Verfahren zur Herstellung eines optischen Bauteils aus Quarzglas, sowie zur Durchführung des Verfahrens geeigneter Rohling
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines optischen Bauteils aus Quarzglas, bei dem ein Rohling bereitgestellt wird, der die Außenkon¬ tur des herzustellenden optischen Bauteils mit Übermaß umfasst, und der einer Temperbehandlung unterworfen, und aus dem anschließend durch Abtragen des Übermaßes das Bauteil erhalten wird.
Weiterhin betrifft die Erfindung einen Rohling für die erfindungsgemäße Herstel¬ lung eines optischen Bauteils aus Quarzglas, der die Außenkontur des herzustel¬ lenden optischen Bauteils mit Übermaß umfasst, wobei die Herstellung des opti¬ schen Bauteils eine Temperbehandlung des Rohlings umfasst.
Hochwertige optische Bauteile aus Quarzglas werden aus Rohlingen gefertigt, die aus reinem, synthetisch erzeugtem Quarzglas hoher Homogenität bestehen. Die Homogenität des Quarzglas-Rohlings hängt sowohl von einer gleichmäßigen chemischen Zusammensetzung, als auch von einer homogenen Verteilung der sogenannten „fiktiven Temperatur" ab. Bei der fiktiven Temperatur handelt es sich um einen Parameter, der die spezifische Netzwerkstruktur des Quarzglases cha¬ rakterisiert. Die Fertigung derartiger Rohlinge beinhaltet daher eine Temperbe¬ handlung, die dazu dient, einen Abbau mechanischer Spannungen und gleichzei¬ tig eine homogene Verteilung der fiktiven Temperatur zu erreichen. Ein typisches Temperprogramm umfasst eine 50-stündige Haltezeit bei einer Temperatur von etwa 1100 0C, ein anschließendes sehr langsames Abkühlen mit einer Abkühlrate von 2 7h auf Temperatur von 900 0C, und danach ein freies Abkühlen im ge¬ schlossenen Ofen auf Raumtemperatur.
Bei derartigen Temperbehandlungen wird der Rohling lange Zeit auf hoher Tem¬ peratur gehalten, so dass es durch Ausdiffusion von Komponenten oder durch
Eindiffusion von Verunreinigungen aus der Ofenatmosphäre zu Veränderungen der chemischen Zusammensetzung kommen kann, was sich insbesondere in den oberflächennahen Bereichen des Rohlings auswirkt. Aus dem Grund werden Roh¬ linge eingesetzt, die bei der Temperbehandlung zusätzlich zur Außenkontur des herzustellenden optischen Bauteils ein Übermaß aufweisen, das im Verlauf der weiteren Fertigung des optischen Bauteils abgetragen wird.
Ein derartiger Quarzglas-Rohling sowie ein Verfahren der eingangs genannten Gattung sind aus der DE 101 42 893 A1 bekannt. Dort wird vorgeschlagen, einen Rohling für ein linsen- oder scheibenförmiges optisches Bauteil mit einem Über- maß zu versehen, das als Verdickungsbereich ausgebildet ist, der am umlaufen¬ den Rand größer ist als im Bereich um die Mittelachse. Die Fertigung des Roh¬ lings mitsamt dem Verdickungsbereich erfolgt durch Press-, Umform- oder Schmelzverfahren unter Einsatz geeigneter Formen. Durch die Anhäufung von Quarzglasmasse im Randbereich des Rohlings ergeben sich bei der Temperbe- handlung geringere Temperaturgradienten im Bereich der eigentlichen Bauteil- Kontur, so dass die ansonsten auftretenden Randeffekte minimiert werden. Au¬ ßerdem wird die Ausdiffusion von Komponenten aus dem Bereich der Bauteil- Kontur vergleichmäßigt, so dass sich innerhalb der Bauteil-Kontur ein optisch ho¬ mogenes Quarzglas mit geringen Konzentrationsgradienten ergibt.
