Beschreibung
Leitschaufel für einen Turbolader, Leitschaufelanordnung, Turbolader, Kraftfahrzeug und Verfahren
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Leitschaufel für einen Turbolader. Die vorliegende Erfindung bezieht sich ferner auf eine Leitschaufelanordnung, einen Turbolader, ein Kraftfahrzeug und ein Verfahren zum Betreiben eines solchen Turboladers.
Die DE 10 2007 018 618 AI beschreibt den allgemein bekannten Aufbau eines Turboladers zur Leistungssteigerung eines Ver¬ brennungsmotors eines Kraftfahrzeugs, der im Wesentlichen aus einer Radialturbine mit einem Turbinenrad, welches vom Abgas¬ strom des Verbrennungsmotors angetrieben wird, und einem im Ansaugtrakt des Verbrennungsmotors angeordneten Radialver¬ dichter zur Komprimierung von Frischluft mit einem Verdichterrad, das durch eine Läuferwelle drehfest mit dem Turbinen- rad verbunden ist, besteht.
Die Drehzahl des Radialverdichters und damit der so genannte Ladedruck ist durch die Drehzahl der Turbine oder genauer ü- ber den die Turbine durchströmenden Abgasmassenstrom vorgege- ben. Die Turbine ist zumeist für eine mittlere Drehzahl und einen mittleren Leistungsbereich des Verbrennungsmotors dimensioniert. Dadurch wird über ein ausreichend kleines Mas¬ senträgheitsmoment der drehenden Teile des Turboladers ein schnelles Ansprechverhalten des Turboladers und damit ein schnelles Umsetzten einer vom Kraftfahrzeuglenker gewünschten Beschleunigung erreicht. Zum Anderen wird die Turbine in ei¬ nem mittleren Drehzahl und Leistungsbereich des Verbrennungsmotors mit einem hohen Wirkungsgrad betrieben. Problematisch
bei dieser Konfiguration ist allerdings der Volllastbereich des Verbrennungsmotors. Im Volllastbetrieb kann die Drehzahl der Turbine derart stark ansteigen, dass die ohnehin stark drehzahlbeanspruchte Lagerung der Läuferwelle beschädigt wird oder der zulässige Ladedruck des Verbrennungsmotors über¬ schritten wird. Dies kann schwerwiegende Beschädigungen bis- hin zur Zerstörung des Verbrennungsmotors nach sich ziehen.
Eine Möglichkeit, die Drehzahl des Turboladers und damit den Ladedruck des Verdichters zu steuern, ist der Einsatz eines Turboladers mit einer so genannten variablen Turbinengeomet¬ rie (VTG) . Die US 6,709,232 beschreibt einen solchen VTG- Turbolader. Ein VTG-Turbolader weist einen Leitschaufelkranz auf, welcher das Turbinenrad radial umgibt. Die Leitschaufein sind mit ihren Drehachsen auf einem Trägerring befestigt. Auf der Rückseite des Trägerrings haben die Drehachsen der Leit¬ schaufeln einen Führungszapfen, der in einen Verstellring greift. Alle Leitschaufein werden gleichzeitig über den Verstellring verdreht. Der Verstellring wird entweder über einen elektrischen Stellmotor oder durch eine Unterdruckdose bewegt. Über den Anstellwinkel der Leitschaufein wird die Richtung und die Strömungsgeschwindigkeit des auf die Turbinen- radbeschaufelung treffenden Abgases gesteuert. Bei einem flachen Anstellwinkel der Leitschaufein ergibt sich ein redu- zierter Eintrittsquerschnitt des Abgases. Damit jedoch pro Zeiteinheit der gleiche Abgasmassenstrom in die Turbine ge¬ langen kann, muss sich die Strömungsgeschwindigkeit des Abga¬ ses erhöhen. Weiterhin ist der Aufprallwinkel des Abgasmas¬ senstromes auf die Turbinenbeschaufelung bei flach angestell- ten Leitschaufein größer als bei steil angestellten Leitschaufeln. Somit führt bei der gleichen Abgasmenge ein fla¬ cher Anstellwinkel der Leitschaufein zu einer höheren Turbinendrehzahl als ein steiler Anstellwinkel. Dadurch kann bei
einem VTG-Turbolader durch den Anstellwinkel der Leitschaufeln sowohl sehr schnell ein hoher Ladedruck, beispielsweise beim Beschleunigen eines Kraftfahrzeuges aus dem Stand, als auch ein reduzierter Ladedruck, beispielweise beim Volllast- betrieb des Verbrennungsmotors bei einer konstant hohen Ge¬ schwindigkeit, verwirklicht werden. Insbesondere bei Diesel¬ motoren finden VTG-Turbolader sehr verbreitet Anwendung.
