Verfahren zur Steuerung eines Bremssystems eines Kraftfahrzeugs
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung eines Bremssystems eines Kraftfahrzeugs gemäß dem Oberbegriff des unabhängigen Patentanspruchs.
Es ist bekannt, eine gewünschte Verzögerung eines Kraftfahrzeugs mittels fahrdynamischem Bremsregeleingriff (ESP/ABS) im Rad-Schlupfbereich umzusetzen. Hierzu dient ein mechanisches Bremsregelsystem (BRS). Das Bremsmoment wird durch Bremsdruck auf den Bremsbelag und entstehende Reibung an der Bremsscheibe erzeugt.
Im Verzögerungsvorgang erfolgen die Detektion und das Einregeln von optimalem Radschlupf, indem der Bremsdruck angepasst und Reibmoment an den Bremsscheiben erzeugt wird. Ein überbremstes Rad wird durch die bestehende Fahrzeuggeschwindigkeit wieder angetrieben.
Während des Fährbetriebs wertet das ESP die Raddrehzahlen aus und berechnet eine Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit über Grund. Aufgrund von bestehenden Netzwerk- Architekturen ergeben sich unterschiedliche Signallaufzeiten zwischen den betroffenen Steuergeräten (ESP, CPC - zentrale Steuerung des Antriebsstrangs, INV - Inverter bei Elektromaschinen) im Regelkreis. Bei einer geforderten Fahrzeug-Verzögerung wird der fahrdynamische ABS-Regeleingriff vom ESP-Steuergerät durchgeführt. Verringert ein abgebremstes Rad seine Geschwindigkeit zur relativen Fahrzeuggeschwindigkeit, so ergibt sich ein erhöhter Schlupfeinlauf, wodurch die Kraftübertragung an der Achse stetig abnimmt bis es blockiert. Das ESP verringert einseitig das Bremsmoment sowohl durch Verringerung des Bremsdrucks im Bremsregelkreis, als auch Restriktion der Rekuperation (zuläsiges geringfügiges Schleppmoment (MSR - Motor-Schleppmoment-Regelung)). Das maximal absetzbare Rekuperations-Moment der Elektro-Maschine (INV) wird durch das minimal absetzbare Rad-Drehmoment limitiert („Momenten-Waage“). Dadurch wird das blockierte und jetzt ungebremste Rad wieder angeschoben, um erneut im optimalen Kräfteverhältnis abgebremst und weiter im Schlupf betrieben zu werden. Das
mechanische Bremsmoment wird stufenweise durch unterschiedliche Bremsdruck- Gradienten realisiert. Das gegenseitige nicht blockierte aber weiterhin gebremste Rad ist zwangsweise über das Getriebe/Differential und Motor verbunden. Um die eingestellte Verzögerung und Fahrstabilität zu ermöglichen werden die Bremskreisläufe aufeinander angepasst und über das mechanische Bremsmoment eingeregelt. Die Elektro-Maschinen stellen hierbei lediglich ein sehr geringes Motorschleppmoment über die Motor-Schlepp- Regelung (MSR) bereit.
Die nachveröffentlichte DE 102019004 390 offenbart ein Verfahren zur Steuerung eines Bremssystems eines Kraftfahrzeugs mit mindestens zwei Achsen, welches ein elektronisches Bremssystem und ein Anti-Blockier-Systems umfasst. Hierbei können die Räder an der Vorderachse über eine Betriebsbremse des elektronischen Bremssystems gebremst werden und die Räder an der Hinterachse über eine Betriebsbremse des elektronischen Bremssystems und/oder eine elektrische Rekuperationsbremse gebremst werden. Es ist vorgesehen, dass beim Überschreiten eines oberen Grenzwertes des Bremsmomentes der elektrischen Rekuperationsbremse an der Hinterachse ein zusätzliches Bremsmoment durch die Betriebsbremse an der Vorderachse aufgebaut wird. Der obere Grenzwert des Bremsmomentes der elektrischen Rekuperationsbremse an der Hinterachse kann durch ein maximales Schlupfmoment des Kraftfahrzeugs in der aktuellen Fahrsituation kurz vorm Eingriff des Anti-Blockier-Systems oder durch ein maximal darstellbares Bremsmoment der elektrischen Rekuperationsbremse oder durch die Differenz zwischen den Bremsmomenten an der Hinterachse und der Vorderachse bestimmt werden. Weiterhin kann im Verfahren vorgesehen sein, dass ein weiteres zusätzliches Bremsmoment durch die Betriebsbremse an der Hinterachse aufgebaut wird und eventuell dabei auch das Bremsmoment der elektrischen Rekuperationsbremse entsprechend reduziert wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein verbessertes Verfahren zur Steuerung eines Bremssystems eines Kraftfahrzeugs anzugeben.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Steuerung eines Bremssystems eines Kraftfahrzeugs gemäß Anspruch 1.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Als Elektromaschinen sollen in der vorliegenden Patentanmeldung sowohl Einzelrad- Elektroantriebe als auch solche Elektroantriebe, die über ein Differential miteinander
verbunden sind, verstanden werden. Bei Einzelrad-Elektroantrieben entfallen die gegenseitigen Abhängigkeiten, wodurch die Dynamik und absetzbare Kraftübertragung steigt.
