DE10036486A1 - Verfahren zur Auftrennung von in Lösung befindlichen doppelstränigen Nukleinsäuren in einzelsträngige Nukleinsäuren - Google Patents
Verfahren zur Auftrennung von in Lösung befindlichen doppelstränigen Nukleinsäuren in einzelsträngige NukleinsäurenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Auftrennung von in wäßriger Lösung befindlichen doppelsträngigen Nukleinsäuren in einzelsträngige Nukleinsäuren. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß die Zerlegung der Nukleinsäuren in Einzelstränge durch Einstrahlung von elektromagnetischen Wellen durchgeführt wird, wobei die Frequenz und die Intensität der elektromagnetischen Wellen mit der Maßgabe ausgewählt sind, daß die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Nukleotiden einer doppelsträngigen Nukleinsäure durch unmittelbare Wechselwirkung der elektromagnetischen Strahlung mit der doppelsträngigen Nukleinsäure gelöst werden, wobei die Wellenzahl der elektromagnetischen Wellen in einem Transmissionsfenster von D¶2¶O liegt und wobei die wäßrige Lösung zumindest zum Teil mit D¶2¶O gebildet ist.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Auftrennung von
in wäßriger Lösung befindlichen doppelsträngigen Nuklein
säuren in einzelsträngige Nukleinsäuren. - Der Begriff der
Nukleinsäuren umfaßt neben DNA und RNA auch PNA. Mit die
sem Begriff sind weiterhin natürliche Nukleinsäuren, i. e.
Nukleinsäuren voller Länge, umfaßt, als auch Nukleinsäure
fragmente. Fragmente bezeichnet dabei Teile einer (natür
lich oder gentechnisch hergestellten) Nukleinsäure bzw.
synthetisierte Nukleinsäuren. Typische Basenpaarzahlen von
Fragmenten liegen beispielsweise im Bereich von kleiner
als 10 bis zu über 2000. Nukleinsäuren können an einer
oder an mehreren Stellen substituiert sein, beispielsweise
mit Farbstoffmolekülen, Brückenmolekülen zur Immobili
sierung an festen Substraten, und/oder reaktiven/kataly
tischen Molekülgruppen. Solche Substituenten berühren die
typische Funktionalität der Nukleinsäure, insbesondere die
Hybridisierbarkeit, nicht.
Verfahren der vorstehenden Art werden z. B. in dem Bereich
der Amplifikation bzw. Vervielfältigung von Nukleinsäure
strukturen oder bei der Hybridisierung zu untersuchender
Nukleinsäuren mit bekannten Nukleinsäuren zum Zwecke des
Erhalts von Informationen über die Sequenz der unbekannten
Nukleinsäuren (Stichworte: DNA-Hybridisierungstechniken,
DNA Chips) oder auch bei der Synthese benötigt. Grundlage
vieler gentechnischer Analyse- und Syntheseverfahren ist
die selektiv arbeitende PCR (Polymerase chain reaction),
eine einfache Vervielfältigungsmethode für gezielt aus
suchbare DNA's oder DNA-Fragmente in einer Reaktionskammer
(siehe z. B. US-A-4,683,195 und US-A-4,683,202) oder auch
in situ, beispielsweise in einem Gewebeschnitt. Nach der
Einführung temperaturstabiler Polymerasen hat diese Meth
ode weite Verbreitung in gentechnischen Laboratorien ge
funden. Aber auch andere Anwendungen benötigen eine
Auftrennung einer doppelsträngigen Nukleinsäure in Einzel
stränge. So ist dies beispielsweise bei der einfachen Hy
bridisierungsreaktion notwendig, wenn die zu hybridi
sierende Nukleinsäure doppelsträngig vorliegt. Nach der
Hybridisierung ist es oftmals ebenfalls notwendig, eine
Auftrennung in Einzelstränge durchzuführen, beispielsweise
zur Regeneration von bestimmten Bindungsstellen oder zur
effizienteren Detektion der erfolgten Hybridisierung.
Schließlich kann es auch erforderlich werden, Nuklein
säuren von Substraten und/oder immobilisierten Bindung
spartnern zu lösen, beispielsweise im Falle von
Nukleinsäure Chips. Auch hier kann eine übermäßige Erwär
mung u. U. stören.
PCR ist insbesondere die gezielte Vervielfältigung eines
präzise aus dem Genom ausgesuchten relativ kurzen Segments
der zweisträngigen DNA in einfachen Temperaturzyklen. Die
Auswahl des DNA-Segments erfolgt durch ein sogenanntes
Paar von Primern, zweier DNA-Stücke mit je etwa 5-30 Basen
Länge, die die beiderseitigen Enden des ausgesuchten DNA-
Segments codieren. Die Vervielfältigung erfolgt durch ein
Enzym namens Polymerase. Die PCR-Reaktion läuft in
wäßriger Lösung ab, in der wenige Moleküle der Ausgangs-
DNA und genügende Mengen an Polymerase, Primern, Triphos
phaten der natürlichen und/oder weiteren nicht-natürlichen
Nukleotide, Aktivatoren und Stabilisatoren vorhanden sind.
In jedem Temperaturzyklus wird zunächst die Doppelhelix
der DNA bei etwa 95°C "aufgeschmolzen", wobei die beiden
Stränge voneinander getrennt werden. Bei etwa 45°C werden
dann die Primer an eine genau passend komplementäre Nuk
leotidfolge der DNA-Einzelstränge angelagert ("Hybridis
ierung"). Bei 72°C wird die Doppelhelix durch den Anbau
der komplementären Nukleotide an ein Wachstumsende der
Primer durch eine besonders temperaturfeste Polymerase
(Taq-Polymerase) wieder zu einer neuen Doppelhelix ver
vollständigt. Dadurch wird das ausgewählte DNA-Segment
zwischen den Primern im Prinzip verdoppelt. In dreißig
Zyklen werden also aus einem einzigen Doppelstrang der DNA
als Ausgangsmaterial rund eine Milliarde DNA-Segmente
erzeugt, deren beide Enden mit den Primern identisch sind.
