DE10027265A1 - Mit farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen beschichtete Aluminium-Coils - Google Patents
Mit farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen beschichtete Aluminium-CoilsInfo
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Abstract
Mit farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen ein- oder zweiseitig beschichtete Aluminium-Coils, enthaltend auf mindestens einer ihrer Oberflächen eine Kombinationseffektschicht, herstellbar aus einer pigmentierten Pulverslurry, einer Klarlackierung, herstellbar aus einem Pulverslurry-Klarlack, und einem Sealer auf der Basis organisch modifizierter Keramikmaterialien, herstellbar aus einem Sol-Gel-Klarlack.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft neue beschichtete Aluminium-Coils, die einseitig oder
zweiseitig mit farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen beschichtet sind.
Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung ein neues Verfahren zur Herstellung
beschichteter Aluminium-Coils. Des weiteren betrifft die vorliegende Erfindung die
Verwendung der neuen beschichteten Aluminium-Coils für die Herstellung von
Automobilkarosserien, Bauteilen für den Innen- und Außenbereich, Fenstern, Türen,
Möbeln und industriellen Bauteilen, inklusive Containern und Emballagen.
Farb- und/oder effektgebende Lackierungen von Kraftfahrzeugkarosserien, insbesondere
PKW-Karosserien, bestehen heute vorzugsweise aus mehreren Lackschichten, die
übereinander appliziert werden und unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.
Beispielsweise werden nacheinander eine elektrisch abgeschiedene Elektrotauchlackierung
(ETL) als Grundierung, eine Füllerlackierung oder Steinschlagschutzgrundierung, eine
Basislackierung und eine Klarlackierung auf ein Substrat aufgebracht. Hierbei dient die
ETL insbesondere dem Korossionsschutz des Blechs. Sie wird von der Fachwelt häufig
auch als Grundierung bezeichnet. Die Füllerlackierung dient der Abdeckung von
Unebenheiten des Untergrundes und gewähren aufgrund ihrer Elastizität die
Steinschlagbeständigkeit. Gegebenenfalls kann die Füllerlackierung noch zur Verstärkung
des Deckvermögens und zur Vertiefung des Farbtons der Lackierung dienen. Die
Basislackierung steuert die Farben und/oder die optischen Effekte bei. Die Klarlackierung
dient der Verstärkung der optischen Effekte und dem Schutz der Lackierung vor
mechanischer und chemischer Schädigung. Basislackierung und Klarlackierung werden
häufig auch zusammenfassend als Decklackierung bezeichnet. Ergänzend wird noch auf
Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York,
1998, Seiten 49 und 51, "Automobillacke" verwiesen.
Es ist daher ein wichtiges Ziel der modernen Automobillackierung, die Menge der bei der
Lackierung freigesetzten Menge an organischen Lösemitteln signifikant zu verringern,
wenn nicht gar auf Null zu bringen. Entsprechende Lacke, wie ETL, wäßrige Füller oder
wäßrige Klarlacke, Pulverlacke oder Pulverslurry-Klarlacke, stehen zur Verfügung.
Nachteilig ist aber nach wie vor, daß für die Basislackierungen noch immer nichtwässrige,
d. h. konventionelle, Basislacke oder Wasserbasislacke mit einem vergleichsweis hohen
Anteil an organischen Lösemitteln verwendet werden müssen, um die Pigmente stabil zu
dispergieren und einen guten Verlauf der applizierten Schichten zu sichern.
Außerdem müssen bei der gemeinsamen Anwendung der Lacke, insbesondere der
Basislacke und Klarlacke, im Rahmen der Herstellung einer farb- und/oder effektgebenden
Lackierung ihre Eigenschaften sehr fein aufeinander abgestimmt werden, um
beispielsweise ein Einbrechen der nicht ausgehärteten Schichten bei der Anwendung von
Naß-in-Naß-Verfahren zu vermeiden und/oder die Rißbildung, die Bildung von Kochern
und/oder die Delamination von Schichten zu verhindern.
Es wäre daher wünschenswert, die üblichen und bekannten Basislacke und
Wasserbasislacke durch im wesentlichen lösemittelfreie Pulverslurries, die Effektpigmente
(vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seiten 176,
"Effektpigmente" und Seiten 380 und 381 "Metalloxid-Glimmer-Pigmente" bis
"Metallpigmente") enthalten, zu ersetzen. Erste Ansätze hierzu sind bereits vorhanden.
So geht aus der japanischen Patentanmeldung JP 53 109 540 A1 (Derwent-Referat
78800A/44) eine Lackierung mit einer 10 bis 45 µm dicken Basislackierung, hergestellt aus
einer nicht näher spezifierten pigmentierten Pulverslurry und einer 30 bis 70 µm dicken
Klarlackierung hervor.
Aus der deutschen Offenlegungsschrift DE 27 10 421 A1 ist eine Metalleffektpigmente
enthaltende Pulverslurry auf der Basis von aminneutralisierten Acrylatcopolymerisaten und
Melaminharzen oder von Polyestern und Epoxidharzen bekannt. Die Herstellung der
pigmentierten Pulverslurries erfordert jedoch die Neutralisation der wasserlöslichen
aminneutralisierten Ausgangsprodukte mit Salzsäure. Hierdurch können aber die
Metalleffektpigmente nachhaltig geschädigt werden. Die bekannte Pulverslurry liefert
glatte, glänzende, metallische Beschichtungen. Es ist nicht bekannt, ob sie sich für die
Herstellung von effektgebenden Mehrschichtlackierungen eignet.
Aus der japanischen Patentanmeldung JP 02 014 776 A2 ist eine Mehrschichtlackierung
aus Basislackierung und Klarlackierung bekannt, deren Basislackierung aus einer
pigmentierten Pulverslurry auf der Basis hydroxygruppenhaltiger Acrylatcopolymerisate
und blockierter Polyisocyanate hergestellt wird.
Aus der amerikanischen Patentschrift US 5,379,947 A1 sind cosolvensfreie pigmentierte
und unpigmentierte Pulverslurries auf der Basis von beispielsweise
hydroxylgruppenhaltigen Acrylatcopolymerisaten und blockierten Polyisiocyanaten oder
glycidylgruppenhaltigen Acrylatcopolymerisaten und Dodecandisäure bekannt.
Ferner sind aus der amerikanischen Patentschrift US 4,268,542 A1 vergleichbare,
Effektpigemente enthaltende Pulverslurries bekannt.
Die bekannten pigmentierten Pulverslurries sind jedoch nicht in vollem Umfang für die
Beschichtung von Aluminium geeignet.
Wegen des komplexen Aufbaus der modernen Automobilserienlackierungen muß ein
hoher apparativer Aufwand in der Linie getrieben werden, um die farb- und/oder
effektgebenden Mehrschichtlackierungen in der immer gleichbleibenden Qualität zu
produzieren. Hinzu kommt noch der logistische und der apparative Aufwand der bei einem
Farbwechsel betrieben werden muß. Insbesondere bringen die Elektrotauchlackbecken
hohe Investitionskosten, einen sehr großen Raumbedarf und eine komplexe Infrastruktur
mit sich.
Die Automobilindustrie versucht deshalb seit langem von Stahlkarosserien auf
Aluminiumkarosserien umzustellen, insbesondere um die Elektrotauchlackierung zu
vermeiden. Indes wirft die Lackierung von Aluminium in der Qualität, wie sie
beispielsweise für ein Automobil der Oberklasse erforderlich ist, neue Probleme auf, die
noch alle nicht gelöst sind.
Zum anderen versucht die Automobilindustrie seit langem, die Anzahl der Lackschichten,
die zur Erzielung der eingangs genannten technischen Effekte notwendig sind, zu
verringern, um zum eine Material zu sparen und die Komplexität des Lackierprozesses zu
verringern.
Eine Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen, bietet das Coil Coating oder die
Bandbeschichtung (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag,
Stuttgart, New York, 1998, Seite 55, "Bandbeschichtung"), bei dem Coil-Coating-Lacke
(vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York,
1998, Seite 116, "Coil-Coating-Lacke") auf schnell laufende Metallbänder appliziert und
bei vergleichsweise hohen Temperaturen gehärtet werden. Aus den beschichteten Coils
werden dann durch formgebende Bearbeitung Formteile, beispielsweise Bauteile für den
Innen- und Außenbereich, hergestellt.
Auf Grund der Bandbeschichtung und der nachträglichen formgebenden Bearbeitung
könnte die Automobilserienlackierung aus der Automobilfabrik ausgegliedert und den
Zulieferern übertragen werden, die die gewünschten beschichteten Bleche oder sogar die
gewünschten beschichteten Karosserien oder Karosserieteile liefern könnten.
Die bisher bekannten Coil-Coating-Lacke und die entsprechenden beschichteten
Aluminium-Coils sind aber nur in bedingtem Umfang für die Automobilserienlackierung
geeignet.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine neue farb- und/oder effektgebende
Mehrschichtlackierung für Aluminium-Coils bereitzustellen, die die Nachteile des Standes
der Technik nicht mehr länger aufweist, sondern die in einfacher Weise durch die
Bandbeschichtung hergestellt werden kann und die mit weniger Schichten als üblich,
zumindest dieselben technischen Funktionen wie eine übliche und bekannte farb- und/oder
effektgebende Mehrschichtlackierung erfüllt. Dabei soll die neue farb- und/oder
effektgebende Mehrschichtlackierung für Aluminium-Coils zumindest dieselbe optische
und mechanische Qualität, Chemikalienstabilität, Kratzfestigkeit und Witterungsstabilität
aufweisen, wie die üblichen und bekannten farb- und/oder effektgebenden
Mehrschichtlackierungen. Außerdem sollen sich die neuen Aluminium-Coils in einfacher
Weise zu den gewünschten Formteilen formen lassen.
Demgemäß wurden die neuen, mit farb- und/oder effektgebenden
Mehrschichtlackierungen beschichtete Aluminium-Coils gefunden, die herstellbar sind,
indem man
- A) auf mindestens eine grundierte oder ungrundierte Oberfläche des Aluminium-Coils eine pigmentierte Pulverslurry appliziert, wodurch eine pigmentierte Pulverslurryschicht resultiert,
- B) die pigmentierte Pulverslurryschicht thermisch und/oder mit aktinischer Strahlung härtet, wodurch eine Kombinationseffektschicht resultiert, oder - alternativ - die pigmentierte Pulverslurryschicht trocknet, ohne sie dabei auszuhärten,
- C) die Kombinationseffektschicht oder die pigmentierte Pulverslurryschicht mit einem Pulverslurry-Klarlack überschichtet, wonach man
- D) die resultierende Klarlackschicht für sich alleine härtet, wodurch die Klarlackierung resultiert, oder gemeinsam mit der pigmentierten Pulverslurryschicht härtet, wodurch die Kombinationseffektschicht und die Klarlackierung resultieren,
- E) die Klarlackierung mit einem Sol-Gel-Beschichtungsstoff überschichtet und
- F) die resultierende Sol-Gel-Schicht thermisch oder thermisch und mit aktinischer Strahlung härtet, wodurch der Sealer resultiert.
Im folgenden werden die neuen, mit farb- und/oder effektgebenden
Mehrschichtlackierungen beschichteten Aluminium-Coils als "erfindungsgemäße Coils"
bezeichnet.
Weitere erfindungsgemäße Gegenstände gehen aus der Beschreibung hervor.
Im Hinblick auf den Stand der Technik war es überraschend und für den Fachmann nicht
vorhersehbar, daß die der Erfindung zugrunde liegende
Aufgabe mit Hilfe der erfindungsgemäß zu verwendenden farb- und/oder effektgebenden
Mehrschichtlackierung gelöst werden konnte, so daß die hiermit beschichteten
erfindungsgemäßen Coils auch den gehobenen Ansprüchen der Automobilhersteller und
deren Kunden an die optische Qualität, mechanische Qualität, Chemikalienstabilität,
Kratzfestigkeit und Witterungsstabilität in vollem Umfang genügen, wenn nicht gar diese
übertreffen.
Noch mehr überraschte, daß die aus pigmentierten Pulverlsurries hergestellten
Kombinationseffektschichten sowohl die Funktion von Füllerlackierungen und
Steinschlagschutzgrundierungen als auch von Basislackierungen erfüllen. Dies ist um so
mehr überraschend als zum einen die Pulverslurries stets für die Herstellung von
Lackschichten mit im wesentlichen nur einer Funktion vorgeschlagen werden und zum
anderen die üblichen und bekannten Füllerlackierungen und Basislackierungen aus
Beschichtungsstoffen hergestellt werden, die stofflich sehr unterschiedlich und sehr
speziell an ihren jeweiligen Verwendungszweck angepaßt sind.
Des weiteren überraschte die außerordentlich hohe Haftung der
Kombinationseffektschichten an den Aluminiumsubstraten, so daß die
Kombinationseffektschichten auch noch die Funktion von Haftvermittlerschichten erfüllen.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung umfaßt die Begriff "farb- und/oder effektgebende
Mehrschichdackierung" sowohl unbunte (vgl. vgl. Römpp Lexikon Lacke und
Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seite 590, "Unbuntpunkt") als auch bunte, d. h.
farbige Mehrschichtlackierungen.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind unter Kombinationseffektschichten
Lackierungen zu verstehen, die in einer farb- und/oder effektgebenden
Mehrschichtlackierung mindestens zwei Funktionen erfüllen. Funktionen dieser Art sind
insbesondere der Schutz vor Korrosion, die Haftvermittlung, die Absorption mechanischer
Energie und die Effektgebung. Erfindungsgemäß dient die Kombinationseffektschicht vor
allem der Absorption mechanischer Energie, der Haftvermittlung zum Substrat sowie der
Effektgebung zugleich; sie erfüllt also die Funktionen eines Primers oder einer
Haftvermittlerschicht, einer Füllerlackierung oder Steinschlagschutzgrundierung und einer
Basislackierung. Vorzugsweise hat die Kombinationseffektschicht darüber hinaus noch
Korrosionsschutzwirkung.
Die nachstehend im Detail beschriebene farb- und/oder effektgebende
Mehrschichtlackierung kann auf beide Seiten der Aluminiumbänder aufgetragen werden,
so daß doppelt beschichtete erfindungsgemäße Coils resultieren. Diese Variante der
erfindungsgemäßen Coils wird indes nur in speziellen Fällen verwendet, so daß in den
allermeisten Fällen einfach beschichtete erfindungsgemäße Coils hergestellt und
weiterverarbeitet werden.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Coils geht aus von Aluminiumbändern, deren zu
beschichtenden Oberfläch(en) mit einer durch anodische Oxidation hergestellten
Oxidschicht (Eloxal®-Verfahren) bedeckt ist. Hierüber kann ein von der
Bandbeschichtung her bekannter Primer oder eine Haftvermittlerlackierung aus einem
üblichen und bekannten Coil-Coating-Lack appliziert werden. Es ist ein ganz besonderer
Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens, daß hierauf ohne Schaden verzichtet werden
kann.
