"Intravenöse Injektion nicht-neurotoxischer Plasminoαen-Aktivatoren zur Behandlung von Schlaαanfall"
Die Erfindung betrifft die intravenöse Applikation nicht-neurotoxischer Plasminogen-Aktivatoren, insbesondere genetisch modifizierter Plasminogen- Aktivatoren und Plasminogen-Aktivatoren aus dem Speichel von Desmodus rotundus (DSPA) zur Behandlung des Schlaganfalls beim Menschen. Die Behandlung von Schlaganfall mit diesen Plasminogen-Aktivatoren ist aus der internationalen Patentanmeldung PCT/EP02/12204 bekannt, auf deren Offenbarung vollumfänglich Bezug genommen wird.
Klinik und Biochemie des Schlaganfalls
Unter dem Begriff "Schlaganfall" werden verschiedene Krankheitsbilder zusammengefaßt, die sich in ihrer klinischen Symptomatik ähneln. Eine erste Differenzierung dieser Krankheitsbilder in die sogenannten ischämischen Insulte und hämörrhagischen Insulte ist ausgehend von der jeweiligen Pathogenese möglich.
Bei ischämischen Insulten (Ischämie) handelt es sich um eine Verminderung oder Unterbrechung der Durchblutung des Gehirns infolge mangelnder arterieller Blutzufuhr. Diese wird häufig durch eine Thrombose eines arterios- klerotisch stenosierten Gefäßes, aber auch durch arterioarterielle bzw. kar- diale Embolien verursacht.
Die hämörrhagischen Insulte gehen dagegen u.a. auf eine Perforation der durch arterielle Hypertonie beschädigten, das Hirn versorgenden Arterien zurück. Von allen zerebralen Insulten werden aber lediglich etwa 20% durch diese Form der Blutungen verursacht, so daß den durch Thrombose verursachten Schlaganfällen die weitaus größte Bedeutung zukommt.
Die Ischämie neuronaler Gewebe geht - im Vergleich zu anderen Gewebe- Ischämien - in besonderem Umfang mit der Nekrose der betroffenen Zellen einher. Die erhöhte Nekroseinzidenz kann nach neuerem Verständnis durch das Phänomen der sog. Exzitotoxizität erklärt werden, bei der es sich um eine komplexe Kaskade einer Vielzahl von Reaktionsschritten handelt. Diese wird demnach dadurch ausgelöst, daß die unter Sauerstoffmangel leidenden ischämischen Neuronen schnell ATP verlieren und depolarisieren. Dies führt zu einer verstärkten postsynaptischen Abgabe des Neurotransmitters Glutamat, der seinerseits membrangebundene neuronale Glutamat-Rezepto- ren aktiviert, die Kationenkanäle regulieren. Als Folge der erhöhten Gluta- mat-Ausschüttung werden die Glutamat-Rezeptoren jedoch überaktiviert.
Die Glutamat-Rezeptoren regulieren ihrerseits spannungsabhängige Kationenkanäle, die - bei der Bindung von Glutamat an seinen Rezeptor - geöffnet werden. Damit setzt ein Na+ und ein Ca2+-Einstrom in die Zelle ein, der zu einer massiven Störung des Ca2+-abhängigen zellulären Stoffwechsels - einschließlich des Energiestoffwechsels - führt. Für den nachfolgend eintretenden Zelltod könnte dabei insbesondere die Aktivierung Ca2+-abhän- giger katabolischer Enzyme verantwortlich sein (Lee, Jin-Mo et al., "The changing landscape of ischemic brain injury mechanisms"; Dennis W. Zhol "Glutamat neurotoxicity and deseases of the nervous System").
Selbst wenn der Mechanismus der Glutamat vermittelten Neurotoxizität derzeit noch nicht im Detail verstanden wird, scheinit dennoch Einigkeit darüber zu bestehen, daß dieses Phänomen in einem erheblichen Umfang zu dem neuronalen Zelltod nach einer zerebralen Ischä mie beiträgt (Jin-Mo Lee et. al.).
Therapie des Schlaganfalls
Bei der Therapie der akuten zerebralen Ischäimie steht neben der Sicherstellung vitaler Funktionen und der Stabilisierung physiologischer Parameter
zunächst das Bestreben nach einer Wiedereröffnung des verschlossenen Gefäßes im Vordergrund. Dieses Ziel wird mit verschiedenen Ansätzen verfolgt. Die rein mechanische Wiederveröffentlichung hat bisher noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt, wie etwa die PTCA bei Herzinfarkt. Lediglich mit erfolgreicher Fibrinolyse konnte bisher eine ausreichende Besserung des Zustande für die Patienten aufgezeigt werden.
Die körpereigene Fibrinolyse basiert auf der proteolytischen Aktivität der Serin-Protease Plasmin, die durch eine Katalyse (Aktivierung) aus der inaktiven Vorstufe Plasminogen hervorgeht. Die natürliche Aktivierung des Plas- minogens erfolgt durch die körpereigenen Plasminogen-Aktivatoren u-PA (Urokinase-typ Plaminogenaktivator) und t-PA (Tissue Plasminogen Aktivator). Letzterer bildet - im Gegensatz zu u-PA - gemeinsam mit Fibrin und Plasminogen einen sog. Aktivatorkomplex. Die katalytische Aktivität des t-PA ist demnach Fibrin-abhängig und erfährt in Gegenwart von Fibrin eine etwa 550-fache Steigerung. Neben Fibrin kann auch Fibrinogen die t-PA vermittelte Katalyse von Plasmin zu Plasminogen stimulieren - wenn auch in sehr viel geringerem Umfang. So erfährt die t-PA Aktivität in Gegenwart von Fibrinogen lediglich eine 25-fache Steigerung. Die Spaltprodukte des Fibrins (fibrin degradation products (FDP)) stimulieren ihrerseits ebenfalls die t-PA Aktivität.
Bekannte Therapieansätze
a) Streptokinase
Frühe Ansätze der thrombolytischen Behandlung des akuten Schlaganfalls gehen bereits auf die 1950-iger Jahre zurück. Aber erst ab 1995 wurden erste umfangreiche klinische Versuche mit Streptokinase, einem Fibrinolyti- kum aus beta-hämolysierenden Streptokokken, durchgeführt. Streptokinase bildet mit Plasminogen einen Komplex, de^r in der Lage ist, andere Plasmi- nogenmoleküle in Plasmin umzusetzen.
Die Therapie mit Streptokinase ist aber mit wesentlichen Nachteilen verbunden, da Streptokinase als bakterielle Protease im Körper allergische Reaktionen auslösen kann. Auch kann eine sog. Streptokinase-Resistenz bei vorheriger Streptokokken-Infektion mit entsprechender Antikörperbildung vorliegen, die eine Therapie erschweren. Darüber hinaus deuteten klinische Studien in Europa (Multicenter Acute Stroke Trial of Europe (MAST-E), Mul- ticenter Acute Stroke Trial of Italy (MAST-I)) und Australien (Australien Streptokinase Trial (AST)) auf ein derart erhöhtes Mortalitätsrisiko und die erhebliche Gefahr von intrazerebralen Blutungen (intracerebral hemorrhage, ICH) nach der Patienten-Behandlung mit Streptokinase hin, daß diese Studien sogar frühzeitig abgebrochen werden mußten.
b) Urokinase
In einem alternativen Therpieansatz wird Urokinase - ebenso ein "klassisches" Fibrinolytikum - appliziert, die im Gegensatz zu Streptokinase keine antigenen Eigenschaften aufweist, da es sich dabei um ein in zahlreichen Geweben vorkommendes körpereigenes Enzym handelt. Es stellt einen von Cofaktoren unabhängigen Aktivator des Plasminogens dar. Urokinase wird in Nierenzellkulturen hergestellt.
c) rekombinantes t-PA (rt-PA)
Umfangreiche Erfahrungen im Bereich der therapeutischen Thrombolyse liegen mit dem Gewebetyp-Plasminogen-Aktivator - dem sog. rt-PA - vor (siehe EP 0 093 619, US-Patentschrift 4 766 075), der in rekombinanten Hamsterzellen produziert wird. Mit t-PA wurden - neben der Hauptindikation akuter Myokardinfarkt - in den 1990-iger Jahren weltweit eine Reihe klinischer Studien mit zum Teil noch unverstandenen und widersprüchlichen Ergebnissen durchgeführt. So wurden zunächst im sog. European Acute Stroke Trial (ECASS) Patienten innerhalb eines Zeitraums von sechs Stunden nach dem Einsetzen der Symptome des Schlaganfall.s intravenös mit rt-
PA behandelt und nach 90 Tagen die Mortalitätsrate sowie der Barthel-Index als Maßstab für die Versehrtheit oder selbständige Lebensfähigkeit der Patienten untersucht. Dabei ergab sich keine signifikante Verbesserung der Lebensfähigkeit, sehr wohl aber eine - wenn auch nicht signifikante - Erhöhung der Mortalität. Dies erlaubte die Schlußfolgerung, daß eine thrombolyti- sche Behandlung von individuell nach ihrer jeweiligen Krankengeschichte gezielt ausgesuchten Patienten mit rt-PA unmittelbar nach dem Beginn des Schlaganfalls möglicherweise vorteilhaft sein könnte. Aufgrund des beobachteten erhöhten Risikos einer intrazerebralen Haemόrrhagie (ICH) nach nur wenigen Stunden nach Einsetzen des Schlaganfalls war aber von einer generellen Anwendung von rt-PA innerhalb des untersuchten Zeitraums von sechs Stunden nach Beginn des Schlaganfalls abzuraten (so C. Lewan- dowski C und Wiliam Barsan, 2001 : Treatment of Acute Strocke; in: Annais of Emergency Medcine 37:2; S. 202 ff).