Herstellung und Homogenisierung des Quarzglases sowie die aufwändige Nach¬ behandlung des Rohlings resultieren in hohen Fertigungskosten für das optische Bauteil. Dazu trägt das einzuhaltende Übermaß des Rohlings wesentlich bei, das einen beachtlichen Materialverlust darstellt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein kostengünstiges Verfahren zur Her- Stellung eines optischen Bauteils mit hoher Homogenität anzugeben, sowie einen Rohling bereitzustellen, aus dem derartige optische Bauteile erhalten werden können.
Hinsichtlich des Verfahrens wird diese Aufgabe ausgehend von dem eingangs genannten Verfahren erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das Bereitstellen des Rohlings (6) folgende Verfahrensschritte umfasst:
(a) Erzeugen eines Basiskörper (1) aus einem homogenen, transparenten Quarzglas,
(b) Erzeugen eines Siθ2-Mantelglases (5) in einem von (a) separaten Ver¬ fahrensschritt,
(c) Umhüllen des Basiskörpers (1) mit dem SiO2-Mantelglas (5) und Bilden eines Schmelzverbundes aus Basiskörper (1) und Mantelglas.
Erfindungsgemäß wird vor der Temperbehandlung ein Rohling in Form eines Schmelzverbundes aus einem Basiskörper und einem den Basiskörper umgebe¬ nen Mantel aus Quarzglas erzeugt. Ein derartiger Rohling wird anschließend der Temperbehandlung unterzogen, wobei also Basiskörper und Mantelglas während der Temperbehandlung miteinander verbunden sind.
Das Quarzglas des Basiskörpers ist homogen und transparent. Es handelt sich um ein hochwertiges Quarzglas, für das der Fertigungsprozess abgesehen von der Temperbehandlung und einer etwaigen mechanischen Endbearbeitung abge- schlössen ist. Der Basiskörper umfasst mindestens die gesamte Bauteil-Kontur, kann dieser gegenüber aber auch noch ein gewisses Übermaß aufweisen.
Das Mantelglas wird in einem separaten Verfahrensschritt erzeugt und unter¬ scheidet sich vom Quarzglas des Basiskörpers. In der Regel besteht das Mantel¬ glas aus einem geringerwertigen Quarzglas, bei dem die optische Homogenität schlechter ist als diejenige des höherwertigen Quarzglases des Basiskörpers. Das Mantelglas kann sich aber auch in anderen Eigenschaften als der Homogenität vom Quarzglas des Basiskörpers unterscheiden. Das Mantelglas bildet das Über¬ maß oder einen Teil davon und wird im Rahmen der Fertigstellung des optischen Bauteils nach der Temperbehandlung wieder entfernt.
Da somit das notwendige Übermaß ganz oder teilweise durch das preiswertere Mantelglas gebildet wird, sind die Materialverluste und damit die Fertigungskosten für das optische Bauteil geringer. Das Hinzufügen des Mantelglases erfolgt in ei¬ nem späten Stadium des Fertigungsprozesses, so dass bei den vorher durchzu¬ führenden Prozessschritten entweder eine dementsprechend geringere Quarz- glasmasse zu bearbeiten ist, was beispielsweise die Handhabung der Quarzglas-
masse und die Prozess-Durchführung vereinfachen kann, oder was zu höheren Produktivität führt, indem ein größerer Anteil des prozessierten Quarzglases als „Gutmaterial" in das optische Bauteil einfließt.
Durch die geometrische Form, die chemische Zusammensetzung und physikali- sehe Eigenschaften des Mantelglas, wie etwa die thermische Leitfähigkeit, können zudem Eigenschaften des Basiskörpers bei der Temperbehandlung beeinflusst werden.
Die Temperbehandlung umfasst einen oder mehrere Heißbehandlungsschritte.
