Beschreibung
Dezentrales Energienetz und Verfahren zur Verteilung von Energie in einem dezentralen Energienetz
Die Erfindung betrifft ein dezentrales Energienetz zur Verteilung von elektrischer Energie und ein Verfahren zur Verteilung der elektrischen Energie in einem solchen Energienetz .
Die Erzeugung von Energie in elektrischen Energienetzen beruht heutzutage zunehmend auf einer Vielzahl von dezentralen Energieerzeugungseinheiten in der Form von Generatoranlagen kleiner und mittlerer Große, wie z.B. Photovoltaik-Anlagen, Windturbinen und andere dezentrale und erneuerbare Energieerzeugungsanlagen. Die Anzahl dieser Energieerzeugungseinheiten nimmt kontinuierlich zu, so dass ein Paradigmen-Wechsel in der Energieversorgung dahingehend stattfindet, dass die Energie von Energieerzeugungseinheiten atomistisch ohne Zwischen- Schaltung eines zentralen Energieversorgers auf Energieverbraucher in den Energienetzen verteilt wird.
Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein dezentrales Energienetz zu schaffen, welches den obigen Anforderungen gerecht wird und die Energie von mehreren Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten sinnvoll in Abhängigkeit von Energiebedarf und generierbarer Energie verteilt.
Diese Aufgabe wird durch die unabhängigen Patentansprüche ge- lost. Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhangigen Ansprüchen definiert.
Das erfindungsgemaße Energienetz umfasst eine Mehrzahl von Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten, wel- chen jeweils zumindest ein Agent zugeordnet ist, wobei die Agenten derart miteinander vernetzt sind, dass jeder Agent mit anderen Agenten im Energienetz kommunizieren kann. Erfin- dungsgemaß setzt jeder Wechsel der Leistungsabgabe oder Leis-
tungsaufnähme einen Handelsakt voraus, wodurch große Balancefehler vermieden werden. Um diese Kopplung zwischen elektrischem und monetärem Akt praktikabel zu machen, können zwischen Erzeugern und Verbrauchern Stromabnahmevertrage ver- schiedenster Art geschlossen werden. Das Energienetz ist dabei derart ausgestaltet, dass die Verteilung der elektrischen Energie im Energienetz zumindest teilweise basierend auf zwischen den Agenten ausgehandelten monetären Transaktionen erfolgt.
Mit dem erfindungsgemaßen Verfahren wird somit eine geeignete Verteilung der Energie basierend auf Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage an Energie erreicht. Die monetären Transaktionen stellen hierbei insbesondere ausgehandelte Vertrage zwischen einzelnen Agenten dar, mit denen der Verkauf bzw.
Kauf von bestimmten Mengen an Energie festgelegt wird. Diese Vertrage beinhalten somit auch den Preis, zu dem die Energie von einem Agenten verkauft und vom anderen Agenten gekauft wird.
Gemäß der Erfindung wird somit die Energieerzeugung bzw. E- nergiebereitstellung selbstorganisierend dadurch geregelt, dass die Agenten die Funktionalitat des Aushandelns von monetären Transaktionen beinhalten. Hierdurch wird auf einfache Weise eine dezentral geregelte, selbstorganisierende Verteilung der Energie im Netz erreicht.
In einer besonders bevorzugten Ausfuhrungsform kann sich das Energienetz auch an andere Energienetze koppeln und Energie von anderen Energienetzen beziehen bzw. überschüssige Energie an andere Energienetze bereitstellen.
Zur Durchfuhrung der obigen monetären Transaktionen weist jeder Agent im Energienetz vorzugsweise eine Transaktionsein- heit auf, welche automatisch Preise mit anderen Agenten für das Bereitstellen und/oder den Bezug von Energie aushandelt und entsprechende Vertrage abschließt. Ein einer jeweiligen Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheit zugeord-
neter Agent umfasst vorzugsweise auch eine Energiemess- und/oder Energiesteuereinheit zum Messen und/oder Steuern der von der jeweiligen Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheit verbrauchten und bereitgestellten Energie, um hierdurch zu bestimmen, ob bzw. wie viel Energie im Energienetz zum Verkauf angeboten werden kann bzw. durch Kauf erworben werden sollte.
Jeder Agent umfasst vorzugsweise eine oder mehrere Kommunika- tionsschnittstellen, insbesondere eine externe Kommunikationsschnittstelle zur Kommunikation mit anderen Agenten und/oder eine interne Kommunikationsschnittstelle zur Kommunikation mit der oder den Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten, denen der jeweilige Agent zugeordnet ist.
Um einen einfachen Zugriff eines Benutzers auf die Einstellungen des Agenten zu ermöglichen, umfasst jeder Agent in einer bevorzugten Variante der Erfindung eine oder mehrere Be- nutzerschnittstellen zum Zugriff und zur Einstellung von Parametern des jeweiligen Agenten.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird eine besonders einfache Überprüfung der Parameter eines Agenten da- durch ermöglicht, dass ein jeweiliger Agent automatisch Berichte über seinen Zustand generiert. Diese Berichte können dann beispielsweise über entsprechende Benutzerschnittstellen von einem Benutzer eingesehen werden.
In einer besonders bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung wird das Aushandeln der monetären Transaktionen durch eine zentrale Einheit geregelt. Es handelt sich hierbei um eine Energie-Austausch-Einheit, welche vorzugsweise derart ausgestaltet ist, dass sie Angebote und Anfragen der Agenten für Energie sammelt und basierend auf den Angeboten und Anfragen Kaufe und Verkaufe von Energie zwischen den Agenten vermittelt. Auf diese Weise wird eine zentrale Handelsplattform nach Art einer Börse geschaffen, auf der die Energie im Ener-
gienetz als Handelsgut gehandelt wird. Somit wird auf einfache Weise durch Marktmechanismen eine geeignete Verteilung der Energie in dem Energienetz erreicht.
Um in dem Energienetz eine möglichst große Anzahl an Transaktionen zu einem bestimmten Zeitpunkt durchzufuhren, ist die Energie-Austausch-Einheit in einer bevorzugten Ausfuhrungsform derart ausgestaltet, dass sie einen Energiepreis berechnet, zu dem die größte Anzahl an monetären Transaktionen zwi- sehen den Agenten stattfindet. Dieser Preis wird als Markt- Clearing-Preis bezeichnet, wobei dessen Berechnung in der detaillierten Beschreibung naher erläutert ist. Basierend auf diesem Energiepreis vermittelt die Energie-Austausch-Einheit dann die Kaufe und Verkaufe von Energie.
