BESCHREIBUNG
Die Erfindung betrifft eine Kniebandage gemäss dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs 1.
Zum prophylaktischen Schutz des Kniegelenks, aber auch zur Unterstützung der Funktion eines leicht oder schwerer geschädigten oder des alternden Knies, dienen aller Art Knie-Bandagen und -Orthesen. Kniebandagen unter Stützen durch ihre elastische Wirkung den Band- und Muskelapparat, während die Knieorthesen mit nicht-elastischen, knochenfunktionsähnlich starren Elementen Band- und Muskelapparat des Knies noch zusätzlich festigen und unterstützen sollen. Scharnierstellen von Orthesen sind jedoch schwierig zu plazieren und vor allen Dingen in den Bewegungsablauf einzubringen. Ein sich beugendes Knie verhält sich jedoch nicht wie ein einfaches Scharnier mit einem festen Drehpunkt, vielmehr verschiebt sich dieser kontinuierlich beim Abrollen des Condylus, was biomechanisch sehr schwierig nachbildbar ist.
So bewähren sich immer noch die elastischen Unterstützungsmechanismen in Form von Bandagen aller Art.
Es ist nun das Ziel der Erfindung eine Knie-Bandage zu schaffen, deren elastische Zugwirkungen den Band- und Muskelapparat des Knies gezielter unterstützen, als dies bei einfachen elastischen Kniebandagen der Fall ist.
Dieses Ziel wird durch die kennzeichnenden Merkmale des unabhängigen Anspruchs 1 erreicht.
Die Erfindung geht von folgender Idee aus. Der Anteil der knöchernen Führung ist beim Kniegelenk trotz markanter Zug-, Druck- und Torsionsbelastungsfähigkeit recht gering, die Hauptbelastung wird vom passiven Band- und vom aktiven Muskelapparat getragen, welche das Kniegelenk zusammenhalten . Dazu haben sich nebst einfachen, direkten Verbindungen wie bspw. das Ligamentum collaterale, auch mehr oder weniger stark gekreuzte Verbindungen wie bspw. das Ligamentum - cruciatum anterius im Zusammenspiel mit dem Ligamentum - cruciatum posterius (Kreuzbänder) als stärker oder wie die menisci. als schwächer gekreuzte Verbindungen. Während die steiler gekreuzten Kreuzbänder im Bereich zwischen den - Kondylen angeordnet sind, umschlingen die schwächer gekreuzten Menisken die Kondylen im Aussenbereich.
Die kollateralen Bänder sowie das Ligamentum patallae mit dem Tendo quadricipitis (Kniescheibensehne) verbinden die Femur mit der Tibia und Fibula in direkter Verbindung. Alle diese schräg bis gerade verlaufenden Verbindungen werden in praktisch jedem Belastungsfall, Zug-, Druck-, Rotätionsbelastung und Mischformen davon, in ihrem Zusammenspiel optimal belastet. Diesen Mechanismus echt nachbildende Kniebandagen kann es aus Anordnungsgründen nicht geben, aber durch Projektionen dieses biologischen Halte-Apparates an die Gelenkperipherie mit dem Verlauf der Projektion folgenden elastischen Bänder, lässt sich eine sehr gute Gelenkhilfe realisieren.
Projiziert man bspw. die Lage der Kreuzbänder lateral und/oder medial sowie anterior und/oder posterior, so können elastische Bänder einer Kniebandage diesen Projektionen nachgeführt werden oder in einer Vereinfachung folgt die Bandführungeinzelnen Resultierenden von Projektionen.
Ein herstellungsmässig besonders einfaches, aber biomechanisch sehr wirksames Ausführungsbeispiel wird nun anhand der nachfolgenden Figuren eingehend diskutiert.
Figur 1 zeigt einen Längsschnitt durch ein Kniegelenk mit den hervorgehoben dargestellten Kreuzbändern.
Figur 2 zeigt schematisch ein angewinkeltes Kniegelenk von der Seite und
Figur 3 von vorne, mit eingezeichneten Projektionen u.a.
der Kreuzbänder.
Figur 4 zeigt eine danach gearbeitete Kniebandage in räumlicher Anordnung und
Figur 5 dieselbe auseinandergelegt.
Figur 6 zeigt eine vorteilhafte Ausführung der Kniebandage.
Der Längsschnitt gemäss Figur 1 zeigt hervorgehoben einen Teil des anatomischen Bandapparates, nämlich die Kreuzbänder, im Schnitt durch die Fossa, also zwischen den Kondylen der Femur 1 und der Tibia 2. Sichtbar ist das vordere Kreuzband 10 und das hintere Kreuzband 11, die vor dem Condylus medialis 12 liegen. Die Patella (Kniescheibe) 4 ist zwischen Tibia und Femur durch die Kniescheibensehne 13 und die Sehne 14 des Trizeps in ihrer Lage gehalten.