Unter dem Begriff Schlupfeinlauf soll verstanden werden, dass eine Radgeschwindigkeit eines betrachteten Rades sich von der Fahrzeuggeschwindigkeit entfernt, so dass es zu einem Schlupf kommt.
Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zur Steuerung eines Bremssystems eines Kraftfahrzeugs, umfassend mehrere Räder, mindestens eine Elektro-Maschine als Antrieb, eine Betriebsbremse und eine Fahrdynamikregelung, wobei die Räder mittels eines von der Betriebsbremse aufgebrachten Verzögerungsmoments (MB) und zumindest teilweise durch ein von der Elektro-Maschine aufgebrachtes Verzögerungsmoment (ME) abbremsbar sind, wird Schlupf, der infolge von Bremsen und/oder von Eingriffen der Fahrdynamikregelung auftritt, zumindest primär oder ausschließlich durch Anpassung des von der Elektro-Maschine aufgebrachten Verzögerungsmoments geregelt, da diese bessere und kürzere Regelzeiten aufweist als die Betriebsbremse.
Hierdurch kann der Wiedereingriff der Räder unterstützt werden und es können Schwingungen im Antriebstrang durch die langsamere Regelung der konventionellen Komponenten reduziert werden.
In einer Ausführungsform wird bedarfsweise zur Schlupfregelung oder zum Andrehen eines blockierten Rades mittels der Elektro-Maschine ein Antriebsmoment aufgebracht.
In einer Ausführungsform wird zumindest eine Achse des Kraftfahrzeugs über ein Differenzial von der Elektro-Maschine angetrieben, wobei die Elektro-Maschine bei einem Verzögerungswunsch einen erhöhten Radschlupfeinlauf mittels ausgewerteter Raddrehzahlen in Bezug auf eine limitierende minimale Wellendrehzahl, die durch ein Steuergerät der Fahrdynamikregelung vorgegeben wird, erfasst und regelt, wobei die Raddrehzahl und das Rad-Drehmoment durch die Elektro-Maschine erfasst und das Rad- Drehmoment geregelt wird, derart, dass das abgebremste Rad in einem durch ein Steuergerät der Fahrdynamikregelung vorgegebenen Schlupfbereich betrieben wird.
In einer Ausführungsform erfolgt die Erkennung und Regelung des Radschlupfes . präventiv durch das Verzögerungsmoment der Elektro-Maschine und die Raddrehzahl,
derart, dass ein Blockieren des Rades und eine Erhöhung des Radschlupfes erkannt und der Radschlupf geregelt wird, bevor es zum Stehen des abgebremsten Rades kommt.
In einer Ausführungsform indiziert die Elektro-Maschine dem Steuergerät der Fahrdynamikregelung ein maximal über die Achse absetzbares Schlepp-Moment, und das Steuergerät der Fahrdynamikregelung wirkt bei gleichbleibender Verzögerung des Fahrzeugs oder gleichbleibendem Verzögerungswunsch einer Verringerung des elektrischen Verzögerungsmomentes durch Erhöhung des Verzögerungsmomentes der Betriebsbremse entgegen.
In einer Ausführungsform erfolgt die Erkennung des Radschlupfes durch die zulässige minimale Wellendrehzahl und somit erhöhten Rad-Schlupfeinlauf durch die Elektro- Maschine und/oder durch Aufprägen eines beidseitigen mechanischen Verzögerungsmomentes.
