Von unlöslichen Festkörpern freie Elektrotauchlacke (ETL)
Die vorliegende Erfindung betrifft neue, von unlöslichen Festkörpern freie Elektrotauchlacke (ETL). Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung ein neues Verfahren zur Herstellung von von unlöslichen Festkörpern freien ETL. Des weiteren betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der neuen, von unlöslichen Festkörpern freien ETL für die Herstellung von Elektrotauchlackierungen.
Pigmentfreie, kathodisch abscheidbare ETL (KTL) sind beispielsweise aus den deutschen Patentanmeldungen DE 199 30 060 A 1 , DE 100 01 222 A 1 oder DE 100 52 438 A 1 bekannt. Sie enthalten kationische Harze als Bindemittel und blockierte Polyisocyanate als Vernetzungsmittel. Als Katalysator enthalten sie das in organischen Lösemitteln lösliche Bismut- 2-ethylhexanoat.
Die bekannten pigmentfreien KTL haben gegenüber den pigmenthaltigen den Vorteil, dass zu ihrer Herstellung keine Pigmentpasten und aufwändige Mahlverfahren angewandt werden müssen. Ansonsten weisen sie bereits gute anwendungstechnische Eigenschaften auf und liefern Elektrotauchlackierungen mit guten Eigenschaften.
Sie müssen aber noch weiterentwickelt werden, damit sie auch ohne Zusatz von Pigmenten, insbesondere Korrosionsschutzpigmenten, oder von anderen unlöslichen Festkörpern, wie Mikrogele und Katalysatorpulvern, wie Dibutylzinnoxid, Elektrotauchlackierungen liefern, die einen hervorragenden Korrosionsschutz und Kantenschutz gewährleisten. Außerdem lassen sich die nicht oder nur partiell gehärteten Schichten aus den bekannten pigmentfreien ETL häufig nur schlecht mit wässrigen Beschichtungsstoffen, wie Wasserprimer oder Wasserfüller, nass-in-nass störungsfrei überschichten und gemeinsam einbrennen.
Die Verwendung von in organischen Lösemitteln löslichen Zinnkatalysatoren, wie Dibutylzinndilaurat, Dioctylzinndilaurat oder Dibutylzinndiacetat ist bekannt. Sie sind einfach handhabbar und bedürfen keiner Dispergierung, sie die weisen aber nur eine ungenügende Verträglichkeit mit den Bindemitteln, insbesondere den Epoxidharzen, der ETL auf. Dadurch resultieren schadhafte Elektrotauchlackierungen.
In dieser Hinsicht sollen die aus der europäischen Patentanmeldung EP 0 509 437 A 1 bekannten Dialkylzinndicarboxylate von aromatischen Carbonsäuren, wie Benzoesäure, eine Verbesserung bewirken, allerdings müssen sie mit mindestens einer Bismut- oder Zirkoniumverbindung, wie Bismuttrioxid oder Zirkoniumdioxid, kombiniert werden. Von unlöslichen Festkörpern freie ETL können daher mit diesen Dialkylzinndicarboxylaten nur schlecht oder gar nicht realisiert werden.
Aus der internationalen Patentanmeldung WO 97/23574 sind ETL bekannt, die als Katalysatoren die in organischen Lösemitteln löslichen Dialkylzinndicarboxylate von langkettigen Fettsäuren mit 14 bis 22 Kohlenstoffatomen im Alkylrest, wie Ölsäure, enthalten. Vorzugsweise werden diese Dialkylzinndicarboxylate in Kombination mit Dibutylzinnoxid verwendet. Von unlöslichen Festkörpern freie ETL können daher auch mit diesen Dialkylzinndicarboxylaten nur schlecht oder gar nicht realisiert werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, neue, von unlöslichen Festkörpern freie Elektrotauchlacke (ETL) zu finden, die sich ebenso einfach wie die bekannten pigmentfreien ETL herstellen lassen und die die Nachteile des Standes der Technik nicht mehr länger aufweisen, sondern die sich in Form einer abgeschiedenen, nicht oder nur partiell gehärteten Schicht problemlos und störungsfrei nass-in-nass mit wässrigen
Beschichtungsstoffen überschichten und gemeinsam mit diesen einbrennen lassen und Elektrotauchlackierungen mit hervorragendem Korrosionsschutz und Kantenschutz liefern.
