Beschreibung
Titel
Verfahren zum Aufteilen eines angeforderten Drehmoments zum Antreiben eines Fahrzeugs mit Rädern
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufteilen eines angeforderten Drehmoments zum Antreiben eines Fahrzeugs mit Rädern sowie eine Recheneinheit und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung.
Hintergrund der Erfindung
Bei sog. Hybrid-Fahrzeugen können verschiedenartige Antriebseinheiten verwendet werden, z.B. Verbrennungs- und Elektromotor. Bei der sog. P4-Topologie kann z.B. eine Brennkraftmaschine als Antriebseinheit zum Antrieb einer von zwei Achsen des Fahrzeugs verwendet werden, eine elektrische Maschine als Antriebseinheit hingegen zum Antrieb (oder bei Rekuperation auch zum Bremsen) der anderen Achse. Bei dieser Topologie kann die elektrische Maschine zur Optimierung des Energieverbrauchs eingesetzt werden. Dabei kann z.B. in Softwarefunktionen durch eine Betriebsstrategie berechnet werden, wie der Drehmomentwunsch des Fahrers auf die Brennkraftmaschine und die elektrische Maschine aufgeteilt werden soll. Dabei ist anzunehmen, dass im hybriden Betrieb des Fahrzeugs der größere Anteil des angeforderten Drehmoments durch die Brennkraftmaschine bereitgestellt wird.
Offenbarung der Erfindung
Erfindungsgemäß werden ein Verfahren zum Aufteilen eines angeforderten Drehmoments zum Antreiben eines Fahrzeugs mit Rädern sowie eine Recheneinheit und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung mit den Merkmalen
der unabhängigen Patentansprüche vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
Die Erfindung beschäftigt sich mit Fahrzeugen mit Rädern, bei denen mehrere Radteilmengen mit jeweils wenigstens einem Rad zum Übertragen von Antriebskraft auf einen Untergrund unabhängig voneinander antreibbar sind. Der unabhängige Antrieb wird mittels unterschiedlicher Antriebsmaschinen erreicht, bei denen es sich um Antriebsmaschinen unterschiedlichen Typs oder auch um mehrere Antriebsmaschinen desselben Typs handeln kann. Beispielsweise kann wenigstens eine der mehreren Radteilmengen mittels einer Brennkraftmaschine und wenigstens eine andere der mehreren Radteilmengen mittels wenigstens einer elektrischen Maschine antreibbar sein. Vorteilhaft ist ebenfalls, dass wenigstens zwei der mehreren Radteilmengen jeweils mittels wenigstens einer elektrischen Maschine antreibbar sind.
Allgemein kann bei dem Fahrzeug wenigstens eine der mehreren Radteilmengen zwei Räder, die zur selben Fahrzeugachse gehören, aufweisen. Bei einem solchen Fahrzeug kann es sich z.B. um ein eingangs schon erwähntes Hybrid- Fahrzeug, beispielsweise mit P4-Topologie handeln, wobei dann eine Radteilmenge zwei Räder einer Achse umfasst, eine andere Radteilmenge zwei Räder der anderen Achse. Jeweils eine Achse kann direkt angetrieben sein, es können aber auch die Räder separat angetrieben sein.
Auch wenn die Erfindung nachfolgend vorwiegend mit Bezug auf ein Fahrzeug mit P4-Topologie beschrieben wird, so gelten die Ausführungen entsprechend allgemein für Fahrzeuge wie vorstehend genannt.
Weiter betrifft die Erfindung bei solchen Fahrzeugen ein Aufteilen eines angeforderten Drehmoments zum Antreiben des Fahrzeugs. Wie schon erwähnt, kann ein von einem Fahrer - oder auch anderweitig, z.B. von einem Fahrassistenzsystem - angefordertes Drehmoment auf die mehreren antreibbaren Achsen oder allgemein die mehreren antreibbaren Radteilmengen, aufgeteilt werden. Aufgrund der Eigenschaft, beide Achsen bzw. Radteilmengen unabhängig vonei-
nander antreiben zu können, bietet ein solches Fahrzeug jedoch zusätzliches Potential, das bisher nicht gezielt genutzt worden ist, wie sich gezeigt hat.
Auf einer Fahrbahn bzw. einem Untergrund mit niedrigem Reibwert (bzw. Kraftschlussbeiwert) und/oder bei zu hohen Antriebsdrehmomenten können ein oder mehrere Räder einer angetriebenen Radteilmenge (z.B. Achse) durch das wirkende Antriebsdrehmoment die Traktionsgrenze überschreiten und durchdrehen. Dadurch wird nicht der gesamte Fahrerwunsch in Vortrieb umgesetzt. Gleichzeitig wird das Fahrzeugverhalten potentiell instabil, da ein durchdrehendes Rad keine Kräfte zur Seitenführung des Fahrzeugs übertragen kann. Aus diesem Grund existieren Systeme wie die Antriebsschlupfregelung (ASR) oder für den Fall des Bremsens das Antiblockiersystem (ABS). Im Fall durchdrehender Räder würde ein Eingriff des ASR dazu führen, dass das Drehmoment am durchdrehenden Rad verringert wird, um den Fahrzustand zu stabilisieren. Dabei wird jedoch in den Drehmomentwunsch des Fahrers verringernd eingegriffen, der Vortrieb des Fahrzeugs wird also verringert.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird nun vorgeschlagen, durch gezieltes Aufteilen des angeforderten Drehmoments auf die mehreren, unabhängig voneinander antreibbaren Radteilmengen (z.B. Achsen) die Situation eines durchdrehenden Rades zu beenden, das angeforderte Drehmoment aber trotzdem soweit als möglich umzusetzen. Es versteht sich, dass ein solches Aufteilen des angeforderten Drehmoments auch ein Anpassen bzw. Verändern einer bereits bestehenden Aufteilung umfasst.
