DE10039143C1 - Verfahren zur Herstellung präziser Bauteile mittels Lasersintern und deren Nachbehandlung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung präziser Bauteile mittels Lasersintern und deren NachbehandlungInfo
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Abstract
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung präziser Bauteile durch Lasersintern eines Pulvermaterials, das aus einer Mischung von mindestens zwei Pulverelementen besteht und ist dadurch gekennzeichnet, dass die Pulvermischung durch den Hauptbestandteil Eisenpulver und weitere Pulverlegierungselemente gebildet ist, die in elementarer, vorlegierter oder teilweise vorlegierter Form vorliegen, und dass im Verlaufe des Lasersinterprozesses aus diesen Pulverelementen eine Pulverlegierung entsteht. Es werden folgende Pulverlegierungselemente, jedes für sich oder in beliebiger Kombination dem Eisenpulver zugegeben: Kohlenstoff, Silizium, Kupfer, Zinn, Nickel Molybdän, Mangan, Chrom, Kobalt, Wolfram, Vanadium, Titan, Phosphor, Bor. Die hergestellten Bauteile werden folgenden Nachbehandlungsschritten, die einzeln oder in beliebiger Kombination eingesetzt werden, unterzogen: Homogenisierung, Spannungsarmglühen, Wärmebehandlung, Abbau innerer Fehlstellen und Verbesserung der Oberflächengüte.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung präziser
Bauteile gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruchs.
Ein derartiges Verfahren ist aus der EP 0 782 487 B1 bekannt. Da
nach wird ein Bauteil nach dem Verfahren des Lasersinterns
durch Sintern von Metallpulvermischungen mit drei Kompomenten
hergestellt. Dabei ist das wichtigste Ziel der Erfindung die
Erhöhung der Schmelztemperatur des fertigen Bauteiles.
Bei der Herstellung von metallischen Bauteilen aus konventio
nellen Pulvermischungen besteht das Problem, dass die Porosi
tät der hergestellten Bauteile relativ hoch ist. Werden die
Bauteile mit einem Stahlpulver hergestellt, kann eine Dichte
von ca. 90% der theoretischen Dichte erreicht werden. In den
lasergesinterten Teilen aus Bronze verbleibt eine Restporosi
tät von ca. 30%. Bei Erhöhung der Dichte der fertigen Bautei
le z. B. durch Infiltration sinkt die Einsatztemperatur auf
ca. 180°C. Weitere Nachteile der konventionellen Pulvermischun
gen bestehen in den erreichbaren mechanischen Eigenschaften
des Bauteiles. Die thermischen Spannungen, die während des La
sersinterprozesses im Bauteil entstehen, bleiben als Eigen
spannungen erhalten und führen zu einer Rissbildung an be
stimmten Stellen, wie z. B. starken Querschnittübergängen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, metallische Bauteile
im Verfahren des Lasersinterns kostengünstig mit sehr guten
mechanischen Eigenschaften und in hoher Qualität herzustellen.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 gelöst. Die Unteransprüche stellen vorteilhafte
Weiterbildungen dar.
Danach besteht die Pulvermischung mit der im Verfahren des La
sersinterns Bauteile hergestellt werden sollen, aus dem Haupt
bestandteil Eisen und weiteren Pulverbestandteilen, die in
elementarer, vorlegierter oder in teilweise vorlegierter Form
vorliegen können. Aus diesen Pulverlegierungselementen ent
steht im Verlaufe des Lasersinterprozesses innerhalb von Mil
lisekunden eine Pulverlegierung aus der das Bauteil besteht.
Dabei wird die Pulvermischung/Legierung in einen Temperaturbe
reich nahe/oberhalb des Schmelzpunktes erwärmt, versintert und
durch anschließendes sehr schnelles Abkühlen in einen metasta
bilen Zustand überführt. Dieser metastabile Zustand ist we
sentlich für die Durchführung einer darauffolgenden Nachbe
handlung, welche die Eigenschaften sowohl des Werkstoffes als
auch der daraus hergestellten Bauteile entscheidend verbes
sert. Die Nachbehandlung besteht aus folgenden Schritten, die
einzeln oder in Kombination durchgeführt werden können: Ver
dichtung, Homogenisierung, Spannungsarmglühung, Wärmebe
handlung, Abbau innerer Fehlstellen, Verbesserung der Ober
flächengüte.