In einer Ausführungsform wird jedes Rad des Kraftfahrzeugs mittels einer jeweiligen Elektro-Maschine angetrieben, wobei die Elektro-Maschine bei einem Verzögerungswunsch einen erhöhten Radschlupfeinlauf mittels ausgewerteter Raddrehzahlen in Bezug auf eine limitierende minimale Wellendrehzahl, die durch ein Steuergerät der Fahrdynamikregelung vorgegeben wird, erfasst und regelt, wobei die Raddrehzahl durch die Elektro-Maschine erfasst und das Rad-Drehmoment durch die Elektro-Maschine geregelt wird, derart, dass das abgebremste Rad in einem durch ein Steuergerät der Fahrdynamikregelung vorgegebenen Schlupfbereich betrieben wird.
In einer Ausführungsform indiziert die Elektro-Maschine dem Steuergerät der Fahrdynamikregelung ein maximal absetzbares Schlepp-Moment, und das Steuergerät der Fahrdynamikregelung wirkt bei gleichbleibender Verzögerung des Fahrzeugs oder gleichbleibendem Verzögerungswunsch einer Verringerung des elektrischen Verzögerungsmomentes durch Erhöhung des Verzögerungsmomentes der Betriebsbremse entgegen.
In einer Ausführungsform erfolgt die Erkennung des Radschlupfes durch die zulässige minimale Wellendrehzahl und somit erhöhten Rad-Schlupfeinlauf durch die Elektro- Maschine und/oder durch Aufprägen eines radindividuellen mechanischen Verzögerungsmomentes.
Gemäß einem Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Kraftfahrzeug bereitgestellt, umfassend mehrere Räder, mindestens eine Elektro-Maschine als Antrieb, eine
Betriebsbremse und eine Fahrdynamikregelung, wobei die Räder mittels eines von der Betriebsbremse aufgebrachten Verzögerungsmoments und zumindest teilweise durch ein von der Elektro-Maschine aufgebrachtes Verzögerungsmoment abbremsbar sind. Erfindungsgemäß ist das Kraftfahrzeug zur Durchführung des oben beschriebenen Verfahrens konfiguriert.
Mittels der Elektro-Maschine ist eine höhere Regeldynamik möglich als bei herkömmlichen Lösungen.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Dabei zeigt:
Fig. 1 ein schematisches Diagramm zur Darstellung eines Verzögerungswunsches und von Verzögerungsmomenten einer Betriebsbremse und einer Elektro- Maschine.
Die vorliegende Erfindung schlägt vor, für die Regelung des Schlupfes beim Bremsen (ABS) und/oder bei Eingriffen einer Fahrdynamikregelung ESC bzw. ESP in einem Fahrzeug, das eine Elektro-Maschine als Antrieb umfasst, primär die Elektro-Maschine zu nutzen, da diese bessere und kürzere Regelzeiten aufweist als die hydraulische Bremse.
Hierdurch kann der Wiedereingriff der Räder unterstützt werden und es können Schwingungen im Antriebstrang durch die langsamere Regelung der konventionellen Komponenten reduziert werden.
Gemäß der vorliegenden Erfindung werden die Bremsmomente der (hydraulischen) Betriebsbremse (ABS) und/oder einer ESP-Regelung mit den Momenten der Elektro- Maschine derart überlagert, dass eine optimierte Bremskraft unter Vermeidung eines Räderschlupfes erreicht wird. Hierbei kann die Elektro-Maschine nicht nur ein Bremsmoment sondern auch ein Antriebsmoment an die Räder anlegen, um Schlupf, Rutschen oder Blockieren der Räder zu vermeiden.
Die sehr schnelle Regelung/Steuerung der Elektro-Maschine ist hierbei von Vorteil, da so bereits bei kleinen Änderungen ein entsprechendes Gegenmoment durch die Elektro- Maschine eingestellt werden kann und somit die passenden Maßnahmen gegen Schlupf,
Rutschen oder Blockieren der Räder ergriffen werden können. Dies ist mit den langen Regelzeiten der Betriebsbremse und/oder mit konventionellen (hydraulischen) Brems- und Regelsystemen (ABS, ESP, usw.) nicht möglich.
Auf diese Weise können auch Schwingungen im Antriebstrang unterbunden werden, welche ansonsten durch die verzögerten Regelzeiten der konventionellen Brems- und Regelsysteme entstehen könnten, wenn es zu wiederholten Eingriffen kommt.