Auf die Oberfläche des Aluminiumbandes wird mit Hilfe der bei der Bandbeschichtung
üblichen Verfahren (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag,
Stuttgart, New York, 1998, Seite 55, "Bandbeschichtung") eine pigmentierte Pulverslurry
einer Naßschichtdicke appliziert, daß nach der Aushärtung eine Kombinationseffektschicht
einer einer geeigneten Trockenschichtdicke resultiert. Hierbei richtet sich die für den
jeweiligen Einzelfall optimale Dicke insbesondere nach dem Deckvermögen der
eingesetzten Pigmente (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme
Verlag, Stuttgart, New York, 1998, Seite 124, "Deckvermögen"), der Fähigkeit,
mechanische Energie zu absorbieren bzw. zu dissipieren, der Fähigkeit, die Unebenheiten
der Substratoberfläche auszugleichen, und/oder den jeweils angewandten sonstigen
Bestandteilen der Pulverslurry. Der Fachmann kann daher die optimale Dicke anhand
seines allgemeinen Fachwissens ggf. unter Zuhilfenahme einfacher orientierender
Vorversuche ermitteln. Vorzugsweise liegt die Dicke der Kombinationseffektschicht bei 6
bis 80, bevorzugt 7 bis 75, besonders bevorzugt 8 bis 70, ganz besonders bevorzugt 9 bis
65 und insbesondere 10 bis 60 µm.
Nach der Applikation wird die pigmentierte Pulverslurryschicht physikalisch, thermisch
und/oder mit aktinischer Strahlung, vorzugsweise thermisch, gehärtet, wodurch die
Kombinationseffektschicht resultiert.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bedeutet der Begriff "physikalische Härtung" die
Härtung einer Schicht aus einem Beschichtungsstoff durch Verfilmung durch
Lösemittelabgabe aus dem Beschichtungsstoff, wobei die Verknüpfung innerhalb der
Beschichtung über Schlaufenbildung der Polymermoleküle der Bindemittel (zu dem
Begriff vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart,
New York, 1998, "Bindemittel", Seiten 73 und 74) erfolgt. Oder aber die Verfilmung
erfolgt über die Koaleszenz von Bindemittelteilchen (vgl. Römpp Lexikon Lacke und
Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, "Härtung", Seiten 274
und 275). Üblicherweise sind hierfür keine Vernetzungsmittel notwendig. Gegebenenfalls
kann die physikalische Härtung durch Luftsauerstoff, Hitze oder durch Bestrahlen mit
aktinischer Strahlung unterstützt werden.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bezeichnet der Begriff "selbstvernetzend" die
Eigenschaft eines Bindemittels mit sich selbst Vernetzungsreaktionen einzugehen.
Voraussetzung hierfür ist, daß in den Bindemitteln bereits beide Arten von
komplementären reaktiven funktionellen Gruppen enthaltend sind, die für eine Vernetzung
notwendig sind. Als fremdvernetzend werden dagegen solche Beschichtungsstoffe
bezeichnet, worin die eine Art der komplementären reaktiven funktionellen Gruppen in
dem Bindemittel, und die andere Art in einem Härter oder Vernetzungsmittel vorliegen.
Ergänzend wird hierzu auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme
Verlag, Stuttgart, New York, 1998, "Härtung", Seiten 274 bis 276, insbesondere Seite 275,
unten, verwiesen.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist unter aktinischer Strahlung elektromagnetische
Strahlung, wie nahes Infrarot (MR), sichtbares Licht, UV-Strahlung oder
Röntgenstrahlung, insbesondere UV-Strahlung, und Korpuskularstrahlung wie
Elektronenstrahlung zu verstehen.
Werden die thermische und die Härtung mit aktinischem Licht bei einer Pulverslurry
gemeinsam angewandt, spricht man auch von "Dual Cure" und "Dual-Cure-Pulverslurry".
Bei der physikalischen Härtung müssen an und für sich keine besonderen Maßnahmen
1 ergriffen werden; indes kann die physikalische Härtung durch durch Luftsauerstoff, Hitze
oder durch Bestrahlen mit aktinischer Strahlung unterstützt werden.
Die thermische Härtung oder die Applikation des Pulverslurry-Klarlacks kann nach einer
gewissen Ruhezeit oder Ablüftzeit erfolgen. Sie kann eine Dauer von 1 s bis 20 s, haben.
Die Ruhezeit dient beispielsweise zum Verlauf und zur Entgasung der Schichten und zum
Verdunsten von flüchtigen Bestandteilen wie gegebenenfalls noch vorhandenem
Lösemittel und/oder Wasser. Die Ablüftung kann durch eine erhöhte Temperatur, die zu
einer Härtung noch nicht ausreicht, und/oder durch eine reduzierte Luftfeuchtigkeit
beschleunigt werden.
Die thermische Härtung erfolgt beispielsweise durch Erhitzen in Umluftofen oder
Bestrahlen mit IR- und/oder NIR-Lampen. Wie bei der Härtung mit aktinischer Strahlung
kann auch die thermische Härtung stufenweise erfolgen. Vorteilhafterweise erfolgt die
thermische Härtung bei Temperaturen von 100 bis 180°C, nachdem die pigmentierte
Pulverslurryschicht aufgeschmolzen ist.
Vorzugsweise wird bei der Härtung mit aktinischer Strahlung eine Dosis von 1.000 bis
3.000, bevorzugt 1.100 bis 2.900, besonders bevorzugt 1.200 bis 2.800, ganz besonders
bevorzugt 1.300 bis 2.700 und insbesondere 1.400 bis 2.600 mJ/cm2 angewandt.
Gegebenenfalls kann diese Härtung mit aktinischer Strahlung von anderen Strahlenquellen
ergänzt werden. Im Falle von Elektronenstrahlen wird vorzugsweise unter
Inertgasatmosphäre gearbeitet. Dies kann beispielsweise durch Zuführen von Kohlendioxid
und/oder Stickstoff direkt an die Oberfläche der Pulverslurryschicht gewährleistet werden.
Auch im Falle der Härtung mit UV-Strahlung kann, um die Bildung von Ozon zu
vermeiden, unter Inertgas gearbeitet werden. Vorzugsweise erfolgt die Härtung mit
aktinischer Strahlung flach dem thermischen Aufschmelzen der pigmentierten
Pulverslurryschicht.
Für die Härtung mit aktinischer Strahlung werden die üblichen und bekannten
Strahlenquellen und optischen Hilfsmaßnahmen angewandt. Beispiele geeigneter
Strahlenquellen sind Blitzlampen der Firma VISIT, Quecksilberhoch- oder -
niederdruckdampflampen, welche gegebenenfalls mit Blei dotiert sind, um ein
Strahlenfenster bis zu 405 nm zu öffnen, oder Elektronenstrahlquellen. Deren Anordnung
ist im Prinzip bekannt und kann den Gegebenheiten des Werkstücks und der
Verfahrensparameter angepaßt werden.
Die Anlagen und Bedingungen dieser Härtungsmethoden werden beispielsweise in R.
Holmes, U. V. and E. B. Curing Formulations for Printing Inks, Coatings and Paints, SITA
Technology, Academic Press, London, United Kindom 1984, beschrieben.
Hierbei kann die Aushärtung stufenweise erfolgen, d. h. durch mehrfache Belichtung oder
Bestrahlung mit aktinischer Strahlung. Dies kann auch alternierend erfolgen, d. h., daß
abwechselnd mit UV-Strahlung und Elektronenstrahlung gehärtet wird.
Bei Dual Cure können thermische Härtung und Härtung mit aktinischer Strahlung
gleichzeitig oder nacheinander angewandt werden. Werden die beiden Härtungsmethoden
nacheinander verwendet, kann beispielsweise mit der thermischen Härtung begonnen und
mit der Härtung mit aktinischer Strahlung geendet werden. In anderen Fällen kann es sich
als vorteilhaft erweisen, mit der Härtung mit aktinischer Strahlung zu beginnen und hiermit
zu enden.
Auf die Kombinationseffektschicht wird dann mit Hilfe der bei der Bandbeschichtung
üblichen Verfahren und Vorrichtungen der Pulverslurry-Klarlack appliziert, wonach die
resultierende Klarlackschicht für sich alleine physikalisch oder thermisch und/oder mit
aktinischer Strahlung, insbesondere aber thermisch, gehärtet wird, wobei die vorstehend
beschriebenen Verfahren und Vorrichtungen angewendet werden.
Erfindungsgemäß ist es indes von Vorteil, die pigmentierte Pulverslurryschicht nicht
auszuhärten, sondern nur zu trocknen bzw. abzulüften und anschließend mit einem der
nachstehend behriebenen Pulverslurry-Klarlacke mit Hilfe der bei der Bandbeschichtung
üblichen Verfahren und Vorrichtungen zu überschichten, was von der Fachwelt auch als
Naß-in-naß-Verfahren bezeichnet wird.
Hiernach werden die pigmentierte Pulverslurryschicht und die Klarlackschicht gemeinsam
vorzugsweise thermisch und/oder mit aktinischer Strahlung, vorzugsweise thermisch,
gehärtet, wobei die wobei die vorstehend beschriebenen Verfahren und Vorrichtungen
angewendet werden.
Vorzugsweise wird der Pulverslurry-Klarlack in einer Naßschichtdicke appliziert, daß nach
der Aushärtung ein Klarlack mit einer Trockenschichtdicke von vorzugsweise 15 bis 100,
bevorzugt 20 bis 80, besonders bevozugt 25 bis 70, ganz besonders bevorzugt 30 bis 60
und insbesondere 35 bis 50 µm resultiert.
Im weiteren Verlauf des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Klarlackierung mit Hilfe
der bei der Bandbeschichtung üblichen Verfahren und Vorrichtungen mit einem
nachstehend im Detail beschriebenen Sol-Gel-Beschichtungsstoff überschichtet, wonach
dieser mit Hilfe der vorstehend beschriebenen Verfahren und Vorrichtungen thermisch
oder thermisch und mit aktinischer Strahlung gehärtet wird, wodurch der Sealer resultiert.
Vorzugsweise wird der Sol-Gel-Beschichtungsstoff in einer Naßschichtdicke appliziert,
daß nach der Aushärtung ein Sealer mit einer Trockenschichtdicke von vorzugsweise 1 bis
10, bevorzugt 1,5 bis 9, besonders bevorzugt 2 bis 8, ganz besonders bevorzugt 2,5 bis 7
und insbesondere 3 bis 6 µm resultiert.
Hierdurch ist die Herstellung des erfindungsgemäßen Coils abgeschlossen und es kann ggf.
nach einer Nachbearbeitung, direkt der weiteren Verarbeitung zugführt werden.
Sowohl die pigmentierte Pulverslurry als auch der Pulverslurry-Klarlack, die bei dem
vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren verwendet werden, enthalten
mindestens einen feinverteilten dimensionsstabilen Bestandteil, d. h. einen Pulverlack, als
disperse Phase und ein wäßriges Medium als kontinuierliche Phase.
Der feinverteilte dimensionsstabile Bestandteil oder der Pulverlack kann fest und/oder
hochviskos sein. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bedeutet "hochviskos", daß sich
die Teilchen unter den üblichen und bekannten Bedingungen der Herstellung, der
Lagerung und der Anwendung von Pulverslurnes oder Pulverlacken im wesentlichen wie
feste Teilchen verhalten. Vorzugsweise ist der Pulverlack fest.
Die einzelnen Teilchen des feinverteilten Bestandteils oder des Pulverlacks sind außerdem
dimensionsstabil. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bedeutet "dimensionsstabil",
daß die Teilchen unter den üblichen und bekannten Bedingungen der Lagerung und der
Anwendung von Pulverslurnes und Pulverlacken, wenn überhaupt, nur geringfügig
agglomerieren und/oder in kleinere Teilchen zerfallen, sondern auch unter dem Einfluß
von Scherkräften im wesentlichen ihre ursprünglichen Form bewahren.
Vorzugsweise liegt der Festkörpergehalt der pigmentierten Pulverslurnes und der
Pulverslurry-Klarlacke bei 10 bis 80, bevorzugt 15 bis 75, besonders bevorzugt 20 bis 70,
ganz besonders bevorzugt 25 bis 70 und insbesondere 30 bis 65 Gew.-%, jeweils bezogen
auf die pigmentierte Pulverslurry oder den Pulverslurry-Klarlack.
Vorzugsweise liegt die mittlere Teilchengröße der feinverteilten dimensionsstabilen
Bestandteile der pigmentierten Pulverslurnes und der Pulverslurry-Klarlacke bei 0,8 bis 40 µm,
bevorzugt 0,8 bis 20 µm, und besonders bevorzugt bei 2 bis 6 µm. Unter mittlerer
Teilchengröße wird der nach der Laserbeugungsmethode ermittelte 50%-Medianwert
verstanden, d. h., 50% der Teilchen haben einen Teilchendurchmesser ≦ dem Medianwert
und 50% der Teilchen einen Teilchendurchmesser ≧ dem Medianwert. Generell findet die
Teilchengröße der feinverteilten dimensionstabilen Bestandteile ihre obere Begrenzung
dann, wenn die Teilchen aufgrund ihrer Größe beim Einbrennen nicht mehr vollständig
verlaufen können und damit der Filmverlauf negativ beeinflußt wird. Als Obergrenze
werden 40 µm für sinnvoll erachtet, da ab dieser Teilchengröße mit einer Verstopfung der
Spülkanäle der hochempfindlichen Applikationsapparaturen zu rechnen ist.
Pigmentierte Pulverslurries und Pulverslurry-Klarlacke mit derartigen mittleren
Teilchengrößen weisen ein besseres Applikationsverhalten auf und zeigen bei den
applizierten Filmstärken von < 30 µm, wie sie derzeitig in der Automobilindustrie bei der
Erstlackierung von Automobilen praktiziert werden, überraschenderweise eine deutlich
geringere Neigung zu Kochern und zum "mudcracking" als herkömmliche Kombinationen
von Füller, Basislack und Klarlack auf.
Die pigmentierten Pulverslurries und der Pulverslurry-Klarlacke sind vorzugsweise frei
von organischen Lösemitteln (Cosolventien). Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
bedeutet dies, daß sie einen Restgehalt an flüchtigen Lösemitteln von < 2,0 Gew.-%,
bevorzugt < 1,5 Gew.-% und besonders bevorzugt < 1,0 Gew.-% haben. Erfindungsgemäß
ist es von ganz besonderem Vorteil, wenn der Restgehalt unterhalb der gaschromato
graphischen Nachweisgrenze liegt.
Die pigmentierten Pulverslurries und Pulverslurry-Klarlacke können physikalisch,
thermisch oder thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbar sein. Es können in
speziellen Fällen durchaus auch nur mit aktinischer Strahlung härtbare Pulverslurry-
Klarlacke in Betracht kommen. Die thermisch härtbaren Pulverslurries wiederum können
selbstvernetzend oder fremdvernetzend sein.
Die pigmentierten Pulverslurries und die Pulverslurry-Klarlacke enthalten mindestens ein
Bindemittel.
Die Bindemittel sind oligomere und polymere Harze.
