DE10040289A1 - Verfahren zur Herstellung und Ermittlung geeigneter Effektoren von Zielmolekülen mit Substanzbibliotheken - Google Patents
Verfahren zur Herstellung und Ermittlung geeigneter Effektoren von Zielmolekülen mit SubstanzbibliothekenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur phänomenologischen Beschreibung von Zielsubstanzen unter Verwendung charakterisierter Substanzbibliotheken und ein Verfahren zur Auswahl von Komponenten einer kombinatorischen Substanzbibliothek für das Wirkstoffscreening sowie die charakterisierten und kombinatorisch erzeugten Substanzbibliotheken selbst.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur phänomenologischen
Beschreibung von Zielsubstanzen unter Verwendung charakterisierter
Substanzbibliotheken und ein Verfahren zur Auswahl von Komponenten einer
kombinatorischen Substanzbibliothek für das Wirkstoffscreening sowie die
charakterisierten und kombinatorisch erzeugten Substanzbibliotheken selbst.
Die Suche nach therapeutisch oder diagnostisch aktiven Wirkstoffen beginnt im
allgemeinen mit der Identifizierung und Validierung geeigneter Target-Substanzen.
Die Untersuchung solcher biologischen Targets im Hinblick auf potentiell
pharmakologisch wirksame Substanzen gestaltet sich häufig als sehr schwierig.
Auf die Identifizierung eines geeigneten Targets folgt häufig, gemäß bekannter
Methoden aus dem Stand der Technik, die gezielte, gegebenenfalls
kombinatorische, Synthese von Einzelverbindungen oder Verbindungsbibliotheken
[L. Van Hijfte, G. Marciniak, N. Froloff, J. Chromatogr. B 1999, 725, 3-15), die in in
vitro oder in vivo Assays auf ihre biologische Aktivität gegen das Target untersucht
werden.
Die synthetisch erzeugten Testsubstanzen werden so ausgewählt, daß ihre
physikochemischen Eigenschaften, wie z. B. der Lipophilizitätsparameter log P, die
Säurekonstante pKa oder die Löslichkeit L, einen möglichst großen
Eigenschaftsraum homogen abdecken [H. Matter, J. Med. Chem. 1997, 40, 1219-1229].
Aus dieser möglichst diversen, und damit entweder lückenhaften oder äußerst
umfangreichen, Bibliothek von Verbindungen wird dann eine kleinere Gruppe von
potentiell aktiven Substanzen durch biologisches Screening, oft durch einfache
Bindungsassays, ausgewählt.
Ausgehend von den spezifischen physikochemischen Eigenschaften dieser potentiell
aktiven Substanzen werden dann wiederum definierte Verbindungsbibliotheken mit
eingeschränkter Diversität synthetisiert und auf ihre biologische Aktivität gegen das
Target untersucht. Daraus resultieren eine oder mehrere Leitstrukturen, die in
weiteren in vitro und in vivo Assays validiert werden.
Zum Schluß werden die aktiven Substanzen auf ihre ADMET-Eigenschaften
(ADMET steht für Absorbierbarkeit (A), Verteilbarkeit (D), Abbaubarkeit (M),
Ausscheidbarkeit (E) und Toxizität für Organismen oder Zellverbände) untersucht
werden bevor die Substanzen in die klinische Untersuchungsphase übergehen.
Ein solches, auf dem "Try and Error"-Prinzip basierendes Verfahren ist entsprechend
aufwendig und kostenintensiv in seiner Durchführung. Insbesondere sind eine große
Anzahl von Einzelversuchen durchzuführen, um geeignete Bindungspartner des
Targets zu identifizieren. Erst zu einem sehr späten Zeitpunkt der
Entwicklungsphase kann eine weitere Optimierung der biologisch aktiven
Substanzen erfolgen, deren Erfolg häufig für die Einsetzbarkeit, z. B. als
pharmakologischer Wirkstoff, entscheidend ist.
