Verfahren und Anlage zur Rückgewinnung von Arbeitsfluid
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Rückgewinnung von Arbeitsfluid, insbesondere aus einem bei der Rückgewinnung von Energie aus dem Arbeitsfluid anfallenden Leckgasstrom, und auf eine Anlage zur Durchführung eines solchen Verfahrens.
Bei vielen chemischen Prozessen werden infolge exotherm verlaufender Reaktionen der Ausgangsstoffe erhebliche Wärmemengen frei. Zur Rückgewinnung dieser Wärmemengen werden niedrig siedende Wärmeträger eingesetzt. Bei großen Wärmemengen ist jedoch der Einsatz einer relativ großen Umlaufmenge an Wärme aufnehmendem Arbeitsfluid erforderlich. Dies führt dazu, dass auf- grund konstruktionsbedingter Undichtigkeiten im Bereich der Expansionsturbine ein Leckgasstrom, der aus dampfförmigem Arbeitsfluid und Sperrgas zusammengesetzt ist, austritt.
Um den Verlust an Arbeitsfluid zu verringern, ist gemäß der DE 10 2005 061 328 A1 ein Verfahren zur Rückgewinnung von Wärmemengen aus einem Pro- zess-Gasstrom vorgesehen, bei welchem eine indirekte Wärmeübertragung auf ein in einem geschlossenen Kreislauf fließendes Wärme aufnehmendes Arbeitsfluid erfolgt. Durch Kondensation des Prozess-Gasstroms wird das im Druck erhöhte, flüssige Arbeitsfluid verdampft, danach in einer Expansionsturbi- ne entspannt, anschließend kondensiert und erneut im Druck erhöht. Um die durch Undichtigkeiten im Bereich der Expansionsturbine auftretende, aus Arbeitsfluid und Sperrgas bestehenden Primärverluste an Arbeitsfluid zurückzugewinnen, wird der Leckgasstrom in eine das Arbeitsfluid enthaltende Phase, die in den Kreislauf zurückgeleitet wird, und eine das Sperrgas enthaltende Phase getrennt. Für die Rückgewinnung der Leichtsieder aus dem Leckgas-
ström, werden hierbei mechanisch angetriebene Kälteanlagen oder Kompressionsanlagen eingesetzt. Solche Anlagen sind mit erheblichen Investitionen verbunden und nur dann wirtschaftlich, wenn die Einsparung durch die zurückgewonnenen leichtsiedenden Komponenten in einer vernünftigen Betriebsperiode die zusätzlichen Investitionskosten kompensiert.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine wirtschaftlichere Rückgewinnung des Arbeitsfluids zu erreichen, die geringere Investitionskosten erfordert.
Diese Aufgabe wird bei dem eingangs genannten Verfahren im Wesentlichen dadurch gelöst, dass aus dem bei der Rückgewinnung von Wärmemengen aus dem Arbeitsfluid anfallenden Leckgasstrom, der leichtsiedende flüssige und/oder gasförmige Komponenten des Arbeitsfluids enthält, das Arbeitsfluid zurückgewonnen wird, indem ein flüssiges Gas als Kältemittel verdampft wird und der Leckgasstrom im Gegenstrom zu dem Kältemittel zunächst durch einen Vorkondensator mit höherer Temperatur und dann durch einen Hauptkondensator mit niedriger Temperatur geführt wird, um das Arbeitsfluid aus dem Leckgasstrom zu kondensieren.
Erfindungsgemäß wird daher zum Verhindern der Emission von leichtsiedenden Komponenten oder zum Zurückgewinnen eines Leichtsieders aus einem Gasstrom die erforderliche Kälteleistung durch Verdampfen eines flüssigen Gases zur Verfügung gestellt. Da weder Kompressoren noch andere rotierende AnIa- genteile für die Durchführung des neuen Verfahrens eingesetzt werden, sind die Investitionskosten vergleichsweise niedrig. Beispielsweise sind die Investitionskosten für eine kryogene Kälteanlage der erfindungsgemäßen Art bis zu zwei Drittel niedriger als für rotierende Ausrüstungen, wobei zusätzlich der Wartungsaufwand hierfür entfällt. In Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Kältemittel im Gegenstrom zu dem Leckgasstrom zunächst durch einen
Hauptkondensator mit niedrigerer Temperatur und dann durch einen Vorkondensator mit höherer Temperatur geführt. Hierbei wird das Arbeitsfluid durch Kondensation in einen flüssigen Zustand überführt.