Demgemäß wurden die neuen, von unlöslichen Festkörpern freien Elektrotauchlacke (ETL) gefunden, enthaltend
(A) mindestens ein selbstvernetzendes und/oder fremdvernetzendes Bindemittel mit (potenziell) kationischen oder anionischen Gruppen und reaktiven funktionellen Gruppen, die
(i) mit sich selbst oder mit im selbstvernetzenden Bindemittel vorhandenen komplementären reaktiven funktionellen
Gruppen oder
(ii) im Falle des fremdvernetzenden Bindemittels mit in
Vernetzungsmitteln (B) vorhandenen komplementären reaktiven funktionellen Gruppen
thermische Vernetzungsreaktionen eingehen können,
(B) gegebenenfalls mindestens ein Vernetzungsmittel, enthaltend die komplementären reaktiven funktionellen Gruppen, und
(C) mindestens ein Dialkylzinndicarboxylat der allgemeinen Formel I:
(R1)2Sn[0-(0)CR2]2 (I),
worin die Variablen die folgende Bedeutung haben,
R1 Alkylrest mit 4 bis 10 Kohlenstoffatomen und
R2 tertiärer, verzweigter Alkylrest mit 8 bis 13 Kohlenstoffatomen.
Im Folgenden werden die neuen, von unlöslichen Festkörpern freien Elektrotauchlacke (ETL) als »erfindungsgemäße ETL« bezeichnet.
Im Hinblick auf den Stand der Technik war es überraschend und für den Fachmann nicht vorhersehbar, dass die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe mit Hilfe der erfindungsgemäßen ETL gelöst werden konnte. Insbesondere war es überraschend, dass die erfindungsgemäßen ETL sich einfach herstellen ließen und lagerstabil waren. Sie ließen sich in einfacher Weise problemlos elektrophoretisch auf elektrisch leitfähigen Substraten abscheiden. Die abgeschiedenen, nicht oder nur partiell gehärteten Schichten der erfindungsgemäßen ETL konnten problemlos nass-in-nass mit wässrigen Beschichtungsstoffen, wie Wasserprimer oder Wasserfüller, störungsfrei überschichtet und danach gemeinsam mit diesen eingebrannt werden. Die resultierenden Elektrotauchlackierungen boten einen hervorragenden Korrosionsschutz und Kantenschutz.
Die erfindungsgemäßen ETL sind frei von unlöslichen Festkörpern.
Die Eigenschaft »unlöslich« bedeutet, dass sich die betreffenden Festkörper in den wässrigen Medien, wie sie in den erfindungsgemäßen ETL enthalten sind, und in üblichen und bekannten polaren und unpolaren organischen Lösemitteln nicht oder nur sehr langsam auflösen. Beispiele für unlösliche Festkörper sind Pigmente, wie Korrosionsschutzpigmente, oder hoch vernetzte Mikroteilchen oder Mikrogele.
Die Eigenschaft »frei von« bedeutet, dass die erfindungsgemäßen ETL keine unlösliche Festkörper oder nur Spuren hiervon enthalten, die keinen
Einfluss auf die anwendungstechnischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen ETL haben.
Die erfindungsgemäßen ETL weisen vorzugsweise einen Festkörpergehalt von 5 bis 50, bevorzugt 5 bis 35, Gew.% auf. Hierbei ist unter »Festkörper« der Anteil eines ETL zu verstehen, der die hieraus hergestellte Eletrotauchlackierung aufbaut.
Die erfindungsgemäßen ETL enthalten mindestens ein Bindemittel (A).
Die Bindemittel (A) können selbstvernetzend und/oder fremdvernetzend sein.
Selbstvernetzende Bindemittel (A) enthalten reaktive funktioneile Gruppen, die mit sich selbst und/oder mit in den selbstvernetzenden Bindemitteln (A) vorhandenen komplementären reaktiven funktionellen Gruppen thermische Vernetzungsreaktionen eingehen können.
Fremdvernetzende Bindemittel (A) enthalten reaktive funktioneile Gruppen, die mit in Vernetzungsmitteln (B) vorhandenen komplementären reaktiven funktionellen Gruppen thermische Vernetzungsreaktionen eingehen können.
Vorzugsweise wird mindestens ein fremdvernetzendes Bindemittel (A) in Kombination mit mindestens einem Vernetzungsmittel (B) eingesetzt.
Das Bindemittel (A) enthält potenziell kationische und/oder kationische Gruppen. Bindemittel (A) dieser Art werden in kathodisch abscheidbaren Elektrotauchlacken (KTL) eingesetzt.