Hierzu werden folgenden Schritte durchgeführt, z.B. durch eine ausführende Recheneinheit wie ein Motor- oder Antriebssteuergerät. Es wird bestimmt, dass wenigstens ein Rad einer der mehreren Radteilmengen durchzudrehen beginnt oder ggf. auch schon durchdreht. Hierzu gibt es verschiedene bevorzugte Möglichkeiten, die später noch näher erläutert werden sollen. Weiterhin wird für jede der mehreren Radteilmengen ein Grenz-Drehmoment bestimmt, das einer maximal über die jeweilige Radteilmenge übertragbaren Antriebskraft entspricht, bei der kein Rad der jeweiligen Radteilmenge durchdreht. Basierend darauf wird dann eine Aufteilung des angeforderten Drehmoments auf die mehreren Radteilmen-
gen bestimmt, und zwar so, dass an keiner der mehreren Radteilmengen mehr als das jeweilige Grenz-Drehmoment anliegt. Die auf diese Weise bestimmte Aufteilung des angeforderten Drehmoments wird dann umgesetzt bzw. es wird veranlasst, dass sie umgesetzt wird. Dies kann z.B. durch entsprechende Ansteuersignale an die Antriebseinheiten und/oder ein Getriebe erfolgen.
Auf diese Weise wird vorteilhaft ein Zustand eines durchdrehenden Rads behoben, das angeforderte Drehmoment aber trotzdem soweit als möglich umgesetzt, und zwar dadurch, dass das Drehmoment für die Radteilmenge, bei der das Rad durchdreht, reduziert wird, dafür aber für eine andere Radteilmenge erhöht wird. Das Bestimmen der Aufteilung des angeforderten Drehmoments auf die mehreren Radteilmengen umfasst also bevorzugt ein Reduzieren eines der Radteilmenge mit dem durchdrehenden Rad zugewiesenen Drehmoments um ein Differenzmoment wenigstens bis zum Grenz-Drehmoment dieser Radteilmenge, und ein Erhöhen eines wenigstens einer der anderen Radteilmengen zugewiesenen Drehmoments um das Differenzmoment, vorzugsweise aber je Radteilmenge höchstens bis zum jeweiligen Grenz-Drehmoment. Dies umfasst auch den Fall, dass zuvor überhaupt nur einer Radteilmenge (der mit dem durchdrehenden Rad) ein Drehmoment zugewiesen war, anderen aber nicht.
An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass durch die Aufteilung des angeforderten Drehmoments derart, dass an keiner der Radteilmengen das Grenz- Drehmoment überschritten wird, der Zustand durchdrehender Räder sicher behoben wird. Damit kann unter Umständen zwar einhergehen, dass insgesamt nicht das volle, angeforderte Drehmoment auch wirklich umgesetzt werden kann; dieser Fall wird aber soweit als möglich begrenzt.
Das jeweilige Grenz-Drehmoment wird insbesondere anhand einer effektiven Normalkraft auf die jeweilige Radteilmenge (z.B. Achse), eines dynamischen Radradius und eines Kraftschlussbeiwerts zwischen Rädern und Untergrund bzw. Fahrbahn, welcher zu einem Zeitpunkt vor, insbesondere unmittelbar vor, Erkennen des Durchdrehens bzw. des beginnenden Durchdrehens des wenigstens einen Rads vorhanden ist, bestimmt. Der Kraftschlussbeiwert wird bevorzugt basierend auf der zu diesem Zeitpunkt (also dem Zeitpunkt vor Erkennen des
Durchdrehens) über die jeweilige Radteilmenge maximal übertragbaren Antriebskraft und der effektiven Normalkraft auf die jeweilige Radteilmenge bestimmt. Der dynamische Radradius (oder Radhalbmesser) entspricht einem effektiven Radius des Rads während des Fahrens. Dieser ergibt sich, indem ein Rad einmal komplett (Drehung um 360°) auf der Fahrbahn abgerollt und die zurückgelegte Strecke gemessen wird. Diese Strecke entspricht dem Abrollumfang. Damit kann der dynamische Radradius berechnet werden, indem der Abrollumfang durch zwei Pi geteilt wird (Hintergrund ist hier, dass der Radradius aufgrund der Belastung des Rads nicht überall gleich ist).