Die Handhabung und Bewertung einer größeren Anzahl von zu testenden
Substanzen bietet das Hochdurchsatzscreening. Beim biologischen
Hochdurchsatzscreening von kombinatorischen Verbindungsbibliotheken an fester
Phase, die z. B. nach dem split-couple-recombine Verfahren hergestellt wurden,
können aktive Substanzen entweder durch direkte Analyse der immobilisierten
Substanz oder durch Codierung der Festphasenkügelchen während der Synthese
und Auslesen des Codes aktiver Kügelchen identifiziert werden. Das biologische
Hochdurchsatzscreening von kombinatorischen Verbindungsbibliotheken in Lösung
erfordert allerdings eine mehrstufige Dekonvolution und eine aufwendige Synthese
immer definierterer Subbibliotheken. Häufig werden auch Einzelverbindungen
hochparallel und automatisiert hergestellt und als Einzelverbindungen dem
Hochdurchsatzscreening zugeführt, um aktive Substanzen direkt identifizieren zu
können [D.L. Venton, C.P. Woodbury, Chemom. Intell. Lab. Syst. 1999, 48, 131-150].
Die Unterscheidung zwischen potentiell aktiven Komponenten der
Testverbindungen, die weiter bearbeitet werden, und nicht aktiven Komponenten
muß dabei häufig willkürlich getroffen werden [G.W. Caldwell, Curr. Opin. Drug
Discovery Dev. 2000, 3, 30-41]. Oft werden die biologisch aktivsten 30% der
Komponenten einer Verbindungsbibliothek oder subjektiv wirkstoffähnliche
Komponenten, bezüglich molekularem Grundgerüst und den funktionellen
Seitenketten, ausgewählt [B. Ladd, Mod. Drug Discovery 2000, 1, 46-52].
Aus diesen Gründen wird versucht neben den "Try and Error"-Methoden Verfahren
zum rationalen Wirkstoffdesign zu entwickeln. Zu nennen sind hier vor allem das
Molecular Modelling und die SAR-Analyse [A. Ajay, W. P. Walters, M. A. Murcko, J.
Med. Chem. 1998, 41, 3314-3324; E. Hodgkin, K. Andrews-Cramer, Mod. Drug
Discovery 2000, 3, 55-60]. Eine Vielzahl von Computerprogrammen sind heutzutage
dafür erhältlich [W. A. Warr, J. Chem. Inf. Comput. Sci. 1997, 37, 134-140]. Mit Hilfe
der rein rationalen Methoden zum zielgerichteten Design biologisch aktiver
Substanzen konnten bisher allerdings nur wenige Wirkstoffe entwickelt werden, sie
haben sich in der Praxis bisher nicht bewährt. Weiterhin muß für ein rationales
Wirkstoffdesign das Target sehr gut charakterisiert, häufig muß sogar die
dreidimensionale Struktur des Targets bekannt sein.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde ein zielgerichtetes
Verfahren zur Entwicklung von biologisch und/oder chemisch aktiven Substanzen
zur Verfügung zu stellen, ohne auf ein rationales Moleküldesign zurückgreifen zu
müssen.
Dazu wird eine erfindungsgemäße charakterisierte Bibliothek enthaltend eine große
Anzahl von potentiell bindungsaktiven Substanzen verwendet. Als potentiell
bindungsaktive Substanzen im Sinne dieser Erfindung werden Moleküle verstanden
die mit anderen Verbindungen, insbesondere mit Nukleinsäuren, Proteinen oder
Peptiden, in Wechselwirkung treten können. Dazu zählen z. B. niedermolekulare
Stoffe, wie Carbonsäuren, Amine, Ester, Aldehyde, Ketone, Acetale und
Heterocyclen, wie Alkaloide, und Lipide, Saccharide, Steroide sowie andere
Naturstoffe, es können aber auch Peptide und Proteine, wie Antikörper oder
Peptoide sowie deren Homo- oder Heterodimere bzw. -multimere oder bekannte
Agonisten und Antagonisten von Proteinen verwendet werden.
Zusätzlich wird die Bibliothek durch eine Auswahl von potentiell bindungsaktiven
Substanzen ergänzt, die vorgegebene physikochemische Eigenschaften, wie z. B.
