AUSGLEICHS WELLE MIT DREHSCHWINGUNGSDÄMPFUNG
Die Erfindung betrifft eine Ausgleichswelle für Hubkolbenmaschinen mit mindestens einem mit dieser drehfest verbundenem Ausgleichsgewicht mit exzentrischem Schwerpunkt. Bei modernen Verbrennungskraftmaschinen werden zur Verminderung von Schwingungen und Laufgeräuschen Ausgleichswellen verwendet. Deren Wirkung und Erfolg ist aber nur dann zufriedenstellend, wenn die Ausgleichswelleneinheit selbst auch ruhig und schwingungsfrei läuft. Bekannte Ausgleichswellen neigen - zumindest in gewissen Drehzahlbereichen - zum Klappern und Rasseln.
Schwingungen der Ausgleichswelleneinheit können angeregt werden durch die bewegten Massen des Motors und durch dessen Drehun- gleichförmigkeit. Letztere ist wegen der Spiele im Antrieb der Ausgleichswelleneinheit und dem kleinen über diesen übertragenen Drehmoment eine besonders schwer beherrschbare Geräuschquelle. Außerdem wird durch die Drehungleichförmigkeit auf die Zähne eine große Belastung mit wechselndem Vorzeichen ausgeübt. Eine Minimierung der Zahnspiele, insbe- sondere des Verdrehflankenspieles, ist wegen der auftretenden Temperaturdifferenzen problematisch und verteuert die Fertigung außerordentlich.
Es ist bekannt, das Antriebszahnrad auf der Kurbelwelle des Motors mit einer elastischen Verbindung zwischen Zahnkranz und Radkörper zu versehen, etwa aus der US 3,667,317, doch lässt diese Entkoppelung von der Erregung durch die Kurbelwelle den Massen der ganzen Ausgleichswelleneinheit die Freiheit zu schwingen.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Reduktion der Schwingenergie und damit eine wirksame Geräuschreduktion einer Ausgleichswelleneinheit zu erzielen. Erfindungsgemäß wird das dadurch erreicht, dass das Ausgleichsgewicht eine Sekundärmasse aufweist, welche im Ausgleichs- gewicht in Umfangsnchtung beweglich unterstützt ist. So ist zunächst die Sekundärmasse, die die eigentliche Ausgleichsmasse ist, von den Drehschwingungen der Ausgleichswelle entkoppelt. Weiters ist dadurch das Massenträgheitsmoment der Ausgleichswelle mit dem wellenfesten Teil des Ausgleichsgewichtes - der sehr leicht sein kann, weil die Sekundär- masse den Hauptteil der Unwuchtmasse bildet - derart reduziert, dass im Antrieb der Ausgleichswelle die Stöße zwischen den kämmenden Zähnen an Energie verlieren. Dadurch sinkt deren dynamische Beanspruchung - was der Lebensdauer zugute kommt - und auch der Schallpegel erheblich. Bei schrägverzahnten Antriebsrädern wird so auch eine weitere erhebliche Geräuschquelle weitgehend beseitigt: die axialen Stöße zwischen Ausgleichswelle und ihren Lagern.
In Weiterbildung des Erfindungsgedankens ist die Sekundärmasse auf einer Führung des Ausgleichsgewichtes beweglich, welche eine Kurve ist, deren Punkte von der Achse der Ausgleichswelle einen vom Zentriwinkel abhängigen Abstand haben (Anspruch 2). Mit anderen Worten: die Führungsbahn ist keine Kreisbahn mit dem Achspunkt der Ausgleichswelle als Zentrum; oder: einer Bewegung der Sekundärmasse in Umfangs- richtung aus ihrer Ruhelage entspricht zwangsläufig einer Bewegung in
radialer Richtung gegen die Fliehkraft. Dadurch wirken auf die Sekundärmasse Rückstellkräfte, die proportional der Zentripedalbeschleunigung und damit dem Quadrat der Drehzahl sind. Das Schwingungssystem wird daher mit steigender Drehzahl steifer, wodurch sich die Wirkung der erfindungsgemäßen Maßnahme über den gesamten Drehzahlbereich des Motors erstrecken lässt. Dazu sind die Größe der Sekundärmasse, die Gestalt der Führungsbahn entsprechend dem Verhalten des Motors (drehzahl- und lastabhängige Drehungleichformigkeit der Kurbelwelle) auszulegen.
Die Sekundärmasse könnte auf der Führung gleiten, was eine gewisse (und erwünschte) Dämpfung erzeugt. Vorzugsweise hat die Sekundärmasse aber eine Zylinderfläche, die auf der Führung des Ausgleichsgewichtes rollbar ist (Anspruch 3). Dadurch tritt die erfindungsgemäße Wirkung bereits bei sehr kleinen Auslenkungen ein und die Führung ist verschleißfrei.
