Verfahren zur Bestimmung der enzymatischen Aktivität von Proteinen
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung der enzymatischen Aktivi- tat von Proteinen.
Die Biosynthese von Isoprenoiden über den klassischen Mevalonat-Weg ist seit längerem bekannt. Es konnte in jüngerer Zeit gezeigt werden, daß bei einigen Bakterien, Parasiten und in den Piastiden der Pflanzen die Isoprenoidsynthese über einen alternativen Weg, den sog. DOXP- Weg (Synonyme: MEP-Weg, Nicht-Mevalonat-Weg, Rohmer-Weg) erfolgt (Fig. 1 ). Die meisten Reaktionsschritte des DOXP-Wegs, die durch die Enzyme DOXP-Synthase (Dxs), DOXP-Reductoisomerase (Dxr), YgbP, YchB, und YgbB katalysiert werden, sind inzwischen gut erforscht. Darüber hinaus ist bekannt, daß die Enzyme GcpE und LytB an den späten Reaktionsschritten des DOXP-Wegs beteiligt sind. GcpE ist nach derzeitigen Erkennt- nissen an der Umwandlung von 2-C-Methyl-D-erythri tol-2,4-cyclo-diphosphat (MEcPP) in 4- Hydroxy-3 -methyl -but-2-enyl-pyrophosphat (HMBPP) beteiligt. LytB katalysiert die Umwandlung von HMBPP in Isopentenyl-Pyrophosphat (IPP) und Dimethylallyl-Pyropho s hat (DMAPP). Die publizierten Hinweise (s.u.) auf die Funktion von GcpE und LytB sind jedoch nur indirekt. Die enzymatische Aktivität dieser Enzyme konnte noch nie in einem in vitro- System mit genau bekannter Zusammensetzung demonstriert werden.
Die Enzyme des DOXP-Wegs stellen interessante Zielstrukturen für die Entwicklung neuer antimikrobieller und herbizider Wirkstoffe dar. Da der menschliche und tierische Organismus Isoprenoide nicht über den DOXP-Weg, sondern über den Mevalonat-Weg synthetisiert, ist von derartigen Wirkstoffen nur eine sehr geringe Toxizität zu erwarten. So konnte gezeigt werden, daß Fosmidomycin, ein Inhibitor der DOXP-Reductoisomerase, hochwirksam gegen bakterielle und parasitäre Infektionen ist. Klinische Daten über die Effizienz von Fosmidomycin zur Behandlung von Malaria und Urogenitaltrakt-Infektionen sind verfügbar. Außerdem ist Fosmidomycin als Herbizid wirksam. Dabei ist Fosmidomycin mit einer LD50 > 11 g/kg p.o. in der Ratte extrem ungiftig.
Es ist davon auszugehen, daß Inhibitoren für weitere Enzyme des DOXP-Wegs vergleichbar vorteilhafte Eigenschaften für die pharmazeutische und agrochemische Anwendung bieten. Besonders durch die gleichzeitige Applikation von Inhibitoren für verschiedene Enzyme des DOXP-Wegs können Wirkstoffkombinationen mit synergistischer Wirkung erhalten werden. Derzeit sind nur Inhibitoren für die DOXP- Reductoisomerase beschrieben. Außerdem wurde Fluoropyruvat als schwacher Inhibitor der DOXP-Synthase identifiziert. Für die übrigen Enzyme des DOXP-Wegs existieren keine bekannten Inhibitoren. Deshalb besteht ein Bedarf nach geeigneten Testsystemen zur Auffindung derartiger Inhibitoren. Dafür ist es in notwen-
dig, die Aktivität der jeweiligen Enzyme in einer definierten Versuchsanordnung messen zu können.
Verschiedene Hinweise auf die Funktion von GcpE und LytB sind publiziert. So haben bioin- formatische Ansätze ergeben, daß das gcpE und lytB-Gen nur bei solchen Organismen vorkommt, die auch die Gene für die übrigen Enzyme des DOXP-Wegs besitzen. Erste experimentelle Hinweise auf die Funktion von LytB wurden mit Hilfe von Cyanobakterien der Gattung Synechocystis mit einer Mutation im Promotorbereich des lytB-Gens gewonnen. Die Zellen waren im Wachstum und der Pigmentproduktion beeinträchtigt (Cunningham et al., 2000, J. Bacterioi. 182:5841-5848). Durch Zusatz von 3-Methyl-3-buten-l-ol und Methyl-2- buten-1-ol, den Alkohol-Derivaten der Isoprenoid- Vorläufermoleküle IPP und DMAPP, konnte der wildtypische Phänotyp rekonstituiert werden. Durch Überexpression des lytB- Gens verschiedener Organismen in E. coli-Bakterien, die durch gentechnische Veränderungen zur Karotinoid-Synthese befähigt waren, wurde eine verstärkte Karotinoid-Produktion beob- achtet.