Als Leitschaufelprofil finden im einfachsten Fall Profile mit einer geraden Profilmittellinie und einer symmetrischen
Dickenverteilung Anwendung. Die Regelbarkeit derartiger Leitschaufelprofile ist gut. Allerdings gilt die thermodynamische und fluiddynamische Effizienz derartiger Profile, insbesonde¬ re im Anfahrbereich des Verbrennungsmotors, als begrenzt. Aus diesem Grund finden zur Optimierung der thermodynamischen und fluiddynamischen Effizienz in der VTG-Turboladertechnik verschiedenste Leitschaufelprofilvarianten, beispielsweise mit kontinuierlich gekrümmten Profilmittellinien, abschnittsweise gekrümmten Profilmittellinien, Profile mit einer unsymmetri- sehen Dickenverteilung, Profile mit einem S-Schlag, etc., Anwendung. Je nach Ausgestaltung weisen diese Profilvarianten jedoch hinsichtlich ihrer Regelbarkeit diverse Nachteile auf.
Durch die Anströmung der Leitschaufein mit Abgas ergibt sich auf der Leitschaufeloberfläche eine bestimmte Druckvertei¬ lung, die je nach Winkelstellung der Leitschaufein ein auf die Leitschaufein wirkendes öffnendes oder schließendes Mo¬ ment verursacht. Da mechanische Systeme immer zu einem gewis¬ sen Grad spielbehaftet sind, ergibt sich in dem Winkelbereich dieser Momentenumkehr eine nicht definierte Winkelstellung der Schaufeln. Diese nicht definierte Winkelstellung gilt es aus regelungstechnischer Sicht zu vermeiden.
Weiterhin kann ein durch die Anstromung der Leitschaufein verursachtes schließendes Moment bei fast geschlossenen Leit¬ schaufeln zu einem selbstverstärkenden Effekt führen. D.h. wenn die Schaufeln bereits fast geschlossen sind, erhöht sich die Strömungsgeschwindigkeit des Abgases aufgrund des redu¬ zierten Strömungsquerschnittes. Dadurch erhöht sich wiederum das schließende Moment. Im ungünstigen Fall kann das Stell¬ glied zur Verstellung des Anstellwinkels der Leitschaufein dann nicht mehr die erforderliche Kraft zum Öffnen der Leit- schaufeln aufbringen und die Turboladerdrehzahl steigt unkontrolliert an. Außerdem sind die Notlaufeigenschaften einer derartigen schließenden Leitschaufelgeometrie als äußerst schlecht, da beispielsweise bei einem Ausfall des Stellglie¬ des die Turbinendrehzahl und damit der Ladedruck auf der Ver- dichterseite unkontrolliert ansteigt.
Die eben genannten Nachteile gilt es daher möglichst zu ver¬ meiden . Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die
Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Leitschaufel bereitzustel¬ len .
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Leitschaufel mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und/oder durch eine Leitschaufelanordnung mit den Merkmalen des Patentanspruchs 12 und/oder durch einen Turbolader mit den Merkmalen des Patentanspruchs 13 und/oder durch ein Kraftfahrzeug mit den Merkmalen des Patentanspruchs 14 und/oder durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 15 gelöst.
Demgemäß ist vorgesehen:
Eine Leitschaufel eines mit einer variablen Turbinengeometrie ausgestatteten Turboladers, insbesondere für ein Kraftfahrzeug, welche ein Profil mit einer Schaufelunterseite, einer Schaufeloberseite und einer Schaufelvorderkante aufweist, wo- bei eine sich entlang der Schaufelvorderkante erstreckende Nase vorgesehen ist, die sich von der Schaufelvorderkante zu der Schaufeloberseite hin erstreckt und die auf der Schaufel¬ oberseite bei der Anströmung der Leitschaufel mit Abgas einen Unterdruck bildet.