Der hierbei zugrundeliegende Gedanke ist, dass die Antriebskraft, die über ein Rad oder eine Radteilmenge auf die Fahrbahn übertragen werden kann, vom Kraftschlussbeiwert und der aktuell auf das Rad bzw. die Radteilmenge wirkenden Normalkraft, also der senkrecht zur Fahrbahn wirkenden Kraft, bestimmt ist. Die aktuelle oder effektive Normalkraft ergibt sich dabei aus der Gewichtskraft des Fahrzeugs, anteilig für die betreffende Radteilmenge, sowie ggf. einer aktuellen Steigung der Fahrbahn oder auch einem Moment auf die Räder, das aus einer Beschleunigung des Fahrzeugs resultiert, die auf den Schwerpunkt des Fahrzeugs wirkt und damit ein das Fahrzeug kippendes Moment verursacht (sei es längs oder seitlich). Bei dem Kraftschlussbeiwert ist darauf zu achten, dass dessen verwendeter Wert zu einem Zeitpunkt gilt, zu dem das Radgerade (noch) nicht durchdreht. Dann ist nämlich davon auszugehen, dass der Kraftschlussbeiwert für die aktuelle Kombination aus Rad und Fahrbahn maximal ist. Für eine nähere Erläuterung hierzu sei auch auf die Figurenbeschreibung verweisen, insbesondere die Darstellung des Kraftschlussbeiwerts als Funktion des Schlupfs.
Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass auf diese Weise ein Kraftschlussbeiwert von einem Zeitpunkt benötigt wird, der vor demjenigen Zeitpunkt liegt, zu dem das Rad durchdreht bzw. durchzudrehen beginnt und die Anpassung der Aufteilung des angeforderten Drehmoments erfolgt. Hierzu kann z.B. ein Totzeitglied verwendet werden, mit dem der Kraftschlussbeiwert verzögert weitergeben wird oder das die zur Berechnung des Kraftschlussbeiwerts verwendeten Kraft-/ Drehmomentwerte verzögert. Das Ziel besteht darin, bei Detektion durchdrehender Räder (zum Zeitpunkt t) zur Berechnung des Kraftschlussbeiwertes diejeni-
gen Werte zu verwenden, die zu einem Zeitpunkt (t-Totzeit) vorlagen. Dadurch soll erreicht werden, dass der Zeitpunkt unmittelbar vor Überschreiten der Traktionsgrenze in der Berechnung des Reibwerts abgebildet wird. Der Zeitpunkt kann insbesondere eine vorgebbare Zeit (z.B. zwischen 0 und 1000 ms, dies hängt aber in der Praxis meist von der Art der Detektion ab; es kann eine feste Zeit bzw. Schwelle oder auch eine geschwindigkeitsabhängige Zeit verwendet werden) vor dem Erkennen des Durchdrehens liegen. Es versteht sich, dass allgemein eine Verzögerung der Weitergabe oder auch ein Zwischenspeichern des Kraftschlussbeiwerts erfolgen kann.
Das Bestimmen der Aufteilung des angeforderten Drehmoments auf die mehreren Radteilmengen erfolgt bevorzugt wiederholt oder kontinuierlich gemäß einem der folgenden Kriterien. Die Aufteilung kann bestimmt werden, solange bestimmt (oder festgestellt) wird, dass wenigstens ein Rad durchdreht. Die Aufteilung kann aber auch für eine vorbestimmte Zeitdauer ab erstmaligem Bestimmen, dass wenigstens ein Rad durchdreht, bestimmt werden. Denkbar ist auch eine Kombination, sodass die Aufteilung bestimmt wird, solange bestimmt (bzw. festgestellt) wird, dass wenigstens ein Rad durchdreht, und anschließend weiterhin für eine vorbestimmte Zeitdauer. Das zu verwendende Kriterium kann z.B. für einen bestimmten Fahrzeugtyp festgelegt werden, denkbar ist aber auch eine Anpassung oder Wahl je nach Situation, sodass flexibel und möglichst optimal reagiert werden kann.
Die vorbestimmte Zeitdauer kann insbesondere gemäß einem der folgenden Kriterien vorgegeben werden.
- als fester Wert,
- in Abhängigkeit von einer Raddrehzahl der Radteilmenge, bei der das Rad durchdreht bzw. durchzudrehen beginnt (bei einer Radteilmenge mit nur einem Rad entspricht die Raddrehzahl der Drehzahl des Rads, bei mehreren Rädern einer Radteilmenge z.B. dem Mittelwert wie dem arithmetischen Mittelwert, denkbar ist z.B. auch das Maximum der Raddrehzahlen dieser Radteilmenge),
- in Abhängigkeit von dem Grenz-Drehmoment der Radteilmenge, bei der das Rad durchdreht, oder
- in Abhängigkeit von einer Historie erfolgter Anpassungen der aktuellen Aufteilung (beispielsweise kann vorgesehen sein, dass die Aufteilung umso länger angepasst wird, je mehr Eingriffe in einem bestimmten Zeitraum der Vergangenheit vorgenommen wurden).
Auch diese Zeitdauer kann z.B. für einen bestimmten Fahrzeugtyp festgelegt werden, denkbar ist aber auch hier eine Anpassung oder Wahl je nach Situation, sodass flexibel und möglichst optimal reagiert werden kann. Letztlich kann damit erreicht werden, dass nicht sofort wieder ein Zustand durchdrehender Räder erreicht wird.