Unter der „Bauteil-Kontur" wird der um das Übermaß verringerte Bereich des Roh- lings verstanden, aus dem letztlich das optische Bauteil gefertigt wird. Die Bauteil- Kontur ergibt sich als eine die Abmessungen des optischen Bauteils Umhüllende
Vorzugsweise wird das Mantelglas aus körnigem SiO2-Ausgangsmaterial erzeugt.
Körniges SiO2-Ausgangsmaterial lässt sich einfach und unter Einhaltung einer vorgegebenen geometrischen Form des Übermaßes oder des Mantels an den Basiskörper aus hochwertigem Quarzglas anschmelzen.
Es fällt beispielsweise als Nebenprodukt bei der Herstellung von synthetischem Quarzglas an oder es wird durch Vermählen von Rest- und Abfallmengen aus Quarzglas erhalten, und ist dann vergleichsweise preiswert.
Besonders bewährt hat sich der Einsatz eines körnigen Siθ2-Ausgangsmaterials in Form von Granulat aus synthetisch erzeugtem SiO2.
Derartiges Granulat besteht aus teilweise verfestigten Agglomeraten aus SiO2- Nanopartiklen, die sich durch eine hohe Sinteraktiviät auszeichnen und dadurch das Anschmelzen am Basiskörper erleichtern. Es zeichnet sich darüber hinaus durch eine hohe Reinheit aus, die Kontaminationen des Gutmaterials vermindert.
Als besonders geeignet hat sich erwiesen, ein Mantelglas aus opakem Quarzglas zu erzeugen.
Die Opazität des Mantelglases vermindert die Wärmeabstrahlung während der Temperbehandlung und erleichtert insbesondere ein gleichmäßiges, langsames Abkühlen des Basiskörper-Materials.
Vorteilhafterweise wird der Schmelzverbund aus Basiskörper und Mantelglas in einem Formungsschritt erzeugt, indem das Mantelglas mit einer vorab eingestell¬ ten Endform des Basiskörpers verschmolzen wird, wobei die Endform des Basis¬ körpers in dem Formungsschritt im Wesentlichen (+/- 5%) unverändert bleibt.
In dem Formungsschritt wird das Mantelglas an den Basiskörper angeschmolzen und erhält dabei gleichzeitig seine gewünschte geometrische Form. Demgegen- über wird die vorab eingestellt Form des Basiskörpers bei diesem Formungsschritt möglichst nicht verändert, um Vermischungen mit dem Mantelmaterial infolge plastischer Verformungen und damit einhergehender Materialströme zu vermei¬ den. Gewisse Formänderungen sind kaum zu vermeiden, Formänderungen im Bereich um 5% -bezogen auf die jeweilige anfängliche Abmessung vor der Form- änderung- akzeptabel sind.
Es hat sich bewährt, wenn die Endform des Basiskörpers in einem Homogenisie- rungsprozess erzeugt wird, der ein Verdrillen einer stabförmigen Basiskörper- Vorform umfasst.
Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise in der DE 42 04 406 A1 beschrieben. Das Verdrilllen dient in erster Linie der Beseitigung von Schlieren im Quarzglas. Es ist auch möglich, beim Verdrillvorgang die Endform des Rohlings einzustellen, jedoch bereitet dies Schwierigkeiten bei großen Quarzglasmassen, wie sie für die Herstellung großvolumiger optischer Bauteile für den Einsatz in Mikrolithographie- geräten erforderlich sind. Da beim erfindungsgemäßen Verfahren der auf das Rohling-Übermaß entfallende Anteil der Quarzglasmasse teilweise oder vollstän¬ dig entfällt, wird die Formgebung beim Verdrillvorgang erleichtert, so dass auch Basiskörper für großvolumige optische Bauteile ihre Endform in diesem Prozess erhalten können.
Alternativ dazu hat es sich auch bewährt, die Endform des Basiskörpers in einem Homogenisierungsprozess einzustellen, der ein Ausfließenlassen einer Basiskör¬ per-Vorform in eine Schmelzform umfasst.
