Beschreibung
Verfahren zum Testen einer Überdrehzahlschutzeinrichtung einer Einwellenanlage
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Prüfen einer Überdrehzahlschutzeinrichtung einer Einwellenanlage. Bei einer Einwellenanlage zur Erzeugung von elektrischer
Energie sind eine Gasturbine, eine Dampfturbine und ein Generator auf einem gemeinsamen Strang angeordnet. Im Normalbetrieb der Einwellenanlage wird die elektrische Energie in ein elektrisches Netz eingespeist und der Strang rotiert mit einer Drehzahl, die der Nenndrehzahl der Einwellenanlage entspricht, wie beispielsweise 50 Hz oder 60 Hz. Bei einem Störfall, insbesondere bei einem Abfall der an dem Generator angeschlossenen elektrischen Last, kann die Drehzahl auf Werte oberhalb der Nenndrehzahl ansteigen. Wenn die Drehzahl eine kritische Drehzahl erreicht, ist eine Synchronität des von dem Generator erzeugten Stroms mit dem Netz nicht mehr gegeben und/oder die Einwellenanlage wird mechanisch und thermisch übermäßig belastet, was in einer Verkürzung der Lebensdauer der Einwellenanlage resultiert.
Bei Erreichen einer Grenzwertdrehzahl greift eine Überdrehzahlschutzeinrichtung, die ein weiteres Ansteigen der Drehzahl des Strangs unterbindet, wobei die Grenzwertdrehzahl herkömmlich derart gewählt wird, dass sie zwischen der Nenn- drehzahl und der kritischen Drehzahl liegt. Herkömmlich wird die Überdrehzahlschutzeinrichtung überprüft, indem die Einwellenanlage in einem Testbetrieb betrieben wird, bei dem die Grenzwertdrehzahl gegenüber der Grenzwertdrehzahl im Normal - betrieb abgesenkt wird, um dadurch während des Testbetriebs eine übermäßige Belastung der Einwellenanlage zu vermeiden.
Wünschenswert wäre es jedoch im Testbetrieb die gleiche
Grenzwertdrehzahl wie im Normalbetrieb zu verwenden. Ein sol-
eher Test ist zudem in einigen Ländern, wie beispielsweise in Südkorea, zwingend vorgeschrieben.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Prüfen einer Überdrehzahlschutzeinrichtung einer Einwellenanlage zu schaffen, wobei das Verfahren nicht zu einer übermäßigen Belastung der Einwellenanlage führt.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Prüfen einer Überdrehzahl - Schutzeinrichtung einer eine Gasturbine, einen Generator und eine Dampfturbine aufweisenden Einwellenanlage weist die Schritte auf: a) Betreiben der Einwellenanlage bei deren Nenndrehzahl und wobei an dem Generator keine elektrische Last angeschlossen ist; b) Erhöhen des Massenstroms des in die Dampfturbine eingeleiteten Dampfs und/oder des in Gasturbine eingeleiteten Brennstoffs derart, dass die Drehzahl der Dampfturbine eine Dampfturbinengrenzwertdrehzahl erreicht, wobei die Überdrehzahlschutzeinrichtung derart eingerichtet ist, dass ein erster Überdrehzahlschutz ausgelöst wird, so- bald die Drehzahl der Dampfturbine die Dampfturbinengrenz - wertdrehzahl erreicht; c) Prüfen, ob der erste Überdrehzahl - schütz ausgelöst wird.
Indem die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl durch Erhöhen des Massenstroms des Brennstoffs und/oder des Dampfs erreicht wird und nicht etwa durch ein Abwerfen einer an den Generator angeschlossenen elektrischen Last, kann die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl vorteilhaft langsam angefahren werden und eine kritische Drehzahl der Einwellenanlage vorteilhaft ver- mieden werden. Dadurch kann eine übermäßige mechanische und thermische Belastung der Einwellenanlage während des Prüfens der Überdrehzahlschutzeinrichtung vermieden werden, wodurch die Lebensdauer der Einwellenanlage lang ist. Die übermäßige Belastung kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren selbst dann vermieden werden, wenn für die Gasturbinengrenzwertdreh- zahl und die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl die gleichen Grenzwertdrehzahlen wie im Normalbetrieb der Einwellenanlage eingesetzt werden.