Erfindungsgemäß ist es von Vorteil, wenn die Mindestfilmbildetemperatur der Bindemittel
mindestens 0°C, bevorzugt mindestens 10, besonders bevorzugt mindestens 15, ganz
besonders bevorzugt mindestens 20 und insbesondere mindestens 25°C beträgt. Die
Mindestfilmbildetemperatur kann ermittelt werden, indem eine wäßrige Dispersion des
Bindemittels mittels einer Rakel auf eine Glasplatte aufgezogen oder ein feinverteiltes
Bindemittelpulver auf eine Glasplatte appliziert und auf einem Gradientenofen erwärmt
wird. Die Temperatur, bei der die pulverförmige Schicht verfilmt, wird als
Mindestfilmbildetemperatur bezeichnet. Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und
Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998,
"Mindestfilmbildetemperatur", Seite 391, verwiesen.
Beispiele für geeignete Bindemittel sind statistisch, alternierend und/oder blockartig
aufgebaute lineare und/oder verzweigte und/oder kammartig aufgebaute (Co)Polymerisate
von ethylenisch ungesättigten Monomeren, oder Polyadditionsharze und/oder
Polykondensationsharze. Zu diesen Begriffen wird ergänzend auf Römpp Lexikon Lacke
und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, Seite 457,
"Polyaddition" und "Polyadditionsharze (Polyaddukte)", sowie Seiten 463 und 464,
"Polykondensate", "Polykondensation" und "Polykondensationsharze", sowie Seiten 73
und 74, "Bindemittel", verwiesen.
Beispiele geeigneter (Co)Polymerisate sind (Meth)Acrylat(co)polymerisate oder partiell
verseifte Polyvinylester, insbesondere (Meth)Acrylatcopolymerisate.
Beispiele geeigneter Polyadditionsharze und/oder Polykondensationsharze sind Polyester,
Alkyde, Polyurethane, Polylactone, Polycarbonate, Polyether, Epoxidharz-Amin-Addukte,
Polyharnstoffe, Polyamide, Polyimide, Polyester-Polyurethane, Polyether-Polyurethane
oder Polyester-Polyether-Polyurethane, insbesondere Polyester-Polyurethane.
Von diesen Bindemitteln weisen die (Meth)Acrylat(co)polymerisate besondere Vorteile
auf und werden deshalb besonders bevorzugt verwendet.
Die selbstvernetzenden Bindemittel der thermisch härtbaren Pulverslurries und der Dual-
Cure-Pulverslurries enthalten reaktive funktionelle Gruppen, die mit Gruppen ihrer Art
oder mit komplementären reaktiven funktionellen Gruppen Vernetzungsreaktionen
eingehen können. Die fremdvernetzenden Bindemittel enthalten reaktive funktionelle
Gruppen, die mit komplementären reaktiven funktionellen Gruppen, die in
Vernetzungsmitteln vorliegen, Vernetzungsreaktionen eingehen können (vgl. auch Römpp
Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998,
"Härtung", Seiten 274 bis 276, insbesondere Seite 275). Beispiele geeigneter
erfindungsgemäß zu verwendender komplementärer reaktiver funktioneller Gruppen sind
in der folgenden Übersicht zusammengestellt. In der Übersicht steht die Variable R für
einen acyclischen oder cyclischen aliphatischen, einen aromatischen und/oder einen
aromatisch-aliphatischen (araliphatischen) Rest; die Variablen R' und R" stehen für gleiche
oder verschiedene aliphatische Reste oder sind miteinander zu einem aliphatischen oder
heteroaliphatischen Ring verknüpft.
Die Auswahl der jeweiligen komplementären Gruppen richtet sich zum einen danach, daß
sie bei der Herstellung, der Lagerung, der Applikation und dem Aufschmelzen der
erfindungsgemäßen Pulverslurries keine unerwünschten Reaktionen, insbesondere keine
vorzeitige Vernetzung, eingehen und/oder gegebenenfalls die Härtung mit aktinischer
Strahlung nicht stören oder inhibieren dürfen, und zum anderen danach, in welchem
Temperaturbereich die Vernetzung stattfinden soll.
Vorzugsweise werden bei den pigmentierten Pulverslurries und den Pulverslurry-
Klarlacken Vernetzungstemperaturen von 60 bis 180°C angewandt. Es werden daher
vorzugsweise Thio-, Hydroxyl-, N-Methylolamino- N-Alkoxymethylamino-, Imino-,
Carbamat-, Allophanat- und/oder Carboxylgruppen, bevorzugt Hydroxyl- oder
Carboxylgruppen, einerseits und vorzugsweise Vernetzungsmittel mit Anhydrid-,
Carboxyl-, Epoxy-, blockierten Isocyanat-, Urethan-, Methylol-, Methylolether-, Siloxan-,
Carbonat-, Amino-, Hydroxy- und/oder beta-Hydroxyalkylamidgruppen, bevorzugt Epoxy-,
beta-Hydroxyalkylamid-, blockierte Isocyanat-, Urethan- oder
Alkoxymethylaminogruppen, andererseits angewandt.
Im Falle selbstvernetzender Pulverslurries enthalten die Bindemittel insbesondere
Methylol-, Methylolether- und/oder N-Alkoxymethylaminogruppen.
Komplementäre reaktive funktionelle Gruppen, die für die Verwendung in den
fremdvernetzenden Pulverslurries besonders gut geeignet sind, sind
- - Carboxylgruppen einerseits und Epoxidgruppen und/oder beta- Hydroxyalkylamidgruppen andererseits sowie
- - Hydroxylgruppen einerseits und blockierte Isocyanat-, Urethan- oder Alkoxymethylaminogruppen andererseits.
Die Funktionalität der Bindemittel bezüglich der vorstehend beschriebenen reaktiven
funktionellen Gruppen kann sehr breit variieren und richtet sich insbesondere nach der
Vernetzungsdichte, die man erzielen will, und/oder nach der Funktionalität der jeweils
angewandten Vernetzungsmittel. Beispielsweise liegt im Falle carboxylgruppenhaltiger
Bindemittel die Säurezahl vorzugsweise bei 10 bis 100, bevorzugt 15 bis 80, besonders
bevorzugt 20 bis 75, ganz besonders bevorzugt 25 bis 70 und insbesondere 30 bis 65 mg
KOH/g. Oder im Falle hydroxylgruppenhaltiger Bindemittel liegt die OH-Zahl
vorzugsweise bei 15 bis 300, bevorzugt 20 bis 250, besonders bevorzugt 25 bis 200, ganz
besonders bevorzugt 30 bis 150 und insbesondere 35 bis 120 mg KOH/g. Oder im Falle
epoxidgruppenhaltiger Bindemittel liegt das Epoxidäquivalentgewicht vorzugsweise bei
400 bis 2.500, bevorzugt 420 bis 2.200, besonders bevorzugt 430 bis 2.100, ganz
besonders bevorzugt 440 bis 2.000 und indesondere 440 bis 1.900:
Die vorstehend beschriebenen komplementären funktionellen Gruppen können nach den
üblichen und bekannten Methoden der Polymerchemie in die Bindemittel eingebaut
werden. Dies kann beispielsweise durch den Einbau von Monomeren, die die
entsprechenden reaktiven funktionellen Gruppen tragen, und/oder mit Hilfe
polymeranaloger Reaktionen geschehen.
Beispiele geeigneter olefinisch ungesättigter Monomere mit reaktiven funktionellen
Gruppen sind
- 1. Monomere, welche mindestens eine Hydroxyl-, Amino-, Alkoxymethylamino-,
Carbamat-, Allophanat- oder Iminogruppe pro Molekül tragen wie
- - Hydroxyalkylester der Acrylsäure, Methacrylsäure oder einer anderen alpha,beta-olefinisch ungesättigten Carbonsäure, die sich von einem Alkylenglykol ableiten, das mit der Säure verestert ist, oder die durch Umsetzung der alpha,beta-olefinisch ungesättigten Carbonsäure mit einem Alkylenoxid wie Ethylenoxid oder Propylenoxid erhältlich sind, insbesondere Hydroxyalkylester der Acrylsäure, Methacrylsäure, Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure, Fumarsäure oder Itaconsäure, in denen die Hydroxyalkylgruppe bis zu 20 Kohlenstoffatome enthält, wie 2- Hydroxyethyl-, 2-Hydroxypropyl-, 3-Hydroxypropyl-, 3-Hydroxybutyl-, 4- Hydroxybutylacrylat, -methacrylat, -ethacrylat, -crotonat, -maleinat, -fumarat oder -itaconat; oder Hydroxycycloalkylester wie 1,4- Bis(hydroxymethyl)cyclohexan-, Octahydro-4,7-methano-1H-inden dimethanol- oder Methylpropandiolmonoacrylat, -monomethacrylat, -monoethacrylat, -monocrotonat, -monomaleinat, -monofumarat oder -monoitaconat; Umsetzungsprodukte aus cyclischen Estern, wie z. B. epsilon- Caprolacton und diesen Hydroxyalkyl- oder -cycloalkylestern;
- - olefinisch ungesättigte Alkohole wie Allylalkohol;
- - Polyole wie Trimethylolpropanmono- oder diallylether oder Pentaerythritmono-, -di- oder -triallylether;
- - Umsetzungsprodukte aus Acrylsäure und/oder Methacrylsäure mit dem Glycidylester einer in alpha-Stellung verzweigten Monocarbonsäure mit 5 bis 18 C-Atomen je Molekül, insbesondere einer Versatic®-Säure, oder anstelle des Umsetzungsproduktes eine äquivalenten Menge Acryl- und/oder Methacrylsäure, die dann während oder nach der Polymerisationsreaktion mit dem Glycidylester einer in alpha-Stellung ver zweigten Monocarbonsäure mit 5 bis 18 C-Atomen je Molekül, insbesondere einer Versatic®-Säure, umgesetzt wird;
- - Aminoethylacrylat, Aminoethylmethacrylat, Allylamin oder N- Methyliminoethylacrylat;
- - N,N-Di(methoxymethyl)aminoethylacrylat oder -methacrylat oder N,N- Di(butoxymethyl)aminopropylacrylat oder -methacrylat;
- - (Meth)Acrylsäureamide wie (Meth)Acrylsäureamid, N-Methyl-, N- Methylol-, N,N-Dimethylol-, N-Methoxymethyl-, N,N-Di(methoxymethyl)- N-Ethoxymethyl- und/oder N,N-Di(ethoxyethyl)-(meth)acrylsäureamid;
- - Acryloyloxy- oder Methacryloyloxyethyl-, propyl- oder butylcarbamat oder -allophanat; weitere Beispiele geeigneter Monomere, welche Carbamatgruppen enthalten, werden in den Patentschriften US-A-3,479,328, US-A-3,674,838, US-A- 4,126,747, US-A- 4,279,833 oder US-A-4,340,497 beschrieben;
- 2. Monomere, welche mindestens eine Säuregruppe pro Molekül tragen, wie
- - Acrylsäure, Methacrylsäure, Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure, Fumarsäure oder Itaconsäure;
- - olefinisch ungesättigte Sulfon- oder Phosphonsäuren oder deren Teilester;
- - Maleinsäuremono(meth)acryloyloxyethylester, Bernsteinsäuremo no(meth)acryloyloxyethylester oder Phthalsäuremo no(meth)acryloyloxyethylester; oder
- - Vinylbenzoesäure (alle Isomere), alpha-Methylvinylbenzoesäure (alle Isomere) oder Vinylbenzsolsulfonsäure (alle Isomere).
- 3. Epoxidgruppen enthaltende Monomere wie der Glycidylester der Acrylsäure, Methacrylsäure, Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure, Fumarsäure oder Itaconsäure oder Allylglycidylether.
Sie werden vorzugsweise zur Herstellung von (Meth)Acrylatcopolymerisaten,
insbesondere der glycidylgruppenhaltigen, verwendet.
Höherfunktionelle Monomere der vorstehend beschriebenen Art werden im allgemeinen in
untergeordneten Mengen eingesetzt. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind unter
untergeordneten Mengen an höherfunktionellen Monomeren solche Mengen zu verstehen,
welche nicht zur Vernetzung oder Gelierung der Copolymerisate, insbesondere der
(Meth)Acrylatcopolymerisate, führen, es sei denn, man will gezielt vernetzte polymere
Mikroteilchen herstellen.
Beispiele geeigneter Monomereinheiten zur Einführung reaktiver funktioneller Gruppen in
Polyester oder Polyester-Polyurethane sind 2,2-Dimethylolethyl- oder -propylamin, die
mit einem Keton blockiert sind, wobei die resultierende Ketoximgruppe nach dem Einbau
wieder hydrolysiert wird; oder Verbindungen, die zwei Hydroxylgruppen oder zwei pri
märe und/oder sekundäre Aminogruppen sowie mindestens eine Säuregruppe,
insbesondere mindestens eine Carboxylgruppe und/oder mindestens eine
Sulfonsäuregruppe, enthalten, wie Dihydroxypropionsäure, Dihydroxybernsteinsäure,
Dihydroxybenzoesäure, 2,2-Dimethylolessigsäure, 2,2-Dimethylolpropionsäure, 2,2-
Dimethylolbuttersäure, 2,2-Dimenthylolpentansäure, α,δ-Diaminovaleriansäure, 3,4-
Diaminobenzoesäure, 2,4-Diaminotoluolsulfonsäure oder 2,4-Diamino
diphenylethersulfonsäure.
Ein Beispiel zur Einführung reaktiver funktioneller Gruppen über polymeranaloge
Reaktionen ist die Umsetzung Hydroxylgruppen enthaltender Harze mit Phosgen, wodurch
Chlorformiatgruppen enthaltende Harze resultieren, und die polymeranaloge Umsetzung
der Chlorformiatgruppen enthaltenden Harze mit Ammoniak und/oder primären und/oder
sekundären Aminen zu Carbamatgruppen enthaltenden Harzen. Weitere Beispiele
geeigneter Methoden dieser Art sind aus den Patentschriften US 4,758,632 A1, US 4,301,257 A1
oder US 2,979,514 A1 bekannt.
Die Bindemittel der erfindungsgemäß zu verwendenden Dual-Cure-Pulverslurries und der
mit aktinischer Strahlung härtbaren Pulverslurries enthalten desweiteren im statistischen
Mittel mindestens eine, vorzugsweise mindestens zwei, Gruppe(n) mit mindestens einer
mit aktinischer Strahlung aktivierbaren Bindung pro Molekül.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter einer mit aktinischer Strahlung
aktivierbaren Bindung eine Bindung verstanden; die bei Bestrahlen mit aktinischer
Strahlung reaktiv wird und mit anderen aktivierten Bindungen ihrer Art
Polymerisationsreaktionen und/oder Vernetzungsreaktionen eingeht, die nach
radikalischen und/oder ionischen Mechanismen ablaufen. Beispiele geeigneter Bindungen
sind Kohlenstoff-Wasserstoff-Einzelbindungen oder Kohlenstoff-Kohlenstoff-,
Kohlenstoff-Sauerstoff-, Kohlenstoff-Stickstoff-, Kohlenstoff-Phosphor- oder
Kohlenstoff-Silizium-Einzelbindungen oder -Doppelbindungen. Von diesen sind die
Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen besonders vorteilhaft und werden deshalb
erfindungsgemäß ganz besonders bevorzugt verwendet. Der Kürze halber werden sie im
folgenden als "Doppelbindungen" bezeichnet.
