TITEL
Versiegelter Glasbehälter mit verschiebbarem Kolben
TECHNISCHES GEBIET
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Behälter mit einem hohlen Grundkörper, in dem ein Kolben verschiebbar angeordnet ist. Derartige Behälter werden im Folgenden als spritzenartige Behälter bezeichnet.
STAND DER TECHNIK
Spritzen und spritzenartige Behälter sind für eine Vielzahl von Anwendungen im medizinischen und nichtmedizinischen Bereich bekannt. So umfasst eine normale Einweg- Injektionsspritze einen hohlen, zylindrischen Spritzenkörper aus Kunststoff, in dem ein Kolben verschiebbar angeordnet ist. Der Kolben ist in der Regel fest mit einer Kolbenstange verbunden, die sich in proximaler Richtung aus dem Spritzenkörper heraus erstreckt. Am proximalen Ende der Kolbenstange ist in der Regel ein Betätigungsflansch ausgebildet, und am Spritzenkörper sind in der Regel zwei gegenüberliegende Halteflansche ausgebildet. Die Spritze wird zwischen Zeigefinger und Mittel- bzw. Ringfinger gehalten. Mit dem Daumen wird Druck auf den Betätigungsflansch ausgeübt, um ein in der Spritze befindliches Produkt durch eine distale Auslassöffhung auszutragen. Die entsprechende Gegenkraft wird von den Halteflanschen aufgenommen.
Es sind auch Mehrfachspritzen bekannt, die zwei oder mehr parallel oder konzentrisch angeordnete, miteinander verbundene Spritzenkörper umfassen, in denen zwei oder mehr gleiche oder unterschiedliche Komponenten aufgenommen sind und aus denen die Komponenten durch Verschiebung entsprechender Kolben ausgetragen werden können. Bei diesen Komponenten kann es sich z.B. um zwei unterschiedliche Komponenten eines pharmazeutischen Produkts handeln, die erst unmittelbar vor der Verabreichung
miteinander gemischt werden sollen, oder um zwei oder mehr Komponenten eines Knochenzements oder eines medizinischen oder nichtmedizinischen Klebers, z.B. eines medizinischen Klebers auf Fibrinbasis. Viele weitere Anwendungen von Mehrfachspritzen sind bekannt oder denkbar. Häufig sind derartige Mehrfachspritzen dazu ausgebildet, mit einem Mischer verbunden zu werden, um die auszustossenden Komponenten unmittelbar nach dem Verlassen der Mehrfachspritze miteinander zu mischen. Die Kolben sind häufig über ein gemeinsames Betätigungselement miteinander verbunden.
Spritzenartige Behälter finden auch in der Form von Kartuschen für spezielle Austragvorrichtungen (Dispenser) Anwendung. In diesem Fall ist die äussere Form des Behälters häufig in die Verwendung in einem bestimmten Dispenser angepasst. Ein Dispenser mit einer Kartusche für zwei Komponenten ist z.B. in WO 2008/009143 offenbart. In einigen Anwendungen ist es erwünscht oder erforderlich, das auszustossende Produkt über einen längeren Zeitraum direkt in einem spritzenartigen Behälter zu lagern. Bei dem Produkt kann es sich z.B. um eine leicht flüchtige, aggressive, hygroskopische oder sauerstoffempfindliche Substanz handeln. Viele handelsübliche Kunststoffe, z.B. das häufig verwendete Polyethylen, haben jedoch eine relativ hohe Permeabilität für leichte Moleküle und bilden daher eine ungenügende Barriere gegenüber einer Diffusion von Inhaltsstoffen vom Inneren des Behälters nach aussen oder von Fremdstoffen wie Wasser oder flüchtigen Substanzen und Gasen vom Äusseren des Behälters nach innen. In einem Behälter aus einem solchen Kunststoff gelagerte Produkte können dadurch bei längerer Lagerung auf unerwünschte Weise ihre Eigenschaften verändern.
Zwar ist es an sich bekannt, die Diffusionsdichtigkeit von Kunststoffen durch geeignete Beschichtungen zu verbessern. Allerdings sind derartige Beschichtungen meist nicht transparent. Dadurch ist es nicht möglich, den Inhalt eines beschichteten Behälters visuell zu kontrollieren, z.B. um die Anwesenheit von Luftblasen auszuschliessen.
