Scheibenbremse, insbesondere für ein Nutzfahrzeug
Die Erfindung betrifft eine Scheibenbremse entsprechend dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Der prinzipielle Aufbau einer solchen Scheibenbremse ist beispielsweise aus der DE 195 15 063 C2 bekannt.
Dabei weist die Zuspanneinrichtung zwei Stellspindeln auf, die im Bremssattel verschieblich gelagert sind und die an ihrem der Bremsscheibe zugewandten Ende jeweils ein Druckstück tragen, an dem ein im Funktionsfall die Bremsscheibe kontaktierender Bremsbelag befestigt ist. Es sind auch Scheibenbremsen bekannt, bei denen die Druckstücke einstückig mit dem entsprechenden Bremsbelag verbunden sind.
Um den Innenraum des Bremssattels sowie die Stellspindeln vor Verschmutzungen zu schützen, ist der Austrittsbereich der Stellspindel aus dem Bremssattel, d.h., die Austrittsöffnung, durch einen Faltenbalg verschlossen, der einerseits an der Stellspindel oder am Druckstück befestigt ist und der andererseits am Bremssattel bzw. einer Verschlussplatte angeschlossen ist, die eine Montageöffnung des Bremssattels verschließt. Insofern ist die Verschlussplatte integraler Bestandteil des Bremssattels.
Zur Festlegung des Faltenbalges am Bremssattel wird der Faltenbalg in dem durch den größten Außendurchmesser definierten Endbereich in die Austrittsöffnung ein- gepresst, wobei der zugeordnete Endbereich des Balges als Dichtung ausgebildet ist, die, wie der Balg im übrigen, aus einem verformbaren, elastischen Material besteht, üblicherweise einem Elastomer.
Zur Erzielung des Presssitzes ist jedoch eine gewisse Steifigkeit der Dichtung von- nöten, die dadurch erreicht wird, dass ein eigensteifer Stützring, vorzugsweise aus Metall, in der Dichtung integriert ist. Dieser Stützring wird in das Dichtungsmaterial im übrigen einvulkanisiert, so dass die an der Wandung der Austrittsöffnung anliegende Dichtung durch das Elastomermaterial gebildet wird, die nach einem Einpressen des Balges in die Austrittsöffnung für die erforderliche Dichtheit sorgt, daneben aber auch den Sitzhalt gewährleisten soll.
Allerdings sind Elastomere beschädigungsfrei nur in einem geringen Umfang zu verformen, so dass die für einen Presssitz notwendigen Rückstellkräfte nicht in ausreichendem Maße gegeben sind. Aus diesem Grund ist ein dauerhaft sicherer Halt des Faltenbalges am Bremssattel nicht gewährleistet.
Insbesondere bei ungünstigen Reibverhältnissen zwischen der Wandung der Austrittsöffnung und der die Sitzfläche bildenden Mantelfläche der Dichtung, betriebsbedingt hohen Temperaturen, Materialermüdung des Elastomers, im Betrieb des Nutzfahrzeuges auftretenden Vibrationen oder dergleichen, kann es zu einem Herausrutschen des Balges aus dem Presssitz kommen, was in der Praxis durchaus schon häufiger geschehen ist.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Scheibenbremse der gattungsgemäßen Art so weiterzubilden, dass ihre Betriebssicherheit verbessert wird, insbesondere ein dauerhafter, sicherer Halt der Bälge am Bremssattel gewährleistet ist.
Diese Aufgabe wird durch eine Scheibenbremse mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Eine in diesem Sinne ausgebildete Scheibenbremse zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ihre Standzeit wesentlich erhöht wird, da der elastische Bereich der Dichtung, nämlich der aus dem genannten Elastomer oder einem Gummi bestehende Bereich, nun ausschließlich Dichtfunktionen übernimmt, während der Stützring
durch seinen Anpressdruck einen sicheren Halt des Balges insgesamt dauerhaft gewährleistet.
Besonders hervorzuheben ist darüber hinaus, dass ein im Sinne der Erfindung ausgebildeter Balg sehr kostengünstig herstellbar ist, zumindest kostenneutral gegenüber dem bisher eingesetzten Balg. Hierzu trägt insbesondere bei, dass der Stützring, wie bislang in das Elastomer einvulkanisiert ist, allerdings nur bereichsweise und zwar so, dass der Stützring umfänglich an der Wandung der Austrittsöffnung anliegt.