Demnach enthält die erfindungsgemäß bevorzugte Gruppe eine Doppelbindung oder zwei,
drei oder vier Doppelbindungen. Werden mehr als eine Doppelbindung verwendet, können
die Doppelbindungen konjugiert sein. Erfindungsgemäß ist es indes von Vorteil, wenn die
Doppelbindungen isoliert, insbesondere jede für sich endständig, in der hier in Rede
stehenden Gruppe vorliegen. Erfindungsgemäß ist es von besonderem Vorteil zwei,
insbesondere eine, Doppelbindung zu verwenden.
Das Dual-Cure-Bindemittel oder das rein mit aktinischer Strahlung härtbare Bindemittel
enthält im statistischen Mittel mindestens eine der vorstehend beschriebenen, mit
aktinischer Strahlung aktivierbaren Gruppen. Dies bedeutet, daß die Funktionalität des
Bindemittels in dieser Hinsicht ganzzahlig, d. h., beispielsweise gleich zwei, drei, vier, fünf
oder mehr ist, oder nicht ganzzahlig, d. h., beispielsweise gleich 2,1 bis 10,5 oder mehr ist.
Welche Funktionalität man wählt, richtet sich nach den Erfordernissen, die an die jeweilige
Dual-Cure-Pulverslurry oder die jeweilige mit aktinischer Strahlung härtbare Pulverslurry
gestellt werden.
Werden im statistischen Mittel mehr als eine mit aktinischer Strahlung aktivierbare Gruppe
pro Molekül angewandt, sind die Gruppen strukturell voneinander verschieden oder von
gleicher Struktur.
Sind sie strukturell voneinander verschieden, bedeutet dies im Rahmen der vorliegenden
Erfindung, daß zwei, drei, vier oder mehr, insbesondere aber zwei, mit aktinischer
Strahlung aktivierbare Gruppen verwendet werden, die sich von zwei, drei, vier oder mehr,
insbesondere aber zwei, Monomerklassen ableiten.
Beispiele geeigneter Gruppen sind (Meth)Acrylat-, Ethacrylat-, Crotonat-, Cinnamat-,
Vinylether-, Vinylester-, Dicyclopentadienyl-, Norbornenyl-, Isoprenyl-, Isopropenyl-,
Allyl- oder Butenylgruppen; Dicyclopentadienyl-, Norbomenyl-, Isoprenyl-, Isopropenyl-,
Allyl- oder Butenylethergruppen oder Dicyclopentadienyl-, Norbornenyl-, Isoprenyl-,
Isopropenyl-, Allyl- oder Butenylestergruppen, insbesondere aber Acrylatgruppen.
Vorzugsweise sind die Gruppen über Urethan-, Harnstoff-, Allophanat-, Ester-, Ether-
und/oder Amidgruppen, insbesondere aber über Estergruppen, an die jeweiligen
Grundstrukturen der Bindemittel gebunden. Üblicherweise geschieht dies durch übliche
und bekannte polymeranaloge Reaktionen wie etwa die Reaktion von seitenständigen
Glycidylgruppen mit den vorstehend beschriebenen olefinisch ungesättigten Monomeren,
die eine Säuregruppe enthalten, von seitenständigen Hydroxylgruppen mit den
Halogeniden dieser Monomeren, von Hydroxylgruppen mit Doppelbindungen enhaltenden
Isocyanaten wie Vinylisocyanat, Methacryloylisocyanat und/oder 1-(1-Isocyanato-1-
methylethyl)-3-(1-methylethenyl)-benzol (TMI® der Firma CYTEC) oder von
Isocanatgruppen mit den vorstehend beschriebenen hydroxylgruppenhaltigen Monomeren.
Es können in den Dual-Cure-Pulverlackslurries indes auch Gemische aus rein thermisch
härtbaren und rein mit aktinischer Strahlung härtbaren Bindemitteln angewandt werden.
Die stoffliche Zusammensetzung der Bindemittel weist im Grunde keine Besonderheiten
auf, sondern es kommen
- - all die in den US-Patentschrift US 4,268,542 A1 oder US 5,379,947 A1 und den Patentanmeldungen DE 27 10 421 A1, DE 195 40 977 A1, DE 195 18 392 A1, DE 196 17 086 A1, DE 196 13 547 A1, DE 196 18 657 A1, DE 196 52 813 A1, DE 196 17 086 A1, DE 198 14 471 A1, DE 198 41 842 A1 oder DE 198 41 408 A1, den nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldungen DE 199 08 018.6 oder DE 199 08 013.5 oder der europäischen Patentschrift EP 0 652 264 A1 beschriebenen, für die Verwendung in thermisch oder thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbaren Pulverslurry-Klarlacke vorgesehenen Bindemittel,
- - all die in den Patentanmeldungen DE 198 35 296 A1, DE 197 36 083 A1 oder DE 198 41 842 A1 beschriebenen, für die Verwendung in Dual-Cure-Klarlacken vorgesehenen Bindemittel oder
- - all die in der deutschen Patentanmeldung DE 42 22 194 A1, der Produkt- Information der Firma BASF Lacke + Farben AG, "Pulverlacke", 1990, oder der Firmenschrift von BASF Coatings AG "Pulverlacke, Pulverlacke für industrielle Anwendungen", Januar, 2000 beschriebenen, für die Verwendung in thermisch härtbaren Pulverklarlacken vorgesehenen Bindemittel
in Betracht.
Hierbei werden bei den thermisch oder thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbaren
Pulverslurries vorwiegend (Meth)Acrylatcopolymerisate verwendet.
Beispiele geeigneter (Meth)Acrylatcopolymerisate sind die epoxidgruppenhaltigen
(Meth)Acrylatcopolymerisate mit einem Epoxidäquivalentgewicht vorzugsweise bei 400
bis 2.500, bevorzugt 420 bis 2.200, besonders bevorzugt 430 bis 2.100, ganz besonders
bevorzugt 440 bis 2.000 und insbesondere 440 bis 1.900, einem zahlenmittleren
Molekulargewicht (gelpermeationschromatographisch unter Verwendung eines
Polystyrolstandards bestimmt) von vorzugsweise 2.000 bis 20.000 und insbesondere 3.000
bis 10.000, und einer Glasübergangstemperatur (TG) von vorzugsweise 30 bis 80,
bevorzugt 40 bis 70 und insbesondere 40 bis 60°C (gemessen mit Hilfe der differential
scanning calometrie (DSC), wie sie insbesondere für die Verwendung in thermisch
härtbaren Pulverklarlack-Slurries in Betracht kommen (s. o.) und wie sie außerdem noch in
den Patentschriften und Patentanmeldungen EP 0 299 420 A1, DE 22 14 650 B1, DE 27 49 576 B1,
US 4,091,048 A1 oder US 3,781,379 A1 beschrieben werden.
Als zusätzliche Bindemittel für die Dual-Cure-Pulverslurries oder als alleinige Bindemittel
für die rein mit aktinischer Strahlung härtbaren Pulverslurnes kommen die in den den
europäischen Patentanmeldungen EP 0 928 800 A1, EP 0 636 669 A1, EP 0 410 242 A1,
EP 0 783 534 A1, EP 0 650 978 A1, EP 0 650 979 A1, EP 0 650 985 A1, EP 0 540 884 A1,
EP 0 568 967 A1, EP 0 054 505 A1 oder EP 0 002 866 A1, den deutschen
Patentanmeldungen DE 198 35 206 A1, DE 197 09 467 A1, DE 42 03 278 A1, DE 3316 593 A1,
DE 38 36 370 A1, DE 24 36 186 A1 oder DE 20 03 579 B1, den internationalen
Patentanmeldungen WO 97/46549 oder WO 99/14254 oder den amerikanischen
Patentschriften US 5,824,373 A1, US 4,675,234 A1, US 4,634,602 A1, 4,424,252 A1,
US 4,208,313 A1, US 4,163,810 A1, US 4,129,488 A1, US 4,064,161 A1 oder US 3,974,303 A1
beschriebenen, zur Verwendung in UV-härtbaren Klarlacken,
Pulverklarlacken und Pulverslurry-Klarlacken vorgesehenen Bindemittel in Betracht.
Auch die Herstellung der Bindemittel weist keine methodischen Besonderheiten auf,
sondern erfolgt mit Hilfe der üblichen und bekannten Methoden der Polymerenchemie, wie
sie beispielsweise in den vorstehend aufgeführten Patentschriften im Detail beschrieben
werden.
Beispiele geeigneter Herstellverfahren für (Meth)Acrylatcopolymerisate werden in den
vorstehend aufgeführten Patentanmeldungen, der europäischen Patentanmeldung EP 0 767 185 A1,
den deutschen Patenten DE 22 14 650 B1 oder DE 27 49 576 B1 oder den
amerikanischen Patentschriften US 4,091,048 A1, US 3,781,379 A1, US 5,480,493 A1,
US 5,475,073 A1 oder US 5,534,598 A1 oder in dem Standardwerk Houben-Weyl,
Methoden der organischen Chemie, 4. Auflage, Band 14/1, Seiten 24 bis 255, 1961,
beschrieben. Als Reaktoren für die Copolymerisation kommen die üblichen und bekannten
Rührkessel, Rührkesselkaskaden, Rohrreaktoren, Schlaufenreaktoren oder
Taylorreaktoren, wie sie beispielsweise in der Patentschriften und den Patentanmeldungen
DE 10 71 241 B1, EP 0 498 583 A1 oder DE 198 28 742 A1 oder in dem Artikel von K.
Kataoka in Chemical Engineering Science, Band 50, Heft 9, 1995, Seiten 1409 bis 1416,
beschrieben werden, in Betracht.
Die Herstellung von Polyestern und Alkydharzen wird beispielsweise noch in dem
Standardwerk Ulmanns Encyklopädie der technische Chemie, 3. Auflage, Band 14, Urban
& Schwarzenberg, München, Berlin, 1963, Seiten 80 bis 89 und Seiten 99 bis 105, sowie
in den Büchern: "Résines Alkydes-Polyesters" von J. Bourry, Paris, Verlag Dunod, 1952,
"Alkyd Resins" von C. R. Martens, Reinhold Publishing Corporation, New York, 1961,
sowie "Alkyd Resin Technology" von T. C. Patton, Intersience Publishers, 1962,
beschrieben.
Die Herstellung von Polyurethanen und/oder acrylierten Polyurethanen wird beispielsweise
noch in den Patentanmeldungen EP 0 708 788 A1, DE 44 01 544 A1 oder DE 195 34 361 A1
beschrieben.
Der Gehalt der dispersen Phase der pigmentierten Pulverslurries und der Pulverslurry-
Klarlacke an Bindemitteln kann sehr breit variieren und richtet sich vor allem danach, ob
sie physikalisch oder thermisch selbstvernetzend und/oder pigmentiert sind.
Im Falle der pigmentierten, physikalisch härtbaren, thermisch selbstvernetzend härtbaren
oder mit aktinischer Strahlung härtbaren Pulverslumy-Klarlacke kann der Gehalt bis zu
99,9, bevorzugt 99,7, besonders bevorzugt 99,5, ganz besonders bevorzugt 99,3 und
insbesondere 99,1 Gew.-% betragen.
In den anderen Fällen (thermisch oder thermisch udn mit aktinischer Strahlung härtbare
pigmentierte und unpigmentierte, fremdvernetzende Pulverslurry) liegt der
Bindemittelgehalt vorzugsweise bei 10 bis 80, bevorzugt 15 bis 75, besonders bevorzugt
20 bis 70, ganz besonders bevorzugt 25 bis 65 und insbesondere 30 bis 60 Gew.-%, jeweils
bezogen auf den Festkörper der Pulverslurry.
Die thermisch oder thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbaren, fremdvernetzenden
pigmentierten Pulverslurnes und Pulverslurry-Klarlacke enthalten mindestens ein
Vernetzungsmittel, das die zu den reaktiven funktionellen Gruppen der Bindemittel
komplementären reaktiven funktionellen Gruppen enthält. Der Fachmann kann daher die
für eine gegebene erfindungsgemäße Pulverslurry geeigneten Vernetzungsmittel leicht
auswählen.
Beispiele geeigneter Vernetzungsmittel sind
- - Aminoplastharze, wie sie beispielsweise in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seite 29, "Aminoharze", dem Lehrbuch "Lackadditive" von Johan Bieleman, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, Seiten 242f., dem Buch "Paints, Coatings and Solvents", second completely revised edition, Edit. D. Stoye und W. Freitag, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, Seiten 80 ff., den Patentschriften US 4 710 542 A1 oder EP 0 245 700 A1 sowie in dem Artikel von B. Singh und Mitarbeiter "Carbamylmethylated Melamines, Novel Crosslinkers for the Coatings Industry", in Advanced Organic Coatings Science and Technology Series, 1991, Band 13, Seiten 193 bis 207, beschrieben werden,
- - Carboxylgruppen enthaltende Verbindungen oder Harze, wie sie beispielsweise in der Patentschrift DE 196 52 813 A1 oder 198 41 408 A1 beschrieben werden, insbesondere Dodecandisäure,
- - Epoxidgruppen enthaltende Verbindungen oder Harze, wie sie beispielsweise in den Patentschriften EP 0 299 420 A1, DE 22 14 650 B1, DE 27 49 576 B1, US 4,091,048 A1 oder US 3,781,379 A1 beschrieben werden,
- - blockierte Polyisocyanate, wie sie beispielsweise in den Patentschriften US 4,444,954 A1, DE 196 17 086 A1, DE 196 31 269 A1, EP 0 004 571 A1 oder EP 0 582 051 A1 beschrieben werden,
- - beta-Hydroxyalkylamide wie N,N,N',N'-Tetrakis(2-hydroxyethyl)adipamid oder N,N,N',N'-Tetrakis(2-hydroxypropyl)-adipamid und/oder
- - Tris(alkoxycarbonylamino)-triazine, wie sie in den Patentschriften US 4,939,213 A 1, US 5,084,541 A1, US 5,288,865 A1 oder EP 0 604 922 A1 beschrieben werden.
Der Gehalt der pigmentierten Pulverslurnes an den Vernetzungsmitteln kann ebenfalls sehr
breit variieren und richtet sich nach den Erfordernissen des Einzelfalls, insbesondere nach
der Anzahl der vorhandenen reaktiven funktionellen Gruppen. Vorzugsweise liegt er bei
1,0 bis 40, bevorzugt 2,0 bis 35, besonders bevorzugt 3,0 bis 30, ganz besonders bevorzugt
4,0 bis 27 und insbesondere 5,0 bis 25 Gew.-%, jeweils bezogen auf den Festkörper der
Pulverslurry.
Die pigmentierten Pulverslurries enthalten mindestens ein farb- und/oder effektgebendes
insbesondere mindestens ein effektgebendes Pigment.
Zu dem Begriff Effektpigmente wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg
Thieme Verlag, 1998, Seiten 176, "Effektpigmente", und Seiten 380 und 381 "Metalloxid-
Glimmer-Pigmente" bis "Metallpigmente", verwiesen. Als Effektpigmente kommen
demnach Metallplättchenpigmente wie handelsübliche Aluminiumbronzen, gemäß DE-A-
36 36 183 chromatierte Aluminiumbronzen, handelsübliche Edelstahlbronzen und
metallhaltige und nichtmetallische Effektpigmente, wie zum Beispiel Perlglanz- bzw.
Interferenzpigmente, in Betracht. Besonders bevorzugt werden Metalleffektpigmente,
insbesondere Aluminiumeffektpigmente verwendet.
