DE10027925C2 - Einrichtung zur Verbesserung des thermischen Komforts in Passagierflugzeugen - Google Patents
Einrichtung zur Verbesserung des thermischen Komforts in PassagierflugzeugenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Verbesserung des thermischen Komforts in
Passagierflugzeugen.
Aus der Klimamesstechnik ist bekannt, dass thermische Behaglichkeit, also die Ge
währleistung einer Zufriedenheit mit der klimatischen Umgebung, eine ausgeglichene
Wärmebilanz des Menschen mit seiner thermischen Umgebung voraussetzt. Die vom
Menschen produzierte Wärme muss gleich der an die Umgebung abgeführten Wär
me sein. Abweichungen führen zu physiologischen Reaktionen, die, innerhalb indivi
dueller Toleranzbereiche, zunehmend als unangenehm empfunden werden. Thermi
sche Unbehaglichkeit durch zu viel Wärme ist z. B. mit Schwitzen verbunden, woge
gen Unbehaglichkeit durch Kälte zu einer Erhöhung des Stoffwechsels und verstärk
ter Muskelaktivität z. B. Zittern führt.
Neben dem Aktivitätsgrad des betreffenden Menschen und dem Wärmeisolations
grad der Bekleidung sind die zwei wichtigsten äußeren Einflussgrössen auf die ther
mische Behaglichkeit von der unmittelbaren thermischen Umgebung bestimmt:
- - Geschwindigkeit, Temperatur und Feuchtigkeit der Umgebungsluft sowie
- - Temperatur der Umschliessungsflächen, mit der ein Mensch im Strahlungsaus tausch steht.
Das Zusammenwirken von Lufttemperatur und Strahlungstemperatur der den Men
schen umgebenden Umschliessungsflächen beeinflusst in hohem Masse das thermi
sche Empfinden. So kann in gewissem Umfang bei niedrigen Lufttemperaturen eine
erhöhte Strahlungstemperatur zu einem hohen thermischen Komfort des Raumklimas
beitragen. Andererseits müssen niedrige Strahlungstemperaturen durch eine Erhöhung
der Lufttemperatur kompensiert werden. Die Raumklimamesstechnik zeigt,
dass zur Bewertung einer thermischen Umgebung diese Zusammenhänge berück
sichtigt werden müssen [1, 2].
Bei Passagierflugzeugen weisen diese Umschliessungsflächen in der Reiseflughöhe
wegen der niedrigen Außentemperatur, typischerweise weniger als -50°C, und der
eingeschränkten Möglichkeit der Isolation niedrige Oberflächentemperaturen auf.
Dies führt bei den üblicherweise verwendeten Werkstoffen der Umschliessungsflä
chen zu niedrigen Strahlungstemperaturen. Bei Passagieren, die sich auf den Sitz
plätzen in unmittelbarer Nähe dieser kalten Flächen befinden, tritt eine Strahlungs
auskühlung ein, die besonders bei Langstreckenflügen als unangenehm empfunden
wird.
Zusätzlich zu den sehr unterschiedlichen Klimabedingungen je nach Abstand des
Sitzplatzes zu den Umschliessungsflächen ist die Klimasituation am Sitzplatz stark
unterschiedlich. Die großen Temperaturunterschiede der Strahlungstemperaturen
führen zu einer unsymmetrischen Klimaumgebung für die jeweils linke oder rechte
Körperhälfte, die als besonders unangenehm empfunden wird ("Kalte Schulter-
Effekt"). Eine Kompensation des sehr ungünstigen Strahlungsklimas durch erhöhte
lokale Lufttemperatur ist klimatechnisch nur sehr schwer zu realisieren.
Bei der Innenbeschichtung in Wärmeschutzverglasungen werden Beschichtungen mit
niedrig emittierenden Eigenschaften zur Verbesserung der Isolationswirkung einge
setzt. Durch Hemmung des Strahlungsaustauschs zwischen innerer und äußerer
Scheibe wird der Wärmeleitwert der Gesamtanordnung erniedrigt, wobei es zu einer
Erhöhung der tatsächlichen Oberflächentemperatur der inneren Scheibe kommt.
