Verfahren und Vorrichtung zur Überwachung von Graffiti-gefährdeten Fahrzeugen und/oder Anlagen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Vorrichtung zur Überwachung von Graffiti-gefährdeten Fahrzeugen und/oder Anlagen, wobei im Bedarfsfall ein „stiller Alarm" an eine vorbestimmte Meldestelle ausgelöst wird.
Weltweit werden Wandflächen von Gebäuden und öffentlichen Verkehrsmitteln durch aufgesprühte Graffiti verschmutzt. Neben der Beeinträchtigung von Image und Sicherheitsgefühl entstehen für die Beseitigung dieser Schäden und Bewachung der Abstellanlagen hohe Kosten. Allein für die S-Bahn Stuttgart wird der Schaden auf weit über € 300.000,00 pro Jahr - mit steigender Tendenz - geschätzt.
Bekannt ist es die betreffenden Wandflächen zum Schutz vor Graffiti mit Schutzfolien zu bekleben (DE-GM 295 18 344). Darüber hinaus sind in vielfältiger Form abwaschbare Schutzanstriche bekannt, die das Abreinigen der besprühten Flächen erleichtern sollen.
Aus US-PS 2002/0008619 ist ein Graffiti-Schutzsystem und eine Methode zur Nutzung derselben bekannt. Das Schutzsystem baut auf einer schallbasierten Erfassung des Sprühvorganges durch einen diesbezüglichen Sensor auf, wonach ein Alarm ausgelöst wird.
Während die Schutzfolien und Schutzanstriche einen relativ hohen Arbeitsaufwand zum Aufbringen auf die entsprechenden Flächen und zum Reinigen derselben beinhalten, weist die schallbasierte Erfassung des Sprühvorganges mittels geeigneter Sensoren das Problem der mangelnden Anwendbarkeit und Zuverlässigkeit auf. Gerade in Bereichen, wo ein relativ hoher all- gemeiner oder spezieller Geräuschpegel herrscht, gehen die typischen Sprühgeräusche nahezu unter, so daß nicht mit einer zuverlässigen Auslösung im Bedarfsfall zu rechnen ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen einfachen und wirkungsvollen Schutz gegen Graffiti zu entwickeln, wobei im Bedarfsfall ein „stiller Alarm" ausgelöst wird, der es der Meldestelle erlaubt, sofort den Ort des Geschehens zu ermitteln.
Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß im Alarmfall zur Messung reduzierender Gase durch an einer gefährdeten Wandfläche, verdeckt installierte, an sich bekannte Gassensoren über eine elektronische Schaltung ein elektrisches Ausgangssignal an ein automatisches Telefonwählgerät weitergeleitet, von dort eine vorprogrammierte Meldung per Festnetz oder Mobilfunknetz an die Meldestelle gesendet und eine Maßnahme zur Ergreifung der Verursacher initiiert wird.
Durch den Einbau von gassensorbasierten Graffiti-Alarmanlagen ist eine umfassende Überwachung gefährdeter Fahrzeuge und Anlagen möglich. Die verdeckt installierten Gassensoren „riechen" die in Fahrspraydosen verwendeten Treibgase und geben schon bei geringster Konzentration dieser Gase in der Luft ein elektrisches Signal an eine, mit einem automatischen Telefonwählge- rät ausgestattete Alarmanlage weiter. Von der Alarmanlage wird eine vorprogrammierte Text- oder SMS-Meldung in Form eines „stillen Alarms" an eine Meldestelle abgesetzt. Von dort kann die Einsatzleitung von Bundesgrenzschutz oder Polizei verständigt werden. Da zwischen Registrierung der Besprühung und Information der Sicherheitskräfte nur wenige Sekunden verge- hen, ist eine Ergreifung der Täter „in flagranti" möglich.
Aufgrund der unterschiedlichen Einsatzbereiche „stationär" (Immobilien) und „mobil" (Fahrzeuge) ergeben sich zwei unterschiedliche Alarmanlagen- Varianten.
Zum Schutz des Gassensors vor Sabotage (Verschließen der Lufteintrittsöff- nungen) empfiehlt sich der zusätzliche Einbau eines Distanz-Mess-Sensors.
Dieser Sensor ermöglicht Abstandsmessungen zu Objekten bis zu 80 cm Entfernung. In Verbindung mit dem Gassensor kann der Distanz-Mess-Sensor so eingebaut und eingestellt werden, daß beim Verschließen der Lufteintrittsöffnungen ebenfalls eine Alarmmeldung (analog Gas-Meldung) automatisch abgegeben wird.