Die Fibula 3 ist in Figur 1 nicht eingezeichnet.
Figur 2 zeigt nun die Konturen einer Röntgenaufnahme eines Kniegelenks in leichter Beugestellung bei tibio-fibularem Strahlengang. Darin eingezeichnet sind Projektionen der Kreuzbänder 10, 11 und die kollateralen Bänder 15. Mit 10' sind die ungefähren Ansatzstellen des vorderen und mit 11' des hinteren Kreuzbandes bezeichnet. Ferner sind Projektionen der Kniebandage darübergezeichnet, nämlich die Schenkelmanschetten 20, 21 und die Diagonalbänder 22. 23.
Im gezeigten Beispiel greift das Diagonalband 22 an der Stelle M medial (zwischen den Beinen) an und verläuft schräg nach unten unter der Kniescheibe vorbei zur Stelle L, wo das Diagonalband 22 dann lateral (Knieaussenseite) verankert ist. Das andere Diagonalband 23 verläuft von der Knienus- senseite schräg nach unten zur Knieinnenseite. In der abstrakt gezeigten Projektion fallen die Diagonalbänder zusammen.
Figur 3 zeigt die Konturen einer Röntgenaufnahme des ungefähr gestreckten Knies bei anterio-posteriorem Strahlengang mit denselben Projektionen des Bandapparates und der Kniebandage wie in Figur 2. Gut zu sehen sind nun die Bandage-Diagonalbänder 22 und 23, wie sie sich unter der Kniescheibe kreuzen. Bei beiden Figuren 2 und 3 erkennt man den gleichsinnig ähnlichen Verlauf der Bandage-Diagonalbänder 22, 23 mit den Kreuzbändern 10, 11 des Kniegelenks, die so durch die Zugwirkung der elastischen Bandage Bänder im Belastungsfall teilentlastet werden. Dies ist auch beim gebeugten Knie der Fall (Figur 2).
Der diagonale Verlauf der Diagonalbänder unterstützt die Haltewirkung des Band- und Muskelapparat des Kniegelenks bei Rotationsbewegungen zwischen Femur und Tibia; bei den Kreuzbändern entlastet das Bandage-Diagonalband 22 bspw. das hintere Kreuzband 11 und das Bandage-Diagonalband 23 das vordere Kreuzband 10. Direkt werden auch die kollateralen Bänder 15 in ihrer torsionshemmenden Wirkung unterstützt.
Ferner bewirken die rund um Ober- und Unterschenkel laufenden Schenkelmanschetten, durch Druck auf die Schenkel Muskeln eine indirekte aktive Unterstützung der muskulären Verbindungsstellen im Kniegelenk. Damit ist eine sozusagen zweifache Wirkung erreicht, nämlich die aktive und passive Unterstützung des Muskel- und Bandapparates.
Im Gegensatz zu den im Handel erhältlichen Kniebandagen, die ihre Stützfunktion nur durch Querdruck ausüben, bewirkt die vorliegende Konstruktion durch den Zug der Diagonalbänder auch eine ausgeprägte Stützwirkung in der Längsrichtung.
Als Quasi-Resultierende von weiteren Bandapparateteilen des Kniegelenks, bspw. der fast im Bein längsverlaufenden kollateralen Bänder mit den fast zum Beim quer verlaufenden, wenig schräg stehenden Menisken, werden diese durch die Diagonalbänder der Kniebandage ebenfalls unterstützt. Die gezeigte Ausführungsform hat, wie gezeigt eine bemerkenswerte biomechanische Wirkung auf das Kniegelenk.
Ferner besticht die gezeigte Ausführungsform durch einen relativ einfachen Aufbau, der keine herstellungstechnischen Probleme mit sich bringt. Wie Figur 4 zeigt, besteht diese Kniebandage aus zwei Schenkelmanschetten 20, 21, die hier in einer offenen Version mit Verschlussbändern 25 dargestellt sind, und aus zwei an den Schenkelmanschetten befestigten gekreuzten Diagonalbändern 22 und 23. Die Schenkelmanschetten sind in der Regel für Ober- und Unterschenkel verschieden gross, entweder einstellbar, bspw. mittels dem praktischen Klettenverschluss, oder fest, durch ungeteilte Manschetten zum Hineinschlüpfen. Die elastischen Bänder sind vorzugsweise so gewoben, dass sie sich durch verschiedene Elastizitätsstärken der Ränder auch in der Bandebene krummziehen lassen. Solche Bänder sind in verschiedenen Stärken im Handel erhältlich.
