DE10002566A1 - Verfahren und Einrichtung zur Bestimmung des Schmelzpunktes und/oder der Bindungskonstante von Substanzen, wie z. B. DNA-Sequenzen, in einer Probe - Google Patents
Verfahren und Einrichtung zur Bestimmung des Schmelzpunktes und/oder der Bindungskonstante von Substanzen, wie z. B. DNA-Sequenzen, in einer ProbeInfo
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- C12Q1/6837—Enzymatic or biochemical coupling of nucleic acids to a solid phase using probe arrays or probe chips
Abstract
Verfahren zur Bestimmung des Schmelzpunktes und/oder der Bindungskonstante von Substanzen, wie z. B. DNA-Sequenzen, und/oder der Konzentration derselben in einer Probe, wobei die Substanzen mit Meßpunkten auf einem planaren Lichtwellenleiter eines Reaktionsträgers, wie z. B. eines Biochips, gebildet durch mit den Substanzen reagierenden Komplementär-Agenzien, wie z. B. komplementären DNA-Einzelsträngen, in Kontakt gebracht werden und die Anregung von an die Substanzen und/oder Komplementär-Agenzien gebundenen, fluoreszierenden Farbstoffen im Bereich der Oberfläche des planaren Lichtwellenleiters zur Emission von Fluoreszenzlicht durch das evaneszente Feld von in den planaren Lichtwellenleiter eingekoppeltem Anregungslicht und die Detektion des emittierten Fluoreszenzlichtes in der Umgebung des Lichtwellenleiters oder durch Anregungslicht aus der Umgebung des planaren Lichtwellenleiters erfolgt, wobei ein Strang der Substanz bzw. eines Hybrides, wie z. B. eine Nukleinsäure, an einer Festphase gekoppelt ist und die Anbindung der Probe in der Lösung als Funktion der Zeit und/oder der Temperatur bestimmt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zur Bestimmung des
Schmelzpunktes und/oder der Bindungskonstante von Substanzen, wie z. B. DNA-
Sequenzen, sowie der Konzentration derselben in einer Probe, wobei die Substanzen
mit Meßpunkten, die durch mit den Substanzen reagierenden Komplementär-
Agenzien, wie z. B. komplementären DNA-Einzelsträngen, gebildet werden, in Kontakt
gebracht werden und unter Einstrahlung von Anregungslicht, insbesondere Laserlicht,
ein Fluoreszenzlicht erzeugt wird, das über eine Erfassungseinrichtung ausgewertet
wird.
Zur Bestimmung von Substanzen in Proben, insbesondere zur Feststellung bestimm
ter DNA-Sequenzen in einer Probe, ist die Verwendung von Biochips bekannt. Diese
bilden planare Substanzträger, auf deren Oberfläche eine Vielzahl von Meßpunkten,
z. B. gebildet durch Nukleinsären (komplementäre DNA-Einzelstränge) immobilisert
sind, wobei diese Chipoberfläche mit einer die DNA-Sequenzen als zu analysierende
Substanzen enthaltenden Probe in Kontakt gebracht werden und die Probe die zu
analysierenden Nukleinsäuren enthält. Da jeder Einzelstrang eines Nukleinsäure-
Moleküls mit seinem komplementären Strang eine Bindung eingeht, die als Hybridisie
rung bezeichnet wird, erhält man nach Prüfung der einzelnen Meßpunkte hinsichtlich
der Anbindung von Probenmolekülen eine Aussage über die in der Probe vorhande
nen DNA-Sequenzen. Einer der Vorteile der Biochip-Analytik besteht darin, daß bis zu
einigen tausend Hybridisierungsereignissen parallel auf einem Biochip durchgeführt
und detektiert werden können.
Entsprechend der Parallelität der Hybridisierungsereignisse ist ein Analysator zur
Auswertung des Biochips erforderlich, der bei hoher Ortsauflösung eine ebenfalls ho
he Nachweisempfindlichkeit erreicht. Da ein möglichst geringer Aufwand bei der Pro
benvorbehandlung getrieben werden soll, muß außerdem auch eine geringe Anzahl
von hybridisierten Molekülen an den einzelnen Meßpunkten noch zuverlässig erkannt
werden.
Heute kommerziell erhältliche Biochip-Reader arbeiten nach dem Scanning-Prinzip.