Die thrombolytische Behandlung des Schlaganfalls war später ebenso Gegenstand einer klinischen Studie des National Institute of Neurologic Disorderand Stroke (sog. NINDS rtPA Stroke Trial) in den USA. Dabei stand jedoch die Untersuchung der Wirkung einer intravenösen rt-PA-Behandlung innerhalb eines nur dreistündigen Zeitraums nach Beginn der Symptome auf den Gesundheitszustand der Patienten nach drei Monaten im Vordergrund. Obwohl die Autoren auch hier ein erhöhtes Risiko für ICH feststellten, wird dennoch die rt-PA Behandlung innerhalb dieses begrenzten Zeitraums von drei Stunden aufgrund der ebenfalls durch die Studie erkannten positiven Effekte dieser Behandlung auf die Lebensfähigkeit der Patienten empfohlen.
In zwei weiteren Studien (ECASS II Trial; Alteplase Thrombolysis for Acute Noninterventional Therapy in Ischemic Stroke (ATLANTIS)) wurde untersucht, ob sich diese positive Aussage über die Wirkung der rt-PA Behandlung innerhalb von drei Stunden nach Beginn des Schlaganfalls auch für ein Behandlung im sechsstündigen Zeitraum bestätigen ließen. Diese Frage konnte jedoch nicht positiv beantwortet werden, da durch eine Behandlung in
diesem Zeitraum neben dem erhöhten Risiko für ICH keine Verbesserung der klinischen Symptome oder eine Verringerung der Mortalität beobachtet werden konnte.
Gemäß einer erstmalig 1997 publizierten und im März 2001 aktualisierten Zusammenschau aller "Stroke Trials" führten alle Thrombolytika-Behand- lungen (Urokinase, Streptokinase, rt-PA oder rekombinate Urokinase) insbesondere aufgrund von ICH zu einer signifikant erhöhten Mortalität innerhalb der ersten zehn Tage nach dem Schlaganfall, während sich bei einer Behandlung innerhalb des 6-Stunden-Zeitraums die Gesamtanzahl der entweder toten oder behinderten Patienten reduzierte. Von einer breiten Anwendung von Thrombolytika für eine Schlaganfallbehandlung wird daher abgeraten.
Diese Ergebnisse haben schon vorher andere Autoren zu der eher sarkastischen Aussage bewogen, daß Schlaganfall-Patienten nunmehr die Wahj hätten, zu sterben oder behindert zu überleben (SCRIP 1997: 2265, 26).
Gleichwohl stellt die Therapie mit rt-PA derzeit die einzige von der Food and Drug Administration (FDA) .in den USA zugelassene Behandlungsmethode der akuten zerebralen Ischämie dar. Diese ist allerdings beschränkt auf eine Applikation des rt-PA innerhalb von drei Stunden nach dem Beginn des Schlaganfalls.
Rekombinanter Plasminogen-Aktivator ist derzeit unter der Bezeichnung Alteplase sowie als Analogpräparat Reteplase auf dem Markt. Bei letzterem handelt es sich um ein therapeutisch wirksames t-PA-Fragment mit niedrigerer Halbwertszeit. Die therapeutische Dosis liegt für Alteplase bei etwa 70- 100 mg, für Reteplase bei zweimal 560 mg, wobei Alteplase im wesentlichen über eine Tropf-Infusion, Reteplase dagegen über eine zweimalige Bolusin- jektion im Abstand von etwa 30 min verabreicht wird. (Mutschier: "Arzneimittelwirkungen", 8. Auflage, S. 512-513).
Nebenwirkungen des t-PA
Neurotoxizität und Exzitotoxizität
Die Zulassung des rt-PA erfolgte 1996. Unmittelbar zuvor, nämlich im Jahre 1995, wurden erste Hinweise für die Ursache der neurotoxischen, bzw. exzitotoxischen Wirkungen des t-PA bekannt, die einen Erklärungsansatz für die dramatischen Effekte des t-PA bei der Schlaganfallbehandlung außerhalb des 3-Stunden Behandlungszeitraums liefern. Danach produzieren Mikrogliazellen und neuronale Zellen des Hippocampus körpereigenes t-PA, das an der Glutamat vermittelten Exzitotoxizität beteiligt ist. Diese Schlußfolgerung entstand durch einen Vergleich von t-PA defizienten Mäusen und Wildtypmäusen, denen jeweils Glutamat-Agonisten in den Hippocampus injiziert wurden. Dabei zeigten die t-PA defizienten Mäuse eine deutlich erhöhte Resistenz gegen extern (inthrathekal) appliziertes Glutamat (Tsirka SE et. al., Nature, Vol. 377, 1995, "Exzitoxin-induced neuronal degeneration and seizure are mediated by tissue plasminogen activator"). Diese Ergebnisse wurden im Jahre 1998 bestätigt, als Wang et al. bei t-PA defizienten Mäusen durch die intravenöse Injektion von t-PA nahezu eine Verdoppelung des nekrotischen neuronalen Gewebes nachweisen konnten. Dieser negative Effekt des externen t-PA lag bei Wildmäusen dagegen nur etwa bei 33% (Wang et al., 1998, Nature, "Tissue plasminogen activator (t-PA) increases neuronal damage after focal cerebral ischemia in wild type and t-PA deficient mice").
Weiterführende Ergebnisse über die Stimulation der Exzitotoxizität durch t- PA publizierten Nicole et al. zu Beginn des Jahres 2001 (Nicole O; Docagne F Ali C; Margaill I; Carmeliet P; MacKenzie ET;; Vivien D und Buisson A, 2001: The proteolytic activity of tissue-plasminogen activator enhances NMDA receptor-mediated signaling; in: Nat Meid 7, 59-64). Sie konnten nachweisen, daß von depolarisierten kortikalen Neuronen ausgeschüttetes t- PA mit der sogenannten NR1 Untereinheit des Glutamat Rezeptors des
NMDA Typs interagiert und diese spaltet. Diese Modifikation führt zu einer Erhöhung der Rezeptoraktivität, die ihrerseits für eine erhöhte Gewebeschädigung nach der Applikation des Glutamat Agonisten NMDA durch eine induzierte Exzitotoxizität verantwortlich ist. Das t-PA wirkt somit durch die Aktivierung des Glutamat-Rezeptor des NMDA-Typs neurotoxisch. Da die Blut-Hirnschranke bei einem Schlaganfall im betroffenen Gewebebereich zusammenbricht, gelangen lösliche Plasmaproteine wie Fibrinogen sowie therapeutisch appliziertes t-PA in Kontakt zu dem Nervengewebe, wo das durch Fibrinogen stimulierte t-PA durch die Aktivierung des Glutamat- Rezeptprs seine exzitotoxische Wirkung entfaltet.
Dass trotz dieser Hinweise auf die neurotoxischen Nebeneffekte des t-PA und trotz der nachgewiesenen Erhöhung der Mortalität durch t-PA dennoch eine arzneimittelrechtliche Zulassung durch die FDA erfolgte, kann wohl nur durch den Mangel an ungefährlichen und effektiven Alternativen - und eine sehr pragmatische Kosten-Nutzen Analyse - erklärt werden. Es besteht aber nach wie vor Bedarf für sicherere Therapien, wobei bei der Entwicklung neuer Thrombolytika - sofern denn von der Thromboiyse nicht sogar ganz Abstand zu nehmen ist - das Problem der Neurotoxizität berücksichtigt werden muß (so z.B. Wang et al a.a.O.; Lewandowski und Barsan 2001 a.a.O).
Aus diesem Grund unterblieben weiterführende Untersuchungen bekannter Thrombolytika einschließlich des DSPA (Desmodus rotundus Plasminogen Aktivator) zur Entwicklung eines neuen Therapeutikums für Schlaganfall, obwohl prinzipiell sämtliche Thrombolytika geeignet sein könnten und beispielsweise im Falle des DSPA bereits in einer ersten Veröffentlichung auf dessen mögliche Eignung für dieses Indikationsgebiet hingewiesen wurde (Medan P; Tatlisumak T; Takano K; Carano RAD; Hadley SJ; Fisher M: Thrombolysis with recombinant Desmodus saliva plasminogen activator (rDSPA) in a rat embolic stroke model; in:: Cerebrovasc Dis 1996:6; 175-194 (401 International Symposium on Thrombolic Therapy in Acute Ishemic Stroke)). Gerade bei DSPA handelt es sich aber um einen Plasminogen Ak-
tivator mit hoher Homologie (Ähnlichkeit) zu t-PA, so daß - zugleich mit der Ernüchterung über die neurotoxischen Nebenwirkungen des t-PA - auch in DSPA keine weiteren Hoffnungen gesetzt wurden.
Alternative Therapieansätze
Die Erforschung alternativer Therapieansätze ist derzeit zum Beispiel auf Antikoagulantien wie Heparin, Aspirin oder Ancrod, dem Wirkstoff aus dem Gift der Malayischen Grubenotter, ausgerichtet. Zwei u.a. auch auf die Untersuchung der Wirkungen von Heparin ausgerichtete klinische Studien (International Stroke Trial (IST) und Trial of ORG 10172 in Acute Stroke Treatment (TOAST)) deuten jedoch nicht auf eine signifikante Verbesserung der Mortalität und eine Verhinderung eines erneuten Schlaganfalls hin.
Eine weitere neuartige Behandlungsmethode setzt weder an dem Thrombus noch an der Blutverflüssigung oder Antikoagulation an, sondern versucht, die Vitalität der durch die Unterbrechung der Blutzufuhr geschädigten Zellen zu steigern (WO 01/51613 A1 und WO 01/51614 A1). Dazu werden Antibiotika aus der Gruppe der Quinone, Aminoglycoside oder Chloramphenicol appli- ziert. Aus einem ähnlichen Grund wird zudem vorgeschlagen, unmittelbar nach dem Schlaganfall mit der Gabe von Citicholin zu beginnen, das im Körper zu Cytidin und Cholin gespalten wird. Diese Spaltprodukte sind Bestandteile der neuronalen Zellmembran und können so die Regeneration des geschädigten Gewebes unterstützen (US-Patentschrift 5827 832).
