Beschreibung
Verfahren zum Nachweis von apathogenen Partikeln und deren pathogenen und/oder pathognostischen Varianten im Organismus
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nachweis und/oder zur Differenzierung von apathogenen Partikeln und deren pathogenen und/oder pathognostischen Varianten, insbesondere zur Diagnose von Enzephalopathien in einem Organismus, sowie auch zur Diagnose von neurologischen Störungen, Entzündungsprozessen, Tumorerkrankungen, Nierenerkrankungen und/oder Veränderungen, insbesondere Störungen der Reproduktion oder des Stoffwechsels.
Bei den Enzephalopathien handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für nicht-entzündliche Erkrankungen oder Schädigungen des Gehirns unterschiedlicher Atiologie. Bei den subakuten spongiformen Enzephalopathien (heutzutage häufig als transmissible [übertragbare] spongiforme Enzephalopathien bezeichnet), handelt es sich um eine Gruppe sporadischer, erblicher oder übertragbarer Erkrankungen des ZNS, die durch schwammige (spongiforme) Degenerationen des Gehirns (ausgedehnter Nervenzellverlust, Wucherung der Neuroglia) und langsam progredienten, immer tödlichen Verlauf gekennzeichnet sind und den Prionenkrankheiten zugerechnet werden. Zu den
Enzephalopathien wird auch die Alzheimer-Krankheit gerechnet, eine Demenz, d. h. eine progrediente degenerative Veränderung des Gehirns mit Verlust von früher erworbenen kognitiven Fähigkeiten. Diese progrediente Hirnatrophie tritt vor allem ab dem 40. Lebensjahr bei Frauen auf. Pathologisch sind die sogenannten Alzheimer- Degenerationsfibrillen, längliche oder lockenförmige, dicke Fibrillen aus zwei helixartig verbundenen Filamenten im Zytoplasma von Nervenzellen, und eventuell Amyloidablagerungen, nachzuweisen.
Im Tierreich kommen Enzephalopathien, insbesondere die subakuten spongiformen Enzephalopathien, bei Schaf oder Ziege (Scrapie), Rind (BSE; bovine spongiform encephalopathy), Nerz (TME; transmissible mink encephalopathy), Katze (FSE; feline spongiform encephalopathy) Gepard bzw. Puma (SE; spongiform encephalopathy), Hirsch, Reh oder Elch (CWS; chronic wasting syndrome) und andere Säugetierarten vor. Beim Menschen wird die Creutzfeld-Jakob-Krankheit, Kuru, Gerstmann- Sträussler-Scheinker-Syndrom und die tödliche familiäre Schlaflosigkeit (FFI; fatal familial insomnia) diesen Erkrankungen zugerechnet. BSE (bovine spongiform encephalopathy; sogenannter Rinderwahnsinn) ist eine bei Rindern vorkommende Form der subakuten spongiformen Enzephalopathien, die seit 1985 vor allem in Großbritannien epidemiologisch auftreten. Seit deren ersten Bekanntwerden hat sich aus einem zunächst lokalen Problem eine europaweite Krise entwickelt, die einen gravierenden Einfluß auf vielfältige Aspekte des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens hat. Neben Hormon- und Arzneimittelskandalen hat BSE das Vertrauen in Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln nachhaltig negativ beeinflußt. Die aus der BSE-Krise resultierenden direkten und indirekten Kosten für die Nationalstaaten und die EU sind erheblich. Im Gegensatz zu bisher bekannten Verursachungsformen handelt es sich bei der übertragbaren spongiformen Enzephalopathie und anderen degenerativen Hirnerkrankungen um eine Übertragung, die wohl alleine durch Proteine,
ohne Beteiligung von Erbinformation(en), verursacht wird. Nach der von Prusier formulierten sogenannten Prionentheorie werden spongiforme Enzephalopathien alleine durch bestimmte Proteine, den sogenannten Prionen, übertragen. In gesunden Individuen stellen diese Prione reguläre Bestandteile der Membranen von Nervenzellen dar. In einer Kettenreaktion werden gesunde Prionen in ihrer Konformation verändert, so daß es zu einer Anhäufung von infektiösen Prionen in bestimmten Bereichen des zentralen Nervensystems kommt. Diese Anhäufung ist mit einem Absterben der betroffenen Neuronen verbunden. Bei Mensch und Tier führt diese Veränderung dann zu zum Teil schwerwiegenden neurologischen Störungen (Agrimi, U., Di Guardo, G. and Pocchiari, M. (1992). Bovine spongiform encephalopathy: an overview. Ann Ist Super Sanita 28, 497-505; Bennett, R. M. and Hallam, D. (1998). Implications of BSE policy for livestock production and veterinary Services in the United Kingdom. Vet Rec 742, 155-159; Bosch, X. (2001 ). European concern over BSE transmission. Jama 285, 397-398; Bradley, R. (1991 ).