Es ist aber auch möglich, dass anstelle eines einzelnen Hauptkondensators das Kältemittel in einem diskontinuierlichen Verfahren abwechselnd durch einen von wenigstens zwei parallel geschalteten Kondensatoren zum Kondensieren und Einfrieren des Arbeitsfluids geführt wird.
Um ein Einfrieren des Arbeitsfluids in dem Hauptkondensator zu vermeiden, kann das Kältemittel vor dem Eintritt in den Hauptkondensator auf eine entsprechend vorbestimmte Temperatur gebracht werden.
Um ein Kondensieren wenigstens eines Teils des in dem Leckgasstrom enthal- tenen Wassers in dem Vorkondensator zu gewährleisten, damit möglichst wenig Wasser in den kälteren Hauptkondensator gelangt, kann das Kältemittel vor dem Eintritt in den Vorkondensator auf eine vorbestimmte Temperatur gebracht werden. Auf diese Weise kann ein Einfrieren des Hauptkondensators verhindert werden.
Die Temperatur des Leckgasstromes beim Austritt aus dem Vorkondensator kann dadurch auf einen vorbestimmten Wert eingestellt werden, dass ein Teil des Kältemittelstroms an dem Vorkondensator vorbeigeführt wird.
Im Falle einer Blockade des Kondensators durch gefrorenes Wasser wird vorzugsweise wenigstens ein Teil des Leckgasstroms an dem Hauptkondensator vorbeigeführt. Ein entsprechender Effektivitätsabfall kann dann in Kauf genommen werden.
Um ein Einfrieren der für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens bestimmten Anlage zu verhindern, kann das Leckgas vor Eintritt in das Verfahren getrocknet werden.
Vorteilhafterweise kann das Arbeitsfluidkondensat aus dem Vorkondensator und/oder dem Hauptkondensator in den Arbeitsprozess, aus welchem das Ar- beitsfluid stammt, zurückgeführt werden. Erfindungsgemäß wird hierbei Wasser mittels eines Separators aus dem Arbeitsfluid abgetrennt.
Das frei werdende Kältemittel kann in das Kälte mitte I netz beziehungsweise den Kältemittelvorrat, aus dem es stammt, zurückgeführt werden, um einen besonders wirtschaftlichen Betrieb zu erreichen.
Als Kältemittel wird insbesondere flüssiger Stickstoff vorgeschlagen, da dieser in vielen Prozessanlagen ohnehin vorhanden ist. Es können jedoch auch beispielsweise Kohlendioxid, Luft, Helium, LPG, H2 oder O2 als Kältemittel eingesetzt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere für die Rückgewin- nung eines Arbeitsfluids, welches im Wesentlichen aus n-Pentan, Propan, Iso- propan, Butan, Isobutan, Isopentan und/oder halogenisierten Kohlenwasserstoffen besteht. n-Pentan ist beispielsweise ein bevorzugtes Arbeitsmedium bei Eastman Terephtalsäureanlagen (E PTA-Anlagen), bei welcher große Mengen von exothermer Wärme durch einen Rankine-Prozess zurückgewonnen werden. Das n-Pentan als Arbeitsmedium geht dabei in den Expander-Wellendichtungen teilweise als Leckgas verloren.
Der für die Kälteleistung in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Flüssigstickstoff kann nach seiner Verdampfung Stickstoffverbrauchern zur Verfügung gestellt werden.
Der Stickstoff wird vor dem Eintritt in den Hauptkondensator vorzugsweise auf etwa -1200C vorerhitzt, um ein Einfrieren des n-Pentans (Gefrierpunkt -1300C) zu verhindern.
Weiterhin kann der Stickstoff vor dem Eintritt in den Vorkondensator auf über 00C erhitzt werden, um ein Einfrieren von Wasser in dem Vorkondensator zu verhindern.
Die Temperatur des Leckgases beim Austritt aus dem Vorkondensator wird vorzugsweise auf etwa 5°C eingestellt.
Der Flüssigstickstoff wird vorzugsweise unter einem Druck von 8 bar(g) eingesetzt, damit er aus dem vorhandenen Anlagennetzwerk einer E PTA-Anlage entnommen werden kann.