Das Licht zur Anregung der Fluoreszenz tastet die Oberfläche seriell ab. Entweder
wird bei feststehendem Lichtstrahl der Biochip schnell bewegt, oder es wird, zumin
dest für eine Bewegungsrichtung, ein Galvano-Scanner eingesetzt, mit dem der
Lichtstrahl abgelenkt wird. Das von den Fluorochromen emittierte Licht wird dann mit
einem empfindlichen Fotodetektor (z. B. einem Foto-Multiplier) nachgewiesen. Die Ge
räte sind als Labormeßsysteme für Anwendungen in der molekularbiologischen For
schung ausgelegt. Das Detektionslimit liegt im Bereich von wenigen Molekülen pro
µm2 bis ca. 100 µm2. Die Scannzeiten liegen bei ca. 2 bis 4 Minuten. Die Kosten für
derartige Geräte bewegen sich von ca. 50.000 US-$ für ein preisgünstiges Gerät bis
zu ca. 350.000 US-$ für hochwertigere Geräte.
Beispielhaft werden hier die beiden Geräte genauer diskutiert, die heute vermutlich die
größte Verbreitung haben. Es handelt sich hierbei um den GeneArray Scanner von
Hewlett-Packard, der von der amerikanischen Firma Affymetrix vertrieben wird, und
um den ScanArray 3000 von GSI Lumonics. Der GeneArray Scanner tastet die Chip
oberfläche optisch ab, indem in einer Raumrichtung eine Schnellablenkung des Licht
strahles erfolgt. In der anderen Richtung wird der Chip schrittweise bewegt. Die Ab
messungen des Gerätes betragen 66 cm × 78 cm × 42 cm. Die Lichtquelle ist ein Ar
gon-Ionenlaser (Wellenlänge 488 nm). Detektiert wird mit einem Foto-Multiplier bei
550 bis 600 nm. Der ScanArray 3000 hat eine feststehende Optik. Der Scann-Vor
gang wird durch eine schnelle Bewegung des Chips in einer Raumrichtung und eine
schrittweise Verschiebung in der anderen Richtung realisiert. Es werden bis zu drei
verschiedene Anregungswellenlängen zur Anregung verschiedener Fluorochrome an
geboten. Die Detektion erfolgt auch hier mit einem Foto-Multiplier. Alle Meßgeräte
werten den Biochip nach abgeschlossener Hybridisierung aus.
All diesen Geräten ist aber gemein, daß sie Probleme bei der parallelen Messung des
Schmelzpunktes eines Nukleinsäurehybrides, von dem ein Strang an einer Festphase
immobilisiert ist, durchzuführen. Der Schmelzpunkt teilweise komplementärer Nukleinsäuren
läßt sich mathematisch nur sehr ungenau errechnen, insbesondere, wenn
festphasengebundene Reaktionspartner die Freiheitsgrade der Reaktion einschrän
ken.
Eine weitere, diesen Geräten innewohnende Problematik besteht in der Bestimmung
der Hybridisierungsgenetik komplexer Proben zur Analyse und Konzentrationsbe
stimmung mehrerer Nukleinsäuren in einem Analysat. Der Nachweis multipler Nu
kleinsäuren durch Hybridisierung wird durch die Schmelzpunktproblematik der Hybride
limitiert. Liegen die wirklichen, von den errechneten Schmelzpunkten oft abweichen
den Schmelzpunkte der Hybride nicht in einem engen Temperaturbereich, so kann ei
ne Messung dadurch sowohl qualitativ, also falsch-negativ, bzw. falsch- positiv sein,
als auch im quantitativen Bereich gestört werden.
