VERFAHREN UND REAKTOR ZUR AMPLIFIKATION VON DNA
Die Polymerase-Chain-Reaction (PCR) ist ein molekularbiologisches Verfahren zur in vitro Replikation bzw. Amplifikation (oder Vermehrung) von DNA. Um die DNA zu vervielfachen, müssen verschiedene Temperaturen auf den Ansatz einwirken, bzw. dieser muß einem Temperaturzyklus mit unterschiedlichen Temperaturen unterworfen werden. Zuerst werden in der Denaturierungsphase aus einem DNA-Doppelstrang Einzelstränge bzw. eine Template-DNA durch Erhitzen auf die Denaturierungstemperatur von etwa 95° C hergestellt. Die Doppelstrang-DNA stellt, wenn es sich um die Initialphase handelt, die zu amplifizierende DNA-Probe dar. Während der laufenden Amplifizierung ist sie die mit Primer beladene Doppelstrang-DNA aus einem vorhergehenden Zyklus. Während des nachfolgenden Abkühlen auf Temperaturen um 55° C, der Annealingtemperatur, werden an die Einzelstränge zwei kleinere einzelsträngige DNA- Oligonukleotide als Initialmolekül bzw. Primer an zwei Stellen entsprechend ihrer spezifisch Sequenz angelagert (Annealingphase). Die Auswahl der Primer erfolgt unter dem Gesichtspunkt, dass sie bei ihrer Anlagerung den interessierenden DNA-Bereich einschließen sollen. Durch Erwärmen auf etwa 72° C wird der DNA- Abschnitt zwischen den Primern durch die PCR vervielfacht (Extensionsphase). Hier kanalisiert eine temperaturstabile Polymerase mit einem Reaktionsmaximum bei etwa 72° C die Anlagerung der Phosphonukleotide (dNPTs) an die einsträngige DNA unter Bildung der komplementären DNA-Kette. Die dNPTs werden als sogenannter Nierermix, bestehend aus dATP, dCTP, dGTP, dTTP, eingesetzt. Die Polymerase wird in einem Mg++-Ionen, Detergentien und gegebenenfalls ein Adjuvans enthaltenden Puffer eingesetzt. Anschließend durchläuft der Ansatz den nächsten Temperaturzyklus. Er wird wieder auf etwa 95° C erhitzt; es entstehen wieder zwei DΝA-Fragmente (Denaturierungsphase), an die im nächstem Schritt wieder die dΝPTs unter Bildung der komplementären Ketten angelagert werden. Vorher wird der Ansatz auf etwa 55° C abgekühlt. Aus einer Kette werden somit im ersten Zyklus zwei zueinander komplementäre DΝA-Ketten, dann vier, dann acht, sechzehn und so weiter.
Die DΝA-Ketten wirken bei der PCR autokatalytisch auf ihre eigene Bildung ein. Um so mehr Ketten anwesend sind desto höher ist die Bildungsrate. Eine exponentielle Bildungskinetik ist die Folge.
Die Reaktion wird vor allem durch die Art der Polymerase bestimmt. Z. B. katalysiert die DNA-Polymerase „Taq" mit hoher Umsatzgeschwindigkeit, während die Polymerase „Pwo" eine zehnfach höhere Genauigkeit aufweist aber langsamer arbeitet. Entscheidend für die PCR ist der zeitliche und thermische Verlauf des Temperaturgradienten. Man möchte generell möglichst schnell erwärmen und abkühlen, stößt mit dieser Forderung aber an die Grenzen der Physik. Die Zykluszahl, das zeitliche und thermische Profil des Temperaturgradienten, die Menge und die Art der Polymerase und die Menge an Nukleotiden im sogenannten Vierermix sind Größen, die das Ergebnis beeinflussen. Moderne Thermocycler fuhren die Temperararfunktionen T(t) automatisch durch. Es werden meistens Reaktionen in einem separaten, nicht kontinuierlich betriebenen (batch) Reaktor, von denen mehrere bzw. auch eine Vielzahl nebeneinander oder auch hintereinander (WO 02/070751 AI) vorliegen können, eingesetzt. Um den Reaktibnsverlauf analytisch zu verfolgen, werden Proben gezogen und durch Gelelektrophorese und Anfärben oder Southern-Blotting die Menge der gebildeten DNA bestimmt. Die Genauigkeit dieser Techniken ist begrenzt, der Aufwand beträchtlich (WO98/45481).
Die Entnahme von Proben entfällt bei einer modernen Variante des Thermocyclers, dem sogenannten Lightcycler. Dieser erlauben die Durchführung von bis zu 30 Thermozyklen in 20 Minuten, wobei Daten on-line in Echtzeit gemessen werden. Der Lightcycler gestattet die quantitative Bestimmung bzw. die Konzentrationsbestimmung der Amplifikationsprodukte. Es wird die Fluoreszenz von Fluoreszenzfarbstoffen gemessen, die sich an den Einzelstrang anlagern und bei jedem Verdopplung wieder frei werden. Auf diese Weise kann die Konzentration an freien Einzelsträngen bzw. ihre Bildungskinetik bestimmt werden.
Bekannt ist, dass durch Einsatz von mikrofluidischen Systemen die herkömmlich verwendeten batch-Reaktoren, wie beispielsweise Reagenzgläser oder Mikroplatten, ersetzt werden können. Reaktantenlösungen werden in miniaturisierten Arrays bzw. auf Chips beispielsweise durch Pumpen zusammengeführt und gemischt und die Reaktionen detektiert.