Bovine spongiform encephalopathy (BSE): the current Situation and research. Eur J Epidemiol 1 ', 532-544; Davies, G. (1996). Origin of BSE. Vet Rec 138, 23, Done, J. (1996). The BSE crisis. Vet Rec 138, 599; Fatzer, R., Graber, H. U., Meyer, R. K., Cardozo, C, Vandevelde, M. and Zurbriggen, A. (1996). Neuronal degeneration in brain stem nuclei in bovine spongiform encephalopathy. Zentralbl Veterinarmed A43, 23-29; Heim, D. and Wilesmith, J. W. (2000). Surveillance of BSE. Arch Virol Suppl, 127-133; Holm, L. and Mohl, M. (2000). The role of meat in everyday food culture: an analysis of an interview study in Copenhagen. Appetite 34, 277-283; Josephson, J. (1998). Cows for fear: is BSE a threat to human health? Bovine spongiform encephalopathy. Environ Health Perspect 106, A134-138; Kaaden, O. R. and Truyen, U. (1999). Recent developments in the epidemiology of virus diseases and BSE. Infection 27, S39-41 ; Kaaden, O. R., Truyen, U., Groschup, M. H., Uysal, A., Kaiser, E., Kretzschmar, H., Bogumil, T., Pohlenz, J., Diringer, H., Steinhagen, P. et al. (1994). Bovine spongiform encephalopathy in
Germany. Zentralbl Veterinarmed [B\ 41 , 294-304; Kretzschmar, H. A. (1999). Molecular pathogenesis of prion diseases. Eur Arch Psychiatry Cfin Neurosci 249, 56-63; Love, J., Galloway, J. and Mclntosh, N. (1996). The BSE crisis. Vet Rec 138, 422; Simmons, M. M., Ryder, S. J., Chaplin, M. C, Spencer, Y. I., Webb, C. R., Hoinville, L. J., Ryan, J., Stack, M. J., Wells, G. A. and Wilesmith, J. W. (2000). Scrapie surveillance in Great Britain: results of an abattoir survey, 1997/98. Vet Rec 146, 391 -395.; Stekel, D. J., Nowak, M. A. and Southwood, T. R. (1996). Prediction of future BSE spread. Nature 381 , 1 19; Wadsworth, J. D., Jackson, G. S., Hill, A. F. and Collinge, J. (1999). Molecular biology of prion propagation. Curr Opin Genet Dev 9, 338-345).
Ursache für BSE ist vermutlich die Verfütterung unzureichend sterilisierten Tiermehls, das aus Kadavern von Scrapie-infizierten Schafen hergestellt wurde. Eine Übertragung auf den Menschen durch den Verzehr insbesondere von Rinderschlachtprodukten (vor allem Gehirn, Innereien) ist nicht auszuschließen, und insbesondere im Zusammenhang mit der „neuen" Form von Creutzfeld-Jakob-Krankheit wird die Übertragung von BSE diskutiert.
Bei den Prionen (proteinatious infectious particles; eigentlich Proinen) handelt es sich um von Viren, Viroiden und Plasmiden unterscheidbare infektiöse Eiweißpartikel (MG ca. 28-35 kDa), die eventuell kleinen Nukleotiden zusammen mit einem Polypeptid entsprechen, und von einem Wirtsgen (PrP-Gen) kodiert werden. Das primär apathogene Genprodukt ist, wie weiter oben schon beschrieben, normalerweise membrangebunden an der Zelloberfläche von Nervenzellen anzutreffen. Seine Funktion ist bis heute unbekannt. Ein Genverlust bei Mäusen führt zu keinen Defekten und verhindert die Infektionsanfälligkeit. Unter Krankheitsbedingungen wird ein spezifisches Prion gebildet, das im Gegensatz zur normalen Variante Protease-resistent ist. Diese infektiöse bzw. pathogene Isoform (PrPSc) wird vom gleichen Gen
kodiert und ist identisch in seiner Aminosäuresequenz mit dem apathogenen Genprodukt. Die Veränderung in Bezug auf die Proteaseempfindlichkeit beruht weder auf Unterschieden in der Aminosäuresequenz noch auf postranslationalen Modifikationen. Untersuchungen weisen darauf hin, daß wahrscheinlich eine Konformationsänderung für die Unterschiede verantwortlich ist. Diese Konformationsänderung wird eventuell durch Chaperone beschleunigt. Der Unterschied zwischen PrP und PrPSc liegt im Gehalt an α-Helix bzw. ß-Faltblättem, wobei die ß-Faltblätter für die Infektiösität verantwortlich sind. Die infektiösen Partikel, d. h. die pathogenen Teilchen, sind in ihrer akkumulierten Form als stab- oder fibrillenförmige Partikel (sogenannte Prionstäbe, Scrapie-associated fibrilles) im ZNS von Tieren und Menschen mit subakuten spongiformen Enzephalopathien nachgewiesen worden.