Jüngste Bestrebungen auf der Suche nach sicheren Behandlungsmethoden basieren auf den neuen Erkenntnissen darüber, daß ein Teil der fatalen Folgen des Schlaganfalls nur mittelbar auf die unterbrochene Blutzufuhr unmittelbar aber auf die Exzito- oder Neurotoxizität unter Beteiligung des überangeregten Glutamat-Rezeptors zurückzuführen ist, die wiederum insbesondere auch durch t-PA verstärkt wird (s. o). Ein Ansatz zur Verminderung dieser Exzitotoxizität ist daher die Applikation von sog. Neuroprotektiva.
Diese können allein oder in Kombination mit Fibrinolytika verwendet werden, um so deren neurotoxischen Effekt zu minimieren. Sie können dabei entweder direkt, beispielsweise als Glutamat-Rezeptor-Antagonisten oder indirekt über die Blockade von spannungsabhängigen Natrium- oder Kalziumkanälen zu einer Abschwächung der Exzitotoxizität führen (Jin-Mo Lee et. al. a.a.O.).
Eine kompetitive Hemmung (Antagonisierung) des Glutamat-Rezeptors des NMDA Typs ist dabei beispielsweise mit 2-Amino-5-Phosphonovalerat (APV) oder 2-Amino-5-Phosphonoheptanoate (APH) möglich. Eine nicht-kompeti- tive Hemmung kann beispielsweise durch Substanzen erreicht werden, die an die Phencyclidin Seite der Kanäle binden, wie Phencyclidin, MK-801, Dextrorphan oder Ketamin.
Bislang haben die Behandlungen mit Neuroprotektiva jedoch noch nicht den gewünschten Erfolg erbracht, möglicherweise weil sie mit Thrombolytika kombiniert werden müssten, um ihre protektive Wirkung zu entfalten. Dies gilt im gleichen Maße für die anderen Wirkstoffe auch (siehe Fig. 10).
Selbst eine Kombination aus t-PA und einem Neuroprotektivum ermöglicht jedoch allenfalls nur einen Erfolg im Sinne einer Schadensbegrenzung. Die Nachteile der Neurotoxizität des verwendeten Fibrinolytikums selber werden damit aber nicht vermieden.
Nicht-neurotoxische Plasminogenaktivatoren
Aus der internationalen Patentanmeldung PCT/EP02/12204, deren Offenbarung vollumfänglich in Bezug genommen wird, sind Plasminogen-Aktivatoren für die Schlaganfallbehandlung bekannt, deren Enzymaktivitält hochselektiv durch Fibrin um ein Vielfaches gesteigert wird, nämlich um mehr als das 650-fache.
Beschaffenheit und Einsatz dieser Plasminogen-Aktivatoren basieren auf der Erkenntnis, daß die Neurotoxizität des Gewebe-Plasminogen-Aktivators (t- PA) darauf zurückzuführen ist, daß in Folge der aufgrund des Schlaganfalls verursachte Gewebezerstörung im Gehirn die Blut-Hirn-Schranke beschädigt oder zerstört wird und das im Blut zirkulierende Fibrinogen somit in das neuronale Gewebe des Gehirns eindringen kann. Dort aktiviert es t-PA, das - mittelbar durch die Aktivierung des Glutamat-Rezeptors oder durch die Aktivierung des Plasminogens - zu weiteren Gewebeschädigungen führt (s.o.).
Zur Vermeidung dieses Effekts wird ein Plasminogen-Aktivator eingesetzt, der eine erhöhte Fibrinselektivität und - im Umkehrschluß - eine verringerte Aktivierbarkeit durch Fibrinogen zeigt. Daraus folgt, daß diese Plasminogen- Aktivatoren beim Übertritt von Fibrinogen aus dem Blut in das neuronale Gewebe in Folge der beschädigten Blut-Hirn-Schranke nicht - oder in einem im Vergleich zum t-PA deutlich verringertem Ausmaß - aktiviert werden, da ihr Aktivator Fibrin aufgrund seiner Größe und Unlöslichkeit nicht in das neuronale Gewebe eintreten kann. Diese Plasminogen-Aktivatoren sind somit nicht-neurotoxisch.
a) genetisch modifizierte Plasminogen-Aktivatoren
Dabei werden beispielsweise nicht-toxische Plasminogen-Aktivatoren eingesetzt, die wenigstens ein Element einer sog. Zymogen-Triade aufweisen. Eine vergleichbare Triade ist aus idem katalytischen Zentrum von Serinpro- teasen der Chymotrypsin-Familie bekannt, die aus den drei interagierenden Aminosäuren Aspartat 194, Histidlin 40 und Serin 32 besteht. Diese Triade ist bei dem zu der Familie der Clhymotrypsin-artigen Serinproteasen gehörenden t-PA jedoch nicht vorhanden. Es ist aber bekannt, daß die gezielte Mutagenese des nativen t-PA zur Einführung wenigstens einer dieser Aminosäuren an geeigneten Positionein zu einer Verringerung der Aktivität des Pro-Enzyms (einkettiges t-PA) und einer Erhöhung der Aktivität des reifen Enzyms (zweikettiges t-PA) bei Anwesenheit von Fibrin führt. Somit führt die
Einführung wenigstens einer Aminosäure aus der Triade - oder von Aminosäuren, die die entsprechende Funktion in der Triade übernehmen - zu einer Erhöhung der Zymogenität des t-PA (Verhältnis der Aktivität des reifen Enzyms zu der Aktivität des Pro-Enzyms) bei deutlicher Erhöhung der Fibrinspezifität, durch konformative Wechselwirkung zwischen den eingeführten Aminosäureresten und/oder Aminosäureresten der wildtypischen Sequenz.
So ist es bekannt, daß die Mutagenese des nativeή t-PA zur Substitution des Phe305 zu His (F305H) sowie des Ala 292 zu Ser (A292S) zu einer 20- fachen Erhöhung der Zymogenität führt, während aber bereits bei der Variante F305H allein eine Steigerung um das 5-fache erzeugt wird (EL Madison, Kobe A, Gething M-J, Sambrook JF, Goldsmith EJ 1993: Converting Tissue Plasminogen Activator to a Zymogen: A regulatory Triad of Asp-His- Ser; Science: 262, 419-421). Diese t-PA Mutanten zeigen bei der Anwesenheit von Fibrin eine Aktivitätssteigerung um das 30.000-fache (F305H) bzw. um das 130.000-fache (F305H, A292S). Beide Mutanten weisen zusätzlich eine Substitution des Arg275 zu R275E auf, um die Spaltung des einkettigen t-PA in die zweikettige Form an der Spaltungsstelle Arg275-Ile276 durch Plasmin zu verhindern. Allein diese Mutante R275E erhöht die Fibrinspezifität des t-PA um das 6.900-fache (K Tachias, Madison EL 1995: Variants of Tissue-type Plasminogen Activator Which Display Substantially Enhanced Stimulation by Fibrin, in: Journal of Biological Chemistry 270, 31: 18319- 18322).
Die Positionen 305 und 292 des t-PA sind homolog zu den Positionen His40 und Ser32 der bekannten Triade der chymotryptischen Serinproteasen. Durch die entsprechende Substitution mit Hlistidin bzw. Serin können diese Aminosäuren mit dem Aspartat477 des t-PA interagieren, so daß die bekannte Triade funktionell in den t-PA Mutanten ausgebildet werden kann (Madison et al 1993).
Diese t-PA-Mutanten können zur Behandlung des Schlaganfalls eingesetzt werden, da sie aufgrund ihrer erhöhten Fibrinspezifität keine oder - im Vergleich zum Wildtyp t-PA - nur eine deutlich verringerte Neurotoxizität aufweisen. Zu Zwecken der Offenbarung der erwähnten t-PA Mutanten F305H; F305H, A292S allein oder in Kombination mit R275E werden die Veröffentlichungen von Madison et al 1993 sowie Tachias und Madison 1995 vollumfänglich in Bezug genommen.
Die Erhöhung der Fibrinspezifität von Plasminogen-Aktivatoren ist alternativ ebenso möglich durch eine Punktmutation des Asp194 (oder eines Aspartats an homologer Position). Plasminogen-Aktivatoren gehören zu der Gruppe der Serinproteasen der Chymptrypsin-Familie und weisen übereinstimmend die konservierte Aminosäure Asp194 auf, die für die Stabilität der katalytisch aktiven Konformation der reifen Proteasen verantwortlich ist. Es ist bekannt, daß das Asp194 in den Zymogenen der Serinproteasen mit His40 interagiert. Durch die aktivierende Spaltung des Zymogens werden diese Wechselwirkungen unmöglich, und die Seitenkette des Asp194 um etwa 170° rotiert, um anschließend mit dem Ile16 eine neue Salzbrücke auszubilden. Diese Salzbrücke ist an der Stabilität der Oxyanion-Tasche der katalytischen Triade der reifen Serinprotease beteiligt. Sie liegt auch im t-PA vor.
Eine Punktmutation des Asp194 macht die Ausbildung bzw. Stabilität der kata|ytischen Konformation der Serinproteasen zunächst unmöglich. Gleichwohl zeigen die mutierten Plasminogen-Aktivatoren bei Anwesenheit ihres Co-Faktors Fibrin - gerade auch im Vergleich zu der reifen Wildtyp- Form - eine deutliche Aktivitätssteigerung, die nur damit zu erklären ist, daß die Wechselwirkungen mit Fibrin eine eine katalytisch e Aktivität ermöglichende Konformationsänderung erlaubt (L Strandberg, iMadison EL, 1995: Variants of Tissue-type Plasminogen Activator with Subs-tantially Enhanced Response and Selectivity towards Fibrin Co-factors. in: Journal of Biological Chemistry 270, 40: 2344-23449). Somit zeigen die AspT 94-Mutanten der
Plasminogen-Aktivatoren eine hohe Aktivitätsteigerung bei Anwesenheit von Fibrin, die ihre Verwendung als nicht-neurotoxischer Plasminogenaktivator ermöglicht.