Beispiele geeigneter potenziell kationischer Gruppen, die durch Neutralisationsmittel und/oder Quartemisierungsmittel in Kationen überführt werden können, sind primäre, sekundäre oder tertiäre Aminogruppen, sekundäre Sulfidgruppen oder tertiäre Phosphingruppen, insbesondere tertiäre Aminogruppen oder sekundäre Sulfidgruppen.
Beispiele geeigneter kationischer Gruppen sind primäre, sekundäre, tertiäre oder quarternäre Ammoniumgruppen, tertiäre Sulfoniumgruppen oder quarternäre Phosphoniumgruppen, vorzugsweise quarternäre Ammoniumgruppen oder tertiäre Sulfoniumgruppen, insbesondere aber quarternäre Ammoniumgruppen.
Beispiele geeigneter Neutralisationsmittel für die potenziell kationischen Gruppen sind anorganische und organische Säuren wie Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphorsäure, Ameisensäure, Essigsäure, Milchsäure, Dimethylolpropionsäure oder Zitronensäure, insbesondere Ameisensäure, Essigsäure oder Milchsäure.
Beispiele geeigneter Bindemittel (A) für KTL sind aus den Druckschriften EP 0 082 291 A 1 , EP 0 234 395 A 1 , EP 0 227 975 A 1 , EP 0 178 531 A
1 , EP 0 333 327, EP 0 310 971 A 1 , EP 0 456 270 A 1 , US 3,922,253 A,
EP 0 261 385 A 1 , EP 0 245 786 A 1 , EP 0 414 199 A 1 , EP 0 476 514 A
1 , EP 0 817 684 A 1 , EP 0 639 660A 1 , EP 0 595 186 A 1 , DE 41 26 476
A 1 , WO 98/33835, DE 33 00 570 A 1 , DE 37 38 220 A 1 , DE 35 18 732 A 1 oder DE 196 18 379 A 1 bekannt. Hierbei handelt es sich vorzugsweise um primäre, sekundäre, tertiäre oder quarternäre Amino- oder Ammoniumgruppen und/oder tertiäre Sulfoniumgruppen enthaltende
Harze (A) mit Aminzahlen vorzugsweise zwischen 20 und 250 mg KOH/g und einem gewichtsmittleren Molekulargewicht vongsweise 300 bis 10.000 Dalton. Insbesondere werden Amino(meth)acrylatharze,
Aminoepoxidharze, Aminoepoxidharze mit endständigen
Doppelbindungen, Aminoepoxidharze mit primären und/oder sekundären Hydroxylgruppen, Aminopolyurethanharze, aminogruppenhaltige
Polybutadienharze oder modifizierte Epoxidharz-Kohlendioxid-Amin- Umsetzungsprodukte verwendet.
Alternativ kann das Bindemittel (A) potenziell anionische und/oder anionische Gruppen enthalten. Bindemittel (A) dieser Art werden in anionisch abscheidbaren Elektrotauchlacken (ATL) eingesetzt.
Beispiele geeigneter potenziell anionischer Gruppen, die durch Neutralisationsmittel in Anionen überführt werden können, sind Carbonsäure-, Sulfonsäure- oder Phosphonsäuregruppen, insbesondere Carbonsäuregruppen.
Beispiele geeigneter anionischer Gruppen sind Carboxylat-, Sulfonat- oder Phosphonatgruppen, insbesondere Carboxylatgruppen.
Beispiele für geeignete Neutralisationsmittel für die potenziell anionischen Gruppen sind Ammoniak, Ammoniumsalze, wie beispielsweise Ammoniumcarbonat oder Ammoniumhydrogencarbonat, sowie Amine, wie z.B. Trimethylamin, Triethylamin, Tributylamin, Dimethylanilin, Diethylanilin, Triphenylamin, Dimethylethanolamin, Diethylethanolamin, Methyldiethanolamin, Triethanolamin und dergleichen.
Beispiele geeigneter Bindemitel (A) für ATL sind aus der deutschen Patentanmeldung DE 28 24 418 A 1 bekannt. Hierbei handelt es sich vorzugsweise um Polyester, Epoxidharzester, Poly(meth)acrylate, Maleinatöle oder Polybutadienöle mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von 300 bis 10.000 Dalton und einer Säurezahl von 35 bis 300 mg KOH/g.
Im allgemeinen wird die Menge an Neutralisationsmittel wird so gewählt, daß 1 bis 100 Äquivalente, bevorzugt 50 bis 90 Äquivalente der potenziell kationischen oder potenziell anionischen Gruppen eines Bindemittels (A) neutralisiert werden.