Es soll weiterhin angemerkt sein, dass auch in der hier beschriebenen Lösung das Drehmoment, das den Radteilmengen bzw. Achsen zum Umsetzen zugeteilt wird, bei Bedarf und Verfügbarkeit eines vorhanden ASR-Systems zusätzlich durch ein ASR-System begrenzt sein bzw. werden kann. In einer solchen Konstellation wäre die Begrenzung durch das ASR-System z.B. aktiv, bis das bzw. die Räder nicht mehr durchdrehen. Denkbar ist dann auch, dass im Rahmen der Begrenzung des Drehmoments durch das ASR-System die vorgeschlagene Anpassung der Aufteilung ausgesetzt wird und währenddessen z.B. eine andere Art der Umverteilung des Drehmoments auf die Radteilmengen bzw. Achsen erfolgt, um z.B. die Fahrsituation weiter zu stabilisieren. Nach einer bestimmten Zeit kann dann z.B. wieder zur vorgeschlagenen Lösung zurückgekehrt werden.
Durch die Funktion wird insgesamt der Vortrieb des Fahrzeugs verbessert und gleichzeitig die Notwendigkeit stabilisierender Eingriffe (z.B. durch das ASR) verringert. Da der Eingriff bedarfsgerecht auf die Situation durchdrehender Räder und in Höhe der notwendigen Begrenzung des Drehmoments reagiert, kann im Beispiel von Achshybriden ein energieoptimaler Eingriff dargestellt werden: Es wird das Moment nur in der Höhe umverteilt, in der es zur Überwindung der Situation durchdrehender Räder und Bereitstellung des Vortriebs notwendig ist.
Das Bestimmen des Grenz-Drehmoments kann auf verschiedene bevorzugte Weisen erfolgen. Beispielsweise kann (z.B. von einer ausführenden Recheneinheit) eine Information zur maximal über die jeweilige Radteilmenge übertragbaren Kraft erhalten bzw. empfangen werden. Diese Information kann z.B. einen
Wert der maximal über die jeweilige Radteilmenge übertragbaren Kraft umfassen oder auch einen Wert des Grenz-Drehmoments. Das Grenz-Drehmoment wird hier also extern bestimmt, z.B. von einer anderen Recheneinheit (z.B. in einem ASR-System). Ebenso können aber (z.B. von einer ausführenden Recheneinheit) Informationen zum Bestimmen einer effektiven Normalkraft auf die jeweilige Radteilmenge und/oder Informationen zu einem dynamischen Radradius und/oder Informationen zu einem Reibungskoeffizienten zwischen Rädern und Fahrbahn und/oder Informationen zum Bestimmen des Reibungskoeffizienten empfangen werden. Hierbei wird das Grenz-Drehmoment also aus den empfangenen Werten intern (in der ausführenden Recheneinheit) bestimmt. Die empfangenen bzw. eingelesenen Informationen können dann z.B. Sensordaten oder Signale anderer Recheneinheiten umfassen.
Das Durchdrehen des wenigstens eines Rads der einen der mehreren Radteilmengen wird bevorzugt bestimmt, wenn eine Raddrehzahl dieser einen Radteilmenge mehr als einen Schwellwert von einem zugehörigen Referenzwert abweicht, wobei der zugehörige Referenzwert vorzugsweise aus einer Raddrehzahl wenigstens einer der anderen Radteilmengen bestimmt wird. Bei einer Radteilmenge mit nur einem Rad entspricht die Raddrehzahl dann der Drehzahl des Rads, bei mehreren Rädern einer Radteilmenge hingegen bevorzugt einem Mittelwert, z.B. dem arithmetischen Mittelwert. Sobald eine signifikante Drehzahldifferenz zwischen Radteilmengen (z.B. zwischen Vorder- und Hinterachse) entsteht, kann erfahrungsgemäß bei antreibenden Fahrzuständen als gesichert angenommen werden, dass die schneller rotierenden Räder die Traktionsgrenze zwischen Reifen und Fahrbahn überschritten haben.
Ebenso kann aber das Durchdrehen des wenigstens eines Rads der einen der mehreren Radteilmengen bestimmt werden, wenn ein Schlupf des wenigstens eines Rads oder ein mittlerer Schlupf dieser einen Radteilmenge von einem zugehörigen Referenzwert abweicht, wobei der Schlupf bzw. der mittlere Schlupf vorzugsweise unter Verwendung einer Raddrehzahl des wenigstens einen Rads bzw. dieser einen Radteilmenge und einer unabhängig von dieser Raddrehzahl (z.B. über GPS) ermittelten Geschwindigkeit des Fahrzeugs bestimmt wird. Der
Schlupf ist eine dimensionslose Beschreibung der Raddrehzahl bezogen auf die Fahrzeuggeschwindigkeit.
Das Bestimmen des Grenz-Drehmoments umfasst bevorzugt das Erhalten einer Information, dass das wenigstens eine Rad durchdreht, oder das Erhalten von Informationen zu Raddrehzahlwerten und/oder von Informationen zu einer Geschwindigkeit des Fahrzeugs. Wie auch beim Grenz-Drehmoment kann das Durchdrehen des Rads extern oder intern (in z.B. einer ausführenden Recheneinheit) bestimmt werden.