Auch bei der Durchführung der PCR werden solche mikrofluidischen Systeme an Stelle von batch-Reaktoren inzwischen eingesetzt. Es werden Durchflußreal toren wegen des besseren Wärmeübergangs als Kapillaren ausgebildet. Die Reaktionslösung fließt
mehrfach durch die als Kapillaren ausgebildeten (JP 07107962 A), hintereinander angeordneten Erwärmungs- und Abkühlungszonen oder sie wird zwischen den unterschiedlichen Temperaturzonen hin und her gefördert (multi-Temperaturzonen-PCR) (WO 02/072267 AI, Chemical Amplification: M. U. Koop, A. J. de Mello, A. Manz (1998). Continuous-Flow PCR on a chip. Science, 280, 1046 - 1048. Schneegaß, L, and Köhler, J. M. (2001). "Flow-through PCR in chip thermocyclers", Reviews in Molecular Biotechnology, 82(2), 101-121; Schneegaß, L, Bräutigam, R., and Köhler, M. (2001). "Miniaturized flow-through PCR with different template types in a Silicon chip thermocycler", Lab on a Chip, 1, 42-49; Welche DNA darfs denn sein? VDI-Nachrichten vom 7.9.2001, A. Kusserow: Die PCR-Technik, Life Sciences 9/2001, 11-19; A. Rieger, P. C. Held: Quantifizierung von Nukleinsäuren und Proteinen im Microplate-Format. Git Labor-Fachzeitschrift 9/2001, 898-902; D. Fischer: Optimierung und Validierung von PCRs. GIT Labor-Fachzeitschrift 9/2001, 906-908; 1, 42-49). CN 1248702 schützt die Anordnung von insgesamt vier Mikroreaktoren, in denen jeweils eine Temperaturphase durchgeführt wird.
Typisch für diese Art der Durchflußreaktoren ist, dass sich beim Durchfluß die Zusammensetzung der Reaktionsmischung mit der Länge der Kapillare bzw. der Zeit ändert. Der Inhalt der Kapillare weist dadurch an jeder Stelle eine andere Zusammensetzung auf bzw. besitzt andere Reaktionsbedingungen. Die dNPTs werden bei jedem Temperaturzyklus verbraucht, ihre Konzentration sinkt und die Konzentrationen an Reaktionsprodukt steigt an. Bei einer in WO01/07159A2 beschriebenen Weiterentwicklung sind mehrere unabhängig kontrollierte Reaktoren auf einem Chip angeordnet, zwischen denen die Proben mehrfach durch die verschiedenen Temperaturzonen hin und her bewegt werden. Zusätzlich werden in dieser Erfindung die Reaktionsprodukte biochemisch charakterisiert.
In all den beschriebenen Durchfluß-Reaktoren werden demnach keine steady State- bzw. Fließgleichgewichtsbedingungen erreicht bzw. annähernd erreicht. Bei den herkömmlichen PCR-Methoden ist eine Optimierung auf Grund der Komplexität der Reaktion relativ schwierig durchzuführen. Die erhaltenen Mengen an DNA- Fragmenten sind durch den batch-Charakter der PCR begrenzt.
Nachteilig bei der Durchfül rung der PCR in batch- als auch in Durchflußreaktoren ist, dass mit zunehmender Anzahl der Thermozyklen die gebildeten Endprodukte die
Reaktion mehr und mehr inhibieren und die abnehmende Konzentration der Reaktanten die Reaktionsgeschwindigkeit limitiert. Die Zahl der unspezifischen Reaktionen nimmt zu. Bekannt ist auch, dass die Polymerase nach etwa 30 bis 35 Thermozyklen weitgehend inaktiviert ist.
Bei einer Variante der PCR in einem batch-Reaktor werden superparamagnetische Partikel eingesetzt, an welche die Amplifizierungsproben gebunden sind (US 5942391, US 5876924). Die magnetischen Partikel können mit einem Magneten bzw. einem magnetischen Feld manipuliert werden. Es liegen Ergebnisse zur Durc---führung der PCR mit der Polymerase Taq vor, bei denen die Template-DNA an magnetische Partikel (Dynabeads M-280) gebunden vorliegt. Die Bindung erfolgt beispielsweise über an die Partikel gebundenes Streptavidin, an welches sich die Biotingruppe einer biotinylierten template-DNA anlagert. Diese wird durch die Anwesenheit eines biotinylierten Oligonukleotids bei der PCR gewonnen. JP 07107962 schlägt einen Kapillarreaktor vor und bindet die Amplifizierungsproben an Mikropartikel.
Andere bekannte technische Lösungen betreffen eine Vorrichtung und ein Verfahren, bei welchem ein magnetisches Wechselfeld erzeugt wird (beispielsweise Magnetwechselfeld-Therapie-Gerät, MFH Hyperthermiesysteme GmbH Berlin), durch dass superparamagnetische Partikel erwärmt werden können. Eine weitere Vorrichtung sind miniaturisierte, aus einem Halbleitermaterial bestehende Reaktoren mit einem an beiden Enden offenen Kanal. Die Kanalwände stellen hierbei optoelektronische Aktor/Sensor- Anordnungen dar. Ein Halbleiterkörper, in dem ein Kanal eingesägt ist, wird für die Analyse von Gasen in DD 261 673 B5 vorgeschlagen. Ein ähnlich aufgebauter Sensor wird zur Messung von Kräften eingesetzt, mit dem auftretende Kräfte über ein optisches Signal gemessen werden können (DE 4321254 C2). Beide Sensoren nutzen die sogenannte Kantenstrahlung eines durch eine grabenförmige Vertiefung getrennten Halbleiterkörpers. Die eine Wand des Grabens dient als Sendediode für elektromagnetische Strahlung (Kantenstrahlung), die andere Wand als lichtempfindliche Empfängerdiode. Bei einer vorgeschlagenen Mehrfachanordnung können mehrere der Sensoren hintereinander angeordnet werden. Dadurch kann das Gas bei verschiedenen Wellenlängen mit einer für jeden Einzelsensor definierten Wellenlänge gemessen
werden. Bei dem Kraftsensor wird durch Verbiegen des Grabenbodens unter der Einwirkung von Kräften der Lichtempfänger relativ zum Sendediode, das Lichtsignal entsprechend der Ausbiegung verändert.