Ferner ist die Energie-Austausch-Einheit vorzugsweise derart ausgestaltet, dass auf diese Einheit durch die Agenten zugegriffen werden kann, um die durch die Energie-Austausch- Einheit vermittelten Transaktionen einzusehen. Um gegebenen- falls auch Transaktionen außerhalb des Netzes durchzufuhren, ist die Energie-Austausch-Einheit in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung derart ausgestaltet, dass sie Energie- Austausch-Einheiten von anderen Energienetzen kontaktieren kann, um Energie den anderen Energienetzen bereitzustellen oder von diesen zu beziehen.
Um Missbrauche bei der Durchfuhrung der energetischen und monetären Transaktionen zu vermeiden, ist in einer bevorzugten Variante der Erfindung ferner eine Uberwachungseinheit in dem Energienetz vorgesehen. Diese Einheit überwacht die Durchfuhrung der monetären Transaktionen und die darauf basierende Bereitstellung und den darauf basierenden Verbrauch von Energie durch die Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten. Die Uberwachungseinheit hat hierbei die Berechti- gung, bei Vorliegen vorbestimmter Kriterien Gegenmaßnahmen einzuleiten. Solche Kriterien sind insbesondere erkannte Missbrauchsfalle oder Notfallsituationen. Beispielsweise muss bei Energieknappheit sichergestellt werden, dass die noch zur
Verfugung stehende Energie zunächst an öffentliche Einheiten, wie z.B. Krankenhauser, verteilt wird, bevor sie anderen industriellen Anlagen bereitgestellt wird.
In einer besonders bevorzugten Ausfuhrungsform umfassen die von der Uberwachungseinheit durchfuhrbaren Gegenmaßnahmen die Verminderung und/oder Erhöhung der durch eine jeweilige Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheit bereitgestellten und/oder verbrauchten Energie, insbesondere kann die Gegenmaßnahme auch die komplette Abschaltung einer jeweiligen Energieverbrauchs- bzw. Energieerzeugungseinheit umfassen. Die Gegenmaßnahme kann auch die Ausgabe eines entsprechenden Befehls zur Verminderung bzw. Erhöhung der durch eine jeweilige Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheit be- reitgestellten bzw. verbrauchten Energie umfassen.
In einer weiteren, bevorzugten Ausfuhrungsform weisen die A- genten jeweils elektronische Siegel zur Vermeidung von Manipulationen der Agenten auf, wobei die Uberwachungseinheit in diesem Fall vorzugsweise die Berechtigung hat, die elektronischen Siegel der Agenten zu überprüfen. Darüber hinaus hat in einer bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung die Uberwachungseinheit die Berechtigung, Anzeigen von vermuteten Missbrauchen entgegenzunehmen und Untersuchungen betreffend ver- mutete Missbrauche durchzufuhren und/oder einzuleiten.
In einer weiteren, besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist in dem Energienetz ferner eine Verwaltungseinheit zur Verwaltung der zu dem Energienetz gehörenden Ener- gieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten und deren Agenten vorgesehen. Die Verwaltungseinheit ist dabei vorzugsweise derart ausgestaltet, dass sie Agenten im Energienetz registriert und/oder abmeldet. Auf diese Weise ist in der Verwaltungseinheit hinterlegt, wie viele und welche Energie- Verbrauchs- bzw. Energieerzeugungseinheiten an dem Energienetz beteiligt sind. Insbesondere ist die Verwaltungseinheit derart ausgestaltet, dass sie über eine Schnittstelle, insbesondere eine Webseite, Informationen über das Energienetz be-
reitstellt und die Registrierung und/oder das Abmelden von Agenten ermöglicht.
Vorzugsweise ist eine Aufgabe der Verwaltungseinheit die U- berwachung des Energieverbrauchs und der Energieerzeugung der Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten, wobei beim Auftreten von Energieengpassen und/oder Ungleichgewichten in der Energieverteilung Gegenmaßnahmen durch die Verwaltungseinheit bestimmt werden und entsprechende Anweisungen und/oder Vorschlage an die Agenten durch die Verwaltungseinheit ausgegeben werden. Die Gegenmaßnahmen können insbesondere eine Entkopplung des Energienetzes von anderen Energienetzen und die Ausgabe von Anweisungen an die Agenten zur Erhöhung der Energieerzeugung und/oder Verminderung des Energie- Verbrauchs der zu den jeweiligen Agenten gehörigen Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten umfassen. Die Verwaltungseinheit kann ferner gegebenenfalls Analysemittel zur Analyse der Energieverteilung in dem Energienetz umfassen, wobei basierend auf der Analyse beispielsweise entspre- chende Statistiken zur spateren Auswertung generiert werden können .
In einer weiteren Ausgestaltung können durch die Verwaltungseinheit Beratungsdienste und/oder Dienste zur Forderung der technischen Weiterentwicklung des Energienetzes angeboten werden. Die Beratungsdienste können beispielsweise darin bestehen, dass auf eine Webseite zugegriffen werden kann, auf der entsprechende Informationen zur Beratung der Energienetzteilnehmer abgerufen werden können. Ein Dienst zur Forderung der technischen Weiterentwicklung kann darin bestehen, dass über die Verwaltungseinheit Programme definiert werden, welche beispielsweise über monetäre Belohnungen die Teilnehmer im Netz dazu veranlassen, bessere Algorithmen (beispielsweise für ein schnelle Entkoppeln des Energienetzes) zu entwickeln und der Verwaltungseinheit bereitzustellen.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung stellt die Verwaltungseinheit eine Schnittstelle zu anderen Energienetzen
her, d.h. die Verwaltungseinheit ist derart ausgestaltet, dass sie mit anderen Energienetzen, insbesondere mit Verwaltungseinheiten von anderen Energienetzen, kommunizieren kann.
Neben dem oben beschriebenen dezentralen Energienetz umfasst die Erfindung ferner ein Verfahren zur Verteilung von Energie in einem solchen Energienetz, wobei die Verteilung der Energie im Energienetz zumindest teilweise basierend auf zwischen den Agenten ausgehandelten monetären Transaktionen erfolgt.
Ausfuhrungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der beigefugten Figur detailliert beschrieben.
Es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Ausfuhrungsform eines erfindungsgemaßen Energienetzes.
Nachfolgend wird eine Ausfuhrungsform eines Energienetzes be- schrieben, welches basierend auf den Prinzipien der Selbstorganisation und Dezentralisierung Energie verteilt. Hierzu umfasst das Energienetz eine Mehrzahl von einzelnen Agenten PEAs (PEA = Private Energy Agent), welche jeweils einer Ener- gieerzeugungs- und/oder Energieverbrauchseinheit in dem Netz zugeordnet sind. Im Folgenden wird der Begriff des PEAs in der Regel auch als Synonym für die dazugehörige Energieerzeu- gungs- bzw. Energieverbrauchseinheit verwendet. Die Energieerzeugungseinheiten sind dabei beispielsweise Photovoltaik- Anlagen, Windturbinen, Sterling-Motoren sowie sog. CHP- Anlagen (CHP = Combined Heat and Power) . Die CHP-Anlagen können Energie z.B. basierend auf der Verbrennung von Diesel bzw. basierend auf der Verbrennung von Wasserstoff oder Kohlenwasserstoffen in Brennstoffzellen generieren. Die Energieverbrauchseinheiten sind insbesondere private Haushalte, ge- werbliche Verbraucher (wie Bürogebäude, öffentliche Bader und dergleichen) sowie industrielle Verbraucher. Gegebenenfalls können die Energieverbrauchs- bzw. Energieerzeugungseinheiten kombinierte Einheiten sein, welche sowohl Energie verbrauchen
als auch (überschüssige) erzeugte Energie in dem Netz bereitstellen können.
Das in Fig. 1 gezeigte Energienetz verteilt die erzeugte bzw. verbrauchte Energie möglichst gleichmaßig innerhalb des Netzes, wobei gegebenenfalls überschüssige Energie auch anderen Netzen bereitgestellt werden kann bzw. bei Energieengpassen auch Energie aus anderen Netzen bezogen werden kann. Die Randbedingungen dieser selbstorganisierenden Energievertei- lung bestehen hierbei darin, dass zum einen die Spannung und die Frequenz der bereitgestellten elektrischen Energie konstant gehalten werden soll und zum anderen ein Betrieb des Netzes autonom, d.h. unabhängig von anderen Energienetzen, möglich sein soll. Um dies zu erreichen, sind die PEAs unter- einander derart vernetzt, dass jeder PEA mit einem anderen
PEA kommunizieren kann, d.h. entsprechende Informationen austauschen kann. Darüber hinaus ist ferner eine zentrale lokale Energie-Austausch-Einheit LEX vorgesehen, auf welche jeder PEA zugreifen kann. Die Kommunikation der PEAs untereinander ist hierbei mit entsprechenden Pfeilen Pl angedeutet, wohingegen die Kommunikation der einzelnen PEAs mit der Energie- Austausch-Einheit LEX mit entsprechenden Pfeilen P2 wiedergegeben ist. Die Kommunikation der PEAs untereinander ist dabei nicht auf benachbarte PEAs beschrankt, sondern jeder PEA kann mit jedem PEA kommunizieren.
Die Verteilung der Energie in dem Energienetz der Fig. 1 erfolgt im Wesentlichen marktbasiert dadurch, dass die einzelnen PEAs untereinander bzw. unter Zwischenschaltung der loka- len Energie-Austausch-Einheit LEX ihre benotigte bzw. überschüssige Energie als Handelsgut bereitstellen und basierend darauf monetäre Transaktionen durchfuhren. Die lokale Energie-Austausch-Einheit LEX stellt somit im Wesentlichen eine Vermittlungseinheit von Angebot und Nachfrage der einzelnen PEAs dar, welche Energie für Geld kaufen bzw. verkaufen. Da eine reine marktgesteuerte Verteilung der Energie in Notfallen bzw. bei Missbrauch durch die PEAs unter Umstanden zu einem starken Ungleichgewicht der Energieverteilung fuhren
kann, sind in der Ausfuhrungsform der Fig. 1 ferner eine Administrationseinheit IA (IA = Island Administration) und eine Uberwachungseinheit EP (EP = Electricity Police) vorgesehen, durch welche bei Notfallen bzw. bei Missbrauch Steuerungsme- chanismen zur Energieverteilung bereitgestellt werden, welche in die rein marktbasierte Verteilung der Energie eingreifen. Die Verwaltungseinheit IA und die Uberwachungseinheit EP stellen dabei vorzugsweise öffentliche Institutionen dar, welche durch die zu dem Energienetz gehörenden PEAs festge- legt wurden, um Aufgaben zu erfüllen, welche nicht optimal durch reine Marktregulierungsmechanismen gesteuert werden können, wie z.B. die Überwachung der rechtlichen Zulassigkeit eines Handelsakts zum Kauf bzw. Verkauf von Energie oder die Entkoppelung des in Fig. 1 dargestellten Energienetzes von anderen Netzen.
Im Folgenden werden die Aufgaben und die Funktionen der einzelnen Komponenten des Netzes der Fig. 1, d.h. der Agenten PEAs, der Energie-Austausch-Einheit LEX, der Verwaltungsein- heit IA und der Uberwachungseinheit EP, detailliert beschrieben.
Wie bereits erwähnt, handeln die PEAs entweder untereinander oder unter Zwischenschaltung der Energie-Austausch-Einheit LEX monetäre Transaktionen zur Bereitstellung bzw. Bezug von Energie aus. Die PEAs können dabei beliebigen Energieerzeu- gungs- bzw. Energieverbrauchseinheiten zugeordnet sein, wobei die PEAs z.B. in drei Klassen eingeteilt werden. Die erste Klasse betrifft Mikro-PEAs, welche Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten mit einer Verbrauchs- o- der Generatorleistung von 5 kW und weniger zugeordnet sind. Die zweite Klasse betrifft Mini-PEAs, welche Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten mit einer Verbrauchs- oder Generatorleistung von 30 kW und weniger zu- geordnet sind. Die dritte Klasse umfasst industrielle PEAs, welche Energieverbrauchs- und/oder Energieerzeugungseinheiten mit einer Verbrauchs- oder Generatorleistung von 30 kW und mehr zugeordnet sind. Die wichtigsten Funktionen eines jewei-
ligen PEAs können in insgesamt sieben Funktionsklassen eingeteilt werden, welche wie folgt lauten:
Messfunktionen, - Funktionen zur Steuerung des Energieflusses, Benutzerschnittstellen-Funktionen, interne Kommunikation, externe Kommunikation, Berichtsfunktionen, - finanzielle Funktionen.