Das Effektpigment kann eine breite oder eine enge Korngrößenverteilung oder
Partikelgrößenverteilung aufweisen.
Die Bestimmung erfolgt wie vorstehend beschrieben durch die Laserbeugungsmethode
(vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seite 349,
"Laser-Beugung"), durch die Siebanalyse (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben,
Georg Thieme Verlag, 1998, Seite 521, "Siebanalyse") nach DIN 66165-1- oder -2: 1987-
04 oder DIN 66160: 1990-02, durch die Sedimentationsanalyse nach DIN 66115-2: 1983-
02 mit Hilfe des Pipette-Verfahrens oder des Sedigraphen oder durch die Sichtanalyse nach
DIN 66118: 1984-04 (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag,
1998, Seite 521, "Sichtanalayse").
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung weist der Begriff "breite Korngrößenverteilung"
darauf hin, daß das betreffende Effektpigment eine vergleichsweise große Menge an
Feinkorn, d. h. Pigmentpartikel einer Korngröße im Bereich von 1 bis 10 µm, und eine
vergleichsweise große Menge an Grobkorn einer Korngröße im Bereich von 70 bis 90 µm
aufweist. Hieraus resultiert eine besonders flache Steigung der kumulativen
Kornverteilungskurve.
Die Effektpigmente können auch Leafing-Effektpigmente mit breiter oder enger
Korngrößenverteilung sein. Leafing-Pigmente sind Pigmente, die in Schichten aus
pigmentierten Beschichtungsstoffen aufschwimmen. Nach DIN 55 945 (12/1988)
bezeichnet dies die Anreicherung von Pigmenten an der Oberfläche eines
Beschichtungsstoffs (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag,
1998, Seite 351, "Leafing-Pigmente").
Sie können außerdem mit optisch transparenten, thermoplastischen Oligomeren und
Polymeren beschichtet sein. Unter Oligomeren werden Harze verstanden, die mindestens 2
bis 15 Monomereinheiten in ihrem Molekül enthalten. Unter Polymeren werden Harze
verstanden, die mindestens 10 Monomereinheiten in ihrem Molekül enthalten. Ergänzend
wird zu diesen Begriffen auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme
Verlag, Stuttgart, New York, 1998, "Oligomere", Seite 425, verwiesen.
Beispiele geeigneter Oligomere und Polymere sind lineare und/oder verzweigte und/oder
blockartig, kammartig und/oder statistisch aufgebaute Polyadditionsharze,
Polykondensationsharze und/oder (Co)Polymerisate von ethylenisch ungesättigten
Monomeren
Beispiele geeigneter (Co)Polymerisate sind (Meth)Acrylat(co)polymerisate und/oder
Polystyrol, Polyvinylester, Polyvinylether, Polyvinylhalogenide, Polyvinylamide,
Polyacrylnitrile Polyethylene, Polypropylene, Polybutylene, Polyisoprene und/oder deren
Copolymerisate.
Beispiele geeigneter Polyadditionsharze oder Polykondensationsharze sind Polyester,
Alkyde, Polylactone, Polycarbonate, Polyether, Epoxidharz-Amin-Addukte, Polyurethane
und/oder Polyharnstoffe.
Außerdem können die Effektpigmente hydrophil ausgerüstet sein. Vorzugsweise wird dies
durch die Anteigung mit einem Niotensid (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben,
Georg Thieme Verlag, 1998, Seite 410, "Niotenside") durchgeführt.
In einer ersten Ausführungsform, die erfindungsgemäß bevorzugt ist, enthalten die
feinverteilten dimensionsstabilen Bestandteile der pigmentierten Pulverslurries die
Gesamtmenge der eingesetzten Effektpigmente.
In einer zweiten Ausführungsform, die erfindungsgemäß bevorzugt ist, enthalten die
feinverteilten dimensionsstabilen Bestandteile der pigmentierten Pulverslurries keine
Effektpigmente; d. h. alle eingesetzten Effektpigmente liegen als separate feste Phase vor.
In einer dritten Ausführungsform, die erfindungsgemäß bevorzugt ist, enthalten die
feinverteilten dimensionsstabilen Bestandteile der pigmentierten Pulverslurries einen Teil
der eingesetzen Effektpigmente, wogegen der andere Teil als separate feste Phase vorliegt.
Hierbei kann es sich bei dem in den feinverteilten dimensionsstabilen Bestandteilen
vorliegenden Anteil um die Hauptmenge, d. h. um mehr als 50% der eingesetzten
beschichteten Effektpigmente handeln. Es könnnen sich indes auch weniger als 50% in den
feinverteilten dimensionsstabilen Bestandteilen befinden.
Welcher Variante der pigmentierten Pulverslurries der Vorzug gegeben wird, richtet sich
insbesondere nach der Natur der Effektpigmente und/oder nach dem Verfahren, mit dem
die jeweils verwendeten pigmentierten Pulverslurries hergestellt werden. In den vielen
Fällen bietet die dritte bevorzugte Ausführungsform besondere Vorteile, weswegen sie
erfindungsgemäß besonders bevorzugt ist.
Der Gehalt der pigmentierten Pulverslurries an den Effektpigmenten kann sehr breit
variieren und richtet sich nach den Erfordernissen des Einzelfalls, insbesondere nach dem
einzustellenden optischen Effekt und/oder dem Deckvermögen der jeweils verwendeten
beschichteten Effektpigmente. Vorzugsweise liegt der Gehalt an Effektpigmenten bei 0,1
bis 20, bevorzugt 0,3 bis 18, besonders bevorzugt 0,5 bis 16, ganz besonders bevorzugt 0,7
bis 14 und insbesondere 0,9 bis 12 Gew.-%, jeweils bezogen auf den Festkörpergehalt der
Pulverslurry.
Außer den Effektpigmenten können die pigmentierten Pulverslurries weitere übliche und
bekannte farbgebende Pigmente enthalten.
Diese Pigmente können aus anorganischen oder organischen Verbindungen bestehen. Die
pigmentierten Pulverslurries gewährleisten daher aufgrund dieser Vielzahl geeigneter
Pigmente eine universelle Einsatzbreite und ermöglicht die Realisierung einer Vielzahl von
besonders schönen Farbtönen und optischen Effekten.
Beispiele für geeignete anorganische farbgebende Pigmente sind Titandioxid, Eisenoxide
und Ruß. Beispiele für geeignete organische farbgebende Pigmente sind
Thioindigopigmente, Indanthren-Blau, Irgalith-Blau, Heliogen-Blau, Irgazin-Blau,
Palomar Blue, Cromophthal-Rot, Hostaperm Rosa, Irgazin-Orange, Sicotrans-Gelb,
Sicotan-Gelb, Hostaperm-Gelb, Paliotan-Gelb, und Heliogen-Grün.
Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998,
Seiten 180 und 181, "Eisenblau-Pigmente" bis "Eisenoxidschwarz", Seiten 451 bis 453,
"Pigmente" bis "Pigmentvolumenkonzentration", Seite 563, "Thioindigo-Pigmente" und
Seite 567, "Titandioxid-Pigmente", verwiesen.
Die Pigmente können, wie vorstehend bei den Effektpigmenten beschrieben, innerhalb und
außerhalb der feinteiligen dimensionsstabilen Bestandteile der pigmentierten
Pulverslurries vorliegen. Hinsichtlich der Teilchengrößen gilt das vorstehend Gesagte auch
hier sinngemäß.
Die pigmentierten Pulverslurries können außerdem noch organische und anorganische
Füllstoffe enthalten, die wie die Pigmente innerhalb und außerhalb der feinteiligen
dimensionsstabilen Bestandteile vorliegen können; das bei den Pigmenten Gesagte gilt hier
sinngemäß.
Beispiele geeigneter organischer und anorganischer Füllstoffe sind Kreide, Calciumsulfate,
Bariumsulfat, Silikate wie Talk oder Kaolin, Kieselsäuren, Oxide wie Aluminiumhydroxid
oder Magnesiumhydroxid oder organische Füllstoffe wie Textilfasern, Cellulosefasern,
Polyethylenfasern, Polyacrylnitrilpulver, Polyamidpulver oder Holzmehl. Ergänzend wird
auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seiten 250 ff.,
"Füllstoffe", verwiesen. Weitere Beispiele geeigneter Füllstoffe sind aus der deutschen
Patentanmeldung DE 196 06 706 A1, Spalte 8, Zeilen 30 bis 64, bekannt. Vorzugsweise
werden sie in den dort angegebenen Mengen eingesetzt.
Die Pigmente und Füllstoffe können auch in ultrafeiner, nicht deckender Form vorliegen.
Der Anteil der Pigmente, Füllstoffe und Effektpigmente an den erfindungsgemäßen
Pulverslurries kann sehr breit variieren und richtet sich nach den Erfordernissen des
Einzelfalls, insbesondere nach dem einzustellenden optischen Effekt und/oder dem
Deckvermögen der jeweils verwendeten Pigmente. Vorzugsweise liegt der Gehalt an
Pigmenten, Füllstoffen und Effektpigmenten bei 1,0 bis 80, bevorzugt 2,0 bis 75,
besonders bevorzugt 3,0 bis 70, ganz besonders bevorzugt 4,0 bis 65 und insbesondere 5,0
bis 60 Gew.-%, jeweils bezogen auf den Festkörper der erfindungsgemäßen Pulverslurry.
Die pigmentierten Pulverslurries können zusätzlich zu den vorstehend beschriebenen
Pigmenten und/oder Füllstoffen oder anstelle von diesen molekulardispers verteilte
organische Farbstoffe enthalten.
Diese molekulardispers verteilten Farbstoffe liegen in den feinverteilten
dimensionsstabilen Bestandteilen der Pulverlacke vor.
In den pigmentierten Pulverslurnes können sie entweder in den dispergierten feinverteilten
dimensionsstabilen Bestandteilen oder in der kontinuierlichen Phase der pigmentierten
Pulverslurnes vorhanden sein.
Sie können indes auch in den dispergierten feinverteilten dimensionsstabilen Bestandteilen
und in der kontinuierlichen Phase vorliegen. Hierbei kann es sich bei dem in den
feinverteilten dimensionsstabilen Bestandteilen vorliegenden Anteil um die Hauptmenge,
d. h. um mehr als 50% der eingesetzten organischen Farbstoffe handeln. Es könnnen sich
indes auch weniger als 50% hierin befinden. Die Verteilung der organischen Farbstoffe
zwischen den Phasen kann dem thermodynamischen Gleichgewicht entsprechen, das aus
der Löslichkeit der organischen Farbstoffe in den Phasen resultiert. Die Verteilung kann
aber auch weit von dem thermodynamischen Gleichgewicht entfernt liegen.
Geeignet sind alle organischen Farbstoffe, die in den pigmentierten Pulverslurries im
vorstehend geschilderten Sinne löslich sind. Gut geeignet sind lichtechte organische
Farbstoffe. Besonders gut geeignet sind lichtechte organische Farbstoffe mit einer geringen
oder nicht vorhandenen Neigung zur Migration. Die Migrationsneigung kann der
Fachmann anhand seines allgemeinen Fachwissens abschätzen und/oder mit Hilfe
einfacher orientierender Vorversuche beispielsweise im Rahmen von Tönversuchen
ermitteln.
Der Gehalt der pigmentierten Pulverslurries an den molekulardispers verteilten
organischen Farbstoffen kann außerordentlich breit variieren und richtet sich in erster Linie
nach der Farbe und dem Buntton, der eingestellt werden soll, sowie nach der Menge der
gegebenenfalls vorhandenen Pigmente und/oder Füllstoffe.
Die pigmentierten Pulverslurries können noch mindestens einen Zusatzstoff enthalten.
Dieser kann je nach seinen physikalisch chemischen Eigenschaften und/oder seiner
Funktion im wesentlichen in den festen feinverteilten Bestandteilen der pigmentierten
Pulverslurries oder im wesentlichen in der kontinuierlichen Phase vorliegen.
Beispiele geeigneter Zusatzstoffe sind
- - sekundäre oder primäre (Meth)Acrylatpolymerisatdispersionen;
- - thermisch härtbare Reaktivverdünner wie stellungsisomere Diethyloctandiole oder Hydroxylgruppen enthaltende hyperverzweigte Verbindungen oder Dendrimere wie sie in der deutschen Patentanmeldung DE 198 50 243 A1 beschrieben werden;
- - mit aktinischer Strahlung härtbare Reaktivverdünner, wie die in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, auf Seite 491 unter dem Stichwort "Reaktivverdünner" beschriebenen;
- - Katalysatoren für die Vernetzung wie Dibutylzinndilaurat, Lithiumdecanoat oder Zinkoctoat, mit Aminen blockierte organische Sulfonsäuren, quarternäre Ammoniumverbindungen, Amine, Imidazol und Imidazolderivate wie 2- Styrylimidazol, 1-Benzyl-2-methylimidazol, 2-Methylimidazol und 2- Butylimidazol, wie sie in dem belgischen Patent Nr. 756,693 beschrieben werden, oder Phosphonium-Katalysatoren wie Ethyltriphenylphosphoniumiodid, Ethyltriphenylphosphoniumchlorid, Ethyltriphenylphosphoniumthiocyanat, Ethyltriphenylphosphonium-Acetat-Essigsäurekomplex, Tetrabutylphosphoniumiodid, Tetrabutylphosphoniumbromid und Tetrabutyl phosphonium-Acetat-Essigsäurekomplex, wie sie beispielsweise in den US- Patentschriften US 3,477,990 A1 oder US 3,341,580 A1 beschrieben werden;
- - thermolabile radikalische Initiatoren wie organische Peroxide, organische Azoverbindungen oder C-C-spaltende Initiatoren wie Dialkylperoxide, Peroxocarbonsäuren, Peroxodicarbonate, Peroxidester, Hydroperoxide, Ketonperoxide, Azodinitrile oder Benzpinakolsilylether;
- - Photoinitiatoren, wie sie in Römpp Chemie Lexikon, 9. erweiterte und neubearbeitete Auflage, Georg Thieme Verlag Stuttgart, Bd. 4, 1991, oder in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1998, Seiten 444 bis 446, beschrieben werden;
- - Antioxidantien wie Hydrazine und Phosphorverbindungen
- - UV-Absorber wie Triazine und Benztriphenol;
- - Lichtschutzmittel wie HALS-Verbindungen, Benztriazole oder Oxalanilide;
- - Verlaufmittel;
- - Radikalfänger und Polymerisationsinhibitoren wie organische Phosphite oder 2,6 Di-tert-Butylphenol-Derivate;
- - Silpadditive;
- - Entschäumer;
- - Emulgatoren, insbesondere nicht ionische Emulgatoren wie alkoxylierte Alkanole und Polyole, Phenole und Alkylphenole, anionische Emulgatoren wie Alkalisalze oder Ammoniumsalze von Alkancarbonsäuren, Alkansulfonsäuren und Sulfosäuren von alkoxylierten Alkanolen und Polyolen, Phenolen und Alkylphenolen;
- - Netzmittel wie Siloxane, fluorhaltige Verbindungen, Carbonsäurehalbester, Phosphorsäureester, Polyacrylsäuren und deren Copolymere oder Polyurethane, wie sie beispielsweise im Detail in der Patentanmeldung DE 198 35 296 A1 beschrieben werden, insbesondere in Verbindung mit den nachstehend beschriebenen assoziativen Verdickern auf Polyurethanbasis;
- - Haftvermittler wie Tricyclodecandimethanol;
- - filmbildende Hilfsmittel wie Cellulose-Derivate;
- - Flammschutzmittel;
- - Entlüftungsmittel wie Diazadicycloundecan oder Benzoin;
- - Wasserrückhaltemittel;
- - Rieselhilfen
- - rheologiesteuernde Additive (Verdicker), wie die aus den Patentschriften WO 94/22968, EP 0 276 501 A1, EP 0 249 201 A1 oder WO 97/12945 bekannten; vernetzte polymere Mikroteilchen, wie sie beispielsweise in der EP 0 008 127 A1 offenbart sind; anorganische Schichtsilikate wie Aluminium-Magnesium-Silikate, Natrium-Magnesium- und Natrium-Magnesium-Fluor-Lithium-Schichtsilikate des Montmorillonit-Typs; Kieselsäuren wie Aerosile; oder synthetische Polymere mit ionischen und/oder assoziativ wirkenden Gruppen wie Polyvinylalkohol, Poly(meth)acrylamid, Poly(meth)acrylsäure, Polyvinylpyrrolidon, Styrol-Maleinsäureanhydrid- oder Ethylen-Maleinsäureanhydrid-Copolymere und ihre Derivate oder Polyacrylate; oder assoziative Verdickungsmittel auf Polyurethanbasis, wie sie in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, "Verdickungsmittel", Seiten 599 bis 600, und in dem Lehrbuch "Lackadditive" von Johan Bieleman, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, Seiten 51 bis 59 und 65, beschrieben werden; insbesondere aber
- - Kombinationen von ionischen und nicht ionischen Verdickern, wie sie in der Patentanmeldung DE 198 41 842 A1 zu Einstellung eines strukturviskosen Verhaltens beschrieben werden, oder
- - Kombinationen von assoziativen Verdickern auf Polyurethanbasis und Netzmitteln auf Polyurethanbasis, wie sie in der deutschen Patentanmeldung DE 198 35 296 A1 im Detail beschrieben werden.