Die Vervielfältigung der DNA erfolgt bei den heutigen PCR
Geräten schon relativ schnell im Vergleich zu den früher
benutzten Klonierungsmethoden in lebenden Zellen. Bei op
timiertem Steuerprogramm kann innerhalb drei Stunden mit
einem handelsüblichen PCR-Gerät aus aufgeschlossenem Zell
material ein etwa 400 Basenpaare langes DNA-Fragment am
plifiziert werden, so daß sich die DNA Konzentration
deutlich über die Nachweisgrenze (im Agarosegel unter UV-
Bestrahlung und Färbung mit Ethidiumbromid) erhöht.
Das Schmelzen der DNA erfolgte bisher bei einer Tempera
tur, die knapp über der empirisch ermittelten Schmelztem
peratur liegt. Untersuchungen haben gezeigt, daß eine
halbe Sekunde Erhitzung auf diese Temperatur für eine
vollständige Trennung aller Doppelhelix-Strukturen genügt.
Die Hybridisierung braucht ebenfalls nicht lange, wenn die
Primer in genügender Konzentration vorhanden sind. Bei
optimaler Konzentration sind etwa ein bis zwei Sekunden
ausreichend. Die Vervollständigung der DNA hat eine sehr
hohe Geschwindigkeit: Pro Sekunde können unter optimalen
Temperatur- und Konzentrationsbedingungen 50 bis 100 Basen
durch eine spezielle Polymerase angebaut werden (C. R.
Newton und A. Graham: PCR; Spektrum Akademischer Verlag;
Heidelberg, Berlin, Oxford, 1994; Seite 31). Da im allge
meinen nur DNA Segmente von bis zu 400 Basen Länge für die
Analysen benötigt werden, reichen zehn Sekunden gut für
die Verlängerung aus.
Die Zeitdauer für einen. Temperaturzyklus hängt somit
größtenteils von der Aufheiz- und Abkühlgeschwindigkeit
ab, die wiederum vom Flüssigkeitsvolumen, von den Gefäßdi
mensionen und von der Wärmeleitfähigkeit der Gefäßwände
und der Reaktionslösung abhängt. Bei üblichen Geräten,
beispielsweise dem Primus 96, MWG Biotech AG, Deutschland,
wird hierzu zum Aufheizen einer 5 ml DNA Lösung mit elek
trischen Leistungen von ca. 400 Watt gearbeitet. Auf jeder
Temperaturstufe sind im Prinzip nur wenige Sekunden von
nöten, teilweise sogar weniger.
Es ist bekannt, durch Verringerung des Probenvolumens,
Vergrößerung der spezifischen Oberfläche und durch pneuma
tisches Anlegen eines Kühlblocks die Übergangszeiten zum
folgenden Temperaturniveau so kurz wie möglich zu halten
(DE 197 17 085 A1). Dies ist jedoch nur mit erheblichem
mechanischen und mikrosystemtechnischen Aufwand möglich.
Aus der Literaturstelle WO 98/00562 ist es bekannt, den
Aufschmelzprozeß mittels eines elektrischen Feldes dur
chzuführen, welches im Zuge des Reaktionsverlaufes ab
geschaltet oder invertiert wird.
Aus der Literaturstelle WO 96/41864 ist es bekannt, eine
zum Aufschmelzen erforderliche Temperatur in der Lösung
mittels Einstrahlung von IR- und UV-Licht einzustellen.
Demgemäß kann entweder breitbandig gearbeitet werden, es
kann aber auch kohärente Strahlung eingesetzt werden. In
jedem Fall ist betont, daß die Wellenzahlen mit der
Maßgabe auszuwählen sind, daß sie im Bereich hoher Absorp
tionskoeffizienten des Wassers liegen. Ähnliche Verfahren
sind in den Literaturstellen US-A-5,972,667 und
US-A-5,721,123 beschrieben. In allen drei Literaturstellen
wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Einstrahlung
zum Zwecke der Temperaturerhöhung der Lösung bzw. des
Lösungsmediums erfolgt. Da somit eine Erwärmung der Lösung
auf ca. 95°C erfolgt, muß mit entsprechend hohen Leistun
gen gearbeitet werden und die subsequente Abkühlung ist
mit allen Problemen und Zeitverzögerungen analog der elek
trischen Aufheizung behaftet.
Aus der Literaturstelle WO 98/06876 ist es bekannt, den
Aufheizvorgang zum Aufschmelzen dadurch durchzuführen, daß
ein in der Lösung befindliches Festkörpersubstrat mittels
Einstrahlung von elektromagnetischen Wellen aufgeheizt
wird. Die zum Einsatz kommenden elektromagnetischen Wellen
weisen Frequenzen unterhalb von 1,07 GHz auf.
Eine hohe Geschwindigkeit der PCR ist insbesondere aus den
folgenden Gründen erwünscht. Im Verfolg der Entschlüsse
lung des menschlichen Erbgutes im "Human Genome Project"
wird im Zusammenhang mit einer Vielzahl von Techniken,
mittels welchen die gewonnenen Informationen ausgewertet
und verwertet werden, die PCR benötigen. Beispielsweise
beruhen praktisch alle Biochip Technologien auf dem
Einsatz der PCR. Weiterhin existieren PCR Anwendungen, die
der Diagnose dienen, beispielsweise zur Erkennung von bes
timmten Tumorzellen in menschlichem Gewebe. Sollen solche
Analysen beispielsweise während einer Operation am Patien
ten durchgeführt werden, dann wird eine maximale Analysen
dauer von 10 Minuten gefordert. Bisher beschriebene PCR
Geräte (A. T. Woodley et. Al., "Functional Integration of
PCR Amplification and Capillary Electrophoresis in a Mi
crofabricated DNA Analysis Device", Anal. Chem. 68, 4081,
Dezember 1996) benötigen tpischerweise jedoch mindestens
15 Minuten bei einem Programm mit 30 Zyklen. Die Zeit, die
man zum Aufschließen der Zellen und zur Freilegung der DNA
benötigt, ist dabei noch nicht eingerechnet. Schließlich
wird PCR beispielsweise auch bei der Selektion von gegen
vorgegebene Zielstoffe affinen Aptameren bzw. Ribozymen
aus hochkomplexen DNA-Bibliotheken (1015 und mehr) einge
setzt.