Außerdem wurden E.coli -Mutanten konstruiert, bei denen das gcpE oder lytB-Gen deletiert wurde. Diese Zellen waren nur lebensfähig, wenn sie ein artifϊzielles Operon enthielten, das die Synthese von Isoprenoiden über den Mevalonat-Weg ermöglichte (Altincicek et al., 2001, FEBS Lett. 499:37-40; Altincicek et al, 2001, J Bacterioi. 183:2411-6). Die Deletion des gcpE-Gens führte zu einer Akkumulation von MEcPP in den Bakterienzellen (Seemann et al., 2002, Tetrahedron Lett. 44:775-8). Analog wurde bei gcpE-Deletionsmutanten eine ca. 150- fache Anreicherung von HMBPP beobachtet (Hintz et al, 2001, FEBS Lett. 509:317-322). Daraus wurde geschlossen, dass MEcPP das Substrat von GcpE und HMBPP das Substrat von LytB darstellt.
Mit dem Ziel die Reaktionsprodukte der beiden Enzyme zu identifizieren, wurden E. coli- Bakterien konstruiert, die die Gene dxr, ygbP, ychB, ygbB und gcpE auf einem artifϊziellen Operon überexprimierten (Hecht et al, 2001, Proc. Natl. Acad. Sei. USA, 98:1483-42). Au- ßerdem exprimierten diese Zellen das xylB-Gen über, dessen Genprodukt für die Phosphory- lierung von 1 -Desoxy-D-xylulose zu DOXP verantwortlich ist. Wenn dem Kulturmedium dieser Zellen 13C-markierte 1 -Desoxy-D-xylulose zugesetzt wurde, konnte die Produktion von HMBPP durch NMR Spektroskopie nachgewiesen werden. Enthielt das Operon zusätzlich das lytB-Gen, wurde die Produktion von IPP und DMAPP nachgewiesen (Rohdich et al., 2002, Proc. Natl. Acad. Sei. USA, 99:1158-1163).
Die Produktion von HMBPP aus MEcPP konnte in Extrakten aus E. coli-Zellen, die das gcpE-Gen auf einem Expressionsplasmid enthielten, beobachtet werden (Seemann et al., 2002, Tetrahedron Lett. 43, 1413-15). Die Umsetzung von HMBPP in IPP und DMAPP
konnte analog in Extrakten aus E. coli-Zellen, die das lytB-Gen überexprimieren, gezeigt werden (Adam et al., 2002, Proc. Natl. Acad. Sei. USA Aug. 27, e-published ahead of print). Außerdem konnte eine verstärkte Umsetzung von HMBPP in IPP und DMAPP in E. coli- Zelle trakten oder Extrakten aus isolierten Chromoplasten des Roten Pfeffers gezeigt werden, wenn den Extrakten rekombinantes LytB-Protein zugesetzt wurde. Bei diesen Versuchen war die Umsetzung aber von unbekanntene Faktoren, die aus den Zellextrakten stammten, abhängig-
Aufgabe der. vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Bestimmung der Aktivität von Proteinen des DOXP-Wegs bereitzustellen. Dieses Verfahren soll ferner dazu genutzt werden, Substanzen mit antimikrobieller Wirkung oder herbizider Wirkung, jedoch geringen Nebenwirkungen für Mensch und Tier aufzufinden.