Dem Hauptbestandteil Eisen der Pulvermischung werden je nach
Anforderungen an das Fertigbauteil oder das Herstellungsver
fahren folgende weitere Pulverelemente einzeln oder in belie
biger Kombination zugegeben: Kohlenstoff C, Silizium Si, Kup
fer Cu, Zinn Sn, Nickel Ni, Molybdän Mo, Mangan Mn, Chrom Cr,
Kobalt Co, Wolfram W, Vanadium V, Titan Ti, Phosphor P, Bor B.
Diese Pulverbestandteile können einzeln oder in beliebiger
Kombination, je nach Anforderungen an die Eigenschaften des
Fertigbauteils oder des Herstellungsverfahrens, in folgenden
Mengen zugegeben werden: Kohlenstoff C: 0,01-2 M.-%, Silizium
Si: bis zu 1 M.-%, Kupfer Cu: bis zu 10 M.-%, Zinn Sn: bis zu 2 M.-%,
Nickel Ni: bis zu 10 M.-%, Molybdän Mo: bis zu 6 M.-%,
Mangan Mn: bis zu 2 M.-% oder 10-13 M.-%, Chrom Cr: bis zu 5 M.-%
oder 12-18 M.-%, Kobalt Co: bis zu 2 M.-%, Wolfram W
bis zu 5 M.-%, Vanadium V: bis zu 1 M.-%, Titan Ti: bis zu 0,5 M.-%,
Phosphor P: bis zu 1 M.-%, Bor B: bis zu 1 M.-%.
Die Erfindung sieht vor, dass die einzelnen Pulverbestandteile
in elementarer, legierter oder teilweise legierter Form vor
liegen. Dabei kann es sich um Pulverteilchen handeln, die mit
dem Hauptbestandteil Eisen legiert sind. In diesem Fall liegen
sie als z. B. Ferrobor, Ferrochrom, Ferrophosphor, oder Eisen
silizid vor. Es können auch weitere Pulverelemente in legier
ter oder vorlegierter Form zugegeben werden, wie z. B. Kupferphosphid,
die aber im übrigen hier nicht einzeln aufgezählt
werden. Es ist auch vorgesehen, dass die aus den o. g. Pulver
bestandteilen gebildete Pulvermischung in einem separaten Ver
fahrensschritt vorlegiert wird.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung besteht
die Pulvermischung aus wasser- oder gasverdüsten Pulvern,
Karbonylpulvern, gemahlenen Pulvern oder einer Kombination aus
diesen.
Es ist vorgesehen, dass die Pulverpartikel der Pulvermischung
eine Größe < 50 µm, bevorzugt zwischen 20-30 µm aufweisen.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist auch
vorgesehen, dass die Pulverpartikelgröße zwischen 50 und
max. 100 µm liegen kann. Diese Partikelgröße ist dann besonderes
vorteilhaft, wenn die Bauteile schnell hergestellt werden sol
len, d. h. wenn die Pulverschichten im Lasersinterverfahren ei
ne Schichtdicke von max. 100 µm aufweisen, bei welcher Schicht
dicke das Verfahren relativ schnell durchgeführt werden kann.
Es hat sich herausgestellt, dass eine Partikelverteilung von
30% < 20 µm und einer Restmenge aus Partikeln der Größe zwi
schen 20 und 60 µm zu besonderes guten Verfahrensergebnissen
führt, da dadurch hohe Schüttdichte bei gleichzeitig guter
Fliessfähigkeit erreicht wird.