In einer ersten vorteilhaften Ausfuhrungsform hat das Ausgleichsgewicht zwei Führungen und dazwischen einen Freiraum, in dem sich die Sekundärmasse bewegen kann, und weist die Sekundäraiasse an ihren achsialen Enden jeweils eine Zylinderfläche reduzierten Durchmessers auf, die mit der Führung zusammenwirkt (Ansprach 4). Dadurch kann die Sekundärmasse bei beschränktem lichten Raum sehr groß ausgebildet und trotzdem in der Führung des leicht ausgebildeten Ausgleichsgewichtes, das ja fast nur der Führung der Sekundärmasse und der Aufnahme der Fliehkraft dient, ausreichend unterstützt sein.
In einer anderen vorteilhaften Ausfuhrungsform bildet das Ausgleichsgewicht in seinem Inneren einen geschlossenen Raum, in dem die Sekundärmasse bewegbar ist (Anspruch 5). Hier ist die Führung der Sekundär-
masse leichter so zu gestalten, dass kein Schrägstellen oder Verklemmen der Sekundärmasse vorkommen kann. Außerdem gewinnt man dadurch die Möglichkeit, den geschlossenen Raum im Ausgleichsgewicht mit einer Flüssigkeit zu füllen (Anspruch 6). Die Flüssigkeit erhöht die Gesamtunwucht und die auf die Sekundärmasse wirkende Rückstellkraft, dient vor allem aber der Dämpfung. Diese Wirkung kann hydrodynamisch oder durch einen geeigneten ausgebildeten Drosselspalt, oder durch den Luftanteil an der Füllmenge in mannigfacher Weise moduliert und den Erfordernissen angepasst werden.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann das Ausgleichsgewicht mehrere Sekundärmassen aufnehmen (Anspruch 7), wodurch mit geringerer Gesamtmasse eine größere Unwucht zu erzielen ist. Die Sekundärmasse ist vorzugsweise ein Zylinder (Anspruch 8), wobei allerdings auf eine saubere Führung zu achten ist; oder die Sekundärmasse ist von einer Kugel beziehungsweise von einer Anzahl Kugeln gebildet (Ansprach 9). Weiters ist es fertigungstechnisch günstig, wenn das Ausgleichsgewicht ein getrennt gefertigter und auf der Ausgleichswelle drehfest montierter Bauteil ist (Anspruch 10).
Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Abbildungen beschrieben und erläutert. Es stellen dar: Fig. 1 ein Schema einer beliebigen Ausgleichswelleneinheit,
Fig. 2 einen Schnitt durch eine erfindungsgemäße Ausgleichswelle, Fig. 3 eine Ansicht einer ersten Ausführungsform der Erfindung, Fig. 4 eine Ansicht nach IV in Fig. 3, Fig. 5 eine teilweise geschnittene Ansicht einer Variante der ersten Aus_fiul-rungsform, Fig. 6: einen Querschnitt einer zweiten Ausfuhrungsform,
Fig. 7: einen Schnitt nach VII- VII in Fig. 6,
Fig. 8: einen Querschnitt durch eine Variante der zweiten Ausfüh- rungsform, Fig. 9: eine teilweise geschnittene Ansicht einer weiteren Variante der zweiten Ausfuhrungsform, Fig.10: Ansicht/Schnitt nach X in Fig. 9.
In Fig. 1 ist das Motorengehäuse 1 strichliert angedeutet, es enthält eine Kurbelwelle 2, eine erste Ausgleichswelle 5 und eine zweite Ausgleichswelle 8. Zum Antrieb der Ausgleichswellen ist ein erstes Antriebszahnrad 3 auf der Kurbelwelle und ein zweites Antriebszahnrad 4 auf der ersten Ausgleichswelle 5 vorgesehen. Zur Synchronisierung der beiden Ausgleichswellen 5,8 sind Synchronzahnräder 6,7 vorgesehen. Auf den Ausgleichswellen 5,8 ist jeweils zumindest ein Ausgleichsgewicht 9,10 angebracht, was hier nur mit einem exzentrischen Schwerpunkt angedeutet ist. Auf einer Ausgleichswelle können auch mehrere Ausgleichsgewichte vorhanden und auch mehrere erfindungsgemäß ausgebildet sein.
Fig. 2 zeigt den Grundgedanken der Erfindung schematisch. Die erste Ausgleichswelle 5 ist hier im Normalschnitt an der Stelle zu sehen, an der sich das erste Ausgleichsgewicht 9 befindet. Dieses bildet innen eine Führung 12 auf welcher eine Sekundärmasse 11 hin und her rollen kann. Die Führung 12 folgt einer Kurve, deren ein Punkt durch einen Zentriwinkel 13 und durch einen Abstand 15 von der Achse 14 der Ausgleichswelle 5 beschrieben ist. Dieser Abstand 15 ist mit dem Zentriwinkel veränderlich, sodass bei rotierender Ausgleichswelle 5 eine Auslenkung der Sekundärmasse aus der gezeigten Grundstellung gegen die Zentripedalkraft erfolgt.