Überraschenderweise hat sich nun herausgestellt, daß sowohl die Aktivität des GcpE- als auch des LytB-Enzyms in einem definierten System gemessen werden kann, wenn eine Verbindung mit elektronenübertragenden Eigenschaften verwendet wird. Es wird also ein Verfahren zur gleichzeitigen oder getrennten Bestimmung der enzymatischen Aktivität eines Enzyms, ausgewählt aus GcpE und LytB, bereitgestellt, in dem das jeweilige Enzym, eine oder mehrere Verbindungen mit elektronenübertragenden Eigenschaften und mindestens eine Substanz, ausgewählt aus 2-C-methyl-D-ery thritol-2,4-cyclo-diphosphat (MEcPP) und 4-Hydroxy-3- methyl-but-2-enyI-pyrophosphat (HMBPP) miteinander in Kontakt gebracht werden und der Umsatz oder die Konzentrationsänderung oder die Änderung des Oxidationszustands einer der beteiligten Verbindungen gemessen wird und daraus die Aktivität des Enzyms bestimmt wird. Als Verbindungen mit elektronenübertragenen Eigenschaften eignen sich besonders Dithionit, Titan(III)citrat, Methylviologen, Benzylviologen oder eine andere Verbindung ausgewählt aus der Gruppe, die aus Antrachinon; Antrochinon-2,6-disulfonat; Antrochinon-2- sulfonat; 2-Hydroxy-l,4-anthrachinon; 1,4-Benzochinon; Tetrachlorobenzochinon; 2,5- Dibromo-3-methyl-6-isopropylbenzochinon; 5-n-Undecyl-6-hydroxy-4,7-dioxobenzothiazol; 1,4-Naphtochinon; l,4-Naphtochinon-2-sulfonat; 1 ,2-Naphtochinon; 2-Hydroxy-l,4- naphthochinon; 5-Hydroxy-l,4-naphthochinon; Indigo; 5,5'-Indigodisulfonat; 5,5 ',7-
Indigotrisulfonat; 5,5',7,7'-Indigotetrasulfonat; N,N,N',N',-Tetramethyl-p-phenylendiamin; 2,3,5,6-Tetramethyl-p-phenylendiamin; Phenazin; Phenazinethosulfat; Phenazinmethosulfat; N-Methylphenazoniummethosulfat; N-Methylphenazoniumsulfonatmethosulfat; N- Ethylphenazoniumethosulfat; N-Methyl- 1 -hydroxyphenazoniummethosulfat; Neutral-Rot; Phenol-Rot; Chlorphenol-Rot; Cresol-Rot; Bromcresol-Purpur; Methylen-Blau; Toluidin- Blau; Safranin; 2,6-Dichlorphenolindophenol; Durochinon; Pyocyanin; Ruthenium- Hexaminchlorid; Trimethylhydrochinon; Menadion; 5-Deaza-7,8-dimethyl-10-methyl- isoalloxazin; Difenzoquat; Deiquat; photoreduziertes Deazaflavin besteht. Auch eignen sich weitere Verbindungen, durch die die Übertragung eines einzelnen Elektrons möglich ist, be-
sonders chinoide Verbindungen, die zur Ausbildung eines Hemichinons befähigt sind. Als Elektronenübertäger können auch geeignete Proteine verwendet werden. Besonders eignen sich Cytochrome, Flavodoxin, Flavodoxinreduktase, Ferredoxin, Ferredoxinreductase, Thio- redoxin, Thioredoxinreductase, YfgB und Glutathionreductase. Auch ist die gleichzeitige Verwendung einer der oben erwähnten Verbindungen und einem Protein mit elektronenübertragenden Eigenschaften möglich. Aufgrund des unterschiedlichen Absorptionsverhaltens des reduzierten und oxidierten Elektronenübertägers kann der enzymatische Umsatz durch photometrische Messung kontinuierlich verfolgt werden. Grundsätzlich können auch mehrere der genannten Elektronenüberträger verwendet werden.
Die GcpE, bzw. LytB -Aktivität kann bei diesem Verfahren auch direkt durch Messung der Konzentrationsänderungen des umgesetzten Substrats (MEcPP, bzw. HMBPP) oder der gebildeten Produkte (HMBPP, bzw. IPP und DMAPP) bestimmt werden. Dazu eignen sich verschiedene chromatographische und spektroskopische Methoden wie HPLC, MS, LC-MS, GC, GC-MS, NMR oder DC. Besonders geeignet sind NMR, HPLC und LC-MS. Prinzipiell kann die Aktivität auch über die Umkehrreaktion bestimmt werden. Auch ist es möglich, gekoppelte Testsysteme aufzubauen, bei denen ein oder mehrere weitere enzymatische oder chemische Reaktionen vor- oder nachgeschaltet sind. Insbesondere ist die gleichzeitige Aktivitätsbestimmung von GcpE und LytB möglich. Weiterhin kann der enzymatische Umsatz poten- tiometrisch oder photometrisch über die Absorption des Eisen-Schwefel-Clusters des LytB- Proteins gemessen werden.