Bevorzugt ist die Dampfturbine mittels einer Kupplung an die Einwellenanlage gekuppelt, wobei die Kupplung einkuppelt, sobald die Dampfturbine die Gasturbine überholt, und auskup- pelt, wenn die Drehzahl der Dampfturbine niedriger als die der Gasturbine ist, wobei Schritt b) derart durchgeführt wird, dass die Dampfturbine schneller als die Gasturbine beschleunigt wird, wodurch die Kupplung eingekuppelt bleibt. Dadurch, dass die Kupplung eingekuppelt bleibt rotieren die Gasturbine und die Dampfturbine mit der gleichen Drehzahl, während die Dampfturbine auf ihren Dampfturbinengrenzwert beschleunigt, wodurch es somit vorteilhaft sichergestellt ist, dass dabei die Drehzahl der Gasturbine eine kritische Drehzahl nicht erreicht .
Das Verfahren wird bevorzugt mit dem Schritt durchgeführt: d) Unterbrechen des Massenstroms des in die Dampfturbine eingeleiteten Dampfs für den Fall, dass der erste Überdrehzahl - schütz ausgelöst wird. Das Unterbrechen des Massenstroms des Dampfs wird dazu führen, dass die Kupplung auskuppelt und die Dampfturbine somit unabhängig von der Gasturbine und dem Generator rotiert.
Es ist bevorzugt, das Verfahren mit den Schritten durchzufüh- ren: e) Erhöhen des Massenstroms des Brennstoffs derart, dass eine Gasturbinengrenzwertdrehzahl erreicht wird, die höher als der Dampfturbinengrenzwertdrehzahl ist, wobei die Überdrehzahlschutzeinrichtung derart eingerichtet ist, dass ein zweiter Überdrehzahlschutz ausgelöst wird, sobald die Dreh- zahl der Gasturbine die Gasturbinengrenzwertdrehzahl erreicht; f) Prüfen, ob der zweite Überdrehzahlschutz ausgelöst wird. Indem die Gasturbinengrenzwertdrehzahl höher als die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl ist, kann somit das Prüfen des zweiten Überdrehzahlschutzes nach erfolgter Prüfung des ers- ten Überdrehzahlschutzes und unabhängig von dieser Prüfung durchgeführt werden.
Im Folgenden wird anhand der beigefügten schematischen Zeichnungen das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutert. Es zeigen : Figur 1 eine schematische Ansicht einer Einwellenanlage,
Figur 2 einen zeitlichen Drehzahlverlauf der Einwellenanlage und Figur 3 einen zeitlichen Leistungsverlauf der Einwellenanlage .
Wie es aus Figur 1 ersichtlich ist, weist eine Einwellenanlage 1 eine Gasturbine 2, eine Dampfturbine 3 und einen elektrischen Generator 4 auf. Die Gasturbine 2 und die Dampfturbine 4 dienen zur Erzeugung von Rotationsenergie, wobei die Rotationsenergie in dem Generator 4 in elektrische Energie umgewandelt wird. Der Generator 4 ist zwischen der Gasturbine 2 und der Dampfturbine 3 angeordnet . Die Gasturbine 2 weist eine Gasturbinenwelle 5 und die Dampfturbine 3 weist eine Dampfturbinenwelle 6 auf. In Figur 1 ist dargestellt, dass der Generator 4 und die Gasturbine 2 zusammen auf der Dampfturbinenwelle 5 angeordnet sind. Es ist jedoch ebenfalls denkbar, dass für den Generator 4 eine separate Generator- welle vorgesehen wird, die mittels einer Kupplung an die Gasturbinenwelle 5 gekuppelt ist.
Die Dampfturbinenwelle 6 ist mittels einer Kupplung 7 mit der Gasturbinenwelle 5 verbunden. Die Kupplung 7 ist derart ein- gerichtet, dass sie einkuppelt, wenn die Dampfturbine 3 die Gasturbine 2 überholt, was bedeutet, dass die Drehzahl der Dampfturbine 3 höher als die Drehzahl der Gasturbine 2 ist. Sobald die Kupplung 7 eingekuppelt ist, rotieren die Gasturbine 2 und die Dampfturbine 3 mit der gleichen Drehzahl . Die Kupplung 7 ist weiterhin eingerichtet, dass sie auskuppelt, wenn die Dampfturbine 3 langsamer als die Gasturbine 2 dreht. Die Kupplung 7 kann beispielsweise eine SSS-Kupplung sein.
