Die Erfindung betrifft einen eine Glasschmelze führenden Kanal mit
kreisförmigem Querschnitt, wie Speiserrinne oder Speiserkopf, gemäß dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Aufbau und Beheizung von Glasschmelze führenden Kanälen sind
unterschiedlich und richten sich im wesentlichen danach, ob es sich um eine
direkte oder indirekte Beheizung handelt.
Eine direkte Beheizung ist beispielsweise aus der DE 34 18 292 A1 bekannt, in
der eine Elektrodenanordnung beschrieben wird, die in der Glasschmelze
angeordnet ist. Bei einer solchen direkten Beheizung durch Eintauchen von
Elektroden in die Glasschmelze bilden sich im unteren Bereich der Rinne
Schlieren, so daß dieses Glas verworfen werden muß. Es sind daher in
regelmäßigen Abständen Bodenabläufe vorgesehen, um dieses schlierenhaltige
Glas ablaufen zu lassen, das dann dem Glaskreislauf wieder zugeführt werden
muß. Hierbei ist ein nochmaliges Aufschmelzen des Glases erforderlich, was
den Energieeinsatz erheblich erhöht.
Aus der EP 0 167 402 A1 ist eine Speiserrinne bekannt, bei der der
Innenmantel aus Mullit besteht. Die Beheizung erfolgt mittels Elektroden, die
sich oberhalb der Schmelze über die Speiserrinne erstrecken, so daß die
Schmelze von oben erwärmt wird. Diese Anordnung hat den Nachteil, daß der
Wirkungsgrad gering ist und daß keine befriedigende Temperaturhomogenität
erzielt werden kann.
Aus der DE 35 28 332 A1 ist eine Speiserrinne bekannt, mit der eine
homogene Temperaturverteilung im Glasstrom angestrebt wird. Das
Rinnenelement besteht aus Zirkon-Mullit oder Sillimanit, das außenseitig von
elektrisch leitfähigen, wärmefesten keramischen Heizplatten umgeben ist. Die
keramischen Heizplatten bestehen aus Siliciumcarbid und Aluminiumoxid. Für
die Stromanschlüsse werden flache plattenförmige Elektroden aus einer Nickel-
Chrom-Molybdän-Legierung verwendet. Als besondere Ausführung wird ein
Rohrspeiser beschrieben, bei dem Heizplatten allseitig um ein Rinnenelement
angeordnet sein können. Der Innenmantel wird aus zwei rechteckigen
Rohrelementen gebildet, so daß zwei Fugen vorhanden sind, die für die
Glasschmelze korrosionsanfällig sind. Aufgrund der rechteckigen Form der
Rohrelemente werden ebene Heizplatten verwendet, die allerdings den Nachteil
haben, daß aufgrund der unterschiedlichen Abstände zur Glasschmelze
Temperaturinhomogenitäten auftreten können.
Aus der DE-PS 24 61 700 sind Speiserkanäle bekannt, die mit einem
feuerfesten Material ausgekleidet sind. Gegen die Außenwand des feuerfesten
Materials werden Elektroden angelegt, die beispielsweise aus Nickel-, Chrom-
oder Molybdän-Stählen bestehen. Nach außen erfolgt eine Abdichtung mittels
einer Isolationsschicht. Bei hohen Temperaturen wird das feuerfeste Material
elektrisch leitend, so daß es möglich ist, Strom durch das feuerfeste Material
hindurchzuschicken und dieses aufzuheizen. Zur gleichmäßigen Beheizung
werden die Elektroden entsprechend der Form des Speisers angeordnet. Diese
Beheizung weist allerdings den Nachteil auf, daß infolge einer nie
auszuschließenden Rißbildung im feuerfesten Material der einzelne Stromweg
durch das Eindringen von Glas in den Riß beeinflußt wird. Es erfolgt dadurch
eine Energiekonzentration im Riß und damit eine weitere Ausspülung und
Vergrößerung des Risses. Als Folge davon treten Inhomogenitäten in der
Glastemperatur auf. In einer besonderen Ausführungsform wird eine
Speiserrinne mit kreisförmigem Querschnitt beschrieben, wobei jedoch der
Innenmantel ebenfalls aus zwei Halbschalen gebildet wird, so daß
dementsprechend auch zwei Fugen vorhanden sind, welche einen Glasaustritt
bei hohen Anwendungstemperaturen nicht ausschließen.