Eine Leitschaufelanordnung für einen Turbolader mit verstellbarer Turbinengeometrie, aufweisend: eine Vielzahl erfin¬ dungsgemäßer Leitschaufein, eine Aufnahmevorrichtung zur drehbaren Aufnahme der Leitschaufein, wobei die Leitschaufein in der Aufnahme kreisförmig angeordnet sind und wobei Dreh¬ achsen der Leitschaufein parallel zueinander angeordnet sind, eine Versteilvorrichtung zur gleichförmigen Verstellung eines Anstellwinkels der Leitschaufein, wobei die Versteilvorrichtung als Verstellring ausgebildet ist, ein Stellglied zur Verstellung des Verstellrings und eine Kopplung zur Anbindung des Stellgliedes an den Verstellring.
Ein Turbolader, insbesondere für ein Kraftfahrzeug mit einer erfindungsgemäßen Leitschaufelanordnung, der aufweist: ein Turbinengehäuse, ein Turbinenrad mit einer Turbinenbeschaufe¬ lung, welches in dem Turbinengehäuse angeordnet ist, ein Ver¬ dichtergehäuse, ein in dem Verdichtergehäuse angeordnetes Verdichterrad und eine Läuferwelle, welche das Turbinenrad mit dem Verdichterrad drehfest verbindet, wobei ein Abgasan- Strömwinkel der Turbinenbeschaufelung durch eine Verstellung des Anstellwinkels der Leitschaufein einstellbar ist.
Ein Kraftfahrzeug mit einem solchen Turbolader.
Ein Verfahren zum Betreiben eines solchen Turboladers, der eine Vielzahl von erfindungsgemäßen Leitschaufeln aufweist, wobei die Vielzahl von Leitschaufeln mit Abgas derart ange- strömt werden, dass das Abgas eine jeweilige Leitschaufel le¬ diglich im Bereich der Nase anströmt, wodurch im Bereich der Nase jeder Leitschaufel ein Unterdruck gebildet wird.
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Idee besteht nun unter anderem darin, an der Schaufelvorderkante der Leitschaufel eine sich entlang der Schaufelvorderkante erstre¬ ckende Nase vorzusehen. Aufgrund der Nase wird beim Anströmen der Schaufelvorderkante auf der Schaufeloberseite ein Unter¬ druck gebildet. Aus diesem Unterdruck resultiert eine von der Schaufeloberseite weg wirkende Kraft.
Erfindungsgemäß ist es somit möglich, eine Leitschaufel zur Verfügung zu stellen, welche über den gesamten Betriebsbereich eines Turboladers mit variabler Turbinengeometrie durch eine Kraft mit einer gleichen Wirkungsrichtung beaufschlagt wird. Diese Kraft bewirkt um eine Drehachse der Leitschaufel ein Moment in Richtung Öffnen der variablen Turbinengeometrie. Hierdurch kann zur Anstellung der Leitschaufeln ein geringer dimensioniertes Stellglied verwendet werden, wodurch der Turbolader insgesamt kostengünstiger herstellbar ist. Indem die Kraft über den gesamten Betriebsbereich die gleiche Wirkungsrichtung aufweist, verbessert sich die Regelcharakte¬ ristik des Turboladers signifikant, da im Betrieb des Turbo¬ laders kein Winkelbereich mit einer Undefinierten Anstellung der Leitschaufel auftritt.
Weiterhin werden durch die erfindungsgemäßen Leitschaufeln auch die Notlaufeigenschaften des Turboladers verbessert, da
bei einem Ausfall des Stellgliedes die Leitschaufeln sich selbsttätig durch die an die Schaufeloberseite wirkende Kraft in Richtung Öffnen der variablen Turbinengeometrie bewegen. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus den weiteren Unteransprüchen und aus der Beschreibung in Zusammenschau mit den Figu¬ ren der Zeichnung. In einer typischen Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung bildet die Nase eine sprunghafte Querschnittserweiterung des Profils. Hierdurch ist gewährleistet, dass bei einer Anströ- mung der Leitschaufel mit Abgas sich der gewünschte Unter¬ druck auf der Schaufeloberseite ausbildet.