Beim Anfahren der einen Einwellenanlage 1 wird zunächst die Gasturbine 2 beschleunigt, wobei die Kupplung 7 ausgekuppelt ist. Die Abwärme der Gasturbine 2 wird benutzt, um die Dampfturbine 3 anzutreiben. Sobald die Dampfturbine 3 ebenfalls beschleunigt ist, kuppelt die Kupplung 7 ein.
Durch Schließen eines Schalters 9 ist ein elektrischer Verbraucher 10 an einen elektrischen Anschluss 8 des Generators 4 anschließbar. Der Stromverbrauch des Verbrauchers 10 ent- spricht einer an den Generator 4 angeschlossenen elektrischen Last. Fällt nun die an dem Generator 4 angeschlossene Last ab, ohne dass die Massenströme des in die Dampfturbine 3 eingeleiteten Dampfs und/oder des in die Gasturbine 2 eingeleiteten Brennstoffs abgesenkt werden, so führt dies zu einem Ansteigen der Drehzahl der Einwellenanlage 1. Durch Öffnen des Schalters 9 wird sichergestellt, dass beim Prüfen der Überdrehzahlschutzeinrichtung keine elektrische Last an den Generator 4 angeschlossen ist. Um ein Ansteigen der Drehzahl der Einwellenanlage 1 auf einen kritischen Wert zu vermeiden, weist die Einwellenanlage 1 eine Überdrehzahlschutzeinrichtung auf. Die Überdrehzahl - Schutzeinrichtung ist dabei derart eingerichtet, dass ein erster Überdrehzahlschutz ausgelöst wird, sobald die Drehzahl der Dampfturbine 3 eine Dampfturbinengrenzwertdrehzahl 13 erreicht, und ein zweiter Überdrehzahlschutz ausgelöst wird, sobald die Drehzahl der Gasturbine 2 eine Gasturbinengrenz - wertdrehzahl 14 erreicht. Bei einem Auslösen des ersten Überdrehzahlschutzes kann beispielsweise der Massenstrom des Brennstoffs und/oder der Massenstrom des Dampfs unterbrochen werden. Bei einem Auslösen des zweiten Überdrehzahlschutzes kann ebenfalls der Massenstrom des Brennstoffs unterbrochen werden . Figur 2 zeigt einen zeitlichen Drehzahlverlauf der Einwellenanlage und Figur 3 zeigt die dazugehörigen zeitlichen Leistungsverläufe der Gasturbine 2 und der Dampfturbine 3. In Figur 2 ist über der Abszisse 11 die Zeit in willkürlichen
Einheiten (w.E.) und über der Ordinate 12 die Drehzahl aufgetragen, wobei die Drehzahl normiert auf die Nenndrehzahl der Einwellenanlage 1 aufgetragen ist. Dargestellt sind die Solldrehzahl 15 der Dampfturbine 2, die Istdrehzahl 16 der Dampf- turbine 2, die Solldrehzahl 21 der Gasturbine 3 und die Istdrehzahl 22 der Gasturbine 3. Ebenfalls in Figur 2 dargestellt sind sowohl die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl 13 als auch die Gasturbinengrenzwertdrehzahl 14, wobei die Gasturbi- nengrenzwertdrehzahl 14 höher als die Dampfturbinengrenzwert- drehzahl 13 ist. In Figur 3 ist über der Abszisse 17 die Zeit in den gleichen willkürlichen Einheiten wie in Figur 2 und über die Ordinate 18 die Leistung aufgetragen.