Der durch die Fugen gebildete Spalt wird außerdem durch Korrosionseffekte
vergrößert. Man spricht hier auch vom sogenannten Spreitungsdruck, den die
Glasschmelze ausübt.
Ferner entstehen durch die Beheizung des feuerfesten Materials
vagabundierende Ströme, die wiederum das feuerfeste Material angreifen
können. Die Zersetzung des Materials wird dadurch begünstigt, was die
Standzeit der Rinne beeinträchtigt. Außerdem führen direkte Stromeinleitungen
in das feuerfeste Material zu sogenannter Sekundärblasenbildung in Gläsern
ohne polyvalente Ionen. Es handelt sich hierbei um Sauerstoffblasen, die die
Glasqualität beeinträchtigen.
Das Auftreten von vagabundierenden Strömen kann unterdrückt werden, indem
die Speiserrinne mittels um den Innenmantel angeordneten Heizwendeln beheizt
wird, wie man der US 3 078 695 sowie für kleine Glasdurchsätze der US 3 466 160
und der JP H 06-345443 A entnehmen kann.
Mit den bisher bekannten Speiserrinnen ist es außerdem nicht möglich,
Glasschmelzen zu führen, deren Schmelzpunkt über 1500°C liegt, weil die
herkömmlichen Materialien für den Innenmantel nicht die erforderliche
Beständigkeit aufweisen.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Kanal zu schaffen, der eine hohe
Temperaturhomogenität aufweist, bei dem die Sekundärblasenbildung
weitgehend vermieden wird und der sich durch hohe Standzeiten auszeichnet.
Diese Aufgabe wird mit einem eine Glasschmelze führenden Kanal gelöst, bei
dem der Innenmantel aus einem in Umfangsrichtung nahtlosen Rohr besteht.
Die Verwendung von nahtlosen Rohren bietet den Vorteil, daß ein Glasaustritt
verhindert und die Korrosionsgefahr verringert wird. Dieses Rohr wird nicht
vom Heizstrom durchflossen, so daß bei einer eventuellen Rißbildung keine
hohen Energiekonzentrationen auftreten können, die zu einer Verstärkung der
Rißbildung führen kann. Die Standzeit des Kanals wird dadurch erheblich
vergrößert und die Temperaturhomogenität wird ebenfalls verbessert.
Hierzu trägt auch bei, daß die Heizeinrichtung das Rohr umschließt, so daß der
Wärmeeintrag überall gleich groß ist. Denn die Wanddicke des Rohres ist in
Umfangsrichtung konstant.
Mehrere erfindungsgemäße Kanäle können hintereinander angeordnet werden
und mit feuerfestem Mörtel oder feuerfestem Klebstoff - je nach Kanalmaterial
- miteinander verbunden werden, so daß beliebig lange Speiserrinnen oder
andere Glasführungseinrichtungen gebaut werden können. Außerdem lassen
sich mit den erfindungsgemäßen Kanälen Speiserrinnen oder andere
Glasführungseinrichtungen bauen, die einen Glasdurchsatz von bis zu 40
Tonnen/Tag erlauben.
Als Materialien für das nahtlose Rohr kommen solche Materialien in Frage,
die die entsprechende Temperaturbeständigkeit aufweisen, beständig gegenüber
der Glasschmelze sind und sich zu Rohren verarbeiten lassen.
Vorzugsweise wird für das nahtlose Rohr Platin oder eine Platinlegierung
verwendet. Platin wurde zwar an sich bereits als Innenmantel im Stand der
Technik verwendet, allerdings nur im Zusammenhang mit einer direkten
Beheizung, d. h., daß der Innenmantel von Strom durchflossen war, was
allerdings aufgrund des direkten Kontaktes mit der Glasschmelze zu einer
erheblichen Blasenbildung geführt hat. Es hat sich überraschend herausgestellt,
daß eine wesentlich geringere Blasenbildung auftritt, wenn das Platinrohr
stromfrei ist.
Ein weiteres bevorzugtes Material ist Kieselglas. Dieses Material besitzt
hervorragende Eigenschaften bezüglich der Beständigkeit gegenüber der
Glasschmelze, wenn der Alkalianteil der Glasschmelze unter 5% liegt. Die
Temperaturbeständigkeit reicht bis in den Temperaturbereich über 1500°C.