Weitere Beispiele geeigneter Zusatzstoffe werden in dem Lehrbuch "Lackadditive" von
Johan Bieleman, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, beschrieben. Sie werden in
den üblichen und bekannten Mengen angewandt.
Auch die Herstellung der pigmentierten Pulverslurnes weist keine methodischen
Besonderheiten auf, sondern erfolgt nach üblichen und bekannten Verfahren.
In einer ersten bevorzugten Variante erfolgt die Herstellung der pigmentierten
Pulverslurries aus den vorstehend beschriebenen Bestandteilen im wesentlichen, wie in den
Patentanmeldungen DE 195 40 977 A1, DE 195 18 392 A1, DE 196 17 086 A1, DE-A-
196 13 547, DE 196 18 657 A1, DE 196 52 813 A1, DE 196 17 086 A1, DE-A-198 14 471 A1,
DE 198 35 206 A1, DE 198 41 842 A1 oder DE 198 41 408 A1 im Detail
beschrieben, nur daß im Rahmen der vorliegenden Erfindung noch Effektpigmente
mitverarbeitet werden. Hierbei wird der Pulverlack durch Naßvermahlung oder durch
Einrühren von trocken vermahlenem Pulverlack in Wasser oder ein wäßriges Medium in
die pigmentierte Pulverslurry überführt. Besonders bevorzugt wird die Naßvermahlung.
In einer weiteren bevorzugten Variante der Herstellung der pigmentierten Pulverslurries
werden die vorstehend beschriebenen Bestandteile in einem organischen Lösemittel
emulgiert, wodurch eine Emulsion vom Typ Öl-in-Wasser resultiert. Hiernach wird das
organische Lösemittel entfernt, wodurch sich die emulgierten Tröpfchen verfestigen und
die erfindungsgemäße Pulverslurry resultiert. Ggf. kann sie noch naßvermahlen werden,
um die Filtrierbarkeit zu verbessern.
In einer dritten bevorzugten Variante der Herstellung der pigmentierten Pulverslurnes wird
eine flüssige Schmelze der vorstehend beschriebenen Bestandteile zusammen mit den
nicht aufgeschmolzenen Effektpigmenten in eine Emulgiervorrichtung vorzugsweise unter
Zusatz von Wasser und Stabilisatoren gegeben, die erhaltene Emulsion abgekühlt und
filtriert, wodurch die pigmentierte Pulverslurry resultiert. Um eine hohe Mischgüte
erzielen, ist es wesentlich, die Mischung lösemittelfrei in der Schmelze durchzuführen.
Demgemäß werden die polymeren Bestandteile als viskose Harzschmelzen in die
Dispergieraggregate eingespeist.
Vorzugsweise werden die resultierenden pigmentierten Pulverslurries nach der
Naßvermahlung noch filtriert. Hierfür werden die üblichen und bekannten
Filtrationsvorrichtungen und Filter verwendet, wie sie auch für die Filtration von
bekannten Pulverslurry-Klarlacken in Betracht kommen. Die Maschenweite der Filter kann
breit variieren und richtet sich in erster Linie nach der Teilchengröße und der
Teilchengrößenverteilung der Partikel der Suspension. Der Fachmann kann daher die
geeigneten Filter leicht anhand dieses physikalischen Parameters ermitteln. Beispiele
geeigneter Filter sind Beutelfilter. Diese sind am Markt unter den Marken Pong® oder
Cuno® erhältlich. Vorzugsweise werden Beutelfilter mit den Maschenweiten 10 bis 50 µm
verwendet, beispielsweise Pong® 10 bis Pong® 50.
Bei dem Sol-Gel-Beschichtungsstoff handelt es sich um eine siloxanhaltige
Lackformulierung, die durch Umsetzung von hydrolysierbaren Siliciumverbindungen mit
Wasser oder Wasser abspaltenden Mitteln hergestellt werden kann und die zur
Verbesserung bestimmter Eigenschaften organische Bestandteile enthält. Eine allgemeine
Beschreibung von solchen Systemen findet sich beispielsweise in dem Artikel von Bruce
M. Novak, "Hybrid Nanocomposite Materials-Between Inorganic Glasses and Organic
Polymers", in Advanced Materials, 1993, 5, Nr. 6, S. 422-433, oder in dem Vortrag von R.
Kasemann, H. Schmidt, 15. International Conference, International Centre for Coatings
Technology, Paper 7, "Coatings for mechanical and chemical protection based on organic-
inorganic Sol-Gel Nanocomposites", 1993.
Die Basisreaktionen finden in einem Sol-Gel-Prozeß statt, bei dem Tetraorthosilikate gege
benenfalls in Gegenwart eines Co-Lösemittels hydrolisiert und kondensiert werden:
Si(OR)4
+ H2
O → (RO)3
Si-OH + ROH
Si-OH + HO-Si- → -Si-O-Si- + H2
O
Si-OH + RO-Si- → -Si-O-Si- + ROH
wobei R eine Alkylgruppe, wie Methyl oder Ethyl sein kann. Häufig werden
Tetramethylorthosilikat (TMOS) oder Tetraethylorthosilikat (TEOS) eingesetzt. Zur
Katalyse der Reaktionen werden Säuren, Basen oder Fluoridionen eingesetzt.
Es handelt es sich demnach um siloxanhaltige Strukturen, die mit organischen
Bestandteilen modifiziert sind. Sie werden beispielsweise unter der Marke Ormocer® (=
Organically Modified Ceramic) vertrieben.
In neuerer Zeit wurden sogenannte Sol-Gel-Klarlacke auf Basis solcher siloxanhaltiger
Lackformulierungen entwickelt, die durch Hydrolyse und Kondensation von
Silanverbindungen erhalten werden. Diese Lacke, die für die Beschichtung von
Kunststoffen verwendet werden, werden beispielsweise in den deutschen Patentschriften
DE 43 03 570 A1, DE 34 07 087 A1, DE 40 11 045 A1, DE 40 25 215 A1, DE 38 28 098 A1,
DE 40 20 316 A1 oder DE 41 22 743 A1 beschrieben.
Durch Zugabe geeigneter, vorstehend beschriebener Zusatzstoffe können auch Dual-Cure-
Sol-Gel-Klarlacke hergestellt werden.
Vorzugsweise werden die Sol-Gel-Klarlacke mit Polymeren, insbesondere
(Meth)Acrylatcopolymerisaten, modifiziert, die bei der Hydrolyse/Kondensation anwesend
sind. Es können dabei die vorstehend beschriebenen (Meth)Acrylatcopolymerisate
verwendet werden. Erfindungsgemäß ist es indes von Vorteil die nachstehend
beschriebenen speziellen (Meth)Acrylatcopolymerisate zu verwenden.
Vorzugsweise weisen die speziellen (Meth)Acrylatcopolymerisate eine Hydroxylzahl von
40 bis 240, besonders bevorzugt 60 bis 210 und insbesondere 100 bis 200, eine Säurezahl
von 5 bis 100, besonders bevorzugt 10 bis 60 und insbesondere 20 bis 40,
Glasübergangstemperaturen von -35 bis +85°C und zahlenmittlere Molekulargewichte Mn
von 1.000 bis 300.000, insbesondere 1.000 bis 50.000 auf.
Zur Herstellung der speziellen (Meth)Acrylatcopolymerisate werden als Monomer (ml)
jeder mit (m2), (m3), (m4), (m5) und (m6) copolymerisierbare (Meth)Acrylsäurealkyl-
oder -cycloalkylester mit bis zu 20 Kohlenstoffatomen im Alkylrest, insbesondere Methyl-,
Ethyl-, Propyl-, n-Butyl-, sec.-Butyl-, tert.-Butyl-, Hexyl-, Ethylhexyl-, Stearyl- und
Laurylacrylat oder -methacrylat; cycloaliphatische (Meth)acrylsäureester, insbesondere
Cyclohexyl-, Isobornyl-, Dicyclopentadienyl-, Octahydro-4,7-methano-1H-inden
methanol- oder tert.-Butylcyclohexyl(meth)acrylat; (Meth)Acrylsäureoxaalkylester oder
-oxacycloalkylester wie Ethyltriglykol(meth)acrylat und Methoxyoligoglykol(meth)acrylat
mit einem Molekulargewicht Mn von vorzugsweise 550; oder andere ethoxylierte und/oder
propoxylierte hydroxylgruppenfreie (Meth)acrylsäurederivate; verwendet. Diese können in
untergeordneten Mengen höherfunktionelle (Meth)Acrylsäurealkyl- oder -cycloalkylester
wie Ethylengylkol-, Propylenglykol-, Diethylenglykol-, Dipropylenglykol-, Butylenglykol-,
Pentan-1,5-diol-, Hexan-1,6-diol-, Octahydro-4,7-methano-1H-inden-dimethanol- oder
Cyclohexan-1,2-, -1,3- oder -1,4-diol-di(meth)acrylat; Trimethylolpropan-di- oder
-tri(meth)acrylat; oder Pentaerythrit-di-, -tri- oder -tetra(meth)acrylat; enthalten. Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung sind hierbei unter untergeordneten Mengen an
höherfunktionellen Monomeren solche Mengen zu verstehen, welche nicht zur Vernetzung
oder Gelierung der Polyacrylatharze führen.
Als Monomere (m2) können mit (m1), (m2), (m3), (m4), (m5) und (m6)
copolymerisierbare und von (m5) verschiedene, ethylenisch ungesättigte Monomere, die
mindestens eine Hydroxylgruppe pro Molekül tragen und im wesentlichen
säuregruppenfrei sind, wie Hydroxyalkylester der Acrylsäure, Methacrylsäure oder einer
anderen alpha,beta-ethylenisch ungesättigten Carbonsäure, welche sich von einem
Alkylenglykol ableiten, der mit der Säure verestert ist, oder durch Umsetzung der Säure
mit einem Alkylenoxid erhältlich sind, insbesondere Hydroxyalkylester der Acrylsäure,
Methacrylsäure, Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure, Fumarsäure oder Itaconsäure, in
denen die Hydroxyalkylgruppe bis zu 20 Kohlenstoffatome enthält, wie 2-Hydroxyethyl-,
2-Hydroxypropyl-, 3-Hydroxypropyl-, 3-Hydroxybutyl-, 4-Hydroxybutylacrylat,
-methacrylat, -ethacrylat, -crotonat, -maleinat, -fumarat oder -itaconat; 1,4-
Bis(hydroxymethyl)cyclohexan-, Octahydro-4,7-methano-1H-inden-dimethanol- oder
Methylpropandiolmonoacrylat, -monomethacrylat, -monoethacrylat, -monocrotonat,
-monomaleinat, -monofumarat oder -monoitaconat; oder Umsetzungsprodukte aus
cyclischen Estern, wie z. B. epsilon-Caprolacton und diesen Hydroxyalkylestern; oder
olefinisch ungesättigte Alkohole wie Allylalkohol oder Polyole wie
Trimethylolpropanmono- oder diallylether oder Pentaerythritmono-, -di- oder
-triallylether; verwendet werden. Hinsichtlich dieser höherfunktionellen Monomeren (m2)
gilt das für die höherfunktionellen Monomeren (m1) Gesagte sinngemäß. Der Anteil an
Trimethylolpropanmonoallylether beträgt üblicherweise 2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das
Gesamtgewicht der zur Herstellung des Polyacrylatharzes eingesetzten Monomeren (m1)
bis (m6). Daneben ist es aber auch möglich, 2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das
Gesamtgewicht der zur Herstellung des Polyacrylatharzes eingesetzten Monomeren, Tri
methylolpropanmonoallylether zum fertigen Polyacrylatharz zuzusetzen. Die olefinisch
ungesättigten Polyole, wie insbesondere Trimethylolpropanmonoallylether, können als
alleinige hydroxylgruppenhaltige Monomere, insbesondere aber anteilsmäßig in
Kombination mit anderen der genannten hydroxylgruppenhaltigen Monomeren (m2),
eingesetzt werden.
Als Monomer (m3) kann jedes mindestens eine Säuregruppe, vorzugsweise eine
Carboxylgruppe, pro Molekül tragende, mit (m1), (m2), (m4), (m5) und (m6) copolyme
risierbare, ethylenisch ungesättigte Monomer oder ein Gemisch aus solchen Monomeren
verwendet werden. Als Monomer (m3) werden besonders bevorzugt Acrylsäure und/oder
Methacrylsäure eingesetzt. Es können aber auch andere ethylenisch ungesättigte
Carbonsäuren mit bis zu 6 C-Atomen im Molekül verwendet werden. Beispiele für solche
Säuren sind Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure, Fumarsäure und Itaconsäure.
Weiterhin können ethylenisch ungesättigte Sulfon- oder Phosphonsäuren, bzw. deren
Teilester, als Monomer (m3) verwendet werden. Als Monomer (m3) kommen desweiteren
Maleinsäuremono(meth)acryloyloxyethylester, Bernsteinsäuremo
no(meth)acryloyloxyethylester und Phthalsäuremono(meth)acryloyloxyethylester in
Betracht.
