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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anlage zur Durchführung psychologi- scher Tests an einer Mehrzahl von Testpersonen im Feld.
Für die ergopsychometrische Testung ist die Durchführung von psychologischen Tests am Ar- beitsplatz bzw. im Feld unter normalen Arbeitsbedingungen oder unter Stress erforderlich. Her- kömmliche Paper-pencil-Tests" und computerbasierte Tests sind dazu wenig geeignet, erfordern sie doch zumindest eine feste Schreibunterlage. Computerbasierten Tests im Feld sind aufgrund der hohen Kosten, der Empfindlichkeit und des Gewichts tragbarer Computer Grenzen gesetzt.
In der WO 00/06024 wurde daher bereits der Einsatz von Handheld-, PDA- bzw. Palmtop- Computern vorgeschlagen, um psychologische Tests mit Hilfe von auf den Computer geladenen Testprogrammen an Probanden im Feld durchzuführen. Die WO 00/06024 schlägt insbesondere die Verwendung von tragbaren Spielecomputern der Marke "GAME BOY" der Nintendo of America Inc. vor. Die im tragbaren Computer gespeicherten Testergebnisse werden z.B. mittels Modem über kabelgebundene Telephonsysteme an einen Zentralrechner zur Auswertung übermittelt. Bei der bekannten Anlage startet der Proband das Testprogramm zu einem beliebigen Zeitpunkt.
Bei der ergopsychometrischen Testung eines Samples von Probanden, die einer gemeinsa- men Belastung unterworfen werden sollen, z. B. Soldaten bei einer Feldübung, ist es häufig wün- schenswert, alle Probanden des Samples gleichzeitig zu einem vorgebbaren Zeitpunkt zu testen.
Dies ist besonders wichtig, wenn die Tests zu zwei verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt wer- den sollen, zwischen denen eine definierte Belastung erfolgt. Während dies unter Laborbedingun- gen einfach zu bewerkstelligen ist, kann dies unter realen Arbeits- bzw. Trainingsbedingungen schwierig sein, insbesondere wenn die Probanden über ein geographisches Gebiet verteilt sind, z. B. in einem Betrieb, auf einer Sportstätte oder einem Truppenübungsplatz.
Es ist ein Verdienst des Anmelders, erstmals erkannt zu haben, dass ein Bedarf nach einem Verfahren bzw. einer Anlage zur Durchführung psychologischer Tests besteht, welche eine im wesentlichen zeitgleiche Testung geographisch verstreuter Testpersonen zu einem vorgebbaren Zeitpunkt ermöglicht.
Demgemäss schafft die vorliegende Erfindung in einem ersten Aspekt erstmals ein neuartiges Verfahren zur Durchführung psychologischer Tests an einer Mehrzahl von Testpersonen im Feld mittels einer Steuerzentrale, die mit dem öffentlichen Mobiltelephonnetz in Verbindung steht, und eines Mobiltelephons für jede Testperson, welches mit einem interaktiven Testprogramm geladen ist, das aus den Interaktionen der Testperson Testdaten erzeugt, wobei der Start jedes Testprogramms durch ein Passwort geschützt wird und die Steuerzentrale die Passwörter über das Mobiltelephonnetz im wesentlichen zeitgleich an al- le Mobiltelephone im Feld sendet.
In einem zweiten Aspekt schafft die Erfindung eine neuartige Anlage zur Durchführung psycho- logischen Tests an einer Mehrzahl von Testpersonen im Feld, die sich auszeichnet durch eine Steuerzentrale, die mit dem öffentlichen Mobiltelephonnetz in Verbindung steht, und ein Mobiltelephon für jede Testperson, welches mit einem interaktiven Testprogramm geladen ist, das aus den Interaktionen der Testperson Testdaten erzeugt, wobei der Start jedes Testprogramms durch ein Passwort geschützt ist, und die Steuerzentrale die Passwörter über das Mobiltelephonnetz im wesentlichen zeitgleich an al- le Mobiltelephone im Feld sendet.
Auf diese Weise wird eine im wesentlichen zeitgleiche Testung örtlich voneinander entfernter Probanden zu einem zentral beliebig vorgebbaren Zeitpunkt möglich. Das Verfahren und die Anla- ge der Erfindung machen von weit verbreiteten, kleinen und kostengünstigen Mobiltelephonen ("Handys") Gebrauch. Solche Handys sind heute mit ausreichender Rechenleistung ausgestattet, um selbst komplexe psychologische Testprogramme abarbeiten und Interaktionen z.B. über Sprachein- und -ausgabe, Anzeige oder Tastatur erfassen und auswerten zu können. Diese Fähig- keit wird vorteilhaft mit den Kommunikationsmöglichkeiten des Mobiltelephonnetzes kombiniert, um einen zentralen Freigabemechanismus für eine zeitgleiche Testdurchführung zu errichten.
