DE10033347A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems eines Fahrzeugs - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems eines FahrzeugsInfo
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Abstract
Es werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems eines Fahrzeugs vorgeschlagen. Dabei ist wenigstens eine zentrale Steuereinheit und eine dezentrale Steuereinheit vorgesehen, der wenigstens eine Radbremse zugeordnet ist. In der dezentralen Steuereinheit sind dabei Mittel implementiert, die eine Früherkennung einer Blockier- und/oder Durchdrehneigung des zugeordneten Rades erlauben. In diesem Fall wird vom dezentralen Steuergerät eine zusätzliche Stellgröße erzeugt, welche den Bremsensteller, vorzugsweise den elektromotorischen Bremsensteller der Radbremse, im Sinne einer Verhinderung des Blockierens bzw. des Durchdrehens ansteuert.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems eines Fahr
zeugs.
Ein dezentrales elektrisches Bremssystem für ein Kraftfahr
zeug ist aus der DE-A 198 26 131 A1 bekannt. Das dort ge
zeigte Bremssystem weist eine dezentrale Struktur auf, wobei
eine Pedaleinheit zur Bildung der fahrerwunschabhängigen
Führungsgrößen, ggf. eine Verarbeitungseinheit zur Berück
sichtigung von Zusatzfunktionen sowie Radeinheiten zur
Steuerung bzw. Regelung der Stellglieder der Radbremsen über
ein oder mehrere Kommunikationssysteme miteinander verbunden
sind. Dabei sind die Radsteuereinheiten jeweils einer Rad
bremse zugeordnet und in deren Nähe angeordnet, während Ver
arbeitungseinheit und Pedalmodul an zentraleren Orten des
Fahrzeugs angebracht sind. Problematisch bei solchen dezen
tralen elektrischen Bremssystemen ist die Implementierung
eines Antiblockierreglers. Infolge des Kommunikationssystems
ist beim Transport von Daten und Informationen mit Übertra
gungs- und Latenzzeiten zu rechnen. Dadurch kann eine in ei
ner zentralen Steuereinheit implementierte Blockierschutz
funktion in Zusammenhang mit hydraulischen, pneumatischen
oder auch elektromotorischen Lösungen beeinträchtigt sein.
Besonders schwerwiegend ist dieser Nachteil in Systemen, in
denen wenigstens eine der Radbremsen mittels einer elektro
motorischen Zuspannung betrieben wird. Durch den als Brem
sensteller verwendete Elektromotor ergeben sich zusätzliche
Trägheiten im Bremssystem. In Bezug auf die speziellen Ei
genschaften, die zur Realisierung einer Antiblockierfunktion
notwendig sind, ist ein solches Bremssystem in der Regel
langsamer als konventionelle (hydraulische oder pneumati
sche) Lösungen. Wird nämlich beim Zuspannen der Elektromotor
voll bestromt und wird dann (im Rahmen des Blockierschutzes)
eine geringere Zuspannkraft bzw. ein geringeres Bremsmoment
als Führungsgröße vorgegeben als die Istgröße, so steckt
durch die Rotation und Translation der bewegten Teile eine
große Menge an kinetischer Energie im System. Dies ist hin
derlich bei der im Rahmen der Antiblockierfunktion vorgese
henen Öffnung der Zange. Dies gilt selbst dann, wenn im Fal
le eines Gleichstrommotors als Steller eine Drehrichtungsum
kehr durch Umpolen der Versorgungsspannung und ggf. ein An
passen des Betrages an die Bewegungsumkehr erreicht wird. In
diesem Fall ist der Bremsensteller aufgrund der rotierenden
Masse so träge, dass ein weiteres kurzzeitiges Zuspannen
nicht unterbunden werden kann. Dies führt dazu, dass der ei
gentliche Vorgang des Öffnens der Zange zu spät beginnt und
somit die Antiblockierfunktion beeinträchtigt ist.
Entsprechendes gilt auch bei der Realisierung eines An
triebsschlupf- oder eines Stabilitätsreglers.
Durch eine Stellgrößenaufschaltung im Radmodul abhängig von
der Beschleunigung und/oder Verzögerung des zugeordneten Ra
des wird eine zufriedenstellende Dynamik des Blockierschutz
reglers auch unter schwierigen Systembedingungen erreicht.