In einer bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung weist das Profil eine Profilmittellinie auf, welche eine Pro¬ filgrundform der Leitschaufel festlegt. Die Profilmittellinie verläuft hier von einem ersten Krümmungsmittelpunkt eines ersten Kopfradius im Bereich der Schaufelvorderkante bis zu einem zweiten Krümmungsmittelpunkt eines Endradius im Bereich einer der Schaufelvorderkante gegenüberliegenden Schaufelhinterkante. Hierdurch ist mit geringem Aufwand die Grundform des Profils der Leitschaufel herstellbar, wodurch sich die Herstellungskosten der erfindungsgemäßen Leitschaufel weiter reduzieren lassen.
In einer ebenso bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist im Bereich der Nase ein dritter Krümmungsmit- telpunkt eines zweiten Kopfradius beabstandet von der Profil¬ mittellinie vorgesehen. Der dritte Krümmungsmittelpunkt ist derart vorgesehen, dass die Schaufelvorderkante von dem ers¬ ten und dem zweiten Kopfradius gebildet ist. Der zweite Kopf-
radius ist hier größer als der erste Kopfradius. Durch die Anordnung der Krümmungsmittelpunkte ist gewährleistet, dass mittels einfacher geometrischer Formen die Form der Nase definiert werden kann, wodurch sich ebenso die Herstellungskos- ten der erfindungsgemäßen Leitschaufel reduzieren.
In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung verläuft im Bereich der sprunghaften Querschnittserweiterung das Profil über den zweiten Kopfradius in etwa senkrecht zu der Profilmittellinie hin und geht in die Pro¬ filgrundform über. Hierdurch wird ein möglichst schneller Ü- bergang von der großen Profildicke der Nase zur geringeren Profildicke der Profilgrundform gewährleistet. Es ergibt sich auch ein möglichst großer Unterdruck auf der Schaufelobersei- te, wodurch bereits bei geringen Strömungsgeschwindigkeiten des Abgases eine von der Schaufeloberseite weg wirkende Kraft erzeugt werden kann. Dies vergrößert den Anwendungsbereich der erfindungsgemäßen Leitschaufel . In einer ebenso bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist der dritte Krümmungsmittelpunkt zwischen der Profilmittellinie und der Schaufeloberseite vorgesehen. Die Nase ist bezüglich der Schaufelvorderkante in einem vorderen Drittel des Profils vorgesehen. Hierdurch ergibt sich ein möglichst großes Drehmoment um die Drehachse der Leitschau¬ fel, wodurch bereits bei einem geringen Abgasmassenstrom ein selbsttätiges Öffnen der variablen Turbinengeometrie gewähr¬ leistet ist. In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist die Profilmittellinie eine Gerade oder weist eine kontinuierlich durchgehende Krümmung auf. Hierdurch ist die Profilgrundform mittels einfacher geometrisch darstellba-
rer Profilmittellinien herstellbar, wodurch sich die erfindungsgemäßen Leitschaufeln vereinfacht herstellen lassen und die Produktionskosten reduziert werden. In einer ebenso bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist eine Endkante der Nase scharfkantig ausgebil¬ det. Hierdurch verbessert sich zusätzlich die Wirkung der Nase hinsichtlich der Erzeugung eines Unterdrucks auf der
Schaufeloberseite, wodurch bereits bei geringen Anströmge- schwindigkeiten der Leitschaufel ein öffnendes Moment an der Leitschaufel erreichbar ist.
In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung weist die Nase in der Längsrichtung des Profils ausgehend von der Schaufelvorderkante eine Ausdehnung von bis zu 30% bis 50%, bevorzugt 30%, einer Länge des Profils auf. Hierdurch wird sichergestellt, dass die Nase immer ein öff¬ nendes und kein schließendes Moment um die Drehachse der Leitschaufel bewirkt.
Die oben genannten Ausgestaltungen und Weiterbildungen lassen sich - sofern sinnvoll - in beliebiger Weise miteinander kombinieren . Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren der Zeichnung angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen dabei:
Fig. 1 eine schematische Schnittansicht eines Ausführungs- beispiels einer erfindungsgemäßen Leitschaufei ;
Fig. 2 eine schematische, vergrößerte Schnittansicht des in der Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Leitschaufel ; Fig. 3 schematische Ansicht eines Ausführungsbei
spiels einer erfindungsgemäßen Leitschaufelanord nung; und
Fig. 4 schematische Ansicht eines Ausführungsbei
spiels eines erfindungsgemäßen Abgasturboladers.