Mit dem erfindungsgemässen Verfahren bzw. der erfindungsgemässen Anlage wird wirkungsvoll verhindert, dass ein Proband mit der Testdurchführung früher beginnt als zu dem von der Steuerzentrale vor- gegebenen Zeitpunkt. Ein verspäteter Testbeginn liegt in der Regel nicht im Eigeninteresse des Probanden ; selbstverständlich kann jedoch das Testprogramm auch einen verspäteten Zeitpunkt des Testbeginns speichern, z. B. durch Eingabe eines Quittiersignales durch den Probanden.
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Es versteht sich, dass in der vorliegenden Beschreibung unter dem Begriff .im wesentlichen zeitgleich" auch eine geringfügige Zeitunschärfe, wie sie beispielsweise bei einer systembedingten sequentiellen Versendung der Passwörter und unterschiedliche Laufzeiten der versandten Passwör- ter im Mobiltelephonnetz auftritt, verstanden wird.
Gemäss einer ersten besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung sendet die Steu- erzentrale die Passwörter in Form von unmittelbar aufeinanderfolgenden Einzel-Kurznachrichten nach dem GSM-Standard an die Mobiltelephone. Alternativ kann die Steuerzentrale die Passwörter in Form einer Gruppen-Kurznachricht nach dem GSM-Standard an die Mobiltelephone sendet. In beiden Fällen wird eine kostengünstige, standardisierte und weitgehend zeitgleiche - in obigem Sinne - Form der Passwortübermittlung erreicht.
Um die Durchführung von Differenztests zu erleichtern, zwischen denen eine Belastung der Testpersonen stattfindet, wird bevorzugt vorgesehen, dass die Steuerzentrale nach einer vorgebba- ren Zeitspanne die genannte Übersendung der Passwörter zum nochmaligen Starten der Testpro- gramme wiederholt. Diese Ausführungsform ermöglicht erstmals eine "Massentestung" von Pro- banden unter Belastung, wie sie beispielsweise zur Bewerberauswahl eingesetzt werden kann. Die Belastungsphase zwischen dem ersten und dem zweiten Zeitpunkt der Testdurchführung wird dabei zweckmässigerweise für alle Testpersonen gleich gewählt, beispielsweise in Form einer körperlichen Belastung, Schlafentzug usw.
In jedem Fall ist es besonders günstig, wenn gemäss einem weiteren bevorzugten Merkmal der Erfindung jedes Testprogramm mittels eines Sperrbefehles sperrbar ist und die Steuerzentrale die Sperrbefehle über das Mobiltelephonnetz im wesentlichen zeitgleich an alle Testprogramme im Feld sendet. Dadurch kann auch der Zeitpunkt des Testschlusses zentral vorgegeben werden.
Der erfindungsgemässe Einsatz von Mobiltelephonnetzen ermöglicht auch die vorteilhafte Vari- ante, dass das Testprogramm eines Mobiltelephons seine Testdaten nach Ablauf einer vorgegebe- nen Zeitspanne und/oder nach Empfang eines Sperrbefehles über das Mobiltelephonnetz an die Steuerzentrale sendet. Auf diese Weise entfällt das physische Einsammeln der Mobiltelephone oder deren Datenträger nach Testschluss. Wenn andererseits gerade eine physische Archivierung oder Zuordnung der Testdaten zu den Benutzern der Mobiltelephone gewünscht ist, kann alternativ das Testprogramm die Testdaten auf einem Datenträger des Mobiltelephons speichern, welcher entfernbar oder zumindest über eine Schnittstelle des Mobiltelephons auslesbar ist.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungs- beispielen näher erläutert. In den Zeichnungen zeigt Fig. 1 die Anlage der Erfindung schematisch im Überblick, Fig. 2 ein Blockschaltbild eines beispielhaften Mobiltelephones der Anlage von Fig. 1, und Fig. 3 die Funktionsweise der Anlage von Fig. 1 in Form eines Sequenzdiagrammes.
Gemäss Fig. 1 umfasst die Anlage N Mobiltelephone MSi..MSN für N Testpersonen bzw. Pro- banden, die sich im Bedeckungsgebiet eines Mobiltelephonnetzes PLMN (public land mobile network) befinden. Die Mobiltelephone MS1..MSN sind im Mobiltelephonnetz PLMN angemeldet.
Eines der Mobiltelephone, das Mobiltelephon MSx für die Testperson X, wird anschliessend bei- spielhaft unter Bezugnahme auf Fig. 2 ausführlicher beschrieben.