Auch das Ausfließenlassen einer Basiskörper-Vorform in eine Schmelzform ist in der DE 42 04 406 A1 beschrieben. Das Mantelglas wird dabei entweder in einem separaten Formschritt an die so erzeugte Endform des Basiskörpers angeschmol¬ zen, oder das Anschmelzen des Mantelmaterials erfolgt im selben Arbeitsgang mit dem Ausfließenlassen, indem die Innenwandungen der Schmelzform mit dem Mantelmaterial ausgekleidet oder belegt sind oder aus dem Mantelmaterial beste- hen.
Im einfachsten Fall erfolgt das Anschmelzen des Mantelglases dadurch, dass der in einer Form von dem Mantelglas oder dem Ausgangsmaterial dafür umgebene Basiskörper so lange und so hoch erhitzt wird, dass das Mantelglas an der Basis¬ körper-Oberfläche anschmilzt.
Vorzugsweise umgibt der Mantel den Basiskörper allseitig.
Dadurch wird der Verlust an Gutmaterial so gering wie möglich gehalten.
In einer besonders bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens weist das Quarzglas des Mantelglases einen vorgegebenen Wasserstoffgehalt auf, der höher ist als der mittlere Wasserstoffgehalt des Basiskörper-Quarzglases.
Bei dieser Verfahrensvariante dient das Mantelglas gleichzeitig zur Einstellung der Wasserstoffdotierung des optischen Bauteils. Es ist bekannt, dass sich ein gewis¬ ser Wasserstoffgehalt auf die Strahlenbeständigkeit von Quarzglas gegenüber UV-Strahlung positiv auswirken kann. Wasserstoff neigt infolge seines hohen Dif¬ fusionskoeffizienten dazu, während der Temperbehandlung aus dem Quarzglas auszudiffundieren, so dass ohne Gegenmaßnahmen insbesondere die oberflä¬ chennahen Bereiche des Rohlings rasch nahezu frei von Wasserstoff sind. Dieser Konzentrationsgradient führt zum einen zu Inhomogenitäten in der örtlichen Ver¬ teilung der fiktiven Temperatur und er kann die zum anderen die Strahlenbestän¬ digkeit des Quarzglases gegenüber UV-Strahlung verschlechtem. Ein mit Was- serstoff vergleichsweise hoch dotiertes Quarzglas als Mantelglas wirkt der Ausbil-
dung eines derartigen Konzentrationsgradienten entgegen oder es kann sogar zu einer Anreicherung des Basiskörpers mit Wasserstoff beitragen. In dem Zusam¬ menhang ist zu beachten, dass körniges Ausgangsmaterial zur Bildung des Man¬ tels, insbesondere Siθ2-Granulat im Vergleich zu einem massiven Quarzglaskör- per leicht mit Wasserstoff zu beladen ist.
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens weist das Mantelglas einen vorgegebenen Hydroxylgruppengehalt auf.
Im Regelfall wird der Hydroxylgruppengehalt des Mantelglas an denjenigen des Basiskörper-Quarzglases angepasst, so dass beide Gläser einen möglichst glei- chen thermischen Ausdehnungskoeffizienten aufweisen. Die Entstehung mecha¬ nischer Spannungen beim Abkühlen wird so vermieden.
Andererseits zeigt es sich, dass sich der Hydroxylgruppengehalt des Quarzglases auf das Abkühlverhalten bei der Temperbehandlung und auf die Spannungsvertei¬ lung im Basiskörper auswirkt. Durch Einstellung des Hydroxylgruppengehalts kann daher das Abkühlverhalten des Basiskörpers gezielt verlangsamt oder beschleu¬ nigt und die Spannungsverteilung beeinflusst werden. Bei Einsatz von körnigem oder teilchenförmigem Ausgangsmaterial zur Herstellung des Mantelglases kön¬ nen durch gezielte Anhäufungen unterschiedlicher Körnungsqualitäten Zonen schnellerer und langsamerer Abkühlung erzeugt werden.