Die Sensoren (Gas- und Distanz-Mess-Sensor) und die dazugehörigen Schaltungen sollten vorzugsweise in einem Gehäuse untergebracht werden. Die Oberseite ist vorzugsweise mit einem Lüftungsgitter abzudecken. Die Sensoren werden hinter der Wand bzw. der Außenverkleidung der zu überwachenden Fläche installiert. Damit die Außenluft zu den Sensoren gelangen kann, ist eine Öffnung in der Wand bzw. der Außenverkleidung erforderlich. Es genügt bereits ein 1 mm großes Loch, in Verbindung mit einem Distanz-Mess- Sensor zur Sabotage-Sicherung sollte jedoch eine Öffnung von ca. 6 x 6 cm angebracht werden. Da die Treibgase schwerer sind als Luft, ist die Installation unterhalb der zu überwachenden Fläche sinnvoll und notwendig.
Die Standortermittlung der Fahrzeuge wird in der Regel von der Einsatzstelle anhand der in der Alarmmeldung abgegebenen Fahrzeugnummer vorgenom- men.
Wo dies nicht möglich ist, kann der Standort der Fahrzeuge beispielsweise in Deutschland auch über das Internet-Programm „Handyfinder" ermittelt werden. Für eine erfolgreiche Lokalisierung muss die SIM-Karte in einem geeigneten Mobilfunknetz eingebucht sein. Im Alarmfall kann über die Telefonnummer der SIM-Karte der Standort lokalisiert werden, da mit Hilfe dieses Programms die Mobilfunkstation ermittelt werden kann, wo die SIM-Karte zu diesem Zeitpunkt angemeldet ist. Aus Zeitersparnisgründen sollte die Standortermittlung bereits nach dem Abstellen der Fahrzuge prophylaktisch vorgenommen werden.
Die Position und die Anzahl der anzubringenden Sensoren ist in Abhängigkeit von Einsatzart und -ort individuell festzulegen. Der Wirkungsradius des Gas-
sensors beträgt im Freien ca. 1 m. Pro Fahrzeug ist eine Stromversorgung und ein Telefonwählgerät (Advanced GSM Modul), an dem beliebig viele Sensoren angeschlossen werden können, erforderlich.
Die beim Einsatz von Graffiti frei werdenden Treibgase (Butan) aktivieren den Gassensor, der bereits bei einer Konzentration von ca. 50 ppm anspricht. Von der mit dem Gassensor verbundenen elektronischen Schaltung wird ein elektrisches Ausgangssignal an das automatische Telefonwahlgerät weitergeleitet. Das Telefonwahlgerät sendet eine vorprogrammierte Meldung (Sprache oder SMS) an einen oder mehrere Empfänger weiter.
Bei der mobilen Variante des Alarmsystem bietet ein Advanced GSM Modul die Möglichkeit, eine Alarm-Meldung als SMS-Nachricht an ein Mobilfunk oder das Festnetz weiter zu leiten. Das Gerät ist somit völlig unabhängig von kabel- gebundenen Telefon-Netzen. Im „Ereignis-Fall" reagiert das Modul je nach Programmierung und schickt (als Rufnummern-Kaskade oder Parallel-Ruf) an mehrere Empfänger eine SMS-Nachricht. Über die Triband-Technik ist ein Betrieb in allen Netzen Europas möglich. Zusätzlich wird eine freigeschaltete SIM-Karte, wie sie im Handy eingesetzt wird, benötigt. Zur komfortablen Pro- grammierung steht eine serielle Schnittstelle für den PC-Anschluss zur Verfügung.
Für eine stationäre Variante kommt ein vollautomatisches Telefonwahlgerät zum Einsatz, mit dem die Möglichkeit besteht, im Bedarfsfall mehrere Ruf- nummern über das Telefon-Festnetz anwählen zu lassen.
Mit diesem Alarmsystem ist es erstmals möglich:
1. eine sichere und effektive Erkennung von Graffiti-Verunreinigung auf Flächen von Fahrzeugen und/oder Anlagen wirkungsvoll bereits im oder vor dem Entstehungszeitpunkt durchzuführen,
2. über ein stilles Alarmsystem ortsbezogen für die Meldestelle eine genaue Zuordnung der Graffiti-Attacke zum Standort der Fahrzeuge und/oder der Anlage zu ermöglichen,
3. über eine technische Vorrichtung Fahrzeuge und/oder Anlagen ohne den Einsatz von Personal bezüglich Graffiti-Verschmutzung überwachen zu können,
4. eine abschreckende Wirkung auf Graffiti-Sprayer erzielen zu können.