Ein weiteres Problem der bekannten PCR Verfahren, und zwar
auch der Verfahren mit Einstrahlung von elektroma
gnetischen Wellen, welche vom Medium absorbiert werden, ist
die irreversible Zerstörung der Polymerase durch die hohe
Temperatur während des Aufschmelzens. Obwohl es heute
schon sehr gut auf Temperaturstabilität optimierte Po
lymerasen gibt, sinkt die Leistungsfähigkeit der Enzyme
bei jedem Zyklus beträchtlich ab. Die Halbwertszeit der
Aktivität üblicher Polymerasen (von Thermus aquaticus) bei
95°C beträgt 40 Minuten (C. R. Newton und A. Graham: PCR;
Sektrum Akademischer Verlag; Heidelberg, Berlin, Oxford,
1994; Seite 31). Gerade während der letzten Zyklen wird
aber eine sehr hohe Aktivität der Polymerase gefordert, da
bereits sehr viele DNA Amplifikate erzeugt wurden, die
alle gleichzeitig verlängert werden sollen. Es muß daher
eine entsprechend höhere Menge des teuren Enzyms einge
setzt werden. Einige PCR Verfahren begegnen diesem Problem
durch eine sukzessive Verlängerung der Elongationszeiten
in jedem Zyklus. Ein Polymerase-Molekül kann dann mehrmals
hintereinander an unterschiedlichen Stellen während eines
Zyklus eingesetzt werden. Dies erhöht jedoch wiederum die
Gesamtdauer der PCR. Es wäre wünschenswert, wenn eine Op
timierung der Verlängerungsgeschwindigkeit der Polymerasen
gelänge, anstatt die Temperaturstabilität der Enzyme
weiter verbessern zu müssen.
Den bekannten Technologien ist gemeinsam, daß der Bedarf
an elektrischer Energie aufgrund der notwendigen Heiz- und
Kühlprozesse relativ hoch ist mit der Folge, daß ent
sprechende Stromversorgungseinheiten vorgesehen sein
müssen. Dies macht Geräte des Standes der Technik volu
minös und schwer und erschwert einen vor-Ort Einsatz
außerhalb eines speziell vorgesehenen Labors. Zudem werden
spezielle, temperaturstabile Polymerasen benötigt, die
teuer sind, zumal aufgrund der Halbwertszeiten auch eine
größere Menge benötigt wird.
Daher liegt der Erfindung das technische Problem zugrunde,
ein Verfahren anzugeben, mittels welchem innerhalb
kürzester Zeit eine doppelsträngige Nukleinsäure in Ein
zelstränge zerteilt werden kann. Insbesondere ist es
wünschenswert, die Zykluszeit für die PCR Amplifikation
von Nukleinsäuren zu beschleunigen und auf wenige Sekunden
zu reduzieren. Ebenso wünschenswert ist es, die für Po
lymerasen schädliche Erhitzung auf hohe Temperaturen zu
vermeiden und so die PCR effektiver werden zu lassen und
gleichzeitig teures Polymerase Enzym einzusparen, insbe
sondere aber auch den Einsatz weniger temperaturstabiler
Polymerasen zu gestatten. Schließlich wäre eine Ver
ringerung des Bedarfes an elektrischer Energie zum Zwecke
eines mobilen Einsatzes, beispielsweise mit Batterien,
wünschenswert.
Zur Lösung dieses technischen Problems lehrt die Er
findung, daß die Zerlegung der Nukleinsäuren in Einzel
stränge durch Einstrahlung von elektromagnetischen Wellen
durchgeführt wird, wobei die Wellenzahl und die Intensität
der elektromagnetischen Wellen mit der Maßgabe ausgewählt
sind, daß die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Nukleo
tiden einer doppelsträngigen Nukleinsäure durch unmittel
bare Wechselwirkung der elektromagnetischen Strahlung mit
der doppelsträngigen Nukleinsäure gelöst werden, wobei die
Wellenzahl der elektromagnetischen Wellen in einem Trans
missionsfenster von D2O liegt und wobei die wäßrige Lösung
zumindest zum Teil mit D2O gebildet ist. - Als Transmis
sionsfenster ist ein Wellenzahlenbereich bezeichnet, in
welchem die molare Absorptivität, messen gemäß der Litera
turstelle S. Y. Venyaminov et al., Analytical Biochemistry
248: 234-245 (1997) weniger als 5 M-1cm-1, vorzugsweise weni
ger als 3 M-1cm-1, beträgt.
Die Erfindung beruht auf den folgenden Erkenntnissen. Die
genaue Struktur, die Bindungslängen, die Bindungswinkel
und die Bindungsenergie der Wasserstoffbrückenbindungen
zwischen den Nukleinsäure bzw. DNA Strängen und die
molekularen Massenanteile der Nukleotide sind bekannt.
Wenn dann die Frequenzen der elektromagnetischen Wellen
zudem so ausgewählt sind, daß die Wellen mit dem Medium,
i. e. Reaktionspuffer bzw. seinen mengenmäßigen Hauptkompo
nenten, eine möglichst geringe Wechselwirkung aufweisen,
kann eine (unerwünschte) thermische Aufheizung des
Gesamtgemisches vermieden werden. Es versteht sich, daß
die Frequenzen auch so gewählt sein sollten, daß keine
störende Absorption durch die Polymerasen stattfindet.
Zum Schmelze n der Nukleinsäure muß dem Molekül Energie
hinzugefügt werden, deren Betrag mindestens so hoch ist,
wie die Bindungsenergie der Wasserstoffbrücke. Die für die
Erfindung wesentliche Erkenntnis ist, daß Nukleinsäure
moleküle wegen ungleicher Verteilung elektrischer Ladungen
durch elektromagnetische Wechselfelder zum Schwingen an
geregt werden können. Hierbei können insbesondere die an
den Wasserstoffbrückenbindungen beteiligten Molekülgrup
pen, beispielsweise C=O und/oder N-H Gruppen, angeregt
werden. In Frage kommende Wellenzahlen können beispiel
sweise mittels der Raman Spektroskopie ermittelt werden.
Wellenzahlen mit hohem Absorptionskoeffizienten im Raman
Spektrum sind im Rahmen der Erfindung geeignet. Insbeson
dere Streckschwingungen von C=O und/oder N-H Gruppen
führen zu einer Destabilisierung der angrenzenden
Wasserstoffbrückenbindungen der Nukleinsäure. Ohne an die
Theorie gebunden sein zu wollen, ist anzumerken, daß eine
Auftrennung statt findet, wenn der eingetragene Quan
tenenergiebetrag größer als die Bindungsenthalpie der H-
Brücke ist. Beispielsweise aus der Bindungsenthalpie von H
= 12,6 kJ/mol ergibt sich je Bindung ein Wert von H =
2,09.10-20 J. Mit E = h.v erhält man eine Frequenz von
31,5 THz bzw. eine Wellenzahl von 1051 cm-1. Wenn im Bereich
solcher Frequenzen mit ausreichender Leistung Energie
eingestrahlt wird, kann dies zu einer Lösung der
Wasserstoffbrückenbindungen und folglich einer Vereinze
lung der beiden Stränge einer doppelsträngigen Nuklein
säure führen.
Die Erfindung beruht auf der weiteren Erkenntnis, daß
leichtes Wasser H2O bei den Wellenzahlen, die zu einer Auf
trennung der Nukleinsäuren führen, ebenfalls in beachtli
chem Maße absorbiert, und folglich zumindest ein Teil des
leichten Wassers durch ein Lösungsmittel, nämlich D2O er
setzt werden kann, welches bei diesen Absorptionsbanden
der Nukleinsäuren nicht oder nur geringfügig absorbiert,
wenn eine störende Absorption durch das Medium und fol
glich dessen unerwünschte Erwärmung vermieden werden soll.
Grundsätzlich ist insofern auch ein entsprechendes nicht-
wäßriges Lösungsmittel, in welchem die Nukleinsäuren sta
bil sind und die gewünschten Reaktionen störungsfrei aus
geübt werden können, einsetzbar. Durch Ein- und
Ausschalten der Strahlungsquelle kann somit eine reversi
ble, nahezu isotherme Auftrennung doppelsträngiger Nuk
leinsäuren in einzelsträngige Nukleinsäuren erreicht
werden, wobei der Beriff "isotherm" dahingehend zu verste
hen ist, daß zu keinem Zeitpunkt eine Temperatur des Medi
ums bzw. des Reaktionspuffers erreicht wird, die der
thermodynamischen Schelztemperatur aller anwesender dop
pelsträngiger Nukleinsäuren entspricht. In diesen Zusam
menhängen ist anzumerken, daß in Falle einer gewünschten
maßvollen Erwärmung der Grad der Erwärmung des Mediums bei
vorgegebener Einstrahlleistung und -Dauer auch über das
Mischungsverhältnis H2O/D2O eingestellt werden kann. Das
Gewichtsverhältnis H2O/D2O im Reaktionspuffer bzw. der
Lösung beträgt beispielsweise 0 : 100 bis 99,5/0,5, vorzug
sweise 0 : 100 bis 50 : 50, höchstvorzugsweise 0 : 100 bis
10 : 90.
Es ist somit möglich, durch gezielte Einstrahlung elektro
magnetischer Wellen mit definierten Wellenzahlen, insbe
sondere Nukleinsäure-Resonanzfrequenzen, welche abseits
von Resonanzen des Mediums bzw. der Polymerasen liegen,
selektiv eine Trennung der Nukleinsäurestränge voneinander
zu bewirken, und zwar ohne eine beim Stand der Technik
festzustellende unerwünschte Erwärmung des Puffers und
insbesondere der Polymerasen. Dies wird (neben der nicht
beobachteten Erwärmung) auch dadurch belegt, daß die Tren
nung nur wenige Milliwatt, beispielsweise 0,1 bis 1000
Milliwatt, insbesondere 1 bis 100 Milliwatt, erfordert,
bei geeigneter Anpassung der Expositionsvorrichtung und
Positionierung des Reaktionsgefäßes.
Mit der Erfindung wird erreicht, daß beispielsweise bei
der PCR die Aufheiz- und Abkühlungsperiode entfällt bzw.
kürzer ausfällt, so daß sich die Zykluszeiten und damit
die Gesamtdauer des Amplifikationsvorgangs im Vergleich
zur vorbekannten PCR erheblich verkürzt. Gleichzeitig wird
die zur Vervielfachung notwendige Polymerase praktisch
nicht durch Hitzedenaturierung geschädigt, so daß eine
kleinere Menge des teuren Enzyms eingesetzt werden kann.
Es kann aber auch eine weniger hitzebeständige Polymerase
eingesetzt werden. Dies beruht letztendlich darauf, daß
Resonanzen der Polymerase typischerweise nicht bei
gleichen Wellenzahlen wie Molekül-Resonanzen in einem
(Doppel-)Strang liegen. Wesentlich ist hierbei also letzt
endlich, daß der Aufschmelzvorgang erfindungsgemäß nicht
durch Temperaturerhöhung (des Mediums), sondern durch Ein
strahlung elektromagnetischer Wellen mit einer definierten
Nukleinsäure-Wellenzahl erfolgt.
Im Rahmen der Erfindung bevorzugt ist es, wenn die Wellen
zahlen der elektromagnetischen Strahlung im Bereich von
weniger als 1150 cm-1 und/oder 1200 bis 2200 cm-1 und/oder
oberhalb 2700 cm-1 eingestellt ist mit der Maßgabe, daß die
eingestellte Frequenz zumindest teilweise solche Schwin
gungszustände der Nukleinsäure anregt, welche in einer
Trennung ausschließlich der Wasserstoffbrückenbindungen
resultieren, nicht jedoch Bindungen einer Polymerase spal
tet (dies schließt geringfügige Zersetzungsraten von bis
zu 10%, vorzugsweise weniger als 2%, der Rate bei Erwär
mung auf 95°C ein) oder zu einer Temperaturerhöhung eines
Mediums führt (dies schließt unwesentliche Temperatur
erhöhungen eines nicht thermostatisierten Mediums von bis
zu 20°C/min., vorzugsweise von weniger als 5°C/min.
ein). Dies ist der Wellenzahlenbereich, in welchem experi
mentell, beispielsweise mittels Raman Spektroskopie,
geeignete Resonanzen gefunden werden können, um doppel
strängige DNA bei Temperaturen unterhalb der thermodyna
mischen DNA-Schmelztemperatur, bis hinunter zu 20°C, zu
schmelzen. Durch beispielsweise Raman Spektroskopie an
Lösungen mit Polymerase, jedoch ohne Nukleinsäuren, können
die für die Stabilität der eingesetzten Polymerase
schädlichen Wellenzahlen ermittelt und so vermieden wer
den. Im Bereich unterhalb 1150 cm-1 liegen die Phosphat
gruppenschwingunen sowie der Fingerprintbereich von
Nukleinsäuren. Im Bereich zwischen 1250 und 2200 cm-1
liegen die C=O Streckschwingungen von Nukleinsäuren. Im
Bereich oberhalb von 2700 cm-1 liegen die H-
Streckschwingungen von Nukleinsäuren.