In der Ausfuhrungsform der Fig. 3 und Fig. 4 ist der Grundkörper des Ausgleichsgewichtes 19 ein getrennt gefertigter und in geeigneter Weise
mit der Ausgleichswelle 5 verbundener Gussteil. Die Verbindung könnte etwa nach dem Österreichischen Gebrauchsmuster 5.144 der Anmelderin ausgeführt sein. Das Ausgleichsgewicht 19 bildet auf der Seite der Unwucht zwei Führungen 20,21 mit einem Freiraum dazwischen. Die Sekun- däraiasse 11 besteht aus einem Sekundärmassenkörper 23 und beiderseits Zylinderflächen 24. Der Sekundärmassenkörper 23 ist ein relativ flacher Zylinder großen Durchmessers, der den Querschnitt des Freiraumes 22 in Anspruch nimmt; die Zylinderflächen 24 mit kleineren Durchmessern sind koaxial mit dem Sekundärmassenkörper 23 angeordnet und rollen bzw. gleiten auf den Führungen 20,21. Diese Führungen 20,21 bilden jeweils mit einem oberen Rand 25 eine Nut, in der die Zylinderflächen 24 geführt werden. Ihre Bewegung in diesen Nuten wird durch Anschläge 26 begrenzt.
In der Variante der Fig. 5 tritt an die Stelle der Führungen 20,21 eine von einer Seite in das Ausgleichsgewicht 32 eingefräste Nut 27, in der die Zylinderflächen 24 der Sekundärmasse 23 geführt sind. Der in dem Ausgleichsgewicht 32 für die Aufnahme der Sekundärmasse 23 geschaffene Raum ist auf der Bearbeitungsseite durch einen eingepressten Deckel 29 abgeschlossen. Zur Schmierung erfolgt eine Ölzufuhr 30 aus der Aus- gleichswelle 5 durch geeignete Bohrungen zu den Führungen 21. Durch eine Abflussbohrung 31 kann das Öl abfließen, soferne es sich nicht einen anderen Weg ins Freie bahnt.
In der Ausführangeform der Fig. 6 und Fig. 7 besteht das Ausgleichs- gewicht 40 aus einem Blechmantel 42 mit an den axialen Seiten ange- schweissten Deckeln 44 und einer hier walzenförmigen Sekundärmasse 41. Der Blechmantel 42 ist so geformt, dass er die Ausgleichswelle 5 auf einem Teil ihres Umfanges umfasst, dort mit ihr durch eine Schweissung
43 verbunden ist, und sein sich von der Welle entfernender Teil einen
Raum bildet, dessen Innenkontur wieder die Führung und einen mit Öl gefüllten Raum 45 bildet. Die Ölfüllung dient hier der Schmierung und
Dämpfung.
Die Variante der Fig. 8 unterscheidet sich von der vorhergehenden dadurch, dass der Raum 55 im Ausgleichsgewicht 50 mehrere Sekundärmassen enthält, und zwar einen ersten Sekundärkörper 51 und mehrere kleinere Sekundärkörper 52. Auf diese Weise kann ohne Vergrößerung des erforderlichen lichten Radius der Schwerpunkt der Sekundärmassen weiter nach außen verlegt werden. Die Sekundäraiassen könnten auch Kugeln 51*,52* sein.
In der Variante der Fig. 9 und Fig. 10 ist das Ausgleichsgewicht 60 wieder ein Gusskörper, in dem ein sichelförmiger Raum 65 gebildet ist. Des- sen der Drehachse abgewandte Begrenzungsfläche 64 dient als Führung für eine Sekundärmasse 61, die hier einfach als Walze ausgebildet ist. Da der Raum 65 in radialer Richtung nicht wesentlich höher als der Durchmesser der Sekundärmasse 61 ist, wirkt die Ölfüllung in dem Raum 65 in hohem Maße dämpfend, weil das Öl ja durch den zwischen der Sekun- därmasse 61 und der Wand des Raumes 65 gebildeten Spalt hin- durchgepresst werden muss. Schließlich ist der Raum 65 noch mit einem angeschweissten Deckel 63 oder einem Stopfen versehen. Das Innere des Ausgleichsgewichtes ist somit hemietisch abgeschlossen.
Insgesamt ist bei allen gezeigten Ausfuhrangsbeispielen das Ausgleichsgewicht im Extremfall zu einer Führung oder zu einem Gehäuse degeneriert, in dem sich die Sekundärmasse bewegt, die die eigentliche Ausgleichsmasse ist. Durch geeignete Wahl der Form der Führungen der Mas-
sen und Maße sowie der Eigenschaften der Ölfüllung lässt sich das ganze Ausgleichswellensystem einem gegebenen Motor in sehr weiten Grenzen nahezu vollständig anpassen.