Beispiele geeigneter reaktiver funktioneller Gruppen sind Hydroxylgruppen, Thiolgruppen und primäre und sekundäre Aminogruppen, insbesondere Hydroxylgruppen.
Beispiele geeigneter komplementärer reaktiver funktioneller Gruppen sind blockierte Isocyanatgruppen, Hydroxymethylen- und
Alkoxymethylengruppen, vorzugsweise Methoxymethylen- und Butoxymethylengruppen und insbesondere Methoxymethylengruppen. Bevorzugt werden blockierte Isocyanatgruppen verwendet. Beispiele geeigneter Blockierungsmittel sind die nachstehend beschriebenen.
Vorzugsweise werden KTL als ETL eingesetzt.
Der Gehalt der erfindungsgemäßen ETL an den vorstehend beschriebenen Bindemitteln (A) richtet sich vor allem nach ihrer Löslichkeit und Dispergierbarkeit im wässrigen Medium und nach ihrer Funktionalität hinsichtlich der Vernetzungsreaktionen mit sich selbst oder den Bestandteilen (B) und kann daher vom Fachmann aufgrund seines allgemeinen Fachwissens gegebenenfalls unter Zuhilfenahme einfacher Vorversuche leicht festgelegt werden.
Als Vernetzungsmittel (B) kommen alle üblichen und bekannten
Vernetzungsmittel in Betracht, die geeignete komplementäre reaktive funktioneile Gruppen enthalten. Vorzugsweise werden die
Vernetzungsmittel (B) aus der Gruppe, bestehend aus blockierten
Polyisocyanaten, Melamin-Formaldehyd-Harzen,
Tris(alkoxycarbonylamino)triazinen und Polyepoxiden, ausgewählt. Bevorzugt werden die Vernetzungsmittel (B) aus der Gruppe, bestehend aus blockierten Polyisocyanaten und hoch reaktiven Melamin- Formaldehyd-Harzen, ausgewählt. Besonders bevorzugt werden die blockierten Polyisocyanate eingesetzt.
Die blockierten Polyisocyanate (B) werden aus üblichen und bekannten Lackpolyisocyanaten mit aliphatisch, cycloaliphatisch, araliphatisch und/oder aromatisch gebundenen Isocyanatgruppen hergestellt.
Bevorzugt werden Lackpolyisocyanate mit 2 bis 5 Isocyanatgruppen pro Molekül und mit Viskositäten von 100 bis 10.000, vorzugsweise 100 bis 5.000 und insbesondere 100 bis 2.000 mPas (bei 23°C) eingesetzt. Außerdem können die Lackpolyisocyanate in üblicher und bekannter Weise hydrophil oder hydrophob modifiziert sein.
Beispiele für geeignete Lackpolyisocyanate sind beispielsweise in "Methoden der organischen Chemie", Houben-Weyl, Band 14/2, 4. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1963, Seite 61 bis 70, und von W. Siefken, Liebigs Annalen der Chemie, Band 562, Seiten 75 bis 136, beschrieben.
Weitere Beispiele geeigneter Lackpolyisocyanate sind Isocyanurat-, Biuret-, Allophanat-, Iminooxadiazindion-, Urethan-, Harnstoff-, Carbodiimid- und/oder Uretdiongruppen aufweisende Polyisocyanate, die aus üblichen und bekannten Diisocyanaten erhältlich sind. Vorzugsweise werden als Diisocyanate Hexamethylendiisocyanat, Isophorondiisocyanat, 2-lsocyanatopropylcyclohexylisocyanat, Dicyclohexylmethan-2,4'- diisocyanat, Dicyclohexylmethan-4,4'-diisocyanat oder 1,3-
Bis(isocyanatomethyl)cyclohexan (BIC), Diisocyanate, abgeleitet von
Dimerfettsäuren, 1 ,8-Diisocyanato-4-isocyanatomethyl-octan, 1,7-
Diisocyanato-4-isocyanatomethyl-heptan, 1 -lsocyanato-2-(3- isocyanatopropyl)cyclohexan, 2,4- und/oder 2,6-Toluylendiisocyanat, 4,4'- Diphenylmethandiisocyanat, Naphthalindiisocyanat oder Mischungen aus diesen Polyisocyanaten eingesetzt.