In den Figuren der Zeichnung sind - sofern nichts anderes ausgeführt ist - gleiche Bauteile, Elemente und Merkmale mit denselben Bezugszeichen versehen worden.
Die Fig. 1 zeigt eine schematische Schnittansicht eines Aus¬ führungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Leitschaufel .
Die Fig. 1 zeigt zunächst eine Leitschaufel 1 mit einer
Schaufelunterseite 2 und einer Schaufeloberseite 4. Die
Schaufelunterseite 2 und die Schaufeloberseite 4 bilden mit einer Schaufelvorderkante 9 und einer Schaufelhinterkante 12 die Begrenzung des Profils 3 der Leitschaufel 1. Die Schau¬ felvorderkante 9 stellt eine Anströmkante des Profils 3 dar. Die Leitschaufel 1 weist eine Profilmittellinie 5 einer Pro¬ filgrundform 6 auf. Die Profilgrundform 6 weist eine symmetrische Dickenverteilung auf. Die Profilmittellinie 5 verläuft von einem ersten Krümmungsmittelpunkt 7 eines ersten Kopfra¬ dius 8 der Schaufelvorderkante 9 bis zu einem zweiten Krüm- mungsmittelpunkt 10 eines Endradius 11 der Schaufelhinterkan¬ te 12. Die Krümmungsmittellinie 5 wird dabei durch eine Viel¬ zahl von Krümmungsmittelpunkten einer Vielzahl von Kreisen, welche tangential an die Profilgrundform 6 gelegt werden, ge-
bildet. Bevorzugt weißt die Profilmittellinie 5 eine kontinu¬ ierliche Krümmung auf. Alternativ dazu kann die Profilmittel¬ linie 5 auch durch eine Gerade, oder jede beliebige andere linienförmige zweidimensionale Form gebildet werden. Das Pro- fil 3 der Leitschaufel 1 weist weiterhin eine sprunghafte
Querschnittserweiterung 13 in Form einer Nase 13, welche sich entlang der Schaufelvorderkante 9 erstreckt, auf. Die Nase 13 verläuft von der als Anströmkante ausgebildeten Schaufelvorderkante 9 in Richtung Schaufeloberseite 4 zu der Schaufel- hinterkante 12. Die Nase 13 ist durch einen zweiten Kopfradi- us 15 an der Schaufelvorderkante 9 bestimmt. Der zweite Kopf¬ radium 15 ist dabei bevorzugt größer als der erste Kopfradius 8. Der Krümmungsmittelpunkt des zweiten Kopfradius 15 liegt nicht auf der Profilmittellinie 5. Das heißt, im Bereich der Schaufelvorderkante 9 weicht das Profil 3 der Leitschaufel von der symmetrischen Dickenverteilung der Profilgrundform 6 ab. In einer Längsrichtung 17 der Leitschaufel 1 verläuft die sprunghafte Querschnittserweiterung 13 in Form der Nase 13 ausgehend von der Schaufelvorderkante 9 bis maximal zur Hälf- te des Profils 3. Bevorzugt endet die sprunghafte Quer¬ schnittserweiterung 13 bezogen auf die Schaufelvorderkante 9 jedoch in dem vorderen Drittel des Profils 3. Die Leitschau¬ fel 1 weist weiterhin eine Drehachse 41 auf, welche in Längs¬ richtung 17 bevorzugt in einem vorderen Drittel der Leit- schaufei 1 angeordnet ist.
Bei einer Anströmung der Leitschaufel 1 mit Abgas eines
Verbrennungsmotors auf die als Anströmkante ausgebildete Schaufelvorderkante 9 wird durch die Nase 13 auf der Schau- feloberseite 4 ein Unterdruck 16 gebildet. Eine aus diesem
Unterdruck 16 resultierende Kraft 40 wirkt von der Schaufel¬ oberfläche 4 weg und erzeugt ein Drehmoment 42 um die Dreh¬ achse 41.
Fig. 2 illustriert eine schematische, vergrößerte Schnittan¬ sicht des in der Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Leitschaufei .