Größe, Lipophilizität oder Polarität möglichst homogen, über einen weiten
Eigenschaftsbereich, abdecken. Eine geeignete Auswahl kann z. B. anhand (J. M.
Blaney, E. J. Martin, Current Opinion in Chemical Biology 1997, 1, 54-59; H. Matter,
J. Med. Chem. 1997, 40, 1219-1229) erfolgen.
Die Bibliothek aus potentiell bindungsaktiven Substanzen wird mit Testsubstanzen
charakterisiert und damit charakterisiert. Als Testsubstanz kommen alle bekannten
Proteine, Polypeptide oder Nukleinsäuren in Frage, von denen die Struktur
mindestens eines Agonisten oder eines Antagonisten bekannt ist. Bevorzugte
Testsubstanzen sind bereits gut charakterisierte Nukleinsäuren, Proteine und
Peptide, wie z. B. Rezeptoren, Antikörper, Enzyme, Transkriptionsfaktoren,
Ionenkanäle oder auch codierende oder genregulatorische DNA-Sequenzen, wie
Promotoren oder Operatoren. Besonders bevorzugte Testsubstanzen sind alle
Verbindungen, die dem Fachmann als therapeutische Targets bekannt sind.
Die Charakterisierung der Bibliothek erfolgt über die Bestimmung der
Bindungsmuster der Testsubstanzen mit den bindungsaktiven Substanzen der
Bibliothek. Die Kontaktierung kann entweder in homogen in Lösung oder heterogen
mit an fester Phase immobilisierter Testsubstanz erfolgen.
Beim homogenen Assay werden die Testsubstanz und die zu charakterisierende
Bibliothek, jeweils in einem geeigneten Lösungsmittel gelöst und in Wechselwirkung
gebracht. Vorteilhaft ist es unter definierten Bedingungen, wie z. B. einer genau
definierten Konzentration der Testsubstanz und der potentiell bindungsaktiven
Substanzen oder z. B. der reproduzierbaren Verwendung physiologischer
Lösungsbedingungen, zu arbeiten. Anschließend werden Proben aus der Lösung
entnommen und das statische Bindungsmuster der Testsubstanz über die Abnahme
der Konzentration der bindungsaktiven Substanzen aus der Bibliothek z. B. mittels
Elektrospray-Ionisierungs Massenspektrometrie (ESI-MS), Nanospray-ESI-MS,
Matrix Assisted Laser Desorption Ionization - Massenspektrometrie (MALDI) oder
Time of Flight Sekundärionen-Massenspektrometrie (TOF-SIMS) bestimmt. Vor
einer massenspektrometrischen Bestimmung des Bindungsmuster ist eine
chromatographische Trennung der entnommenen Probe möglich, die Probe kann
allerdings auch direkt massenspektrometrisch untersucht werden.
Vorzugsweise findet die Kontaktierung in homogener Lösung in einer Dialyseeinheit
statt. Zu Beginn liegen alle potentiell bindungsaktiven Substanzen der zu
charakterisierenden Bibliothek in definierter Ausgangskonzentration, die
vorzugsweise weit über der Konzentration der Testsubstanz liegen, vor. Somit
binden vorrangig nur die bindungsaktivsten Substanzen der Bibliothek während die
weniger aktiven Komponenten in dieser kompetitiven Situation keine Bindung
eingehen. Im Laufe der Dialyse können nach definierten Zeitintervallen Proben
entnommen und die Intensitäten der Massensignale der einzelnen Komponenten der
Bibliothek mit ESI-MS, Nanospray-ESI-MS, MALDI oder TOF-SIMS zeitaufgelöst
bestimmt werden. Die Proben können entweder ohne weitere Aufreinigung oder
nach vorzugsweise chromatographischer Aufreinigung untersucht werden.
Das Trennen einer bindungsaktiven Komponente der zu charakterisierenden
Bibliothek und der Testsubstanz kann entweder im Spektrometer oder vorzugsweise
online chromatographisch erfolgen. Unterschreitet die Konzentration der Bibliothek
bei fortschreitender Dialyse einen bestimmten Wert, entsteht eine nicht-kompetitive
Situation, bei der auch weniger aktive Substanzen binden können. Dieser zeitlich-
dynamische Versuchsablauf liefert zusätzliche Informationen aufgrund des
erzeugten Konzentrationsgradienten bezüglich der potentiell bindungsaktiven
Substanzen im zeitlichen Verlauf der Messung.