Bekannt ist weiterhin, dass die Durchführung von Wachstumsreaktionen bzw. Amplifikation von Mikroorganismen in kontinuierlicher Kultur unter Anwendung des Chemostatenprinzips und des Turbidostatenprinzips erfolgen kann. Durch die technischen Anordnungen wird eine sterile Kulrarflüssigkeit, welche die Substrate des mikrobiellen Wachstums enthält, in den Reaktor mit einer Verdünnungsrate D hineingepumpt, homogen vermischt und gleichzeitig mit der gleichen Verdünnungsrate D Kulturlösung, welche die gewachsenen Mikroorganismen, nichtverbrauchte Substrate und Stoffwechselprodukte enthält, entnommen. Man unterscheidet das Chemostaten- und das Turbidostatenprinzip. Beim Chemostaten werden die Lösungen kontinuierlich zugepumpt und entnommen. Beim Turbidostaten werden die Lösungen so zugeführt und wieder entnommen, dass ein mit dem mikrobiellen Wachstum zusammenhängender Parameter, z.B. die Zelldichte, einen vorher festgelegten Wert nicht überschreitet oder unterschreitet. Das Kulturvolumen VR ist in beiden Fällen konstant. Es bildet sich im Reaktor ein Fließgleichgewicht bzw. steady State aus, bei welchem im Kulturvolumen als auch im Ablauf keine Konzentrationsänderungen von Substraten, Biomasse oder Stoffwechselprodukten stattfinden. Die spezifische Wachstumsrate μ der Mikroorganismen ist im Gleichgewichtszustand gleich der Zulaufrate D bzw. der Nerdünnungsrate D. Es gilt
μ = D [1/t]
und
mit der Flußrate F, definiert als zufließendes (Fz) bzw. abfließendes (FAb) Flüssigkeitsvolumen pro Zeiteinheit und mit dem Reaktionsvolumen VR.
Durch Veränderungen von Substratkonzentrationen im Zufluß und der
Verdünnungsrate kann die Produktivität Ps der Substanz i, welche mit der steady state- Konzentration c; stead state im Auslauf des Reaktor F b vorhandenen ist, optimiert werden. Die Produktivität wird nach
Ps = D . Ci steady State
berechnet. Beim Turbidostaten wird die Konzentration der Reaktanten im Reaktor durch Steuerung des Zuflusses an Reaktantenlösung konstant gehalten. (H.Boze, G. Moulin: Biomass in „Biotechnology Vol. 9, p. 167 - 220; F. Bergter. Wachstum von Mikroorganismen. Experimente und Modelle. VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1972.)
Es ist abzusehen, dass zuk-ünftig für verschiedene Anwendungen besonders im Bereich der Gentherapie größere Mengen an DNA, beispielsweise als DNA- Vakzine oder als antisense DNA zur gezielten Blockierung bestimmter, mit der Krankheit zusammenhängender Genabschnitte benötigt werden. Diese Mengen können mit herkömmlichen, batchweise arbeitenden Thermocyclern oder auch den nach gleichem Prinzip arbeitenden Lightcyclern nicht hergestellt werden. Weiterhin existiert keine effektive Methode für die langzeitige Simulation der Fehlerrate bei der DNA- Replikation.
Das Ziel der Erfindung besteht darin, ein Verfahren vorzuschlagen, mit dem in einem entsprechend ausgebildeten Reaktor oder Reaktorarray größere Mengen an DNA- Fragmenten hergestellt werden bzw. die DNA-Amplifikation zeitlich praktisch unbegrenzt durchgefülirt werden kann.. Es soll Möglichkeit der Durchfuhrung einer in- Vitro Evolution bei der DNA-Amplifikation bieten. Die DNA soll unter leicht kontrollierbaren bzw. definierten und variierbaren Reaktionsbedingungen gewonnen werden können. Das Amplifikationsverfahren soll gegebenfalls miniaturisierbar und dann als Biochip realisierbar sein.
Es ist demnach die Aufgabe der Erfindung, ein geeignetes Verfahren und eine geeignete Anordnung zur Durchführung zu beschreiben, mit dem DNA-Fragmente mit einer hohen Amplifikationsrate bzw. Produktivität aus einer DNA-Initialprobe produziert werden können.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass zur Amplifikation von DNA die an sich bekannten Grundprinzipien der PCR (Polymerase-Chain-Reaction), bestehend aus der zyklischen Einwirkung von verschiedenen Temperaturphasen auf den Ansatz und der vielfachen zyklischen Wiederholung des Prozesses (Temperaturzyklen) in einem batch-Reaktor oder einem Durchflußreal tor und nach einer in der Regel in bekannter Weise durchgeführten Initialphase zur Herstellung einer Startmenge an amplifizierter DNA aus der DNA-Probe, erfindungsgemäß die PCR oder thermische Phasen der PCR semikontinuierlich in einem oder mehreren speziellen, bevorzugt miniaturisierten Reaktoren (Conticyclern) oder Arrays derselben bei ständigem oder zyklischem Zufluß einer oder mehrerer die Reaktanten und gegebenenfalls die Polymerase enthaltenden Lösungen durchgeführt werden, wobei der Reaktorinhalt (Reaktionslösung) homogen durchmischt und das Reaktionsvolumen VR konstant gehalten wird, indem die Summe der Zuflußraten der Reaktantenlösungen Fzu gleich der Abflußrate der Reaktionslösung FAb ist. Der flüssige Reaktorinhalt wird hierbei homogen gemischt.