Verfahren zur Herstellung von Wärmeschutzverglasungen, insbesondere thermische
Isolierverglasungen, sowie deren Anwendung auf dem Gebiet des Bauwesens und in
Fahrzeugen werden z. B. in DE 692 10 860 T2 und DE 694 04 690 T2 beschrieben.
Weitere bekannte Verfahren, insbesondere zur Verbesserung der Korrosionsbestän
digkeit der Beschichtungen in Wärmeschutzverglasungen sind aus DE 30 27 256 C2
und DE 24 17 927 bekannt.
Aufgabe der Erfindung ist es, die ungünstige Klimasituation und damit den thermi
schen Komfort der Passagiere in Passagierflugzeugen zu verbessern.
Die Aufgabe wird durch den Gegenstand des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausführungen der Erfindung sind Gegenstand weitere Unteransprüche.
Gemäß der Erfindung wird die Beschichtung an den vorhandenen Innenoberflächen
der Flugzeug-Kabinenwandung angebracht und ein Passagier steht mit dieser Be
schichtung in unmittelbarem Strahlungsaustausch.
Die Wärmestrahlung Q(T) eines Körpers mit der Oberflächentemperatur TO setzt sich
im wesentlichen aus der Eigenstrahlung des Körpers (1. Summend) und aus der re
flektierten Umgebungsstrahlung mit einer Temperatur TU (2. Summend) nach folgen
der Gleichung zusammen:
Q(T) ~ ε.TO 4 + (1 - ε).TU 4 (1)
Hierbei bedeutet ε der thermische Emissionskoeffizient der Oberfläche des Körpers,
wobei sich die Temperaturen jeweils auf die absolute Temperaturskala beziehen. Der
thermische Emissionskoeffizient ε ist eine Eigenschaft der Werkstoffoberfläche und
gibt die Intensität an, mit der ein Körper Wärmestrahlung absorbiert und emittiert.
Beim sogenannten "Schwarzen Strahler" ist der thermische Emissionskoeffizient ma
ximal und beträgt 1. Bei den meisten Werkstoffoberflächen, z. B. dekorativen Oberflä
chen, handelt es sich um "Graue Strahler" mit einem Emissionswert nahe 1.
Aus der Gleichung (1) wird deutlich, dass eine Erniedrigung des thermischen Emissi
onskoeffizienten eine Verringerung der thermischen Abstrahlung der Oberfläche des
Körpers zugunsten einer erhöhten Reflexion der Umgebungsstrahlung bewirkt.
Bei zunehmender Reduzierung des thermischen Emissionskoeffizienten einer Ober
fläche wird die Wärmestrahlung Q(T) immer weniger von der Oberflächentemperatur
TO des Körpers, sondern zunehmend von den Temperaturen TU der von den Umge
bungsflächen reflektierten Umgebungsstrahlung bestimmt.
Der thermische Emissionskoeffizient ist temperaturabhängig sowie wellenlängenab
hängig. Bei üblichen Raumtemperaturen liegt das Strahlungsmaximum bei einer
Wellenlänge von ca. 10 µm. Für die Verbesserung des thermischen Komforts in Pas
sagierflugzeugen ist somit der thermische Emissionskoeffizient bei ca. 10 µm von
Bedeutung.
Durch die erfindungsgemäße Beschichtung mit niedrigem thermischen Emissionsko
effizienten wird, im Gegensatz zu der Innenbeschichtung in Wärmeschutzverglasun
gen, nicht die tatsächliche Oberflächentemperatur, sondern die Strahlungstemperatur
der Flugzeug-Kabinenwandung erhöht. Diese Erhöhung der Strahlungstemperatur,
im weiteren als Umschliessungsflächentemperatur bezeichnet, resultiert aus einer
Reflexion in Form einer Spiegelung der Oberflächentemperaturen von Objekten aus
dem Kabineninnenraum (z. B. Passagiere, Sitze, Hatracks, etc.). Da die Oberflä
chentemperaturen dieser Objekte typischerweise mindestens Lufttemperatur aufwei
sen, wird eine deutliche Erhöhung der Umschliessungsflächentemperatur erreicht
und die Strahlungsauskühlung der Passagiere verringert.