Die Substrate MEcPP, bzw. HMBPP werden bevorzugt in einer Konzentration von 0,001 bis 10 mM eingesetzt, der Elektronenüberträger in einer Konzentration von 0,01 bis 10 mM. Die verwendeten Substrate können chemisch oder enzymatisch synthetisiert oder aus Bakterien-, Pflanzen- oder Parasitenzellen, bevorzugt nach Deletion des gcpE-, bzw. des lytB-Gens, isoliert werden.
Die Überführung des Elektronenüberträgers in die reduzierte Form erfolgt z.B. durch Zusatz von geeigneten Reduktionsmitteln, wie z.B. Na-Dithionit oder Titan(III)citrat. Diese Reduktionsmittel können bereits allein zu einem Substratumsatz führen. Auch in diesem Fall kann Methylviologen, Benzylviologen oder eine weitere Verbindung, die sich als Redox-Indikator eignet, verwendet werden, um den Ablauf der Reaktion photometrisch zu verfolgen. Prinzipiell kann die Reduktion des Elektronenüberträgers auch photochemisch, elektrochemisch oder enzymatisch erfolgen.
Die photometrische Messung des Umsatzes erfolgt bevorzugt in einem Wellenlängenbereich von 200 nm bis 800 nm, ganz bevorzugt bei 604 nm, 662 nm und 732 nm, wenn z.B. Methylviologen als Elektronenüberträger genutzt wird. Die Reaktion kann in verschiedenen kompa-
tiblen Puffersystemen erfolgen. Beispielsweise eignen sich als Puffer TRIS, HEPES, MOPS, PIPES, MES, Phosphat. Der bevorzugte pH-Bereich liegt zwischen 4,0 und 9,5. Außerdem können Salze wie NaCl, KC1, LiCl und MgCl zugesetzt werden. Die Reaktion kann in Ge- genwart verschiedener Kationen, vor allem Co , Mn , Fe2 , Mg , Ni , Zn , die beispiels- weise als Chloride zugesetzt werden, erfolgen. Auch kann der Zusatz von Molybdän-, Wolfram- und Vanadium-Verbindungen günstig sein. Das System ist tolerant gegen hohe Varianzen in der Gesamtsalzkonzentration, vorzugsweise werden aber Konzentrationen zwischen 5 und 1000 mM verwendet. Es können auch Sulfhydryl -reaktive Reduktionsmittel wie DTT, 2-Mercaptoe thanol, Glutathion und Cystein zugesetzt werden, vorzugsweise im Konzentrati- onsbereich zwischen 0,5 und 20 mM. Weiter mögliche Additiva sind NADH, NAD+,
NADPH, NADP+, FAD, FADH2, FMN, FMNH2 und Tris(2-carboxyethyl)phosphin, bevorzugt in Konzentrationen von 0,01 bis 20 mM. Auch kann ein günstiger Effekt durch den Zusatz von unspezifischen Proteinen wie BSA oder Casein und Detergenzien wie Tween 20, Tween 80, CHAPS, NP-40 oder Triton X-100, bevorzugt in Konzentrationen zwischen 0,01 und 2 %, erreicht werden, besonders zur Übe rüfung verschiedener potentieller Inhibitoren.
Das verwendete GcpE-, bzw. LytB-Protein kann rekombinant hergestellt oder aus verschiedenen Organismen aufgereinigt werden. Prinzipiell kann das Enzym aus jedem Organismus, der über den DOXP-Weg verfügt, stammen. Als besonders günstig hat sich die Verwendung von Proteinen aus thermophilen Organismen, vor allem Aquifex aeolicus, Thermus thermophilus, und Thermotoga maritima, erwiesen. In diesem Fall kann die Reaktion bei erhöhten Temperaturen zwischen 45 und 100 °C erfolgen. Weiterhin eignen sich besonders die Enzyme aus pathogenen Bakterien wie Mycobacterium tuberculosis, Helicobacter pylori, Escherichia coli und Haemophilus influenzae. Auch ist die Verwendung der Enzyme aus Pflanzen, insbeson- dere Arabidopsis thaliana, Menta piperita, und Solanum lycopersicum möglich. Auch können die Enzyme aus Parasiten des Stamms Apicomplexa, insbesondere dem Malaria-Erreger Plasmodium falciparum und dem Erreger der Toxoplasmose Toxoplasma gondii, stammen.