Für eine Reihe von Anwendungen ist es aber auch interessant, den zeitlichen Verlauf
der Hybridisierung direkt zu beobachten. Dieses ist mit den beschriebenen Geräten
nicht möglich, da in allen Fällen die an der Oberfläche gebundenen Fluorochrome von
der Chipoberseite beleuchtet werden. Die Realtime-Messung erfordert eine Detektion
in Anwesenheit der Probe. Die Probe kann sich z. B. in einer Flußzelle auf der Ober
seite des Chips befinden. Eine Einstrahlung des Anregungslichtes durch die Zelle hin
durch oder von der Unterseite des Chips würde wegen der Anregung von Fluoro
chromen in der Probe eine sehr hohe Untergrundintensität erzeugen. Dadurch wird
die Auswertung der Reaktion auf der Oberseite des Biochips, die mit hoher Ortsauflö
sung erfolgen muß, beträchtlich erschwert oder gar unmöglich gemacht.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Einrichtung
der eingangs genannten Art zu verbessern derart, daß in einfacher Weise und ohne
hohe Anforderungen an die Probenvorbehandlung eine präzise Bestimmung des
Schmelzpunktes und/oder der Bindungskonstante von Substanzen ermöglicht wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Bestimmung des
Schmelzpunktes und/oder der Bindungskonstante von Substanzen, wie z. B. DNA-
Sequenzen, und/oder der Konzentration derselben in einer Probe, wobei die Sub
stanzen mit Meßpunkten auf einem planaren Lichtwellenleiter eines Reaktionsträgers,
wie z. B. eines Biochips, gebildet durch mit den Substanzen reagierenden Komplemen
tär-Agenzien, wie z. B. komplementären DNA-Einzelsträngen, in Kontakt gebracht
werden und die Anregung von an die Substazen und/oder Komplementär-Agenzien
gebundenen, fluoreszierenden Farbstoffen im Bereich der Oberfläche des planaren
Lichtwellenleiters zur Emission von Fluoreszenzlicht durch das evaneszente Feld von
in den planaren Lichtwellenleiter eingekoppelten Anregungslicht und die Detektion des
emittierten Fluoreszenzlichtes in der Umgebung des Lichtwellenleiters oder durch An
regungslicht aus der Umgebung des planaren Lichtwellenleiters erfolgt, wobei ein
Strang der Substanz bzw. eines Hybrides, wie z. B. eine Nukleinsäure, an einer Fest
phase gekoppelt ist und die Anbindung der Probe in der Lösung als Funktion der Zeit
und/oder der Temperatur bestimmt wird.
Durch die exakte Kenntnis derartiger Schmelzpunkte ist es möglich, die Mutationsana
lyse auf Biochips wesentlich zu verbessern. Somit können Meßdaten für ein rationales
Sondendesign zur Nukleinsäureanalytik entwickelt werden. Insbesondere ist es da
durch möglich, Sonden zur parallelen isothermischen Analyse zu verwenden.
Dabei ist es von Vorteil, wenn das Anregungslicht in den Lichtwellenleitern mittels ei
ner optischen Einrichtung, wie z. B. einem Prisma, eingekoppelt wird.
Ferner kann das Anregungslicht durch Totalreflexion (ATR) oder Totale Interne Re
flexions Fluoreszenz (TIRF) der Lichtstrahlen an einer Grenzfläche zwischen zwei op
tisch unterschiedlich dichten Medien im optisch dünneren Medium ein elektromagneti
sches Feld erzeugen, wobei das optisch dichtere Medium eine Festphase, und das
optisch dünnere Medium eine Flüssigphase ist, zur Messung des zeitlichen Verlaufs
der Reaktion.
Ein solches Verfahren ermöglicht eine sehr einfache Auslegung des Reaktionsträgers,
insbesondere Biochips, durch Beschichten eines transparenten Körpers mit einer
hochbrechenden planaren Wellenleiterschicht und gestattet eine einfache Analysevor
richtung, bei der z. B. eine die Probe enthaltende Flußzelle (oder einer Küvette oder
sonstiger stationärer Probenkörper) in abdichtenden Oberflächenkontakt mit dem Re
aktionsträger, insbesondere Biochip, gebracht wird, dessen Oberfläche zumindest im
wesentlichen als planarer Wellenleiter ausgebildet ist und das Anregungslicht, das an
einem Ende des planaren Wellenleiters in diesen eingekoppelt wird, führt, wobei das
vom evaneszenten Feld des Anregungslichtes angeregte Fluoreszenzlicht durch den
transparenten Trägerkörper hindurch an der dem planaren Wellenleiter und der Fluß
zelle gegenüberliegenden Seite des Reaktionsträgers bzw. Biochips durch eine, vor
zugsweise einen Filter enthaltende Abbildungsoptik erfaßt und einem zugehörigen
ortsauflösenden Detektor, z. B. einem Foto-Multiplier oder einer CCD-Kamera zum
Auslesen des Reaktionsträgers, insbesondere Biochips, zugeführt wird.
Hierbei werden sämtliche Meßpunkte auf der Oberseite des planaren Wellenleiters
des Reaktionsträgers bzw. Biochips gleichzeitig durch das evaneszente Feld des in
den planaren Lichtwellenleiter eingekoppelten Anregungslichtes zur Fluoreszenzlicht
emission in Verbindung mit einer Reaktion zwischen den immobilisierten Agenzien auf
der Chip-Oberfläche, wie z. B. DNA-Einzelsträngen und den nachzuweisenden Sub
stanzen in der Probe, wie z. B. der DNA-Sequenzen, angeregt.