Eine erfindungsgemäße Anlage zum Durchführen des zuvor geschilderten Verfahrens enthält wenigstens einen Kondensator, welcher zum Kondensieren des Arbeitsfluids mittels des Kältemittels ausgelegt ist.
In Weiterbildung der erfindungsgemäßen Anlage weist diese wenigstens zwei Kondensatoren auf, welche bezüglich des Kältemittelstromes und des Leckgasstromes in Reihe oder parallel geschaltet sind.
Einer von zwei in Reihe geschalteten Kondensatoren ist vorzugsweise bezüglich des Leckgasstromes als Vorkondensator ausgelegt und der andere als Hauptkondensator mit niedriger Temperatur, so dass das Arbeitsfluid als Kondensat anfällt.
Zwischen dem Kältemittelnetz beziehungsweise -Vorrat und dem Hauptkondensator kann eine Heizeinrichtung für den Kältemittelstrom eingeschaltet sein, um ein Einfrieren von Wasser in dem Hauptkondensator zu verhindern.
Ferner kann zwischen dem Hauptkondensator und dem Vorkondensator eine (weitere) Heizeinrichtung für den Kältemittelstrom eingeschaltet sein, um das Einfrieren des in dem Leckgasstrom enthaltenen Wassers zu verhindern.
Insbesondere kann dem Kondensator ein Bypass für wenigstens einen vor- zugsweise einstellbaren Teil des Kältemittelstroms zugeordnet sein. Dadurch kann die Temperatur des Leckgasstromes beim Austritt aus dem Vorkondensator auf einen gewünschten Wert eingestellt werden.
Auch dem Hauptkondensator kann ein Bypass für den Leckgasstrom zugeord- net sein, welcher dann in Funktion tritt, wenn der Hauptkondensator zugefroren ist.
Dem Vorkondensator und/oder dem Hauptkondensator ist vorzugsweise ein Separator für das Abtrennen von Wasser aus dem Arbeitsfluidkondensat zuge- ordnet. Auf diese Weise kann das zurückgewonnene Arbeitsfluid dem Arbeits- prozess, dem es entstammt, wieder zugeführt werden.
Dem Kondensator kann ferner ein Differentialdruckanzeiger zur Feststellung einer Blockade des Hauptkondensators durch gefrorenes Wasser zugeordnet sein.
Die erfindungsgemäße Anlage arbeitet besonders wirtschaftlich, wenn sie in eine Gesamtanlage integriert ist, in welcher ein chemischer Prozess mit exotherm verlaufenden Reaktionen abläuft und die exotherme Wärme, zum Beispiel
durch einen Rankine-Prozess, zurückgewonnen wird, wie zum Beispiel bei der E PTA-Technologie.
Ferner ist es besonders wirtschaftlich, die Anlage in eine Gesamtanlage zu integrieren, in welcher ohnehin ein Netz beziehungsweise ein Vorrat von Flüssigstickstoff für verschiedenartige Stickstoffverbraucher zur Verfügung steht, wie beispielsweise in einer E PTA-Anlage.
Weitere Ziele, Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels und der Zeichnung. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung, auch unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
Die einzige Figur zeigt schematisch eine Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Anlage werden nachfolgend am Beispiel der Rückgewinnung von n-Pentan aus dem Leckgasstrom einer E PTA-Anlage (Terephtalsäureanlage), in der große Mengen an exothermer Wärme durch ein Rankine-Prozess zurückgewonnen werden, näher erläutert. Der Rankine-Prozess in einer E PTA-Anlage arbeitet mit n-Pentan als Arbeitsfluid, das im Bereich der Expander-Wellendichtungen teilweise verloren geht. Für die Rückgewinnung des n-Pentans wird die dargestellte erfindungsgemäße Kälteanlage eingesetzt, wobei der für die Kühlung verwendete Flüssigstickstoff nach seiner Verdampfung den E PTA-internen Stickstoffverbrauchern wieder zur Verfügung gestellt werden kann.