Als Monomere (m4) können ein oder mehrere Vinylester von in alpha-Stellung
verzweigten Monocarbonsäuren mit 5 bis 18 C-Atomen im Molekül eingesetzt werden.
Die verzweigten Monocarbonsäuren können erhalten werden durch Umsetzung von
Ameisensäure oder Kohlenmonoxid und Wasser mit Olefinen in Anwesenheit eines
flüssigen, stark sauren Katalysators; die Olefine können Crack-Produkte von
paraffinischen Kohlenwasserstoffen, wie Mineralölfraktionen, sein und können sowohl
verzweigte wie geradkettige acyclische und/oder cycloaliphatische Olefine enthalten. Bei
der Umsetzung solcher Olefine mit Ameisensäure bzw. mit Kohlenmonoxid und Wasser
entsteht ein Gemisch aus Carbonsäuren, bei denen die Carboxylgruppen vorwiegend an
einem quaternären Kohlenstoffatom sitzen. Andere olefinische Ausgangsstoffe sind z. B.
Propylentrimer, Propylentetramer und Diisobutylen. Die Vinylester können aber auch auf
an sich bekannte Weise aus den Säuren hergestellt werden, z. B. indem man die Säure mit
Acetylen reagieren läßt. Besonders bevorzugt werden - wegen der guten Verfügbarkeit
- Vinylester von gesättigten aliphatischen Monocarbonsäuren mit 9 bis 11 C-Atomen, die
am alpha-C-Atom verzweigt sind, eingesetzt.
Als Monomer (m5) wird das Umsetzungsprodukt aus Acrylsäure und/oder Methacrylsäure
mit dem Glycidylester einer in alpha-Stellung verzweigten Monocarbonsäure mit 5 bis 18
C-Atomen je Molekül eingesetzt. Glycidylester stark verzweigter Monocarbonsäuren sind
unter dem Handelsnamen "Cardura®" erhältlich. Die Umsetzung der Acryl- oder
Methacrylsäure mit dem Glycidylester einer Carbonsäure mit einem tertiären alpha-Koh
lenstoffatom kann vorher, während oder nach der Polymerisationsreaktion erfolgen.
Bevorzugt wird als Monomer (m5) das Umsetzungsprodukt von Acryl- und/oder
Methacrylsäure mit dem Glycidylester der Versaticsäure eingesetzt. Dieser Glycidylester
ist unter dem Namen "Cardura® E10" im Handel erhältlich.
Als Monomere (m6) können alle mit (m1), (m2), (m3), (m4) und (m5)
copolymerisierbaren, von (m1), (m2), (m3) und (m4) verschiedenen, im wesentlichen
säuregruppenfreien ethylenisch ungesättigten Monomere oder Gemische aus solchen
Monomeren verwendet werden. Als Monomer (m6) kommen
- - Olefine wie Ethylen, Propylen, But-1-en, Pent-1-en, Hex-1-en, Cyclohexen, Cyclopenten, Norbonen, Butadien, Isopren, Cylopentadien und/oder Dicyclopentadien;
- - (Meth)Acrylsäureamide wie (Meth)Acrylsäureamid, N-Methyl-, N,N-Dimethyl-, N-Ethyl-, N,N-Diethyl-, N-Propyl-, N,N-Dipropyl, N-Butyl-, N,N-Dibutyl-, N- Cyclohexyl- und/oder N,N-Cyclohexyl-methyl-(meth)acrylsäureamid;
- - Epoxidgruppen enthaltende Monomere wie der Glycidylester der Acrylsäure, Methacrylsäure, Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure, Fumarsäure und/oder Itaconsäure;
- - vinylaromatische Kohlenwasserstoffe, wie Styrol, alpha-Alkylstyrole, insbesondere alpha-Methylstyrol, und/oder Vinyltoluol;
- - Nitrile wie Acrylnitril und/oder Methacrylnitril;
- - Vinylverbindungen wie Vinylchlorid, Vinylfluorid, Vinylidendichlorid, Vinylidendifluorid; N-Vinylpyrrolidon; Vinylether wie Ethylvinylether, n- Propylvinylether, Isopropylvinylether, n-Butylvinylether, Isobutylvinylether und/oder Vinylcyclohexylether; Vinylester wie Vinylacetat, Vinylpropionat, Vinylbutyrat, Vinylpivalat und/oder der Vinylester der 2-Methyl-2- ethylheptansäure; und/oder
- - Polysiloxanmakromonomere, die ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von 1.000 bis 40.000, bevorzugt von 2.000 bis 20.000, besonders bevorzugt 2.500 bis 10.000 und insbesondere 3.000 bis 7.000 und im Mittel 0,5 bis 2,5, bevorzugt 0,5 bis 1,5, ethylenisch ungesättigte Doppelbindungen pro Molekül aufweisen, wie sie in der DE 38 07 571 A1 auf den Seiten 5 bis 7, der DE 37 06 095 A1 in den Spalten 3 bis 7, der EP 0 358 153 B1 auf den Seiten 3 bis 6, in der US 4,754,014 in den Spalten 5 bis 9, in der DE 44 21 823 A1 oder in der der internationalen Patentanmeldung WO 92/22615 auf Seite 12, Zeile 18, bis Seite 18, Zeile 10, beschrieben sind, oder Acryloxysilan-enthaltende Vinylmonomere, herstellbar durch Umsetzung hydroxyfunktioneller Silane mit Epichlorhydrin und anschließender Umsetzung des Reaktionsproduktes mit Methacrylsäure und/oder Hydroxyalkylestern der (Meth)acrylsäure;
in Betracht.
Vorzugsweise werden vinylaromatische Kohlenwasserstoffe, insbesondere Styrol,
eingesetzt.
Die Art und Menge der Monomern (m1) bis (m6) wird so ausgewählt, daß das spezielle
(Meth)Acrylatcopolymerisat die gewünschte OH-Zahl, Säurezahl und
Glasübergangstemperatur aufweist. Besonders bevorzugt eingesetzte spezielle
(Meth)Acrylatcopolymerisate werden erhalten durch Copolymerisation von
(m1) 20 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 30 bis 50 Gew.-%, der Monomeren (m1),
(m2) 10 bis 50 Gew.-%, bevorzugt 15 bis 40 Gew.-%, der Monomeren (m2),
(m3) 1 bis 15 Gew.-%, bevorzugt 1 bis 8 Gew.-%, der Monomeren (m3),
(m4) 0 bis 25 Gew.-% der Monomeren (m4),
(m5) 0 bis 25 Gew.-% der Monomeren (m5) und
(m6) 5 bis 30 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 20 Gew.-%, der Monomeren (m6),
wobei die Summe der Gewichtsanteile der Monomern (m1) bis (m6) jeweils 100 Gew.-% beträgt.
(m1) 20 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 30 bis 50 Gew.-%, der Monomeren (m1),
(m2) 10 bis 50 Gew.-%, bevorzugt 15 bis 40 Gew.-%, der Monomeren (m2),
(m3) 1 bis 15 Gew.-%, bevorzugt 1 bis 8 Gew.-%, der Monomeren (m3),
(m4) 0 bis 25 Gew.-% der Monomeren (m4),
(m5) 0 bis 25 Gew.-% der Monomeren (m5) und
(m6) 5 bis 30 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 20 Gew.-%, der Monomeren (m6),
wobei die Summe der Gewichtsanteile der Monomern (m1) bis (m6) jeweils 100 Gew.-% beträgt.
Die Herstellung der speziellen (Meth)Acrylatcopolymerisate erfolgt in einem organischen
Lösemittel oder Lösemittelgemisch, welches vorzugsweise frei ist von aromatischen
Lösungsmitteln, und in Gegenwart mindestens eines Polymerisationsinitiators. Als
Polymerisationsinitiatoren werden die für die Herstellung von Acrylatcopolymerisaten
üblichen Polymerisationsinitiatoren eingesetzt.
Die Polymerisation wird zweckmäßigerweise bei einer Temperatur von 80 bis 200°C,
vorzugsweise 110 bis 180°C, durchgeführt.
Bevorzugt werden als Lösemittel Ethoxyethylpropionat und Isopropoxypropanol einge
setzt.
Bevorzugt wird das spezielle (Meth)Acrylatcopolymerisat nach einem
Zweistufenverfahren hergestellt, da so die resultierenden Sol-Gel-Klarlacke eine bessere
Verarbeitbarkeit aufweisen. Bevorzugt werden daher speziellen
(Meth)Acrylatcopolymerisate eingesetzt, die erhältlich sind, indem
- 1. ein Gemisch aus den Monomeren (m1) und (m2) sowie gegebenenfalls (m4), (m5) und/oder (m6) oder ein Gemisch aus Teilen der Monomeren (m1) und (m2) sowie gegebenenfalls (m4), (m5) und/oder (m6) in einem organischen Lösemittel polymerisiert wird und
- 2. nachdem mindestens 60 Gew.-% des aus (m1) und (m2) sowie gegebenenfalls (m4) (m5) und/oder (m6) bestehenden Gemisches zugegeben worden sind, das Monomer (m3) und der gegebenenfalls vorhandene Rest der Monomeren (m1) und (m2) sowie gegebenenfalls (m4), (m5) und/oder (m6) zugegeben wird oder werden und weiter polymerisiert wird.
Daneben ist es aber auch möglich, die Monomeren (m4) und/oder (m5) zusammen mit
zumindest einem Teil des Lösemittels vorzulegen und die restlichen Monomeren
zuzudosieren. Außerdem können auch die Monomeren (m4) und/oder (m5) nur teilweise
zusammen mit zumindest einem Teil des Lösemittels in die Vorlage gegeben werden und
der Rest dieser Monomeren, wie oben beschrieben, zugegeben werden. Bevorzugt werden
beispielsweise mindestens 20 Gew.-% des Lösemittels und ca. 10 Gew.-% der Monomeren
(m4) und (m5) sowie gegebenenfalls Teilen der Monomeren (m1) und (m6) vorgelegt.
Bevorzugt ist außerdem die Herstellung der speziellen (Meth)Acrylatcopolymerisate durch
ein Zweistufenverfahren, bei dem die erste Stufe 1 bis 8 Stunden, vorzugsweise 1,5 bis 4
Stunden, dauert und die Zugabe der Mischung aus (m3) und dem gegebenenfalls
vorhandenen Rest der Monomeren (m1) und (m2) sowie gegebenenfalls (m4), (m5) und
(m6) innerhalb von 20 bis 120 Minuten, vorzugsweise innerhalb von 30 bis 90 Minuten,
erfolgt. Nach Beendigung der Zugabe der Mischung aus (m3) und dem gegebenenfalls
vorhandenen Rest der Monomeren (m1) und (m2) sowie gegebenenfalls (m4), (m5) und
(m6) wird so lange weiter polymerisiert, bis alle eingesetzten Monomeren im wesentlichen
vollständig umgesetzt worden sind. Hierbei kann sich die zweite Stufe unmittelbar der
ersten anschließen. Indes kann mit der zweiten Stufe erst nach einer gewissen Zeit,
beispeilsweise nach 10 min bis 10 Stunden, begonnen werden.
Die Menge und Zugabegeschwindigkeit des Initiators wird vorzugsweise so gewählt, daß
ein spezielles (Meth)Acrylatcopolymerisat mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht
Mn von 1000 bis 30.000 Dalton erhalten wird. Es ist bevorzugt, daß mit dem
Initiatorzulauf einige Zeit, im allgemeinen ca. 1 bis 15 Minuten, vor dem Zulauf der
Monomeren begonnen wird. Ferner ist ein Verfahren bevorzugt, bei dem die Initia
torzugabe zum gleichen Zeitpunkt wie die Zugabe der Monomeren begonnen und etwa
eine halbe Stunde nachdem die Zugabe der Monomeren beendet worden ist, beendet wird.
Der Initiator wird vorzugsweise in konstanter Menge pro Zeiteinheit zugegeben. Nach
Beendigung der Initiatorzugabe wird das Reaktionsgemisch noch so lange (in der Regel
1,5 Stunden) auf Polymerisationstemperatur gehalten, bis alle eingesetzten Monomere im
wesentlichen vollständig umgesetzt worden sind. "Im wesentlichen vollständig umgesetzt"
soll bedeuten, daß vorzugsweise 100 Gew.-% der eingesetzten Monomere umgesetzt
worden sind, daß es aber auch möglich ist, daß ein geringer Restmonomerengehalt von
höchstens bis zu etwa 0,5 Gew.-%; bezogen auf das Gewicht der Reaktionsmischung,
unumgesetzt zurückbleiben kann.
Bevorzugt werden die Monomeren zur Herstellung der speziellen
(Meth)Acrylatcopolymerisate bei einem nicht allzu hohen Polymerisationsfestkörper,
bevorzugt bei einem Polymerisationsfestkörper von 80 bis 50 Gew.-%, bezogen auf die
Monomeren, polymerisiert und anschließend die Lösemittel teilweise destillativ entfernt,
so daß die entstehenden speziellen (Meth)Acrylatcopolymerisate einen Festkörpergehalt
von bevorzugt 100 bis 60 Gew.-% aufweisen.
Für die Verwendung in Sol-Gel-Klarlacken wird der Festkörpergehalt der Lösungen der
speziellen (Meth)Acrylatcopolymerisate mit mindestens einem aromatenfreien Lösemittel
auf unter 60 Gew.-%, vorzugsweise unter 40 Gew.-% und insbesondere unter 30 Gew.-%
eingestellt.
Beispiel geeigneter Lösemittel sind Ethoxyethylpropionat und Butylglykol.
Die Herstellung der speziellen (Meth)Acrylatcopolymerisate weist keine apparativen oder
methodischen Besonderheiten auf, sondern sie erfolgt, wie vorstehend bei den
Bindemitteln beschrieben.
Die erfindungsgemäßen Coils dienen der Herstellung von Automobilkarosserien und
Teilen hiervon, Bauteilen für den Innen- und Außenbereich, Fenstern, Türen, Möbeln und
industriellen Bauteilen, inklusive Containern und Emballagen, insbesondere von
Automobilkarosserien und Teilen hiervon.
Die Herstellung solcher Formteile erfolgt in üblicher und bekannter Weise durch
formgebende Bearbeitung wie Pressen oder Tiefziehen.
Ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Coils ist hierbei, daß bis auf den Sealer
ihre Beschichtungen aus im wesentlichen lösemittelfreien Beschichtungsstoffen hergestellt
werden können. Dabei können die pigmentierten Pulverslurries und die Pulverslurry-
Klarlacke die gleiche stoffliche Basis aufweisen, was die Herstellung der
erfindungsgemäßen Coils weiter vereinfacht und die Zwischenschichthaftung verbessert.
Noch eine wesentlicher Vorteil ist, daß die Beschichtungen der erfindungsgemäßen Coils
alle wesentlichen Funktionen einer farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierung
für die Automobilserienlackierung mit weniger Schichten zu erfüllen vermag.
Darüber hinaus sind die erfindungsgemäßen Coils korrosionsstabil, hochkratzfest,
steinschlagbeständig, witterungsstabil, chemikalienstabil und von hoher optischer Qualität.
Sie lassen sich in einfacher Weise durch formgebende Bearbeitung auch zu so komplexen
dreidimensionalen Formteilen wie Automobilkarosserien formen. Die resultierenden
erfindungsgemäßen Formteile haben daher einen besonders hohen Gebrauchswert und eine
besonders lange Lebensdauer auch unter klimatisch extremen und/oder stark wechselnden
klimatischen Bedingungen.