Hinsichtlich des Rohlings für die Herstellung eines optischen Bauteils wird die o- ben genannte Aufgabe ausgehend von dem gattungsgemäßen Rohling erfin¬ dungsgemäß dadurch gelöst, dass der Rohling vor der Temperbehandlung als Schmelzverbund aus einem Basiskörper aus einem homogenen, transparenten Quarzglas ausgebildet ist, der von einem SiO2-Mantelglas aus Quarzglas geringe- rer Homogenität umhüllt und mit diesem verschmolzen ist
Der erfindungsgemäße Rohling setzt sich aus einem Basiskörper und einem den Basiskörper umgebenden Mantelglas zusammen. Das Quarzglas des Basiskör¬ pers und das Quarzglas des Mantelglases sind miteinander verbunden.
Der Mantel besteht aus einem im Vergleich zum optisch homogenen, transparen- ten Quarzglas des Basiskörpers optisch geringerwertigen Quarzglas. Hinsichtlich
der Definitionen für diese Begriffe wird auf die obigen Erläuterungen zum erfin¬ dungsgemäßen Verfahren verwiesen.
Der Rohling dient zur Herstellung eines optischen Bauteils, wobei der Herstellpro- zess eine Temperbehandlung umfasst, bei der das Mantelglas das Übermaß oder einen Teil davon bildet. Nach der Temperbehandlung wird das Mantelglas zur Fer¬ tigstellung des optischen Bauteils entfernt.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Rohlings ergeben sich aus den Unteransprüchen. Soweit in den Unteransprüchen angegebene Ausgestal¬ tungen des Rohlings den in Unteransprüchen zum erfindungsgemäßen Verfahren genannten Verfahrensweisen nachgebildet sind, wird zur ergänzenden Erläute¬ rung auf die obigen Ausführungen zu den entsprechenden Verfahrensansprüchen verwiesen.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und einer Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung sind Verfahrensschritte zur Herstel- lung eines optischen Bauteils gemäß der Erfindung in Form einer Linse für den Einsatz in der Mikrolithographie schematisch dargestellt. Im Einzelnen zeigen:
Figur 1 das Anschmelzen von Siθ2-Granulat an einen Basiskörper zur Her¬ stellung eines erfindungsgemäßen Rohlings,
Figur 2 das Tempern des Rohlings in einem Temperofen,
Figur 3 den Rohling nach dem Entfernen von Übermaß, und
Figur 4 das aus dem Rohling nach einer mechanischen Endbearbeitung er¬ haltene optische Bauteil.
Mittels des sogenannten Soot-Verfahrens wird ein Rohr aus porösem Siθ2-Soot hergestellt, das einen Hydroxylgruppenkonzentration von etwa 250 Gew.-ppm aufweist. Es wird anschließend in einem Vakuum-Verglasungsofen bei einer Temperatur von 13000C verglast, indem es einer ringförmigen Heizzone zuge¬ führt, und darin zonenweise erweicht wird. Aus dem verglasten Quarzglas-Rohr wird durch Umformen und anschließendem Homogenisieren (Verdrillen) ein Voll-
zylinder mit einem Außendurchmesser von 120 mm und einer Höhe von 80 mm hergestellt. Durch das Homogenisieren wird eine gleichmäßige Verteilung der im Quarzglas enthaltenen Komponenten, wie zum Beispiel Wasserstoff oder Hydro¬ xylgruppen, über das gesamte Volumen erreicht. Aus dem so erhaltenen Vollzy- linder aus hochwertigem, homogenisiertem, synthetischem Quarzglas werden zwei scheibenförmige Barren mit einer Höhe von 40 mm hergestellt.