Ein bevorzugtes Beispiel für einen derartigen nicht-neurotoxischen Plasminogenaktivator stellt t-PA dar, dessen Asp194 durch Glutamat (D194E) bzw. Asparagin (D194N) substituiert ist. Damit reduziert sich bei Abwesenheit von Fibrin die Aktivität von t-PA um den Faktor 1-2000, während dagegen bei Anwesenheit von Fibrin eine Aktivitätssteigerung um den Faktor 498.000 bis 1.050.000 erreicht werden kann. Diese Mutanten können zudem eine Substitution des Arg15 zu R15E enthalten, die die Spaltung des einkettigen t-PA zu dem zweikettigen t-PA an der Peptidbindung Arg15-Ile16 durch Plasmin verhindert. Durch diese Mutation allein wird die Aktivierung des t-PA durch Fibrin bereits um den Faktor 12.000 erhöht. Zu Zwecken der Offenbarung der Mutationen an den Positionen 194 sowie 15 des t-PA wird die Veröffentlichung von Strandberg und Madison 1995 vollumfänglich in Bezug genommen.
Eine Erhöhung der Fibrin-Abhängigkeit von Plasminogen-Aktivatoren kann zudem über die Einführung von Punktmutationen in die sog. "Autolyse- Schleife" erreicht werden. Dieser Aminosäure-Abschnitt ist aus Trypsin bekannt; er liegt aber als homologer Abschnitt auch in Serinproteasen vor und ist insbesondere gekennzeichnet durc'h drei hydrophobe Aminosäuren (Leu, Pro und Phe). Die Autolyse-Schleife iin Plasminogen-Aktivatoren ist für die Interaktion mit Plasminogen verantwortlich. Punktmutationen in diesem Bereich können dazu führen, daß die Pirotein/Protein Wechselwirkungen zwischen Plasminogen und Plasmimogen-Aktivator funktionell nicht mehr ausgebildet-werden können. Diese Mutationen sind funktionell jedoch nur bei Abwesenheit von Fibrin relevant. Bei Anwesenheit von Fibrin sind sie dagegen für eine Aktivitätssteigerung der Plasminogen-Aktivatoren verantwortlich (K Song-Hua, Tachias K, Lamba D, Bode W, madison EL, 1997: Identifikation of a Hydrophobie exocite on Tissue Type Plasminogen Activator That
Modulates Specificity for Plasminogen. In: Journal of Biological Chemistry 272; 3, 181-1816).
In einer bevorzugten Form wird ein t-PA mit Punktmutationen in den Positionen 420-423 eingesetzt. Werden diese Reste durch gezielte Punktmutätio- nen substituiert, steigert sich die Fibrin-Abhängigkeit des t-PA um einen Faktor von bis zu 61.000 (K Song-Hua et al.). Song-Hua et al. untersuchten die Punktmutationen L420A, L420E, S421G, S421E, P422A, P422G, P422E, F423A und F423E. Die Veröffentlichung wird hiermit vollumfänglich für die erfindungsgemäße Verwendung in bezug genommen.
In einer weiteren vorteilhaften Ausführung wird modifizierter Gewebeplasmi- noginaktivator mit einer Aminosäuresequenz gemäß SEQ. ID Nr. 1 (Fig. 13) verwendet, das sich von dem Wildtyp-t-PA dadurch unterscheidet, dass ein Austausch der hydrophoben Aminosäuren in den Positionen 420 - 423 in der Autolyse-Schleife vorgenommen wird, die wie folgt besetzt werden: His420, Asp421, Ala422 und Cys423. Dieses t-PA weist bevorzugt ein Phenylalanin an der Position 194 auf. Zudem kann die Position 275 durch ein Glutamat besetzt sein. Vorteilhafterweise ist die Position 194 von Phenylalanin besetzt.
Weiterhin kann eine modifizierte Urokinase eingesetzt werden. Diese Urokinase kann die Aminosäuresequenz gemäß SEQ. ID Nr. 2 (Fig. 14) aufweisen, in der die hydrophoben Aminosäuren der Autolyse-Schleife durch Val420, Thr421, Asp422 und Ser423 ersetzt sind. Vorteilhafterweise trägt diese Urokinase ein Ile275 sowie ein Glu194. Diese Mutante zeigt im Vergleich zu der Wildtyp-Urokinase eine um das 500-fache erhöhte Fibrinspezifität.
Beide Mutanten - sowohl Urokinase als auch t-PA - wurden in semi-quanti- tativen Tests untersucht und ergaben eine im Vergleich zum Wildtyp t-PA erhöhte Fibrinspezifität.
b) Plasminogen-Aktivator aus Desmodus rotundus (DSPA)
Eine hohe Steigerung der Aktivität bei Anwesenheit von Fibrin - nämlich eine Steigerung um das 100.000-fache - zeigt zudem auch der Plasminogen- Aktivator (DSPA) aus dem Speichel der Vampirfledermaus (Desmodus rotundus), der daher als nicht-neurotoxischer Plasminogenaktivator verwendet werden kann. Unter dem Begriff DSPA werden vier verschiedene Pro- teasen zusammengefaßt, die ein grundlegendes Bedürfnis der Vampirfledermaus, nämlich die verlängerte Blutungsdauer der von diesen Tieren verursachten Wunden der Beutetiere erfüllen (Cartwright, 1974). Diese vier Proteasen (DSPAα-i, DSPAα2, DSPAß, DSPAγ) weisen übereinstimmend eine hohe Ähnlichkeit (Homologie) zu humanem t-PA auf. Ebenso weisen sie ähnliche oder übereinstimmende physiologische Aktivitäten auf, die ihre Zusammenfassung zu dem Oberbegriff DSPA rechtfertigen. DSPA ist Gegenstand der EP 0 352 119 A1 sowie der US Patente 6 008 019 und 5 830 849 die hiermit zu Offenbarüngszwecken vollumfänglich in Bezug genommen werden.
Bei DSPAαl handelt es sich um die bisher am besten untersuchte Protease dieser Gruppe. Sie weist in ihrer Aminosäuresequenz eine Homologie von über 72% gegenüber der bekannten humanem t-PA Aminosäuresequenz auf (Krätzschmar et al., 1991). Dennoch bestehen zwischen t^PA und DSPA zwei wesentliche Unterschiede. Erstens nämlich stellt DSPA als Einzelkette gegenüber Peptidsubstraten ein voll aktives Molekül dar, das nicht - wie das t-PA - in eine zweikettige Form überführt wird (Gardell et al, 1989; Krätzschmar et al., 1991). Zweitens zeigt die katalytische Aktivität des DSPA eine nahezu absolute Fibrin Abhängigkeit (Gardell et al., 1989; Bringmann et al., 1995; Toschi et al., 1998). So wird beispielsweise die Aktivität des DSPAαl bei Anwesenheit von Fibrin um das 100.000-fache gesteigert, während die t- PA-Aktivität nur um das etwa 550-fache ansteigt. Die DSPA-Aktivität wird dagegen durch Fibrinogen wesentlich weniger stark induziert; es erfährt nur eine Steigerung um das 7- bis 9-fache (Bringmann et al., 1995). DSPA ist
somit erheblich stärker Fibrin abhängig und Fibrin spezifisch als das Wildtyp t-PA, das nur etwa 550-fach durch Fibrin aktiviert wird.
Aufgrund seiner fibrinolytischen Eigenschaften und der großen Ähnlichkeit zu t-PA stellt DSPA zwar einen interessanten Kandidaten für die Entwicklung eines Thrombolytikurfis dar. Auf Grund der Beteiligung des t-PA an der Glutamat abhängigen Neurotoxizität bestanden daher keine berechtigten Hoffnungen, einen mit t-PA eng verwandten Plasminogen-Aktivator erfolgreich zur Behandlung des akuten Schlaganfalls einzusetzen.
Nun hat sich aber überraschender Weise gezeigt, dass DSPA trotz seiner hohen Ähnlichkeit (Homologie) zu t-PA und trotz der weitgehenden Übereinstimmung seiner physiologischen Wirkung zu t-PA im Gegensatz zu diesem keine neurotoxischen Wirkungen aufweist. Mit dieser Feststellung geht unmittelbar die Erkenntnis einher, dass DSPA als Thrpmbolytikum doch zur Therapie des Schlaganfalls verwendet werden kann, ohne dass damit ein zusätzliches Risiko der Schädigung des neuronalen Gewebes verbunden wäre. Dies bedeutet insbesondere, dass DSPA auch später als drei Stunden nach dem Einsetzen der Symptome beim Schlaganfall eingesetzt werden kann.
Experimenteller Nachweis der fehlenden Neurotoxizität von DSPA
Die Erkenntnisse über die fehlende Neurotoxizität dieser Plasminogen-Aktivatoren basiert wesentlich auf in v/Vo-Vergleichsuntersuchungen der neuro- degenerativen Wirkung des t-PA einerseits und des DSPA andererseits, die unter Zuhilfenahme des sog. "Kainsäure-Modells" sowie eines Modells zur Untersuchung der NMDA induzierten Läsion des Striatums durchgeführt wurden.
Das Kainsäure-Modell (auch Kainsäure Verletzungsmodell) beruht darauf, daß die neurotoxische Glutamat Kaskade durch die Applikation von externer
Kainsäure (KA) als Agonist des Glutamat-Rezeptors des Kainsäure Typs (KA-Typ) sowie der NMDA- und AMPA-Glutamat-Rezeptoren stimuliert wird. Durch die Verwendung eines t-PA defizienten Mäusestamms als Versuchsmodell konnte damit gezeigt werden, daß die Sensitivität der Versuchstiere gegen Kainsäure nur bei einer zusätzlichen Gabe externen t-PAs das Niveau der Wildtypmäuse erreichte. Dagegen konnte eine Infusion einer äquimola- ren Konzentration an DSPA unter den gleichen experimentellen Bedingungen die Sensitivität gegenüber der Kain-Säure (KA) nicht wiederherstellen. Die Wirkungen des t-PA konnten demnach durch DSPA nicht substituiert werden. Eine Zusammenfassung dieser Ergebnisse ist in Fig. 15 (Tabelle 1 ) dargestellt.