Der erfindungsgemäße, bis auf die Zu- und Abflüsse allseitig umschlossene Reaktor, oder eine Variante des Reaktors, bei dem der Füllstand bzw. VR durch Steuerung des Zu- und Abflusses konstant gehalten wird, werden im Weiteren als Conticycler bezeichnet.
Bei der erfindungsgemäßen Durchführung der PCR wird ein „echter" steady State bzw. ein „echtes" Fließgleichgewicht, gekennzeichnet durch vollständige Konstanz aller steady State Konzentrationen und der Reaktionsbedingungen auch bei einer vollständig kontinuierlichen Zuführung von Reaktionslösung während des gesamten Temperaturzyklus und während der aufeinanderfolgenden Temperaturzyklen naturgemäß schon deshalb nicht erreicht, weil die Amplifikationsreaktion und damit die Konzentrationen an einsträngiger oder doppelsträngiger DNA von den thermischen Phasen des Thermozyklus abhängig ist, die gerade durchlaufen werden. Für die erfindungsgemäßen Art der Zu- und Abführung von Reaktanten- und Reaktionslösung, bei der ein steady State zumindest annähernd und/oder zeitweise erreicht wird, ist in der Erfindung deshalb der Ausdruck „semikontinuierlich" eingeführt worden.
Die semikontinuierliche PCR wird in einer Ausführungsform so durchgeführt, dass die Zuführung der Reaktantenlösungen und die Abführung der Reaktionslösung während des
gesamten PCR-Thermozyklus und der sich wiederholenden Thermozyklen quasi kontinuierlich bzw. ohne Unterbrechung erfolgt.
In einer anderen Ausführungsform der Erfindung erfolgt die semikontinuierliche Zu- und Abführung während der Annealingphase und der Extensionsphase, nicht jedoch während der Denaturierungsphase. Weil somit die Zufluß zyklisch unterbrochen wird, erfolgen die Zu- und Abflüsse zyklisch semikontinuierlich.
In einer bevorzugten Ausfül rungsform der Erfindung werden alle Thermophasen und Temperaturzyklen an einer zu vervielfältigenden DNA-Probe entweder semikontinuierlich oder zyklisch semikontinuierlich in nur einem einzigen Conticycler realisiert.
In einer anderen, modifizierten Ausfuhrungsform der zyklisch semikontinuierlichen Verfahrensweise der Erfindung wird die Zuführung der Reaktantenlösungen in der Denaturierungsphase vollständig abgestellt oder mit zunehmender Erwärmung kontrolliert verringert bzw. bei Temperaturerniedrigung kontrolliert erhöht. Auch bei dieser modifizierten Ausführung des zyklisch semikontinuierlichen Verfahrens erfolgt die Zufül rung der Reaktantenlösung in einer Weise, dass bezogen auf gleichartige Temperaturphasen innerhalb der aufeinanderfolgender Temperaturzyklen sich die Konzentrationen der Reaktanten und Reaktionsprodukte c; nicht bzw. wenig ändern (dcj/dt = 0 bzw. dcj/dt = Minimum) sowie die Verdünnungsrate D mit D = FZI VR, berechnet pro Temperaturzyklus gleich oder kleiner als 1/tz (tz = Zeit eines Temperaturzyklus) ist.
Bei dieser Ausfülirungsform können Zuflußraten der Reaktantenlösung nach einem vorgegebenen, sich wiederholenden Programm durchgeführt werden. Die Zuflußrate kann beispielsweise bei dem zyklischen Prozess in vergleichbaren, durch die jeweilige aktuelle Temperatur definierten Phasen innerhalb der sich wiederholenden Temperaturzyklen bei Temperaturerhöhung reduziert bzw. abgeschaltet und bei Erreichen einer definierten Temperatur bei nachfolgender Temperaturerniedrigung wieder eingeschaltet werden. Die Anwärmung des Zulaufs der Reaktantenlösung entsprechend dem Temperaturverlauf im Thermocycler ist ebenfalls erfindungsgemäß. Vorteilhaft ist, dass der Zulauf auf Grund seiner Kapillarform einen besonders gute Wärmeübergang aufweist.
In einer Ausführungsform, im Folgenden als Rückführungsverfahren bezeichnet, befindet sich der zweite Reaktor im Ablauf des Conticyclers bzw. stellt den Ablauf dar. Er ist bevorzugt kapillarförmig ausgebildet, um einen guten Wärmeübergang zu erreichen. Die Ablauf wird auf 95 °C erwärmt und ein Teil der Reaktionslösung in den vorher vollständig oder teilweise entleerten Conticycler mit einer Pumpe zurückgeführt. Vorteilhaft an dieser Ausfuhrungsform ist, dass die unterschiedlichen Temperaturphasen voneinander getrennt in separaten Reaktoren durchgefülirt werden. Bei einer Variante dieser Ausfülirungsform wird der Rücklauf nicht in den Conticycler zurückgeführt, sondern in einen vorgeschalteten dritten bevorzugt kapillarförmigen Durchlaufreaktor zusammen mit dem Zulauf in den Conticycler eingeleitet, gemischt und der Annealingtemperatur von etwa 54°C ausgesetzt. Bei dieser Variante wird die Annealingphase separat von der Extensionsphase ausgeführt.