Gemäß der vorteilhaften Ausgestaltung nach Anspruch 9 ist vor
gesehen, dass der Hauptbestandteil der Pulvermischung, das Ei
senpulver einen Anteil zwischen 5 und 20% von Partikeln der
Größe < 10 µm und die Restmenge der Pulverpartikel eine Größe
zwischen 50 und 60 µm aufweist.
Durch die optimierte Wahl der Belichtungsparameter kann die
Dichte der Bauteile nach dem Lasersintern so eingestellt wer
den, dass entweder kurze Bauzeiten mit niedrigerer Bauteil
dichte oder hohe Eigenschaftsanforderungen (hohe Dichten bei
längeren Bauzeiten) berücksichtigt werden. Bei sehr hohen An
forderungen hinsichtlich Temperatur und Verschleiß kann nun
durch eine gezielte Nachbehandlung (Sintern, Infiltration,
HIP) die Restporosität beseitigt werden. Dabei bleibt der Tem
peratureinsatzbereich unverändert oder wird verbessert.
Gleichzeitig können durch die Wärmebehandlung/Sinterung die
Eigenspannungen beseitigt und dadurch die Bauteilqualität gesteigert
werden. Bei der Herstellung der Bauteile im Laser
sinterverfahren wird die minimale Dichte durch die notwendige
Teilefestigkeit bestimmt. Sie muss so hoch sein, dass einer
seits das Teil auf der Bauplattform fixiert bleibt und ande
rerseits die Durchführung einer Nachbehandlung möglich ist.
Die obere Grenze der Dichte wird von dem Werkstoff und den ge
wünschten Eigenschaften bestimmt. Außerdem werden ökonomische
Belange berücksichtigt. Z. B. konnte bereits gezeigt werden,
dass durch geeignete Wahl der Pulvercharakteristik und der
chemischen Zusammensetzung des Werkstoffsystems lasergesinter
te Teile mit Dichten 92% der theoretischen Dichte hergestellt
werden konnten. Dabei handelt es sich um einen niedriglegier
ten Stahl, bei dem die Baurate 5,4 cm3/h betrug. Höhere Baura
ten können eingestellt werden, wenn ökonomische Belange eine
größere Rolle als die Bauteileigenschaften spielen. Um Kosten
zu sparen, kann daher ein Teil mit höherer Baurate bei niedri
gerer lasergesinterter Dichte hergestellt werden. Die notwen
dige Dichte kann durch eine Nachbehandlung erzielt werden.
Die einzelnen Verfahrensschritte der Nachbehandlung werden im
Folgenden näher erläutert:
Lasergesinterte Bauteile können direkt mit unter
schiedlichen Dichten hergestellt werden. Jedoch haben innere
Poren einen negativen Einfluss auf die mechanischen Eigen
schaften eines Bauteils. Daher ist die Reduzierung der Rest
porosität eine Möglichkeit, das Einsatzfeld lasergesinterter
Teile zu erweitern. Dieses Ziel kann durch eine Nachbehandlung
mit unterschiedlichen Schritten erreicht werden. Die Schritte
beinhalten a) konventionelles Sintern, b) Infiltration oder c)
isostatisches Verdichten. Beim Sintern können verschiedene Me
chanismen aktiviert werden, z. B. Festkörpersintern und/oder
Flüssigphasensintern. Ein Drucksintern ist ebenso anwendbar.