Dieser Stickstoff, welcher von einem Vorratsbehälter 1 (bei 8 bar(g) und -1700C) stammt, wird in einem Vorerhitzer 2 verdampft und auf etwa -1200C vorerhitzt, um ein Einfrieren von n-Pentan bei -1300C zu verhindern. Das vorerhitzte Stickstoffgas durchläuft im Gegenstrom zu dem Leckgas zunächst einen Hauptkon- densator 3 und danach einen Vorkondensator 4. Falls erforderlich, wird der Stickstoff in einer Heizeinrichtung 5 auf über 00C erhitzt, bevor er in den Vorkondensator 4 eintritt, um dort ein Einfrieren von Wasser des Leckgasstroms zu vermeiden. Nach dem Verlassen des Vorkondensators 4 kann der entstehende gasförmige Stickstoff in einem Stickstoffnetz 6 der Anlage oder in einer Ver- bundanlage eingesetzt werden. Die sehr niedrige Kondensationstemperatur von -1200C in dem Hauptkondensator 3 führt zu einem ausgezeichneten Trenneffekt von mehr als 99,99 %. Bei Annahme eines Leckgasstromes von 242 kg/h n- Pentan ergibt sich somit ein Leckgasverlust von weniger als 0,024 kg/h n- Pentan.
Der Vorkondensator 4 kondensiert etwa ein Drittel des n-Pentan und dient außerdem zum Kondensieren von Wasser, welches in dem Leckgasstrom enthalten sein mag. Dabei werden etwa 25% des Wassers in dem Vorkondensator 2 kondensiert. Dies soll wenigstens teilweise ein Einfrieren und eine Blockade durch Wasser in dem wesentlich kälteren Hauptkondensator 3 verhindern. Die Temperatur des Leckgases am Austritt des Vorkondensators 4 sollte bei etwa 5°C liegen, was durch eine Bypassleitung 7 für den Stickstoff um den Vorkondensator 4 herum gewährleistet werden kann. Das in dem Vorkondensator 4 und dem Hauptkondensator 3 gesammelte Kondensat wird über einen Separa- tor 8 abgeführt, in welchem Wasser aus dem flüssigen n-Pentan abgetrennt wird.
Wenn trotz des Vorkondensators 4 der Hauptkondensator 3 durch gefrorenes
Wasser blockiert wird, kann dies durch einen zugeordneten Differenzdruckan- zeiger 9 festgestellt werden. In diesem Fall wird der Hauptkondensator 3 von
dem Leckgasstrom umgangen und das gefrorene Wasser in dem Hauptkondensator durch Erhitzen auf eine Temperatur über den Gefrierpunkt entfernt. Während dieser Zeit arbeitet nur der Vorkondensator 4 mit einem entsprechend niedrigeren Trennungswirkungsgrad für das n-Pentan.
Der Druck auf der Stickstoff seite wird auf 8 bar(g) eingestellt, um die Verwendung des Stickstoffs in dem Anlagenstickstoffnetz 6 zu ermöglichen, welches bei 7 bar(g) arbeitet. Der Verbrauch an flüssigem Stickstoff kann durch Optimierung an den Betriebsmittelbedarf des Prozesses angepasst werden.
Die Betriebskosten der dargestellten Kälteanlage sind vergleichsweise gering, wenn der anfallende Stickstoff in der E PTA-Anlage (für Expansionsdichtungen, das Trocknen von Filterkuchen, Fördersysteme etc.) oder in anderen Anlageteilen an Ort und Stelle verwendet werden kann.
Eine andere Art der Vermeidung des Einfrierens von Wasser in dem System während des Betriebs kann durch Trocknen des gesamten n-Pentan-Vorrates vor Betriebsbeginn in dem Zyklus erreicht werden.
Die in der Figur dargestellte Anlage beruht auf der Annahme, dass das n-Pentan in flüssigem Zustand aus dem Leckgasstrom abgetrennt werden soll. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, das n-Pentan in einem Kondensator einzufrieren und das System in diskontinuierlicher Weise mit zwei oder mehr Kondensatoren (Umschaltkondensatoren) zu betreiben. Dies würde die Verwendung der Wärme des verdampften Flüssigstickstoffes erlauben und zu einem niedrigeren Stickstoffverbrauch führen.
Das Abtrennen von Wasser aus dem zurückgewonnenen n-Pentan durch einen Vorkondensator oder einen Separator wäre jedoch nach wie vor erforderlich.
Bezugszeichenliste
1 Kühlmittelvorrat
2 Vorerhitzer
3 Hauptkondensator
4 Vorkondensator
5 Heizeinrichtung
6 Kühlmittelnetz
7 Bypassleitung
8 Separator
9 Differenzdruckanzeiger
NC normalerweise geschlossenes Ventil TIC Temperatursteuerung