Eine erfindungsgemäße Recheneinheit, z.B. ein Steuergerät eines Kraftfahrzeugs, ist, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet, ein erfindungsgemäßes Verfahren durchzuführen.
Auch die Implementierung eines erfindungsgemäßen Verfahrens in Form eines Computerprogramms oder Computerprogrammprodukts mit Programmcode zur Durchführung aller Verfahrensschritte ist vorteilhaft, da dies besonders geringe Kosten verursacht, insbesondere wenn ein ausführendes Steuergerät noch für weitere Aufgaben genutzt wird und daher ohnehin vorhanden ist. Geeignete Datenträger zur Bereitstellung des Computerprogramms sind insbesondere magnetische, optische und elektrische Speicher, wie z.B. Festplatten, Flash-Speicher, EEPROMs, DVDs u.a.m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze (Internet, Intranet usw.) ist möglich.
Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der beiliegenden Zeichnung.
Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung schematisch dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Figur 1 zeigt schematisch ein Fahrzeug, bei dem ein erfindungsgemäßes Verfahren durchführbar ist.
Figuren 2 und 3 zeigen schematisch einen Ablauf eines erfindungsgemäßen Verfahrens in einer bevorzugten Ausführungsform.
Figur 4 zeigt schematisch ein Diagramm zum Kraftschlussbeiwert zur Erläuterung der Erfindung.
Ausführungsform(en) der Erfindung
In Figur 1 ist schematisch ein Fahrzeug 100 dargestellt, bei dem ein erfindungsgemäßes Verfahren durchführbar ist. Das Fahrzeug 100 weist beispielhaft vier Räder 112, 114, 122, 124 auf, die zwei Achsen bzw. Fahrzeugachsen 110, 120 zugeordnet sind. Im Sinne der Erfindung bilden damit die Räder 112 und 114 eine Radteilmenge, ebenso die Räder 122 und 124. Die beiden Achsen 110, 120 bzw. die entsprechenden Radteilmengen 112, 114 und 122, 124 sind dabei unabhängig voneinander antreibbar. Es sei jedoch betont, dass die Erfindung auch bei mehr als zwei Achsen einsetzbar ist, d.h. drei oder mehr unabhängig voneinander antreibbare Achsen (z.B. bei Lastkraftwagen o.ä.).
Hierzu ist für die Achse 110 eine Brennkraftmaschine 130 als Antriebseinheit vorgesehen, die über einen Tank 136 mit Kraftstoff versorgt wird, und die über eine Kupplung 132 und ein Getriebe 134 an ein Differential 116 der Achse 110 angebunden ist. Für die Achse 120 ist eine elektrische Maschine 140 als Antriebseinheit vorgesehen, die über eine Batterie 144 und einen Inverter 142 mit elektrischer Energie versorgt bzw. angesteuert wird und an ein Differential 126 der Achse 120 angebunden ist. Zudem ist eine als Steuergerät ausgebildete Recheneinheit 150 vorgesehen, die beispielhaft dazu dient, die Brennkraftmaschine 130 und die elektrische Maschine 140 anzusteuern und damit insbesondere auch ein angefordertes Drehmoment entsprechend umzusetzen.
Das gezeigte Fahrzeug 100 weist damit beispielhaft eine sog. P4-Topologie auf. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass die zwei Antriebseinheiten die beiden
Achsen 110, 120 des Fahrzeugs mechanisch unabhängig voneinander antreiben können. Dies stellt eine typische Realisierung eines Hybridfahrzeugs dar, bei der z.B. eine elektrifizierte Hinterachse (Achse 120) und eine verbrennungsmotorisch angetriebene Vorderachse (Achse 110) vorgesehen sind.
Auf diese Variante geht die nachfolgende Beschreibung im Besonderen ein. Äquivalente Situationen sind mit anderen Antriebsarten sowie anderen Kombinatorik der Antriebsarten (z.B. Vorderachse elektrifiziert, Hinterachse verbrennungsmotorisch) denkbar, beispielsweise aber auch zwei elektrisch angetriebene Achsen oder auch ein radindividueller Antrieb. Analog kann das Verfahren auch auf eine von zwei abweichende Anzahl angetriebener Achsen angewandt werden.
In den Figuren 2 und 3 ist schematisch ein Ablauf eines erfindungsgemäßen Verfahrens in einer bevorzugten Ausführungsform dargestellt. Wie schon erwähnt, soll dies am Beispiel eines Hybridfahrzeugs in P4-Topologie erfolgen, und insbesondere auch ausgehend von dem Fall, dass die anfängliche Aufteilung des angeforderten Drehmoments so ist, dass der Vorderachse 100% zugewiesen sind.