Dadurch ergibt sich der Vorteil, dass ein für den Passagier behagliches Strahlungs
klima auf rein passivem Weg erreicht wird, ohne dass hierfür Klimatisierungsenergie
benötigt wird, wodurch weitere Kosten eingespart werden können.
Es ergibt sich für den Passagier ein physiologischer Effekt, der darauf beruht, dass
der Passagier selbst den Strahlungsaustausch zwischen sich und den Umschlies
sungsflächen reguliert.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die bisher verwendeten Materialien in dem Flugzeug-
Innenraum weiter verwendbar sind, es muss lediglich die erfindungsgemäße niedrig
emittierende Beschichtung aufgebracht werden.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann die Beschichtung mit dem
niedrigen thermischen Emissionekoeffizienten transparent leitfähig sein. Somit kann
die Beschichtung auch auf transparente Materialien der Flugzeug-Kabinenwandung,
z. B. Fenster, oder als unauffällige Beschichtung auf Seitenverkleidungsteilen der
Flugzeug-Kabinenwandung aufgetragen werden.
In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung ist die Beschichtung ein leitfähiger
Metalloxid, z. B. Indium-Zinn-Oxid.
Die Dicke der Metalloxidschicht beträgt vorteilhaft weniger als 1 µm, insbesondere
zwischen 200 nm und 500 nm. Durch die Dicke der Metalloxidschicht kann die Leitfä
higkeit und somit der thermische Emissionskoeffizient der Schicht variiert werden.
In einer vorteilhaften Ausführung ist der thermische Emissionskoeffizient kleiner als
0,5, insbesondere liegt der thermische Emissionskoeffizient im Bereich zwischen 0,1
und 0,3. Dadurch wird mindestens 50% der Wärmestrahlung aus dem Innern der
Flugzeugkabine an der Flugzeug-Kabinenwandung reflektiert.
Insbesondere wird in der Flugzeugkabine die Beschichtung auf den Seitenverklei
dungsteilen und den Fenstern, die aufgrund der sehr niedrigen Temperaturen beson
ders zur Strahlungsauskühlung beitragen, angebracht.
In einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung kann auf die Fenster, welche übli
cherwerweise ein transparenter Kunststoff z. B. Polymethylmethacrylat (PMMA) oder
Polycarbonat sind, eine erfindungsgemäße Beschichtung mit einem niedrigen thermi
schen Emissionskoeffizienten aufgebracht werden. Es ist auch möglich, auf die
Fenster eine Folie eines transparenten Kunststoffs, welcher mit der erfindungsgemä
ßen niedrig emittierenden Beschichtung beschichtet ist, aufzubringen.
Für die Seitenverkleidungsteile kann in einer weiteren vorteilhaften Ausführung der
Erfindung die Beschichtung mit dem niedrigen thermischen Emissionskoeffizienten
auf die in Flugzeugen üblicherweise zum Einsatz kommenden Kunstoffdekorfolien,
Polyvinylfluorid (PVF) oder Polyvinylidenfluorid (PVDF), aufgebracht werden.
Durch die niedrig emittierenden Schichten wird eine Regulation des Strahlungsaus
tauschs des Passagiers gegenüber den Umschliessungsflächen bewirkt, wobei die
Umschliessungsflächen entweder heiss oder kalt sein können. Dadurch wird eine
neutrale Wärmebilanz, also weder eine übermässige Wärmeaufnahme noch Wärme
abgabe an die Umgebung, gewährleistet.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Zeichnungen näher erläutert. Die Zeich
nungen zeigen in:
Fig. 1 die Strahlungsverhältnisse zwischen der Innenoberfläche des Flugzeuges
und dem Passagier ohne die erfindungsgemäße Beschichtung und
Fig. 2 die Strahlungsverhältnisse zwischen der Innenoberfläche des Flugzeuges
und dem Passagier mit der erfindungsgemäßen Beschichtung.