In einer Ausführungsform können die Momente der Elektro-Maschine direkt auf die einzelnen Räder verteilt werden, so dass eine solche Regelung radspezifisch ermöglicht wird. Dies ist insbesondere dann möglich, wenn jedem Rad entweder eine Elektro- Maschine direkt zugeordnet ist oder zumindest jede Achse eine Art Torque Vectoring aufweist.
Das Prinzip der vorliegenden Erfindung funktioniert jedoch auch bei achsweiser Anordnung der Elektro-Maschine. Bei einem elektrischen Vier-Rad-Antrieb oder jeweils einer Elektro-Maschine je Achse ist dies auch an beiden oder allen Achsen und damit an allen Rädern möglich.
Figur 1 zeigt ein schematisches Diagramm zur Darstellung eines Verzögerungswunsches W, eines Verzögerungsmoments MB einer insbesondere hydraulischen Betriebsbremse des Fahrzeugs und eines Verzögerungsmoments ME einer Elektro-Maschine über der Zeit t.
Für den Fall, dass eine Elektro-Maschine über ein Differenzial eine Achse eines Fahrzeugs antreibt, gilt Folgendes:
Bei einer Verzögerung des Fahrzeugs oder einem Verzögerungswunsch W erfasst und regelt die achsangetriebene Elektro-Maschine den erhöhten Radschlupfeinlauf mittels ausgewerteter Raddrehzahlen in Bezug auf eine limitierende minimale Wellendrehzahl, die durch ein ESP-Steuergerät vorgegeben wird.
Durch direkte Drehzahlerfassung und unmittelbare Drehmoment-Erfassung und Drehmoment-Regelung der Elektro-Maschine kann das abgebremste Rad eigenständig im optimalen Schlupfbereich betrieben werden (insbesondere ohne zu blockieren) der durch das ESP-Steuergerät vorgegeben ist. Präventiv erfolgt die Erkennung und Regelung des Radschlupfes durch das Verzögerungsmoment ME der Elektro-Maschine
und die Raddrehzahl, so dass ein Blockieren des Rades und eine Erhöhung des Radschlupfes erkannt und geregelt werden bevor es zum Stehen des Rades kommt.
Die Elektro-Maschine indiziert dem ESP-Steuergerät ein maximal über die Achse absetzbares Schlepp-Moment (Wellenmoment), um bei gleichbleibender Verzögerung des Fahrzeugs (Fahrer-Bremsvorgabe) der Verringerung des elektrischen Verzögerungsmomentes ME durch Erhöhung des Verzögerungsmomentes MB der mechanischen Betriebsbremse entgegenzuwirken.
Vor dem Aufprägen des radindividuellen mechanischen Verzögerungsmomentes MB erfolgt mittels der Elektro-Maschine eine Erkennung des Radschlupfes. Dies kann sowohl durch die zulässige minimale Wellendrehzahl und somit erhöhten Rad-Schlupfeinlauf durch die Elektro-Maschine als auch durch Aufprägen eines beidseitigen mechanischen Verzögerungsmomentes MB (Schlepp-Moment überlagert) erfolgen.
Generell kann die Erkennung des Radschlupfes auch aus dem Vergleich oder Verhältnisses einer Rad-Ist-Drehzahl zu einer Rad-Soll-Drehzahl erfolgen, wobei hier die Rad-Ist-Drehzahl aus der Wellendrehzahl, insbesondere einer Seiten-Antriebswelle, bestimmt werden kann und die Rad-Soll-Drehzahl aus einer Vorgabe des ESP- Steuergerätes abgeleitet werden kann, welches die Drehzahl, die dieses Rad haben sollte, aus den Vorgaben von einer Ist-Geschwindigkeit des Fahrzeugs und Gierraten bzw. Lenkwinkel bestimmen kann.
Durch die Elektro-Maschine kann der Radschlupfeinlauf sensitiver geregelt werden, um Reibkräfte dynamischer auf den Untergrund zu übertragen. Im Vergleich zur herkömmlichen ESP-Regelung erfolgt eine effektivere Ausnutzung der Verzögerungszeit, wobei der Bremsweg verkürzt wird, indem sowohl ein elektrisches Verzögerungsmoment ME als auch ein überlagertes mechanisches Verzögerungsmoment MB gestellt wird.
