Einrichtung zur Durchführung mikrobiologischer Fermentationsverfahren Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Durch führung mikrobiologischer Fermentationsverfahren. In der modernen Verfahrenstechnik gewinnen biochemi sche Prozesse zunehmend grössere Bedeutung zur Her stellung von Antibiotica und anderen biologisch wirksa men Stoffen, aber auch schon zur Gewinnung organi scher Säuren, welche auf biochemischem Wege leichter und billiger zu gewinnen sind als auf rein chemischem Wege. Oft auch können durch biologische Prozesse schwer verwertbare Abfallstoffe in hochwertige Produkte umgewandelt werden.
Die für diese Verfahren tauglichen Organismen können sowohl Bakterien, als auch Hefen oder Schimmelpilze sein, welche für ihre Züchtung und für die Durchführung der verschiedenen Aufgaben ver schiedenste Ansprüche an Nährsubstrat, Belüftung, Durchmischung stellen. Viele Prozesse erfordern feinste Durchmischung während der Einleitung des Prozesses oder während seines ganzen Verlaufes, so bei der Fermentation durch aerobe Mikroorganismen, wo für eine möglichst feine und gleichmässige Verteilung der Luft zu sorgen ist, so dass es sich um ein dreiphasiges System aus Nährsubstratflüssigkeit-Luft-Organismen handelt.
In neuster Zeit gewinnen Verfahren Bedeutung, in denen die Flüssigkeit selbst aus zwei Phasen besteht, nämlich zwei nicht ineinander mischbaren Flüssigkeiten, so bei der Züchtung von Hefe oder Bakterien (zur Eiweissgewinnung) aus der Emulsion von Erdölproduk ten in Wasser, welchem das Nährsubstrat beigemischt ist. So wird bei biologischen Entparaffinierungsverfahren das Erdölprodukt in der Nährflüssigkeit emulgiert, in welcher dann auch die zu züchtende Hefe und die Luft sehr gleichmässig gemischt werden und feinverteilt erhal ten bleiben muss.
Anderseits gibt es Verfahren, wo die Organismen - so bei Schimmelpilzen - zu Klumpen- und Deckenbildung neigen und für die Durchmischung und Aufteilung der aus langen Fäden bestehenden Mycelien besondere Verfahren angewandt werden müs- sen, um eine für einen ungestörten Verfahrensablauf erforderliche Suspension zu erzeugen.
Die verschiedene Viskosität der Nährsubstrate, die verschiedenartige Struktur der Organismenverbände, die Zu- und Abfuhr von Gasen während des Verfahrens stellen an die hierzu einzusetzende Einrichtung vielfältigste Anforderungen, besonders dann, wenn wie bei einer Laboratorium- oder Versuchsanlage verschiedene Fermentationsprozesse mit derselben Apparatur durchgeführt werden sollen.
In der Forschung und im halbtechnischen Versuchsbetrieb ist vielfach nicht voraussehbar, welche Form, Konsistenz, Viskosität die heterogenen Gemische während der Züch tung und während des Verlaufes der Fermentationspro- zesse annehmen werden und bei Entwicklungsarbeiten dieses Gebietes müssen die Bedingungen, das Nährsub strat und oft auch die Organismen geändert werden.
Die Einrichtungen, welche zur Durchführung solcher Verfahren zur Verfügung stehen, sind Behälter, die für die bei den Gärungen zu erwartenden Innendrücke bemessen sind, u. U. Kühl- und Wärmemäntel, ausser- dem Zu- und Abfuhranschlüsse für Flüssigkeiten und Gase besitzen und meistens auch mit Vorrichtungen ausgestattet sind, die einer Durchmischung und Belüftung des Behälterinhaltes dienen, wie Rührer, Injektoren, Umwälzpumpen. Die Ausstattung richtet sich nach den Eigenschaften der zu verarbeitenden Flüssigkeit und den Ansprüchen der für den Prozess eingesetzten Organis men.