Figur 2 zeigt eine beispielhafte Ausführungsform, bei der in einem Block 200 ein übersteigendes Drehmoment (also ein Anteil an Drehmoment, der über einen auf den Untergrund übertragbaren Wert hinausgeht) von der Vorderachse (Index VA) als erste Radteilmenge auf die Hinterachse (Index HA) als zweite Radteilmenge übertragen wird. Hierzu ist in Figur 2 gezeigt, wie ein angefordertes Drehmoment MA - dies kann z.B. von einem Fahrer oder einem Fahrerassistenzsystem gefordert werden - auf einen Wert zwischen einem oberen Grenz-Drehmoment Mc,max, A für die Vorderachse und einem unteren Grenz-Drehmoment Mc.min.vA für die Vorderachse begrenzt wird. Das obere Grenzdrehmoment entspricht einer maximal über die jeweilige Radteilmenge übertragbaren Antriebskraft, bei der kein Rad der jeweiligen Radteilmenge durchdreht. Das untere Grenz- Drehmoment kann beispielsweise vorgesehen sein, um ein Blockieren von Rädern zu vermeiden, ist für den Fall des Beschleunigens des Fahrzeugs (positives Antriebsmoment) aber nicht weiter relevant. Rein physikalisch bedeutet das untere Grenz-Drehmoment ein invertiertes oberes Grenz-Drehmoment. Der gleiche
Kraftschlussbeiwert wirkt sowohl beim Beschleunigen als auch beim Bremsen (neg. Moment, Rekuperation mit elektrischer Maschine). Auf diese Weise kann also ein Soll-Drehmoment MS0H,VA erhalten werden, das einem Anteil des angefordertes Drehmoments MA entspricht, das an der Vorderachse umgesetzt werden soll. Dieses wird weiterhin einer Subtraktion vom Wunschmoment MA zugeführt, um den auf die Hinterachse HA zu verteilenden Überschuss M'SOII.HA ZU berechnen.
Entsprechend ergibt sich dann das unbegrenzte Soll-Drehmoment M'SOII.HA für die Hinterachse, das - soweit möglich - dort umgesetzt werden soll. Dieses wird dann, wie auch für die Vorderachse, auf einen Wert zwischen einem oberen Grenz-Drehmoment Mc,max,HA sowie ggf. einem unteren Grenz-Drehmoment Mc.min.HA für die Hinterachse begrenzt. Damit wird dann ein Soll-Drehmoment Msoii.HA für den Antrieb der Hinterachse erhalten.
Die beiden Soll-Drehmomente können dann gemäß Schritt 210 umgesetzt werden, d.h. an die Antriebseinheiten als Sollwerte übermittelt werden.
Auf diese Weise folgt also eine Umverteilung jenes Anteils des Fahrerwunsches, der durch eine der Achsen nicht übertragen werden kann, und ggf. eine Begrenzung auf das maximal übertragbare Drehmoment. Der Anteil des Drehmoments, der an der Vorderachse aufgrund der Begrenzung nicht umgesetzt werden kann, wird der Hinterachse als Solldrehmoment vorgegeben und durch die Grenz- Drehmomente der Hinterachse begrenzt.
In einer weiteren Variante wäre denkbar, dass bereits eine gewisse Verteilung des Antriebsmoments auf die Achsen vorgegeben ist (z.B. aufgrund einer Hybrid- Betriebsstrategie). Ausgehend von dieser Verteilung erfolgt dann eine Begrenzung der Drehmomentsollwerte (beider Achsen) die zu einer Umverteilung des angeforderten Drehmoments an die jeweils andere Achse führt, in dem Umfang, in dem das Grenz-Drehmoment auf einer der Achsen überschritten und auf der anderen Achse noch nicht erreicht ist.
In Figur 3 ist nun dargestellt, wie diese beiden (oberen) Grenz-Drehmomente MG,max,vA für die Vorderachse und MG,max,HA für die Hinterachse bestimmt werden können. Wie schon erwähnt, entsprechen diese Grenz-Drehmomente denjenigen Antriebskräften, die an der betreffenden Achse maximal auf die Fahrbahn bzw. den Untergrund übertragen werden können.
Das vorgeschlagene Verfahren umfasst ein Bestimmen eines Zustands durchdrehender Räder, z.B. anhand der Differenz An der Mittelwerte aus den Raddrehzahlen (links/rechts) von Vorderachse nvA und Hinterachse HHA. Diese Mittelwerte können z.B. in einem Block 300 aus den einzelnen Raddrehzahlen - hier mit ni bezeichnet - bestimmt werden. Diese Differenz An wird nachfolgend auch als Achsdrehzahldifferenz bezeichnet.
Diese Detektion bzw. diese Bestimmung 300 aktiviert die Berechnung des derzeit maximal übertragbaren Drehmoments an der Achse mit dem/den durchdrehenden Rad/Rädern. Die Berechnung des maximal übertragbaren Drehmoments erfordert die Berechnung des maximal wirksamen Kraftschlussbeiwerts zwischen Rädern und Fahrbahn. Hierzu wird z.B. in einem (optionalen) Block 312 geprüft, ob eine aktuelle Geschwindigkeit unterhalb einer Schwelle VA liegt. Beispielsweise kann erwünscht sein, eine Umverteilung von Drehmoment nur in einem niedrigen Geschwindigkeitsbereich vorzunehmen, z.B. weil ein Durchdrehen von Rädern bei hohen Geschwindigkeiten normalerweise nicht zu erwarten ist.