Mit dem Mobiltelephonnetz PLMN, gegebenenfalls über ein (nicht dargestelltes) Festtelephon- netz (public switched telefon network) oder Datennetz (z.B. Internet), steht eine Steuerzentrale SRV in Verbindung. Die Steuerzentrale SRV kommuniziert mit den Mobilstationen MS1..MSN über das Mobiltelephonnetz PLMN und ist mit einer Datenbank DB zur Programm- und Datenspeiche- rung ausgestattet. Die Steuerzentrale SRV erzeugt aus den von den Mobiltelephonen MS ermittel- ten Testdaten Testberichte R, wie später unter Bezugnahme auf Fig. 3 erläutert wird.
Fig. 2 zeigt beispielhaft und schematisch den Aufbau des Mobiltelephones MSx. Das Mobiltele- phon MSx ist in herkömmlicher Weise mit einer zentralen Recheneinheit 1, einer Interaktionseinheit 2 mit einer Anzeige 3, Tastatur 4, einem Lautsprecher 5 und einem Mikrofon 6, sowie mit einem Hochfrequenzkreis 7 und einer Antenne 8 ausgestattet. Darüber hinaus ist das Mobiltelephon MSx mit einem Testprogramm SW geladen, dessen Start passwortgeschützt ist, wie durch die Verriege- lung 9 symbolisch dargestellt. Nur nach Empfang eines entsprechenden Passwortes über einen symbolischen Pfad 10 gibt die Verriegelung 9 den Start des Testprogrammes SW zur Interaktion mit der Testperson X über die Interaktionseinheit 2 frei.
Das Passwort wird von der Steuerzentrale SRV über das Mobiltelephonnetz PLMN, die Antenne 8 und den Hochfrequenzkreis 7 empfangen und von der Recheneinheit 1 dekodiert. Das Passwort
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kann auf der Anzeige 3 angezeigt und vom Benutzer über die Tastatur 4 oder auf sonstige Weise eingegeben werden, oder es wird direkt von der Recheneinheit 1 an die Verriegelung 9 zur Freiga- be weitergegeben. Wie eingangs dargelegt, wird das Passwort zur Freigabe der Verriegelung 9 bevorzugt in Form einer Kurznachricht (short message Service, SMS) nach dem GSM Standard übertragen, wenn es sich bei dem Mobiltelephonnetz PLMN um ein GSM-System handelt. Die technischen Grundlagen und Normen für SMS-Nachrichten nach dem GSM-Standard sind in den ETSI-Spezifikationen Nr.
ETS 300 536 (GSM 03.40: Point-to-Point-Protocol) und ETS 300 537 (GSM 03.41: Cell Broadcast SMS) definiert. Es ist klar, dass alles, was hier in Bezug auf den GSM-Standard gesagt wird, auf beliebige andere Arten von Mobilfunknetzen anwendbar ist, wel- che die Weiterleitung von Textmitteilungen, Datennachrichten, Informationstelegrammen usw. ermöglichen.
Die im Zuge der Durchführung des Testprogrammes SW ermittelten Testdaten data werden auf einem Datenträger MEM des Mobiltelephons MSx gespeichert. Der Datenträger MEM ist entfernbar oder zumindest über eine Schnittstelle IF des Mobiltelephons MSx auslesbar. Alternativ oder zusätzlich können die Testdaten data nach Abschluss des Tests, nach Ablauf einer vorgegebenen Zeitspanne und/oder nach Empfang eines entsprechenden Befehles, z.B. Sperrbefehles, über das Mobiltelephonnetz PLMN und den Hochfrequenzkreis 7, die Antenne 8 und das Mobiltelephonnetz PLMN von der Steuerzentrale SRV ausgelesen werden.
Das Testprogramm SW kann eine ganze Testbatterie von psychologischen Tests enthalten, z. B. logische Intelligenztests, kognitive Komplexitätstests, Reaktionstests, Konzentrationstests, Vigilanztests, Tests über die verbale Intelligenz, Verhaltensintelligenztests, Gedächtnistests, Per- sönlichkeitstests, arbeitspsychologische Tests usw. Die Tests können anonym oder personalisiert durchgeführt werden, wobei entsprechende Probandendaten miterfasst werden können.
Die Funktionsweise der Anlage wird nun anhand des Sequenzdiagrammes von Fig. 3 näher erläutert.
In einem ersten Schritt 11werden die Testprogramme SW auf die Mobiltelephone MS geladen, beispielsweise durch physisches Einsetzen eines Datenträgers in das Mobiltelephon oder durch Überspielen über die Schnittstelle IF. Alternativ könnten die Testprogramme SW auch direkt von der Steuerzentrale SRV über das Mobiltelephonnetz PLMN heruntergeladen werden (Schritt 12).