In Fig. 1 sind die Strahlungsverhältnisse zwischen der Innenoberfläche 1 des Flug
zeuges und dem Passagier 2 ohne eine Beschichtung mit niedrig emittierenden Ei
genschaften dargestellt. Der Passagier 2 strahlt gemäß seiner Körpertemperatur
Wärme ab. Die Innenoberfläche 1 strahlt gemäß ihrer Oberflächentemperatur Wärme
ab. Da die Innenoberflächen 1 in Passagierflugzeugen aufgrund der niedrigen Au
ßentemperaturen niedrige Oberflächentemperaturen aufweisen, führt dies zu niedri
gen Strahlungstemperaturen. Dadurch kommt es zur Strahlungsauskühlung der Pas
sagiere.
In Fig. 2 sind die Strahlungsverhältnisse zwischen der Innenoberfläche 1 des Flug
zeuges und dem Passagier 2 mit einer erfindungsgemäßen Beschichtung mit niedri
gem thermischen Emissionskoeffizienten dargestellt. Der Passagier 2 strahlt gemäß
seiner Körpertemperatur Wärme ab. Die Wärmeabstrahlung der Innenoberfläche 1
wird durch die erfindungsgemäße Beschichtung nicht von der tatsächlichen Oberflä
chentemperatur der Innenoberfläche 1 bestimmt, sondern von der Körpertemperatur
des Passagiers 2. Somit wird eine Strahlungsauskühlung des Passagiers 2 verhin
dert.
[1] Mayer E.; "Thermische Behaglichkeit in Räumen, neue Beurteilungs- und Meß
möglichkeiten"; Gesundheits-Ingenieur 110 (
1987
), Heft 1, S. 35-43.
[2] Benzinger T. H.; "Rating of Environment for Human Thermal Comfort by Resul tant Surface Temperature"; Symposiumsbeitrag zu Thermal Analysis-Human Comfort-Indoor Environments; National Bureu of Standrd; Gaitersburg; MD 20760; 11. Februar 1977.
[2] Benzinger T. H.; "Rating of Environment for Human Thermal Comfort by Resul tant Surface Temperature"; Symposiumsbeitrag zu Thermal Analysis-Human Comfort-Indoor Environments; National Bureu of Standrd; Gaitersburg; MD 20760; 11. Februar 1977.
Claims (8)
1. Einrichtung zur Verbesserung des thermischen Komforts in Passagierflugzeugen
mittels einer wärmereflektierenden Beschichtung mit niedrigem thermischen
Emissionskoeffizienten, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung an den
vorhandenen Innenoberflächen (1) der Flugzeug-Kabinenwandung angebracht ist
und ein Passagier (2) mit dieser Beschichtung in unmittelbarem Strahlungsaus
tausch steht.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung
eine transparent leitfähige Beschichtung ist
3. Einrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung
ein leitfähiges Metalloxid, z. B. Indium-Zinn-Oxid, ist.
4. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Dicke der Beschichtung weniger als 1 µm beträgt.
5. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Beschichtung auf einen transparenten Kunststoff, z. B. auf PMMA oder
Polycarbonat aufgebracht ist.
6. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Beschichtung auf einer Kunststoffdekorfolie, z. B. auf PVF oder PVDF
aufgebracht ist.
7. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass der thermische Emissionsfaktor der Beschichtung kleiner als 0,5 ist, und
insbesondere zwischen 0,1 und 0,3 liegt.
8. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Beschichtung auf den Seitenverkleidungsteilen und/oder der Flugzeug
verglasung der Flugzeugkabine, aufgebracht ist.
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