Als Rückfallebene (funktionale Sicherheit) dient die klassische mechanische ABS- Regelung durch das ESP Steuergerät.
Für den Fall eines Einzelradantriebs durch eine jeweilige Elektro-Maschine ohne Differenzial gilt Folgendes:
Bei einer Verzögerung des Fahrzeugs oder einem Verzögerungswunsch W erfasst und regelt die einzelradangetriebene Elektro-Maschine den erhöhten Radschlupfeinlauf mittels
ausgewerteter Raddrehzahlen in Bezug auf eine limitierende minimale Raddrehzahl, die durch das ESP-Steuergerät vorgegeben wird.
Durch eine direkte Drehzahlerfassung der Elektro-Maschine kann das abgebremste Rad eigenständig im optimalen Schlupfbereich betrieben werden, der durch das ESP- Steuergerät vorgegeben ist. Ein zum Blockieren neigendes Rad wird frühzeitig erfasst und das radindividuelle Schlepp-Moment kann dynamisch angepasst werden.
Die Elektro-Maschine indiziert dem ESP-Steuergerät ein maximal absetzbares Schlepp- Moment (Ist-Rad-Bremsmoment), um bei gleichbleibender Verzögerung des Fahrzeugs (Verzögerungswunsch W) der Verringerung des elektrischen Verzögerungsmomentes ME durch Erhöhung des Verzögerungsmomentes MB der mechanischen Betriebsbremse entgegenzuwirken.
Vor dem Aufprägen des radindividuellen mechanischen Verzögerungsmomentes MB erfolgt eine Erkennung des Radschlupfes. Dies kann sowohl durch die zulässige minimale Raddrehzahl und somit erhöhten Rad-Schlupfeinlauf durch die Elektro-Maschine als auch durch Aufprägen eines radindividuellen mechanischen Verzögerungsmomentes MB (Schlepp-Moment überlagert) erfolgen.
Generell kann die Erkennung des Radschlupfes aus dem Vergleich oder Verhältnisses einer Rad-Ist-Drehzahl zu einer Rad-Soll-Drehzahl erfolgen, wobei hier die Rad-Ist- Drehzahl aus der Drehzahl der Elektro-Maschine bestimmt werden kann und die Rad- Soll-Drehzahl aus einer Vorgabe des ESP-Steuergerätes abgeleitet werden kann, welches die Drehzahl, die dieses Rad haben sollte, aus den Vorgaben von einer Ist- Geschwindigkeit des Fahrzeugs und Gierraten bzw. Lenkwinkel bestimmen kann.
Ein Drehmoment über einer Hochachse (Gier-Moment) des Fahrzeugs wird durch das ESP-Steuergerät erfasst und unter Berücksichtigung von Fahrdynamik-Vorgaben geregelt. Hierunter ist auch zu verstehen, dass ein blockiertes Rad über ein vorgegebenes Drehmoment mittels der Elektro-Maschine wieder angedreht werden kann, um aktiv beschleunigt zu werden.
Durch die Elektro-Maschine kann der Radschlupfeinlauf sensitiver geregelt werden, um Reibkräfte dynamischer auf den Untergrund zu übertragen. Im Vergleich zur herkömmlichen ESP-Regelung erfolgt eine effektivere Ausnutzung der Verzögerungszeit, wobei der Bremsweg verkürzt wird, indem sowohl ein elektrisches
Verzögerungsmomentes ME als auch ein überlagertes mechanisches Verzögerungsmoment MB bereitgestellt wird.
Als Rückfallebene (funktionale Sicherheit) dient die klassische mechanische ABS- Regelung durch das ESP Steuergerät.
Zur Verminderung von Schwingungen im Antriebsstrang kann bei der Verzögerung des Fahrzeugs der beschriebene sensitive und dynamische Bremsregel-Eingriff durch die mindestens eine Elektro-Maschine außerhalb der Eigenfrequenzen des Antriebstranges (Seitenwellen, Elektro-Maschine, Motorlager, etc.) erfolgen.
Durch den elektrischen Anteil des Verzögerungsmomentes ME während des Verzögerungsvorgangs können elektrische Reibungsverluste und Verschleiß am Bremsregelsystem (Bremsbelag, Bremsscheibe, Bremssattel) verringert werden.