In einer anschliessenden Phase 13 werden die Mobiltelephone MS1..MSN an die Probanden verteilt, soferne diese nicht mit eigenen Mobiltelephonen arbeiten. Jeder Proband, hier beispielhaft für den Probanden X dargestellt, gibt im Schritt 14 optional eine Identifikation id in das Mobiltele- phon MSx ein. Den Identifikationen id der Probanden können Personendatensätze in der Steuer- zentrale SRV zugeordnet sein, um bei der Auswertung der Testergebnisse eine Zuordnung zwi- schen den Testdaten und den einzelnen Probanden herstellen zu können. Alternativ kann die jedem Mobiltelephon MSx im Mobiltelephonnetz PLMN eigene Systemidentifikation (Teilnehmer- oder Geräteidentifikation) herangezogen werden, in welchem Fall der Schritt 14 entfällt.
Zu einem ersten Zeitpunkt T1 sendet die Steuerzentrale SRV ein erstes Passwort start(T1) in Form einer SMS-Kurznachricht an das Mobiltelephon MSx (Schritt 15). Der Empfang des Passwor- tes start(T1) kann an den Benutzer X ausgegeben werden. Unmittelbar anschliessend, oder nach optionaler Eingabe eines Quittier-Signales rdy in einem Schritt 16, beginnt das Testprogramm SW für eine Zeitspanne T abzulaufen. Während der Zeitspanne T erfolgen Interaktionen mit dem Probanden X (Schritte 17), deren Testergebnisse dat im Speicher MEM des Mobiltelephones MSx abgelegt werden.
Nach Ablauf der Zeitspanne T oder nach Empfang eines Stop-Passwortes oder-Befehles stop im Schritt 18 wird das Testprogramm SW beendet bzw. jedwede Interaktion mit dem Probanden X gesperrt. Die ermittelten Testergebnisse data (id) im Schritt 19 über das Mobiltelephonnetz PLMN an die Steuerzentrale SRV übersandt, und zwar entweder auf Aufforderung durch die Steu- erzentrale SRV, oder vom Mobiltelephon MSx ausgehend, oder der Datenträger MEM wird phy- sisch eingesammelt oder ausgelesen.
In einer anschliessenden Phase 20 erfolgt - ausserhalb der erfindungsgemässen Anlage - die physische oder psychische Belastung der Probanden, woraufhin zu einem zweiten Zeitpunkt T2 (Schritt 21) das gesamte Verfahren (Schritte 15 bis 19) wiederholt wird. In einem letzten Schritt 22 erzeugt die Steuerzentrale SRV aus den Testdaten data Berichte R über die Testpersonen X im Feld, wie in der Literatur bekannt.
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Eine Auswertung der Testdaten auf den Mobiltelephonen MSx selbst ist in der Regel nicht ge- wünscht oder erforderlich; eine Kurzauswertung für den einzelnen Probanden kann jedoch vom Testprogramm SW mit Hilfe der Recheneinheit 1 durchgeführt und auf der Interaktionseinheit 2 angezeigt werden, falls gewünscht.
Es versteht sich, dass der in den Fig. 1 und 2 gezeigte blockschaltbildliche Aufbau nur beispiel- haft ist ; können die gezeigten Komponenten sowohl mittels Hardware als auch Software implementiert werden.
Die Anlage der Erfindung findet Anwendung in der Personalauswahl und -entwicklung, der Ma- nagement-Diagnostik, in der Arbeits-, Verkehrs- und Sportpsychologie und in der klinischen Psy- chologie, sowohl in zivilen als auch militärischen Bereich.
Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf die dargestellten Ausführungsformen beschränkt, sondern fasst alle Varianten und Modifikationen, die in den Rahmen der angeschlossenen Ansprü- che fallen.
PATENTANSPRÜCHE:
1. Verfahren zur Durchführung psychologischer Tests an einer Mehrzahl von Testpersonen im Feld mittels einer Steuerzentrale (SRV), die mit dem öffentlichen Mobiltelephonnetz (PLMN) in Verbindung steht, und eines Mobiltelephons (MSx) für jede Testperson, welches mit einem interaktiven Testprogramm (SW) geladen ist, das aus den Interaktionen der
Testperson Testdaten erzeugt, wobei der Start jedes Testprogramms (SW) durch ein Passwort (start) geschützt wird und die Steuerzentrale (SRV) die Passwörter über das Mobiltelephonnetz (PLMN) im wesentli- chen zeitgleich an alle Mobiltelephone (MSx) im Feld sendet.