Grundsätzlich neu an dem erfindungsgemäßen Verfahren ist somit die semikontinuierliche homogene Durchmischung oder die zyklische homogene Mischung der Reaktantenlösungen. Die Durchführung der Reaktion erfolgt in einem homogen durchmischten Conticycler mit oder ohne einer weiteren Vorrichtung zur Durchführung der Denaturierungsphase bzw. 95°C-Phase (zweiter Reaktor).
Um das Prinzip der semikontinuierlichen DNA-Amplifikation durchzuführen, wird demnach ein aus Conticyclern und gegebenenfalls zweiten Reaktor für die Erwärmungsphase bzw. ein aus diesen bestehendes Reaktorarray, bevorzugt miniaturisierten ausgebildet, im weiteren als Conticycler bezeichnet, vorgeschlagen, in dem technische Anordnungen zur effektiven homogenen Durchmischung und Aufrechterhaltung eines zeitlich konstanten Reaktionsvolumens sowie Vorrichtungen zur Steuerung der Reaktionstemperatur und gegebenenfalls zur Messung des Reaktionsfortschrittes z.B. durch Fluoreszenz und/oder über die Extinktion vorhanden sind. Erfindungsgemäß wird somit bei der erfindungsgemäßen Durchführung der semikontinuierlichen PCR in einem Conticycler angestrebt, dass die Konzentrationen der Reaktanten und Reaktionsprodukte c; in aufeinanderfolgenden vergleichbaren Phasen der Temperaturzyklen sich nicht bzw. wenig ändern (dcj/dt = 0 bzw. dcj/dt = Minimum). Um dieses Ziel zumindest teilweise zu erreichen, werden in einer Ausführungsform die
Zuflußraten der Reaktantenlösungen und der Abfluß der Reaktionslösung kontinuierlich konstant gehalten. In einer weiteren Ausführungsform des Conticyclers werden zyklische Zuflüsse (und Abflüsse) realisiert, welche in vergleichbaren Temperaturphasen der aufeinanderfolgenden Temperaturzyklen eine gleiche oder weitgehend gleiche Größe haben. Die Steuerung der Zu- und Abflüsse erfolgt bevorzugt nach einem vorgegebenen, sich wiederholenden Programm.
In einer Ausführung wird die Zuflußrate in vergleichbaren, durch die jeweilige aktuelle Temperatur definierten Phasen der sich wiederholenden Temperaturzyklen bei Temperaturerhöhung reduziert bzw. abgeschaltet und bei Erreichen einer definierten Temperatur bei nachfolgender Temperaturerniedrigung wieder eingeschaltet. In einer anderen Ausführung wird davon ausgegangen, dass die Polymerasereaktion nur bei Temperaturen nahe 72°C in größerem Maße stattfindet. Mit Temperturerhöhung auf die Denaturierungstemperatur nimmt die spezifische Umsatzrate μDNA stark ab. Zur Steuerung der Zuflußrate wird deshalb eine experimentell zu bestimmende Funktion f(T) verwendet, welche die spezifische Umsatzrate μπNA der verwendeten Polymerase in Abhängigkeit von der aktuellen Reaktionstemperatur T beschreibt und eine maximale Umsatzrate in der Nähe der Anneallingtemperatur aufweist. Diese Funktion durchläuft in der Regel ein Maximum. Bei allen Ausführungen ist es wie bei dem herkömmlichen Thermocycler von Vorteil, wenn die thermischen Zyklen möglichst schnell hintereinander erfolgen. Bei einer besonders effektive Ausführung des Conticyclers werden die Temperaturen der zufließenden Lösung so gesteuert, dass sie der jeweiligen Temperatur im Conticycler möglichst nahe kommen bzw. entsprechen. Die zugeführte Reaktantenlösung enthält in der Regel die Primer, Puffersubstanzen, dNPTs (Vierermix, bestehend aus: dATP, dCTP, dGTP, dTTP), gegebenfalls die Polymerase und gegebenenfalls Fluoreszenzmarker. Die zu vermehrende DNA wird in der Regel nur in der nach der mit an sich bekannten Methoden durchgeführten diskontinuierlichen PCR-Initialphase zugegeben. Die zugeführte Reaktantenlösung kann jedoch auch nur Primer, Puffersubstanzen und Vierermix sowie gegebenenfalls Fluoreszenzmarker enthalten, wenn die Polymerase erfindungsgemäß in immobilisierter Form im Reaktionsvolumen vorliegt. Die Polymerase kann gegebenenfalls über einen Linker an Magnetpartikel immobilisiert vorliegen. Diese Partikel werden erfindungsgemäß auch zum Durchmischen der
Reaktionslösung über ein angelegtes niederfrequentes magnetischen
Wechselfeld oder auch zum Erwärmen der Reaktionslösung über ein angelegtes hochfrequentes magnetisches Wechselfeld eingesetzt.