Die vorgenannte Aufgabe wird ferner erfindungsgemäß gelöst durch eine Einrichtung
zur Analyse des Schmelzpunktes und/oder der Bindungskonstante von Substanzen
und/oder der Konzentration derselben in der Probe, mit einem Reaktionsträger, insbe
sondere Biochip, dessen Oberfläche mit den Substanzen reagierende Komplementär-
Agenzien aufweist, die Meßpunkte auf einem planaren Lichtwellenleiter des Reakti
onsträgers bilden, mit einer Lichtquelle zur Einkopplung von Anregungslicht in den
planaren Lichtwellenleiter zur Anregung der Emission von Fluoreszenzlicht in Abhän
gigkeit von der Reaktion der Substanzen der Probe mit den Komplementär-Agenzien
des Reaktionsträgers und mit einem Detektor zum Erfassen des emittierten Fluores
zenzlichtes zur Bestimmung der Ankopplung eines Stranges der Substanzen bzw. ei
nes Hybrides, wie z. B. eine Nucleinsäure, an einer Festphase sowie zur Bestimmung
der Anbindung der Probe in der Lösung als Funktion der Zeit und/oder der Tempera
tur.
Eine derartige Einrichtung kann neben der exakten Bestimmung der obengenannten
Schmelzpunkte auch noch die Dissoziations-Assoziationsgenetik von Nukleinsäuren
über einen Temperaturgradienten messen, und kann durch die errechenbaren Gleichgewichtskonstanten
nun eine klare Auskunft über die Reaktionsenthalpie geben und
somit eine Konzentrationsbestimmung der Analysate ermöglichen. Selbst komplexere
Hybridisierungskurven, z. B. mehrere Hybridisierungspartner an einer Sonde, das ist
eine an die Festphase gebundene Nukleinsäure, sind durch mathematische Analyse
der Hybridisierungskurve auswertbar, so daß Parameter, die bisher nicht chiptauglich
waren, mit dieser Analysemethode nun erfaßt werden können.
Das Wesen der Erfindung besteht in der Bestimmung des Schmelzpunktes und der
Bindungskonstante von Nukleinsäure-Hybriden und der Konzentration von Nuklein
säuren in einer Probe, wobei ein Strang des Hybrides, also die Sonde, an einer Fest
phase gekoppelt ist, und die Anbindung der Probe in der Lösung als Funktion der Zeit
oder der Temperatur bestimmt wird.
Weitere, bevorzugte Ausgestaltungen des Erfindungsgegenstandes sind in den übri
gen Unteransprüchen dargelegt.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen und zugehörigen
Zeichnungen näher erläutert. In diesen zeigen:
Fig. 1a einen Biochip in schematisch perspektivischer Darstellung;
Fig. 1b einen Ausschnitt eines Biochips nach Fig. 1a für einen Meßpunkt einer
Oberfläche mit immobilisierten DNA-Einzelsträngen;
Fig. 1c eine schematische Darstellung der Zugabe der Probe mit den zu analy
sierenden DNA-Sequenzen zu dem Meßpunkt nach Fig. 1a, und eine
Darstellung der komplementären Interaktion zwischen den immobilisier
ten DNA-Einzelsträngen nach Fig. 1b und den in der Probe enthaltenen
DNA-Sequenzen (Hybridisierung);
Fig. 2 eine Darstellung der Trennung von gebundener und gelöster Phase
nach dem ATR-Prinzip;
Fig. 3 eine erfindungsgemäße Anordnung zum Auslesen eines ATR-Prismas
durch Einfachreflexion;
Fig. 4 eine erfindungsgemäße Anordnung zum Auslesen eines ATR-Prismas
durch Vielfachreflexion; und
Fig. 5 Graphen zur Darstellung der Fluoreszenzverteilung sowie deren Ablich
tung nach der Zeit.
Als Ausführungsbeispiel des Verfahrens und der Einrichtung, die den Gegenstand der
vorliegenden Patentanmeldung bilden, wird die Gestaltung und das Auslesen eines
Biochips gewählt, wie er für die Analyse von DNA-Sequenzen, die sich in einer Probe
befinden, und zur Analyse der Nukleinsäure mit einer Oberfläche eines Biochips in
Kontakt gebracht werden, verwendet.
Selbstverständlich ist dies nur ein Ausführungsbeispiel, und es können hier auch an
dere molekularbiologische, biologische und/oder chemische Substanzen, wie z. B. Ge
ne und Antikörper, detektiert werden.