Es kann dabei gegebenenfalls nur ein Teil der Funktionen in einem PEA realisiert sein. Gemäß den Messfunktionen wird der zeitlich aufgelöste Fluss der Gesamtenergie und der Fluss der Energie für spezifische Lasten und Generatoren überwacht und gespeichert. Ferner werden statistische Funktionen implementiert, welche die durchschnittliche Energiekurve (Lastkurve, Energieerzeugungskurve) für einen „Durchschnittstag" bzw. eine „Durchschnittswoche" berechnen. Darüber hinaus werden durch die Messfunktionen Energiequalitatsfunktionen bereitgestellt, welche die Qualität der bereitgestellten Frequenz, Spannung, und dergleichen überwachen.
Die Funktionen des PEAs zur Steuerung des Energieflusses er- möglichen, dass ein Benutzer des PEAs bestimmte vorgeschriebene Lastkurven, welche in dem PEA erfüllt sein sollen, para- metrisieren kann. Darüber hinaus kann der Benutzer bestimmte Reaktionsmechanismen programmieren, welche festlegen, wie der PEA auf signifikante Abweichungen von einem vorbestimmten E- nergieverbrauchsverhalten reagieren soll. Falls der PEA eigene Energiegeneratoren (beispielsweise Windgeneratoren, Biomasse-Generatoren und dergleichen) umfasst, steuert der PEA die Balance zwischen interner und externer Energieerzeugung und Energieverbrauch. Darüber hinaus besitzt ein PEA unter- schiedliche Energiereduktions- bzw. Energieabschaltszenarien, welche durch den PEA bei Bedarf durchgeführt werden und welche z.B. von der Administrationseinheit IA oder der Uberwa- chungseinheit EP von außen angestoßen werden können. Gegebe-
nenfalls können diese Szenarien individuell programmiert sein .
Die Benutzerschnittstellen-Funktionen eines PEAs werden bei- spielsweise durch einen internen Webserver implementiert, der die Parametrisierung des PEAs mit Hilfe eines Computers, insbesondere eines handelsüblichen PCs, ermöglicht. Mit Hilfe der Benutzerschnittstellen-Funktionen wird ferner der Zugriff auf den PEA von außerhalb gesteuert. Insbesondere kann die Parametrisierung des PEAs an einen Serviceprovider delegiert werden, der die Verwaltung des PEAs als Dienst anbietet. Die Benutzerschnittstellen-Funktionen beinhalten ferner Alarmmechanismen, welche programmiert werden können, um einen Benutzer des PEAs darüber zu informieren, wenn signifikante Abwei- chungen von einem vorbestimmten Lastverhalten auftreten, welche beispielsweise zu sehr hohen Energiekosten aufgrund einer Abweichung von einem vorgegebenen Vertrag fuhren. Der Alarm kann akustisch, optisch, durch das Versenden einer SMS, Email oder auf beliebige andere Weise implementiert werden.
Basierend auf der Funktion der internen Kommunikation kommuniziert ein PEA mit internen Generatoren und Lasten über eine standardisierte Schnittstelle, über die er beispielsweise Befehle zum Anschalten eines Generators ausgibt. Darüber hinaus kann der PEA mit sog. „intelligenten" Lasten kommunizieren, um seine Leistung zu reduzieren. Beispielsweise kann eine solche intelligente Last ein Herd sein, der verhindert, dass ein Benutzer eine weitere Herdplatte einschaltet, wenn bereits eine Herdplatte aktiv ist. Intelligente Lasten können auch in der Form eines intelligenten Haushaltes, eines intelligenten Gebaudemanagements oder in der Form von intelligenten industriellen Anlagen kleiner und mittlerer Große realisiert werden.
Basierend auf der Funktion der externen Kommunikation kommuniziert ein jeweiliger PEA mit der Energie-Austausch-Einheit LEX, um einen entsprechenden Vertrag zum Kauf bzw. Verkauf von Energie zu schließen. Darüber hinaus kann die externe
Kommunikation auch direkt zwischen einzelnen PEAs stattfinden. Ferner weist jeder PEA eine Kommunikationsschnittstelle zu der weiter unten beschriebenen Verwaltungseinheit IA auf, um beispielsweise eine Anweisung zur Reduzierung der Last zu empfangen. Jeder PEA kommuniziert auch mit der weiter unten noch naher beschriebenen Uberwachungseinheit EP. Ferner werden über die Funktion der externen Kommunikation entsprechende Sicherheitsfunktionen realisiert.
Gemäß den Berichtsfunktionen erzeugt ein PEA Berichte über die Erzeugung und den Verbrauch von Energie, Berichte über einzelne Ereignisse, Berichte über finanzielle Statistiken und Berichte, welche Vorschlage zur Optimierung des PEAs enthalten (z.B. Rekalibrierung der Lastkurve, flexible Handha- bung des Aushandelns von Vertragen und dergleichen) .
Gemäß den finanziellen Funktionen verhandelt ein jeweiliger PEA mit anderen PEAs, um entsprechend benotigte Energie zu kaufen bzw. einen Uberschuss an Energie zu verkaufen. Die E- nergie stellt somit ein Handelsgut dar, wobei dieses Gut vorzugsweise über die Energie-Austausch-Einheit LEX gehandelt wird. Eine weitere Funktion des PEAs ist die autonome Realisation von Energievertragen unter Vermittlung der Energie- Austausch-Einheit LEX oder direkt mit anderen PEAs. Darüber hinaus umfasst ein PEA vorzugsweise Optimierungsalgorithmen, um die Kosten für den Einkauf von Energie zu reduzieren und die Einnahmen beim Verkauf von Energie zu maximieren. Ferner sind gegebenenfalls weitere Optimierungsmechanismen beim Aushandeln der Vertrage vorgesehen. Die finanziellen Funktionen beinhalten ferner ein elektronisches Siegel, welche die für die monetären Handelsakte relevanten Daten sichern, so dass ein Benutzer sie nicht manipulieren kann. Darüber hinaus sind Sicherheitsfunktionen implementiert, um die Daten auf den PEAs zu schützen und deren Ausspähen zu verhindern.
