen Pol-III-Helix-Transkripte wurden Dot-Blot-Analysen wie
beschrieben (Blind et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 96 (1999), 3606-3610) mit einigen Modifikationen
durchgeführt. Für jedes Transkript wurden komplementäre synthetische Oligonukleotide (Länge ca. 30
Basen) in vitro mit T4-Oligonukleotidkinase am 5'-Ende radioaktiv markiert. Zur Quantifizierung der
RNA-Mengen wurden definierte Mengen an in vitro transkribierter RNA als Mengenstandards auf den
gleichen Nylonmembranen wie die zellulären Präparationen immobilisiert. Die Auswertung der
Hybridisierungssignale erfolgte mittels eines Phosphorimagers.
Die Quantifizierung der Gesamt- RNA erbrachte für die erfindungsgemäßen Pol-III-Helix-
Expressionskonstrukte Werte von 2 × 105 bis über 4 × 105 Kopien pro Zelle. Die Kopienzahl wurde
anhand der aufgetragenen Mengen an zellulärer RNA und den darin enthaltenen Signalen für die
jeweiligen Transkripte abgeschätzt. Im Vergleich zu anderen beschriebenen RNA-
Expressionssystemen sind diese intrazellulären Konzentrationen sehr hoch. Mit anderen
Expressionskassetten nach dem Stand der Technik, die in Verbindung mit RNA-Polymerse III
Promotoren verwendet werden, werden meist Expressionsniveaus erreicht, die um ein bis zwei
Größenordnungen unter den hier vorgestellten Werten liegen (vgl. beispielsweise Good et al., Gene
Ther. 4 (1997), 45-54; Bertrand et al., RNA 3 (1997), 75-88). Die erfindungsgemäßen Pol-III-Helix-
Konstrukte reichen in ihrer Transkriptionseffektifität an die höchstprozessiven viralen
Expression 03524 00070 552 001000280000000200012000285910341300040 0002010046913 00004 03405ssysteme heran, die beispielsweise rekombinante Vacciniaviren als Vektoren in
Verbindung mit Transkriptionseinheiten unter der Kontrolle von T7-RNA-Polymerasepromotoren aus
dem T7-Bakteriophagen nutzen (Fuerst und Moss, J. Mol. Biol. 206 (1989), 333-348; Blind et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 96 (1999), 3606-3610). Damit vereint das erfindungsgemäße Pol-III-Helix
Expressionssystem überraschenderweise einerseits sehr hohe Transkriptionsausbeuten mit
Strukturelementen, die eine optimale Funktionalität von Aptameren garantieren. Darüberhinaus eignen
sich die ubiquitär in Eukaryonten vorkommenden RNA-Polymerase-III-Promotoren zur Expression von
funktionalen RNA-Molekülen in allen eukaryontischen Zellen. Virale Systeme sind dagegen oft auf das
jeweilige Wirtsspektrum limitiert.
Um die Lokalisierung der unter Verwendung der erfindungsgemäßen Expressionssysteme
hergestellten Pol-III-Helixtranskripte zu untersuchen, wurden transiente Transfektionen in COS-1-
Zellen mit unterschiedlichen Konstrukten durchgeführt. Hierzu wurden verschiedene Variationen der
aus den C1- und C2-Motiven gebildeten Helix konstruiert (Fig. 8a, b, c, d: PH1, PH2 PH3 und PH4).
Als Insert-RNA wurde die Sequenz des Aptamers D28 gewählt (vgl auch Abb. 5). Zu bemerken ist,
dass in Abb. 4 die komplette Sequenz und Sekundärstruktur des PH1-Konstrukts des Aptamers
D28 abgebildet ist. In Abb. 8 wurden wegen der besseren Übersichtlichkeit nur die terminal
gelegenen Helices (C1- und C2-Motiv), die A3-Box und der Terminator für die RNA-Polymerase-III
gezeigt.
