Verfahren und Vorrichtung zur Identifikation eines Wellenbruchs und/oder einer Überdrehzahl an einer Gasturbine
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifikation eines Wellenbruchs und/oder einer Überdrehzahl an einer Gasturbine, insbesondere an Flugtriebwerken. Weiterhin betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Identifikation eines Wellenbruchs und/oder einer Überdrehzahl an einer Gasturbine.
Gasturbinen, wie zum Beispiel Flugtriebwerke, umfassen neben einer Brennkammer mindestens einen Verdichter und mindestens eine Turbine. Bei Gasturbinen, die lediglich einen einzigen Verdichter sowie eine einzige Turbine aufweisen, sind der Verdichter und die Turbine über eine einzige rotierende Welle miteinander verbunden. Verfügt die Gasturbine über zwei Verdichter sowie zwei Turbinen, nämlich über einen Niederdruckverdichter, einen Hochdruckverdichter, eine Hochdruckturbine sowie eine Niederdruckturbine, so sind der Niederdruckverdichter sowie die Niederdruckturbine über eine erste Welle sowie der Hochdruckverdichter sowie die Hochdruckturbine über eine zweite Welle miteinander verbunden. Die beiden Wellen verlaufen dann in der Regel koaxial zueinander, wobei eine der beiden Wellen die andere umschließt.
Überdrehzahlen einer Gasturbine müssen sicher vermieden werden. Eine mögliche Ursache für das Auftreten von Überdrehzahlen ist zum Beispiel ein Bruch einer Welle der Gasturbine. Tritt zum Beispiel ein derartiger Wellenbruch auf, so entnimmt ein mit der gebrochenen Welle gekoppelter Verdichter der entsprechenden Turbine keine Leistung mehr, wodurch ein Überdrehen der Turbine verursacht wird. Ein weiterer Grund für eine Überdrehzahl der Gasturbine kann ein Strömungsabriss im Verdichter sein. Da durch Überdrehzahlen erhebliche Schäden an der Gasturbine verursacht werden können, müssen Überdrehzahlen, die zum Beispiel durch einen Wellenbruch hervorgerufen werden, sicher detektiert bzw. identifiziert werden.
Die DE 195 24 992 Cl offenbart ein Verfahren zur Regelung eines Wellentriebwerks mit einem Mikrosteuergerät mit Überwachung des Triebwerks auf Wellenbruch und Überdrehzahl. Nach dem dort offenbarten Verfahren werden mithilfe von Sensoren Drehzahlen gemessen und auf Basis dieser Drehzahlen wird das Triebwerk auf Wellenbruch und Überdrehzahl geprüft. Wird eine derartige Fehlfunktion erkannt, so wird die Brennstoffzufuhr zur Brenn-
ka mer unterbrochen und die Gasturbine wird deaktiviert. Im Zusammenhang mit dem in DE 195 24 992 Cl offenbarten Verfahren ist die Bestimmung einer Differenzdrehzahl zwischen einem verdichterseitigen Ende bzw. Abschnitt und einem turbinenseitigen Ende bzw. Abschnitt der Gasturbinenwelle erforderlich. Demnach müssen an mindestens zwei Punkten, an einem ersten verdichterseitigen Punkt und an einem zweiten turbinenseitigen Punkt, Drehzahlen erfasst werden. Speziell im heißen Turbinenbereich erfordert eine Drehzahlbestimmung aufwendige Vorkehrungen, wodurch sich die Umsetzung des aus dem Stand der Technik bekannten Verfahrens als teuer und aufwendig erweist. Weiterhin ist das aus DE 195 24 992 Cl bekannte Verfahren nur an ein- bzw. zweiwelligen Gasturbinen einsetzbar. Für mehrwellige Gasturbinen hingegen ist dieses aus dem Stand der Technik bekannte Verfahren nicht praktikabel. Dies trifft insbesondere auf mehr als zweiwellige Gasturbinen zu, da eine von rotierenden Wellen umgebene Welle nicht ohne weiteres auf ein stehendes Referenzsystem bezogen werden kann.
Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung das Problem zu Grunde, ein neuartiges Verfahren zur Identifikation eines Wellenbruchs und/oder einer Überdrehzahl an einer Gasturbine sowie eine entsprechende Vorrichtung zu schaffen.