Beispiele für geeignete Blockierungsmittel zur Herstellung der blockierten Polyisocyanate (B) sind
i) Phenole, wie Phenol, Cresol, Xylenol, Nitrophenol, Chlorophenol, Ethylphenol, t-Butylphenol, Hydroxybenzoesäure, Ester dieser Säure oder 2,5-Di-tert.-butyl-4-hydroxytoluol;
ii) Lactame, wie ε-Caprolactam, δ-Valerolactam, γ-Butyrolactam oder ß-Propiolactam;
iii) aktive methylenische Verbindungen, wie Diethylmalonat, Dimethylmalonat, Acetessigsäureethyl- oder -methylester oder Acetylaceton;
iv) Alkohole wie Methanol, Ethanol, n-Propanol, Isopropanol, n- Butanol, Isobutanol, t-Butanol, n-Amylalkohol, t-Amylalkohol, Laurylalkohol, Ethylenglykolmonomethylether,
Ethylenglykolmonoethylether, Ethylenglykolmonobutylether, Diethylenglykolmonomethylether, Diethylenglykolmonoethylether,
Propylenglykolmonomethylether, Methoxymethanol, Glykolsäure, Glykolsäureester, Milchsäure, Milchsäureester, Methylolhamstoff, Methylolmelamin, Diacetonalkohol, Ethylenchlorohydrin,
Ethylenbromhydrin, 1 ,3-Dichloro-2-propanol, 1 ,4- Cyclohexyldimethanol oder Acetocyanhydrin;
v) Mercaptane wie Butylmercaptan, Hexylmercaptan, t- Butylmercaptan, t-Dodecylmercaptan, 2-Mercaptobenzothiazol, Thiophenol, Methylthiophenol oder Ethylthiophenol;
vi) Säureamide wie Acetoanilid, Acetoanisidinamid, Acrylamid, Methacrylamid, Essigsäureamid, Stearinsäureamid oder Benzamid;
vii) Imide wie Succinimid, Phthalimid oder Maleimid;
viii) Amine wie Diphenylamin, Phenylnaphthylamin, Xylidin, N- Phenylxylidin, Carbazol, Anilin, Naphthylamin, Butylamin, Dibutylamin oder Butylphenylamin;
ix) Imidazole wie Imidazol oder 2-Ethylimidazol;
x) Harnstoffe wie Harnstoff, Thioharnstoff, Ethylenharnstoff, Ethylen- thioharnstoff oder 1 ,3-Diphenylharnstoff;
xi) Carbamate wie N-Phenylcarbamidsäurephenylester oder 2- Oxazolidon;
xii) Imine wie Ethylenimin;
xiii) Oxime wie Acetonoxim, Formaldoxim, Acetaldoxim, Acetoxim, Methylethylketoxim, Diisobutylketoxim, Diacetylmonoxim,
Benzophenonoxim oder Chlorohexanonoxime;
xiv) Salze der schwefeligen Säure wie Natriumbisulfit oder Kaliumbisulfit;
xv) Hydroxamsäureester wie Benzylmethacrylohydroxamat (BMH) oder Allylmethacrylohydroxamat; oder
xvi) substituierte Pyrazole, Imidazole oder Triazole; sowie
xvii) Gemische dieser Blockierungsmittel.
Erfindungsgemäß enthalten die erfindungsgemäßen ETL noch mindestens ein Dialkylzinndicarboxylat (C) der allgemeinen Formel I:
(R1)2Sn[0-(O)CR2]2 (I),
worin die Variablen die folgende Bedeutung haben:
R1 Alkylrest, vorzugsweise geradkettiger Alkylrest, mit 4 bis 10 Kohlenstoffatomen, bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus Butyl, Pentyl, Hexyl, Heptyl, Octyl, Nonyl und Decyl, besonders bevorzugt Butyl und Octyl, insbesondere Octyl;
R2 tertiärer, verzweigter Alkylrest mit 8 bis 13, insbesondere 9 bis 11 , Kohlenstoffatomen.
Beispiele geeigneter erfindungsgemäß zu verwendender Dialkylzinndicarboxylate (C) sind die Umsetzungsprodukte von Dialkylzinnoxiden, insbesondere Dioctylzinnoxid, mit Versatic ©-Säuren (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, »Versatic ©-Säuren«, Seiten 605 und 606). Die Herstellung der Dialkylzinndicarboxylate (C) weist keine methodischen Besonderheiten auf, sondern kann durch Umsetzung von Dialkylzinnoxiden mit den Carbonsäuren bei Temperaturen von 100 bis 180 °C und Entfernen des entstehenden Reaktionswassers,
beispielsweise durch azeotrope Destillation, hergestellt werden. Die Umsetzungsprodukte von Dibutylzinnoxid mit Versatic ©-Säuren sind handelsübliche Verbindungen und werden unter der Marke Formrez © von der Firma Witco Vinyl Additives GmbH vertrieben.