Quantitative Untersuchungen an diesem Modell zeigten, daß selbst eine 10- fache Steigerung der DSPA-Konzentration die Sensitivität der t-PA defizienten Mäusen gegen die KA-Behandlung nicht wiederherstellte, während aber bereits eine 10-fach niedrigere t-PA-Konzentration KA-induzierte Gewebeschäden herbeiführte. Daraus folgt, daß DSPA bei der Förderung der Neurodegeneration nach KA Behandlung eine wenigstens 100-fach niedrigere Aktivität als t-PA aufweist (siehe auch Fig. 11 und 12).
In dem zweiten Modell der Neurodegeneration wurden die möglichen Wirkungen des t-PA sowie des DSPA auf die Förderung der NMDA-abhängigen Neurodegeneration in Wildtypmäusen verglichen. Dazu wurde Wildtypmäusen NMDA (als Agonist des Glutamat Rezeptors des NMDA-Typs) allein oder in Kombination mit t-PA oder DSPA injiziert. Dieses Modell erlaubt die Untersuchung der Wirkung dieser Proteasen unter Bedingungen, unter denen eine Neurodegeneration ohnehin eintritt und aufgrund des Zusammenbruchs der Blut-Hirn-Schranke einen Einstrom von Plasmaproteinen verursacht (Chen et al., 1999).
Bei Arbeiten an diesem Modell führte die Injektion von NMDA zu reproduzierbaren Läsionen im Striatum der Mäuse. Das Volumen dieser Läsionen
wurde durch eine gemeinsame Injektion von t-PA und NMDA um mindestens 50% vergrößert. Dagegen führte eine Co-Injektion mit DSPAαl zu keiner Erhöhung der Vergrößerung der durch die NMDA-Injektion verursachten Läsionen. Sogar in Gegenwart von Plasma-Proteinen, die infolge der NMDA- abhängigen Neurodegeneration in das Läsionsgebiet diffundieren konnten, führte DSPA zu keinem Anstieg der Neurodegeneration. Eine Zusammenfassung dieser Ergebnisse ist in Fig. 16 (Tabelle 2) dargestellt.
Erste Ergebnisse aus klinischen Studien zeigen die Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auch auf die Behandlung des Schlaganfalls beim Menschen. So sind bei Patienten nach erfolgreicher Perfusion deutliche Verbesserungen festzustellen (Verbesserung um 8 Punkte NIHSS oder HIHSS score 0 - 1). Dies macht Fig. 17 (Tabelle 3) deutlich.
In einem weiteren Experiment wurde überprüft, ob t-PA und DSPA bei intravenöser Applikation die geschädigte Blut-Hirnschranke durchdringen können und die Gewebeläsionen im Gehirn vergrößern. Dazu wurden Mäuse zur Erzeugung von Gewebeschäden im Striatum stereotaktisch mit NMDA injiziert und 6, bzw. 24 Stunden nach der Injektion des NMDA t-PA oder DSPA intravenös appliziert. Gegenüber einer Negativkontrolle zeigten die Versuchstiere bei einer Infusion von t-PA 24 Stunden nach NMDA-Injektion eine etwa 30%ige Vergrößerung des durch NMDA-Injektion geschädigten Gewebebereichs, während DSPA keine derartige Verstärkung der Gewebeschädigung verursachte, obwohl sein Eindringen in den geschädigten Gewebebereich mittel einer Antikörperfärbung nachgewiesen werden konnte (siehe Fig. 18, 19). Bei einer entsprechenden intravenösen Applikation von t-PA oder DSPA 6 h nach NMDA-Injektion war noch keine Vergrößerung des geschädigten Gewebebereichs festzustellen. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Blut-Hirnschranke zu diesem Zeitpunkt der t-PA- bzw. DSPA-Applikation noch eine hinreichende Barrierefunktion besaß.
Diese Ergebnisse zeigen, daß DSPA im Zentralnervensystem eines Säugers - also auch des Menschen - eine im wesentlichen inerte Protease darstellt und - im Gegensatz zu t-PA - keine Erhöhung der von KA oder NMDA induzierten Neurotoxizität hervorruft. Diese fehlende Neurotoxizität macht DSPA entgegen der Erwartung zu einem geeigneten Thrombolytikum für die Behandlung des akuten Schlaganfalls.
Therapeutisches Potential der nicht-neurotoxischen Plasminogen-Aktivatoren
Aufgrund der fehlenden Neurotoxizität des DSPA sowie der übrigen nicht- neurotoxischen Plasminogen-Aktivatoren (s. o.) ergibt sich als besonderer Vorteil für die Schlaganfallbehandlung die Tatsache, daß die Verwendung dieser Plasminogen-Aktivatoren - anders als die des Wildtyp t-PA - nicht nur auf das enge Zeitfenster von bis zu drei Stunden nach Beginn des Schlaganfalls beschränkt ist. Vielmehr kann die Behandlung auch zu einem späteren Zeitpunkt - so also ohne weiteres auch nach sechs Stunden oder noch später - erfolgen, ohne daß dem - wie bei t-PA - das Risiko einer Förderung der Exzitotoxizität entgegenstünde. Erste klinische Untersuchungen mit dem DSPA belegen sogar die unbedenkliche Behandlung von Patienten in einem Zeitraum von mehr als sechs bzw. neun Stunden nach dem Einsetzen der Symptome.
Diese zeitlich unbegrenzte Behandlungsoption mit nicht-neurotoxischen Plasminogen-Aktivatoren ist gerade deswegen so bedeutsam, da damit erstmals eine Behandlung von akuten Schlaganfallpatienten bedenkenlos möglich wird, bei denen der Beginn des Schlaganfalls zeitlich nicht mit ausreichender Sicherheit ermittelt werden kann. Diese Patientengruppe war bisher aus Gründen der Vorsicht und der Risikoabschätzung von α'er Thrombolyse mit Plasminogen-Aktivatoren ausgenommen worden. Damit entfällt eine wesentliche Kontraindikation für die zugelassene Verwendung eines Thrombolytikums bei Schlaganfall.
Applikation von Plasminogen-Aktivatoren
Im Gegensatz zu dem bereits etablierten Schlaganfall-Therapeutikum rt-PA liegen für die Schlaganfallbehandlung mit den nicht-neurotoxischen Plasminogen-Aktivatoren noch keine gesicherten Erkenntnisse über eine mögliche Darreichungsform vor.
Aufgabe der Erfindung ist somit die Bereitstellung einer vorteilhaften Darreichungsform für diese nicht-neurotoxischen Plasminogen-Aktivatoren.
Erfindungsgemäß werden Plasminogen-Aktivatoren, deren Aktivität bei Anwesenheit von Fibrin um mehr als 650-fache gesteigert wird, zur Schlaganfallbehandlung intravenös appliziert.
Die intravenöse Darreichung dieser nicht-neurotoxischen Plasminogen-Aktivatoren für die Schlaganfallbehandlung hat sich bereits in klinischen Untersuchungen bestätigt, in denen DSPA - als Beispiel für diese Gruppe von Fibrinolytika - den Patienten intravenös verabreicht wurde und nur geringe Nebenwirkungen verursachte.
Diese Ergebnisse der klinischen Studien waren unerwartet, da bekannt war, dass die intravenöse Applikation von t-PA und anderen üblichen Fibrinolytika mit einem hohen zerebralen Blutungsrisiko verbunden ist (siehe oben).
Zur Verminderung intra-zerebraler Blutungen wurden in jüngster Zeit Strategien entwickelt, diese Substanzen nicht mehr intravenös, sondern intra-arte- riell über einen Katheter direkt nahe des intravaskulären Thrombus zu appli- zieren. Erfahrungen dazu liegen bereits mit der rekombinant erzeugten Urokinase vor (PROCAT als Studie mit Pro-Urokinase). Da diese Darreichungsform eine deutliche Reduzierung der Gesamtdosis erlaubt, wird dadurch eine Verminderung dosisabhängiger Nebenwirkungen - also auch der Hirnblutungen - erzielt.
Den erheblichen Vorteilen der intra-arteriellen Applikation stehen aber zwei mögliche Nachteile gegenüber. So setzt sie einerseits eine zeitaufwendige Vorbereitung des Patienten voraussetzt, die zur Schlaganfallbehandlung innerhalb des zur Verfügung stehenden Zeitfensters von nur 3-Stunden nicht möglich ist. Andererseits kann damit zwar eine niedrigere Gesamtdosis erreicht werden. Lokal gelangt jedoch eine höhere Konzentration des Thera- peutikums in die arteriellen Endgefäße. Bei der aufgrund eines Schlaganfalls beschädigten Barrierefunktion des Gefäßendothels gelangt das Therapeuti- kum daher auch in lokal hohen Konzentrationen in die umliegenden Gewebe. Dort kann es dann ungewollte Nebenwirkungen verursachen.
Bei. der intravenösen Applikation würde die Konzentration des Therapeuti- kums im Gegensatz dazu durch den Zustrom von venösem Blut verdünnt. Somit ist die intra-arterielle Injektion bei gewebeschädigenden Therapeutika wie t-PA problematisch (Forth, Henschler, Rummel, Starke: „Pharmakologie und Toxikologie", 6. Auflage, 1992, S. 29).
Die eine intra-arterielle Applikation erschwerenden Limitierungen durch das enge Zeitfenster und die gewebeschädigenden Nebenwirkung liegen bei den erfindungsgemäß eingesetzten Plasminogen-Aktivatoren jedoch nicht vor. Somit stell die intra-arterielle Applikation aufgrund ihrer unbestreitbaren Vorteile (siehe oben) grundsätzlich eine für nicht-heurotoxische Plasminogen-Aktivatoren sehr erfolgsversprechende Darreichungsform dar. Es hätte somit nahegelegen, diesen Weg bei der Suche nach einer vorteilhaften Darreichungsform dieser Therapeutika zu beschreiten.