Zusätzlich zu den erfindungsgemäß eingesetzten Wellen
zahlen können elektromagnetische Wellen mit Wellenzahlen
eingestrahlt werden, welche zu einer definierten moderaten
Erwärmung des Mediums bzw. des Reaktionspuffers führen,
wobei die Wellenzahl, die Strahlungsleistung und die
Bestrahlungsdauer mit der Maßgabe ausgewählt sind, daß das
Medium auf Temperaturen von nicht mehr als 90°C, vorzugs
weise nicht mehr als 75°C, innerhalb einer Aufheizver
fahrensstufe aufgeheizt wird.
Von selbstständiger Bedeutung im Rahmen der Erfindung ist
die Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens in einem
Verfahren zur in vitro Amplifikation von Nukleinsäuren mit
den folgenden Verfahrenstufen: a) Zerlegung der Nuklein
säuren in Einzelstränger b) Anhybridisierung von Primern
an die Einzelstränge aus Stufe a), c) Verlängerung der in
Stufe b) anhybridisierten Primer durch (Desoxy-) Ribonuk
leosidtriphosphate mittels Einsatz einer Polymerase, d)
Rückführung der in Stufe c) erhaltenen Nukleinsäuren in
die Stufe a), wobei die Stufen a)-d) so oft wiederholt
werden, bis ein vorgegebener Amplifikationsfaktor erreicht
ist und wobei die elektromagnetische Strahlung in Stufe a)
eingestrahlt wird.
Bevorzugt ist es, wenn auf Nukleinsäure-Synthese-
Geschwindigkeit optimierte Polymerasen in Stufe b) einge
setzt werden. Diese brauchen nämlich nicht mehr die beim
Stand der Technik erforderliche Temperaturbeständigkeit
aufzuweisen. So wird der bisher langsamste und damit
geschwindigkeitsbestimmende Schritt der PCR deutlich
verkürzt.
Die Erfindung ist grundsätzlich bei allen PCR-Methoden
einsetzbar, beispielsweise auch im Rahmen der Sequenzier
reaktion mit der Kettenabruchmethode nach Sanger.
Gegenstand der Erfindung ist weiterhin eine Vorrichtung
zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 4 mit einer Reaktionskammer zur Aufnahme einer
Lösung mit Nukleinsäuren und ggf. weiteren Reagenzien,
insbesondere Polymerasen und Nukleotiden, mit einer Vor
richtung zur Erzeugung Elektromagnetischer Wellen sowie
einem die Reaktionskammer begrenzenden optischen Fenster,
wobei die Vorrichtung zur Erzeugung elektromagnetischer
Wellen Strahlung im Bereich von weniger als 1100 cm-1
und/oder 1300 bis 2100 cm-1 und/oder mehr als 2700 cm-1
erzeugt. - Als Vorrichtungen zur Erzeugung elektromag
netischer Strahlung kommen insbesondere IR-
Strahlungsquellen in Frage. Zur Erzeugung kohärenter IR-
Strahlung definierter Wellenzahl sind beispielsweise IR-
Laser, typischerweise Kohlenmonoxid Gaslaser, Kohlenmon
oxid Obertonlaser, Optisch-Parametrische-Oszillatoren
(OPO), Laser mit Heterodyn-Mischverfahren oder Halbleiter
laser, wie Bleisalz-Diodenlaser oder Quantenkaskaden-Laser
geeignet. Halbleiterlaser sind wegen der preisgünstigen
Herstellung, der geringen Betriebsleistung und der unprob
lematischen Temperierung besonders vorteilhaft für kleine
und tragbare Geräte zur Nukleinsäure-Denaturierung. Bei
Einsatz von nicht-kohärenten Strahlungsquellen müssen ggf.
Wellenzahlanteile, welche im Bereich der Absorptionsbanden
von H2O bzw. D2O liegen, mittels einer Wellenzahlenselek
tionsvorrichtung so hinreichend gedämpft oder ausgeblendet
werden, daß eine strahlungsbedingte Erwärmung der Lösung
auf Temperaturen oberhalb 90°C, besser oberhalb 80°C oder
75°C, verhindert wird. Dies kann beispielsweise durch
Zwischenschaltung geeigneter Transmissionsfilter, Notch-
Filter, sonstigen Interferenzfilter, einem Prisma- oder
einem Gitter-Monochromator zwischen der Strahlungsquelle
und dem optischen Fenster erfolgen. Alternativ oder
zusätzlich kann das optische Fenster selbst die benötigte
Filterfunktion ausüben. Es versteht sich, daß das optische
Fenster für die erfindungsgemäß eingesetzten Wellenzahlen
eine gute Transmission aufweisen sollte.