Um empfindliche oder aggressive Produkte über längere Zeit diffusionsdicht zu lagern, ist es bekannt, derartige Produkte hermetisch in Glasampullen einzuschliessen. Allerdings ist es sehr umständlich, ein Produkt aus einem derartigen Behälter zu entnehmen, da dazu die
Ampulle aufgebrochen oder zertrümmert werden muss.
Ebenfalls ist es bekannt, fluide Produkte in sogenannten Karpulen aus Glas aufzunehmen. Bei einer Karpule handelt es sich um einen spritzenartigen Behälter mit einer distalen Entnahmeöffnung und einer proximalen Betätigungsöffhung. Die distale Entnahmeöffhung ist durch einen Septumverschluss verschlossen, d.h. durch eine durchstechbare Abdeckung aus z.B. Gummi, die in der Regel mechanisch durch einen gecrimpten Aluminiumrand am Behälter gehalten ist. In das proximale Ende ist ein verschiebbarer Kolben eingeführt, der den Behälter proximal verschliesst. Allerdings kann bei Karpulen eine Diffusion durch die Dichtstellen des Kolbens und/oder des Septums nicht sicher ausgeschlossen werden.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen spritzenartigen Behälter bereitzustellen, der eine verringerte Permeabilität für leichte Moleküle und damit eine verbesserte Diffusionsdichtigkeit aufweist.
Diese Aufgabe wird durch einen Behälter mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Die vorliegende Erfindung bezieht sich ausserdem auf eine Austragvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 9 und auf ein Verfahren zur Herstellung eines Behälters mit einem darin befindlichen Produkt, wobei das Verfahren die Merkmale des Anspruchs 14 aufweist. Weitere Ausgestaltungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
Es wird also ein Behälter vorgeschlagen, der einen hohlen Grundkörper aus mineralischem Glas mit einer distalen Auslassöffhung und mit einer proximalen Betätigungsöffhung umfasst, wobei die Betätigungsöffhung geeignet und dazu vorgesehen ist, ein Betätigungselement in das Innere des Grundkörpers einzuführen. Im Grundkörper ist ein Kolben entlang einer Längsrichtung verschiebbar angeordnet, um ein im Grundkörper zwischen Kolben und Auslassöffhung vorhandenes fliessfahiges Produkt aus dem Behälter auszutragen. Um die Diffusionsdichtigkeit des Behälters zu verbessern, ist die
Auslassöffnung durch ein erstes durchtrennbares und/oder entfernbares, insbesondere abziehbares, Siegel verschlossen, das auf eine die Auslassöffnung umgebende erste Auflagefläche stoffschlüssig aufgebracht („aufgesiegelt") ist, und die Betätigungsöffnung ist durch ein zweites durchtrennbares und/oder entfernbares, insbesondere abziehbares, Siegel verschlossen, das auf eine die Betätigungsöffnung umgebende zweite Auflagefläche stoffschlüssig aufgebracht ist.
Auf diese Weise erhält man einen Behälter, der schon aufgrund der Materialwahl des Grundkörpers an sich eine sehr geringe Permeabilität durch die Behälterwand hindurch aufweist. Zusätzlich wird auch die Diffusion im Bereich der Auslassöffnung oder durch den Dichtspalt zwischen Kolben und Behälterwand hindurch aufgrund der Siegel ebenfalls verhindert oder zumindest stark reduziert. Dadurch eignet sich ein solcher Behälter für eine längerfristige Lagerung des im Behälter enthaltenen Produkts. Wenn das Produkt aus dem Behälter ausgetragen werden soll, können die Siegel auf einfache Weise durchtrennt oder entfernt werden, z.B. durch Durchstossen oder Abziehen.
Bei dem im Behälter aufgenommenen Produkt kann es sich um ein beliebiges fliessfahiges Produkt handeln, insbesondere um eine Flüssigkeit, eine Suspension oder Emulsion, ein Gel, eine Paste oder eine andere Form eines fliessfahigen Produkts erhöhter Viskosität, ein Pulver usw. Das Produkt ist in einem Produktaufhahmebereich des Behälters aufgenommen, der bevorzugt unmittelbar durch den Grundkörper, den Kolben und das erste Siegel begrenzt ist, d.h. zwischen dem Produkt und dem Grundkörper, dem Kolben und dem ersten (distalen) Siegel befindet sich keine weitere Umhüllung. Der Behälter wird also unmittelbar für einen Produktaustrag geöffnet, indem das erste Siegel durchtrennt oder entfernt wird. Es kann aber insbesondere auch noch ein weiterer Verschluss, z.B. ein Septumverschluss, vorhanden sein, der die distale Auslassöffnung zusätzlich verschliesst. Ein solcher zusätzlicher Verschluss ist dann bevorzugt innerhalb desjenigen Bereichs des Behälters angeordnet, der durch das erste Siegel verschlossen ist, so dass das erste Siegel eine Diffusion, die durch den zusätzlichen Verschluss alleine noch stattfinden könnte, wirksam reduziert.
Das erste und das zweite Siegel sind über der jeweiligen Öffnung am Grundkörper auf eine Auflagefläche stoffschlüssig und dichtend aufgebracht, z.B. aufgeklebt oder
aufgeschweisst (z.B. durch Laserschweissen, Ultraschallschweissen oder andere bekannte Verfahren). Bevorzugt ist das erste und/oder zweite Siegel induktiv auf die entsprechende Auflagefläche aufgesiegelt. Hierzu umfasst das Siegel mindestens eine elektrisch leitende Schicht und mindestens eine thermoplastische Haftschicht. Das Siegel wird auf die betreffende Auflagefläche aufgepresst und einem elektromagnetischen Wechselfeld ausgesetzt, welches Wirbelströme in der leitenden Schicht induziert. Dadurch erwärmt sich das Siegel, und die Haftschicht wird dadurch erweicht. Dadurch entsteht eine Haftverbindung zwischen der Auflagefläche und dem Siegel. Beim induktiven Siegeln ist der Einsatz eines Grundkörpers aus Mineralglas besonders vorteilhaft, da im Gegensatz zu metallisch beschichteten Kunststoffbehältern keine Wirbelströme im Grundkörper entstehen und sich dadurch das im Behälter befindliche Produkt nur wenig erwärmt.
Die jeweilige Auflagefläche erstreckt sich vorzugsweise quer, insbesondere senkrecht zur Längsrichtung. Um die Auflagefläche zu vergrössern, kann am distalen Ende und/oder am proximalen Ende jeweils ein sich quer zur Längsrichtung nach innen oder aussen erstreckender Auflageflansch ausgebildet sein, der die Auflagefläche für das jeweilige Siegel vergrössert.
Jedes der Siegel besteht bevorzugt aus einem verhältnismässig dünnen, flachen Material, wobei die beiden Siegel aus dem gleichen oder aus unterschiedlichen Materialien bestehen können. Die Siegel sind vorzugsweise insbesondere im Verhältnis zur vom Siegel überdeckten Fläche dünn, mit einer Dicke von weniger als 1/10 der Ausdehnung senkrecht zur Dicke, und vorzugsweise dünner als 2 mm oder sogar 1 mm. Vorzugsweise sind die Siegel dünner als der Seitenwandbereich des Grundkörpers, in dem der Kolben verschiebbar ist.
Die Siegel können z.B. in Form einer ein- oder mehrlagigen Folie ausgebildet sein oder durch ein Laminat aus mehreren Schichten gebildet sein, wobei eine von den Öffnungen abgewandte Schicht z.B. aus Papier oder Karton bestehen kann. Bevorzugt umfasst jedes der Siegel einen Träger, z.B. aus Kunststoff, Papier oder Karton, der mit mindestens einer Sperrschicht versehen ist. Die Sperrschicht kann z.B. aus einem diffusionsverminderndem Polymer, z.B. Polyparaxylylen (Parylene), bestehen, das durch geeignete Verfahren, z.B. durch Auflaminieren oder durch physikalische oder chemische Gasphasenabscheidung
(PVD bzw. CVD), auf der Oberfläche des Trägers aufgebracht ist. Vorzugsweise enthält die Sperrschicht aber ein Metall oder eine Metallverbindung bzw. besteht im Wesentlichen aus einem Metall oder einer Metallverbindung. Das Metall der Sperrschicht kann insbesondere aus den folgenden Metallen und deren Legierungen ausgewählt sein: Aluminium, Titan, Chrom, Silber und Kupfer. Aluminium ist bevorzugt. Die Dicke der Sperrschicht beträgt vorzugsweise ca. 20 Nanometer bis 20 Mikrometer. Jedes der Siegel kann auch vollständig aus Metall oder aus Metall und einer Haftschicht bestehen.
Jedes der Siegel kann einen Schwächungsbereich, z.B. eine Perforation, aufweisen, um das Durchtrennen zu erleichtern. Alternativ oder zusätzlich kann jedes der Siegel eine Lasche zum Abziehen des Siegels aufweisen. Diese Lasche kann vom Grundkörper vorstehend ausgebildet sein, um das Ergreifen der Lasche zu erleichtern.
Der Grundkörper ist aus einem mineralischen Glas auf Silikatbasis gefertigt. Derartige Gläser werden häufig auch als Mineralglas bezeichnet, um sie von glasartigen, amorphen Kunststoffen wie PMMA zu unterscheiden. Der Grundkörper kann innen und/oder aussen beschichtet sein, z.B. mit einer Lackschicht oder mit einer Schutzschicht. Vorzugsweise ist eine derartige Beschichtung des Grundkörpers transparent, um es zu ermöglichen, den Inhalt des Behälters visuell zu kontrollieren.
Der Grundkörper kann in einigen Ausfuhrungsformen mindestens einen im Bereich der Betätigungsöffhung angeordneten, sich quer zur Längsrichtung erstreckenden Halteflansch aufweisen, der dazu dient, den Behälter beim Austragen bezüglich der Längsrichtung zu halten. In anderen Worten kann der Behälter eine eigentliche Spritzenform annehmen. Wenn ein solcher Halteflansch vorhanden ist, ist es bevorzugt, wenn dieser auf seiner proximalen Seite mit demjenigen Bereich des Grundkörpers, der die Betätigungsöffhung begrenzt, fluchtet, und wenn das zweite Siegel auf den Flansch aufgebracht ist, d.h. wenn der Halteflansch gleichzeitig auch als proximaler Auflageflansch für das zweite Siegel dient.
Der Behälter kann ein einziges Produkt oder mehrere getrennte Produkte aufnehmen. Insbesondere kann der Behälter mindestens einen mit dem ersten Grundkörper verbundenen, zweiten hohlen Grundkörper aufweisen, mit einem Inneren, mit einer
Aussenseite, mit einer distalen zweiten Auslassöffiiung und mit einer proximalen zweiten Betätigungsöffhung. In diesem Fall kann im Inneren des zweiten Grundkörpers ein zweiter Kolben verschiebbar angeordnet sein, um ein im Inneren des zweiten Grundkörpers vorhandenes zweites Produkt aus dem Behälter auszutragen. Auf die zweite Auslassöffnung und die zweite Betätigungsöffhung ist dann ebenfalls jeweils ein entfernbares oder durchstossbares Siegel aufgesiegelt. Insbesondere können die erste Auslassöffnung und die zweite Auslassöffnung gemeinsam durch das erste Siegel verschlossen sein, und die erste Betätigungsöffhung und die zweite Betätigungsöffnung können gemeinsam durch das zweite Siegel verschlossen sein.
Der erfindungsgemässe Behälter kann durch ein Betätigungselement zu einer Austragvorrichtung ergänzt werden. Das Betätigungselement ist dann dazu ausgebildet, mit dem Kolben im Inneren des Grundkörpers zusammenzuwirken, um das Produkt aus dem Behälter auszutragen. Um das Öffnen des Siegels an der Betätigungsöffnung zu erleichtern, kann das Betätigungselement mindestens ein Trennelement aufweisen, welches dazu ausgebildet ist, das zweite Siegel zu durchtrennen. Bei dem Trennelement kann es sich z.B. um ein Schneidelement, um ein Durchstosselement oder eine Kombination aus solchen Elementen handeln. Insbesondere kann das Betätigungselement einen sich entlang einer Längsrichtung erstreckenden Stössel umfassen. Dieser Stössel ist dann dazu ausgebildet, an seinem distalen Ende mit einer proximalen Rückseite des Kolbens zusammenzuwirken. Das Trennelement kann dann eine in einem äusseren Randbereich des distalen Endes angeordnete Schneide umfassen, welche dazu ausgebildet ist, das zweite Siegel in einem an den Grundkörper unmittelbar angrenzenden Bereich zu durchtrennen. Dadurch wird eine saubere Durchtrennung gewährleistet.
Bevorzugt umfasst eine vollständige Austragvorrichtung ausserdem einen Behälterhalter, der mindestens einen Behälter der vorstehend angegebenen Art mindestens teilweise aufnimmt. Im Behälterhalter ist dann vorzugsweise ein Durchstosselement für das erste Siegel vorhanden, um das erste Siegel beim Einführen des Behälters in den Behälterhalter bzw. bei einer Bewegung im Behälterhalter in distaler Richtung zu durchtrennen. Insbesondere kann es sich hierbei um ein hohles Durchstosselement handeln, das einen
Fluidkanal bildet, um das im Behälter enthaltene Produkt zu einer EntnahmeöfFnung des Behälterhalters zu leiten. Dazu kann das Durchstosselement dornartig ausgebildet sein. Am Behälterhalter ist im Bereich der Entnahmeöfmung vorzugsweise eine Anschlussstruktur zum Anschluss eines Zubehörteils, z.B. einer Kanüle, eines Mischers oder eines Sprühkopfs, ausgebildet.
Ein erfindungsgemässes Verfahren zur Herstellung eines Behälters umfasst die folgenden Schritte:
Bereitstellen eines hohlen Grundkörpers aus mineralischem Glas mit einer distalen Auslassöffnung und mit einer proximalen Betätigungsöffnung;
Bereitstellen eines im Inneren des Grundkörpers verschiebbaren Kolbens;
Befüllen des Inneren des Grundkörpers mit einem fliessfähigen Produkt derart, dass der Inhalt zur proximalen Betätigungsöffnung hin durch den Kolben begrenzt ist;
stoffschlüssiges Aufbringen eines ersten entfernbaren und/oder durchtrennbaren Siegels auf eine die Auslassöffnung umgebende erste Auflagefläche, und
stoffschlüssiges Aufbringen eines zweiten entfernbaren und/oder durchtrennbaren Siegels auf eine die Betätigungsöffnung umgebende, sich quer zur Längsrichtung erstreckende zweite Auflagefläche. Bevorzugt erfolgt die Befüllung durch die Auslassöffnung hindurch. Hinsichtlich Weiterbildungen dieses Verfahrens wird auf die oben zur Vorrichtung gemachten Ausführungen Bezug genommen.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung werden im Folgenden anhand der Zeichnungen beschrieben, die lediglich zur Erläuterung dienen und nicht einschränkend auszulegen sind. In den Zeichnungen zeigen: Fig. 1 eine Austragvorrichtung gemäss einer ersten, bevorzugten Ausführungsform der Erfindung in einer perspektivischen Teilschnittdarstellung; Fig. 2 einen Behälter gemäss Fig. 1 in perspektivischer Ansicht;
Fig. 3 den Behälter der Fig. 2 in einer perspektivischen Schnittdarstellung;
Fig. 4 die Austragvorrichtung der Fig. 1 in einer Explosionsansicht;
Fig. 5 die Austragvorrichtung der Fig. 1 ohne Zubehörteil in zentralem
Längsschnitt;
Fig. 6 die Austragvorrichtung der Fig. 5 nach erfolgtem Austragen des Inhalts in zentralem Längsschnitt;
Fig. 7 eine Austragvorrichtung gemäss einer zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung in zentralem Längsschnitt; und
Fig. 8 einen Behälter gemäss einer dritten Ausfuhrungsform der vorliegenden
Erfindung in zentralem Längsschnitt.
BESCHREIBUNG BEVORZUGTER AUSFÜHRUNGSFORMEN
In den Figuren 1 bis 6 ist eine Austragvorrichtung gemäss einer ersten, bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung in verschiedenen Ansichten illustriert. Die Austragvorrichtung umfasst einen Behälter 100, der in den Figuren 2 und 3 alleine dargestellt ist, einen Behälterhalter 200 und ein Betätigungselement 230, das nur in der Fig. 6 dargestellt ist.
Der Behälter 100 umfasst einen hohlen Grundkörper 110, der aus einem mineralischen Glas auf Silikatbasis gebildet ist. Der Grundkörper weist einen zylindrischen Seitenwandbereich auf, an den sich im Bereich des distalen Endes des Behälters eine Verjüngung 114 anschliesst. Am distalen Ende ist ein radial nach aussen ragender erster, distaler Auflageflansch 115 ausgebildet, der eine Auslassöffnung 111 radial umgibt. Am proximalen Ende ist ein radial nach aussen ragender zweiter, proximaler Auflageflansch 112 ausgebildet, der eine proximale Betätigungsöffhung 113 radial umgibt. Im Inneren des zylindrischen Seitenwandbereichs des Grundkörpers 110 ist ein entlang einer Längsrichtung verschiebbarer Kolben 120 mit umlaufender Dichtung 121 angeordnet.
Die distale Auslassöffhung 111 ist durch ein erstes Siegel 150 verschlossen. Dazu bildet der erste Auflageflansch 115 eine sich senkrecht zur Längsrichtung erstreckende erste Auflagefläche, auf welche das Siegel 150 stoffschlüssig aufgebracht (aufgesiegelt) ist. Auch das proximale Ende des Grundkörpers 110 ist durch ein zweites Siegel 160 verschlossen. Dazu bildet der zweite Auflageflansch 112 eine sich senkrecht zur
Längsrichtung erstreckende zweite Auflagefläche, auf die das zweite Siegel 160 stoffschlüssig aufgebracht ist.
Sowohl das erste Siegel 150 als auch das zweite Siegel 160 sind durch ein induktives Siegelverfahren auf den jeweiligen Auflageflansch aufgebracht. Dazu ist jedes der beiden Siegel 150, 160 mehrschichtig aufgebaut. Eine thermoplastische Haftschicht auf der Oberfläche des Siegels weist zum jeweiligen Auflageflansch hin. Diese Haftschicht ist von einer metallischen, elektrisch leitenden Sperrschicht gefolgt. Zusätzlich können noch weitere Schichten vorhanden sein. Diese weiteren Schichten können sich an die metallische Sperrschicht nach aussen hin anschliessen, können aber auch zwischen der Sperrschicht und der Haftschicht vorhanden sein. Zum Aufsiegeln des Siegels auf die jeweilige Auflagefläche wird das Siegel auf die Auflagefläche aufgepresst und einem elektromagnetischen Wechselfeld ausgesetzt. Dadurch entwickeln sich in der metallischen Sperrschicht Wirbelströme, welche die metallischen Sperrschicht und damit auch die weiteren Schichten des Siegels erwärmen. Aufgrund dieser Erwärmung erweicht sich die thermoplastische Haftschicht und geht eine innige Verbindung mit der betreffenden Auflagefläche ein. Nach dem Abschalten des elektromagnetischen Wechselfeldes und dem Abkühlen des Siegels entsteht so eine flüssigkeits- und gasdichte Verbindung zwischen dem Grundkörper 110 und dem jeweiligen Siegel 150, 160. Derartige induktive Siegelverfahren sind an sich im Stand der Technik seit langem bekannt. Die Haftschicht kann auch auf dem jeweiligen Auflageflansch statt auf dem Siegel ausgebildet sein.
Für die Anwendung eines solchen induktiven Verfahrens ist es hier von besonderem Vorteil, dass der Grundkörper 110 aus einem mineralischen Glas besteht. Mineralische Gläser sind einerseits nicht elektrisch leitend und sind andererseits auch relativ schlechte Wärmeleiter. Dadurch findet beim induktiven Siegeln nur eine geringe Wärmeübertragung zwischen dem jeweiligen Siegel 150, 160 und dem Grundkörper 110 statt. Dadurch wird vermieden, dass sich das im Behälter 100 aufgenommene Produkt übermässig erwärmt. Falls stattdessen der Grundkörper 110 aus einem metallisch beschichteten Kunststoff bestehen würde, würde auch der Grundkörper 110 durch das elektromagnetische Wechselfeld erwärmt, so dass sich eine Erwärmung des im Behälter befindlichen Produkts in diesem Falle nicht vermeiden Hesse.
Zwei Behälter 100 der vorstehend beschriebenen Art sind in den Behälterhalter 200 eingesetzt. Der Behälterhalter 200 weist zwei parallele, zylindrische Aufhahmebereiche 210 auf, in welche die beiden Behälter von der proximalen Seite her eingeschoben sind. In einem distalen Auslassbereich 213 des Behälterhalters 200 ist jeweils ein Einsatz 220 eingesetzt, an dem ein in die proximale Richtung weisendes, dornartiges Durchstosselement 221 ausgebildet ist. Das Durchstosselement 221 ist hohl und begrenzt gemeinsam mit dem restlichen Einsatz einen Fluidkanal 222, der in jeweils einer Entnahmeöffhung 215 (Fig. 4) des Behälterhalters mündet. Wie in der Fig. 6 erkennbar ist, umfasst die Austragvorrichtung ausserdem ein Betätigungselement 230 in Form eines Doppelstössels. Das Betätigungselement bildet für jeden der beiden Kolben 120 jeweils eine Kolbenstange 231, an deren distalen Ende ein Vorschubflansch 232 ausgebildet ist, der mit dem jeweiligen Kolben 120 zusammenwirkt. Am proximalen Ende sind die beiden Kolbenstangen 231 durch einen gemeinsamen Betätigungsflansch miteinander verbunden.
In der Stellung der Fig. 1 und Fig. 5 sind die beiden Behälter 100 mit ihren jeweiligen distalen Enden beabstandet vom jeweiligen Durchstosselement 221 angeordnet, und die jeweiligen ersten Siegel 150 sind noch unversehrt. Im Behälterhalter kann ein (nicht dargestelltes) Rastelement vorhanden sein, um den jeweiligen Behälter in dieser Lagerstellung in einer lösbaren Rastverbindung zu halten.
Um die Produkte aus den Behältern 100 auszustossen, schiebt der Benutzer zunächst die beiden Behälter 100 in die distale Richtung in den Behälterhalter 200 ein. Sofern ein Rastelement der vorstehend genannten Art vorhanden ist, überwindet der Benutzer hierzu eine erhöhte Kraft oder löst die erwähnte Rastverbindung auf andere Weise. Bei Vorschieben durchstossen die Durchstosselemente 221 das jeweilige erste Siegel 150 und stellen eine Fluidverbindung zwischen dem Inneren des jeweiligen Behälters und der jeweiligen Entnahmeöffnung 215 her. Wenn die Behälter ganz eingeschoben sind, liegt der proximale Auflageflansch 112 an einer Anschlagkante 212 des Behälterhalters an, die durch eine ringförmige Ausnehmung in einem Halteflansch 211 des Behälterhalters gebildet ist.
Anschliessend entfernt der Benutzer die beiden zweiten (proximalen) Siegel 160 und schiebt das Betätigungselement 230 vom proximalen Ende her in die Betätigungsöffnungen 113 der beiden Behälter 100 ein, um die beiden Kolben 120 der Behälter 100 vorzuschieben und so die jeweiligen in den Behältern 100 aufgenommenen Produkte durch die jeweilige Auslassöffnung 111 auszustossen. Dabei gelangt das jeweilige Produkt durch den entsprechenden Fluidkanal 222 zur entsprechenden Entnahmeöffhung 215. Die Situation am Ende dieses Austragvorgangs ist in der Fig. 6 dargestellt. Am distalen Ende des Behälterhalters 200 ist eine Anschlussstruktur für ein Zubehörteil 300 ausgebildet, welches hier als statischer Mischer ausgebildet ist. Das Zubehörteil empfangt die ausgestossenen Produkte von den Entnahmeöffhung 215, vermischt diese miteinander und gibt das Gemisch an seinem eigenen distalen Ende aus. Die Verbindung des Zubehörteils 300 mit dem Behälterhalter 200 erfolgt hier über eine bajonettartige Verbindung. Ein derartiges Zubehörteil sowie seine Verbindung mit einer Austragvorrichtung ist insbesondere im Dokument US 2001/0004082 detailliert beschrieben, auf welches hier hinsichtlich der Verbindung des Zubehörteils mit der Austragvorrichtung ausdrücklich Bezug genommen wird. Die Verbindung zwischen Zubehörteil und Behälterhalter kann jedoch auch auf andere bekannte Art ausgebildet sein, z.B. als Steckverbindung über Luerkegel.
Eine zweite Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist in der Fig. 7 illustriert. Gleichwirkende Teile sind mit dem selben Bezugsziffern wie für das erste Ausführungsbeispiel versehen. Im Gegensatz zum ersten Ausführungsbeispiel umfasst die Austragvorrichtung hier keinen separaten Behälterhalter, sondern der Benutzer hält den Behälter 100 unmittelbar in der Hand, während er das Betätigungselement 230 einschiebt. Im Gegensatz zur ersten Ausfuhrungsform ist hier auch nur ein einziger Behälter 100 vorhanden, und das Betätigungselement 230 ist dementsprechend nur als einfacher Stössel ausgebildet. Der Grundkörper 110 besteht wiederum aus Mineralglas, ist in dieser Ausfuhrungsform aber zusätzlich mit einer Beschichtung 116 in Form einer Lackierung versehen.
Im Gegensatz zum ersten Ausfuhrungsbeispiel braucht der Benutzer bei diesem
Ausführungsbeispiel das zweite Siegel 160 nicht vor dem Einführen des Betätigungselements 230 in die Betätigungsöffhung 113 zu entfernen, sondern das Betätigungselement 230 durchstösst beim Einführen das zweite Siegel 160. Hierzu ist am distalen Ende des Betätigungselements 230 im Bereich des Vorschubflansches 232 eine umlaufende kreisrunde Schneidkante 234 ausgebildet, die das Siegel 160 in einem Bereich durchtrennt, der unmittelbar an die zylindrische Seitenwand des Grundkörpers 110 angrenzt. Am proximalen Ende des Kolbens 120 ist dementsprechend eine ringförmige Vertiefung ausgebildet, um die Schneidkante 234 aufzunehmen. Das erste Siegel 150 kann in dieser Ausführungsform durch ein Zubehörteil durchstossen werden, oder es kann vor dem Austragen des Inhalts des Behälters 100 manuell entfernt werden.
In der Fig. 8 ist ein drittes Ausführungsbeispiel illustriert, bei dem das erste Siegel 150 eine hervorstehende Abziehlasche 151 und das zweite Siegel 160 eine hervorstehende Abziehlasche 161 aufweisen. Dadurch lassen sich in dieser Ausfuhrungsform die Siegel auf besonders einfache Weise vom Grundkörper 110 abziehen.
Selbstverständlich sind eine Vielzahl von Abwandlungen möglich, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen. So sind insbesondere auch andere Behälterformen als die hier dargestellten Formen möglich. Die Siegel 150 und 160 können auch auf andere Weise als durch induktives Aufsiegeln aufgebracht sein, z.B. durch Kleben oder Ultraschallschweissen. Je nach Verfahren zum Aufbringen der Siegel werden die Siegel auch entsprechend unterschiedlich aufgebaut sein, wobei ein mehrschichtiger Aufbau bevorzugt ist. Falls ein Behälterhalter verwendet wird, kann dieser selbstverständlich auch anders als im vorstehend beschriebenen ersten Ausfuhrungsbeispiel aufgebaut sein und insbesondere auch andere Einrichtungen zum Anbringen eines Zubehörteils aufweisen. Selbstverständlich ist es auch denkbar, dass ein solcher Behälterhalter lediglich einen einzigen Behälter oder mehr als zwei Behälter aufnimmt, und dass das Betätigungselement entsprechend dazu ausgebildet ist, nur einen einzigen Kolben oder mehr als zwei Kolben simultan vorzuschieben. Eine Vielzahl weiterer Abwandlungen ist möglich.
BEZUGSZEICHENLISTE
Behälter 210 Aufhahmebereich
Grundkörper (Spritzenkörper) 211 Halteflansch
Auslassöffhung 212 Anschlagkante proximaler Auflageflansch 213 distaler Auslassbereich
Betätigungsöffhung 214 Anschlussstruktur
Verjüngung 215 Entnahmeöfrhung distaler Auflageflansch 220 Einsatz
Beschichtung 221 Durchstosselement
Kolben 222 Fluidkanal
O-Ring 230 Betätigungselement erstes Siegel 231 Kolbenstange
Lasche 232 Vorschubflansch zweites Siegel 233 Betätigungsflansch
Lasche 234 Schneidkante
Behälterhalter 300 Zubehörteil