Besonders vorteilhaft ist, dass durch die beschriebene Vor
gehensweise Übertragungs- und Latenzzeiten zwischen örtlich
voneinander getrennten Steuereinheiten kompensiert werden.
Eine vorteilhafte Anwendung der beschriebenen Vorgehensweise
ergibt sich in Verbindung mit Systemen, in denen wenigstens
eine Radbremse mit einem elektromotorischen Aktuator ausge
rüstet ist. In diesem Fall werden durch die beschriebene
Vorgehensweise die systembedingten Nachteile hinsichtlich
der Dynamik, inbesondere der Reversierdynamik der Stellein
richtung kompensiert und eine zufriedenstellende Antibloc
kierfunktion bereitgestellt.
Eine vorteilhafter Lösung ergibt sich, wenn die eigentliche
Führungsgröße im Antiblockier-Fall (ABS-Fall) durch das zen
trale Verarbeitungsmodul vorgegeben wird, in dem auch der
eigentliche Antiblockierregler implementiert ist. Zusätzlich
wird im Radmodul eine Stellgrößenaufschaltung vorgenommen,
die die Dynamik des Reglereingriffes verbessert. In beson
ders vorteilhafter Weise wird diese dann gebildet, wenn eine
Grenzradverzögerung (bzw. im Antriebsfall Grenzradbeschleu
nigung) überschritten ist. Dadurch wird der Übergang vom
normal laufenden zum blockierenden Rad exakt erkannt.
Weitere Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Be
schreibung von Ausführungsbeispielen bzw. aus den abhängigen
Patentansprüchen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsformen näher erläutert. Dabei zeigt
Fig. 1 ein Übersichtsbild eines dezentralen Bremssytems,
während in Fig. 2 anhand eines Ablaufdiagramms für eine
Radsteuereinheit die nachfolgend beschriebene Stellgrößen
aufschaltung im ABS-Fall dargestellt ist. In Fig. 3 ist an
hand eines Zeitdiagramms eine bevorzugte Lösung der aufge
schalteten Stellgröße dargestellt. Fig. 4 zeigt schließlich
ein Flussdiagramm einer bevorzugten Realisierung der Stell
größenaufschaltung.
Fig. 1 zeigt ein dezentrales Bremssystem wie es z. B. aus
dem eingangs genannten Stand der Technik bekannt ist. Das
Bremssystem besteht aus einem nicht dargestellten, zentral
angeordnetem Pedalmodul 10, vier im Bereich der Radbremsen
angeordnete Radeinheiten 12 bis 18 und einem ebenfalls zen
tral angeordnetem Verarbeitungsmodul 22. Das nicht darge
stellte Pedalmodul übernimmt primär die Erfassung des Brems
wunsches des Fahrers. Jede Radeinheit 12 bis 18 besteht aus
einem Radmodul 12a bis 18a, der Radsensorik (z. B. Drehzahl
sensor, Kraftsensor, Momentensensor, Wegsensor, vgl. z. B.
N1, F1i, SH1, ect.) und einem Aktuator 12b bis 18b. Der Da
tenaustausch zwischen den einzelnen Komponenten dieses
Bremssystems erfolgt mittels zweier unabhängiger, galvanisch
getrennter Kommunikationseinrichtungen K1 und K2, die vor
zugsweise als serielle Bussysteme (z. B. CAN) realisiert
sind. In jedem Radmodul wird die Ansteuerung des zugehörigen
Aktuators zur Ausregelung der gewünschten Zuspannkraft oder
des gewünschten Bremsmoments realisiert. Hierzu wird in je
dem Aktuator alternativ die Radzuspannkraft bzw. das Rad
bremsmoment durch Sensoren erfaßt (vgl. z. B. F1i). Der elek
tromechanische Aktuator 12b bis 18b wirkt über eine Getrie
bestufe auf die Zuspannwege von Scheiben- bzw. Trommelbrem
sen ohne hydraulische Zwischenstufe. Die Radeinheit regelt
die radindividuelle Zuspannkraft bzw. das radindividuelle
Bremsmoment. Die notwendige Führungsgröße wird über das zu
geordnete Bussystem vorgegeben (siehe FV, F1, ect.). Dabei
stammen die achsindividuellen Führungsgrößen (FV) vom Pedal
modul, die sie aus dem Fahrerbremswunsch nach Maßgabe einer
vorgegebenen Bremskraftverteilung zwischen den Achsen ermit
telt, während die radindividuellen Führungsgrößen F1 bis F4,
die im fehlerfreien Betrieb zur Steuerung der Radaktuatoren
ausgewertet werden, vom Verarbeitungsmodul 22 stammen. Tm
Gegenzug liefert jedes Radmodul die von ihm erfaßten Größen,
nämlich die radindividuellen Bremskräfte bzw. Bremsmomente
F1i bis F4i, die Raddrehzahlen N1 bis N4 sowie die Zuspann
wege des Bremsaktuators SH1 bis SH4. Diese Istgrößen werden
über die Kommunikationssysteme dem Verarbeitungsmodul 22
und/oder dem Pedalmodul 10 zugeführt.
Im Verarbeitungsmodul 22 sind die übergeordneten Funktionen
des Bremssystems realisiert. Dazu gehören insbesondere die
Berechnungen der radindividuellen Führungsgrößen F1 bis F4
aus den achsindividuellen Sollgrößen FV im Rahmen von Funk
tionen wie Antiblockiersystem, Antriebsschlupfregler,
Fahrstabilitätsregler, ect. In den Radmodulen wird die Rege
lung dieser radindividuellen Zuspannkräfte bzw. Bremsmomente
aufgrund der Regeldifferenz von gemessener Istgröße und vor
gegebener Führungsgröße realisiert. Die Führungsgrößen wer
den dabei vom Verarbeitungsmodul vorgegeben. Zusätzlich wer
den in den Radmodulen die von einem Drehzahlfühler geliefer
ten Signale aufbereitet. Die resultierende Drehzahl wird
über das zuständige Kommunikationssystem an das Verarbei
tungsmodul gesendet.
Die nachfolgende angepasste Antiblockierfunktion findet
nicht nur in Verbindung mit dem beschriebenen Steuersystem,
sondern auch mit anderen Strukturen mit dezentralem Aufbau
Anwendung, bei denen wenigstens eine zentrale Steuereinheit
für die zentralen Fahrzeugfunktionen vorgesehen ist, während
an wenigstens einem Rad oder einer Radgruppe vor Ort Steuer
einheiten zur Regelung wenigstens einer Radbetriebsgröße
(Bremskraft, -moment, -drehzahl, -schlupf, ect.) vorgesehen
sind. Dabei ist die Anwendung nicht nur aus Ausführungsbei
spielen mit elektromotorischer Zuspannung der Radbremse be
schränkt, sondern kann auch mit den entsprechenden Vorteilen
bei hydraulischen oder pneumatischen Bremsenstellern ange
wendet werden, die im Rahmen einer dezentralen Elektronik
betätigt werden.
Infolge der systembedingten Verzugs- und/oder Trägheitsef
fekten ist vorgesehen, neben der im Verarbeitungsmodul im
plementierten Antiblockierfunktion eine Zusatzfunktion in
jedem Radmodul einzuführen, welche bei erkannter Blockier
neigung des zugeordneten Rades eine Stellgrößenaufschaltung
vornimmt und dieser Blockierneigung frühzeitig und somit dy
namisch zufriedenstellend entgegenwirkt.
Dazu wird im Radmodul nach Auswertung des jeweiligen Dreh
zahlfühlersignals die Radverzögerung des betroffenen Rades
berechnet. Dies erfolgt beispielsweise unter Berücksichti
gung des Drehzahlwertes eines vorhergehenden Abtastschrit
tes. Die Radverzögerung AR zum Abtastzeitpunkt TX berechnet
sich demnach aus den Drehzahlen N(TX-TA) eines vorhergehen
den Abtastschrittes und der aktuellen Drehzahl N(TX) folgen
dermaßen:
AR(TX) = C.[N(TX - TA) - N(TX)] (1)
Dabei wird die Konstante C von der jeweiligen Radgeometrie
und der Abtastzeit bestimmt. Während eines Bremsvorgangs muß
zum Aufbringen eines Radschlupfes das Rad verzögert werden.