Wie oben erwähnt, soll durch einen PEA insbesondere die autonome Realisation von Energievertragen erreicht werden. Das bedeutet, dass ein PEA in den meisten Fallen autonom handeln
sollte. Unter bestimmten allgemeinen Regeln, die durch den Benutzer des PEAs vorgegeben sind, soll er in der Lage sein, Standardsituationen zum Aushandeln von monetären Transaktionen betreffend den Kauf und Verkauf von Energie durchzufuh- ren.
Falls solche Standardsituationen unter bestimmten Bedingungen von vorgegebenen Profilen abweichen, wird der Benutzer darüber informiert und kann manuell einschreiten. Um neben den elementaren Funktionalitaten eines PEAs zu einem spateren Zeitpunkt auch noch weitere intelligente Funktionalitaten hinzuzufügen, sollte eine generische Plattform zur Implementierung des PEAs verwendet werden.
Ein PEA kann analog zu einem DSL-Router realisiert werden, wobei vorzugsweise ein Open-Source-Betriebssystem zum Betrieb des PEAs, beispielsweise Linux, verwendet wird. Ein Standard- Benutzer verwendet dabei nur die Standard-Funktionalitaten des Routers. Benutzer mit mehr Erfahrung können basierend auf dem Open-Source-Betriebssystem weitere Funktionen implementieren und dynamisch anpassen.
Zur Realisation eines Energienetzes gemäß der Fig. 1 ist es notwendig, dass die Betreiber/Benutzer einzelner Energie- Verbrauchs- bzw. Energieerzeugungseinheiten bereit sind, einen entsprechenden PEA zu erwerben. Dies wird insbesondere dann erreicht, wenn die Energieerzeuger die Energieverbraucher zur Verwendung eines PEAs dadurch veranlassen, dass sie verbilligte Energietarife bereitstellen, wenn ein PEA von ei- nem Verbraucher eingesetzt wird. Der Preis für die Anschaffung eines PEAs sollte dabei zu den jahrlichen Energieverbrauchskosten in einem Verhältnis von 1:1 bis zu 2:1 stehen.
Die Benutzerschnittstellen-Funktionalitat des PEAs sollte ausreichend komplex sein, um Berichtsfunktionalitaten, Steue- rungsfunktionalitaten und dergleichen zu gewahrleisten. Deshalb ist ein großer Bildschirm obligatorisch. Da dies mogli-
cherweise zu einem nicht mehr akzeptablen Preis für den PEA fuhrt, sollte insbesondere auch die Möglichkeit bestehen, dass der PEA mit einem handelsüblichen PC verbunden werden kann. Der PEA sollte deshalb als Webserver implementiert sein.
Nachfolgend werden die Funktionalitaten der Energie- Austausch-Einheit LEX beschrieben. Eine grundlegende Idee, auf der die Verwendung einer LEX beruht, besteht darin, dass jedem Handelsakt ein Akt des Energieverbrauchs bzw. der Energieerzeugung zugeordnet ist. Der PEA ist dabei ein Agent, der im Namen des entsprechenden Verbrauchers bzw. Generators handelt, dem der PEA zugeordnet ist. Neben lokalen Funktionen betreffend das Messen und das Steuern der lokalen Nachfrage und des lokalen Angebots an Energie sollte eine LEX auch außerhalb des, dem lokalen Energienetz zugeordneten Marktes a- gieren können, um Energie zu kaufen bzw. zu verkaufen. Die Hauptaufgabe der LEX besteht jedoch in dem Bereitstellen einer Plattform für den lokalen Markt der einzelnen PEAs des Energienetzes der Fig. 1. Die LEX ist dabei vorzugsweise als Webserver implementiert, auf dem die PEAs über standardisierte Protokolle zugreifen können. Die wichtigsten Funktionen der LEX sind wie folgt:
- Sammeln von Angeboten und Anfragen,
Berechnung eines sog. Markt-Clearing-Preises, Realisation von Vertragen,
Anzeige von Handelsaktivitaten auf einer Webseite, Verhandeln mit anderen und größeren LEXs, um eine Uber- bzw. Unterversorgung an Energie zu berücksichtigen,
Berichterstattung an Energieerzeuger und Energieverbraucher .
Es können dabei gegebenenfalls nur ein Teil der Funktionen in einer LEX realisiert sein.
Zur Realisation der Funktionalitat des Sammeins von Angeboten und Anfragen ist eine standardisierte Schnittstelle vorgese-
hen, über welche die PEAs die LEX kontaktieren. Sie können den aktuellen Markt-Clearing-Preis abfragen und Angebote betreffend den Kauf und Verkauf von Energie abgeben und den aktuellen Status von Handelsakten anfordern.
Gemäß der Funktionalitat der Berechnung des Markt-Clearing- Preises wird durch die LEX derjenige Preis berechnet, der gemäß den Angeboten und Nachfragen an Energie zu der größten Anzahl an monetären Transaktionen zum Kauf bzw. Verkauf von Energie fuhrt. Dieser Markt-Clearing-Preis wird dabei wie folgt ermittelt:
Es wird angenommen, dass zu einem gegebenen Zeitpunkt t insgesamt N1 PEAs eine Gesamtmenge von n± Elektrizität (in kWh) zu einem Preis von P1 kaufen wurden. Naturlich wurden diese PEAs auch die gleiche Menge an Energie/Elektrizität zu einem niedrigeren Preis kaufen. Deshalb wurde bei einem vorgegebenen Preis pk eine Gesamtmenge an Elektrizität gekauft werden, welche wie folgt lautet:
Hierbei wird über alle Preise summiert, welche großer als pk sind, d.h. die Preise sind wie folgt geordnet:
P,ι<P,< Pι+ι ■
Umgekehrt gilt, dass zu einem gegebenen Zeitpunkt t eine Anzahl A3 von PEAs eine Gesamtmenge von Elektrizität a: zu ei- nem Preis p-, oder hoher verkaufen wurden. Die Gesamtmenge an Energie, die schließlich zu einem Preis pk verkauft wird, lautet dann wie folgt:
j-0
Aus diesen aggregierten Angeboten und Anfragen kann schließlich der Markt-Clearing-Preis pMcp berechnet werden, zu dem die größte Anzahl an Transaktionen durchgeführt wird. Geht man von einer kontinuierlichen Darstellung des Preises aus, ergibt sich dieser Markt-Clearing-Preis, wenn folgende Bedingung erfüllt ist:
∞ P PMMCCPP
J n{p)dp = ^a(p)dp .