Lasergesinterte Strukturen aus Stahl können besonders gut
durch eine Kombination aus Festkörper- und Flüssigphasensin
tern verdichtet werden. Lasergesinterte Stahlpulvergemische
weisen eine hohe Inhomogenität auf. Starke Mikro- und Makrose
gregationen entstehen während der Belichtung mit dem Laser
strahl als Folge von Schockerwärmung und -abkühlung. Dadurch
werden manche Legierungselemente, wie z. B. Kupfer, nicht
vollständig im Stahlgefüge gelöst. Weiterhin entstehen nied
rigschmelzende Phasen, wie z. B. die Eutektika von Fe-C, Fe-B,
Fe-P. Wird nun ein lasergesintertes Bauteil aus Stahl in einem
dazu geeigneten Ofen mit einer typischen Heizrate von 10 K/min
erwärmt, kann sich eine flüssige Phase zwischen festen lasergesinterten
Strukturen bilden. Einige ungelöste Legierungsele
mente (Kupfer) schmelzen und führen ebenfalls zu einer Ver
dichtung. Segregationen von Legierungselementen innerhalb von
Teilchen oder an Korngrenzen können zur Bildung einer diffusiven
Flüssigphase führen (Supersolidus-Sintern). Am Beispiel eines
Stahls aus (Angaben in M.-%, Rest Fe) 0,9-1,2C - 1-2Cu - 0-
1,5Mo - 0-2Ni - 0,15B konnte diese Methode erfolgreich nachge
wiesen werden. So kam es zur Bildung einer ersten Schmelze bei
einer Temperatur von 1090°C, welche auf das Schmelzen von
Kupfer zurückzuführen ist. Innerhalb der Teilchen kam es bei
einer Temperatur von 1135°C zur Bildung einer zweiten flüssi
gen Phase durch eine eutektische Phase des Systems Fe-C. 100%
Dichte kann durch geeignete Pulvereigenschaften (Pulverkorn
größe, Zusammensetzung), Lasersinterparameter (Laserenergie,
Laserscangeschwindigkeit) und Sinterbedingungen (Temperatur,
Atmosphäre) erzielt werden. Die Genauigkeitseigenschaften kön
nen ebenfalls durch die Modifikation des Pulversystems, insbe
sondere die chemische Zusammensetzung und durch die Nachbe
handlungsschritte kontrolliert werden. So kann Sinterschwund
teilweise durch die Ausdehnung während des Homogenisierens der
Legierungselemente ausgeglichen werden. Während des Lasersin
terns werden die Legierungselemente nicht vollständig homoge
nisiert. Dafür finden Erwärmungs- und Abkühlungsprozesse in
einem zu kurzem Zeitraum statt. Zum Beispiel verbleiben Kup
ferpartikel nach dem Lasersintern in ungelöster Form. Deshalb
bildet sich eine flüssige Phase während der Nachsinterung, die
zwischen die Korngrenzen der Eisenpulverteilchen eindringt,
sich in Eisen löst und so zu einem Schwelleffekt führt, der
den Sinterschwund teilweise oder vollständig ausgleichen kann.
Weiterhin ergeben Legierungselemente wie Molybdän und Nickel
im gelösten Zustand ebenfalls Schwelleffekte beim Nachsintern.
So kann eine Pulvermischung mit Kohlenstoff (Fe-C allein führt
durch Porenreduzierung zum Sintern und Schwund), Kupfer und
Molybdän und/oder Nickel (diese Elemente ergeben den
Schwelleffekt) zur Kompensation der Schwindung durch gleich
große Ausdehnung verwendet werden. Der zuvor genannte Stahl
konnte mit einem linearen Schwund von 0,8% zu voller Dichte
von einer lasergesinterten Dichte von 92% ausgehend nachver
dichtet werden. Durch eine gezielte Wahl der Belichtungspara
meter, besonders die Anpassung der Strahlkompensation beim Be
lichten der Vor- und Nachkontur, kann ebenfalls die Genauig
keit kontrolliert werden.
Das Sintern ist nur eine Methode, um vollkommen dichte Bautei
le herzustellen. Materialinfiltration mit Polymeren
(Epoxydharzen) oder Metallinfiltration mit Kupfer, Bronze oder
Hartloten kann zum Verschließen von Poren genutzt werden. Je
doch können solche Methoden nur offene Poren verschließen. Me
chanische Methoden, die z. B. ein Heissisostatisches Pressen
beinhalten, können auch auf geschlossene Poren angewendet wer
den.