Die aus dem Conticycler abfließende Reaktionslösung enthält bei der erfindungsgemäß durchgeführten PCR noch nicht umgesetzte Reaktanten sowie gegebenenfalls das Enzym Polymerase. In nachgeschalteten Conticyclern, die beispielsweise auch nach dem Conticyclerprinzip arbeiten, kann diese Lösung auch im Sinne eines Ausreifungsprozesses behandelt werden. Hierzu besteht die erfindungsgemäße Möglichkeit, dass auch die Temperatur der abfließenden Reaktionslösung entsprechend den Erfordernissen der Nachreifung gesteuert wird.
In einer anderen Ausführungsform wird ein Teilstrom der abfließenden Reaktionslösung in den Conticycler zurückgeführt.
Eine wichtige Vorbedingung für den Betrieb des Conticyclers ist, dass die PCR über Sensoren in der Regel computergesteuert verfolgt wird. Hierzu sind Anordnungen zur Messung der Extinktion oder der Fluoreszenz entsprechend dem an sich bekannten Lightcycle rinzip in der abfließenden Lösung oder direkt im Conticycler vorgesehen. So ist bekannt, dass in dem an sich bekannten Lightcycler der Reaktionsverlauf der PCR mit fluoreszenzmarkierten Oligonukleotide und Zuführung von Licht mit einer spezifischen Wellenlänge im Bereich des Fluoreszenz Resonance Energy Transfer (FRET) nach dem Light cycler-Prinzip in der Reaktionsflüssigkeit und/oder dem Auslauf verfolgt wird.
Das Volumen des Conticyclers kann, ohne darauf beschränkt zu sein, in der Regel zwischen 1 und 200 μl liegen. Das effektive Reaktionsvolumen VR ist eine wichtige Bezugsgröße für die rechnergestützte Optimierung. Der Conticycler ist mit einem oder mehreren in ihren Zulaufraten steuerbaren Zuläufen für die wäßrige Lösungen enthaltend die Reaktanten und mindestens ein Abfluß ausgestattet. Der Abfluß ist oberhalb der Zuflüsse an der höchsten Stelle des Conticyclers angebracht. Dadurch wird vermieden, dass sich Luftblasen im Conticycler ansammeln und das effektive Reaktorvolumen beeinflussen können. Um die Bildung von Luftblasen zu vermeiden, besteht auch die Möglichkeit bei einer Ausführungsform des Conticyclers, ihn bei Überdruck zu betreiben. Dies wird durch ein Überdruckventil im Reaktorabfluß erreicht.
Es ist eine Vorbedingung für das erfindungsgemäße Verfahren,, dass die zufließenden Lösungen sehr schnell mit dem Reaktionsvolumen vorhanden Reaktionslösung vermischt werden kann. Der Conticycler ist in allen Ausführungsformen mit einer Vorrichtung zur homogenen Durchmischen des flüssigen Reaktorinhalts ausgestattet. In einer bevorzugt eingesetzten Variante des Conticyclers, versehen mit einer Halbleiteranordnung sind superparamagnetische Magnetpartikel im Reaktionsvolumen vorhanden, die über ein sich bewegendes bzw. drehendes inhomogenes Magnetfeld als Wirbelbett die Reaktionsflüssigkeit intensiv vermischen. Erfindungsgemäß sind in Verbindung mit einer Halbleiteranordnung alle an sich bekannten Durchmischungssysteme, wie Rührer, Schwingungserzeuger oder Strömungserzeuger.
Die Magnetpartikel werden in einer Ausführung auch als Wärmequelle verwendet. Unter dem Einfluß von hochfrequenten magnetischen Wechselfeldern auf die Magnetpartikel erwärmen diese sich und übertragen die Wärme auf die Reaktionsflüssigkeit. In einer anderen Ausführung erfolgt die Zuführung von Wärmeenergie durch eine gesteuerte Zuführung von Wärmeenergie erzeugt über Mikrowellenstrahlung, Thermistor oder über ein Peltierelement.
Die Abführung der Wärme erfolgt durch Kühlung in an sich bekannter Weise über eine Kühlflüssigkeit in einem Kühlkreislauf oder auch mit einem entsprechend geschalteten Peltierelement.
Um den Verbrauch der relativ kostenintensiven Polymerase zu verringern, wird die Polymerase in einer Ausführung der Erfindung an Magnetpartikel chemisch oder physikalisch auf an sich bekannte Weise gebunden. Dadurch werden die Partikel und die an sie gebunden Substanzen mechanisch im Conticycler festgehalten. In einer bevorzugten Anordnung besteht der Conticycler aus einer Halbleiteranordnung oder er weist konstruktive Elemente eines Halbleiters mit Aktor/Sensor-Eigenschaften auf. Die Anordnung erlaubt in an sich bekannter Weise die gesteuerte Zuführung von Wärmeenergie und zur Temperaturmessung, die Anregung von Fluoreszenz und oder die Messung des emittierten Fluoreszenzlichtes durch Ausnutzung der sogenannten Kantenstrahlung. Halbleiterelemente mit Aktor/Sensor-Eigenschaften können auch in den Zu- und Abflüssen vorhanden sein. Eine Leuchtdiodenanordnung kann ebenfalls eingesetzt werden.
Die im Conticycler oder an den Zu- und/oder Abfluß vorhandenen Sensoren und Meßeinrichtungen sind in der Regel mit einem Computer verbunden, über den alle PCR-Prozesse des Conticyclers gesteuert werden.
Der erfindungsgemäße Conticycler und die in ihm durchgeführte DNA-Amplifikation unterscheiden sich grundlegend von dem bekannten Thermocyclern, bei denen ein Flüssigkeitsstrom verschiedene Temperaturzonen durchläuft.