Fig. 2 zeigt in vergrößerter Ansicht die Schaufelvorderkante 9 der Leitschaufel 1. Der erste Kopfradius 8 mit dem ersten Krümmungsmittelpunkt 7 und der zweite Kopfradius 15 mit einem dritten Krümmungsmittelpunkt 14 sind zur Verdeutlichung als Vollkreise dargestellt. Der dritte Krümmungsmittelpunkt 14 ist nicht auf der Profilmittellinie 5 angeordnet. Bevorzugt ist der dritte Krümmungsmittelpunkt zwischen der Profilmit¬ tellinie 5 und der Schaufeloberseite 4 angeordnet. Bezüglich der Längsrichtung 17 des Profils 3 ist der dritte Krümmungs- mittelpunkt 14 in Relation zur Schaufelvorderkante 9 bevor¬ zugt in dem vorderen Drittel des Profils 3 angeordnet. Die Form der Nase 13 ergibt sich im Wesentlichen aus dem zweiten Kopfradius 15. Dadurch, dass der dritte Krümmungsmittelpunkt 14 nicht auf der Profilmittellinie 5 liegt, wird der Verlauf des Profils 3 im Bereich der Schaufelvorderkante 9 sowohl von dem ersten Kopfradius 8 als auch dem zweiten Kopfradius 15 bestimmt. Ausgehend von der Schaufelunterseite 2 verläuft ei¬ ne Außenkontur des Profils 3 über den ersten Kopfradius 8 und den zweiten Kopfradius 15 über einen Abschnitt 18 zurück zur Schaufeloberseite 4. Der Abschnitt 18 ist dabei bevorzugt senkrecht zur Profilmittellinie 5 ausgebildet. Der Übergang 19 vom zweiten Kopfradius 15 auf den senkrechten Abschnitt 18 ist bevorzugt scharfkantig ausgebildet. Dadurch, dass der Abschnitt 18 senkrecht zur Profilmittelli¬ nie 5 ausgebildet ist und dass der Übergang 19 scharfkantig ist, ergibt sich ein besonders abrupter Übergang von der sprunghaften Querschnittserweiterung 13 zu der Profilgrund-
form. Hierdurch wird bereits bei geringen Anströmgeschwindig¬ keiten an der Schaufelvorderkante 9 eine von der Schaufel¬ oberseite 4 wegwirkende Kraft erzeugt. Fig. 3 illustriert eine schematische Ansicht eines Ausfüh¬ rungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Leitschaufelanordnung .
Fig. 3 zeigt zunächst eine Leitschaufelanordnung 20 mit einer Aufnahme 21 zur Aufnahme einer Vielzahl an Leitschaufein 1. Zur Vereinfachung zeigt Fig. 3 nur eine Leitschaufel 1. Die
Leitschaufein 1 weisen einen in ihrer Drehachse 41 angeordneten Lagerzapfen auf, welcher auf einer Kreislinie 25 der Aufnahme 21 angeordnet ist. Fig. 3 zeigt weiterhin ein Stell¬ glied 22, beispielsweise in Form eines elektrischen Aktuators oder eines Hydraulikzylinders. Das Stellglied 22 ist über ei¬ ne Kopplung 23 und einen in Fig. 3 nicht dargestellten Verstellring mit den Leitschaufein 1 gekoppelt. Zur vereinfachten Darstellung ist in der Fig. 3 die Kopplung 23 direkt mit der Leitschaufel 1 verbunden. Das Stellglied 22 ist über eine Datenleitung 26 mit einer Motorsteuerung 24, beispielsweise eines Kraftfahrzeugs verbunden. Mittig in der Leitschaufelanordnung 20 ist ein Turbinenrad 27 mit einer Turbinenbeschau¬ felung 28 eines Turboladers dargestellt. Die Leitschaufein 1 umgeben dabei das Turbinenrad 27 radial.
Die Funktionsweise der Leitschaufelanordnung 20 und der Leit¬ schaufeln 1 wird im Folgenden dargestellt.
Mittels des Stellrings können alle Leitschaufein 1 gleichzei- tig um ihre Drehachse 41 verschwenkt werden. Da die Leit¬ schaufeln 1 das Turbinenrad 27 radial umgeben, kann durch die Anstellung der Leitschaufein 1 der Strömungsquerschnitt variiert werden, welcher dem auf das Turbinenrad 27 zuströmende
Abgas zur Verfügung steht. Über die Motorsteuerung 24 wird je nach Betriebszustand eines Verbrennungsmotors und Stellung eines Gaspedals des Verbrennungsmotors an das Stellglied 22 der Befehl erteilt, die Leitschaufel 1 in Richtung 43, d. h. "Schließen" oder in Richtung 44, das heißt "Öffnen" zu verstellen .