Wird dies in Block 312 bejaht, kann nach einer ggf. kurzen Verzögerung 314 eine Berechnung 320 der Grenz-Drehmomente erfolgen. Diese Abfrage kann aber auch unterbleiben.
Nachfolgend soll die Berechnung 320 der Grenz-Drehmomente erläutert werden. Hierzu sei auch auf Figur 4 verwiesen, in der schematisch ein Diagramm zum Kraftschlussbeiwert p zur Erläuterung der Erfindung gezeigt ist. Darin ist der Zusammenhang zwischen dem Schlupf s des Reifens bzw. eines Rads und dem Kraftschlussbeiwert p, der bei der Kraftübertragung erreicht wird, gezeigt. Ein Schlupf von 0% beschreibt dabei ein rollendes, nicht angetriebenes Rad, während ein Schlupf von 100% ein durchdrehendes Rad bei stehendem Fahrzeug
beschreibt. Grundsätzlich liegt bei einem angetriebenen Rad immer ein Schlupf vor.
Der Verlauf i gilt dabei für trockenen Asphalt, der Verlauf V2 für nassen Asphalt und der Verlauf V3 für lockeren Untergrund wie Kies. Die Verläufe für festen Fahrbahnuntergrund (Vi, V2) weisen jeweils ein eindeutiges Maximum auf (bei etwas über 20% Schlupf) und zeigen mit zunehmendem Schlupf eine Verringerung des Kraftschlussbeiwertes. Im Rahmen des vorgeschlagenen Verfahrens soll also letztlich der Zustand des hier erwähnten Maximums „eingefangen“ werden, indem das Auftreten der Achsdrehzahldifferenz als Signal verwendet wird.
Sobald eine signifikante Drehzahldifferenz zwischen Vorder- und Hinterachse entsteht, gilt bei antreibenden Fahrzuständen als gesichert, dass die schneller rotierenden Räder die Traktionsgrenze zwischen Reifen und Fahrbahn überschritten haben. Darüber hinaus kann angenommen werden, dass der Reifen unmittelbar vor dem Überschreiten der Traktionsgrenze (also vor dem Durchdrehen) das maximale Antriebsdrehmoment in eine Antriebskraft umsetzt, die das Fahrzeug beschleunigt.
Das vorgeschlagene Verfahren zielt darauf ab, den Kraftschlussbeiwert p durch Umstellen des folgenden Zusammenhangs der maximal übertragbaren Antriebskraft Fmax durch Reibung zwischen Reifen bzw. Rädern und Fahrbahn zu bestimmen.
F^ = F ' Fz -
Dabei ist Fmax die maximal übertragbare Antriebskraft und Fz die wirkende Normalkraft zwischen Reifen bzw. Rad und Fahrbahn. Das Ziel ist, die Antriebskraft und die Normalkraft unmittelbar vor dem Auftreten der Achsdrehzahldifferenz an der Achse, deren Räder infolge des Antriebsdrehmoments durchdrehen, zu berechnen. Die Berechnung des Kraftschlussbeiwerts p ergibt sich dann folgendermaßen:
.. > max
F 1 z '
Die aktuelle Antriebskraft FAntr kann aus dem Antriebsdrehmoment / ntr am Rad über den Radius des Reifens - hier wird der dynamische Radradius rd
yn verwendet - berechnet werden. Das Antriebsdrehmoment / ntr wird typischerweise bereits innerhalb der Antriebssoftware modelliert bzw. rechnerisch bestimmt. Am Rad teilt sich das Antriebsdrehmoment / ntr auf in einen Anteil MRad, der in einer Antriebskraft resultiert, und einen weiteren Anteil M
rot, der zur rotatorischen Beschleunigung der Bauteile des Antriebsstrangs aufgewendet wird. Letzterer kann bei rechnerisch bestimmt werden, vgl. auch Block 340. Dafür ist es notwendig, die Winkelbeschleunigung dco/dt der Räder zu bestimmen und die Massenträgheitsmomente Jrot des Antriebsstrangs zu kennen. Der Anteil M
rot des Antriebsdrehmoments, der zur rotatorischen Beschleunigung der Bauteile des Antriebsstrangs aufgewendet wird, kann folgendermaßen berechnet werden. ebskraft FAntr ergibt sich dann folgendermaßen:
Die Normalkraft Fz ist aufgrund von Längsbeschleunigung des Fahrzeugs und der Steigung der Fahrbahn variabel, sie kann also in einen statischen Anteil z.stat (z.B. Gewichtsanteil, insbesondere statische Radlast aus Gewichtsverteilung und Steigung der Fahrbahn) und einen variablen (insbesondere beschleunigungsabhängigen) Anteil A z aufgeteilt werden, vgl. Block 330. Sie kann anhand von Fahrzeugparametern und Fahrzeugzustandsgrößen, hier allgemein mit P bezeichnet sowie der aktuellen Längsbeschleunigung a, in welche auch eine eventuelle Fahrbahnsteigung eingeht, berechnet werden.
Bei längsdynamischen Betrachtungen gibt es folgende Einflussgrößen:
Der Steigungswinkel der Fahrbahn beeinflusst den Kraftanteil der Gewichtskraft, der in Normalkraftrichtung der Räder wirkt.