Müssen andere Probleme bearbeitet werden, für die andere Organismen, andere Nährmedien und damit andere Apparaturen günstiger oder allein einsetzbar sind, so müssen die Einrichtungen entweder umgebaut oder für diese Aufgabe neu beschafft werden. Da wie erwähnt bei Forschungs- und technischen Entwicklungs arbeiten oft erst im Laufe der Versuche sich die Not wendigkeit zur Änderung ergibt, müssten zur Vermei dung von Zeitverlusten spezielle Apparate für alle in Betracht kommenden Verfahren zur Verfügung stehen. Dies wäre ein Aufwand, der nur selten vertretbar erscheint.
Andrerseits müssen gerade solche Entwick lungsarbeiten mit Mitteln durchgeführt werden, welche den gestellten Aufgaben möglichst optimal angepasst sind, damit bei der technischen Durchführung auf die Erfahrungen des Versuchsbetriebes gebaut werden kann. Bei einem behelfsmässigen Umbau der Versuchsappara tur ist dies aber nicht zu erwarten.
Die Erfindung vermeidet diese Nachteile durch Schaffung eines Mehrzweckgerätes zur Bearbeitung aller praktisch in Frage kommenden Fermentationsprobleme. Die Einrichtung besteht aus einem sterilisierbaren Druckbehälter, in dem Werkzeuge zur Bewegung der im Behälter befindlichen Flüssigkeit angeordnet sind und die Erfindung besteht darin, dass diese Werkzeuge leicht auswechselbar und je nach dem durchzuführenden Ver fahren als Umwälz-, Misch-, Zerteil- oder Emulgier- werkzeuge ausgebildet sind.
Beispielsweise Ausführungen der Erfindung sind in den beigefügten Zeichnungen, Fig. 1-7 im schemati schen Längsschnitt dargestellt.
Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemässe Einrichtung für die Durchführung einfacher Gärprozesse. Sie besteht aus dem sterilisierbaren Druckbehälter 1 mit Doppelmantel 2 zur Heizung und Kühlung, einem Deckel 3 mit einer Anzahl Anschluss-Stutzen 4 für Messungen (Tempera tur, pH, Flüssigkeitstand, Fühlelektroden zur Steuerung von Antischaumzusätzen u.a.) und Luft-Aus- und Ein- lass (5, 6)
sowie Beobachtungsfenster. Im Behälterboden befindet sich der Antriebsteil 7 für das Rührwerkzeug 8, welches in dieser Ausführung nach Art eines Schrauben pumpen-Laufrades ausgebildet ist. Der Antrieb erfolgt durch einen Elektromotor 9, welcher in seiner Drehzahl durch Polumschaltung und durch Widerstände 10 oder andere bekannte Mittel in weiten Grenzen verändert werden kann. Die Motorwelle 12 ist durch Gleitringdich- tung 11 oder ein anderes sterilisierbares Dichtungsorgan druckdicht eingeführt.
Das Rührwerkzeug 8 ist durch eine leicht lösbare Verbindung auf der Antriebwelle befestigt. Nach Art einer Schraubenrad-Pumpe wird durch dieses Werkzeug eine vorwiegend axiale Flüssig keitsströmung erzielt, welche durch das als Leitrohr 14 ausgebildete feststehende Werkzeug geführt wird. Dieses Leitrohr ist auf demselben Antriebstutzen 7 aufgesteckt, durch Vermittlung eines zylindrischen oder konischen Kupplungsteiles 13.
An der Verbindungsstelle ist aber der Flüssigkeitsdurchgang möglichst weit offen zu halten, damit im Behälter die durch Pfeile angegebene Flüssig keitsströmung erhalten wird, durch Änderung der Dreh richtung des Antriebsmotors kann die Flüssigkeitsströ mung in umgekehrte Richtung geführt werden.
Mit dieser einfachen Vorrichtung können noch rela tiv dickflüssige Kultursuspensionen umgewälzt werden. In einem Vierphasensystem kann eine auf der wässrigen Substratlösung 16 schwimmende darin unlösliche Sub stanz - z. B. Erdöl 15 - grob eingemischt werden, wenn das Leitrohr 14 in diese Flüssigkeit ragt. Die durch das Rauchrohr 17 eingeführte Luft wird ebenfalls nur ganz grobblasig der umgewälzten Flüssigkeit beigegeben, da das Schraubenpumpen-Werkzeug keine feine Emul- gierung bewirkt.