Gleichwohl hat die Anmelderin auch für die nicht-neurotoxischen Plasminogen-Aktivatoren auf die eher problematische intravenöse Applikation zurückgegriffen, sie sich allerdings überraschend als vorteilhaft erwies.
Mit der erfindungsgemäßen Darreichungsform wird darüber hinaus auch von einer gängigen therapeutischen Praxis abgewichen, bei der Proteine mit
einem erhöhten immunogenen Potential in der Regel intramuskulär oder über eine Tropfinjektion intravenös appliziert werden. Damit wird ermöglicht, das Risiko eines Allergieschocks zu vermindern (Mebs: „Gifttiere", 2. Auflage, 2000).
Bei den erfindungsgemäß eingesetzten Plasminogen-Aktivatoren handelt es sich - im Gegensatz zum körpereigenen t-PA - entweder um Fremdproteine tierischer Herkunft (siehe z.B. DSPA) oder um genetisch modifizierte körpereigene Proteine, die aufgrund ihrer strukturellen Änderungen neuartige Epitopen aufweisen. Die damit einhergehende Problematik allergischer Reaktionen - insbesondere bei Verabreichung hoher therapeutischer Dosen, wie sie üblicherweise bei der intravenösen Applikation erforderlich sind - stellt sich auch bei anderen aus Fremdproteinen bestehenden Fibrinolytika wie z.B. Streptokinase.
In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform werden die erfindungsgemäß eingesetzten Plasminogen-Aktivatoren über eine Bolusinjektion (intravenöse Schnellinjektion) verabreicht, die auch als einmalige intravenöse Schnellinjektion mit der gesamten therapeutischen Dosis verabreicht werden kann.
Im Rahmen klinischer Studien wurde nachgewiesen, dass auch die intravenöse Verabreichung überraschend niedriger therapeutischer Dosen zu vorteilhaften Ergebnissen führt. Bevorzugte therapeutische Resultate wurden dabei beispielsweise mit Dosierungen zwischen 90 μg/kg und 230 μg/kg erzielt. Therapeutische besonders vorteilhafte Dosen lagen dabei bei 62,5 bis 90 μg/kg. Bei den untersuchten Patienten betrug die Zeitspanne zwischen dem Schlaganfall und der Verabreichung des Therapeutikums zwischen 3 und 9 Stunden. Mittels geeigneter Untersuchungsmethoden konnte das Einsetzen einer therapeutischen Wirkung ermittelt werden (s. Figuren 20 bis 29).
DSPA sowie die übrigen nicht-neurotoxischen Plasminogen-Aktivatoren selber zeigen zwar keine neurotoxischen Nebeneffekte. Gleichwohl kann es vorteilhaft sein, sie zur Behandlung des Schlaganfalls in Kombination mit einem Neuroprotektivum zu verabreichen, um so die durch das körpereigene Glutamat anderenfalls verursachte Gewebeschädigung möglichst zu begrenzen. Dazu können den Glutamat-Rezeptor kompetitiv oder nicht-kom- petitiv hemmende Neuroprotektiva dienen. Sinnvolle Kombinationen sind dabei beispielsweise mit den bekannten Hemmstoffen der Glutamat-Rezeptoren des NMDA-Typus, des Kainsäure-Typs oder des Quisqualat-Typs möglich, so z.B. mit APV, APH, Phencyclidin, MK-801 , Dextrorphan oder Ketamin.
Ebenso kann eine Kombination mit Kationen vorteilhaft sein, da Kationen, insbesondere Zn-Ionen, den vom Glutamat-Rezeptor regulierten Kationenkanal blockieren und so die neurotoxischen Effekte reduzieren können.
In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform können die nicht-neuoro- toxischen Plasminogen-Aktivatoren mit mindestens einem weiteren Thera- peutikum oder mit einem pharmazeutisch unbedenklichen Träger kombiniert werden. Besonders vorteilhaft ist dabei die Kombination mit einem Thera- peutikum, das durch die Vitalisierung der Zellen die Gewebeschädigung vermeiden hilft, zu einer Regeneration des bereits geschädigten Gewebe beiträgt oder der Vermeidung nachfolgender Schlaganfälle dient. Vorteilhaft können z.B. Kombinationen mit Antibiotika wie Quinonen, Antikoagulantien wie Heparin oder Hirudin sowie mit Citicholin oder Aspirin sein.
Vorteilhaft kann zudem auch eine Kombination mit mindestens einem fhrombininhibitor sein. Vorzugsweise können, Thrpmbomodulin, Throm- bomodulinanaloga wie z. B. Solulin, Triabin oder Pallidipin eingesetzt wer^ den. Auch sind Kombinationen mit antiinflammatorischen Substanzen von Vorteil, die die Leukozyten Infiltration beeinflussen.
Im folgenden soll die Applikationsart bzw. Darreichungsform gemäß der Erfindung anhand von konkreten Therapiebeispielen erläutert werden.
--> THERAPIE-BEISPIELE
VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN VON T-PA UND DSPA
A. Methoden
1. Tiere
Wildtypmäuse (c57/Black 6) und t-PA defiziente Mäuse (t-PA-/- Mäuse) (c57/ Black 6) (Carmeliet et al., 1994) wurden von Dr. Peter Carmeliet, Leuven, Belgien, zur Verfügung gestellt.
2. Protein Extraktion aus Gehirngewebe
Die Bestimmung der proteolytischen Aktivität im Hirngewebe nach Infusion von t-PA oder DSPAαl erfolgte mittels zymographischer Analyse (Granelli- Piperno und Reich, 1974). Nach der 7-tägigen Infusionsdauer in den Hippocampus wurden die Mäuse betäubt, anschließend transcardial mit PBS perfundiert und die Gehirne entnommen. Die Hippocampus Region wurde entnommen, in Eppendorf Gefäße gegeben und in gleichen Volumina (w/v) (etwa 30-50 μl) mit 0.5% NP-40 Lyse Puffer ohne Protease-Inhibitoren (0.5% NP-40, 10 mM Tris-HCI pH 7.4, 10 mM NaCI, 3 mM MgCI2, 1mM EDTA) inkubiert. Gehirn-Extrakte wurden mittels eines handbetriebenen Glass- Homogenisators homogenisiert und für 30 min auf Eis belassen. Die Proben wurden danach zentrifugiert und der Überstand abgenommen. Die vorliegende Protein-Menge wurde bestimmt (Bio-Rad Reagenz).
3. Zymographische Analyse der Proteasen
Die proteolytische Aktivität in den Proben oder den Extrakten des Gehirngewebes wurde durch zymographische Analyse gemäß dem Verfahren von Granelli-Piperno und Reich (1974) bestimmt. Dabei wurden die Proben des rekombinanten Proteins (bis zu 100 nmol) oder des Gehirngewebe-Extrakts (20 μg) einer 10%igen SDS-PAGE unter nicht-reduzierenden Bedingungen unterzogen. Die Gele wurden aus den Platten entnommen, für zwei Stunden in 1% Triton X100 gewaschen und anschließend einem Agarosegel mit polymerisiertem Fibrinogen und Plasminogen aufgelegt (Granelli-Piperno und Reich, 1974). Die Gele wurden bei 37°C in einer Feuchtkammer inkubiert bis proteolysierte Zonen erkennbar wurden.
4. Intra-Hippocampus Infusion von t-PA, DSPA und anschließende Injektion von Kain-Säure
Das Kainsäure-Verletzungsmodell basiert auf dem Ansatz von Tsirka et al. (1995). Die Tiere wurden intraperitonal (i.p.) mit Atropin (4 mg/kg) injiziert, dann mit einer i.p. Injektion von Natrium Pentobarbital (70 mg/kg) betäubt. Anschließend wurden sie in einen stereotaktischen Rahmen eingesetzt, so daß eine mikroosmotische Pumpe (Alzet model 1007D, Alzet CA. USA) mit 100 μl PBS oder rekombinantem humanen t-PA (0.12 mg/ml; 1.85 μM) oder DSPAαl (1.85 μM) subkutan zwischen die Schulterblätter implantiert werden konnte. Die Pumpen wurden durch sterile Röhrchen mit einer Gehirn-Kanüle verbunden und durch eine Schädelöffnung an den Koordinaten bregma -2.5 mm, midolateral 0.5 mm und dorsoventral 1.6 mm eingesetzt, um die Flüssigkeit nahe der Mittellinie einzuführen. Die Kanüle wurde nachfolgend an der gewünschten Position festgeklebt und die Pumpen geöffnet, um die entsprechenden Lösungen bei einer Flußrate von 0.5 μl pro Stunde über sieben Tage zu infundieren.
Zwei Tage nach der Infusion der Proteasen wurden die Mäuse erneut betäubt und in den stereotaktischen Rahmen eingebracht. 1.5 nmol Kainsäure in 0.3 μl PBS wurden anschließend unilateral in den Hippocampus injiziert. Die Koordinaten waren: bregma 2.5 mm, medial-lateral 1.7 mm und dorsoventral 1.6 mm. Das Exzitotoxin (KA) wurde über eine Dauer von 30 sec. zugeführt. Nach der Kainsäure-Behandlung verblieb die Nadel für weitere 2 min an diesen Koordinaten, um einen Rückfluß der Flüssigkeit zu verhindern.
5. Gehirn Untersuchung
Fünf Tage nach der KA Injektion wurde die Tiere betäubt und transkardial mit 30 ml PBS perfundiert, gefolgt von 70 ml einer 4% Paraformaldehydlö- sung, für 24 Stunden im gleichen Fixativ nachfixiert, gefolgt von einer Inkubation in 30% Sucrose für weitere 24 Stunden. Coronalschnitte (40 μm) des Gehirns wurden anschließend auf einem vereisbaren Microtom geschnitten, entweder mit Thionin (BDH, Australien) gegengefärbt oder für die immuno- histochemische Untersuchung vorbereitet.
