BE1030442A1 - Orthese zur Vermeidung lateraler Patellaluxationen - Google Patents

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Abstract

Eine Orthese zur Vermeidung lateraler Patellaluxationen umfasst einen Hartrahmen (1), welcher zumindest einen oberen formstabilen Hartrahmenteil (2) aufweist, einen unteren formstabilen Hartrahmenteil (3) und Gelenkmittel (4), welche mindestens ein erstes und ein zweites Gelenkteil (4A, 4B) umfassen, wobei das erste Gelenkteil (4A) starr mit dem oberen formstabilen Hartrahmenteil (2) verbunden ist, wobei das zweite Gelenkteil (4B) starr mit dem unteren formstabilen Hartrahmenteil (3) verbunden ist, wobei die Gelenkmittel (4) den oberen und den unteren formstabilen Hartrahmenteil (2, 3) gelenkig miteinander verbinden, einen inkompressiblen Lateralanschlag (5) zum lateralen Stützen einer Kniescheibe (10) und einen starren Träger (6), welcher den Lateralanschlag (5) hält, wobei der starre Träger (6) eine durchgängige Öffnung (7) aufweist, durch welche ein Halteelement des Lateralanschlags (5) hindurchgreift.

Description

Orthese zur Vermeidung lateraler Patellaluxationen
TECHNISCHES GEBIET
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Orthese zur Vermeidung lateraler
Patellaluxationen.
Unter einer Orthese wird ein Gegenstand verstanden werden, der um ein Knie eines
Menschen gehalten werden kann und dazu dient, die Patella Kniescheibe) zu stützen.
HINTERGRUND
Insbesondere verletzungsbedingt kann die Gefahr bestehen, dass bei ungünstiger
Belastung die Patella aus ihrer Aufnahme rutscht. Dies wird als Patellaluxation bezeichnet. „Lateral“ gibt an, dass diese unerwünschte Verrückung der Kniescheibe in seitliche Richtung von der Körpermitte weg erfolgt.
Eine herkömmliche Orthese kann beispielsweise durch einen elastischen schlauchförmigen Körper gebildet sein, welcher im Gebrauch das Knie umgibt und eine Aussparung für die Kniescheibe aufweist. Wegen der Biegsamkeit einer solchen
Orthese wird die Kniescheibe jedoch nur verhältnismäßig schwach gestützt.
Zwar können prinzipiell härtere, wenig biegsame Komponenten verwendet werden.
Abhängig von der Beugung des Knies entsteht dann aber ein Spalt zur Patella oder es wird ein zu starker Druck auf die Patella ausgeübt.
Auch mit anderen bekannten Orthesen wird nicht ein zuverlässiges Stützen der
Kniescheibe erreicht.
KURZFASSUNG
Es ist eine Aufgabe der Erfindung, eine Orthese bereitzustellen, die für weitgehend beliebige Beinbewegungen eine Patellaluxationen möglichst zuverlässig vermeidet.
Diese Aufgabe wird mit einer Orthese gemäB Anspruch 1 gelôst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen sind in den abhängigen Ansprüchen und der folgenden
Beschreibung angegeben.
Gemäß der Erfindung umfasst eine Orthese zur Vermeidung lateraler Patella- luxationen einen Hartrahmen, welcher zumindest einen oberen formstabilen
Hartrahmenteil, einen unteren formstabilen Hartrahmenteil und Gelenkmittel umfasst.
Die Gelenkmittel umfassen zumindest zwei Gelenke, die jeweils den oberen und den unteren formstabilen Hartrahmenteil gelenkig miteinander verbinden. Zudem umfasst die Orthese einen Lateralanschlag zum lateralen Stützen einer Kniescheibe. Der
Lateralanschlag besteht dabei aus nicht komprimierbarem Material, beispielsweise
Silikon.
Von einer sogenannten Softbrace, welche einen sehr biegsamen Rahmen umfassen, unterscheidet sich die Erfindung somit zunächst durch den Hartrahmen. Die
Formstabilität von dessen Hartrahmenteilen bezeichnet insbesondere, dass diese nicht biegsam oder zumindest im Vergleich zu Textilien oder Gummimaterialien weniger biegsam sind. Die Form des Hartrahmens kann allein oder im Wesentlichen allein durch die Gelenkmittel und in vorgegebener Weise geändert werden. Hiermit kann vorteilhafterweise ein sicherer Kontakt des Lateralanschlags auch bei einer
Forcierung in eine Flexions-Valgus-Außenrotations-Position gewährleistet werden.