In Fig. 1a ist in schematischer Darstellung ein solcher Biochip 1 gezeigt, der ein klei
nes Plättchen bildet, auf dessen Oberfläche eine Vielzahl von Nukleinsäuren 11 in
einzelnen Meßpunkten 10 immobilisiert sind. An jedem einzelnen Meßpunkt 10 befin
det sich ein Oligonukleotid mit einer definierten Basensequenz. Dies ist in Fig. 1b dar
gestellt. In Fig. 1c sind die zu analysierenden Nukleinsäuren der zu untersuchenden
Probe mit 12 bezeichnet und durch einen Pfeil ist angedeutet, daß diese in Kontakt
gebracht werden mit den komplementären Nukleinsäuren 11, die sich im Meßpunkt 10
befinden. Da jeder Einzelstrang eines Nukleinsäuremoleküls 11 mit seinem komple
mentären Strang 12 (s. Fig. 1b) eine Bindung eingeht (Hybridisierung), erhält man
nach Prüfung der einzelnen Meßpunkte 10 hinsichtlich der Anbindung von Probenmo
lekülen 12 eine Aussage über die in der Probe vorhandenen DNA-Sequenzen 12. Die
hybridisierten DNA-Sequenzen sind in Fig. 1c mit 13 bezeichnet.
Die folgenden Ausführungsbeispiele verwenden entweder die abgeschwächte Totalre
flexion (ATR) oder die Totale Interne Reflexions Fluoreszenz (TIRF). Durch die Total
reflexion eines Lichtstrahles an der Grenzfläche zwischen zwei optisch unterschiedlich
dichten Medien wird im optisch dünneren Medium ein elektromagnetisches Feld er
zeugt. Das optisch dichtere Medium sei hier eine Festphase und das optisch dünnere
Medium eine Flüssigphase. Dieses sogenannte Evaneszentfeld dringt nur einige hun
dert µm von der Grenzfläche in das flüssige Umgebungsmedium ein. Dadurch werden
fast ausschließlich die an der Oberfläche angebundenen Fluoreszenzfarbstoffe nach
gewiesen. Die im Umgebungsmedium gelösten Farbstoffe tragen nur geringfügig zum
Meßsignal bei, wie es in Fig. 2 dargestellt ist. Das ermöglicht die Messung des zeitli
chen Verlaufs von Reaktionen.
In Fig. 2 ist deutlich dargestellt, daß die Intensitätsprofile der Evaneszentfelder sehr
stark abfallen.
Dabei bringt eine beheizbare Durchflußzelle die Flüssigphase mit der Festphase in
Kontakt und ermöglicht die Temperierung der Reaktionspartner. Eine Flußzelle 6 ist
gekoppelt mit einem Fluidik-System zur Handhabung der Flüssigphase. Durch den
permantenten Kontakt der Sonde, also der an die Festphase gebundenen Nukleinsäu
re, mit der flüssigen Phase, ist die Regenerierbarkeit des Biochips gegeben. Als Meß
chip wird ein transparentes Prisma 5 verwandt.
Bei der Anordnung nach Fig. 3 wird die Kante des Prismas 5 flächig ausgeleuchtet.
Eine einfache Totalreflexion an der Grundseite des Prismas genügt, um eine ausrei
chend große Meßfläche zu erhalten.
Fig. 3 zeigt des weiteren in schematischer Darstellung eine Einrichtung zum Auslesen
des Biochips 1, der eine Konfiguration aufweist, wie er bereits oben beschrieben wor
den ist. Der Biochip 1 besteht wiederum aus einem transparenten Substrat und der
auf das Substrat aufgebrachten hochbrechenden Beschichtung als planarer Lichtwel
lenleiter. Der Lichtwellenleiter trägt ein Feld von Meßpunkten 10, und ein Anregungs
licht 4 wird über das Prisma 5 in den Lichtwellenleiter eingekoppelt und in diesem ge
führt. Die Meßsonde ist so ausgebildet, wie dies anhand der Fig. 1b erläutert wurde.
Zur Analyse von den DNA-Nukleinsäuren in einer Probe wird diese Probe hier in der
Flußzelle 6 und durch diese hindurchgeführt, wie dies durch die Strömungspfeile 6a
und 6b angedeutet ist. Die Flußzelle 6 wird abgedichtet auf den Lichtwellenleiter auf
gesetzt und umgibt das Meßfeld mit den Meßpunkten 10 rahmenartig und fluiddicht,
so daß die Probe mit allen Meßpunkten 10 zur möglichen Hybridisierung in Wechsel
wirkung treten kann. Die Detektion der durch das Evaneszentfeld des Anregungslich
tes 4 angeregten Fluoreszenzstrahlung 7 erfolgt z. B. mittels einer Abbildungsoptik 8 in
Verbindung mit einem hier nicht gezeigten Filter und einem ortsauflösenden Detektor
9, wie z. B. einer DDC-Kamera oder einem Foto-Multiplier.
Auf diese Weise ist eine Erfassung der Hybridisierung und eine parallele Auslesung
des Biochips 1 mit allen Meßpunkten 10 gleichzeitig möglich. Zugleich erfolgt eine
selektive Anregung der gebundenen Fluorochrome in den Meßpunkten 10. Durch die
ses Meßprinzip ist daher ohne besondere Probenvorbereitung eine mit großer Genau
igkeit hinsichtlich der Ortsauflösung und auch hinsichtlich der Präsenz von hybridisier
ten Nukleinsäuren eine sehr schnelle Auswertung und Detektion des Biochips 1 mög
lich.
Bei der Anordnung gemäß Fig. 4 wird eine Kante eines wesentlich dünneren Prismas
5a, mit einer Stärke von ungefähr 1 mm mit einer Linienoptik ausgeleuchtet. Dabei
sind mehrere Prismen 5a nebeneinander angeordnet. Durch Vielfachreflexion an den
Ober- und Unterseiten der Prismen 5a wird eine flächige Ausleuchtung des Meßfeldes
erzeugt. Die Detektion der emittierten Fluoreszenzstrahlung erfolgt mit einem ortsauf
lösenden Detektor 9. In diesem Fall dient als Lichtquelle eine Laserdiode 3.
Die Onlinemessung der Hybridisierung mittels eines ATR-Analysators mit beheizbarer
Fluidik geschieht wie folgt.
Zunächst wird die Schmelzpunktbestimmung einer DNA beschrieben. Dabei können
Sonden mit synthetischen, d. h. Oligonukleotide, oder natürlichen Proben, d. h. cDNAs,
hybridisiert werden. Die Aufnahme der Signalintensität bei verschiedenen Temperatu
ren erlaubt es, den Schmelzpunkt Tm der DNA zu bestimmen. Dies ist die Temperatur,
bei der 50% der maximalen Signalstärke erreicht werden. Dieser Versuch kann
mit einer Vielzahl von Sonden durchgeführt werden.
Als nächstes wird die Bestimmung der Bildungskonstante beschrieben. Bei einer be
kannten Konzentration von Analysatmolekülen kann nach Massen-Wirkungs-Gesetz
die Geschwindigkeitskonstante einer Reaktion gemessen werden. Dies kann auf dem
Chip mit einer Vielzahl von Analysepunkten geschehen.
Sind der Schmelzpunkt und die Bildungskonstante bekannt, so kann die Konzentration
eines oder mehrerer Analyte in einer komplexen Probe über die Aufnahme der Hybri
disierungskurve bestimmt werden.
Unter Bezugnahme auf die Fig. 5 wird nunmehr ein Anwendungsbeispiel beschrieben.
Durch Veränderung der Temperatur können die Schmelzpunkte von immobilisierten
Oligonukleotiden ermittelt werden, da man ein Ablösen bzw. Binden der Probe bei Er
höhen bzw. Verringern der Temperatur beobachten und aus der daraus erstellbaren
Schmelzkurve rechnerisch den Schmelzpunkt ermitteln kann. Die Schmelzpunktbe
stimmung kann in einem auf dem Chip parallelisierten Ansatz für viele Oligonukleotide
gleichzeitig erfolgen.
Zur Schmelzkurvenbestimmung wurden z. B. Oligonukleotide eingesetzt, deren Se
quenz einem Abschnitt des Hämochromatosegens entsprechen. Dabei wurden sowohl
Oligonukleotide verschiedener Längen als auch verschiedene Basensubstitutionen an
unterschiedlichen Stellen getestet. Die synthetisch hergestellten Oligonukleotide wa
ren dabei am 5'-Ende je mit einem Spacer aus 10 Tymin-Basen und einem C6-Amino
linker versehen. Über die Aminogruppe am Linker wurden die Oligonukleotide an sila
nisierte Glasobjektträger kovalent gekoppelt. Zur Detektion wurde entweder mit kom
plementären fluoreszenzmarkiertem (Cy5) Oligonukleotid oder PCR-Produkt aus Hä
mochromatosepatienten hybridisiert und im ATR-Reader bei Temperaturerhöhung die
Dissoziationskinetik gemessen. Dabei ergab sich z. B. für Oligonuekleotide einer Län
ge von 17 Basen, die in einer Konzentration von 2 µM auf einem Glas-Chip immobili
siert worden waren und an zentraler Position entweder die dem Wildtyp entsprechende
Base G (5' ATATACGTGCCAGGTGG), die der Kurve 1 von Fig. 5 entspricht, bzw.
die der Mutanten entsprechende Base A (5' ATATACGTACCAGGTGG), die der Kur
ve 2 von Fig. 5 entspricht, enthielten, bei Hybridisierung mit einem komplementären
äquimolaren Oligonukleotid der Länge von 31 Basen bei Raumtemperatur und nach
folgender Temperaturerhöhung folgende Schmelzpunkte: Von den Oligonukleotiden,
die eine Missense-Base enthielten, löste sich das komplementäre Oligonukleotid frü
her ab (Tm 43°C) als von dem dem Wildtyp entsprechenden Oligonukleotid (Tm
46°C).
Die Fluoreszenz nimmt durch das Ablösen des fluoreszenzmarkierenden komplemen
tären Oligonukleotids von der Oligonukleotidsonde bei Temperaturerhöhung bei der
Hybridisierung des komplementären Oligonukleotids ab.
Dies ist in dem oberen Graph von Fig. 5 für den immobilisierten Wildtyp-Oligonuk
leotids mit der Kurve 1 dargestellt, während die Kurve 2 den immobilisierten Oligonu
kleotid, das die Missens-Base enthält und den Mutanten entspricht, gezeigt.
Die Kurve 3 dient der Kontrollmessung und zeigt die Hybridisierung ohne Oligonukleo
tid.
Der untere Graph der Fig. 5 zeigt die Ableitung der Fluoreszenz nach der Zeit. Dabei
ist aus Übersichtlichkeitsgründen die Ableitung nach Vorzeichenumkehr aufgetragen.
Claims (18)
1. Verfahren zur Bestimmung des Schmelzpunktes und/oder der Bindungskon
stante von Substanzen (12), wie z. B. DNA-Sequenzen, und/oder der Konzentration
derselben in einer Probe, wobei die Substanzen (12) mit Meßpunkten (10) auf einem
planaren Lichtwellenleiter eines Reaktionsträgers (1), wie z. B. eines Biochips, gebildet
durch mit den Substanzen (12) reagierenden Komplementär-Agenzien (11), wie z. B.
komplementären DNA-Einzelsträngen, in Kontakt gebracht werden und die Anregung
von an die Substazen (12) und/oder Komplementär-Agenzien (11) gebundenen, fluo
reszierenden Farbstoffen im Bereich der Oberfläche des planaren Lichtwellenleiters
zur Emission von Fluoreszenzlicht (7) durch das evaneszente Feld von in den plana
ren Lichtwellenleiter eingekoppelten Anregungslicht (4) und die Detektion des emittier
ten Fluoreszenzlichtes in der Umgebung des Lichtwellenleiters oder durch Anregungs
licht aus der Umgebung des planaren Lichtwellenleiters erfolgt, wobei ein Strang der
Substanz (12) bzw. eines Hybrides, wie z. B. eine Nukleinsäure, an einer Festphase
gekoppelt ist und die Anbindung der Probe in der Lösung als Funktion der Zeit
und/oder der Temperatur bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Anregungs
licht (4) in den Lichtwellenleiter mittels einer optischen Einrichtung, wie z. B. einem
oder mehreren Prismen (5; 5a) eingekoppelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Anre
gungslicht (4) durch Totalreflexion (ATR) oder Totale Interne Reflexions Fluoreszenz
(TIRF) der Lichtstrahlen an einer Grenzfläche zwischen zwei optisch unterschiedlich
dichten Medien im optisch dünneren Medium ein elektromagnetisches Feld erzeugt
wird, wobei das optisch dichtere Medium eine Festphase und das optisch dünnere
Medium eine Flüssigphase ist zur Messung des zeitlichen Verlaufs der Reaktion.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß Prismen
(5a) vorgesehen sind, die durch Vielfachreflexion an der Ober- und Unterseite der
Prismen (5a) mittels einer Linienoptik eine flächige Ausleuchtung des Meßfeldes er
zeugen.
5. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß mit Hilfe des in den planaren Lichtwellenleiter eingekop
pelten Anregungslichtes (4) eine gleichzeitige Anregung aller Meßpunkte (10) erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluoreszenz
licht (7) der zu den DNA-Sequenzen (12) in der Probe komplementären DNA-Einzel
stränge (11) vorzugsweise mittels einer einen Filter (8a) enthaltenden Abbildungsoptik
einem ortsauflösenden Detektor (9) oberhalb der unterhalb des Biochips (1) oder auf
der Seite zum Auslesen des Biochips (1) zugeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die Flüssigphase entgast wird.
8. Einrichtung zur Analyse des Schmelzpunktes und/oder der Bindungskonstante
von Substanzen (12) und/oder der Konzentration derselben in einer Probe mit einem
Reaktionsträger (1), insbesondere Biochip, dessen Oberfläche mit den Substanzen
(12) reagierende Komplementär-Agenzien (11) aufweist, die Meßpunkte (10) auf ei
nem planaren Lichtwellenleiter des Reaktionsträgers bilden, mit einer Lichtquelle (3)
zur Einkopplung von Anregungslicht (4) in den planaren Lichtwellenleiter zur Anregung
der Emission von Fluoreszenzlicht (7) in Abhängigkeit von der Reaktion der Substan
zen (12) der Probe mit den Komplementär-Agenzien (11) des Reaktionsträgers (1)
und mit einem Detektor (9) zum Erfassen des emittierten Fluoreszenzlichtes (7) zur
Bestimmung der Ankopplung eines Stranges der Substanzen (12) bzw. eines Hybri
des, wie z. B. eine Nucleinsäure, an einer Festphase sowie zur Bestimmung der An
bindung der Probe in der Lösung als Funktion der Zeit und/oder der Temperatur.
9. Einrichtung nach Anspruch 8, gekennzeichnet durch optische Einrichtungen,
wie z. B. ein oder mehrere Prismen (5; 5a), zum Einkoppeln des Anregungslichts (4) in
den Lichtwellenleiter.
10. Einrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Prisma bzw.
die Prismen (5; 5a) dazu ausgelegt sind, das Licht einfach oder vielfach zu reflektie
ren.
11. Einrichtung nach Anspruch 8 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Festphase aus Glas oder transparentem Kunststoff besteht.
12. Einrichtung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 8 bis 11,
gekennzeichnet durch eine in der Einrichtung integrierte Entgasungseinheit zur Ent
gasung der Flüssigphase.
13. Einrichtung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 8 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß die Probe durch eine Flußzelle (6) geführt oder sta
tionär in einer Küvette oder einem Probenbehälter in abdichtender Verbindung im Be
reich der Meßpunkte auf der Oberfläche des planaren Lichwellenleiters (1b) des Re
aktionsträgers (1) vorgesehen ist.
14. Einrichtung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 8 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, daß der Reaktionsträger ein Biochip (1) mit einem plana
ren Lichtwellenleiter auf seiner Oberseite ist, der die Meßpunkte (10) trägt.
15. Einrichtung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 8 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß der Reaktionsträger (1) eine Glasplatte ist, die selbst
den planaren Lichtwellenleiter bildet.
16. Einrichtung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 8 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß das Anregungslicht (4) von einer Seite des Reaktion
strägers (1), insbesondere Biochips, her auf diesen fällt, und daß von den an der
Oberfläche des planaren Lichtwellenleiters gebundenen Fluorochromen emittierte
Fluoreszenzlicht (7) im Bereich des evaneszenten Feldes des Anregungslichtes (4) in
den planaren Lichtwellenleitern eingekoppelt und in diesem geführt und durch die Er
fassungseinrichtung (8, 9), die an zumindest einer Endfläche des planaren Lichtwel
lenleiters (1) angeordnet ist, erfaßbar ist.
17. Einrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß die Erfas
sungseinrichtung vorzugsweise eine Abbildungsoptik (8) mit einem Filter (8b) sowie
einen Detektor (9), z. B. Foto-Multiplier oder CCD-Kamera, aufweist.
18. Einrichtung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 8 bis 17,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Scanneinrichtung zum Auslesen des Reaktion
strägers (1), insbesondere Biochips, vorgesehen und der Reaktionsträger (1) und/oder
das Anregungslicht aus der Umgebung des Reaktionsträgers (1) relativ zu diesem in
zumindest einer Ebene bewegbar ist.
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