Beim nicht-homogenen Assay werden Testsubstanzen an eine feste Phase wie z. B.
magnetische Polymerkügelchen gebunden. Die zu charakterisierende Bibliothek wird
in definierten, unterschiedlichen Konzentrationen zu der immobilisierten
Testsubstanz gegeben, so daß nicht-kompetitive als auch kompetitive Systeme
entstehen. Nach Abtrennen der festen Phase mit den gebundenen aktiven
Komponenten der Bibliothek werden entweder die in der Lösung verbliebenen
Komponenten der MSL oder die gebundenen Komponenten nach Elution von der
festen Phase mit massenspektrometrischen Methoden bestimmt.
Durch das wiederholte bestimmen des statischen oder des zeitlich-dynamisch
Bindungsmusters der bindungsaktiven Substanzen aus der Bibliothek mit
unterschiedlichen Testsubstanzen kann die Bibliothek charakterisiert werden, d. h.
im Sinne dieser Erfindung charakterisiert werden. Je mehr Testsubstanzen zum
Training der Bibliothek herangezogen werden desto besser ist das
Bindungsverhalten der Bibliothek charakterisiert.
Die Auswahl der Testsubstanz kann problemorientiert erfolgen, so sind bevorzugte
Testsubstanzen gut charakterisierte native oder artifizielle Proteine wenn mit dieser
Bibliothek proteinische Zielsubstanzen untersucht werden sollen.
Als mathematisches Werkzeug zur Analyse dieser Daten wird die Mustererkennung,
speziell die Clusteranalyse, eingesetzt (K. Backhaus, B. Erichson, W. Plinke, R.
Wieber, Multivariate Analysemethoden, 9. Auflage, 2000, Springer Verlag; D. T.
Stanton, T. W. Morris, S. Roychoudhury, C. N. Parker, J. Chem. Inf. Comput. Sci.
1999, 39, 21-27; P. C. Jurs, Science 1986, 232, 1219-1224). Wird eine
charakterisierte Bibliothek aus n potentiell bindungsaktiven Komponenten mit m
Testsubstanzen charakterisiert, dann kann jeder Testsubstanz ein definierter Punkt
in einem n-dimensionalen Raum, der von den n Komponenten aufgespannt wird,
zugeordnet werden.
Die ausgewählten Testsubstanzen decken im Idealfall den gesamten aufgespannten
n-dimensionale Raum der die Komponenten der charakterisierten Bibliothek
repräsentiert punktuell ab.
Wird eine Zielsubstanz einer erfindungsgemäßen charakterisierten Bibliothek
ausgesetzt kann deren Bindungsmuster analog zu den für die Testsubstanzen
beschriebenen Verfahren bestimmt werden. Das ermittelte Bindungsmuster
beschreibt die Zielsubstanz dabei phänomenologisch. Sind z. B. lipophile Regionen
in der Zielsubstanz vorhanden binden entsprechende bindungsaktive Substanzen
aus der charakterisierten Bibliothek, sind polare Regionen zugänglich werden polare
Substanzen aus der Bibliothek gebunden. Durch das ermittelte Bindungsmuster
kann der Zielsubstanz ein spezifischer Punkt im n-dimensionalen Raum, der durch
die einzelnen Komponenten aufgespannt wird, zugeordnet werden.
Chemischen Zielsubstanzen bzw. Testsubstanzen mit ähnlichem Bindungsverhalten
werden im bibliotheksspezifischen n-dimensionalen Raum nahe beieinander
liegende Punkte zugeordnet.
Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur phänomenologischen Beschreibung
von Zielsubstanzen unter Verwendung einer erfindungsgemäßen charakterisierten
Bibliothek aus potentiell bindungsaktiven Substanzen, bei dem die mit den zu
untersuchende Zielverbindung in Wechselwirkung mit der charakterisierten
Bibliothek gebracht wird und anschließend das durch die spezifischen
Wechselwirkungen erzeugte Bindungsmuster der Zielsubstanz bestimmt wird.