Da die Halterung des Faltenbalges nun nahezu ausschließlich durch den metallischen Stützring erfolgt, ist der Presssitz gegenüber den auftretenden Belastungen wesentlich unempfindlicher als dies bislang der Fall ist, bei dem, wie erwähnt, das elastische Material der Dichtung sowohl die Halte- wie auch Dichtfunktion übernehmen muss.
Dabei ist die Wahl des Stützringes sowohl hinsichtlich der Materialeigenschaften wie auch hinsichtlich der Form ausschließlich geprägt vom Gedanken einer Optimierung hinsichtlich der Halterung. Die Dichtung hingegen kann beispielsweise mit Dichtlippen versehen sein, die an der Wandung der Austrittsöffnung anliegen und so einen sicheren Verschluss bilden, der eine dauerhaft wirksame Barriere für Verschmutzungen und Witterungseinflüsse bildet.
So tritt weder das Problem der Materialermüdung auf, noch tragen die auftretenden hohen Temperaturen innerhalb der Scheibenbremse zu einer Beeinträchtigung der Dicht- bzw. Halteeigenschaften bei. Ebenso sind auftretende Vibrationen weitgehend ohne Wirkung auf die gewünschte Funktionssicherheit des Presssitzes.
Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass der Stützring auf der dem Bremsbelag abgewandten Seite des Balges angeordnet ist, d.h., die aus dem elastischen Material bestehende, an der Wandung der Austrittsöffnung anliegende Dichtung schließt den Faltenbalg gegenüber der außenseitigen Umgebung des Bremssattels ab.
Dadurch wird wirksam verhindert, dass der geschützt einliegende Stützring Witte- rungseinflüssen ausgesetzt ist und rostet, wodurch ansonsten dessen Haltewirkung zumindest eingeschränkt würde.
Prinzipiell ist die neue Art der Anbindung des Balges nicht auf den Anschluss mit dem Bremssattel bzw. einer Verschlussplatte beschränkt. Denkbar ist auch, eine solche Verbindung im Anschlussbereich mit dem Druckstück oder der Stellspindel vorzusehen.
Weitere vorteilhafte Ausbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Ein Ausfuhrungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
Figur 1 eine Teildarstellung einer Scheibenbremse in einer geschnittenen Draufsicht
Figur 2 einen Teilausschnitt der Scheibenbremse entsprechend der Kennzeichnung II in Figur 1
Figur 3 eine Einzelheit der Erfindung, ebenfalls in einem Teilausschnitt in einer geschnittenen Seitenansicht
Figur 4 einen vergrößerten Teilausschnitt der Darstellung nach Figur 2
Figur 5 den gleichen Teilausschnitt, allerdings einer Scheibenbremse nach dem Stand der Technik.
In der Figur 1 ist eine Hälfte einer Scheibenbremse dargestellt, die einen als Schiebesattel ausgebildeten Bremssattel 1 aufweist, der eine Bremsscheibe 3 in ihrem
oberen Umfangsbereich umfasst. Dabei kann die Scheibenbremse pneumatisch oder elektromotorisch betätigbar sein.
Zu beiden Seiten der Bremsscheibe 3 sind Bremsbeläge 4 angeordnet, von denen hier einer dargestellt ist, der im Funktionsfall gegen die Bremsscheibe 3 pressbar ist.
Der Bremsbelag 4 besteht aus einer Trägerplatte 5, einem auf deren der Bremsscheibe 3 zugewandten Seite befestigten Reibbelag 6 sowie zwei fest mit der Trägerplatte 5 verbundenen Druckstücken 7, von denen eines in der Figur 1 erkennbar ist.
Über eine im Bremssattel 1 angeordnete drehhebelbetätigte Zuspanneinrichtung 2 wird eine Stellspindel 11 gegen das Druckstück 7 und damit gegen den Bremsbelag 4 gedrückt.