Der Lateralanschlag übt im Gebrauch einen Druck von lateral auf die Kniescheibe aus. Eine wesentliche Idee der Erfindung kann darin gesehen werden, dass der
Lateralanschlag bei einer unerwünschten Beinbelastung nicht nachgeben soll.
Hierfür ist das nicht komprimierbare Material des Lateralanschlags erforderlich. Im
Gegensatz zu weichem Kunststoff mit Polsterungen oder Bandagen mit runder
Patellaöffnung ventral wird so weitgehend verhindert, dass bei einem Druck der
Kniescheibe gegen den Lateralanschlag der Lateralanschlag zu weit verschoben wird und seine Stützfunktion nicht erfüllt.
Silikon als Material für den Lateralanschlag vermeidet Druckstellen, ist aber genügend hart oder starr. Auch andere geeignete Materialien können verwendet werden.
Der Lateralanschlag besteht vorzugsweise aus einem Formmaterial, dessen Form individuell hergestellt ist entsprechend einer individuellen Abformung eines jeweiligen
Patientenknies. Es wird also nicht einfach für einen bestimmten Patienten ein
Lateralanschlag aus einer Gruppe vorgegebener Lateralanschläge ausgewählt.
Vielmehr werden durch eine Abformung Informationen über die Form des
Kniebereichs gewonnen, die in dem daraufhin hergestellten Lateralanschlag widergespiegelt werden. Beispielsweise kann eine optische Abformung erfolgen, in welcher durch zum Beispiel Kameraaufnahmen ein 3D-Modell des Kniebereichs ermittelt wird. Die individuelle Formgebung des Lateralanschlags bietet einen besonders sicheren Kontakt zur Kniescheibe.
Eine kostengünstige, präzise und schnelle Herstellung der Form des Formmaterials wird erreicht, wenn das Formmaterial in einen verformbaren Zustand gebracht und an einem Patientenknie oder einer Patientenknie-Nachbildung verformt wird. Dabei bezeichnet eine Patientenknie-Nachbildung eine individuelle Nachbildung des
Kniebereichs des jeweiligen Patienten.
Das gesamte räumliche BewegungsausmaB des Kniebereichs sollte in der
Formgebung des Lateralanschlags berücksichtigt werden. Dies kann durch einen
Funktionsabdruck erreicht werden. So wird eine Form des Formmaterials hergestellt, indem es in einen verformbaren Zustand gebracht und an einem Patientenknie oder einer Patientenknie-Nachbildung verformt wird, während das Patientenknie oder die — Patientenknie-Nachbildung über einen physiologisch möglichen Bewegungsumfang bewegt wird. Dadurch schränkt die Orthese die Bewegungsfreiheit nicht oder nur kaum ungewollt ein. der Lateralanschlag kann dazu geformt sein, Kontaktbereiche zur Patella und
Insbesondere zu mindestens einem von: dem Femur (das heißt dem
Oberschenkelknochen), der Fibula (das heißt dem Wadenbein) und der Tibia (das heiRt dem Schienbein) hin aufzuweisen. Insbesondere können zu allen der vorgenannten Beinkomponenten jeweils ein oder mehrere Kontaktbereiche bestehen. Dadurch wird bei ungewollten Belastungen des Beins ein stabilisierender
Druck nicht allein auf die Patella, sondern auch auf benachbarte Beinbereiche ausgeübt.
Vorzugsweise ist ein starrer Träger vorgesehen, welcher den Lateralanschlag hält und mit dem Hartahmen verbunden ist. Der Träger kann sich also zweckmäßigerweise zwischen dem Lateralanschlag und dem Hartrahmen befinden und aus einem anderen Material als der Lateralanschlag bestehen.
Vorzugsweise besteht der starre Träger aus einem oder mehreren Materialien, die weniger biegsam sind als das Material des Lateralanschlags. Beispielsweise kann der Träger Karbon und/oder polymere Kunststoffe umfassen oder aus diesen bestehen.