Ausführungsbeispiel
Anhand eines Ausführungsbeispiels soll nachstehend die Erfindung näher erläutert werden.
Dabei zeigt:
Fig. 1 die schaltungstechnische Verknüpfung der Einzelkomponente in einem Fahrzeug,
Fig. 2 ein Trigger mit vorgeschaltetem Treiber zur Auswertung der Widerstandsänderung des Gassensors.
Die schalttechnische Verknüpfung der Einzelkomponenten der Alarmanlage wird am Beispiel einer gängigen S-Bahn (ET 423) erläutert (Fig. 1 ).
Dabei wird der Transformator/Gleichrichter 2 mit dem 220 V Bordnetz 1 verbunden und die Spannung auf 12 V herunter transformiert und gleichgerichtet.
An dem Transformator/Gleichrichter 2 wird im Parallelschaltung der Gassensor 3 mit Schaltung (Fig. 2) und der Distanz-Mess-Sensor 4 mit Schaltung sowie das Advanced-GSM-Modul 5 gekoppelt.
Dadurch wird erreicht, daß sowohl beim Auftreten von Spraygasen, als auch beim Verstopfen der Lufteintrittsöffnungen eine Alarmmeldung automatisch abgegeben wird.
Der Gassensor basiert vorzugsweise auf halbleitendem Zinndioxid (SnO2), das unter bestimmten Bedingungen auf Gaspartikel reagiert. Wenn man dieses Material unter Ausschluss von Sauerstoff erhitzt, können sich freie Elektronen ungehindert durch die Korngrenzen des Halbleiters bewegen. Der Sauerstoff in der Luft, der die freien Elektronen aufnimmt, wird von der Oberfläche der Zinndioxid-Partikel absorbiert, so daß sich auf diese Weise an den Korngrenzen Potentialunterschiede ausbilden. Diese Potentialdifferenz wirkt dem ungehinderten Fluss der freien Elektronen entgegen, so daß sich der elektrische Widerstand des Materials erhöht. Wenn man diesen Sensor nun einer Atmosphäre aussetzt, die reduzierende (d.h. brennbare) Gase enthält, so absorbiert das Zinndioxid die Gasmoleküle, was zur Oxidation führt. Dadurch verringert sich die ursprüngliche Potentialdifferenz, so daß sich die Elektronen wieder frei bewegen können. Als Folge davon nimmt der elektrische Widerstand ab. Der Sensor spricht bereits auf Konzentrationen von bis zu 50 ppm der Gase Ä- than(ol), Wasserstoff, Kohlenmonoxid, Butan und Methan(ol) an. Die Empfind- lichkeit von 50 ppm (parts per million) bedeutet, daß der Sensor bereits anspricht, wenn in 1 kg Luft 50 Milligramm der entsprechenden Gase enthalten sind. Da in Treibmitteln von Farbspraydosen Butan enthalten ist (Mischung aus Propan, Butan und Dimethylesther), reagiert der Sensor auch beim Vorhandensein von Farbspraygasen in der Luft entsprechend.
Die Veränderung des Widerstands des Gassensors (6) wird durch eine elektronische Schaltung (Fig. 2) ausgewertet werden. Der Sensorwiderstand bildet dabei mit den Widerständen (7; 8) und dem Potentiometer (9) einen veränderlichen Spannungsteiler, der die Vorspannung für den Verstärkertransistor (10) liefert. Bei zunehmender Gaskonzentration nimmt der Sensorwiderstand ab, so daß der Transistor (10) immer mehr in den leitenden Bereich kommt. Dies geschieht um so früher, je größer der Widerstand des Potentiometer (9) ist.
Damit besteht eine Einstellmöglichkeit für die Ansprechempfindlichkeit der Schaltung. Die beiden nachgeschalteten Transistoren (11 ; 12) bilden einen sogenannten „Schmitt-Trigger", der bei einer bestimmten Eingangsspannung leitend wird, bis die Eingangsspannung wieder deutlich kleiner geworden ist, als der zum „umkippen" benötigte Wert (Differenzspannung- Ηysterese").
Das erzeugte negative Ausgangssignal vom Verstärkertransistor (12) wird direkt zur Ansteuerung des nicht dargestellten Telefonwählgerätes genutzt.
Liste der verwendeten Bezugszeichen
1. Bord netz ET 423
2. Transformator/Gleichrichter 3. Gassensor mit Schaltung
4. Distanz-Mess-Sensor mit Schaltung
5. Advanced GSM-Modul
6. Gassensor
7. Widerstand 8. Widerstand
9. Potentiometer
10. Verstärkertransistor
11. Transistor
12. Transistor