Da bei der herkömmlichen, batchweise durchgeführten PCR nachteilige Inaktivierung der Polymerase nach etwa 30 Thermozyklen wird durch die kontinuierliche Zuführung von frischer Polymerase in der Reaktantenlösung und zusätzlich auch durch die vorgeschlagene Immobilisierung des Enzyms an die Magnetpartikel entgegengewirkt. Der erfindungsgemäße Conticycler ist in einer Ausftihrungsform auch als diskontinuierlich arbeitender Reaktor (batch-Reaktor) einsetzbar und wird in der Initialphase auch als ein solcher genutzt.
Die Erfindung soll, ohne das dadurch die Erfindung eingeschränkt werden soll, durch Beispiele an Hand der folgenden Abbildungen und Beispiele erläutert werden.
Abb. 1 Schema eines Conticyclers. Abb. 2 Schema eines Conticyclers mit Rückführung: Separat angeordneten
Denaturierungs-Durchflußreaktor. Abb. 3 Schema eines Conticyclers mit Rück-uöhrung: Separat angeordneter
Denaturierungsreaktor und im Zufluß vorgeschalteten Annealing-Reaktor. Abb. 4 Schema eines Conticyclers bestehend aus Halbleiterelementen für die optische Detektion für PCR nach dem Lightcycler-Prinzip und/oder der
Temperatureinstellung und Temperaturmessung.
In den Abbildungen verwendete Abkürzungen:
1 Reaktorwand bzw. Reaktor
2 Kühler beispielsweise Peltier-Element
3 Heizer
4 Temperaturmesseinrichtung
5 Zufluß bzw. Pumpe für Reaktionslösung
6 Zufluß bzw. Pumpe für Reaktionslösung
7 Zufluß bzw. Pumpe für Reaktionslösung 8 Abfluß
9 Vorrichtung zum Erwärmen auf etwa 95°C,
10 Drehbarer oder oszillierender Magnet
11 Drehachse
12 Drehrichtung 13 Magnetpartikel
14 optischer Detektor am Abfluß
15 optischer Detektor am Zufluß
16 als Kapillare ausgebildeter zweiter Reaktor zur Durchführung der 95°C-Phase
17 Vorrichtung zur Erwärmung, beispielsweise Heizbad 18 Vorrichtung zum Transportieren der Flüssigkeit
19 Conticycler zur Durchführung der Extensionsphase
20 Durchflußreaktor zur Durchführung der Annealingphase an den vereinigten Flüssen von Rückführung und Zufluß
21 Halbleitervorrichtung mit gesägtem Kanal, in dem sich der Conticycler befindet 22 emittiertes Licht (Kantenstrahlung)
23 Lichtdetektion
24 Grenze zwischen p und n-Dotierung der Halbleiteranordnung
25 Vorrichtung zur Temperatureinstellung der zufließenden Reaktantenlösung
Beispiel 1
Der Conticycler (1) besitzt vorzugsweise die Form eines zylinderförmigen Gefäßes, welches bis auf die Zu- und Abflülsse verschlossen ist. An dem Conticycler sind Vorrichtungen zum Kühlen (2) und zum Heizen (3) und zur Temperaturmessung (4) angebracht. Im semikontinuierlichen Betrieb ist der Conticycler vollständig mit Flüssigkeit gefüllt. Weiterhin enthält der Conticycler Zuflüsse (5, 6, 7), durch welche mit Pumpen, beispielsweise linear arbeitenden Kolbenhubpumpen die Reaktionslösung gefördert werden kann. An der höchsten Stelle des Conticyclers befindet sich der Ablauf (8) durch welchen auch die aufsteigenden Gasbläschen aus dem Conticycler entfernt
werden. Die Bildung der Gasblasen wird auch durch Drucküberlagerung des Reaktorinhalts durch die Druckdifferenz zwischen Zufluß und einem Überdruckventil im Abfluß (9) reduziert. Der Flüssigkeitszulauf wird durch steuerbare Pumpen bewirkt, deren Pumprate bestimmt werden kann. Die Zuläufe sind mit Reservoirs (nicht abgebildet) verbunden.
In der Abb. 1 ist ein Magnetrührer (10) dargestellt, der sich um die Drehachse (11) beispielsweise in der Drehrichtung (12) dreht. Mit dem Einsatz der Magnetpartikel (13) und eines bewegten Magnetfeldes wird erreicht, dass ein Wirbelbett erzeugt wird, durch welches der Reaktorinhalt intensiv homogen durchmischt werden kann. Dadurch ist kein in den Conticycler hineinragender Rührer notwendig. Weiterhin sind in einer Ausführung die Conticycler mit optischen Detektoren zur Extinktions- oder zur Fluoreszenzmessung (14) versehen. Auch in den Zu- und Abläufen können optische Detektoren zur Messung der UV-Absorption vorhanden (15) sein. Der Ablauf mündet entweder in ein Gefäß zum Sammeln des Produktes, in einen weiteren Durchlaufreaktor (zweite Stufe) (nicht abgebildet) oder wird als Teilstrom nach Erwärmen in einem zweiten Reaktor bzw. nach Durchführung der 95° C-Phase in den Conticycler (Abb. 2) zurückgepumpt. Der zweite Reaktor ist als Durchlaufreaktor in Form einer Kapillare ausgebildet, um einen schnellen Wärmeübergang zu erreichen. Die Reaktionslösung wird hier auf etwa 95° C erwärmt. Der zurückgeführte Teilstrom kann maximal das Reaktorvolumen VR aufweisen oder auch kleiner sein. Im Conticycler wird dann in der Regel ein Restvolumen belassen, welches durch den rückgeführten Teilstrom zu VR aufgefüllt wird.