Das optische Fenster kann einen Teil der Wandung der Reak
tionskammer bilden, die Reaktionskammer kann aber auch
insgesamt als otpisches Fenster ausgebildet sein. Die
Reaktionskammer kann auf verschiedene Weisen weiter ausge
bildet sein. So kann die Reaktionskammer als diskon
tinuierlicher Rührkessel-Reaktor ausgebildet sein. Dies
meint, daß die Reaktionslösung stationär bleibt und ggf.
agitiert wird. Es ist aber auch möglich, die Reaktionskam
mer als kontinuierlichen Rührkessel, beispielsweise als
Rohrreaktor, auszubilden, wobei in das Innere des Reaktors
und im Falle eines Rohrreaktors in Richtung der Längser
streckung des Rohrreaktors elektromagnetische Wellen ein
strahlbar sind. In einem solchen Reaktor ist die
Reaktionslösung mobil und strömt zwischen einem Einlaß und
einem Auslaß durch den Reaktor. Dabei ist der Reaktions
fortschritt bzw. sind die Reaktionsstufen eine Funktion
der Verweilzeit bzw. des Ortes (im Falle eines Rohrreak
tors in erster Näherung eindimensional entlang der Längs
erstreckung). Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der
Reaktionskammer ist eine (ggf. beidseitig geschlossene)
Kapillare, wobei die Kapillare hinsichtlich ihrer Längser
streckung zumindest zum Teil in Richtung des elektrischen
Feldvektors der elektromagnetischen Strahlung ausgerichtet
ist.
Im Rahmen des erfindungsgemäßen Amplifikationsverfahrens
kann die Strahlungsquelle zur periodischen Emission der
Strahlung ausgebildet sein, und zwar entsprechend der
Reaktionszyklen so, daß lediglich in der Verfahrenstufe a)
eingestrahlt wird. Dies ist durch eine Steuereinheit
möglich, welche entweder die Strahlungsquelle entsprechend
periodisch ein- und ausschaltet. Ebenso kann aber auch
mittels der Steuereinheit eine Abschatteinheit, beispiels
weise eine Blende oder ein Schutter, so angesteuert wer
den, daß das optische Fenster gegenüber der
Strahlungsquelle in den Verfahrensstufen b) bis d) ab
geschattet wird.
Für das Annealing der Primer ist es aus Spezifitätsgründen
oft sinnvoll, eine Temperaturregelung der Reaktionskammer
auf eine konstante Temperatur oberhalb der Raumtemperatur,
beispielsweise 25-80°C, insbesondere 40 bis 70°C oder
60°C, vorzusehen. Neben der vorstehend bereits beschrie
benen Erwärmung durch (zusätzlich) Einstrahlung von von
dem Lösungsmittel absorbierbarer Strahlung kann dies auch
auf konventionell elektrischem Wege erfolgen. Im Falle der
Strahlung kann die Regelung durch Veränderung der reflek
tiven Eigenschaften der Wände der Reaktionskammer und/oder
durch eine Veränderung der Transmissionseigenschaften des
optischen Fensters oder vorgeschalteter optischer Elemente
erfolgen.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind
die Wände der Reaktionskammer, mit Ausnahme des optischen
Fensters, reflektierend im Bereich der erfindungsgemäß
eingesetzten Wellenzahlen ausgebildet. Dann wird die Ef
fektivität der Aufspaltung erhöht aufgrund der besseren
Ausnutzung der eingestrahlten elektromagnetischen Wellen.
Eine oder mehrere Nukleinsäuren, und/oder für die Reak
tionen der Nukleinsäuren eingesetzten Enzyme oder Kata
lysatoren können dabei in dem Reaktor immobilisiert sein.
Dies kann an den Reaktorwandungen erfolgt sein, besonders
bevorzugt ist aber eine Immobilisierung reaktorinnenseitig
am optischen Fenster. Damit wird ein Effekt einer lösungs
mittelbedingte Dämpfung der eingestrahlten elektromag
netischen Wellen noch weiter reduziert, da die Wellen
zunächst unmittelbar auf die Zielmoleküle auftreffen. Auch
ist eine Immobilisierung der besagten Komponenten an in
der Lösung suspendierbaren Partikeln oder nicht-mischbaren
Flüssigkeitstropfen möglich. Hierdurch kann eine Abtren
nung in einer an die Reaktion(en) anschließenden Tren
nungsverfahrenstufe erleichtert werden.
Folgend werden Details der Erfindung sowie weitere mögli
che Ausführungsformen der Erfindung näher erläutert.
Bei der PCR durchläuft das Reaktionsgemisch im einzelnen
die folgenden physikalischen und chemischen Zustand
sänderungen:
a) Das Reaktionsgemisch wird mit elektromagnetischen Wel
len einer oder mehrerer definierter Wellenzahlen mit aus
reichender Leistung bestrahlt. Doppelsträngige DNA geht
dabei in einzelsträngige DNA über. Die Temperatur des
Reaktionsgemisches wird dabei von den elektromagnetischen
Wellen nicht wesentlich beeinflußt. b) Die Einstrahlung
der elektromagnetischen Wellen wird beendet und das Reak
tionsgemisch wird auf eine geeignete Temperatur geregelt,
die unterhalb der Anlagerungstemperatur der Primer liegt.
Die Primer können sich an den komplementären Stellen der
einzelsträngigen DNA anlagern. c) Das Reaktionsgemisch
wird auf eine Temperatur geregelt, bei der die Polymerase
mit optimaler Geschwindigkeit den komplementären Strang
mit Nukleotiden auffüllt. Diese drei Stufen können so oft
wie gewünscht wiederholt werden. Das entstandene
doppelsträngige Reaktionsprodukt wird dabei wieder in (a)
eingesetzt.
In der Praxis ist es möglich, für die Verfahrensstufen b)
und c) die gleiche Temperatur, beispielsweise im Bereich
von 20°C bis 80°C, einzustellen. Der Verlauf der Gesamt
reaktion ist dann isotherm. Dies ermöglicht eine beacht
liche apparative Vereinfachung gegenüber PCR gemäß dem
Stand der Technik, bei welchem mit hoher Präzision und
folglich hohem technischen Aufwand unterschiedliche Tem
peraturstufen angefahren und eingeregelt werden müssen,
und dies zudem möglichst schnell.
Das Reaktionsgemisch setzt sich dabei aus den üblichen
Komponenten zusammen, wie sie bei der konventionellen PCR
oder deren Weiterentwicklungen benutzt werden. Dies sind
mindestens ein geeignetes Lösungsmittel, eine sehr kleine
Menge Nukleinsäure als Matritze, ein oder mehrere
geeignete Oligonukleotide als Primer, Desoxynukleotid
triphosphate aller in der Matritze zwischen den Primern
liegenden Nukleinbasen, und eine Substanz, welche die Ket
tenverlängerung katalysiert (e. g. Polymerase).