Die Auslegung der thermischen Anforderungen kann optimiert werden, indem Material und somit Gewicht eingespart wird.
Durch die erfindungsgemäße Lösung kann eine Verkürzung des Bremswegs durch die schnell regelbaren Verzögerungsmomente ME, das heißt Rekuperations-Momente, der Elektro-Maschine erreicht werden, indem das Verzögerungsmoment ME geregelt wird, bevor die Räder stehen (bei ABS-Bremsung müssen die blockierten Räder wieder angeschoben/beschleunigt werden). Erfindungsgemäß erfolgt die Detektion des Radschlupfes und das Einregeln des optimalen Radschlupfes im Verzögerungsvorgang. Dynamische Momenten-Anpassungen zur radindividuellen Verzögerung und Beschleunigung sind möglich.
Ein zum Blockieren neigendes Rad kann dadurch frühzeitig erfasst werden und das radindividuelle Schlepp-Moment kann dynamisch innerhalb der vorgegebenen ESP Momenten-Grenzen angepasst werden, ohne dass das Rad zum Stillstand kommen muss.
Darüber hinaus meldet die Elektro-Maschine dem ESP-Steuergerät ständig ein aktuell an der E-Maschine absetzbares Schleppmoment (Ist-Rad-Bremsmoment), was dann in der Bestimmung der Bremsung und im Rahmen der Gesamtverzögerung berücksichtig werden kann.
Auch kann sich das verzögernde Bremsmoment des Kraftfahrzeugs oder genauer an den einzelnen Rädern des Kraftfahrzeugs aus einem elektrischem Verzögerungsmoment und gegebenenfalls einem ergänzendem Verzögerungsmoment der mechanischen Betriebsbremse zusammen setzen, um das Fahrzeugs zu verzögern wenn der Verzögerungswunsch oder die Verzögerungsvorgabe das maximal über die Achse beziehungsweise das Rad absetzbares Schlepp-Moment durch die Elektro-Maschine übersteigt. Damit kann auch ausgehend von einem Sockelbeitrag des Verzögerungsmoment der mechanischen Betriebsbremse weit unterhalb eines zu erwartenden Schlupfmomentes des Rades zu einem Gesamtverzögerungsmoment, eine dynamische Regelung durch die Elektro-Maschine effizienter und sensitiver erfolgen, da das restliche elektrischem Verzögerungsmoment zum Gesamtverzögerungsmoment ebenfalls die Vorteile der vorliegenden Erfindung aufweist.
Damit kann die Erfindung auch eine Anwendung finden, wenn das vorgegebene Verzögerungsmoment das maximale Verzögerungsmoment, das durch die Elektro- Maschine aufgebracht werden kann, also das maximale elektrische Verzögerungsmoment überschreitet. Hierbei wird dann durch die mechanische Betriebsbremse nur ein Teil des vorgegebene Verzögerungsmomentes aufgebracht, welches weit genug von einem zu erwartendem Schlupfmoment des Rades entfernt ist und auch klein genug um das restliche elektrische Verzögerungsmoment nicht unnötig zu reduzieren, so dass weiterhin eine effiziente Rekuperationsbremsung und Schlupferkennung anhand der vorliegenden Erfindung möglich ist. Die Verteilung der Anteile der Verzögerungsmomente kann dabei von verschiedenen Parametern abhängen, wie zum Beispiel einem Gesamtverzögerungsmoment und/oder einem Fahrmodus des Kraftfahrzeugs und/oder einem vorgegebenen Verzögerungsmoment und/oder einem maximalen elektrischen Verzögerungsmoment und/oder einem Ladezustand der Batterie und/oder einer Temperatur der Batterie und/oder Umgebungsbedingungen und/oder einem Schlupfmoment des Rades.
Zur Verminderung von Antriebsstrang-Schwingungen ist eine dynamische Momenten- Anpassung außerhalb der immanenten Eigenfrequenzen möglich.
Durch die erfindungsgemäße Lösung kann eine Verminderung/Vermeidung des klassischen ESP/ABS-Regeleingriffs erreicht werden. Außerdem werden energetische Reibungsverluste und Verschleiß am Bremsregelsystem (BRS) verringert und die Masse der Bremskomponenten und somit des Kraftfahrzeugs kann verringert werden.
Bezugszeichenliste t Zeit
W Verzögerungswunsch MB Verzögerungsmoment ME Verzögerungsmoment