Abb. 3 zeigt das Schema eines Conticyclers (19) mit nachgeschalteten Denaturierungs- Durchflußreaktor (16) mit angeschlossenen Wärmetauscher (17) zum Erwärmen auf die Denaturierungstemperatur wie in Abb. 2. Im Gegensatz zu der in Abb. 2 dargestellten Anordnung strömt der Teilstrom zusammen mit dem Zufluß (5) zum Conticycler (19) außerdem noch durch einen weiteren Durchflußreaktor (20) mit Wärmetauscher für die Durchführung der Annealingphase. Im Conticycler wird bei dieser Anordnung nur die Extensionsphase durchgeführt. Abb. 4 stellt schematisch einen Conticycler (1) mit Zufluß (5) und Abfluß (8) dar, der mit Elementen einer Halbleiteranordnung (19) versehen ist. Die Halbleiteranordnung besteht aus einem lumineszierenden Halbleiter, z.B. aus GaAsP, GaP oder SiC, mit einem n- dotierten und einem p-dotierten Gebiet, die voneinander durch eine Grenzbereich
getrennt sind (20). Die Halbleiter -mordnung umschließt den Reaktionsraum. Dotierung und Materialauswalil sind so vorgenommen, daß die pn-Übergänge sowohl lumineszieren als auch die Lumineszenzstrahlung empfangen können, p- und n-Gebiete können auch vertauscht angeordnet sein. Es gilt der folgende Zusammenhang: Wird ein Strom durch einen der pn-Übergänge geschickt, wird das Kanalmodul erwärmt und ist damit ein thermischer Aktor. Wird die dabei entstehende Kermlinienverschiebung gemessen, ist diese ein Maß für die vorhandene Temperatur. Dadurch ist eine thermische Sensor- und Aktorfunktion gegeben. Beide dotierten Gebiete können durch Strom so in ihrer Temperatur gesteuert werden, daß ein Temperaturzyklus erzeugt wird, der für die Durchführung einer PCR geeignet ist.
Beispiel 2
Alle Reaktanten werden in einem Puffer gelöst, so dass eine Lösung entsteht, welche 50 mM KC1, 10 mM Tris-HCl (pH 8,3) und 1,5 mM MgCl2 enthält. Die Endkonzentrationen von jedem Nukleotid in dem Puffer betragen 200 μM, 0,4 μM von jedem Primer, 1 Unit Taq Polymerase und 100 ng genomisches DNA-Template. Für die Durchführung der Initialreaktion wird in an sich bekannter Weise ein Conticycler mit einem Conticyclervolumen von 25 μL gefüllt und einer Denaturierung bei 95° C für 60 s, einer Annealingtemperatur bei 54° C für 60 s, einer Extensionstemperatur bei 72° C für 90 s ausgesetzt. Der Vorgang wird 10 mal wiederholt. Der Conticycler unterscheidet sich von einem herkömmlichen Thermocycler dadurch, dass der Reaktor mit Zu- und Abführungen, einer Vorrichtung zum Durchmischen mit einem Wirbelbett von Magnetpartikel und einer Vorrichtung zum Aufheizen des Zuflusses auf die Temperatur der jeweilige Thermophase versehen ist. Die Amplifikation im Conticycler dauert etwa =0,583 Stunden (210s/3600s)h • 10 = 0,583 h). Es wird 25 μl einer DNA-haltige Lösung, enthaltend theoretisch die 210 fachen Menge an DNA im Vergleich zur Ausgangsmenge als Ergebnis der Initialisierung erhalten.
Anschießend wird die semikontinuierliche DNA-Amplifikation durch Anstellen der Zulaufes der Reaktantenlösung unter ständigem Rühren mit dem Wirbelbett gestartet. Das Wirbelbett wird aus handelsüblichen superparamagnetischen Partikeln hergestellt, die einen Durchmesser zwischen 1 μm und 5 μm aufweisen. Das magnetische Wechselfeld wird durch einen unterhalb des Conticyclers im Abstand von 1 mm angebrachten sich drehenden Permanentmagneten mit einer Magnetstablänge von 3 mm
erzeugt. Die Konzentration an Nukleotiden wird auf 20 μM herabgesetzt, damit die Geschwindigkeit der Reaktion durch Limitation der Nukleotide gesteuert wird. Der Zulauf wird semikontinuierlich in nicht zyklischer Weise durchgefülirt bzw. nicht unterbrochen. Die Zeit zur Durchführung eines Zyklus beträgt ebenfalls 210 s. Die Temperatur der zufließenden Lösung wird in einem vorgeschalteten Wärmetauscher auf die jeweilige Temperaturphase eingestellt. In einer Stunde fließen bei einer Dauer des thermischen Zyklus von 210s bei einer Flußrate von 12,5 μl/210s ( D = 0,5 l/h)insgesamt 12,5 μl • (3600/210)/h = 214,3 μl/h. Die Verdünnungsrate D beträgt somit D = F/VR = (214,3 μl/h)/ 25 μl = 8,57/h. Innerhalb einer Stunde werden somit 8,57 ' 25μl = 214 μl DNA-haltiger Lösung bzw. zum Vergleich mit dem Ergebnis der Initialisierung statt 25 μl pro 0,583 Stunden die Menge von 124,76 μl pro 0,583 Stunden mit einem theoretisch ebenfalls 210 fachen Gehalt an der Ausgangs-DNA erhalten.