Es kann Vorteile bringen, wenn der starre Träger aus mindestens zwei Materialien besteht, die sich in ihrer Biegesteifigkeit unterscheiden. Zusätzlich zu Karbon können beispielsweise aromatische Polyamide, wie Kevlar, verwendet werden.
Durch die verschiedenen Materialien kann ortsabhängig eine größere Steifigkeit oder eine größere Biegsamkeit erreicht werden. Dies ist insbesondere vorteilhaft, wenn ein mediales Befestigungsmittel zum Verbinden des starren Trägers mit einem medialen Abschnitt des Hartrahmens vorhanden ist. Hier kann sich das Material des starren Trägers mit der geringeren Biegesteifigkeit zwischen dem medialen
Befestigungsmittel und dem Material des starren Trägers mit der größeren
Biegesteifigkeit befinden. Insbesondere kann das Material der geringeren
Biegesteifigkeit an einem in Bezug auf die Patella proximalen und einem davon beabstandeten distalen Anteil des Trägers angeordnet sein.
Der Lateralanschlag kann mit dem Hartrahmen nach lateral starr verbunden sein und als mediales Befestigungsmittel mit dem Hartrahmen durch eine Zuggurtung zum
Ziehen des Lateralanschlags gegen die Kniescheibe verbunden sein. Eine
Zuggurtung kann beispielsweise durch ein oder mehrere biegsame Bänder erreicht werden. Diese sind vorzugsweise nicht oder kaum elastisch, haben also eine vorgegebene, im Wesentlichen unveränderliche Länge.
Mit „medial“ wird die von der Kniescheibe aus in Richtung des anderen Knies zeigende Seite bezeichnet. „Lateral“ gibt die entgegengesetzte Richtung an, also vom anderen Knie oder von der Kôrpermitte wegzeigend.
Die Gelenkmittel können dazu gestaltet sein, bei einem Anwinkeln des oberen und unteren formstabilen Hartrahmenteils den Lateralanschlag von den Gelenkmitteln weg zu bewegen. Dadurch wird berücksichtigt, dass der Umfang des Knies bei
Beugung grôBer wird. Umgekehrt wird bei einer Extension, der gefährdeteren
Stellung des Knies für Patellaluxationen, ein Hereinfahren des Lateralanschlags zu dem Hartranmenbereich, mit dem er starr verbunden ist, erreicht. So wird ein
Freiraum zwischen Anschlag und Patella weitgehend vermieden.
Alternativ oder zusätzlich können die Gelenkmittel dazu gestaltet sind, bei einem
Anwinkeln des oberen und unteren formstabilen Hartranmenteils einen
Befestigungsabschnitt des Hartrahmens, an dem die medialen Befestigungsmittel verbunden sind, so zu bewegen, dass eine Spannung der medialen
Befestigungsmittel geringer wird. Auch hierdurch wird die Umfangsänderung des
Knies bei Beugung berücksichtigt.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
Weitere Wirkungen und Merkmale der Erfindung werden nachstehend mit Bezug auf die beigefügten schematischen Figuren beschrieben:
FIG. 1 ist eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäfen Orthese.
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG VON AUSFÜHRUNGSBEISPIELEN
FIG. 1 zeigt schematisch ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäRBen Orthese.
Die Orthese zur Vermeidung lateraler Patellaluxationen umfasst einen Hartrahmen 1, welcher zumindest einen oberen formstabilen Hartrahmenteil 2 aufweist, einen unteren formstabilen Hartrahmenteil 3 und Gelenkmittel 4, welche mindestens ein erstes und ein zweites Gelenkteil 4A, 4B umfassen. Das erste Gelenkteil 4A ist starr mit dem oberen formstabilen Hartrahmenteil 2 verbunden. Das zweite Gelenkteil 4B ist starr mit dem unteren formstabilen Hartrahmenteil 3 verbunden. Die Gelenkmittel 4 verbinden den oberen und den unteren formstabilen Hartrahmenteil 2, 3 gelenkig miteinander. Ein inkompressibler Lateralanschlag 5 stützt eine Kniescheibe 10 lateral. Ein starrer Träger 6 hält den Lateralanschlag 5, wobei der starre Träger 6 eine durchgängige Öffnung 7 aufweist, durch welche ein Halteelement des
Lateralanschlags 5 hindurchgreift.
Durch die erfindungsgemäße Orthese kann ein sicherer Halt der Kniescheibe erreicht werden. Ein ungewollter Spalt zu der Kniescheibe hin kann vorteilhafterweise für weitgehend beliebige Kniebewegungen vermieden werden.

Claims (11)

Ansprüche
1. Eine Orthese zur Vermeidung lateraler Patellaluxationen, umfassend einen Hartrahmen (1), welcher zumindest einen oberen formstabilen Hartrahmenteil (2) aufweist, einen unteren formstabilen Hartrahmenteil (3) und Gelenkmittel (4), welche mindestens ein erstes und ein zweites Gelenkteil (4A, 4B) umfassen, wobei das erste Gelenkteil (4A) starr mit dem oberen formstabilen Hartrahmenteil (2) verbunden ist, wobei das zweite Gelenkteil (4B) starr mit dem unteren formstabilen Hartrahmenteil (3) verbunden ist, wobei die Gelenkmittel (4) den oberen und den unteren formstabilen Hartrahmenteil (2, 3) gelenkig miteinander verbinden, einen inkompressiblen Lateralanschlag (5) zum lateralen Stützen einer Kniescheibe (10) und einen starren Träger (6), welcher den Lateralanschlag (5) hält, wobei der starre Träger (6) eine durchgängige Öffnung (7) aufweist, durch welche ein Halteelement des Lateralanschlags (5) hindurchgreift.
2. Die Orthese nach Anspruch 1, wobei der Lateralanschlag (5) aus einem Formmaterial besteht, dessen Form individuell hergestellt ist entsprechend einer individuellen Abformung eines jeweiligen Patientenknies.
3. Die Orthese nach Anspruch 2, wobei eine Form des Formmaterials hergestellt ist, indem es in einen verformbaren Zustand gebracht und an einem Patientenknie oder einer Patientenknie-Nachbildung verformt wird.
4. Die Orthese nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei der Lateralanschlag (5) dazu geformt ist, Kontaktbereiche zur Patella und insbesondere zu mindestens einem von: dem Femur, der Fibula und der Tibia hin aufzuweisen.
5. Die Orthese nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei der starre Träger (6) mit dem Hartrahmen (1) verbunden ist.
6. Die Orthese nach Anspruch 5, wobei der starre Träger (6) aus einem oder mehreren Materialien besteht, die weniger biegsam sind als das Material des Lateralanschlags (5).
7. Die Orthese nach Anspruch 5 oder 6, wobei der starre Träger (6) aus mindestens zwei Materialien besteht, die sich in ihrer Biegesteifigkeit unterscheiden.
8. Die Orthese nach Anspruch 7, wobei ein mediales Befestigungsmittel zum Verbinden des starren Trägers (6) mit einem medialen Abschnitt des Hartrahmens (1) vorhanden ist, dass sich das Material des starren Trägers (6) mit der geringeren Biegesteifigkeit zwischen dem medialen Befestigungsmittel und dem Material des starren Trägers (6) mit der größeren Biegesteifigkeit befindet.
9. Die Orthese nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei der Lateralanschlag (5) mit dem Hartrahmen (1) nach lateral starr verbunden ist und als mediales Befestigungsmittel mit dem Hartrahmen (1) durch eine Zuggurtung zum Ziehen des Lateralanschlags (5) gegen die Kniescheibe verbunden ist.
10. Die Orthese nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Gelenkmittel dazu gestaltet sind, bei einem Anwinkeln des oberen und unteren formstabilen Hartrahmenteils (2, 3) den Lateralanschlag (5) von den Gelenkmitteln weg zu bewegen.
11. Die Orthese nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei die Gelenkmittel dazu gestaltet sind, bei einem Anwinkeln des oberen und unteren formstabilen Hartrahmenteils (3) einen Befestigungsabschnitt des Hartrahmens (1), an dem die medialen Befestigungsmittel verbunden sind, so zu bewegen, dass eine Spannung der medialen Befestigungsmittel geringer wird.
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