Aufgrund des ermittelten Bindungsmusters wird nach dem oben beschriebenen
Verfahren der Zielsubstanz ein Punkt im n-dimensionalen Raum der
charakterisierten Bibliothek zugeordnet, der das Bindungsverhalten der Zielsubstanz
wiedergibt. Nun können die Testsubstanzen ermittelt werden die durch benachbarte
Punkte im n-dimensionalen Raum der charakterisierten Bibliothek repräsentiert
werden und aufgrund dessen ein ähnliches Bindungsverhalten zeigen. Aus den
bekannten Agonisten bzw. Antagonisten der Testsubstanzen können dann
physikochemische Deskriptoren identifiziert werden, die für eine spezifische Bindung
mit der untersuchten Zielsubstanz förderlich sind.
Ein großer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist es, daß eine neu identifizierte
Zielstruktur, für die weder Agonisten, Antagonisten oder sonstige Bindungspartner
bekannt sein müsse, mit einer Gruppe von Testsubstanzen korreliert werden kann,
die strukturell ähnliche Merkmale und/oder physikochemisch ähnliche Eigenschaften
besitzen. Das bedeutet umgekehrt, daß ausgehend von den strukturellen Merkmalen
und physikochemischen Eigenschaften der bekannten Agonisten, Antagonisten und
Nichtbindern der ähnlichen Testsubstanzen Rückschlüsse auf die
physikochemischen und strukturellen Voraussetzungen potentieller Agonisten und
Antagonisten der untersuchten Zielstruktur gezogen werden können. Auf der
Grundlage der gewonnen Informationen kann eine gezielte Auswahl von
Verbindungen vorgenommen werden die auf eine spezifische Wechselwirkung mit
der zu untersuchenden Zielsubstanz untersucht werden können. Durch das
erfindungsgemäße Verfahren wird folglich, im Gegensatz zum "Try and Error"-
Prinzip, die zielgerichtete Auswahl von physikochemischen Deskriptoren ermöglicht,
die bei der Suche nach aktiven Substanzen (Effektoren) zu einer unbekannten
Zielsubstanz eingesetzt werden können, ohne daß auf ein rationales Moleküldesign
zurückgegriffen werden muß.
Interessante Zielsubstanzen sind vor allem Proteine, die dem Auftreten bestimmter
Krankheiten zugeordnet werden können, dabei ist unerheblich, ob ihre
dreidimensionale Struktur bekannt bzw. deren biochemisches Verhalten aufgeklärt
ist.
Weitere interessante Zielstrukturen sind genregulatorisch aktive DNA-Sequenzen,
wie z. B. Promotoren oder Operatoren.
Die nach dem oben beschriebenen Verfahren identifizierten Deskriptoren können z. B.
zur Herstellung einer kombinatorisch-synthetisch erzeugten Bank (J. M. Blaney,
E. J. Martin, Current Opinion in Chemical Biology 1997, 1, 54-59) aus potentiellen
Effektoren verwendet werden. Bei der Erzeugung einer solchen Bibliothek können
weitere Deskriptoren berücksichtigt werden, die bekannte chemisch-physikalische
Eigenschaften besitzen, so z. B. Strukturelemente die die Membrangängigkeit von
Wirkstoffen fördern, oder Strukturelemente, die die biologische oder physiologische
Abbaubarkeit oder Ausscheidbarkeit verbessern (P. J. Sinko, Current Opinion in
Drug Discovery & Development 1999,2 42-48).
Ein Effektor im Sinne dieser Erfindung ist eine biologisch oder chemisch aktive
Substanz, die mit der zu untersuchenden Zielsubstanz spezifisch in Wechselwirkung
tritt und deren Funktion beeinflußt. Effektoren sind z. B. Inhibitoren, Aktivatoren oder
Induktoren von Enzymen, Coenzymen Transkriptionsfaktoren oder Repressoren.