PMCP
Die Berechnung dieses Markt-Clearing-Preises wird durch die LEX durchgeführt und basierend auf diesem Preis werden dann die monetären Transaktionen zwischen den einzelnen PEAs vermittelt.
Damit die LEX die entsprechenden monetären Transaktionen realisieren kann, beinhaltet die LEX selbst eine Broker- Funktion, d.h. jeder PEA kann auf die LEX direkt zugreifen, ohne dass ein weiterer Handler dazwischengeschaltet ist. Die LEX sollte somit Bankrechte haben und die entsprechenden Kaufvertrage abschließen können sowie die Bankkonten der PEAs verwalten können. Gegebenenfalls kann eine LEX auch als interregionale Energie-Austausch-Einheit realisiert sein, um einen Energieaustausch zwischen einzelnen lokalen, in Fig. 1 gezeigten Energienetzen zu ermöglichen. Hierzu kann gegebe- nenfalls eine Zwischenschicht zwischen dem PEA und der LEX in der Form eines Energie-Handlers vorgesehen sein.
Um Handelsaktivitaten für PEAs einsehbar zu machen, werden solche Aktivitäten auf einer Webseite wiedergegeben, welche von den einzelnen Verbrauchern bzw. Energieerzeugern besucht werden kann. Diese Seite kann somit eine Plattform sein, um neue Marktentwicklungen anzuregen, die Verbraucher zu informieren, und Trends und Schätzungen an die Verbraucher zu kommunizieren .
Eine LEX kann ferner unter gewissen Umstanden auch andere bzw. größere LEX kontaktieren, insbesondere wenn ein lokaler
Bedarf bzw. ein lokaler Uberschuss an Energie besteht. Die LEX kann dann den Energieuberschuss anderen LEXs anbieten bzw. Energie von anderen LEXs kaufen. Die LEX vermittelt somit Vertrage zwischen entfernt auseinander liegenden Ver- tragspartnern .
Die oben erwähnte Berichts-Funktionalitat der LEX ist besonders wichtig, da die PEAs sehr autonom arbeiten. Dies liegt daran, dass ein Benutzer häufig einen hohen Grad an Automati- sierung für ein Gut wie Elektrizität wünscht. Basierend auf der Berichts-Funktionalitat kann ein Benutzer dann überprüfen, welche Energiemengen von wem gekauft wurden und welche Preise dafür bezahlt wurden.
Die LEX kann darüber hinaus eine Sicherheits-Funktionalitat aufweisen. Diese Sicherheits-Funktionalitat sollte den Sicherheitsanforderungen der PEAs entsprechen, da die LEX ein Kommunikationspartner der PEAs ist.
Nachfolgend werden die Funktionalitaten der Uberwachungsein- heit in der Form der Elektrizitatspolizei EP erläutert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein Unterschied von elektrischer Energie als Handelsgut zu anderen Gutern darin besteht, dass elektrische Energie nicht unterscheidbar ist. Der Verkaufer von Elektrizität kann die übertragene Elektrizitatsmenge nicht mit entsprechenden Kennzeichnungen versehen, welche eindeutig den Ursprung der Energie angeben. Es gibt somit keine zwischengeschaltete Instanz, welche die Übertragung eines Energiepakets nachverfolgen kann. Jeder Verkaufer stellt vielmehr die verkaufte Energiemenge, die er erzeugt hat, in einen gemeinsamen Pool und der Verbraucher entnimmt eine entsprechende Energiemenge aus dem Pool gemäß dem Zertifikat, mit dem er die Energiemenge gekauft hat. Es treten somit im Wesentlichen zwei verschiedene Arten von Betrugsmoglichkeiten auf:
Der Verkaufer verkauft Energie, welche er nicht in den Pool gestellt hat.
Der Verbraucher entnimmt Energie aus dem Pool, für welche er nicht bezahlt hat.
Es besteht somit die Notwendigkeit für eine Kontrollinstanz, welche berechtigt ist, die Rechtmaßigkeit von Handelsakten zu überprüfen, und welche ferner die Berechtigung hat, bei entsprechenden Betrugsfallen einzuschreiten. Diese Institution ist die in Fig. 1 gezeigte Uberwachungseinheit EP. Diese U- berwachungseinheit kann beispielsweise als Webserver reali- siert werden. Die grundlegenden Funktionalitaten dieser Einheit sind wie folgt:
Überwachung von Handelsakten, Überprüfung der Erfüllung von Vertragen, - Durchfuhrung von Messungen zur Nachverfolgung von Energieengpassen,
Zugriffsrecht auf die PEAs,
Überprüfung der Integrität des elektronischen Siegels eines PEAs, - Berechtigung, ein Abschalten bzw. eine Verminderung der Leistung eines Energieerzeugers oder eines Energieverbrauchers anzuweisen,
Berechtigung, ein Abschalten oder eine Leistungsverminderung eines Energieerzeugers oder Energieverbrauchers zu erzwingen,
Entgegennahme von Anzeigen bezuglich eines vermuteten
Missbrauchs,
Durchfuhrung von Untersuchungen betreffend vermuteten
Missbrauch .
Es können dabei gegebenenfalls nur ein Teil der Funktionalitaten in einer EP realisiert sein.
Durch die Funktionalitat der Überwachung der Handelsakte wird die Rechtmaßigkeit jedes Handelsakts sichergestellt. Dies erfolgt dadurch, dass jeder Handelsakt an die Uberwachungseinheit gemeldet wird, wobei die Meldung die gehandelte Energiemenge und die Zeit der Herstellung bzw. des Verbrauchs um-
fasst. Die Uberwachungseinheit fugt diesen Handelsakt in ein Gesamtzeitschema ein. Wenn der Zeitpunkt der Realisation des Handelsakts erreicht ist, fuhrt die Uberwachungseinheit Messungen sowohl der Energieerzeugung als auch des Energie- Verbrauchs durch, um zu überprüfen, ob der Handelsakt korrekt durchgeführt wurde.