Es hat sich als besonders günstig erwiesen, die Enzyme vor oxidativer Schädigung zu schüt- zen. Dies wird bevorzugt dadurch erreicht, daß die Aufreinigung der Enzyme und die Durchführung des Aktivitätstests unter Sauerstoffausschluß erfolgt. Dies kann durch Arbeiten unter Schutzgas wie Stickstoff oder Argon erreicht werden. Es können entweder die verschiedenen verwendeten Gefäße und Apparaturen mit Schutzgas beschickt werden oder die Arbeiten in einem gasdichten mit Schutzgas gefluteten Zelt oder einer entsprechenden Kammer (sog. glove box) durchgeführt werden. Auch ist es möglich, das Eisen-Schwefel-Cluster der Enzyme zu rekonstituieren. Dies ist beispielsweise durch Inkubation mit Fe(NH4)2(SO4)2, FeC12 oder FeC13 oder andere zwei- oder dreiwertige Eisenverbindungen und einem Dithionit und/oder Sulfid und/oder einem oder mehrerer Hilfsproteine wie z.B. dem Nifs-Protein möglich. Es kann dabei auch das Isotop Fe-57 verwendet werden.
Der erfindungsgemäße LytB -Aktivitätstest kann zur Auffindung spezifischer Enzyminhibitoren genutzt werden. Dazu werden die zu testenden Substanzen dem Reaktionsansatz zugesetzt und ihr Einfluß auf die Umsatzrate gemessen. Die Substanzen werden typischerweise in ver- schiedenen Konzentrationen zwischen 1 nM und 0,2 mM getestet. Soll eine größere Anzahl von Substanzen ohne verfügbarer Information über ihre inhibitorischen Eigenschaften getestet werden, so werden sie in den meisten Fällen zunächst bei einer fixen Konzentration im Bereich von 0,005 bis 0,2 mM eingesetzt.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur Durchführung eines sog. „high-throughput screenings" (HTS). Dadurch wird die Untersuchung einer große Anzahl von potentiellen Inhibitoren (1.000 bis 1.000.000 Verbindungen) ermöglicht. Für die Durchführung des HTS eigenen sich besonders Mikrotiterplatten, mit 96, 384 oder 1536 wells. Das bevorzugte Reaktionsvolumen beträgt in Abhängigkeit vom Plattenformat 0,5 bis 200 μl.
Die mit Hilfe des erfϊ ndungsgemäßen Testsystem identifizierten Inhibitoren eigenen sich als antibakterielle und antiparasitäre Wirkstoffe für die Behandlung von Mensch und Tier, sowie als Herbizide, bzw. als Leitstrukturen für die Entwicklung solcher Wirkstoffe.
Die für das erfindungs gemäße Verfahren benötigten Komponenten können als sog. „kit" als Experimentalausrüstung zur Verfügung gestellt und vermarktet werden. Ein solcher kit enthält beispielsweise fertige angesetzte Lösungen der zur Durchführung des Verfahrens nötigen Reagenzien oder Konzentrate zur Herstellung solcher Lösungen, außerdem spezielle Reaktionsgefäße, Geräte und Apparaturen sowie eine Gebrauchsanweisung zur Durchführung des Assays.
Beispiel 1 : Expressionsklonierung des gcpE-Gens
Es wurde ein Plasmid zur rekombinanten Darstellung des GcpE-Proteins aus T. theromphilus in E. coli konstruiert. Da die Expression der originalen DNA-Sequenz wegen des hohen G/C- Gehalts infeffizient ist, wurde ein vollständig synthetisches Gen im präferierten Codon- Gebrauch von E. coli hergestellt. Das synthetische Gen wurde über die Restriktionsschnittstellen Nco I und Bgl II in den Expressionsvektor pQE-60 ligiert. Die carboxyterminale Oli- go-Histidin-Sequenz wurde durch Verdau des Plasmids mit Bbl II und Hind III, Auffüllen der überhängenden Enden mit dem Klenow-Fragment der DNA-Polymerase I und Religation mit T4-Ligase beseitigt.