Somit ist ein weiterer Gegenstand der Erfindung die Verwendung von Deskriptoren,
die unter Einsatz einer erfindungsgemäßen charakterisierten Bibliothek ermittelt
wurden, für die Herstellung einer Bibliothek aus potentiellen Effektoren, sowie die
zielgerichtet erzeugten Bibliotheken zur Identifizierung von geeigneten Effektoren
der zu untersuchenden Zielsubstanz.
Geeignete Effektoren können nun mit den dem Fachmann bekannten Methoden
identifiziert werden.
Claims (14)
1. Verfahren zur phänomenologischen Beschreibung von Zielmolekülen
umfassend folgende Verfahrensschritte:
- a) kontaktieren einer zu untersuchenden Zielsubstanz mit einer charakterisierten Substanzbibliothek aus potentiell bindungsaktiven Substanzen,
- b) Ermittlung des Bindungsmusters der zu untersuchenden Zielsubstanz mit den bindungsaktiven Substanzen,
- c) Identifizierung bekannter Testsubstanzen mit einem möglichst ähnlichen Bindungsverhalten wie das der zu untersuchenden Zielsubstanz und Ermittlung der bekannten Agonisten und/oder Antagonisten dieser Testsubstanzen.
2. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
Bibliothek mit Proteinen, Peptiden oder mit Nukleinsäuren als Testsubstanzen
charakterisiert wurde.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Ermittlung des Bindungsmusters massenspektrometrisch erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Vergleich des Bindungsverhaltens von Ziel- und Testsubstanz über eine
Mustererkennung und einer mathematischen Auswertung nach der
Clusteranalyse erfolgt.
5. Substanzbibliothek enthaltend potentiell bindungsaktive Substanzen, dadurch
gekennzeichnet, daß die Bibliothek mit Testverbindungen charakterisiert ist.
6. Substanzbibliothek enthaltend potentiell bindungsaktive Substanzen, dadurch
gekennzeichnet, daß Substanzen enthalten sind, die bekannte therapeutische
Targets binden.
7. Substanzbibliothek nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
potentiell bindungsaktiven Substanzen Carbonsäuren, Amine, Ester, Aldehyde,
Ketone, Acetale und Heterocyclen, wie Alkaloide, und Lipide, Saccharide,
Steroide sowie andere Naturstoffe, aber auch Peptide und Proteine, wie
Antikörper oder Peptoide sowie deren Homo- oder Heterodimere bzw.
-multimere oder deren Agonisten und Antagonisten sind.
8. Substanzbibliothek nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die potentiell bindungsaktiven Substanzen vorgegebene
physikochemische Eigenschaften über einen weiten Eigenschaftsbereich
abdecken.
9. Verwendung einer charakterisierten Substanzbibliothek gemäß den
Ansprüchen 5 bis 8 zur Vorauswahl von Deskriptoren als Grundlage für den
Aufbau von Bibliotheken aus potentiellen Effektoren.
10. Verwendung des Verfahrens gemäß der Ansprüche 1 bis 4 zur zielgerichteten
Vorauswahl von Deskriptoren als Grundlage für den Aufbau von Bibliotheken
aus potentiellen Effektoren.
11. Substanzbibliothek erhältlich aus Deskriptoren ermittelt nach einem Verfahren
gemäß einem Ansprüche 1 bis 4 mittels kombinatorischer Synthese.
12. Substanzbibliothek nach Anspruch 11 dadurch gekennzeichnet, daß die mittels
kombinatorischer Synthese erzeugten Verbindungen durch Deskriptoren
variiert sind.
13. Verfahren zur Auffindung geeigneter Effektoren für eine zu untersuchende
Zielsubstanz umfassend folgende Verfahrensschritte:
- a) generieren einer Bibliothek gemäß der Ansprüche 10 bis 12 aus potentiellen Effektoren enthaltend Strukturmerkmale von Agonisten und/oder Antagonisten ermittelt gemäß einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
- b) kontaktieren der zu untersuchenden Zielsubstanz mit dieser Bibliothek und
- c) Identifizierung von Bindungspartnern der zu untersuchenden Zielsubstanz.
14. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bindungspartner anschließend auf ihre Effektoreigenschaften getestet werden.
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