24 h nach der Transfektion wurden die Zellen wie in der Literatur beschrieben einer in situ
Hybridisierung unterzogen (Barcellini-Couget et al., Antisense Nucleic Acid Drug Dev. 8 (1998) 379-390,
Bertrand, et al., Genes Dev. 12 (1998), 2463-2468). Die spezifischen Sonden für die Transkripte
wurden durch in vitro Transkription mit von komplementären Templaten hergestellt und gleichzeitig mit
Digoxygenin markiert. Nach der Hybridisierung wurden die Zellen mit 0,2 × SSC, 50% Formamid bei
50°C gewaschen. Das Signal wurde dann durch einen mit alkaliner Phosphatase gekoppelten anti-
Digoxygenin Antikörper nachgewiesen. Die Ergebnisse wurden mittels Mikroskopie ausgewertet und
in Tabelle 1 unten dargestellt. Im Durchschnitt wurden ca. hundert Zellen pro Auswertung
herangezogen. Mit ++ ist die jeweilige Lokalisation der verschiedenen Pol-III-Helix-Konstrukte in
mindestens 80% der ausgewerteten Zellen angegeben. Die Pol-III-Helix-Konstrukte PH1, PH3 und
PH4 wurden eindeutig ins Zytoplasma transportiert. Überaschenderweise wurde das Konstrukt PH2
im Zellkern zurückgehalten. Dies legt die Vermutung nahe, dass in diesem Fall die nicht
basengepaarten Nukleotide am 5'-Ende für die Lokalisation im Zellkern verantwortlich sind.
Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen sowie den Zeichnungen offenbarten
Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die
Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
Claims (34)
1. Nukleinsäuresequenz zur Expression einer in die Nukleinsäuresequenz zu inserierenden
Nukleinsäure, dadurch gekennzeichnet, dass die Nukleinsäuresequenz in 5'-3'-Richtung die
folgenden Elemente umfasst:
ein C1- Motiv.
eine A1-Box,
eine A2-Box,
ein C2-Motiv,
eine A3-Box, und
einen Terminator,
wobei das C1-Motiv und das C2-Motiv zusammen eine Helix ausbilden;
die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist;
die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und
die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
ein C1- Motiv.
eine A1-Box,
eine A2-Box,
ein C2-Motiv,
eine A3-Box, und
einen Terminator,
wobei das C1-Motiv und das C2-Motiv zusammen eine Helix ausbilden;
die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist;
die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und
die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
2. Nukleinsäuresequenz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, bevorzugterweise von 5 bis 15 ist;
l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, bevorzugterweise von 5 bis 15 ist und
m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 9 ist.
k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, bevorzugterweise von 5 bis 15 ist;
l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, bevorzugterweise von 5 bis 15 ist und
m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 9 ist.
3. Nukleinsäuresequenz nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass
das C1-Motiv n Basen umfasst, wobei n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist und
das C2-Motiv p Basen umfasst, wobei p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist.
das C1-Motiv n Basen umfasst, wobei n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist und
das C2-Motiv p Basen umfasst, wobei p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist.
4. Nukleinsäure nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 16, bevorzugterweise ≧ 20 ist und
p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 16, bevorzugterweise ≧ 20 ist.
n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 16, bevorzugterweise ≧ 20 ist und
p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 16, bevorzugterweise ≧ 20 ist.
5. Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die
von C1 und C2 zusammen gebildete Doppelhelix mindestens 10 Basenpaarungen umfasst.
6. Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der
Terminator ein Terminator für die RNA-Polymerase III ist.
7. Nukleinsäuresequenz nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Terminator vier
oder mehr aufeinanderfolgende Uridin-Basen für den Fall, dass die Nukleinsäuresequenz eine RNA-
Sequenz ist, und vier oder mehr aufeinanderfolgende Thymidin-Basen umfasst, für den Fall, dass die
Nukleinsäuresequenz eine DNA-Sequenz ist.
8. Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass sie
weiter einen Promotor umfasst, insbesondere einen Promotor für RNA-Polymerase III.
9. Nukleinsäuresequenz nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Promotor
ausgewählt ist aus der Gruppe, die Promotoren von 5S-RNA-Genen, U6 sn RNA-Promotoren, tRNA-
Promotoren, 7 SL-RNA-Promotoren und VA-RNA-Promotoren umfasst.
10. Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die
Nukleinsäuresequenz weiter die zu inserierende Nukleinsäure umfasst, wobei die zu inserierende
Nukleinsäure bevorzugterweise zwischen der A1-Box und der A2-Box angeordnet ist.
11. Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die
zu inserierende Nukleinsäure eine funktionale Nukleinsäure ist.
12. Nukleinsäuresequenz nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die funktionale
Nukleinsäure ausgewählt ist aus der Gruppe, die Aptamere, Intramere, Aptamzyme, allosterische
Zentren von Aptazymen und Ribozyme umfasst.