Die Funktionalitat der Durchfuhrung von Messungen, um Energieengpasse zu verfolgen, dient dazu, solche Energieengpasse zu ermitteln, deren Ursache nicht auf Missbrauch beruht. Solche Energieengpasse können ihre Ursache beispielsweise in einer falschen Eichung von Messeinrichtungen, Verlusten auf den Leitungen und dergleichen haben. Genaue Messungen an verschiedenen Stellen, insbesondere an Energieanlagen zum Balan- eieren der Energie, sind die Basis zur genauen Überprüfung des Systems und der Detektion von technischen Problemen jeder Art.
Gemäß der Funktionalitat des Zugriffs auf die PEAs hat die Uberwachungseinheit das exklusive Recht, auf die PEAs mit o- der ohne entsprechende Gerichtsbeschlüsse in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation zuzugreifen. Zur Überwachung von Handelsakten gibt es einen Standardzugriff auf den jeweiligen PEA. Dieser Zugriff ist durch einen kryptographischen Mecha- nismus gesichert, so dass nur die Uberwachungseinheit auf diese Daten zugreifen kann.
Gemäß der Funktionalitat der Überprüfung des elektronischen Siegels eines PEAs wird es ermöglicht, dass die Uberwachungs- einheit auf den PEA zugreifen kann, um die Unversehrtheit dieses Siegels zu überprüfen. Das Siegel schützt hierbei den Datenbereich des PEAs, der handelsrelevante Informationen enthalt .
Da die Uberwachungseinheit eine Vielzahl von Messungen durchfuhrt, kann sie Probleme bei der Bereitstellung bzw. bei der Nachfrage von elektrischer Energie schnell erkennen. Um Schaden zuvorzukommen, welche größere öffentliche Institutionen,
wie Krankenhauser, öffentliche Einrichtungen und dergleichen, betreffen, hat die Uberwachungseinheit die Funktionalitat, ein Abschalten oder eine Verminderung der Leistung von Energieverbrauchern bzw. Energieerzeugern anzuordnen. Hierbei implementieren die PEAs Mechanismen, wie auf solche Kommandos zu reagieren ist. Ein solches Kommando kann Zeitverzogerungen beinhalten, es kann an Bedingungen geknüpft sein und es kann priorisiert sein.
In Notfallen, bei denen Schaden vermieden werden sollen, kann die Uberwachungseinheit ferner einen nicht an eine Bedingung geknüpften Befehl ausgeben. Dieser Befehl umfasst unter anderem ein Heraufsetzen der Leistung oder ein differenziertes Heraufsetzen bzw. Herabsetzen der Leistung bzw. ein Abschal- ten der Leistung von einzelnen Verbrauchern bzw. Energieerzeugern. Beispielsweise kann das Abschalten von Fernsehern erzwungen werden, da ein schweres elektrisches Gerat einen Baum von Bahngleisen entfernen muss.
Gemäß einer weiteren Funktionalitat dient die Uberwachungseinheit auch zur Entgegennahme von Anzeigen betreffend vermutete Betrugereien.
Die Uberwachungseinheit kann ferner bei vermuteten Betrugs- fallen im Energienetz selbst dazu berechtigt sein, Untersuchungen durchzufuhren. Die Untersuchungen können beispielsweise durch Webroboter eingeleitet werden. Die Verwaltungseinheit kann ferner auch nur zur Initialisierung von Untersuchungen dienen, wobei die Untersuchungen selbst durch mensch- liehe Benutzer vorgenommen werden.
Bei der Implementierung der Uberwachungseinheit sind verschiedene Sicherheitsaspekte zu beachten, um die Funktionalitat einer polizeilichen Instanz zu realisieren. Diese Aspekte betreffen unter anderem die Nachweisbarkeit von Betrugereien, d.h. es müssen Mittel bereitgestellt werden, dass ein Agent im Netzwerk, der eine bestimmte Aktion ausgeführt hat, die Urheberschaft für diese Aktion nicht abstreiten kann.
Nachfolgend werden die Funktionalitaten der in Fig. 1 gezeigten Verwaltungseinheit IA erläutert. Gemäß dem in Fig. 1 dargestellten Energienetz bilden die daran beteiligten PEAs eine Art von „Insel", welche über die Verwaltungseinheit IA verwaltet wird. Die Bedeutung einer solchen Insel besteht darin, dass im Falle von Problemen, welche ihre Ursache an weit entfernten Orten der Insel haben, die „Einwohner der Insel" (welche die PEAs darstellen) die Möglichkeit haben, sich von dem „Rest der Welt" zu entkoppeln und ihre Energieprobleme selbst zu losen. Eine solche weit entfernte Ursache kann beispielsweise das Abschalten einer Hochspannungsleitung in einem anderen Land sein. Die Möglichkeit der Entkopplung impliziert, dass die Kapazitäten der Energieerzeugung und der E- nergienachfrage auf der Insel ausbalanciert sind. Das Prinzip der Insel ist „selbstahnlich", d.h. Inseln von jeder möglichen Leistungsklasse bis hin zu einem einzelnen Haushalt können realisiert werden. Falls jeder Haushalt oder wenigstens ein größerer Teil eines Haushalts eine Art der Energieerzeu- gung besitzt (wie z.B. ein photovoltaisches Dach) ist zumindest für eine bestimmte Zeit die Operation der Insel auf diesem sehr kleinen Maßstab möglich.
Die Verwaltungseinheit IA stellt erfindungsgemaß eine Einheit dar, welche administrative Aufgaben für jede Insel aus PEAs übernimmt und die erforderlichen administrativen Strukturen implementiert. Insbesondere umfasst eine solche Verwaltungseinheit folgende Funktionen:
- Registrieren und Abmeldung von PEAs bei der Verwaltungseinheit,
Verwalten einer Webseite mit Informationen über die Insel, Durchfuhren des Entkoppeins der Insel, - Überwachen von Leistungsungleichgewichten, Beratungsleistungen, Analyse, technische Entwicklung der Insel,
Kommunikation mit anderen Inseln.