Direkt lasergesinterte Bauteile können ein
inhomogenes Gefüge aufweisen. Zum Beispiel liegen sogar im Sy
stem Eisen-Kohlenstoff Ferrit, Perlit und Martensit und ange
lassener Martenit gleichzeitig vor. Die Existenz von Legie
rungselementen, wie z. B. Molybdän und Bor, resultiert in der
Bildung von Zwischenstufengefüge. Die Mikrohärte variiert da
durch zwischen Werten von 150 bis 900 HV. Die Inhomogenität
steigt, wenn elementares und/oder teilweise vorlegiertes Pul
ver verwendet wird. Die Bildung und die Segregation von harten
Phasen wie z. B. Karbiden, Boriden und Nitriden verringern die
mechanischen Eigenschaften, insbesondere die Zähigkeit. Durch
eine Homogenisierung, die zusammen mit der Sinterung zur Erhö
hung der Dichte durchgeführt werden kann, verbessern sich die
Bauteileigenschaften lasergesinterter Strukturen. Die Homoge
nisierung von Legierungselementen kann ebenfalls bei hohen
Temperaturen durch die Bildung einer flüssigen Phase erzielt
werden. Das System Fe-0,8 C-0,3 B oder Fe-1,2 C-0,4 P mit An
teilen von Kupfer, Molybdän und Nickel (bis zu 2%) kann bei
ca. 1150°C durch die Bildung von diffundierenden eutekti
schen, flüssigen Phasen aus Eisen-Kohlenstoff-Bor bzw. Eisen-
Kohlenstoff-Phosphor in einer Verdichtung und gleichzeitig
sehr schnell ablaufenden Homogenisierung resultieren. Das Ge
füge besteht danach aus feinem, homogenen Bainit mit einem ge
ringen Anteil an erstarrter eutektischer Phase.
Erwärmung und Abkühlen der Pulverteilchen
im Lasersinterprozess finden in einem sehr kurzen Zeitfenster
statt (< 50 ms). Dadurch kommt es zur Ansammlung von thermi
schen Spannungen in bestimmten Bereichen des Bauteils. Wenn
der Werkstoff zusätzlich eine Phasenumwandlung erlebt, werden
den thermischen Spannungen weitere Eigenspannungen überlagert.
Z. B. kann für einen lasergesinterten Stahl mit 1% C ein
60minütiges Halten bei einer Temperatur von 200°C die Erhö
hung der Biegefestigkeit um 20% bewirken. Spannungsarmglühen
verbessert die Bauteileigenschaften also in erheblichen Maße.
Diese Methode kann mit den Schritten a) und b) verbunden wer
den.
Diese Nachbehandlung setzt sich zusammen aus
der Homogenisierung und dem Spannungsarmglühen.
Thermische Spannungen, die während
des Bauprozesses entstehen, verbleiben nach dem Lasersinter
prozess als Eigenspannungen im Bauteil. Akkumulierte Eigen
spannungen bewirken oftmals eine Rissbildung senkrecht zur
Baurichtung. Diese Eigenspannungen müssen besonders in hochbe
anspruchten Teilen, wie z. B. Werkzeugen, beseitigt werden.
Eine Wärmebehandlung des zuvor genannten Stahls bei einer Tem
peratur von 1220°C (20 min) bewirkte eine Verbesserung der
Biegefestigkeit um 40% ohne Änderung der Dichte.
Die Oberflächengüte kann
durch eine Wärmebehandlung positiv beeinflusst werden. Unter
schiedliche Methoden werden bisher vorrangig eingesetzt, wie
z. B. Strahlen mit verschiedenen Strahlmitteln oder Infiltra
tion. Wird jedoch ein optimierter Sinterzyklus zur Dichtestei
gerung angewendet, kann dadurch gleichzeitig die Oberflächen
güte verbessert werden. Dabei spielt die Bildung einer diffu
siven flüssigen Phase nahe der Oberfläche eine große Rolle.
Diese führt zu einem Verschließen der Poren und gleichzeitig
zu einer Einebnung der Oberflächenstrukturen. Dieses Merkmal
ist bei allen komplexen Bauteilen (Formeinsätze für den Kunst
stoffspritzguss) vorteilhaft, bei denen andere Verfahren nicht
zum gewünschten Resultat führen.