Es hat sich gezeigt, dass ein bestimmter Bereich von Radver
zögerungen unkritisch ist. Andererseits kann eine Grenz
radverzögerung ARGR bestimmt werden, bei deren Überschreiten
ein Eingriff in den Bremsvorgang erfolgen muß. Das Über
schreiten dieser Grenzradverzögerung ist ein Hinweis auf ein
drohendes Blockieren des Rades.
In der oben beschriebenen oder anderen dezentralen Systemar
chitekturen werden die Führungsgrößen für den ABS-Fall vom
Verarbeitungsmodul vorgegeben, in dem ein herkömmlicher An
tiblockierregler implementiert ist. Um die aufgrund der vor
stehend beschriebenen Problematik des trägen Systems vorhan
dene Latenzzeit zu unterdrücken bzw. zu minimieren und/oder
auch bei Ausfall des Verarbeitungsmoduls eine ABS-Funktion
sicherzustellen, wird innerhalb des Radmoduls eine Antibloc
kier-Früherkennung implementiert, die dann bei Erkennen ei
nes solchen Falls selbständig je nach Ausführungsbeispiel
eine geeignete Stellgröße der Aktorik zur Verfügung stellt
und/oder eine neue Führungsgröße für den Regler der Aktorik
vorgibt und/oder die die Führungsgröße des Pedal- oder Ver
arbeitungsmoduls modifiziert. Auf diese Weise wird selbst
bei Ausfall des Verarbeitungsmoduls eine Blockier-
Verhinderungs-Funktion realisiert.
Im bevorzugten Ausführungsbeispiel (am Beispiel des Rades 1)
wird aus der aktuellen Raddrehzahl und der in einem vorheri
gen Abtastschritt ermittelten Raddrehzahl beispielsweise ge
mäß der obigen Gleichung die Radverzögerung ermittelt. Unter
Einbeziehung der im Radmodul vorhandenen Istgrößen, des
Bremsmoments bzw. der Bremskraft F1i, ect. sowie der Ab
tastzeit TA wird eine Grenzradverzögerung ARGR ermittelt:
ARGR = f [N1(TX), N1(TX - TA), F1(TX), TA, . . .] (2)
In einem anderen Ausführungsbeispiel wird über das Kommuni
kationssystem neben der geschätzten Fahrzeuggeschwindigkeit
VFZG der Schlupf jedes Rades Si an das jeweilige Radmodul
übertragen, so dass auch diese Werte in die Berechnung der
Grenzverzögerung mit einfließen.
Die (z. B. experimentell ermittelten) Abhängigkeiten bei der
Bestimmung der Grenzverzögerung ARGR sind dabei derart vor
gegeben, dass sie unter den gegebenen aktuellen Bedingungen
(aufgebrachte Bremskraft, Drehzahl, ggf. Schlupfverhältnisse
am Rad) den Übergang zum blockierenden Rad darstellt.
Bei Erreichen der Grenzradverzögerung durch die Radverzöge
rung gibt das Radmodul eine Stellgröße an die zugeordnete
Aktorik bzw. deren Leistungselektronik aus, die der gegen
wärtigen Bewegungsrichtung des Elektromotors entgegenwirkt.