Um die erforderliche Feinst-Durchmi- schung zu erreichen, können mit dieser Einrichtung zusätzliche aussenliegende Emulgiergeräte verbunden werden.
Fig. 2 zeigt im Schema eine Anordnung, in welcher zu einer Einrichtung nach Fig. 1 ein Dispergier- und Emulgier-Kreislauf zugeschaltet ist.
Das durch das Schraubenpumpen-Werkzeug 8 grob gemischte Substrat wird durch die Pumpe 20 über eine Emulgierdüse 21 in das Leitrohr 14 zurückgegeben. Die Luft wird vorteilhaft durch Rohr 23 in dieselbe Emulgierdüse eingebracht, in welcher eine Feinstmischung aller vier Komponenten erfolgt. Die beiden nicht ineinander löslichen Flüssigkei ten, die Luft und die Gärungsorganismen, werden zu einer feinen Emulsion verarbeitet, was z.
B. bei der erwähnten Entparaffinierung von Erdölprodukten durch Hefen oder Bakterien erforderlich ist. Wenn die Pumpe 20 durch eine rotierende Emulgier- oder Homogenisier- maschine vertreten wird, die nebenbei auch als Pumpe wirkt, kann auf die Emulgierdüse 21 verzichtet und die Luft auf der Saugseite der Homogenisierpumpe bei 24 eingeleitet werden.
Die Fig. 3 zeigt eine Ausführungsform, bei welcher die Emulgierung im Behälter selbst vorgenommen wird. Das rotierende Werkzeug ist als Schleuderrad 26 ausge bildet, das Leitrohr 25 ist in Höhe des Schleuderrades 26 mit kleinen Löchern oder Schlitzen 27 versehen, also siebartig durchbrochen. Bei der Rotation schleudern die Flügel des Rades 26 die Flüssigkeit durch die Öffnung 27. Durch diese Arbeitsweise wird eine äusserst feine Dispergierung erreicht, so dass aus einem Drei- oder Vierphasengemisch eine sehr feine Emulsion entsteht.
Die Luft wird hierbei wieder durch das Düsenrohr 6 zugeführt und durch axiale Saugwirkung des Schleuder rades wird eine stetige Umwälzung der Flüssigkeit im Behälter aufrechterhalten, die durch die Pfeile angege ben ist.
In Fig. 4 ist eine Ausführungsform dargestellt, bei welcher ebenfalls eine Feinstmischung im Behälter er folgt. Am Leitrohr befindet sich eine Scheibe 18 mit konzentrischen Stiftreihen und das drehbare Werkzeug ist ebenfalls eine Scheibe 19 mit konzentrischen Stiftrei hen, die so mit den Reihen der festen Scheibe 18 zusammenarbeiten, dass die Wirkung einer Stiftmühle erreicht wird. Die Flüssigkeit wird nach aussen getrieben und durch die Stiftreihen zerteilt und gemischt.
Fig. 5 zeigt eine Vorrichtung, wie sie bei Organismen mit langfädigen Mycelien, bei Neigung zu Klumpen- und Deckenbildung vorteilhaft ist. Das bewegliche Werkzeug besteht dabei aus einem Zerteilorgan 28 mit messerarti gen, in verschiedene Richtungen gestellten Flügeln, welche eine turbulente Durchmischung im Behälter ver ursachen, die Klumpen zerteilen, ein Anwachsen der Organismen an der Behälterwand und eine Deckenbil dung verhindern und auch eine relativ feine Verteilung der am Düsenrohr 6 eingeführten Luft bewirken.
Zur Vermeidung ungünstiger Rotation der Flüssigkeit dienen Leitschienen 29, die anstelle des Leitrohres als festste hendes Werkzeug eingesetzt sind.
Fig. 6 zeigt, wie ein Plattenrührer bekannter Bauart 30 eingesetzt ist, dessen oberes Wellenende in einem Lager 33 geführt ist. Dieses Lager ist am gekrümmten Luftabsaugrohr 32 angebracht.
Fig. 7 zeigt eine Ausführung mit kugelförmigem Behälter, der bei manchen Aufgaben strömungstechni- sche Vorteile besitzt.