Die technischen Anwendungsgebiete der Erfindung bestehen in
der Herstellung metallischer Prototypen (Rapid Prototyping),
von Einzelteilen (Direct Parts) oder Werkzeugen (z. B. Formein
sätze für den Kunstoffspritzguss oder Metalldruckguss - Rapid
Tooling) mit dem generativen Verfahren Direktes-Metall-Laser
sintern. Aufgrund der sehr guten mechanischen Eigenschaften
können solche Teile im Formen- und Werkzeugbau sowie im Ma
schinen-, Anlagen- und Fahrzeugbau verwendet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand der folgenden bei
spiele näher beschrieben:
Konventionelle Pulver werden in der gewünschten Legierungszu
sammensetzung miteinander gemischt, wobei die Pulvereigen
schaften so eingestellt werden, dass sie den Anforderun
gen an das Fertigbauteil oder das Verfahren entsprechen. Es
ist wesentlich, dass ein gutes Fliessverhalten bei gleichzei
tig hoher Schüttdichte erreicht wird. Die Rolle der Zusatz
stoffe besteht in der Einstellung bestimmter mechanischer,
physikalischer und chemischer Eigenschaften des fertigen Bau
teils. Weiterhin kann die Rolle der Zusatzstoffe in der Erhö
hung des Absorptionsvermögens des Eisenpulvers von Laserstrah
len, der Verringerung des Schmelzpunktes des Pulversystems,
dem Einsatz niedrigschmelzender Elemente/Legierungen, der Ver
ringerung der Oberflächenspannung und Viskosität sowie der De
soxidation zur Verbesserung der Sinteraktivität zum Erzielen
hoher Dichten bestehen. Z. B. bewirkt Kohlenstoff als feiner
elementarer Graphit (Pulvergröße 1-2 µm) die Erhöhung des
Absorptionsvermögens von Eisen-/Stahlpulver und die Verringe
rung des Schmelzpunktes der Pulvermischung durch eutektische
Reaktion und Desoxidation. Kupfer- oder Bronzepulver mit einer
Pulvergröße von kleiner 45 µm fungiert als ein niedrigschmel
zendes Element bzw. eine niedrigschmelzende Verbindung und
verbessert die Sinteraktivität. Phosphor und Bor verringern
die Oberflächenspannung und die Viskosität der Schmelze, die
während des Lasersinterprozesses entsteht, um durch das Ver
meiden der Kugelbildung eine gute Oberflächenqualität zu er
zielen. Die Rolle der weiteren Pulverlegierungselemente kann
sowohl in der Einstellung gewünschter mechanischer Eigenschaf
ten als auch in der Reaktion mit anderen Elementen zur ver
stärkten Schmelzebildung (Fe-C-Mo) liegen. Die Pulverelemente
Kohlenstoff, Molybdän, Chrom, Mangan, Nickel bewirken die ho
hen mechanischen Eigenschaften des fertigen Bauteils. Phos
phor, Bor, Kupfer und Zinn bewirken eine hohe Sinteraktivität.
Durch die Wahl geeigneter Lasersinterparameter kann die Dichte
zwischen 70 und 95% der theoretischen Dichte variiert werden.
Eine weitere Dichtesteigerung auf nahezu 100% wird durch eine
Sinterung im Übergangstemperaturbereich Fest-Flüssig erreicht.
Beim direkten Lasersintern der beschriebenen Pulvermischung
werden Dichten von 70-95% der theoretischen Dichte erzielt.
Die maximale Dichte hängt von der Belichtungsstrategie und der
chemischen Zusammensetzung, der Legierungsweise sowie den Ei
genschaften (Pulverform, Partikelverteilung, Pulvergröße) der
verwendeten Pulvermischung ab: z. B. kann mit den Lasersinter
parametern 215 W cw CO2-Laser mit der Baugeschwindigkeit von
5,4 cm3/h eine Dichte von 92 ± 1% der theoretischen Dichte für
Pulver, bestehend aus (in M.-%): 0,7-1 C, 2-4 Cu, bis zu
1,5 Mo, bis zu 2 Ni, bis zu 0,4 Sn, 0,15 B, erreicht werden.