Fig. 2 zeigt ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Reg
lerstruktur im Radmodul 12a. Der Aktuator samt seiner Lei
stungselektronik ist mit 12b dargestellt. Zugeführt werden
dem Radmodul 12a vom Verarbeitungsmodul die Führungsgröße
F1, vom Pedalmodul die Führungsgröße FV, wobei letztere le
diglich im Fehlerfall des Verabeitungsmoduls weitergeschal
tet wird. Die Führungsgröße wird in einer Vergleichsstelle
120 mit der Istgröße Fi, die am Aktuator gemessen oder aus
Meßgrößen ermittelt wird, verglichen. Die Regelabweichung
wird auf den eigentlichen Zuspannregler 122 geführt, welcher
im bevorzugten Ausführungsbeispiel als PID-Regler ausgebil
det ist. Das Reglerausgangssignal führt auf ein Schaltele
ment 124, welches in der gezeigten Stellung das Ausgangs
signal des Zuspannreglers als Stellgröße UM an einen Puls
weitenmodulator 126 abgibt. Dieser gibt ein pulsweitenmodu
liertes Signal UPWM als Stellgröße aus, welches den elektri
schen Motor des Aktuators entsprechend betätigt. Auf diese
Weise wird im normalen Bremsfall die Istgröße auf die vorge
gebene Sollgröße eingeregelt. Ferner ist im Radmodul 12a die
oben beschriebene ABS-Früherkennung 128 vorgesehen. Dieser
wird die Istgröße Fi des Zuspannregelkreises sowie wenig
stens die Raddrehzahl N1 zugeführt. Aus den zugeführten Grö
ßen wird die Grenzradverzögerung sowie die aktuelle Radver
zögerung bestimmt. Überschreitet die Radverzögerung die
Grenzradverzögerung, gibt die ABS-Früherkennung 128 ein Si
gnal aus, welches das Schaltelement 124 in die andere Posi
tion umschaltet. Dadurch wird eine Stellgrößenaufschaltung
vorgenommen, der Zuspannregler wird durch den Schalter S von
der Aktorik abgekoppelt. Anstelle des Ausgangssignals des
Zuspannreglers wird ein Signal aufgeschaltet, welches zu ei
ner Drehrichtungsumkehr des Motors führt. Dieses Signal wird
in einer Stellgrößenaufschaltung 130 auf der Basis eines
Startwertes UM1 gebildet. Die Stellgrößenaufschaltung führt
also bei vorhandener Früherkennung zu einem frühzeitigen
Eingriff an der Radbremse im Sinne des ABS-Reglers. Anstelle
des vollständigen Ersetzens des Reglerausgangssignals durch
die aufgeschaltete Stellgröße wird in einem anderen Ausfüh
rungsbeispiel die Sollgröße des Reglers oder die Regleraus
gangsgröße selbst durch ein der aufgeschalteten Stellgröße
entsprechendem Signal korrigiert.
Die Startgröße UM1 wird im bevorzugten Ausführungsbeispiel
aus der im vorherigen Abtastschritt anliegenden Stellgröße
UM0, der aktuellen und zurückliegenden Drehzahlen und Posi
tionen des Stellers, der Abtastzeit TA usw. berechnet. Es
ergibt sich somit:
UM1 = f (UM0, N1(TX), SH(TX), TA, . . .) (3)
Diese Größe wird im bevorzugten Ausführungsbeispiel über ein
DT1-Glied in das Signal UM transformiert. Die Zeitkonstante
dieses Verzögerungsgliedes wird in einem bevorzugten Ausfüh
rungsbeispiel ebenfalls aus den aktuellen und zurückliegen
den Meßdaten ermittelt.
T1 = f (UM1, N1(TX), SH(TX), TA, . . .) (4)
Ein Beispiel für die Stellgröße UM im Falle der Früherken
nung ist anhand des Zeitdiagramms in Fig. 3 dargestellt.
Ausgehend vom Startwert UM1 fällt die Stellgröße mit der
Verzögerungszeit T1 auf 0 ab.
Unterschreitet die Radverzögerung wieder die Grenzradverzö
gerung, so wird das Schaltelement 124 wieder zurückgeschal
tet.
Neben der Bildung der Zusatzstellgröße sendet das Radmodul
eine Botschaft über das Kommunikationssystem an das Verar
beitungsmodul, dass ein Stellgrößeneingriff vorgenommen
wird. Diese Information berücksichtigt das Verarbeitungsmo
dul bei der Berechnung der folgenden Führungsgröße. Infolge
der Umschaltung des Schaltelements 124 muß die neu berechne
te Führungsgröße vom Regler wieder verarbeitet werden, es
sei denn, die Radverzögerung überschreitet noch immer den
vorgegebenen Grenzwert. Im letzteren Fall wird erneut eine
Zusatzstellgröße wie oben ermittelt. Die neue Führungsgröße
F1 (Ausgabe zum Zeitpunkt TX+TL) vom Verarbeitungsmodul wird
also in Abhängigkeit von den zurückliegenden und aktuellen
Regelabweichungen E, Stellgrößen UM und Istgrößen Fi ermit
telt:
F1 (TX + TL) = f[E(TX), E(TX - TA), UM(TX), UM(TX - TA), F1(TX) . . .] (5)
Vorgesehen ist, dass die Aufschaltung nur während der vorab
geschätzten Latenzzeit TL in Betrieb ist. Diese Zeit läßt
sich aufgrund der Belastung des Kommunikationssystems und
der Gewichtung der einzelnen Prozesse ermitteln. Erfolgt in
nerhalb dieser geschätzten Zeitspanne der Stillstand des
Stellmotors, so wird zu diesem Zeitpunkt eine positive, die
aufgeschaltete Stellgröße kompensierende Stellspannung aus
gegeben, um ein Beharren des Motors in dieser Position zu
ermöglichen.