6. Quantifizierung der neuronalen Verlustrate innerhalb des Hippocampus
Die Quantifizierung des neuronalen Verlusts in den CA1-CA3 Hippocampus Subfeldern wurde wie zuvor beschrieben durchgeführt (tsirka et al. 1995; Tsirka et al. 1996). Fünf aufeinander folgende Abschnitte des dorsalen Hippocampus aus allen behandelten Gruppen wurden vorbereitet, wobei die Abschnitte tatsächlich die Stelle der KA Injektion und das Gebiet der Läsion umfaßten. Die Hippocampus Subfelder (CA1-CA3) dieser Abschnitte wurden mittels Camera lucida Zeichnungen des Hippocampus verfolgt. Die Gesamtlänge dieser Subfelder wurde gemessen im Vergleich zu 1 mm Standards, die bei gleicher Vergrößerung verfolgt wurden. Die Länge der Gewebeabschnitte mit vitalen Pyramidenneuronen (mit normaler Morphologie) und die
Länge der Gewebeabschnitte ohne Neuronen (keine Zellen anwesend, keine Thionin Färbung) wurde ermittelt. Die Längen, die intakte Neuronen und neuronale Verluste im Bereich jedes Hippocampus Subfeldes darstellten, wurden zwischen den Abschnitten gemittelt und die Standardabweichung bestimmt.
7. Intra-striatale NMDA Exzitoxizitäts-Läsionen mit oder ohne t-PA oder DSPA
Wildtypmäuse (c57/Black6) wurden betäubt und in einen stereotaktischen Rahmen eingesetzt (s.o.). Die Mäuse erhielten anschließend eine unilaterale Injektion in das linke Stratum mit 50 nmol NMDA allein oder in Kombination mit 46 μM rt-PA oder 46 μM DSPAαl . Als Kontrolle wurden zudem t-PA und DSPAαl allein in einer Konzentration von 46 μM als Kontrollen injiziert. Die Injektions-Koordinaten waren: bregma -0.4 mm, midolateral 2.0 mm und dorsoventral 2.5 mm. Die Lösungen (1 μl Gesamtvolumen für alle Behandlungen) wurden über eine Zeitspanne von 5 Minuten bei 0.2 μl/min übertragen, wobei die Nadel weitere 2 min nach der Injektion am Injektionsort verblieb, um den Rückfluß von Flüssigkeit zu minimieren. Nach 24 Stunden wurden die Mäuse betäubt und transkardial mit 30 ml PBS perfuii- diert, gefolgt von 70 ml einer 4% Paraformaldehydlösung, einer Nach-Fixie- rung für 24 Stunden im gleichen Fixativ, gefolgt von einer Inkubation in 30% Sucrose für weitere 24 Stunden. Coronalschnitte (40 μm) wurden dann auf einem vereisbaren Microtom geschnitten und auf Gelatine beschichtete Glasträger aufgelegt.
8. Quantifizierung des Läsionsvolumens nach der Injektion von NMDA
Die Quantifizierung des striatalen Läsionsvolumens wurde anhand der von Callaway et al. (2000) beschriebenen Methode durchgeführt. Dabei wurden 10 aufeinander folgende Coronalabschnitte vorbereitet, die das Gebiet der Schädigung umfaßten. Die geschädigte Region wurde anhand der Callaway
Methode visualisiert und das Läsionsvolumen durch Verwendung eines Micro Computer Imaging Device (MCID, Imaging Research Inc., Brock .University, Ontario, Canada) quantifiziert.
9. Immunhistochemie
Die Immunhistochemie wurde nach Standardmethoden durchgeführt. Coro- nalsektionen wurden einer Immersion in einer Lösung aus 3% H2O2/10% Methanol für 5 min unterzogen, gefolgt von einer Inkubation mit 5% normal Ziegenserum für 60 min. Die Schnitte wurden dann über Nacht entweder mit einem anti-GFAP Antikörper (1:1,000; Dako, Carpinteria, Ca, USA) zum Nachweis von Astrocyten, mit einem anti-MAC-1 Antikörper (1:1,000; Sero- tec, Raleigh, NC, USA) zum Nachweis von Mikroglia oder polyclonalen anti- DSPA Antikörpern (Schering AG, Berlin) inkubiert. Nach dem Waschen wurden die Schnitte mit den passenden biotinylierten sekundären Antikörpern (Vector Laboratories, Burlingame, CA, USA) inkubiert. Darauf folgte eine abschließende Inkubation in einem Avidin/Biotin-Komplex (Vector Laboratories, Burlingame, CA, USA) für 60 min vor der endgültigen Anfärbung mit 3,3'-Diaminobebzidin/0.03% H202. Die Schnitte wurden dann auf gelatinebeschichtete Träger übertragen, getrocknet, dehydriert und mit permount eingedeckelt.
10. Test auf Verstärkung durch NMDA-Injektion induzierter Gewebeschäden durch intravenöse Applikation von t-PA und DSPA
Zur Induktion von Gewebeschäden im Striatum wurden Mäuse stereotaktisch mit NMDA injiziert. 6 Stunden nach NMDA-Injektion wurden t-PA oder DSPA (100 μl; 10 mg/kg) durch Injektion in die Schwanz-Vene appliziert. Als Negativ-Kontrolle wurden 100 μl 0,9% NaCI injiziert und nachfolgend PBS infundiert. Nach weiteren 24 h wurden die Tiere getötet und das Ausmaß der neuronalen Gewebeschädigung bestimmt. In einem zweiten Versuchsansatz wurden Testgruppen mit bis zu 15 Mäusen entsprechend mit NMDA injiziert,
t-PA oder DSPA 24 h nach Injektion von NMDA i.V. infundiert und die Verstärkung der Gewebeschädigung entsprechend bestimmt. Zum Nachweis von DSPA im Hirngewebe wurden Coronar-Schnitte mittels eines Anti-DSPA- Antikörpers nach Standardmethoden gefärbt.
B. Ergebnisse
1. Infusion von t-PA oder DSPA wird über den Hippocampus von t-PA -/- Mäusen verteilt und behält ihre proteolytische Aktivität
Die ersten Versuche wurden konzipiert, um zu bestätigen, daß sowohl DSPA als auch t-PA ihre proteolytische Aktivität über die 7-tägige Dauer der Infusion behalten. Zu diesem Zweck wurden Aliquots von t-PA und DSPA (100 nmol) sowohl bei 37°C als auch bei 30°C für sieben Tage in einem Wasserbad inkubiert. Um die proteolytische Aktivität zu bestimmen, wurden serielle 5-fache Verdünnungen der Proben einer SDS-PAGE mit nicht-reduzierenden Bedingungen unterworfen und die proteolytische Aktivität durch zymographische Analysen gemessen. Jeweils ein Aliquot von t-PA und DSPA, das während dieser sieben Tage eingefroren geblieben war, wurde als Kontrolle benutzt. Wie aus Figur 1 ersichtlich ist, gab es nur einen geringen Verlust der DSPA- oder t-PA Aktivität, sowohl bei der Inkubation bei 25°C als auch bei 37°C über diesen Zeitraum.
2. t-PA und DSPA Aktivität ist auch in Hippocampus Extrakten von t-PA -/- Mäusen nach der Infusion auffindbar
Zunächst mußte festgestellt werden, daß die bei der Infusion verabreichten Proteasen überhaupt im Gehirn der behandelten Tiere vorhanden waren und auch dort ihre proteolytische Aktivität behielten. Dazu erhielten t-PA -/- Mäuse sieben Tage lang Infusionen mit t-PA oder DSPA (s.o.). Die Mäuse wurden anschließend durch transkardiale Perfusion mit PBS getötet, und die Gehirne entnommen. Die ipsϊlateralen und contralateralen Hippocampus Regionen wurden isoliert, ebenso eine Region des Cerebellums (als Negativ- Kontrolle). Gewebeproben (20 μg) wurden einer SDS-PAGE und zymo- graphischen Analyse gemäß der Beschreibung im Methodenteil unterworfen. Wie aus Figur 2 ersichtlich, wurden sowohl t-PA als auch DSPA Aktivitäten im ipsilateralen Bereich des Hippocampus gemessen, wobei außerdem
etwas Aktivität auf der contralateralen Seite gemessen wurde. Dies zeigte, daß die infundierten Proteasen nicht nur ihre Aktivität im Gehirn behalten, sondern sich außerdem in der Hippocampus Region ausgebreitet hatten. Bei der Kontrolle wurde keine Aktivität in dem aus dem Cerebellum präparierten Extrakt nachgewiesen.
3. Immunhistochemischer Nachweis von DSPA
Um nachzuweisen, daß DSPA sich tatsächlich über die Hippocampus Region ausgebreitet hatte, wurden coronale Gehirnschnitte von t-PA -/- Mäusen nach DSPA-Infusion immunohistochemisch analysiert. Dabei wurde DSPA Antigen in der Hippocampus Region nachgewiesen, wobei die Umgebung der Infusionsstelle die stärkste Färbung aufwies. Dieses Ergebnis bestätigt, daß das infundierte DSPA löslich ist und tatsächlich im Hippocampus vorliegt.
4. DSPA-Infusion stellt die Sensitivität gegenüber Kainsäure-abhängi- ger Neurodegeneration in vivo nicht wieder her
t-PA -/- Mäuse sind resistent gegenüber Kainsäure-abhängiger Neurodegeneration. Dagegen führt eine Infusion von rt-PA in den Hippocampus zu einer vollständigen Wiederherstellung der Sensitivität gegenüber Kainsäure- abhängiger Schädigung. Zur Beantwortung der Frage, ob DSPA das t-PA in dieser Wirkung ersetzen kann, erhielten t-PA -/- Mäuse mittels einer mini- osmotischen Pumpe Infusionen mit t-PA öder DSPA in den Hippocampus. Für beide Gruppen wurden 12 Mäuse verwendet. Zwei Tage später erhielten die Tiere Injektionen von Kainsäure bei einer sich anschließenden Ruhephase. Fünf Tage danach wurden die Tiere getötet. Die Gehirne wurden entnommen und aufgearbeitet (s.o.). Als Kontrollen wurden außerdem t- PA -/- Mäuse vor der KA Behandlung mit PBS infundiert (n=3).