Es können dabei gegebenenfalls nur ein Teil der Funktionen in einer IA realisiert sein.
Gemäß der Funktionalitat der Registrierung bzw. des Abmeldens kann sich ein neuer Verbraucher an einer Verwaltungseinheit registrieren. In einem vorgegebenen geographischen Bereich können gegebenenfalls mehrere Verwaltungseinheiten aktiv sein. Der Vorteil des Registrierens an einer Verwaltungseinheit besteht darin, dass im Falle eines weit entfernten Stromausfalls die individuelle, registrierte Einheit in einen größeren Zusammenhang eingebettet ist, so dass in geeigneter Weise der Betrieb der Einheit nach einem solchen Ereignis si- chergestellt ist. Wettbewerb zwischen einzelnen Verwaltungseinheiten ist naturlich erwünscht und es besteht somit auch die Möglichkeit für die PEAs, sich bei einer Verwaltungseinheit abzumelden.
Über eine Webseite informiert die Verwaltungseinheit über die Anzahl und die Kapazitäten der Energieverbraucher bzw. Energieerzeuger, welche zu einer Insel gehören. Die Webseite ermöglicht auch den Zugriff auf den Registrierungsvorgang. Darüber hinaus werden Informationen über die für die Insel vor- gegebenen Regeln gegeben, beispielsweise welche Aktionen durchgeführt werden, falls sich eine Insel entkoppelt, wie die Verwaltungseinheit mit der marktbasierten Energieverteilung umgeht und dergleichen.
Der Vorgang des Entkoppeins der Insel wird von der Verwaltungseinheit insbesondere dann initialisiert, wenn ein weit entfernter Stromausfall auftritt, der Einfluss auf die Energieversorgung der PEAs der Insel hat.
Zur Durchfuhrung der Entkopplung der Insel hat die Verwaltungseinheit die Berechtigung, den Energieerzeugern und Energieverbrauchern Energiesteuerungen vorzugeben. Die Verwaltungseinheit beinhaltet eine Datenbank, in der Informationen
bezuglich der Flexibilität der unterschiedlichen Energieerzeuger und Energieverbraucher enthalten sind. Diese Informationen können frühzeitig automatisch über eine Kommunikation zwischen der Verwaltungseinheit IA und den PEAs gesammelt werden. Falls beispielsweise die externe Energieversorgung einen Pegel von 30 % erreicht und dann plötzlich komplett ausfallt, weist die Verwaltungseinheit die Energieverbraucher an, ihren Energieverbrauch sofort entsprechend zu reduzieren. Dann bestimmt die Verwaltungseinheit die Energieerzeugungska- pazitaten innerhalb der Insel und weist die Energieerzeuger an, die entsprechend notwendige Erzeugung von Energie zu u- bernehmen. Prinzipiell konnte ein solcher Ausfall einer externen Energieversorgung auch über den Markt gesteuert werden. Jedoch besteht dann die Gefahr, dass industrielle AnIa- gen bezuglich des Erwerbs von Energie mit Krankenhausern konkurrieren. Deshalb ist es sinnvoll, die Mechanismen des freien Marktes auszubalancieren, was über die Verwaltungseinheit erreicht wird, welche nach allgemein anerkannten Aktionsplanen im Falle von Notfallsituationen arbeitet.
Um die Spannung und die Frequenz im Energienetz stabil zu halten, sind in herkömmlichen Energienetzen üblicherweise E- nergieausgleichs-Anlagen vorhanden, welche schlechte Abschatzungen von Leitungsverlusten, die falsche Durchfuhrung von Vertragen, falsche Messungen oder ahnliches kompensieren.
Solche Ausgleichs-Anlagen fuhren immer zu zusatzlichen Verlusten. Um die Verwendung solcher Energieausgleichs-Anlagen möglichst zu reduzieren, verfolgt die Verwaltungseinheit ungleichmäßige Energieverteilungen, beispielsweise unter Zuhil- fenahme der Uberwachungseinheit EP, welche deren Ursachen i- dentifiziert . Die Verwaltungseinheit schlagt dann entsprechende Maßnahmen zur Behebung des Problems vor. Die Verwaltungseinheit bietet ferner Beratungsdienste für die einzelnen PEAs bezuglich energiebezogener Produkte, Energiesparmoglich- keiten und dergleichen an.
Die Verwaltungseinheit fuhrt ferner Analysen basierend auf den Daten durch, welche bei dem Betrieb des Energienetzes ge-
messen werden. Hieraus werden Statistiken generiert, welche es ermöglichen, entsprechende Maßnahmen zu definieren, um die Energieversorgungssituation des Gesamtnetzes bzw. einzelner Energieerzeuger und Energieverbraucher zu verbessern.
Die Verwaltungseinheit kann ferner die technische Entwicklung des Energienetzes durch die Festlegung entsprechender Programme unterstutzen. Dies kann naturlich auch nur basierend auf dem Mechanismus des freien Marktes durchgeführt werden. Der Fokus der technischen Entwicklung liegt jedoch auf Merkmalen, welche nur die Verwaltungseinheit betreffen, beispielsweise die Entwicklung von besseren Algorithmen, um das schnelle Entkoppeln des Energienetzes durchzufuhren.
Die Verwaltungseinheit ermöglicht ferner die Kommunikation mit anderen Energienetzen, wodurch entsprechende Mechanismen der Zusammenarbeit mit anderen Netzen implementiert werden können .
Die Sicherheitsanforderungen an die Verwaltungseinheit IA sind ahnlich zu den Sicherheitsanforderungen an die Uberwa- chungseinheit EP, denn die Verwaltungseinheit stellt analog zur Uberwachungseinheit eine öffentliche Instanz dar und besitzt bestimmte Ausfuhrungsrechte. Es müssen somit gefahrli- che Aktionen, welche durch die Verwaltungseinheit möglicherweise durchfuhrbar sind, verhindert werden, wie z.B., dass die Verwaltungseinheit fälschlicherweise eine industrielle Anlage von dem Energienetz trennt. Die Verwaltungseinheit kann ferner das Ziel von Angriffen von Hackern sein. Deshalb ist eine Zugangskontrolle in der Verwaltungseinheit eine wichtige Sicherheitsanforderung.