Wird als Stellmotor ein Switch-Reluctance-Motor oder ein
elektrisch kommutierter Motor eingesetzt und existiert eine
geeignete Schnittstelle für die Führungsgröße des Motorreg
lers, so wird das dargestellte Verfahren auf diese Motorty
pen übertragen, in dem über diese Schnittstelle der entspre
chende Eingriff im Radmodul vorgenommen wird.
Das dargestellte bevorzugte Ausführungsbeispiel wird mittels
eines Rechnerprogramms realisiert. Dieses ist als Flussdia
gramm für ein Rad in Fig. 4 skizziert. Es wird für die an
deren Räder entsprechend durchlaufen.
Nach Inbetriebnahme des Fahrzeugs wird das Programm gestar
tet. Im ersten Schritt 200 wird die Raddrehzahl eingelesen
und die Radverzögerung berechnet. Im darauffolgenden Schritt
202 wird der Istwert der Bremskraft bzw. des Bremsmoments
eingelesen. In dem optional vorhandenen Schritt 204 wird die
Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder der Radschlupf eingelesen.
Daraufhin wird im Schritt 206 nach Maßgabe der oben darge
stellten Gleichung die Grenzradverzögerung bestimmt. Im dar
auffolgenden Abfrageschritt 208 wird überprüft, ob die
Radverzögerung größer als die Grenzradverzögerung ist. Ist
dies nicht der Fall, so ist der Zuspannregler gemäß Schritt
210 aktiv, dessen Stellgröße gemäß Schritt 212 an die Akto
rik/Leistungselektronik weitergegeben wird. Ist die Radver
zögerung größer als die Grenzradverzögerung, so wird gemäß
Schritt 214 die oben dargestellte Stellgrößenaufschaltung
aktiviert und dessen Stellgröße gemäß Schritt 212 weiterge
geben. Danach wird das Programm mit Schritt 200 erneut
durchlaufen.
In den anderen Radmodulen sind entsprechende Programme im
plementiert, welche die ABS-Früherkennung für das jeweilige
Rad entsprechend durchführen.
In entsprechender Weise wird auch ein Antriebsschlupfregler
realisiert, wobei dort im Radmodul das Überschreiten einer
Grenzbeschleunigung durch die Beschleunigung des Rades er
kannt wird und entsprechend durch Stellgrößenaufschaltung
reagiert wird, bevor die Führungsgröße vom Verarbeitungsmo
dul entsprechend angepaßt ist.
Claims (13)
1. Verfahren zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems
eines Fahrzeugs, welches über wenigstens eine einem Rad
zugeordnete dezentrale Steuereinheit verfügt, welche von
einer zentralen Steuereinheit eine Führungsgröße emp
fängt, die im Rahmen eines Reglers eingeregelt wird, da
durch gekennzeichnet, dass die dezentrale Steuereinheit
eine zusätzliche Stellgröße zur Steuerung der Radbremse
bildet, wenn die Radverzögerung einen vorgegebenen Grenz
wert überschreitet.