Dieses Problem wird durch ein Verfahren zur Identifikation eines Wellenbruchs und/oder einer Überdrehzahl an Gasturbinen gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Erfindungsgemäß wird während des Betriebs der Gasturbine mindestens eine Schwingungsgröße gemessen, wobei aus der oder jeder gemessenen Schwingungsgröße ein Wellenbruch und/oder eine Überdrehzahl identifizierbar ist.
Im Sinne der hier vorliegenden Erfindung werden demnach Schwingungsgrößen des hinsichtlich Wellenbruchs bzw. hinsichtlich Überdrehzahl zu überwachenden Triebwerks gemessen und ausgewertet. Auf diese Art und Weise kann ein wirkungsvoller, sicherer und einfach realisierbarer Identifikationsmechanismus für Wellenbruch bzw. Überdrehzahl realisiert werden. Es werden nur relativ wenige Teile zur Realisierung der Erfindung benötigt. Der sich bei Umsetzung der Erfindung ergebende Aufbau der Gasturbine ist einfach. Es sind keine Eingriffe in das Triebwerk nötig.
Vorzugsweise wird die oder jede gemessene Schwingungsgröße mit mindestens einer vorab ermittelten, zu dem momentanen Betriebszustand der Gasturbine korrelierenden SollSchwingungsgröße verglichen, wobei aus diesem Vergleich ein Wellenbruch und/oder eine Überdrehzahl identifizierbar ist.
Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird zur Erhöhung der Zuverlässigkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens die oder jede gemessene Schwingungsgröße zeitlich und/oder räumlich gemittelt.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist im unabhängigen Patentanspruch 7 definiert .
Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung.
Nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform der hier vorliegenden Erfindung wird während des Betriebs einer Gasturbine, insbesondere eines Flugtriebwerks, mindestens eine Schwingungsgröße, nämlich mindestens eine Schallgröße, gemessen. Die oder jede am Flugtriebwerk erfasste Schallgröße bzw. Schwingungsgröße wird mit mindestens einer vorab ermittelten Sollschwingungsgröße bzw. Sollschallgröße verglichen, wobei die Sollschallgröße bzw. Sollschwingungsgröße mit dem momentan herrschenden Betriebszustand der Gasturbine korreliert. Wird bei diesem Vergleich zwischen der gemessenen Schwingungsgröße und der dem momentanen Betriebszustand der Gasturbine entsprechenden Sollschwingungsgröße eine signifikante Abweichung festgestellt, so kann hieraus auf einen Wellenbruch bzw. eine Überdrehzahl an der Gasturbine geschlossen werden.
Unter einer signifikanten Abweichung zwischen der oder jeder gemessenen Schwingungsgröße und der oder jeder entsprechenden Sollschwingungsgröße soll verstanden werden, dass Abweichungen, die einer statistischen Streuung zuzurechnen sind, nicht als Wellenbruch bzw. Überdrehzahl identifiziert werden. Hierzu wird zur Erhöhung der Zuverlässigkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens die oder jede gemessene Schwingungsgröße zeitlich und/oder räumlich gemittelt.
Die den jeweiligen Betriebszuständen der Gasturbine entsprechenden Sollschwingungsgrößen werden vorab durch Simulationen bzw. reale Labortests bestimmt, abgespeichert und für das erfindungsgemäße Verfahren bereitgestellt.
Vorzugsweise werden die ermittelten bzw. gemessenen Schwingungsgrößen mit einem Freguenzidentifikationsverfahren ausgewertet. Hierzu werden für die gemessenen Schwingungsgrößen Leistungsdichtespektren im Frequenzbereich ermittelt, wobei bei einem Abfall der Leistungsspektraldichte in einer oder mehreren Frequenzen auf einen Wellenbruch bzw. eine Überdrehzahl an der Gasturbine geschlossen werden kann. Entsprechen die Änderungen in dem
Leistungsdichtespektrum nicht vorab bestimmten Werten, die sich zum Beispiel bei einer Änderung des Betriebszustands der Gasturbine einstellen, so kann hieraus schnell und sicher auf einen Wellenbruch bzw. eine Überdrehzahl geschlossen werden.
Die Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst mindestens eine Messeinrichtung sowie mindestens eine Auswerteeinrichtung. Mithilfe der oder jeder Messeinrichtung lässt sich während des Betriebs der Gasturbine mindestens eine Schwingungsgröße bzw. Schallgröße erfassen. Die oder jede Auswerteeinrichtung dient der Identifikation eines Wellenbruchs bzw. einer Überdrehzahl aus der oder jeder gemessenen Schwingungsgröße .