13. Nukleinsäuresequenz nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass die
funktionale Nukleinsäure mit einem Zielmolekül, insbesondere einem Nukleinsäure-Zielmolekül über
einen Mechanismus in Wechselwirkung tritt, der verschieden ist von komplementärer Basenpaarung.
14. Expressionssystem umfassend eine Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis
13.
15. Expressionssystem nach Anspruch 14 für die Expression, bevorzugterweise für die
Transkription, einer funktionalen Nukleinsäure.
16. Expressionssystem für die Expression einer funktionalen Nukleinsäure umfassend die folgende
Struktur.
wobei das C1-Motiv und das C2-Motiv zusammen eine Helix ausbilden;
die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist;
die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und
die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
wobei das C1-Motiv und das C2-Motiv zusammen eine Helix ausbilden;
die A1-Box k Basen umfasst, wobei k unabhängig von l und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist;
die A2-Box l Basen umfasst, wobei l unabhängig von k und m eine ganze Zahl von 0 bis 100 ist; und
die A3-Box m Basen umfasst, wobei m unabhängig von k und l eine ganze Zahl von 0 bis 20 ist.
17. Expressionssystem nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass
das C1-Motiv n Basen umfasst, wobei n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist und
das C2-Motiv p Basen umfasst, wobei p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist.
das C1-Motiv n Basen umfasst, wobei n unabhängig von p, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist und
das C2-Motiv p Basen umfasst, wobei p unabhängig von n, k, l und m eine ganze Zahl ≧ 10 ist.
18. Expressionssystem nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Werte von
k, l, m, n und p dieselben sind wie bei der Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1
bis 13.
19. Vektor umfassen eine Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 13 oder ein
Expressionssystem nach einem der Ansprüche 14 bis 18.
20. Zelle umfassend eine Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 13, oder ein
Expressionssystem nach einem der Ansprüche 14 bis 18 oder einen Vektor nach Anspruch 19.
21. Zelle nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass die Zelle eine eukaryontische Zelle,
bevorzugterweise eine Säugetierzelle ist.
22. Zelle nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, dass die Zelle eine menschliche Zelle ist.
23. Zelle nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, dass die Zelle eine Pflanzenzelle ist.
24. Transgenes Tier umfassend eine Zelle nach einem der Ansprüche 20 bis 22.
25. Transgenes Tier nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass das Tier ausgewählt ist
aus der Gruppe, die Säugetiere, Fische, Insekten und Nematoden umfaßt.
26. Transgenes Tier nach Anspruch 25, dadurch gekennzeichnet, dass das Tier ein Säugetier ist
und bevorzugterweise ausgewählt ist aus der Gruppe, die Mäuse, Ratten, Kaninchen, Hunde,
Schweine, Schafe, Kühe, Pferde, Ziege, Esel, Kamele, Hühner und Affen umfasst.
27. Transgene Pflanze umfassend eine Zelle nach Anspruch 23.
28. Transgene Pflanze nach Anspruch 27, dadurch gekennzeichnet, dass die Pflanze ausgewählt
ist aus der Gruppe, die Nutzpflanzen, Gemüsepflanzen, Reis, Weizen, Mais, Maniok, Kartoffel, Hirse,
Soja, Tomaten, Baumwolle, Erbsen, Tabak, Bohnen und Aradopsis thaliana.
29. Verwendung der Nukleinsäure nach einem der Ansprüche 1 bis 13 für die Targetvalidierung
30. Verwendung der Nukleinsäure nach einem der Ansprüche 1 bis 13 für die
Targetidentifizierung
31. Verwendung der Nukleinsäure nach einem der Ansprüche 1 bis 13 für die Gentherapie.
32. Verwendung nach einem der Ansprüche 29 bis 31, dadurch gekennzeichnet, dass die
Nukleinsäuresequenz das Expressionssystem nach einem der Ansprüche 14 bis 18 ist.
33. Verfahren zur gentherapeutischen Behandlung eines Organismus, dadurch gekennzeichnet,
dass dem Organismus eine Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 13 oder ein
Expressionssystem nach einem der Ansprüche 14 bis 18 oder ein Vektor nach Anspruch 19 oder eine
Zelle nach einem der Ansprüche 20 bis 22 verabreicht wird.
34. Medikament umfassend eine Nukleinsäuresequenz nach einem der Ansprüche 1 bis 13
und/oder ein Expressionssystem nach einem der Ansprüche 14 bis 18, einen Vektor nach Anspruch
19 oder eine Zelle nach einem der Ansprüche 20 bis 22.
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