Wie es aus Figuren 2 und 3 ersichtlich ist, wird im Zeitbe- reich von 0 bis 1 w.E. die Einwellenanlage 1 bei deren Nenndrehzahl betrieben. Im Zeitbereich von 2 bis 6 w.E. werden beide Solldrehzahlen 15, 21 kontinuierlich auf einen Wert oberhalb der Gasturbinengrenzwertdrehzahl 14 angehoben, wodurch sich auch beide Istdrehzahlen 16, 22 erhöht. Bei dem Zeitpunkt von 6 w.E. erreicht die Istdrehzahl 16 der Dampfturbine 3 die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl 13, wodurch der erste Überdrehzahlschutz ausgelöst wird. Dadurch wird der Massenstrom des in die Dampfturbine 3 eingeleiteten Dampfs unterbrochen, wodurch die Kupplung 7 auskuppelt. Beim Zeit- punkt von 9 w.E. erreicht die Istdrehzahl 22 der Gasturbine 2 die Gasturbinengrenzwertdrehzahl 14, wodurch der zweite Überdrehzahlschutz ausgelöst wird. Dadurch wird der Massenstrom des in die Gasturbine 2 eingeleiteten Brennstoffs unterbrochen .
Wie es aus Figur 3 ersichtlich ist, zeichnet sich der zeitliche Verlauf der Leistung 19 der Dampfturbine 3 dadurch aus, dass die Leistung 19 im Zeitbereich von 2 bis 7 w.E. kontinuierlich ansteigt, um dann durch das Auslösen des ersten Über- drehzahlschutzes schlagartig auf Null abzufallen. Der zugehörige zeitliche Verlauf der Leistung der Gasturbine 2 zeichnet sich durch einen kontinuierlichen Abfall bis zum Zeitpunkt von 7 w.E. aus, um anschließend kontinuierlich bis zum Zeit-
punkt 11 w.E., wenn die Istdrehzahl 16 die Gasturbinengrenz - wertdrehzahl 14 erreicht, kontinuierlich anzusteigen.
Anhand eines Beispiels wird im Folgenden das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutert .
Das beispielhafte Verfahren zum Prüfen einer Überdrehzahl - Schutzeinrichtung einer eine Gasturbine 2, einen Generator 4 und eine Dampfturbine 5 aufweisenden Einwellenanlage, wobei die Dampfturbine 3 mittels einer Kupplung 7 an die Einwellenanlage 1 gekuppelt ist, wobei die Kupplung 7 einkuppelt, sobald die Dampfturbine 3 die Gasturbine 2 überholt, und auskuppelt, wenn die Drehzahl der Dampfturbine 3 kleiner als die der Gasturbine 2 ist, ist mit den Schritten durchzuführen: a) Betreiben der Einwellenanlage 1 bei deren Nenndrehzahl und wobei an dem Generator 4 keine elektrische Last angeschlossen ist; b) Erhöhen des Massenstroms des in die Dampfturbine 3 eingeleiteten Dampfs und/oder des in Gasturbine 2 eingeleiteten Brennstoffs derart, dass die Drehzahl der Dampfturbine 3 eine Dampfturbinengrenzwertdrehzahl erreicht, wobei das Erhöhen derart durchgeführt wird, dass die Dampfturbine 3 schneller als die Gasturbine 2 beschleunigt wird, wodurch die Kupplung 7 eingekuppelt bleibt, wobei die Überdrehzahlschutzeinrichtung derart eingerichtet ist, dass ein erster Überdreh- zahlschutz ausgelöst wird, sobald die Drehzahl der Dampfturbine 3 die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl erreicht; c) Prüfen, ob der erste Überdrehzahlschutz ausgelöst wird; d) Unterbrechen des Massenstroms des in die Dampfturbine 3 eingeleiteten Dampfs für den Fall, dass der erste Überdrehzahl - schütz ausgelöst wird; e) Erhöhen des Massenstroms des Brennstoffs derart, dass eine Gasturbinengrenzwertdrehzahl erreicht wird, die höher als der Dampfturbinengrenzwertdrehzahl ist, wobei die Überdrehzahlschutzeinrichtung derart eingerichtet ist, dass ein zweiter Überdrehzahlschutz ausgelöst wird, sobald die Drehzahl der Gasturbine 2 die Gasturbinengrenzwertdrehzahl erreicht; f) Prüfen, ob der zweite Überdrehzahlschutz ausgelöst wird.
Dabei kann die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl 106% bis 108% der Nenndrehzahl betragen und die Gasturbinengrenzwertdreh- zahl 0,1% bis 0,5% größer als die Dampfturbinengrenzwertdrehzahl sein.
Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen .