Bioreaktoranordnung, Schüttelvorrichtung und Verfahren zum Bestrahlen eines Mediums in einem Bioreaktor.
Die Erfindung betrifft eine Bioreaktoranordnung, mit einem Bioreaktor und einem Beleuchtungskörper zur Beleuchtung eines in einem Reaktorinnenraum angeordneten Mediums, wobei der Beleuchtungskörper mindestens eine Abstrahlfläche aufweist über die elektromagnetische Strahlung, wie Licht, abgestrahlt wird, die über mindestens eine Stirnfläche in den Reaktorinnenraum eingespiegelt wird.
Die Erfindung betrifft weiterhin eine Schüttelvorrichtung mit einer in Schwingungen versetzbaren Aufnahme für einen als Behälter mit einer transparenten Wandung ausgebildeten Bioreaktor .
Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Bestrahlen eines Mediums in einem Bioreaktor mit transparenter Wandung mit elektromagnetischer Strahlung, wie Licht, der in einer Schüttelvorrichtung in Schüttelbewegungen versetzt wird.
Für die Kultivierung von phototrophen Zellkulturen in Bioreaktoren besitzt neben den Umgebungsbedingungen, wie z.B. Temperatur, Feuchtigkeit und C02-Gehalt, die Beleuchtung eine entscheidende Bedeutung.
Aus der DE 298 19 259 Ul ist eine Bioreaktoranordnung bekannt, die einen Photobioreaktor aufweist, in dessen Reaktorinnenraum ein zylindrischer Beleuchtungskörper angeordnet ist. Aus einer außerhalb des Reaktorinnenraumes angeordneten Lichtquelle wird über einen die Reaktorwandung durchdringenden Lichtleiter, der in dem Reaktorinnenraum
ringförmig aufgefächert ist, Licht in die Stirnfläche des Beleuchtungskörpers eingespiegelt, das dann seitlich über die Zylinderflächen des Beleuchtungskörpers abgestrahlt wird. Zur seitlichen Abstrahlung weist der transparente Beleuchtungs- körper Einschlüsse bzw. Partikel auf. Zur Unterstützung der seitlichen Abstrahlung können die Seitenflächen des Beleuchtungskörpers zudem eine angeraute Oberfläche aufweisen. Nachteilig bei der bekannten Bioreaktoranordnung ist, dass zur Einbringung des Lichtleiters die Reaktorwandung durchbrochen werden muss. Dies führt zu einer relativ aufwendigen und kostenintensiven Ausbildung des Bioreaktors. Ein derartiger Bioreaktor ist zudem nicht geeignet, um als zusammenfaltbarer, beuteiförmiger Einwegbioreaktor verwendet zu werden.
Weiterhin ist aus der WO 2010/016538 AI eine Photoreaktoranordnung bekannt, bei der in dem Reaktorinnenraum ebenfalls ein Beleuchtungskörper angeordnet ist, über dessen Stirnfläche Licht eingespiegelt und über seitliche Abstrahlflächen abgestrahlt wird. Die Lichteinspiegelung erfolgt dabei über den Stirnflächen vorgelagerte LEDs. Auch diese Bioreaktoranordnung weist die oben genannten Nachteile auf.
Aus der WO 2009/069967 A2 ist ein quader- oder zylinderförmig ausgebildeter Photobioreaktor bekannt, in dessen Reaktorinnenraum lichtabstrahlende ebene oder zylinderförmige Beleuchtungskörper angeordnet sind. In die Beleuchtungskörper wird Licht aus LEDs eingekoppelt. Hierzu ist es notwendig, die LEDs einschließlich ihrer Platinen flüssigkeitsdicht zu versiegeln. Auch diese Bioreaktoranordnung weist den Nachteil auf, dass sie relativ aufwendig und kostenintensiv ist. Auch ist diese Bioreaktoranordnung nicht für die Verwendung von flexiblen Einwegbioreaktoren geeignet.
Schließlich sind beispielsweise aus der DE 44 32 515 AI und der DE 10 2008 28 497 AI Beleuchtungskörper in Form von Lichtleitplatten bekannt.
Um die notwendige Begasung und den notwenigen Nährstofftransfer des im Bioreaktor befindlichen Mediums bzw. der Zellkultur sicher zu stellen, werden in den Bioreaktoren Mischer bzw. Rührer eingesetzt. Insbesondere bei Bioreaktoren, die als flexible Einwegbehälter verwendet werden, werden zum Mischen Schüttelvorrichtungen eingesetzt, die den Bioreaktor mit dem enthaltenen Medium schütteln bzw. in Vibrations- oder Schwenkbewegungen versetzen.
So ist aus der EP 1 173 542 Bl eine Schüttelvorrichtung bekannt, die eine in Schwingungen versetzbare Reaktoraufnahme für einen flexiblen Behälter aufweist. Nachteilig bei dieser Vorrichtung, die sich grundsätzlich bewährt hat, ist, dass sie nicht in Verbindung mit Pflanzenzellkulturen als Medium in Photobioreaktoren eingesetzt werden kann, die eine definierte Belichtung benötigen. Dabei soll das klimatische System im Reaktorinnenraum nicht durch einen Eintrag von Wärme, beispielsweise durch von einer Lichtquelle erzeugte Wärme, gestört werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Bioreaktoranordnung mit einem Bioreaktor anzugeben, der geeignet ist, um als Photoreaktor zur Bestrahlung eines Mediums mit elektromagnetischer Strahlung, insbesondere Licht, eingesetzt zu werden.
Weitere Aufgabe der Erfindung ist es, eine Schüttelvorrichtung für einen insbesondere als flexiblen Behälter ausgebildeten Photoreaktor anzugeben.
Weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Bestrahlen eines Mediums in einem Bioreaktor mit einer
transparenten Wandung anzugeben, bei dem der Bioreaktor in einer Schüttelvorrichtung durchmischt werden kann.
Die Aufgabe bezüglich der Bioreaktoranordnung wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Anspruches 1 dadurch gelöst, dass der Bioreaktor als ein Behälter mit einer transparenten Wandung ausgebildet ist, dass der Beleuchtungskörper außerhalb des Reaktorinnenraumes benachbart zu mindestens einem Teilbereich der transparenten Wandung angeordnet ist, und dass der Beleuchtungskörper mit seiner Abstrahlfläche eine Auflage- oder Stützfläche für den Bioreaktor bildet.
Durch die Anordnung des Beleuchtungskörpers außerhalb des Reaktorinnenraums wird es ermöglicht, den Bioreaktor als einen flexiblen Behälter mit einer transparenten Wandung auszubilden. Dadurch wird es außerdem möglich, den flexiblen Behälter bzw. Bioreaktor zusammengefaltet und steril verpackt zu liefern. Durch die Ausbildung der Abstrahlfläche des Beleuchtungskörpers als Auflage- oder Stützfläche für den Bioreaktor, kann der Bioreaktor einfach auf dem Beleuchtungskörper abgelegt werden und weist mit seiner die Abstrahlfläche kontaktierenden Wandung zwangsläufig eine definierte Belichtungsposition zum Beleuchtungskörper auf. Durch die Einstrahlung bzw. Einspiegelung elektromagnetischer Strahlung der für die Reaktion erforderlichen Wellenlängen, insbesondere von Licht, in die Stirnfläche des Beleuchtungskörpers erfolgt praktisch kein Wärmeeintrag in den Reakto innenraum.
Der Beleuchtungskörper weist in einer bevorzugten Ausführungsform Aussparungen zur Durchführung von Sensoren, Anschlüssen oder Rührern zum Bioreaktor auf.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Beleuchtungskörper an einer Reaktoraufnahme einer
Schüttelvorrichtung angeordnet. Durch die Anordnung es Beleuchtungskörpers an der Reaktoraufnahme der
Schüttelvorrichtung bildet dessen Abstrahlfläche die Auflageoder Stützfläche der Reaktoraufnahme der Schüttelvorrichtung. Damit ist es relativ einfach möglich, eine an sich bekannte Schüttelvorrichtung nunmehr für einen als Behälter, der beispielsweise über flexible Wände verfügt, ausgebildeten Bioreaktor zu verwenden, der durch den Beleuchtungskörper zu einem Photobioreaktor wird.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Bioreaktor als ein flexibler Kunststoffbeutel zum Einmalgebrauch ausgebildet. Durch die Anordnung des Beleuchtungskörpers außerhalb des Bioreaktors kann der Bioreaktor als ein kostengünstiger flexibler Kunststoffbeutel zum Einmalgebrauch ausgebildet sein bzw. verwendet werden.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Beleuchtungskörper als eine ebene Platte ausgebildet, wobei an mindesten einer Stirnfläche zur Einspiegelung von elektromagnetischer Strahlung, insbesondere Licht, eine Lichtleiste mit einer Mehrzahl von definierte Wellenlängen abstrahlenden Leuchtkörpern, insbesondere LED- Lichtquellen angeordnet ist. Durch die Ausbildung als ebene Platte kann der Beleuchtungskörper relativ einfach und kostengünstig hergestellt werden. Grundsätzlich ist es aber auch möglich, den Beleuchtungskörper an die Form des Bioreaktors anzupassen. Auch ist es beispielsweise möglich, den Beleuchtungskörper zylindrisch oder topfförmig auszubilden, so dass die Wandung des Bioreaktors durch den Beleuchtungskörper abgestützt wird. Dies ermöglicht insbesondere den Bioreaktor statt kissenförmig, zylindrisch auszubilden. Durch die Verwendung einer Mehrzahl von LED- Lichtquellen entsteht zudem außerhalb des Reaktorinnenraumes
nur eine geringe, vernachlässigbare Wärmeentwicklung der Lichtquellen.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist der Beleuchtungskörper in seinem Inneren lichtstreuende Partikel auf. Die lichtstreuenden Partikel führen dazu, dass die sonst übliche Totalreflexion in dem Beleuchtungskörper unterbrochen und über die Stirnseiten eingespiegeltes Licht seitlich aus der Abstrahlfläche austritt. Die dem Bioreaktor abgewandte Fläche kann dabei verspiegelt sein, um einen Lichtaustritt auf dieser Seite zu verhindern. Auch ist es möglich, die Abstrahlfläche mit einer lichtstreuenden Struktur zu versehen. Die lichtstreuende Struktur kann beispielsweise aus einer aufgerauten Oberfläche bestehen. Die Aufgabe bezüglich der Schüttelvorrichtung wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Anspruchs 9 dadurch gelöst, dass die Reaktoraufnahme einen flächigen Beleuchtungskörper aufweist, dessen Abstrahlfläche für den aufzunehmenden Bioreaktor eine Auflage- oder Stützfläche bildet, über die elektromagnetische Strahlung, wie Licht, in den Reaktorinnenraum des Bioreaktors einspiegelbar ist.
Durch die Anordnung eines flächigen Beleuchtungskörpers in der Reaktoraufnahme für den Bioreaktor ist es auf einfache Art möglich, elektromagnetische Strahlung, insbesondere Licht, in den Reaktorinnenraum des Bioreaktors einzuspiegeln, so dass der Bioreaktor während des Schüttelvorganges als Photoreaktor genutzt werden kann.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird über die Abstrahlfläche elektromagnetische Strahlung, wie Licht, in den Bioreaktor abgestrahlt, die über mindestens eine Stirnfläche einspiegelbar ist. Die Einspiegelung in den Bioreaktor erfolgt dabei praktisch wärmefrei, so dass das Wärmeklima des Reaktorinnenraumes nicht beeinflusst wird.
Durch die Einspiegelung über die Stirnfläche bzw. die Stirnflächen des Beleuchtungskörpers wird die Wärmentwicklung der Lichtquellen weitgehend an die Umgebung des Bioreaktors abgegeben.
Die Aufgabe bezüglich des Verfahrens wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Anspruchs 11 dadurch gelöst, dass der Bioreaktor in eine Reaktoraufnahme der Schüttelvorrichtung so eingesetzt wird, dass mindestens ein Teil seiner Wandung an einer von einer Abstrahlfläche eines flächigen Beleuchtungskörpers gebildeten Auflage- oder Stützfläche der Reaktoraufnahme anliegt, und dass in mindestens eine Stirnseite des Beleuchtungskörpers elektromagnetische Strahlen, insbesondere Licht, eingespiegelt wird, die über die Abstrahlfläche und die Wandung des Bioreaktors in das in dem Reaktorinnenraum angeordnete Medium einstrahlt.
Dadurch, dass Leuchtkörper eingesetzt werden, die elektromagnetische Strahlung definierter Wellenlängen liefern, ist eine breite Nutzung des Verfahrens beim Anwender möglich. In Abhängigkeit von der Kultivierungsaufgabe, kann die Wellenlänge und die Intensität der Strahlung geregelt werden. Dabei hat sich die Regelung der Lichtstärke über die Erfassung der Biomassebildung besonders bewährt.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht auf einfache und kostengünstige Weise das Einstrahlen von Licht in ein Medium mit phototropen Mikroorganismen oder Algen eines Photoreaktors, wobei eine gleichzeitige Durchmischung des Mediums in einer Schüttelvorrichtung ermöglicht wird. Weitere Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden ausführlichen Beschreibung und den beigefügten Zeichnungen, in denen bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung beispielhaft veranschaulicht sind.
In den Zeichnungen zeigen:
Figur 1: eine Seitenansicht einer Bioreaktoranordnung teilweise im Schnitt mit einer
SchiittelVorrichtung,
Figur 2: eine Seitenansicht der Reaktoraufnahme der
Schüttelvorrichtung von Figur 1 ohne Bioreaktor in vergrößerter Darstellung,
Figur 3: eine Seitenansicht des Beleuchtungskörper von
Figur 1 im Schnitt und
Figur 4: eine Draufsicht auf den Beleuchtungskörper von
Figur 3 aus Richtung IV.
Eine Bioreaktoranordnung 1 besteht im Wesentlichen aus einem Bioreaktor 2, einem Beleuchtungskörper 3 und einer Schüttelvorrichtung 4.
Der Bioreaktor 2 ist entsprechend dem Ausführungsbeispiel von Figur 1 als ein flexibler beuteiförmiger Behälter mit einer transparenten Wandung 5 ausgebildet, die einen Reaktorinnenraum 6 umschließt. Dem Fachmann bekannte Zu- und Abflüsse zu dem Reaktorinnenraum 6 wurden zur besseren Übersicht nicht dargestellt. Der Beleuchtungskörper 3 bildet mit seiner dem Bioreaktor 2 zugewandten Abstrahlfläche 7 eine Auflagefläche 8 einer Reaktoraufnahme 9 der
Schüttelvorrichtung 4. Die Schüttelvorrichtung 4 weist ein Antriebs- und Steuergerät 10 auf, das die Reaktoraufnahme 9 in Schüttelbewegungen bzw. Schwingungen versetzt.
Entsprechend den Figuren 1 bis 4 ist der Beleuchtungskörper 3 als eine ebene Platte ausgebildet. An seinen stirnseitigen Enden 11, 12 weist der Beleuchtungskörper 3 zwei quer verlaufende Durchbrüche 13, 14 auf, die die funktionsmäßigen Stirnflächen 15, 16 freilegen, über die Licht in den Beleuchtungskörper 3 eingespiegelt wird. In die Durchbrüche 13, 14 wird jeweils eine Lichtleiste 17 mit LED-Lichtquellen
18 eingesetzt. Das Licht der LED-Lichtquellen 18 wird über die Stirnflächen 15, 16 des Beleuchtungskörpers 3 eingespiegelt und über die dem Bioreaktor 2 zugewandte Abstrahlfläche 7 abgestrahlt. In seinem Inneren weist der Beleuchtungskörper 3 lichtstreuende Partikel 19 auf, die die seitliche Abstrahlung über die Abstrahlfläche 7 unterstützen sollen. Zusätzlich kann die Abstrahlfläche 7 eine lichtstreuende Struktur, beispielsweise in Form einer aufgerauten Oberfläche aufweisen.
Im Ausführungsbeispiel ist der Beleuchtungskörper 3 aus einem Acrylglas ausgebildet. Generell kann der Beleuchtungskörper 3 aus einem beliebigen lichtabstrahlenden Material gebildet sein, beispielsweise auch Glas.
Das über die Abstrahlfläche 7 abgestrahlte Licht wird durch die transparente Wandung 5 des Bioreaktors 2 in das im Reaktorinnenraum 6 befindliche Medium 20, das die Zellkultur enthält, eingestrahlt.
Der das Medium 20 enthaltende beuteiförmige Bioreaktor 2 wird in die Reaktoraufnahme 9 der Schüttelvorrichtung 4 so eingesetzt, dass der der Abstrahlfläche 7 des Beleuchtungskörpers 3 zugewandte Teil seiner transparenten Wandung 5 an der Abstrahlfläche 7, die die Auflagefläche 8 der Reaktoraufnahme 9 bildet, anliegt. Dabei wird das in die Stirnflächen 15, 16 des Beleuchtungskörpers 3 eingespiegelte Licht der Lichtleisten 17 mit ihren LED-Lichtquellen 18 eingespiegelt und über die Abstrahlfläche 7 abgestrahlt, so dass es durch die Wandung 5 in das Medium 20 einstrahlt. Gleichzeitig wird der Bioreaktor 2 für die Reaktorauf ahme 9 in oszillierende Schwingungen versetzt. Über Befestigungsmittel 21 lässt sich der Bioreaktor 2 an der Reaktoraufnahme 9 fixieren.