Die in Figur 4 gezeigte Kniebandage hat für den Tragkomfort ausserdem noch folgende Vorteile. Zwischen der Kreuzungsstelle der Diagonalbänder und der Schenkelmanschette ist eine freie Stelle P als Patellaführung für die Kniescheibe vorhanden. Die Kniescheibe ist, nebst dass sie besser geführt ist, auf diese Weise keinem Druck in Richtung Gelenk ausgesetzt ist, was bei den üblichen Kniebandagen durchaus der Fall ist. Dieser sonst unvermeidliche Druck wird bei Schlupibandagen bspw. durch lockeres Stricken möglichst gering gehalten, bei der Kniebandage gemäss Erfindung ist dies nicht mehr nötig. Ferner ist die erfindungsgemässe Kniebandage im Bereich der Kniekehle vollständig offen, sodass auch bei maximaler Durchbeugung, bspw. in der Hocke, keine störende Faltenbildung zu befürchten ist.
Figur 5 zeigt die Kniebandage von Figur 4 in seiner offenen Form. Es ist unmittelbar einzusehen, dass hier, trotz anspruchsvoller topologischer Verhältnisse der um das bewegte Kniegelenk anliegenden Bandage, einfache herstellungstechnische Verhältnisse vorliegen. Die ganze Bandage kann gemäss dieser Ausführungsform im Flachnähverfahren gefertigt werden. Die Schenkelmanschetten 20 und 21 werden in der gewünschten den Unter- und Oberschenkeln angepassten Länge zugeschnitten. Die Längs-Elastizität des Bandes ist bspw. an den Aussenseiten 3 l, 32 geringer, damit sich die Manschetten dem konischen Verlauf der Schenkel entsprechend anpassen.
Ebenso kann man mit den Diagonalbändern 22, 23 verfahren, die übereinandergelegt gekreuzt an den Stellen 28 mit den Schenkeimanschetten vernäht sind und bspw. an den Seiten 33 einer geringere Elastizität aufweisen als an der anderen Parallelseite. Auf diese Weise schmiegen sich die Diagonalbänder von unten her sanft an die Kniescheibe ohne sie hoch zu drücken.
Die Schenkelnaanschetten sind an ihren Enden offen und mit Befestigungsmitteln 26, 27 versehen. Sehr empfehlenswert sind Bänder mit dem bekannten Klettenverschluss. Auf diese Weise ist die Schenkelmanschette nicht nur mit einem flachen schmiegsamen Verschluss versehen, sondern auch noch in ihrem Umfang je nach normaler oder sportlicher Belastung einstellbar. Ganz nebenbei ist der Klettenverschluss leicht zu schliessen und leicht zu öffnen und seine Haltekraft ist nachweislich erprobt. In Figur 5 sind solche, einfach mit Nähten 29 befestigte Klettenverschlusspaare 26, 27 abgebildet, wobei es.offen bleibt, auch andere Befestigungsmittel wie Schnallen etc. zu verwenden.
Figur 6 zeigt schliesslich eine Ausführungsform, bei der eine der Öffnungen P für die Patella so ausgestaltet ist, dass mit einfachen zusätzlichen Mitteln eine wirksame (verstärkte) Patellaführung möglich ist. Mit einem im Bereich der Öffnung P angeordneten Ring 35, bspw. aus Gummi, Silikon o.ä. bestehend, der mit, hier an der Ober- und Unterschenkelmanschette befestigten, Bändern gehalten ist, lässt sich die verstärkte Patellaführung recht einfach realisieren. Figur 6 zeigt noch eine vorteilhafte Ausgestaltung der Kniebandage mit einer längeren Oberschenkelmanschette und einer kürzeren Unterschenkelmanschette, wie dies bei den üblichen anatomischen Gegebenheiten des Beines angebracht ist.
Als Verschlussmittel sind hier Ösen 38 gezeichnet, in welche die Bandenden 39 eingeschlauft werden können.
Die Bemessungen der Länge der Diagonalbänder und der Kreuzungswinkel richten sich nach anatomischen Erfordernissen aus. Auch ist es möglich neben einer gemäss statistischen anatomischen Abmessungen ausgelegten Standard-Kniebandage , die mehr zur Prophylaxe gedacht ist, mit Hilfe der gezeigten Projektionsmethode auch spezielle posttraumatische Laxitäten individuell auszugleichen. Die Führung von weiteren Bändern zwischen den Schenkelmanschetten, bewirkt zusätzliche Hilfsfunktionen und die spezielle Ausgestaltung der verwendeten Bänder bezüglich Schnitt und bezüglich Elastizitätsgradienten im Band, öffnet weitere Möglichkeiten zur verfeinerten Ausgestaltung der Kniebandage gemäss Erfindung.