Kieselglas läßt sich durch Gießverfahren zu Rohren verarbeiten.
Bei Gläsern mit Alkaligehalten von mehr als 5 Gew.-% werden vorzugsweise
zirkonhaltige Materialien, wie z. B. Zirkonsilicat, für die Herstellung der
nahtlosen Rohre verwendet.
Vorteilhafterweise weist die Heizeinrichtung Heizstäbe aus Molybdändisilicid
auf, die parallel zur Rohrachse beabstandet um das Rohr angeordnet sind. Ein
Kontakt mit dem nahtlosen Rohr findet bei dieser Ausführungsform nicht statt.
Die Erwärmung erfolgt durch Strahlungsheizung.
Die Heizstäbe sind vorzugsweise in keramischen Distanzscheiben gelagert.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform sind die Heizeinrichtung und der
Isoliermantel in Strahlungsmodulen integriert, die Heizwendeln aus
Molybdändisilicid aufweisen. Vorzugsweise besteht der Isoliermantel bei diesen
Strahlungsmodulen aus vakuumgeformtem Keramikfasermaterial.
Wenn das nahtlose Rohr aus elektrisch leitendem Material besteht, wie dies bei
Platin oder einer Platinlegierung der Fall ist, sind zwischen dem Rohr und den
Heizstäben bzw. den Strahlungsmodulen vorzugsweise Keramikschalen
angeordnet, um Kurzschlüsse zu vermeiden.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann die Heizeinrichtung eine
Heizmanschette aus Platin oder Platinlegierung sein, die das Rohr umschließt.
Diese Ausführungsform wird dann gewählt, wenn das nahtlose Rohr aus
Kieselglas oder Zirkonsilicat besteht.
Nahtlose mit einer Glasschmelze in Kontakt stehende Rohre können dadurch
hergestellt werden, daß ein feuerfestes Material schlickergegossen,
plasmagespritzt, isostatisch gepreßt oder schmelzgegossen wird.
Im Falle von Zirkonsilicat kann ein Aluminiumrohr mit Zirkonsilicat
beschichtet und anschließend das Aluminiumrohr aus dem gebildeten
Zirkonsilicatmantel entfernt werden.
Eine weitere Möglichkeit der Herstellung besteht darin, ein Aluminiumrohr in
einem Plasmaverfahren mit Zirkonsilicat zu beschichten. Vorzugsweise wird
das Aluminiumrohr aus dem Zirkonsilicatmantel herausgezogen oder
herausgeätzt.
Beispielhafte Ausführungsformen der Erfindung werden nachfolgend anhand
der Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine perspektivische Darstellung eines Kanals,
Fig. 2a + 2b einen Vertikalschnitt und eine perspektivische Darstellung eines
Kanals gemäß einer weiteren Ausführungsform, und
Fig. 3 einen Vertikalschnitt durch einen Kanal gemäß einer weiteren
Ausführungsform.
In der Fig. 1 ist ein Kanal perspektivisch dargestellt, der im Zentrum ein
nahtloses Rohr 1 mit in Umfangsrichtung konstanter Wanddicke
beispielsweise aus Kieselglas aufweist. Um das Rohr 1 sind insgesamt sechs
Heizstäbe 3 angeordnet, deren Ausrichtung parallel zur Längsachse des Rohres
1 verläuft. Die Heizstäbe bestehen aus Molybdändisilicid und sind über eine
elektrische Anschlußvorrichtung 5, die nach außen herausgeführt wird, an eine
Spannungsquelle 6 angeschlossen.
Da es sich bei dieser Anordnung um eine Strahlungsheizung handelt, sind die
Heizstäbe in Distanzscheiben 2 aus Keramikmaterial beabstandet zur
Außenfläche des Rohres 1 angeordnet. Diese Distanzscheiben stellen auch
einen Abstand zum außenliegenden Isoliermantel 4 her, der aus herkömmlichen
Isoliermaterialien bestehen kann.
Die durch die Länge der Heizstäbe 3 definierten Heizabschnitte können der
Länge des Rohres 1 entsprechen, sie sind jedoch in der Regel kürzer als das
Innenrohr 1, um die Temperaturen längs des Rohres individuell einstellen zu
können. Vorteilhafterweise wird man das nahtlose Rohr 1 möglichst lang
ausführen, um bei einer vorgegebenen Gesamtlänge möglichst wenige
Übergänge zu haben. Eine Verbindung von Rohren, beispielsweise zum
Ziehkopf (Speiserkopf), oder zu Rohren untereinander, kann über
plangeschliffene Flansche (nicht dargestellt) erfolgen, die unter Druckspannung
stehen und somit ein Austreten von Glas verhindern.