Der Gehalt der erfindungsgemäßen ETL an den Dialkylzinndicarboxylaten
(C) kann breit variieren und richtet sich nach den Erfordernissen des Einzelfalls. Vorzugsweise liegt der Gehalt bei 1 bis 4, bevorzugt 1 ,5 bis 3,5, Gew.%, jeweils bezogen auf den Festkörper der jeweiligen ETL.
Darüber hinaus können die erfindungsgemäßen ETL noch mindestens einen üblichen und bekannten, löslichen oder dispergierbaren Zusatzstoff (D), ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus von den Dialkylzinndicarboxylaten (C) verschiedenen Katalysatoren; Antikrateradditiven; Polyvinylalkoholen; thermisch härtbaren
Reaktiwerdünnern; molekulardispers löslichen Farbstoffen;
Lichtschutzmitteln, wie UV-Absorbern und reversiblen Radikalfängern (HALS); Antioxidantien; niedrig- und hochsiedenden ("lange") organischen Lösemitteln; Entlüftungsmitteln; Netzmitteln; Emulgatoren; Slipadditiven; Polymerisationsinhibitoren; thermolabilen radikalischen Initiatoren; Haftvermittlern; Verlaufmitteln; filmbildenden Hilfsmitteln;
Flammschutzmitteln; Korrosionsinhibitoren; Rieselhilfen; Wachsen; Sikkativen; Bioziden und Mattierungsmitteln, in wirksamen Mengen enthalten.
Weitere Beispiele geeigneter löslicher oder dispergierbarer Zusatzstoffe
(D) werden in dem Lehrbuch »Lackadditive« von Johan Bieleman, Wiley- VCH, Weinheim, New York, 1998, in D. Stoye und W. Freitag (Editors), »Paints, Coatings and Solvents«, Second, Completely Revised Edition, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, »14.9. Solvent Groups«, Seiten 327 bis 373, beschrieben.
Die erfindungsgemäßen ETL werden durch Vermischen und Homogenisieren der vorstehend beschriebenen Bestandteile mit Hilfe üblicher und bekannter Mischverfahren und Vorrichtungen wie Rührkessel, Rührwerksmühlen, Extruder, Kneter, Ultraturrax, In-Iine- Dissolver, statische Mischer, Mikromischer, Zahnkranzdispergatoren, Druckentspannungsdüsen und/oder Microfluidizer hergestellt. Vorzugsweise werden dabei zumindest die Bestandteile (C) sowie gegebenenfalls (B) und/oder (D) mit einer organische Lösung oder Schmelze des Bindemittels (A) vermischt. Die resultierende organische Mischung wird anschließend in einem wässrigen Medium, das Wasser und mindestens eines der vorstehend beschriebenen Neutralisationsmittel enthält, dispergiert.
Die Applikation der erfindungsgemäßen ETL erfolgt in üblicher und bekannter Weise, indem ein elektrisch leitfähiges Substrat in ein erfindungsgemäßes Elektrotauchlackbad getaucht wird, das Substrat als Kathode oder Anode, vorzugsweise als Kathode, geschaltet wird, durch Gleichstrom eine ETL-Schicht auf dem Substrat abgeschieden wird, das beschichtete Substrat aus dem Elektrotauchlackbad entfernt wird und die abgeschiedene ETL-Schicht in üblicher und bekannter Weise thermisch gehärtet (eingebrannt) wird. Die resultierende Elektrotauchlackierung kann anschließend mit einem Füller oder einer Steinschlagschutzgrundierung und einem Unidecklack oder alternativ mit einem Basislack und einem Klarlack nach dem Nass-in-nass-Verfahren überschichtet werden. Die Füllerschicht oder Schicht aus der Steinschlagschutzgrundierung sowie die Unidecklackschicht werden vorzugsweise jede für sich eingebrannt. Die Basislackschicht und die Klarlackschicht werden vorzugsweise gemeinsam eingebrannt. Es resultieren Mehrschichtlackierungen mit hervorragenden anwendungstechnischen Eigenschaften
Vorzugsweise werden die Mehrschichtlackierungen nach Nass-in-nass- Verfahren hergestellt, bei denen die abgeschiedene ETL-Schicht nicht oder nur partiell thermisch gehärtet und gleich mit den weiteren Beschichtungsstoffen, insbesondere wässrigen Beschichtungsstoffen, überschichtet wird, wonach sie mit mindestens einer der Schichten aus den Beschichtungsstoffen (ETL-Schicht + Füllerschicht; ETL-Schicht + Füllerschicht + Unidecklackschicht; ETL-Schicht + Füllerschicht + Basislackschicht oder ETL-Schicht + Füllerschicht + Basislackschicht + Klarlackschicht) gemeinsam eingebrannt wird. Auch hierbei resultieren Mehrschichtlackierungen mit hervorragenden anwendungstechnischen Eigenschaften, wobei die Herstellverfahren besonders wirtschaftlich und energiesparend sind. Dabei zeigt es sich, dass sich die erfindungsgemäßen ETL-Schichten besonders gut störungsfrei nass-in- nass überschichten lassen.