Es wurde, wie in der deutschen Patentanmeldung DE 196 13 547 A1 beschrieben,
zunächst ein Pulverlack aus 77,4 Gewichtsteilen eines Methacrylatcopolymerisats aus
Methyimethacrylat, Glydidylmethacrylat, n-Butylacrylat und Styrol, 19,4 Gewichtsteilen
Dodecandisäure, 2 Gewichtsteilen eines handelsüblichen UV-Absorbers (Ciba® CGL
1545), 1 Gewichtsteil des handelsüblichen Lichtschutzmittels Tinuvin® 123 und 0,25
Gewichtsteilen des handelsüblichen Oxidationsschutzmittels Irgafos® PEPQ hergestellt.
Dieser Pulverlack wurde nach der in der deutschen Patentanmeldung DE 196 18 657 A1,
Spalte 6, angegebenen Versuchsvorschrift in Wasser dispergiert.
Vor der Naßvermahlung der Pulverslurry auf einer üblichen und bekannten
Rührwerksmühle wurde ihr die in der Tabelle angegebene
Komplettierungszusammensetzung zugesetzt. Nach der Naßvermahlung resultierte die
pigmentierte Pulverslurry mit einer mittleren Teilchengröße von 3 bis 5 µm.
Der pigmentierte Pulverslurry wurde vor der Applikation noch durch einen Beutelfilter der
Maschenweite 50 µm filtriert.
Die Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Art und Menge der hierbei verwendeten
Bestandteile.
Bestandteil | |||||
Gewichtsteile Herstellbeispiel 1 | |||||
AL=L<Vordispergat: | |||||
VE-Wassera) | 42 | ||||
Disperse Aid W22b) | 1,03 | ||||
Triton X100c) | 0,02 | ||||
Dimethylethanolamin | 0,08 | ||||
RM 8d) | 0,9 | ||||
Pulverlack | 28 | ||||
AL=L<Komplettierungszusammensetzung: | |||||
VE-Wassera) | 17,49 | ||||
RM 8d) | 0,7 | ||||
Byk 333e) | 0,05 | ||||
Triton X100c) | 0,18 | ||||
Farbruß | 3,0 | ||||
Effektpigmentf) | 5,0 | ||||
a) vollentsalztes Wasser;@ | b) Dispergiermittel auf Polyurethanbasis der Firma Daniel Products;@ | c) Entschäumer der Firma Union Carbide;@ | d) Verdicker auf Polyurethanbasis der Firma Rohm & Haas;@ | e) Verlaufmittel der Firma Byk Chemie;@ | f) Aluminiumeffektpigment Stapa Hydrolux VP51284/G der Firma Eckart; |
Für die Herstellung des Pulverslurry-Klarlacks wurde das Herstellbeispiel 1 wiederholt,
nur daß keine Pigmente verwendet wurde.
In einem geeigneten Reaktionsgefäß wurden unter Stickstoff 30 Teile vollentsalztes
Wasser, 40 Teile Ethylglykol, 5 Teile Essigsäure (100%ig), 66,5 Teile
Methyltriethoxysilan und 4,7 Teile 3-Glycidyloxypropyl-trimethoxysilan vorgelegt und
unter Rühren auf 60°C erhitzt. Nach weiteren 3 Stunden bei 60°C wurde die
Reaktionsmischung unter Rühren auf 90°C erhitzt und während 2 Stunden bei dieser
Temperatur gehalten. Danach wurden 70 Teile der Reaktionsmischung azeotrop bei 85°C
abdestilliert. Nach dem Abkühlen auf Zimmertemperatur wurden der Reaktionsmischung 5
Teile Methoxypropylacetat und 0,1 Teile BYK® 301 (Verlaufsmittel der Firma BYK)
zugesetzt. Es resultierte der Stammlack 1 mit einem theoretischen Festkörpergehalt von 37 Gew.-%
und einem experimentell ermittelten Festkörpergehalt von 45 Gew.-% (1
Stunde/130°C).
In einem geeigneten Rührkessel mit Rückflußkühler und Rühren wurden 39 Teile
Ethoxyethylpropionat vorgelegt und auf 130°C erhitzt. In einem ersten
Monomerzulaufgefäß wurden 9,598 Teile Butylmethacrylat, 7,708 Teile
Methylmethacrylat, 8,003 Teile Styrol, 4,253 Teile Methacrylester 13.0
(Methacrylsäureester mit einem langen Alkylrest im Esterteil) und 9,096 Teile
Hydroxyethylacrylat vorgemischt. In einem zweiten Monomerzulaufgefäß wurden 3,810
Teile Hydroxyethylacrylat, 1,831 Teile Acrylsäure und 0,916 Teile Ethoxyethylpropionat
vorgelegt. In einen Initiatorzulaufgefäß wurden 3,692 Teile Peroxid TBPEH (tert.-
Butylperethylhexanoat) und 6,025 Teile Ethoxyethylpropionat vorgelegt. Der Inhalt des
ersten Monomerzulaufgefäßes wurde während vier Stunden gleichmäßig 05374 00070 552 001000280000000200012000285910526300040 0002010027265 00004 05255in den Reaktor
dosiert. Nach zwei Stunden und 30 Minuten nach dem Beginn des ersten Monomerzulaufs
wurde mit dem zweiten Monomerzulauf begonnen. Zu diesem Zweck wurde der Inhalt des
zweiten Monomerzulaufgefäßes während einer Stunde und 30 Minuten gleichmäßig in den
Reaktor dosiert. Der Inhalt des Initiatorzulaufgefäßes wurde während vier Stunden und 30
Minuten gleichmäßig in den Reaktor dosiert, wobei mit dem Initiatorzulauf fünf Minuten
vor dem ersten Monomerzulauf begonnen wurde. Nach dem Zuläufen wurde die
resultierende Reaktionsmischung während zwei Stunden bei 130°C polymerisiert bis ein
Originalviskosität von 2,2 dPas, ein Festkörpergehalt von 50 Gew.-% (15 Minuten/180°C)
und eine Säurezahlen von 30 mg KOH/g erreicht waren. Hiernach wurde das
Ethoxyethylpropionat im Vakuum bei 100°C abdestilliert, bis ein Festkörpergehalt von 81 Gew.-%
erreicht war. Die resultierende Reaktionsmischung wurde auf 80°C abgekühlt und
mit Butylglykol und Ethoxyethylpropionat (Gewichtsverhältnis 5 : 1) auf einen
Festkörpergehalt von 75 Gew.-% eingestellt.
Für die Herstellung des erfindungsgemäßen Sol-Gel-Klarlacks wurde die Lösung des
Acrylatcopolymerisats mit Butylglykol auf einen Festkörpergehalt von 20 Gew.-%
eingestellt, und es resultierte die Lösung zur organischen Modifikation 2.
In einem geeigneten Reaktionsgefäß wurde eine Mischung aus 138,6 Teilen Aluminium
tri-sec-butylat, 178,3 Teilen Methyltriethoxysilan, 401,78 Teilen 3-
Glycidyloxypropyltrimethoxysilan und 82,6 Teilen Acetessigsäureethylester bei 0°C
vorgelegt. 198,72 Teile 0,1 N Salzsäure wurden bei 0°C zur Vorlage zudosiert. Nach der
Zugabe wurde die resultierende Reaktionsmischung während 24 Stunden bei
Raumtemperatur gealtert. Bei 100% Umsatz lagen der theoretische Festkörpergehalt bei
37,88 Gew.-% und der theoretische Lösemittelgehalt bei 53,11 Gew.-%. Der experimentell
ermittelte Festkörpergehalt betrug 44,6 Gew.-% (15 Minuten/180°C). Der pH-Wert der
Ormocerenlösung war 3,1. Die Viskosität (original) lag bei einem Schergefälle D = 103 -1
bei 20 mPas. Bis zu ihrer Verwendung zur Herstellung des erfindungsgemäßen Sol-Gel-
Klarlacks wurde das Sol bei -18°C gelagert.
Der Sol-Gel-Klarlack wurde erhalten, indem man 9,81 Teile des Sols 3 vorlegte und hierzu
nacheinander 35,8 Teile des Stammlacks 1 (45 Gew.-% ig in Ethylglykol), 0,2 Teile BYK®
301, 65 Teile Ethanol und 40 Teile der Lösung zur organischen Modifikation 2 unter
Rühren hinzugab und die Bestandteile miteinander vermischte. Es resultierte der Sol-Gel-
Klarlack 4 mit einem Festkörpergehalt von 19 Gew.-%.
Ein Aluminium-Coil wurde in einer üblichen und bekannten Bandbeschichtungsanlage mit
der pigmentierten Pulverslurry des Herstellbeispiels 1 beschichtet. Die Naßschichtdicke
der resultierenden pigmentierten Pulverslurryschicht wurde so gewählt, daß nach der
Aushärtung eine Kombinationseffektschicht einer Dicke von 30 µm resultierte. Das
beschichtete Coil wurde durch einen Umluftofen gefahren, worin die pigmentierte
Pulverslurryschicht ohne vollständig auszuhärten, bei einer Durchlaufzeit von 3 s forciert
bei 80°C und geringer Luftfeuchtigkeit getrocknet wurden. Nach dem Umluftofen wurden
das Coil mit der pigmentierten Pulverslurryschicht mit einem kalten trockenen Luftstrom
gekühlt und mit dem Pulverslurry-Klarlack des Herstellbeispiels 2 beschichtet. Hierbei
wurde die Naßschichtdicke so gewählt, daß nach der Aushärtung eine Schichtdicke von 45 µm
resultierte. Das Coil wurde erneut durch einen Umluftofen gefahren, worin die
Pulverslurryschichten forciert getrocknet wurden (siehe oben). Anschließend wurden die
Pulverslurryschichten bei einer Objekttemperatur von 150°C ausgehärtet. Für die weitere
Verarbeitung wurde das Coil abgekühlt und aufgewickelt.
Anschließend wurde das Coil auf der Bandbeschichtungsanlage mit dem Sol-Gel-Klarlack
des Herstellbeispiels 3 beschichtet. Die Naßschichtdicke wurde so gewählt, daß nach dem
Aushärten eine Trockenschichtdicke von 5 µm resultierte. Die Sol-Gel-Klarlackschicht
wurde mit mittlerer IR-Strahlung (Abstand des Strahlers von der Oberfläche 18 cm;
Strahler: Modul Infrarotstrahler MMS 2000 der Firma Haraeus) ausgehärtet, wodurch das
erfindungsgemäße Aluminium-Coil resultierte.
Die resultierende farb- und effektgebende Mehrschichtlackierung des erfindungsgemäßen
Aluminium-Coils wies ein hervorragendes Deckvermögen auf. Ihr Metalliceffekt und Flip-
Flop entsprachen in vollem Umfang denjenigen einer entsprechend pigmentierten
Basislackierung. Die Haftung auf dem Aluminium und die Zwischenschichthaftung sowie
die Steinschlagschutzwirkung waren auch nach der Bewitterung im
Schwitzwasserkonstantklima (SKK) sehr gut. Störungen im Verlauf, Kocher, Rißbildung
(mudcracking) oder Oberflächenstrukturen wie Orangenschalenhaut waren nicht zu
beobachten. Der Glanz war sehr gut, die Kratzfestigkeit war hervorragend. Das
erfindungsgemäße Aluminium-Coil konnte durch Tiefziehen problemlos zu
Karosserieteilen verarbeitet werden.
Claims (11)
1. Mit farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen beschichtete
Aluminium-Coils, herstellbar, indem man
- A) auf mindestens eine grundierte oder ungrundierte Oberfläche des Aluminium-Coils eine pigmentierte Pulverslurry appliziert, wodurch eine pigmentierte Pulverslurryschicht resultiert,
- B) die pigmentierte Pulverslurryschicht thermisch und/oder mit aktinischer Strahlung härtet, wodurch eine Kombinationseffektschicht resultiert, oder - alternativ - die pigmentierte Pulverslurryschicht trocknet, ohne sie dabei auszuhärten,
- C) die Kombinationseffektschicht oder die pigmentierte Pulverslurryschicht mit einem Pulverslurry-Klarlack überschichtet, wonach man
- D) die resultierende Klarlackschicht für sich alleine härtet, wodurch die Klarlackierung resultiert, oder gemeinsam mit der pigmentierten Pulverslurryschicht härtet, wodurch die Kombinationseffektschicht und die Klarlackierung resultieren,
- E) die Klarlackierung mit einem Sol-Gel-Beschichtungsstoff überschichtet und
- F) die resultierende Sol-Gel-Schicht thermisch oder thermisch und mit aktinischer Strahlung härtet, wodurch der Sealer resultiert.
2. Aluminium-Coils nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die
pigmentierte Pulverslurryschicht trocknet, ohne sie dabei auszuhärten, wonach man
auf die pigmentierte Pulverslurryschicht den Pulverslurry-Klarlack appliziert (Naß-
in-naß-Verfahren).
3. Aluminium-Coils nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
pigmentierte Pulverslurry mindestens ein effektgebendes Pigment enthält.
4. Aluminium-Coils nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man als
effektgebendes Pigment eine Metalleffektpigment verwendet.
5. Aluminium-Coils nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Metalleffektpigment ein Aluminiumeffektpigment verwendet.
6. Aluminium-Coils nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
man als effektgebendes Pigment ein Leafing-Effektpigment, ein hydrophiliertes
Effektpigment, ein Effektpigment mit breiter Korngrößenverteilung und/oder ein
mit Oligomeren und/oder Polymeren beschichtetes Effektpigment verwendet.
7. Aluminium-Coils nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die pigmentierten Pulverslurries strukturviskos sind.
8. Aluminium-Coils nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die Sol-Gel-Beschichtungsstoffe durch gezielte Hydrolyse und Kondensation von
Silanverbindungen hergestellt werden.
9. Aluminium-Coils nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kombinationseffektschicht eine Trockenschichtdicke von 10 bis 80 µm, die
Klarlackierung eine Trockenschichtdicke von 15 bis 100 µm und der Sealer eine
Trockenschichtdicke von 1 bis 10 µm aufweist.
10. Die Verwendung der Aluminium-Coils gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 für die
Herstellung von Automobilkarosserien und Teilen hiervon, Bauteilen für den
Innen- und Außenbereich, Fenstern, Türen, Möbeln und industriellen Bauteilen,
inklusive Containern und Emballagen.
11. Verfahren zur Herstellung von Automobilkarosserien und Teilen hiervon, Bauteilen
für den Innen- und Außenbereich, Fenstern, Türen, Möbeln und industriellen
Bauteilen, inklusive Containern und Emballagen, durch die formgebende
Bearbeitung von Aluminium-Coils gemäß einem der Ansprüche 1 bis 10.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000127265 DE10027265A1 (de) | 2000-06-02 | 2000-06-02 | Mit farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen beschichtete Aluminium-Coils |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000127265 DE10027265A1 (de) | 2000-06-02 | 2000-06-02 | Mit farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen beschichtete Aluminium-Coils |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE10027265A1 true DE10027265A1 (de) | 2001-12-13 |
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Country Status (1)
Country | Link |
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