Zur Einstellung eines Lüftspiels zwischen dem Reibbelag 6 und der Bremsscheibe 3, unter Berücksichtigung des Verschleißes des Reibbelages 6, ist die als Gewindespindel ausgebildete Stellspindel 11 drehbar im Bremssattel 1 gelagert und über eine nicht dargestellte Nachstelleinrichtung bewegbar.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist der Bremssattel 1 auf seiner der Bremsscheibe 3 zugewandten Seite weitgehend durch eine Verschlussplatte 8 verschlossen, die im Austrittsbereich der Stellspindel 11 durchbrochen ist und dort eine Austrittsöffnung 13 bildet.
Zur Abdichtung der Austrittsöffnung 13 ist ein mit der Verschlussplatte 8 verbundener Balg 9 in Form eines Faltenbalges vorgesehen, der über eine Dichtung 10 verdrehsicher mit der Verschlussplatte 8 verbunden ist, während er an der Stellspindel 11 frei drehbar, jedoch axial gesichert gelagert ist.
Bekannt sind auch Scheibenbremsen, bei denen die Druckstücke nicht, wie im dargestellten Beispiel, einstückig mit der Trägerplatte verbunden, sondern an den
Stellspindeln angeschlossen sind. Hierbei erfolgt die Festlegung des Balges 9 üblicherweise an dem jeweils zugeordneten Druckstück.
Im Falle der einstückigen Ausbildung des Bremssattels 1 , also bei Verzicht auf die Verschlussplatte 8, ist der Balg 9 direkt am Bremssattel 1 durch Einpressen befestigt, ebenso wie im gezeigten Beispiel, bei dem der Balg 9 in die Verschlussplatte 8 eingepresst ist.
In der Figur 5 ist der der Verschlussplatte 8 zugewandte Endbereich des Balges 9 dargestellt, wie er aus dem Stand der Technik bekannt ist und der die Dichtung 10 bildet, mit der die Austrittsöffnung 13 umfänglich abgedichtet ist.
Dabei ist zur Versteifung dieses die Dichtung 10 bildenden Endbereichs ein aus Metall, üblicherweise Stahl gebildeter Stützring 12 vorgesehen, der aus der aus einem elastischen Material, vorzugsweise einem Elastomer oder einem Gummi gebildeten Dichtung 10 durch Vulkanisation ummantelt ist. Auf der äußeren Mantelfläche der Dichtung 10 sind Dichtlippen 14 ausgebildet, die sich unter Druck an der Wandung der Austrittsöffnung 13 abstützen.
Demgegenüber ist gemäß der Erfindung der Stützring 12 nur teilweise von der Dichtung 10 ummantelt, so dass er mit einer Pressfläche 17 an der Wandung der Austrittsöffnung 13 im Sinne eines Presssitzes anliegt.
In axialer Richtung, zur Außenseite des Bremssattels hin gerichtet, liegt die ebenfalls mit Dichtlippen 14 versehene Dichtung 10 ebenfalls unmittelbar an der Wandung der Austrittsöffnung 13 an, unter einer gewissen Verformung der Dichtlippen, durch die eine wirksame Abdichtung gegenüber dem äußeren Umgebungsbereich gewährleistet ist.
Dies ist insbesondere in den Figuren 2 und 4 erkennbar.
Zur Erzielung eines sicheren Verbundes zwischen dem Stützring 12 und dem elastischen Material der Dichtung 10 weist der Stützring 12 an der inneren und an der
äußeren Mantelfläche jeweils eine umlaufende Nut 15, 16 auf, in die beim Vulkanisieren das Material der Dichtung 10 eingebettet wird.
Im übrigen ist der äußere, die Pressfläche 17 begrenzende Außendurchmesser des Stützringes 12 geringfügig größer als der lichte Durchmesser der Austrittsöffnung 13, so dass ein ausreichender radialer Pressdruck erzielt wird, durch den der Balg 9 sicher in der Austrittsöffnung 13 gehalten wird.
Bezugszeichenliste
1 Bremssattel
2 Zuspanneinrichtung
3 Bremsscheibe
4 Bremsbelag
5 Trägerplatte
6 Reibbelag
7 Druckstück
8 Verschlussplatte
9 Faltenbalg
10 Dichtung
11 Stellspindel
12 Stützring
13 Austrittsöffnung
14 Dichtlippe
15 Nut
16 Nut
17 Pressfläche