Vorzugsweise ist eine einzige Auswerteinrichtung vorhanden, der eine Speichereinrichtung sowie eine Vergleichseinrichtung zugeordnet sind. In der Speichereinrichtung sind vorab ermittelte, zu den jeweiligen Be- triebszuständen der Gasturbine korrelierende Sollschwingungsgrößen gespeichert. Diese Sollschwingungsgrößen werden vorab durch Simulation oder Labortests bestimmt. Die Vergleichseinrichtung vergleicht die in der Speichereinrichtung hinterlegten Sollschwingungsgrößen mit den von der oder jeder Messeinrichtung ermittelten, gemessenen Schwingungsgrößen. In dem Fall, in dem ein Vergleich zwischen der ermittelten Schwingungsgröße und der dem momentanen Betriebszustand korrelierenden Sollschwingungsgröße eine signifikante Abweichung ergibt, kann hieraus auf einen Wellenbruch bzw. eine Überdrehzahl an der Gasturbine geschlossen werden. Die Auswerteeinrichtung umfasst hierzu vorzugsweise eine Frequenzidentifikationseinrichtung, welche die oder jede gemessene Schwingungsgröße mithilfe einer Frequenzidentifikation auswertet. Dies erfolgt auf die bereits beschriebene Art und Weise.
Weiterhin ist der Auswerteeinrichtung eine Mittelungseinrichtung zugeordnet, um die oder jede gemessene Schwingungsgröße zeitlich und/oder räumlich zu mittein. Hierdurch kann die Auswertequalität sowie die Zuverlässigkeit des erfindungsgemäßen Identifikationsverfahrens deutlich gesteigert werden. Statistische Ausreißer aus einer Messreihe können so ausgeblendet werden und ein fehlerhaftes Abschalten der Gasturbine kann vermieden werden.
Die Messeinrichtungen sind vorzugsweise als Schwingungsaufnehmer ausgebildet. Nach einer ersten Alternative sind die Schwingungsaufnehmer zum Beispiel als Mikrofone ausgebildet, wobei mithilfe der Mikrofone die zu messenden Schwingungsgrößen als akustische Schallsignale ohne un ittelba-
ren Kontakt zur Gasturbine erfasst bzw. ermittelt werden können. Eine derartige Ausgestaltung hat den Vorteil, dass keinerlei Eingriffe in die Gasturbine erforderlich sind.
Nach einer zweiten, alternativen Ausgestaltung der hier vorliegenden Erfindung sind die Schwingungsaufnehmer als Festkörperschallaufnehmer ausgebildet, die zur Ermittlung der Schwingungsgrößen mit der Gasturbine bzw. einer entsprechenden Baugruppe der Gasturbine in Kontakt stehen. Da der Einsatz derartiger Festkörperschallaufnehmer bei hohen Temperaturen problematisch sein kann, wird im Sinne der hier vorliegenden Erfindung vorgeschlagen, dass die Festkörperschallaufnehmer mit mindestens einer stethoskopartigen Festkörperschall-Leitungseinrichtung in Kontakt stehen. Mit einer derartigen stethoskopartigen Festkörperschall-
Leitungseinrichtung können die Festkörperwellen aus den heißen Bereichen der Gasturbine herausgeleitet werden, sodass die Festkörperschallaufnehmer den hohen Temperaturen nicht ausgesetzt werden. Bei der Weiterleitung der Schwingungen bzw. Schallwellen durch die Festkörperschall- Leitungseinrichtung kann die Wärmeleitung durch dieselbe dadurch effizient vermieden werden, dass zum Beispiel die Festkörperschall- Leitungseinrichtung gekühlt wird. Vorzugsweise ragt die Festkörperschall- Leitungseinrichtung durch das Gehäuse der Gasturbine nach außen, sodass die entsprechenden Schwingungsaufnehmer von außen an die Gasturbine angebracht werden können.
Mithilfe der hier vorliegenden Erfindung kann eine besonders sichere und einfache Detektion bzw. Identifikation eines Wellenbruchs und einer Überdrehzahl an Gasturbinen realisiert werden. Die erfindungsgemäße Vorrichtung benötigt relativ wenig Teile, ist konstruktiv einfach und kann daher kostengünstig realisiert werden.