Es wurden coronale Gehimschnitte präpariert und die Neuronen durch die Färbung nach Nissl detektiert. Es wurde deutlich, daß die t-PA -/- Mäuse nach Infusion von PBS resistent gegenüber KA waren. Dagegen führten Infusionen mit rekombinantem t-PA zur Wiederherstellung der Sensitivität gegenüber der Behandlung mit KA. Im Gegensatz dazu veränderte die Infusion der gleichen Konzentration an DSPA in die Hippocampus-Region die Sensitivität dieser Tiere gegenüber KA nicht (siehe Fig. 4a und. 4b).
Eine Quantifizierung dieser Ergebnisse erfolgte unter Verwendung von 12 Mäusen in jeder Gruppe. Bei 2 der 12 mit DSPA infundierten Mäusen beobachteten wir einige geringfügige Neurodegenerationen. Der Grund hierfür ist noch unklar und möglicherweise unabhängig von der Gegenwart von DSPA. Die kombinierten Daten berücksichtigen den geringfügigen Effekt, der bei diesen beiden Tieren beobachtet wurde. Alle 12 mit t-PA behandelten Mäuse waren empfindlich gegenüber der KA Behandlung. Diese Ergebnisse zeigen, daß bei einer Infusion von t-PA oder DSPAαl in äquimolaren Konzentrationen nur die Gabe von t-PA zu einer Wiederherstellung der Sensitivität gegenüber KA-induzierter Neurodegeneration führt.
5. DSPA Infusion verursacht keine Mikroglia Aktivierung
Die Wiederherstellung der KA Sensitivität von t-PA -/- Mäusen nach t-PA Infusion resultiert nachweislich in einer Mikroglia-Aktivierung (Rogove et al., 1999). Um das Ausmaß der Mikroglia-Aktivierung nach t-PA- oder DSPA- Infusion und anschließender KA Behandlung zu bestimmen, wurden Coro- nal-Schnitte der Mäuse einer immunohistochemischen Färbung für aktivierte Microglia-Zellen unter Verwendung des Mac-1 Antikörpers unterworfen. Die Wiederherstellung der KA Sensitivität nach t-PA Infusion resultierte in einem klaren Anstieg der Mac-1 positiven Zellen. Dies wurde nicht bei den Mäusen beobachtet, die Infusionen mit DSPA erhalten hatten. Somit führt die Gegenwart von DSPA nicht zu einer Aktivierung von Mikroglia-Zellen nach KA Behandlung.
6. Titration von DSPA und t-PA in der Mäuse Hippocampus Region
Die Konzentration von t-PA, die für die Infusion benutzt wurde, basierte auf der von Tsirka et al (1995) beschriebenen Konzentration (100 μl von 0.12 mg/ml [1.85 μM]. Wir wiederholten die KA Belastungs-Experimente unter Verwendung einer 10-fach niedrigeren t-PA-Menge (0.185 μM) und einer höheren Menge an DSPA (18.5 μM). Die niedrigere t-PA-Konzentration war noch immer in der Lage, die Sensitivität gegenüber der KA-Behandlung wiederherzustellen (n=3). Von besonderem Interesse war, daß die Infusion der 10fach erhöhten DS PA-Konzentration nur geringen neuronalen Verlust nach KA Behandlung verursachte. Diese Daten weisen verstärkt darauf hin, daß DSPA die Sensitivität gegenüber KA nicht erhöht.
7. Auswirkung von t-PA und DSPA auf die NMDA-abhängige Neurodegeneration in Wildtypmäusen
Die Wirkungen von t-PA und DSPA wurden des weiteren in einem Modell der Neurodegeneration an Wildtypmäusen untersucht. Die Injektion von t-PA in das Striatum dieser Mäuse führt nachweislich zu einer Vertärkung der von dem Glutamat Analogen NMDA hervorgerufenen neurodegenerativen Effekte (Nicole et al., 2001).
Dazu wurden NMDA-Injektionen mit einem Gesamtvolumen von 1 μl in die Striatum Region von Wildtypmäusen in Gegenwart von t-PA oder DSPA (jeweils 46 μM) verabreicht. Nach 24 Stunden wurden die Gehirne entnommen und die Größe der Läsionen nach der Callaway Methode (Callaway et al., 2000) quantifiziert (s.o.). Wie aus Figur 7 ersichtlich, verursachte die Injektion von NMDA allein eine reproduzierbare Läsion bei allen behandelten Mäusen (n=4). Wurden t-PA und NMDA jedoch gemeinsam injiziert, nahm die Größe der Läsionen um etwa 50% zu (P<0.01, n=4). In deutlichem Gegensatz dazu verursachte die Co-Injektion von NMDA und der gleichen
Konzentration von DSPA keinen Anstieg der Läsionsgröße im Vergleich zu NMDA allein.
Injektionen von t-PA oder DSPA allein führten nicht zu einer nachweisbaren Neurodegeneration. Die fehlende Wirkung von t-PA bei alleiniger Verabreichung ist konsistent mit den Ergebnissen von Nicole et al. (2001). Diese Daten zeigen, daß die Anwesenheit von DSPA die Neurodegeneration auch während eines neurodegenerativen Vorgangs nicht weiter erhöht.
Um zu bestätigen, daß sich die Injektion von DSPA tatsächlich in der Hippocampus Region ausgebreitet hat, wurden immunohistochemische Untersuchungen an Coronar-Schnitten unter Verwendung des DSPA Antikörpers durchgeführt. Untersuchungen zeigen, daß DSPA tatsächlich in die striatale Region eingedrungen ist.
Kinetische Analyse der Plasminogen Aktivierung durch indirekten Chromo- gen-Test
Indirekte chromogene Tests der t-PA-Aktivität verwenden die Substrate Lys- Plasminogen (American Diagnostica) und Spectrozyme PL (American Dia- gnostica) und wurden gemäß Madison E.L., Goldsmith E.J., Gerard R.D., Gething M.-J., Sambrook J.F. (1989) Nature 339 721-724; Madison E.L., Goldsmith E.J., Gerard R.D., Gething M.J., Sambrook J.F. and Bassel-Duby R.S. (1990) Proc. Natl. Acad. Sei. U.S.A. 87, 3530-3533 sowie Madison E.L., Goldsmith E.J., Gething M.J., Sambrook J.F. und Gerard R.D. (1990) J. Biol. Chem. 265, 21423-21426 durchgeführt. Tests wurden sowohl in der An- als auch der Abwesenheit des Co-Faktors DESAFIB (American Diagnostica) durchgeführt. DESAFIB, eine Präparation löslicher Fibrin- Monomere, wurde durch die Spaltung hochreinen humanen Fibrinogens durch die Protease Batroxobin gewonnen. Batroxobin spaltet dabei die Arg16-Gly17-Bindung in der Aα-Kette des Fibrinogens und setzt dabei Fibrinopeptid A frei. Das resultierende des-AA-Fibrinogen in Form von Fibrin I Monomeren ist in
Anwesenheit des Peptids Gly-Pro-Arg-Pro löslich. Die Konzentration des Lys-Plasminogens wurde in Anwesenheit von DESAFIB von 0,0125 bis zu 0,2 μM variiert, in Abwesenheit des Co-Faktors von 0,9 bis 16 μM.
Indirekte Chromogen-Tests in Gegenwart verschiedener Stimulatoren
Indirekte chromogene Standardtests wurden gemäß der oben zitierten Veröffentlichungen durchgeführt. Dabei wurden Ansätze von 100 μl Gesamtvolumen mit 0,25-1 ng Enzym, 0,2 μM Lys-Plasminogen und 0,62 mM Spectrozym PL verwendet. Die Tests wurden in Anwesenheit von entweder Puffer, 25 μg/ml DESAFIB, 100 μg/ml Cyanogen Bromid Fragmenten von Fibrinogen (American Diagnostica) oder 100 μg/ml des stimulatorischen 13- Aminosäure-Peptids P368 durchgeführt. Die Analysen wurden in Mikrotiter- Platten durchgeführt und die optische Dichte bei 405 nm Wellenlänge 1 h lang alle 30 sec in einem "Molecular Devices Thermomax" gemessen. Die Reaktionstemperatur betrug 37 °C.
8. DSPA bewirkt auch bei intravenöser Applikation keine Verstärkung neuronaler Gewebeschäden
Durch Injektion von NMDA wurden im Striatum von Mäusen Gewebeschäden induziert und 6, bzw. 24 Stunden danach t-PA oder DSPA intravenös appliziert. Gegenüber einer Negativkontrolle zeigten die Versuchstiere bei einer i.V. Infusion von t-PA 24 Stunden nach NMDA- Injektion eine etwa 30%ige Vergrößerung des durch NMDA-Injektion geschädigten Gewebebereichs, während DSPA keine derartige Verstärkung der Gewebeschädigung verursachte (siehe Fig. 18). Durch Färbung von Coronar-Schnitten mit einem Anti-DSPA-Antikörper konnte nachgewiesen werden, dass das 24 Stunden nach NMDA-Injektion intravenös applizierte DSPA in die geschädigten Gewebebereiche eingedrungen war (siehe Fig. 19). Bei einer entsprechenden intravenösen Applikation von t-PA oder DSPA 6 h nach NMDA-Injektion war noch keine Vergrößerung des geschädigten
Gewebebereichs festzustellen. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Blut-Hirnschranke zu diesem Zeitpunkt der t-PA- bzw. DSPA-Applikation noch eine hinreichende Barrierefunktion besaß. DSPA weist somit auch bei intravenöser Applikation keine neurotoxischen Nebenwirkungen auf.
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