Eine (zusätzliche) Einstrahlung von anderen Wellenzahlen,
als die erfindungsgemäß zur Auftrennung der Doppelstränge
eingesetzten Wellenzahl, kann unter Umständen nützlich
sein, um Quervernetzungen bei komplizierten Tertiärstruk
turen der DNA aufzulösen und dadurch die Amplifikation des
DNA-Abschnittes zu erleichtern.
Die Erfindung kann auch im Rahmen der in-situ PCR vorteil
haft verwendet werden. Hierbei wird beispielsweise ein
Gewebeschnitt mit den PCR Reagentien versetzt, wobei
zumindest ein Primer eine Markierung trägt. Mit Markierung
sind jegliche Art von meß- oder färbetechnisch wirksame
Markierungsatome oder Markierungsmoleküle gemeint. Dann
wird der Gewebeschnitt dem o. g. Reaktionszyklus ausgesetzt
mit dem Ergebnis, daß Nukleinsäuren mit sehr hoher Empfind
lichkeit und lateraler Auflösung detektierbar sind. Mit
der Erfindung wird erreicht, daß eine Austrocknung eines
Gewebeschnitts und/oder eine Denaturierung von Stoffen
darin aufgrund der geringeren Aufheizung zuverlässig ver
hindert werden kann, und zwar unter Vermeidung der anson
sten hierfür erforderlichen Maßnahmen.
Eine Verfolgung der Aufspaltung der doppelsträngigen Nuk
leinsäuren in einzelsträngige Nukleinsäuren kann durch
Beobachtung des hypochromatischen Effekts erfolgen. Hierzu
wird mittels einer UV-Lichtquelle (200-1000 nm) die
Lösung durchstrahlt und mittels eines UV-Detektors (spek
trale Selektivität im Wellenlängenberich von 250-260 nm)
gemessen. Die Anordnung ist so getroffen, daß der Reaktor,
beispielsweise eine Kapillare, durchstrahlt wird. Die UV-
Transmissionsmessungen erfolgen bei 260 nm. Bei den UV-
Absortionsmessungen ist die gewählte UV-Wellenlänge spezi
fisch für einzelsträngige DNA (hyperchromatischer Effekt).
Eine hohe Transmission steht also für eine geringe Konzen
tration an einzelsträngiger DNA. Eine niedrige Trans
mission zeigt dagegen das Vorliegen einzelsträngiger DNA
an.
Folgend wird die Erfindung anhand von lediglich Aus
führungsbeispielen darstellenden Figuren näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 Raman Spektrum einer Nukleinsäure,
Fig. 2 Raman Spektren der Nukleinsäure aus Fig. 1 zusam
men mit Ramanspektren von H2O und D2O,
Fig. 3 Raman Spektrum von D2O, H2O und der Nukleinsäure
aus Fig. 1 im einem Bereich höherer Wellenzahlen,
Fig. 4 eine schematische Darstellung einer erfindungs
gemäßen Vorrichtung mit köhärenter
Strahlungsquelle,
Fig. 5 eine schematische Darstellung einer erfindungs
gemäßen Vorrichtung mit nicht-köhärenter
Strahlungsquelle und Transmissionsfilter,
Fig. 6 eine schematische Darstellung einer erfindungs
gemäßen Vorrichtung mit nicht-kohärenter
Strahlungsquelle und Prismenfilter,
Fig. 7 eine schematische Darstellung einer erfindungs
gemäßen Vorrichtung mit nicht-köhärenter
Strahlungsquelle und Gitterfilter,
Die Fig. 1 zeigt ein Ramanspektrum der Nukleinsäure
d(GCGAATTCGC)2, gemessen mit einem HeNe Laser mit 10 mW bei
632 nm. Insbesondere von Interesse sind die C=O
Streckschwingungen bei knapp 1700 cm-1. Die Nukleinsäure
wurde in wäßriger D2O Lösung gemessen, die Menge an Nuk
leinsäure betrug 30 mM.
In der Fig. 2 erkennt man, daß die C=O Streckschwingung
der untersuchten Nukleinsäure d(GCGAATTCGC)2 genau im
Bereich von einem ausgeprägten Maximum der Biegeschwingung
des leichten Wassers liegt. Demgegenüber absorbiert D2O
sowie durch Isotopenaustausch entstehendes HDO bei erheb
lich niedrigeren Wellenzahlen und legt die C=O Streck
schwingung der Nukleinsäure gleichsam frei mit der Folge,
daß eine Einstrahlung beispielsweise bei ca. 1690 cm-1 in
einer wäßrigen Lösung mit leichtem Wasser zur Wassererwär
mung in beachtlichem Maße führt, während in einer Lösung
mit schwerem Wasser die eingestrahlten Wellen nahezu
ausschließlich zur Auftrennung der Nukleinsäure genutzt
werden können. Gemessen wurde mit einem HeNe Laser, 10 mW,
632 nm.
In der Fig. 3 erkennt man, daß die H-Streckschwingungen
der untersuchten Nukleinsäure (jene der Fig. 1 und 2)
im ansteigenden Ast der H2O Streckschwingungen liegen. Auch
hier erreicht man durch den Einsatz von D2O eine Verbesse
rung, da D2O demgegenüber praktisch nicht bei den H-
Streckschwingungen der Nukleinsäure absorbiert. Die Mess
bedingungen der Fig. 1 bis 3 sind gleich.
In der Fig. 4 erkennt man eine Reaktionskammer 1 mit für
IR reflektiven Kammerwandungen 2 sowie einem optischen
Fenster 3. Das optische Fenster 3 weist für Wellenzahlen
im Bereich 1300 bis 2100 cm-1 eine hohe Transmission auf.
Weiterhin erkennt man eine Strahlungsquelle 4, welche im
Ausführungsbeispiel ein Quantenkaskaden-Diodenlaser ist.
Dieser emittiert bei einer Wellenzahl von 1668 cm-1.