Beispiel 2: Aufreinigung des rekombinanten GcpE-Proteins
4 Schüttelkolben mit je 400 ml TB (Terrific Broth)-Medium supplementiert mit 0,2 mg/ml Ampicillin und 0,05 mM FeCl3 wurden mit je 10 ml aus einer Übernachtkultur von E. coli TOP 10F' -Zellen, die mit dem oben beschriebenen Plasmid transformiert wurden waren, inokuliert. Die Kulturen wurden unter lebhaftem Schütteln für 12 h bei 37°C inkubiert. Die Zel- len wurden durch Zentrifugation geerntet und auf Trockeneis eingefroren. Alle folgenden
Schritte wurden unter Sauerstoffausschluß durchgeführt. Das Pellet wurde mit 80 ml Puffer A (20 mM Tris HC1, pH 8,0) mit 0,1 mg/ml DNase I versetzt, und die Zellen durch Ultraschallbehandlung disintegriert. Das Lysat wurde für 20 min bei 16.000 rpm zentrifugiert und der Überstand einer Hitzedenaturierung bei 65°C für 30 min unterworfen. Das präzipitierte Mate- rial wurde durch Zentrifugation bei 25.000 rpm für 25 min beseitigt und der Überstand über einen Filter mit 0,2 um Porendurchmesser filtriert. Die Lösung wurde auf eine 1,6 x 40 cm DEAE-Sepharose-Säule (Fast Flow, Pharmacia), die mit Puffer A äquilibriert wurden war, geladen. Die Säule wurde mit einem linearen Gradienten von 0 bis 1 M NaCl in Puffer A eluiert. Die Hauptfraktion wurde durch Gelfiltration (Sephadex G-25, PD10, Pharmacia) in Puffer A umgepuffert. Das Protein wurde weiter durch Anionenaustausch-Chromatogrphie gereinigt (1 x 10 cm, source 15 Q, Pharmacia; 0 bis 1 M NaCl in Puffer A). Die Hauptfraktion wurde durch Ultrafiltration auf 1,3 ml konzentriert (Centricon, Millipore, 30 kDa cut-off). Ein letzter Reinigungsschritt erfolgte durch Gelfiltration über eine XK 16/60 Superdex 75-Säule, die mit 100 mM NaCl in Puffer A äquilibriert und eluiert wurde. Die Proteinlösung wurde durch Ultrafiltration auf 25 mg/ml konzentriert und bei -80°C gelagert.
Beispiel 3 : Durchführung des GcpE- Aktivitätstests
Die Umsetzung von MEcPP durch das GcpE-Protein wurde photometrisch gemessen. Alle Arbeiten wurden in einer sauerstofffreien Atmosphäre durchgeführt. Die Reaktion erfolgte bei 55 °C. In einer Quarzküvette wurden 0,7 ml einer Lösung von 2 mM Methylviologen in 50 mM Tris-HCl (pH 7,6) vorgelegt. Das Methylviologen wurde durch Zusatz Na-Dithionit in seine reduzierte Form überführt, bis eine OD von 2,0 erreicht wurde. Dem Ansatz wurden das GcpE-Protein in unterschiedlichen Mengen zugesetzt und die Reaktion durch Zugabe von 1 mM MEcPP gestartet. Die einsetzende Abnahme der Absorption des reduzierten Methylvio- logens wurde bei einer Wellenlänge von 732 nm gemessen. In Fig. 2 ist die GcpE-abhängige zeitliche Abnahme der Absorption von reduziertem Methylviologen bei 732 nM in Gegenwart von MEcPP gezeigt.. Mit Hilfe der so erhaltenen Meßwerte wurde die Aktivität des GcpE- Proteins auf ca. 1 μmol min"1 mg"1 berechnet.
Beispiel 4: Expressionsklonierung des lytB-Gens
Durch PCR wurde unter Verwendung der Oligonukleotiden Aa-LytB-cHis-for (5'- CCATGGTTGACATAATAATCGCA-3') und Aa-LytB-cHis-rev (5'- AGATCTGGAGGAAACCAATTGCCC-3') das lytB-Gen aus genomischer DNA von A. aeolicus amplifiziert. Nach Zwischenklonierung des PCR-Produkts in den pCR-TOPO-T/A- Vektor wurde die Insertion mit Ncol und Bglll herausgelöst, gereinigt und in den mit Ncol und Bglll vorbehandelten pQE60-Vektor ligiert. Das so erhaltene Konstmkt pQE60-Aa-LytB ermöglicht die Expression des LytB-Enzyms aus A. aeolicus mit einer carboxyterminalen His6-Fusion.