Bei geschlossenen Leitschaufeln 1 verringert sich der dem Abgas zur Verfügung stehende Strömungsquerschnitt. Damit jedoch der gleiche Abgasmassenstrom durch einen verringerten Strömungsquerschnitt strömen kann, erhöht sich die Strömungsge¬ schwindigkeit. Weiterhin wird bei einer geschlossenen Stellung der Leitschaufeln 1 ein steiler Aufprallwinkel des Abgases auf die Turbinenbeschaufelung 28 erreicht. Dadurch steigt die Drehzahl des Turbinenrades 27 und damit die Drehzahl ei¬ nes Verdichterrades des Turboladers des Verbrennungsmotors. Dadurch erhöht sich der Ladedruck und die Leistung des
Verbrennungsmotors. Dieser Betriebszustand der Leitschaufel- anordnung 20 wird beispielsweise bei einem Beschleunigen ei- nes Kraftfahrzeuges eintreten.
Bei einer Verschwenkung der Leitschaufein 1 in Richtung 44, d. h. einem Öffnen der Leitschaufein 1 wird der dem Abgas zur Verfügung stehende Strömungsquerschnitt vergrößert. Die Strö- mungsgeschwindigkeit des Abgases verringert sich und der An¬ strömwinkel, mit dem das Abgas auf die Turbinenbeschaufelung 28 trifft, wird flacher. Die Drehzahl des Turbinenrades 27 und die damit die Drehzahl des Verdichterrades und der Lade¬ druck des Verbrennungsmotors sinken. Dieser Betriebszustand wird beispielsweise bei einer schnellen konstanten Fahrt ei¬ nes Kraftfahrzeugs unter Volllast erreicht.
Dadurch, dass auf der Schaufeloberseite 4 der Leitschaufeln 1 durch die sprunghafte Querschnittserweiterung in Form einer Nase des Leitschaufelprofils ein Unterdruck erzeugt wird, wirkt ein Drehmoment 42 in Richtung „Öffnen" der Leitschau- fein 1. Hierdurch wird erreicht, dass über den gesamten Betriebsbereich des Turboladers das Öffnen der Leitschaufeln 1 durch das Drehmoment 42 unterstützt wird. Das Notlaufverhal¬ ten eines mit derartigen erfindungsgemäßen Leitschaufeln 1 ausgestatteten Turboladers wird dadurch verbessert, da bei einem Ausfall des Stellgliedes 22 oder der Motorsteuerung 24 die Drehzahl des Turbinenrades 27 selbsttätig durch ein Öff¬ nen der Leitschaufeln 1 reduziert wird. Weiterhin wird dadurch, dass über den gesamten Betriebsbereich des Turboladers ein Unterdruck auf den Schaufeloberseiten der Leitschaufeln 1 herrscht und damit ein öffnendes Drehmoment 42 erzeugt wird, im Vergleich zu bekannten Leitschaufeln, welche ein schließendes Drehmoment erzeugen, verhindert, dass bei annährend geschlossenen Leitschaufeln ein sogenannter selbstverstärkender schließender Effekt auftritt. Dieser Effekt tritt vor al- lern bei Leitschaufeln auf, welche ein schließendes Drehmoment erzeugen. Bei derartigen Leitschaufeln wird durch die erhöhte Strömungsgeschwindigkeit bei annährend geschlossenen Leit¬ schaufeln das schließende Drehmoment soweit erhöht, dass das Stellglied gegebenenfalls nicht mehr die erforderliche Kraft zum Öffnen der Leitschaufeln bereitstellen kann. Somit ist es mit den erfindungsgemäßen Leitschaufeln 1 und der erfindungsgemäßen Leitschaufelanordnung 20 möglich, über den gesamten Betriebbereich des Turboladers ein öffnendes Drehmoment an den Leitschaufein 1 zu erzeugen, wodurch die Notlaufeigen- schaffen des Turboladers signifikant verbessert werden. Wei¬ terhin wird das Regelungsverhalten des Turboladers aufgrund einer über den gesamten Betriebsbereich des Turboladers definierten Winkelstellung der Leitschaufein 1 verbessert.