2. Verfahren zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems
eines Fahrzeugs, welches über wenigstens eine einem Rad
zugeordnete dezentrale Steuereinheit verfügt, welche von
einer zentralen Steuereinheit eine Führungsgröße emp
fängt, die im Rahmen eines Reglers durch Betätigen eines
Radbremsenstellers eingeregelt wird, dadurch gekennzeich
net, dass in der dezentralen Steuereinheit eine Früher
kennung implementiert ist, die ein unzulässiges Verhalten
des zugeordneten Rades ermittelt und eine zusätzliche
Stellgröße an den Radbremsensteller ausgibt, wobei der
Radbremsensteller einen Elektromotor umfaßt, der die Zu
spannung der Radbremse elektromotorisch bewirkt.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass bei Erkennen eines unzulässi
gen Radverhaltens bzw. bei Überschreiten der Grenzverzö
gerung anstelle der vom Regler im normalen Bremsbetrieb
ausgegebenen Stellgröße eine aufgeschaltete Stellgröße an
den Bremsensteller ausgegeben wird und/oder die Regler
stellgröße und/oder die Führungsgröße abhängig von der
zusätzlichen Stellgröße modifiziert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die aufgeschaltete Stellgröße berechnet wird nach Maßgabe
der letzten Stellgröße des Reglers.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet,
dass die aufgeschaltete Stellgröße abhängig von der vor
her anliegenden Stellspannung, der aktuellen und zurück
liegenden Drehzahlen und Positionen des Stellers, der Ab
tastzeit, ect. berechnet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, dass die Stellgröße über ein verzögerndes
Glied in das Ansteuersignal für den Bremsensteller trans
formiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass
die Zeitkonstante des Verzögerungsgliedes abhängig von
Betriebsgrößen gebildet wird.
8. Verfahren zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems
eines Fahrzeugs, welches über wenigstens eine zentrale
Steuereinheit verfügt, die für wenigstens eine dezentrale
Steuereinheit eine Führungsgröße ausgibt, dadurch gekenn
zeichnet, dass die zentralen Steuereinheit von wenigstens
einer dezentralen eine Information erhält, die auf eine
Steuerung der Radbremse mit einer zusätzlichen Stellgröße
hindeutet, wobei die Führungsgröße bei vorliegender In
formation abhängig von der zusätzlichen Stellgröße ange
paßt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die Grenzverzögerung abhängig
von Betriebsgrößen, insbesondere der Raddrehzahl sowie
der Istgröße der Regelung berechnet wird.
10. Vorrichtung zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems
eines Fahrzeugs, mit wenigstens einer einem Rad zugeord
neten dezentralen Steuereinheit, welche von einer zentra
len Steuereinheit eine Führungsgröße empfängt, die im
Rahmen eines Reglers eingeregelt wird, dadurch gekenn
zeichnet, dass die dezentrale Steuereinheit eine zusätz
liche Stellgröße zur Steuerung der Radbremse bildet, wenn
die Radverzögerung einen vorgegebenen Grenzwert über
schreitet.
11. Vorrichtung zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems
eines Fahrzeugs, mit wenigstens einer einem Rad zugeord
neten dezentralen Steuereinheit, welche von einer zentra
len Steuereinheit eine Führungsgröße empfängt, die im
Rahmen eines Reglers durch Betätigen eines Radbremsen
stellers eingeregelt wird, dadurch gekennzeichnet, dass
die dezentrale Steuereinheit eine Früherkennung umfasst,
die ein unzulässiges Verhalten des zugeordneten Rades er
mittelt und die eine zusätzliche Stellgröße zur Steuerung
der Radbremse ausgibt, wobei der Radbremsensteller einen
Elektromotor umfaßt, der die Zuspannung der Radbremse
elektromotorisch bewirkt.
12. Vorrichtung zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems
eines Fahrzeugs, mit wenigstens eine zentrale Steuerein
heit verfügt, die für wenigstens eine dezentrale Steuer
einheit eine Führungsgröße ausgibt, dadurch gekennzeich
net, dass die zentrale Steuereinheit von wenigstens einer
dezentralen eine Information erhält, die auf eine Steue
rung der Radbremse mit einer zusätzlichen Stellgröße hin
deutet, wobei die Führungsgröße bei vorliegender Informa
tion abhängig von der zusätzlichen Stellgröße angepaßt
wird.
13. Speichermedium, in welchem ein Programm abgespeichert
ist, welches bei Ablauf in einer Rechnereinheit wenig
stens eines der Verfahren der Ansprüche 1 bis 9 ausführt.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000133347 DE10033347B4 (de) | 2000-07-08 | 2000-07-08 | Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems eines Fahrzeugs |
JP2001201910A JP2002053023A (ja) | 2000-07-08 | 2001-07-03 | 車両の分散形ブレーキ装置の制御方法および装置 |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000133347 DE10033347B4 (de) | 2000-07-08 | 2000-07-08 | Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung eines dezentralen Bremssystems eines Fahrzeugs |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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