Beispiel 5: Aufreinigung des rekombinanten LytB-Proteins
E. coli- TOP10F'- oder XLlBlue- Zellen mit einem geeigneten Hilfsplasmid zur Expression AT-reicher Sequenzen wurden mit dem Expressionsplasmid pQE60-Aa-LytB transformiert und in Standard I-Medium (Merck) mit 150 μg/ml Ampicillin und mit 25 μg/ml Chloramphe- nicol inkubiert. Die Induktion der Expression erfolgte in der logarithmischen Wachstumsphase bei einer OD6oonm von 0,8 mit 1 mM IPTG entweder bei 37°C für 4 Stunden oder bei 30°C über Nacht.
500 ml der induzierten Zellkultur wurden abzentrifugiert und in 50 ml entgastem Puffer A aufgenommen. Alle folgenden Schritte wurden in einer sauerstofffreien Atmosphäre durchge- führt. Die Zellen wurden durch Ultra-Schall disintegriert (Ultraschall Sonoplus HD70, Ban- delin, Berlin, 70% Amplitude, 40% Puls-Pause- Verhältnis). Nach 30 minütiger Zentrifugation bei 14.000 g und 4°C wurde die zytoplasmatische Fraktion für 30 min auf 65°C erhitzt und erneut 30 min bei 14.000 g und 4°C zentrifugiert. Die lösliche Protein-Fraktion wurde über einen Filter (Reimer) mit einem Porendurchmesser von 0,2 μm filtriert. Das Filtrat wurde mit Hilfe einer Peristaltikpumpe bei einer Flußrate von 2 ml/min auf eine HR10/10-Säule mit ca. 8 ml Bettvolumen, die mit der Metall- Affinitäts-Matrix Talon Super- flow (Clonetech) gefüllt worden war, geladen. Die Säule wurde dann in eine FPLC-Anlage transferiert und mit folgendem Stufengradient bei einem Fluß von 2 ml/min entwickelt: Waschen mit 80% Puffer A und 20% Puffer B für 25 min, Elution mit 100% Puffer B für 15 min. Die Elution wurde durch UV- Absorptionsmessung bei 280 nm verfolgt, und die entsprechenden Fraktionen gesammelt.
Die Fraktionen, die das LytB-Protein enthielten, wurden schließlich über eine PDIO-Säule (Amersham-Pharmacia) auf Puffer C umgepuffert. Bei Bedarf wurde die Proteinlösung durch Ultrafiltration aufkonzentriert. Das Protein zeigte eine auffällig dunkelbraune Färbung mit einem Absorptionsmaximum um 410 nm, das durch das vorhandene Eisen-Schwefel-Cluster zustande kommt.
Puffer A: 30 mM Tris-HCl (pH 8,0), 100 mM NaCl
Puffer B: 30 mM Tris-HCl (pH 8,0), 100 mM NaCl, 100 mM Imidazol
Puffer C: 20 mM Tris-HCl (pH 8,0)
Beispiel 6: Durchführung des Lyt-B Aktivitätstests
Die Umsetzung von HMBPP durch das LytB-Protein wurde photospektrometrisch analysiert. Alle Arbeiten wurden in einer Sauerstoff-freien Atmosphäre durchgeführt. Danbei wurde in einer Quarzküvette 0,6 ml einer Lösung von 0,1 mM Methylviologen in 20 mM Tris-HCl (pH 8) vorgelegt. Das Methylviologen wurde durch Zusatz von 0,08 mM Na-Dithionit in seine reduzierte Form überfuhrt. Dem Ansatz wurden 10 μg LytB-Protein zugesetzt und die Reakti- on durch Zugabe von 0,1 mM oder 1 mM HMBPP gestartet. In einem Kontrollansatz wurde kein HMBPP zugesetzt. Die einsetzende Abnahme der Absorption des reduzierten Methyl- viologens wurde in einem Wellenlängenbereich von 300 bis 800 nm verfolgt. Dazu wurde in Abständen von 30 sec jeweils ein vollständiges Absorptionsspektrum aufgenommen. In Fig. 3 ist die LytB-abhängige zeitliche Abnahme der UV-VIS-Absorption von reduziertem Methyl- viologen bei unterschiedlichen HMBPP-Konzentrationen gezeigt. Der Extinktionskoeffizient von Methylviologen liegt bei 604 nm bei 13,6χl03 M^cm"1, bei 662 nm bei 7,28χl03 M^cm" bei 732 nm bei 3,15χl03 M' 1.