Eine Pulvermischung bestehend aus Eisen, 0,8 M.-% C, 0,3 M.-%
B wird mit den Lasersinterparametern 215 W CO2-Laser, 100 mm/s
Laserscangeschwindigkeit, 0,3 mm Laserspurbreite bei einer
Schichthöhe von 100 µm zu einer Dichte von 80-85% der theo
retischen Dichte lasergesintert. Die Bauteilhärte nach dem La
sersintern beträgt ca. 200 HV30. Durch eine Nachsinterung im
Temperaturbereich 1200-1260°C (Sinterdauer 10 min-1 h)
wird die Dichte auf 98% der theoretischen Dichte erhöht. Die
Härte bleibt konstant bei 200 HV30.
Eine Pulvermischung bestehend aus Eisen, 0,7-1 M.-% C, 2-4 M.-%
Cu, 1,5 M.-% Mo, 0,15 M.-% B wird mit den Lasersinterpa
rametern 215 W CO2-Laser, 100 mm/s Laserscangeschwindigkeit,
0,3 mm Laserspurbreite bei einer Schichthöhe von 50 µm zu ei
ner Dichte von 92 +/- 1% der theoretischen Dichte lasergesin
tert. Die Bauteilhärte nach dem Lasersintern beträgt ca. 370
HV30. Durch eine Nachsinterung im Temperaturbereich 1200-
1260°C (Sinterdauer 10 min-1 h) wird die Dichte auf 98%
der theoretischen Dichte erhöht. Die Härte verringert sich auf
320 HV30 durch eine langsame Ofenabkühlung.
Eine Pulvermischung bestehend aus Eisen, 1-1,2 M.-% C, 2-4 M.-%
Cu, 0,4 M.-% P wird mit den Lasersinterparametern 215 W
CO2-Laser, 100 mm/s Laserscangeschwindigkeit, 0,3 mm Laserspur
breite bei einer, im Vergleich zum ersten Beispiel, verringer
ten Schichthöhe von 50 µm zu einer Dichte von 90 +/- 1% der
theoretischen Dichte lasergesintert. Die Bauteilhärte nach dem
Lasersintern beträgt ca. 450 HV30. Durch eine Nachsinterung im
Temperaturbereich 1200-1260°C (Sinterdauer 10 min-1 h)
wird die Dichte auf 98% der theoretischen Dichte erhöht. Die
Härte sinkt durch eine relativ langsame Ofenabkühlung auf
370 HV30 und garantiert somit sehr gute Zähigkeitseigenschaf
ten.
Eine Eisenpulvermischung mit 0,8 M.-% Kohlenstoff ergibt nach
dem Lasersintern Rauheitswerte von RZ 150 µm und Ra 29 µm. Wird
der Kohlenstoffanteil auf 1,6 M.-% erhöht, verbessern sich die
Rauheitswerte auf RZ 60 µm und Ra 19 µm. Pulvermischungen mit
sehr guten mechanischen Eigenschaften nach dem Lasersintern
(siehe Pulvermischung aus dem Bespiel 3) weisen Rauheitswerte
von RZ 75 µm und Ra 11 µm auf. Durch eine dem Lasersintern
nachfolgende Sinterung kann die Oberflächenqualität weiter
verbessert werden. So sinken die Rauheitswerte der Pulvermi
schung Eisen, 0,8 M.-% C und 0,3 M.-% B nach einer Sinterung
bei 1260-1280°C, 30 Minuten-1 Stunde Sinterdauer im Vor
vakuum, auf RZ 19,6 µm und Ra 2,6 µm.