Fig. 4 zeigt eine schematische Ansicht eines Ausführungsbei¬ spiels eines erfindungsgemäßen Abgasturboladers. Ein Verbrennungsmotor 37 mit vier Zylindern 38 ist über eine Abgasleitung 35 fluidisch mit dem in einem Turbinengehäuse 30 befindlichen Turbinenrad 27 einer Turbine 29 eines Abgasturboladers 39 gekoppelt. Das Turbinenrad 27 ist über eine Läu¬ ferwelle 34 mit einem Verdichterrad 32 drehfest verbunden. Das Verdichterrad 32 ist in einem Verdichtergehäuse 33 eines Radialverdichters 31 des Abgasturboladers 39 angeordnet. Das Verdichterrad 32 ist über einen Ansaugtrakt 36 mit dem
Verbrennungsmotor 37 fluidisch gekoppelt. Im Betrieb des Verbrennungsmotors 37 mit dem Abgasturbolader 39 stellt der Verbrennungsmotor 37 über die Abgasleitung 35 dem Turbinenrad 27 Abgas zur Verfügung. Durch das Turbinenrad 27 wird die Enthalpie des Abgases erniedrigt und die kineti¬ sche und thermische Energie des Abgases in Rotationsenergie umgewandelt. Die Rotationsenergie wird über die Läuferwelle 34 auf das Verdichterrad 32 übertragen. Das Verdichterrad 32 saugt Frischluft an, komprimiert diese und führt die kompri¬ mierte Frischluft über den Ansaugtrakt 36 dem Verbrennungsmo¬ tor 37 zu. Dadurch, dass in dem komprimierten Luftvolumen pro Volumeneinheit mehr Sauerstoff vorhanden ist, kann im
Verbrennungsmotor 37 pro Luftvolumeneinheit mehr Kraftstoff verbrannt werden. Wodurch sich die Leistungsausbeute des Verbrennungsmotors 37 erhöht. Durch die erfindungsgemäßen Leitschaufeln bzw. die erfindungsgemäße Leitschaufelanordnung ist es möglich, den Abgasturbolader 39 und den Verbrennungsmotor 37 mit einer erhöhten Sicherheit und Zuverlässigkeit zu betreiben. Weiterhin ist es
durch die erfindungsgemäßen Leitschaufeln möglich, dass zur Verstellung der Leitschaufeln erforderliche Stellglied klei¬ ner zu dimensionieren als im Vergleich zu bekannten Lösungen, da die Leitschaufeln einen selbstöffnenden Effekt aufweisen und somit zu ihrer Verstellung eine geringere Kraft erforder¬ lich ist.
Obwohl die vorliegende Erfindung anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele vollständig beschrieben wurde, ist sie darauf nicht beschränkt, sondern auf vielfältige Art und Weise modi¬ fizierbar. Insbesondere können Merkmale der einzelnen, oben aufgeführten Ausführungsbeispiele - sofern dies technisch sinnvoll ist - beliebig miteinander kombiniert werden. In einer bevorzugten Modifikation der vorliegenden Erfindung weist die Leitschaufel 1 mindestens eine Querschnittsein¬ schnürung auf. Hierdurch kann auf der Schaufeloberfläche e- benfalls ein Unterdruck erzeugt werden. Dadurch dass der Querschnitt des Profils 3 der Leitschaufel 1 eingeschnürt ist und nicht sprunghaft erweitert ist, kann die Profildicke des Profils 3 reduziert werden. Hierdurch wird der Platzbedarf der Leitschaufel 1 verringert.
In einer weiteren bevorzugten Modifikation der vorliegenden Erfindung weist die Leitschaufel 1 mindestens zwei sprunghaf¬ te Querschnittserweiterungen 13 auf.
Die aufgeführten Materialien, Zahlenangaben und Dimensionen sind beispielhaft zu verstehen und dienen lediglich der Er- läuterung der Ausführungsformen und Weiterbildungen der vorliegenden Erfindung.
Die angegebene Leitschaufel , die angegebene Leitschaufelan- ordnung und der angegebene Turbolader sind besonders vorteil¬ haft im Kraftfahrzeugbereich und hier vorzugsweise bei Perso¬ nenkraftfahrzeugen, beispielsweise bei Diesel- oder Ottomoto- ren, einsetzbar, lassen sich bei Bedarf allerdings auch bei beliebig anderen Turboladeranwendungen einsetzen.