Darüber hinaus ergibt sich durch den Steigungswinkel ein Kraftanteil der Gewichtskraft, der durch die Steigung in Fahrzeuglängsrichtung wirkt. Dadurch ändert sich die Gewichtskraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse.
Der dritte Einfluss resultiert aus einer Längsbeschleunigung (Brem- sen/Antreiben), der zu einer dynamischen Veränderung der Gewichtskraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse führt. Diese bewirkt, vereinfacht gesprochen, dass bei positiver Beschleunigung das Fahrzeug vorne leichter und hinten schwerer wird (also nach hinten nickt). Entsprechend ergibt sich dies umgekehrt bei negativer Beschleunigung, bei der das Fahrzeug nach vorne nickt. Ausgelöst wird dies durch einen Hebelarm zwischen Masseschwerpunkt und Fahrbahn (mit Höhe h). Dies bewirkt ein Moment, das das Fahrzeug entweder nach vorne oder hinten nicken lässt. Die Beschleunigung in Längsrichtung kann verursacht sein durch eine Steigung oder durch den Vortrieb mit einer der Antriebsmaschinen (entspricht der Ableitung der Fahrzeuggeschwindigkeit). Das ist auch ersichtlich aus der nachfolgenden Formel.
Die dynamische oder effektive Normalkraft FZ. A = Fz,stat + AFzfür die Vorderachse wird beispielhaft folgendermaßen berechnet:
Die notwendigen Messgrößen {m für Masse des Fahrzeugs, Z für Radstand, lh für Abstand Massenschwerpunkt des Fahrzeugs zu Hinterachse, h für Vertikalabstand Massenschwerpunkt des Fahrzeugs zu Fahrbahn und g für Gravitationskonstante) zur Berücksichtigung der Steigung a der Fahrbahn und Längsbeschleunigung «des Fahrzeugs werden z.B. durch das ESP-Steuergerät bereitgestellt. Entsprechendes gilt für die Hinterachse, FZ,HA.
Aufgrund des Umstands, dass der Zustand durchdrehender Räder zwar detek- tiert werden kann, aber gegenüber dem Zustand der maximal übertragenen Antriebskraft zeitlich verzögert ist, werden in der Funktion die Signale der Antriebskraft und der Normalkraft durch Totzeitglieder 350, 352, 354 verzögert. Durch die
Applikation der Zeitkonstanten wird es ermöglicht, den zeitlichen Abstand zwischen Auftreten der maximalen Antriebskraft und Detektion der Achsdrehzahldifferenz als Totzeit einzustellen. Die Totzeit hängt typischerweise von mehreren von mehreren Faktoren ab, z.B. der Zeitverzögerung zwischen Messung der Raddrehzahlen und Empfang im Steuergerät. Zusätzlich sind die Raddrehzahlen normalerweise auch etwas gefiltert, was eine zusätzliche Verzögerung bedeutet. Außerdem gibt es noch eine Verzögerung dadurch, dass der Zustand durchdrehender Räder erst dann sicher detektiert werden kann, wenn die Achsdrehzahldifferenz einen ausreichend hohen Schwellwert übersteigt (um Falschmeldungen zu vermeiden). Ein typischer Wertebereich wäre z.B. zwischen 0 und 500 ms.
Wie oben dargelegt, wird der Kraftschlussbeiwert p als Quotient aus der verzögerten Antriebskraft und der verzögerten Normalkraft berechnet. Die Grenz- Drehmomente für Vorder- und Hinterachse können dann im Anschluss aus dem berechneten Kraftschlussbeiwert p, der augenblicklich auftretenden Normalkraft und dem dynamischen Radius rdyn bestimmt werden. Hierbei wird angenommen, dass der anhand der durchdrehenden Räder bestimmte Kraftschlussbeiwert p für zumindest eine kurze Zeit auch an den nicht durchdrehenden Rädern und auch bei veränderten Achsnormalkräften wirkt. Diese Annahme kann bei regulären Fahrten und Fahrzeug- wie Fahrbahnbedingungen auf jeden Fall getroffen werden. Durch Multiplikation mit der Achsnormalkraft und dem dynamischen Radius des Reifens ergibt sich aus dem berechneten Kraftschlussbeiwert ein Grenz- Drehmoment für beide Achsen, insbesondere auch für die nicht durchdrehende.
Statt der Achsdrehzahldifferenz könnte der Schlupf als Eingangsgröße für die Funktionsauslösung verwendet werden, wie eingangs schon erwähnt. Der Schlupf ist eine dimensionslose Beschreibung der Raddrehzahl bezogen auf die Fahrzeuggeschwindigkeit. Dadurch könnte eine geschwindigkeitsunabhängige Schlupfschwelle verwendet werden, um das Durchdrehen der Räder zu detektie- ren.
Die Verwendung des Schlupfs als Eingangsgröße setzt in der Regel voraus, dass ein plausibles Geschwindigkeitssignal vorliegt, welches aus einer anderen Quelle als den Raddrehzahlen berechnet wird. Besteht diese Möglichkeit nicht, kann die
Schwelle der Achsdrehzahldifferenz zur Detektion von durchdrehenden Rädern mit einer Geschwindigkeitsabhängigkeit implementiert werden.