In der Fig. 2a ist ein Schnitt durch eine weitere Ausführungsform dargestellt.
Das Innenrohr 1 besteht in der hier gezeigten Ausführungsform aus Platin oder
einer Platinlegierung, wie Platinrhodium, so daß eine elektrische Isolierung
gegenüber den noch zu beschreibenden Strahlungsmodulen 8a, 8b, 9a, 9b
notwendig ist. Es handelt sich hierbei um Halbschalen 7a, 7b aus
Keramikmaterial, die das Platin- oder Platinlegierungsrohr 1 umschließen. Um
diese Keramikhalbschalen 7a, 7b sind die Strahlungsmodule 8a, 8b, 9a, 9b
ebenfalls in Form von Halbschalen angeordnet.
Es handelt sich um integrierte Strahlungsmodule, bei denen Heizwendeln 10,
die in der Fig. 2a nur schematisch angedeutet sind, in einem Isoliermaterial
4a, 4b integriert sind. Bei dem Isoliermaterial 4a, 4b handelt es sich um
vakuumgeformte Keramikfasermaterialien, die in beliebiger Formgestaltung
hergestellt werden können, so daß auch insbesondere im Hinblick auf
Speiserköpfe eine entsprechende Formanpassung möglich ist. Die Heizwendeln
10 sind jeweils an eine eigene Spannungsquelle 6 angeschlossen.
In der Fig. 2b ist die in der Fig. 2a dargestellte Anordnung perspektivisch
dargestellt, wobei die beiden Strahlungsmodule 8a und 8b im Teilschnitt zu
sehen sind. Das nahtlose Rohr 1 ist von den beiden Keramikhalbschalen 7a, 7b
umschlossen. Die Heizwendeln 10 der Strahlungsmodule 8a, 8b, 9a, 9b sind mit
einem Zwischenraum 11 (s. Fig. 2a) beabstandet zur Oberfläche der
Keramikhalbschalen 7a, 7b angeordnet. Im Randbereich werden sie vom
Isoliermaterial 4a, 4b umschlossen. Die elektrischen Anschlüsse sind nach
außen geführt, wo an der Außenseite der Strahlungsmodule 9a, 9b
entsprechende elektrische Anschlußelemente 12a, b angeordnet sind. Solche
Strahlungsmodule können als Kanthal-Superelemente (Marke der Fa. Kanthal
Corp. Bethel Connecticut USA) bezogen werden. Derartige Heizelemente
wurden bisher noch nicht für Rinnenbeheizungen eingesetzt, sondern
vorzugsweise für Tiegelschmelzöfen, wie dies in der DE 32 24 203 C2
beschrieben wird.
In der Fig. 3 ist eine weitere Ausführungsform dargestellt, bei der das nahtlose
Rohr 1 beispielsweise aus Kieselglas besteht. Das nahtlose Rohr 1 wird von
einer Heizmanschette 13 umschlossen, die aus Platin oder einer Platinlegierung
wie Platinrhodium bestehen kann. Die Heizmanschette ist ebenfalls an eine
Spannungsversorgung 6 angeschlossen.
Alle drei Ausführungsformen können mit Rohrdurchmessern ausgebildet sein,
die einen Glasdurchsatz bis zu 40 Tonnen/Tag erlauben. Außerdem können
mehrere Exemplare eine Ausführungsform hintereinander angeordnet werden
und die Rohre 1 mit feuerfestem Mörtel oder feuerfestem Klebstoff
miteinander verbunden werden, um beliebig lange Speiserrinnen aufzubauen.
Bezugszeichen
1
Rohr
2
Keramikdistanzringe
3
Heizstab
4
,
4
a,
4
b Isoliermantel
5
elektrisches Anschlußelement
6
Spannungsversorgung
7
a,
7
b Keramikhalbschale
8
a,
8
b Strahlungsmodul
9
a,
9
b Strahlungsmodul
10
Heizwendel
11
Zwischenraum
12
a,
12
b elektrisches Anschlußelement
13
Heizmanschette