In den Fig. 5 bis 7 sind Vorrichtungen entsprechenden
Aufbaus dargestellt, welche sich einerseits darin unter
scheiden, daß als Strahlungsquelle ein IR-Breitband
strahler 4, nämlich des Typs General Electric CXR Tungsten
Lampe, eingesetzt ist. Zur Ausblendung von Wellenzahlen im
Bereich der D2O Absorptionsmaxima sind verschiedene
zusätzlich Maßnahmen eingerichtet. Im Falle der Fig. 5
ist ein optischer Filter 5 mit einem geeigneten Absorp
tionsbereich vorgesehen. In den Fig. 6 und 7 erfolgt
eine Aufspaltung der Strahlung mittels eines Prismas 6
(Fig. 6) oder eines optischen Gitters 7 (Fig. 7) mit
anschließender Selektion gewünschter Wellenzahlen mittels
einer Blende 8.
Eine Vorrichtung durch Durchführung des erfindungsgemäßen
PCR-Verfahrens ist ansonsten im Prinzip wie im Stand der
Technik aufgebaut. Der wesentliche Unterschied besteht
darin, daß zusätzlich oder anstelle der konventionellen
Einrichtungen zur Erwärmung auf 95°C eine Einrichtung zur
Einstrahlung elektromagnetischer Wellen in die Reaktion
skammer eingerichtet ist und die Reaktionskammer ein op
tisches Fenster aufweist. Bezüglich Details hierzu darf
auf die Fig. 4 bis 7 verwiesen werden, die weiteren
Komponenten entsprechen dem üblichen Aufbau und brauchen
daher nicht näher erläutert werden.
Claims (7)
1. Verfahren zur Auftrennung von in wäßriger Lösung be
findlichen doppelsträngigen Nukleinsäuren in einzel
strängige Nukleinsäuren,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zerlegung der Nukleinsäuren in Einzelstränge durch Einstrahlung von elektromagnetischen Wellen durch geführt wird,
wobei die Wellenzahl und die Intensität der elektroma gnetischen Wellen mit der Maßgabe ausgewählt sind, daß die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Nukleotiden einer doppelsträngigen Nukleinsäure durch unmittelbare Wechselwirkung der elektromagnetischen Strahlung mit der doppelsträngigen Nukleinsäure gelöst werden, und
wobei die Frequenz der elektromagnetischen Wellen in einem Transmissionsfenster von D2O liegt und
wobei die wäßrige Lösung zumindest zum Teil mit D2O ge bildet ist.
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zerlegung der Nukleinsäuren in Einzelstränge durch Einstrahlung von elektromagnetischen Wellen durch geführt wird,
wobei die Wellenzahl und die Intensität der elektroma gnetischen Wellen mit der Maßgabe ausgewählt sind, daß die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Nukleotiden einer doppelsträngigen Nukleinsäure durch unmittelbare Wechselwirkung der elektromagnetischen Strahlung mit der doppelsträngigen Nukleinsäure gelöst werden, und
wobei die Frequenz der elektromagnetischen Wellen in einem Transmissionsfenster von D2O liegt und
wobei die wäßrige Lösung zumindest zum Teil mit D2O ge bildet ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Wellenzahl der elektromagnetischen Strahlung im
Bereich von weniger als 1150 cm-1 und/oder 1250 bis 2200 cm-1
und/oder oberhalb 2700 cm-1 eingestellt ist mit der
Maßgabe, daß die eingestellte Frequenz zumindest teil
weise solche Schwingungszustände der Nukleinsäure an
regt, welche in einer Trennung ausschließlich der
Wasserstoffbrückenbindungen resultieren, nicht jedoch
Bindungen einer Polymerase spaltet.
3. Verwendung eines Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 in
einem Verfahren zur in vitro Amplifikation von Nuklein
säuren mit den folgenden Verfahrenstufen: a) Zerlegung
der Nukleinsäuren in Einzelstränge, b) Anhybridisierung
von Primern an die Einzelstränge aus Stufe a), c) Ver
längerung der in Stufe b) anhybridisierten Primer durch
(Desoxy-)Ribonukleosidtriphosphate mittels Einsatz einer
Polymerase d) Rückführung der in Stufe c) erhaltenen
Nukleinsäuren in die Stufe a), wobei die Stufen a)-d)
so oft wiederholt werden, bis ein vorgegebener Amplifi
kationsfaktor erreicht ist und wobei die elektroma
gnetische Strahlung in Stufe a) eingestrahlt wird.
4. Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
auf Nukleinsäure-Synthese-Geschwindigkeit optimierte
Polymerasen in Stufe b) eingesetzt werden.
5. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach
einem der Ansprüche 1 bis 4 mit einer Reaktionskammer
zur Aufnahme einer Lösung mit Nukleinsäuren, mit einer
Vorrichtung zur Erzeugung elektromagnetischer Wellen
sowie mit einem Abstrahlelement zur Abstrahlung der
elektromagnetischen Strahlung, wobei das Abstrahlelement
bei der Reaktionskammer angeordnet ist und wobei die
Vorrichtung zur Erzeugung elektromagnetischer Strahlung
Strahlung im Bereich von weniger als 1100 cm-1 und/oder
1300 bis 2100 cm-1 und/oder mehr als 2700 cm-1 erzeugt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, wobei die Vorrichtung zur
Erzeugung elektromagnetischer Strahlung ein Laser ist,
dessen Emissionsstrahl vorzugsweise durch die Reaktions
kammer geleitet wird.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, wobei die Reaktionskammer
als Rohrreaktor ausgebildet ist und wobei der Emissions
strahl des Lasers parallel, vorzugsweise koaxial, zur
Achse des Rohrreaktors ist.
Priority Applications (4)
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---|---|---|---|
DE10036486A DE10036486A1 (de) | 2000-07-25 | 2000-07-25 | Verfahren zur Auftrennung von in Lösung befindlichen doppelstränigen Nukleinsäuren in einzelsträngige Nukleinsäuren |
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AU2001285691A AU2001285691A1 (en) | 2000-07-25 | 2001-07-25 | Method for unraveling double-stranded nucleic acids located in a solution into single-stranded nucleic acids |
EP01964863A EP1305448A2 (de) | 2000-07-25 | 2001-07-25 | Verfahren zur auftrennung von in lösung befindlichen doppelsträngigen nukleinsäuren in einzelsträngige nukleinsäuren |
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