Beispiel 1
Der erste der beiden Barren wird als Basiskörper im Sinne der vorliegenden Erfin- düng eingesetzt. Vor dem Tempern wird der Quarzglas-Barren 1 hierzu mit einer Mantelglasschicht umgeben. Dieser Verfahrensschritt ist schematisch in Figur 1 dargestellt. Der Barren 1 umfasst die Kontur 2 des herzustellenden optischen Bauteils in Form einer Linse für den Einsatz in der Mikrolithographie. Die Außen¬ kontur ist in Figur 1 durch eine gestrichelte Linie angedeutet ist, das Übermaß ü- ber der Bauteil-Kontur ist mit der Bezugsziffer 8 gekennzeichnet.
Der Quarzglas-Barren 1 wird in einer Schmelzform 3 in einer Granulatschicht 4 aus porösen Granulatkörnern mit Korngrößen im Bereich zwischen 60 und 500 μm so eingebettet, so dass die Granulatkörner den Barren 1 allseitig umge¬ ben. Die Schmelzform wird daraufhin unter Stickstoff auf eine Temperatur um 175O0C aufgeheizt und bei dieser Temperatur ca. 60 Minuten gehalten. Die Gra¬ nulatkörner sintern dabei zu der Granulatschicht 4, die gleichzeitig an dem Barren 1 anschmilzt.
Die porösen Granulatkörner werden aus amorphen, nanoskaligen, durch Flam¬ menhydrolyse von SiCI4 erzeugten, pyrogenen Siθ2-Partikeln erzeugt. Hierzu wird eine wässrige Suspension der pyrogenen Siθ2-Partikel hergestellt, diese homo¬ genisiert und in einem üblichen Nass-Granulierverfahren unter Einsatz eines Ei- rich-Mischers granuliert. Dabei wird der Suspension durch Überleiten von erwärm¬ ter Luft und unter fortwährendem Rühren Feuchtigkeit entzogen, bis diese unter Bildung einer krümeligen Masse aus sphärischen, porösen Siθ2-Granulatkömern zerfällt.
Die Granulatkörner werden anschließend durch Erhitzen in einem Durchlaufofen bei einer Temperatur von ca. 12000C in chlorhaltiger Atmosphäre gereinigt, ge¬ trocknet und gleichzeitig thermisch vorverdichtet.
Das so erhaltene SiO2-Granulat zeichnet sich durch einen Hydroxylgruppengehalt von etwa 1 Gew.-ppm, eine spezifische BET-Oberfläche von etwa 30 m2/g und durch eine Stampfdichte von 1 ,1 g/cm3 aus. Der mittlere Korndurchmesser liegt bei etwa 420 μm, wobei die Fraktion mit Korngrößen oberhalb von 500 μm für die¬ sen Einsatzzweck entfernt wird. Der Gesamtgehalt an Verunreinigungen an Li, Na, K, Mg, Ca, Fe, Cu, und Mn beträgt weniger als 200 Gew.-ppm.
Figur 2 zeigt schematisch, die aus dem Verschmelzen der Granulatschicht 4 mit dem Barren 1 gebildete Mantelschicht 5 aus opakem Quarzglas. Diese umgibt den Barren 1 allseitig mit einer Schichtdicke zwischen 3 und 4 cm umgibt. Nach einem oberflächlichen, groben Abschleifen der Mantelschicht 5 wird der so herge¬ stellte Schmelzverbundkörper, dem in Figur 2 die Bezugsziffer 6 zugeordnet ist zum Abbau mechanischer Spannungen und zur Verminderung der Doppelbre¬ chung in einem geschlossenen Temperofen 7 getempert. Bei dem Schmelzver¬ bundkörper 6 handelt es sich um einen Rohling im Sinne der vorliegenden Erfin¬ dung.
Die Temperbehandlung erfolgt unter Luft bei Atmosphärendruck durch Aufheizen auf eine Temperatur von 11300C, Halten bei dieser Temperatur während einer Zeitdauer von 12 Tagen und einem anschließenden Abkühlen mit einer Abkühlra¬ te von 1°C/h auf eine Temperatur von 9000C und anschließendem freien Abküh¬ len auf Raumtemperatur im abgeschalteten Ofen 7.