In allen Fällen werden erfindungsgemäße Eletrotauchlackierungen erhalten, die einen hervorragenden Korrosionsschutz und Kantenschutz bieten.
Beispiele und Vergleichsversuche
Herstellbeispiel 1
Die Herstellung eines blockierten Polyisocyanats (B)
In einem Reaktor, ausgerüstet mit Rückflusskühler, Innenthermometer und Stickstoffeinleitungsrohr, wurden 810 Gewichtsteile Isomere und höherfunktionelle Oligomere auf Basis von 4,4'-
Diphenylmethandiisocyanat mit einem Isocyanatäquivalentgewicht von 135 g/equ (Basonat © A 270 der Firma BASF Aktiengesellschaft) und der Stickstoffatmosphäre vorgelegt. Es wurden 0,6 Gewichtsteile
Dibutylzinndilaurat hinzugegeben. Zu der resultierenden Mischung wurden unter Rühren 988 Gewichtsteile Butyldiglycol mit einer solchen Geschwindigkeit zudosiert, dass die Temperatur der Reaktionsgemisch 60 °C nicht überstieg. Danach wurde die Temperatur des Reaktionsgemischs während zwei Stunden bei 100 °C gehalten. Hiernach sind keine freien Isocyanatgruppen mehr nachweisbar. Das Reaktionsgemisch wurde mit 87 Gewichtsteilen Phenoxypropanol und 87 Gewichtsteilen Butoxypropanol verdünnt und anschließend auf 70 °C abgekühlt. Der Festkörpergehalt der Lösung lag bei 90 Gew.-%.
Beispiel 1
Herstellung eines erfindungsgemäßen KTL
In einem Reaktor, ausgerüstet mit Rückflusskühler, Innenthermometer und Stickstoffeinleitungsrohr, wurden 541 Gewichtsteile eines handelsüblichen Epoxidharzes auf Basis von Bisphenol A mit einem Epoxidäquivalentgewicht von 188 g/equ, 42 Gewichtsteile Phenol, 123 Gewichtsteile Bisphenol A und 21 Gewichtsteile Butoxypropanol vorgelegt und unter Stickstoff auf 130 °C unter Rühren erhitzt. Es wurden unter Rühren 0,7 Gewichtsteile Triphenylphosphin zugegeben, worauf eine exotherme Reaktion einsetzte und die Temperatur des Reaktionsgemischs auf 155 °C anstieg. Man ließ die Temperatur des Reaktionsgemischs auf 130 °C absinken und bestimmte anschließend das Epoxidäquivalentgewicht. Es lag bei 525 g/equ und entsprach damit dem Sollwert von 520 bis 530 g/equ. Das Reaktionsgemisch wurde anschließend mit 73 Gewichtsteilen eines Polypropylenglykols (Pluriol ® P 600 der Firma BASF Aktiengesellschaft) versetzt und auf 95 °C abgekühlt. Bei dieser Temperatur wurden 52 Gewichtsteile Diethanolamin zugegeben, worauf eine exotherme Reaktion eintrat und die Temperatur des Reaktionsgemischs auf 115 °C anstieg. Nach 40 Minuten gab man bei
dieser Temperatur noch 25,3 Gewichtsteile N,N-Dimethylaminopropylamin hinzu, worauf die Temperatur des Reaktionsgemischs auf 140 °C anstieg. Anschließend wurde das Reaktionsgemisch bei 130 °C gerührt, bis nach zwei Stunden die Viskosität konstant blieb.