Claims (15)
1. Verfahren zur Herstellung präziser Bauteile durch Lasersin
tern eines Pulvermaterials, das aus einer Mischung von minde
stens zwei Pulverelementen besteht, dadurch gekennzeichnet,
dass die Pulvermischung durch den Hauptbestandteil Eisenpulver
und weitere Pulverlegierungselemente gebildet ist, die in ele
mentarer, vorlegierter oder teilweise vorlegierter Form vor
liegen, und dass im Verlaufe des Lasersinterprozesses aus die
sen Pulverelementen eine Pulverlegierung entsteht, und wobei
die hergestellten Bauteile folgenden Nachbehandlungsschritten,
die einzeln oder in beliebiger Kombination eingesetzt werden,
unterzogen werden: Homogenisierung, Spannungsarmglühen, Wärme
behandlung, Abbau innerer Fehlstellen und Verbesserung der
Oberflächengüte.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass fol
gende, in elementarer, legierter oder vorlegierter Form vor
liegende, Pulverelemente jedes für sich oder in beliebiger
Kombination dem Eisenpulver zugegeben werden: Kohlenstoff, Si
lizium, Kupfer, Zinn, Nickel, Molybdän, Mangan, Chrom, Kobalt,
Wolfram, Vanadium, Titan, Phosphor, Bor.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die
Pulverelemente jedes für sich oder in beliebiger Kombination
in folgenden Mengen zugegeben werden: Kohlenstoff: 0,01-2 M.-
%, Silizium: bis zu 1 M.-%, Kupfer: bis zu 10 M.-%, Zinn: bis
zu 2 M.-%, Nickel: bis zu 10 M.-%, Molybdän: bis zu 6 M.-%,
Mangan: bis zu 2 M.-% oder 10-13 M.-%, Chrom: bis zu 5 M.-%
oder 12-18 M.-%, Kobalt: bis zu 2 M.-%, Wolfram bis zu 5 M.-
%, Vanadium: bis zu 1 M.-%, Titan: bis zu 0,5 M.-%, Phosphor:
bis zu 1 M.-%, Bor: bis zu 1 M.-%.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Pulverelemente in legierter oder vor
legierter Form als Ferrochrom, Ferrobor, Ferrophosphor, Kup
ferphosphid oder Eisensilizid vorliegen.
5. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Pulvermischung aus gasverdüsten Pul
vern, Karbonylpulvern, gemahlenen Pulvern oder einer Kombinati
on davon besteht.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Pulvermischung aus einer Menge von
Pulverpartikeln mit einer Größe kleiner 50 µm, bevorzugt zwi
schen 20-30 µm besteht.
7. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Pulvermischung aus Partikeln
mit einer Größe 50 - max. 100 µm besteht.
8. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1-5, dadurch
gekennzeichnet, dass die Pulvermischung zu 30% aus Partikeln
besteht, die kleiner sind als 20 µm und dass die Restmenge aus
Partikeln mit der Größe zwischen 20 und 60 µm besteht.
9. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1-5, dadurch
gekennzeichnet, dass der Hauptbestandteil der Pulvermischung,
das Eisenpulver, zwischen 5 und 20% der Partikel der Größe
kleiner 10 µm aufweist und dass die Restmenge aus Partikeln der
Große 50-60 µm besteht.
10. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Parameter des Lasersintervorganges
wie Laserenergie, Lasergeschwindigkeit, Spurbreite und Belich
tung, in Abhängigkeit von den gewünschten Eigenschaften des
Fertigteiles eingestellt werden.
11. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass der Schritt der Verdichtung als konven
tionelles Sintern, Infiltration oder isostatisches Verdichten
durchgeführt wird.
12. Verfahren nach Ansprch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das
Sintern als Festkörpersintern oder als Drucksintern durchge
führt wird.
13. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass Spannungsarmglühung in Verbindung mit dem
Schritt der Verdichtung und der Homogenisierung durchgeführt
wird.
14. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass der Schritt der Wärmebehandlung aus den
Schritten Homogenisierung und Spannungsarmglühung besteht.
15. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass der Schritt der Verbesserung der Oberflä
chengüte durch Strahlen mit verschiedenen Strahlmitteln, durch
Infiltration oder durch einen optimierten Sinterzyklus durch
geführt wird.
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