Beim Tempern (insbesondere beim Abkühlen) unter Einsatzes eines Schmelzver- bundes 6 gemäß der vorliegenden Erfindung stellt sich im Bereich der Bauteil- Kontur 2 ein flacher Temperaturgradient und ein flacher Gradient der Wasser¬ stoffkonzentrationsverteilung ein. Damit einhergehend ergibt sich eine hohe Ho¬ mogenität innerhalb der Bauteil-Kontur 2, die sich quantitativ in einer Brechzahl¬ verlauf mit einem pv-Wert (peak-to-value) von 0,2 x 10'6 und einer maximalen Spannungsdoppelbrechung von 0,5 nm/cm äußert.
Von dem so hergestellten und spannungsfrei getemperten Schmelzverbund 6 wurde ein Teil des Übermaßes 8 über der Bauteil-Kontur 2 entfernt, wie dies in der Figur 3 dargestellt ist. In der so erhaltenen Form wird die Bauteil-Vorform 9 an den Linsenhersteller geliefert.
Zur Fertigstellung der Linse 10 ist lediglich noch ein geringfügiger mechanischer Abtrag vorzunehmen. Das endgültige Bauteil in Form der Linse 10 ist schematisch in Figur 4 dargestellt.
Beispiel 2
Auch der zweite Barren umfasst die Kontur des herzustellenden optischen Bau¬ teils in Form einer Linse für den Einsatz in der Mikrolithographie.
Dieser Quarzglas-Barren wird auf die oben näher erläuterte Art und Weise inner¬ halb einer Schmelzform in einer Granulatschicht aus porösen Granulatkörnern so eingebettet, so dass die Granulatkörner den Barren allseitig umgeben. Im Unter- schied zu der anhand Beispiel 1 beschriebenen Verfahrensweise wurden die po¬ rösen Granulatkörner vorab mit Wasserstoff beladen, indem sie in einem Ofen bei einer Temperatur von 800 0C über einen Zeitraum von 6 Stunden reiner Wasser¬ stoffatmosphäre ausgesetzt wurden. Die Schmelzform mit dem darin eingebette¬ ten Barren wird unter Stickstoff in einem Gasdruck-Sinterofen bei einem Druck von 2 bar auf eine Temperatur um 16000C aufgeheizt und bei dieser Temperatur ca. 60 Minuten gehalten. Die Granulatkörner sintern dabei zu einer Mantelschicht, die gleichzeitig an dem Barren anschmilzt und wegen der Gegenwart von Was¬ serstoff und dessen Beitrag zum Wärmetransport weniger opak ist als die nach Beispiel 1 erhaltene Mantelschicht 5.
Der so beschichtete Quarzglas-Barren wird der gleichen Temperbehandlung un¬ terzogen wie dies oben anhand Beispiel 1 für den ersten Barren beschrieben ist. Dabei stellt sich im Bereich der Bauteil-Kontur ein flacher Temperaturgradient und ein flacher Gradient der Wasserstoffkonzentrationsverteilung bei einem gleichzei¬ tig vergleichsweise hohen mittleren Wasserstoffgehalt von 5 x 1017 Molekülen/cm3 (anhand einer Raman-Messung ermittelt). Außerdem ergibt sich eine hohe Homo-
genität innerhalb der Bauteil-Kontur, die sich quantitativ in einer Brechzahlverlauf mit einem pv-Wert von 0,2 x 10'6 und einer maximalen Spannungsdoppelbre¬ chung von 0,5 nm/cm äußert.
Bezugszeichenliste
Quarzglas-Barren 1
Bauteil-Kontur 2
Schmelzform 3
Granulatschicht 4
Mantelschicht 5
Schmelzverbundkörper (Rohling) 6
Temperofen 7
Übermaß 8
Bauteil-Vorform 9 Linse 10