In das resultierende Reaktionsgemisch wurden rasch 408 Gewichtsteile der 70 °C warmen Lösung des blockierten Polyisocyanats (B) des Herstellbeispiels 1 und 28,3 Gewichtsteile Dioctylzinn-di-Versatic ®- Säureester eingerührt. Die resultierende Mischung wurde während 30 Minuten bei 115 °C intensiv gerührt. Anschließend wurden 29 Gewichtsteile Bismutethylhexanoat hinzugegeben, wonach die Mischung sofort in einem wässrigen Medium aus 969 Gewichtsteilen Wasser, 18,7 Gewichtsteilen Ameisensäure und 108 Gewichtsteilen einer 5-prozentigen wässrigen Lösung von Polyvinylalkohol eindispergiert wurde. Nach Zugabe von 543 Gewichtsteilen Wasser resultierte eine stabile Dispersion mit den folgenden Kennzahlen:
Festkörper: 42,5 Gew.-%
- pH-Wert: 5,6
mittlere Teilchengröße: 130 nm (bestehen mit Hilfe der Photonenkorrelationsspektroskopie)
Vergleichsversuch V 1
Die Herstellung eines nicht erfindungsgemäßen KTL
Beispiel 1 wurde wiederholt, nur dass an Stelle von Dioctylzinn-di-Versatic ©-Säureester Dibutylzinndilaurat zugesetzt wurde. Es wurde eine Dispersion mit den folgenden Kennzahlen erhalten:
Festkörper: 43 Gew.-%
pH-Wert: 5,8 Gew.-%
mittlere Teilchengröße: 150 nm (bestimmt mit der Photonenkorrelationsspektroskopie).
Die Dispersion war nach zweimonatigen Lagerung bei 40 °C sedimentiert.
Beispiel 2 und Vergleichsversuch V 2
Die Herstellung von Elektrotauchlackierungen
Für die Herstellung der Elektrotauchlackierungen wurden jeweils 2.310 Gewichtsteile der KTL des Beispiels 1 (= Beispiel 2) und des Vergleichsversuchs V 1 (= Vergleichsversuch V 2) mit jeweils 2.690 Gewichtsteilen an deionisiertem Wasser verdünnt. Die resultierenden Elektrotauchlackbäder wurden während zwei Tagen bei Raumtemperatur unter Rühren gealtert. Die Abscheidung der Elektrotauchlackschichten erfolgte während zwei Minuten auf kathodisch geschalteten, zinkphosphatierten Stahlprüftafeln, die nicht mit Chrom(VI) nachgespült worden waren. Die beschichteten Stahlprüftafeln wurde den Elektrotauchlackierbädern entnommen. Die hierauf befindlichen Elektrotauchlackschichten wurden mit deionisiertem Wasser nachgespült.
Jeweils ein Teil der Stahlprüftafeln des Beispiels 2 und des
Vergleichsversuchs V 2 wurden nass-in-nass mit einem handelsüblichen Wasserfüller der Firma BASF Coatings AG beschichtet, wonach man die
Elektrotauchlackierungen und die Schichten aus dem Wasserfüller
gemeinsam während 30 Minuten bei 180 °C Objekttemperatur einbrannte. Dabei waren bei den beschichteten Stahlprüftafeln des Beispiels 2 keine Störungen der Schichten eingetreten, wogegen es bei den beschichteten Stahlprüftafeln des Vergleichsversuchs V 2 zu Störungen der Schichten durch Einbrechen (strike-in) gekommen war.
Der jeweils andere Teil der Stahlprüftafeln des Beispiels 2 und des Vergleichsversuchs V 2 wurde anschließend während 20 Minuten 180 °C Objekttemperatur eingebrannt. Die resultierenden Elektrotauchlackierungen wiesen eine Schichtdicke von 20 μm auf. Die beschichteten Stahlprüftafeln wurden mit jeweils einem Ritz versehen und im Klimawechseltest (VDA-KWT) belastet. Beurteilt wurden die Unterwanderung des Ritzes, Abplatzung und Rostgrad nach Kugelschußprüfung und der Rostgrad an den Kanten. Die Ergebnisse finden sich in der Tabelle. Sie untermauern, dass die erfindungsgemäßen Elektrotauchlackierungen die nicht erfindungsgemäßen auch im Korrosionsschutz und Kantenschutz überlegen waren.
Tabelle: Ergebnisse des Klimawechseltests
Beispiel 2 Vergleichsversuch
V 1
Unterwanderung
(10 Zyklen) (mm) 1 ,4 2,2
Kantenrost
(6 Zyklen) Note a) 2 5
Abplatzung (mm2) 2 12
Rostgrad nach Kugelschuß Note a)
a) 0 = bester Wert; 5 = schlechtester Wert