Erstaunlicherweise konnte bis jetzt kein Hinweis auf Antigene oder eine Immunantwort des Wirtes auf die pathogenen Partikel nachgewiesen werden, und die Prionen zeigen eine ungewöhnliche Resistenz gegenüber Proteasen, Nukleasen, Temperatur, UV- und Röntgenstrahlung sowie chemischen Einflüssen. Die Prionenkrankheiten zeichnen sich vor allem dadurch aus, daß sie sporadisch oder familiär gehäuft auftreten und durch Gewebeinokulation bzw. Eiweißinjektion übertragbar sind. Gemeinsame Merkmale der Prionenerkrankung sind spezifische Mutationen des PrP-Gens bei familiärem Vorkommen, die lange Latenzzeit (meist mehrere Jahre), der unaufhaltsam progrediente, stets tödlich endende Verlauf und pathologisch-anatomisch das Fehlen klassischer Entzündungszeichen bei schwammiger Degeneration des Hirngewebes. Die Überwindung von Artenbarrieren durch Prionen ist innerhalb des Tierreiches erwiesen (z. B. zwischen Schaf und Rind), und eine Übertragbarkeit von Tieren auf den Menschen ist nicht auszuschließen und sehr wahrscheinlich.
Neben der Gefahr für die Volksgesundheit sind es vor allem die finanziellen Schäden, die durch BSE entstanden sind und sich mittlerweile zu Milliardenbeträgen summieren, die die Suche nach geeigneten Tests und Nachweisverfahren vorantreiben. Die Nachweismöglichkeiten wurden in mehreren Übersichtarbeiten dargestellt (Butler, D. (1998). Brüssels seeks BSE diagnostic test to screen European cattle. Nature 395, 205-206; Moynagh, J. and Schimmel, H. (1999). Test for BSE evaluated. Bovine spongiform encephalopathy. Nature 400, 105; Schiermeier, Q. (2001 ). Testing times for BSE. Nature 409, 658-659; van Keulen, L. J., Langeveld, J. P., Garssen, G. J., Jacobs, J. G., Schreuder, B. E. and Smits, M. A. (2000). Diagnosis of bovine spongiform encephalopathy: a review. Vet Q 22, 197-200). Dabei kann zwischen folgenden Verfahren unterschieden werden :
1. Bioassav: Beruht auf der Verursachung von Infektionen bei Mäusen durch die Verfütterung von Gehirnmaterial. Dient als Nachweis der Infektiösität, die durch immunologische Methoden nicht nachgewiesen werden kann. Ein empfindlicher Test, der jedoch mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden ist (Grassi, J.,
Creminon, C, Frobert, Y., Fretier, P., Turbica, I., Rezaei, H., Hunsmann, G., Comoy, E. and Deslys, J. P. (2000). Specific determination of the proteinase K-resistant form of the prion protein using two-site immunometric assays. Application to the post-mortem diagnosis of BSE. Arch Virol Suppl, 197-205).
2. Immunhistochemische Nachweismethoden: Der immunhistochemische Nachweis erfolgt in veränderten Gehirnschnitten nach entsprechender Vorbehandlung (Schulz- Schaeffer, W. J., Fatzer, R., Vandevelde, M. and Kretzschmar, H.
A. (2000a). Detection of PrP(Sc) in subclinical BSE with the paraffin-embedded tissue (PET) blot. Arch Virol Suppl, 173-180).
Western-Blottinq: Westem-Blot-Techniken machen sich die Besonderheit zunutze, daß das veränderte Prion nicht durch Proteasen vollständig verdaut werden kann (Beekes, M., Baldauf, E., Cassens, S., Diringer, H., Keyes, P., Scott, A. C, Wells, G. A., Brown, P., Gibbs, C. J., Jr. and Gajdusek, D. C. (1995). Western blot mapping of disease-specific amyloid in various animal species and humans with transmissible spongiform encephalopathies using a high-yield purification method. J Gen Virol 76, 2567-2576; Cooley, W. A., Clark, J. K., Ryder, S. J., Davis, L. A., Farrelly, S. S. and Stack, M. J. (2001 ). Evaluation of a rapid western immunoblotting procedure for the diagnosis of bovine spongiform encephalopathy (bse) in the uk. J Comp Pathol 125, 64-70; Katz, J. B., Pedersen, J. C, Jenny, A. L. and Taylor, W. D. (1992). Assessment of western immunoblotting for the confirmatory diagnosis of ovine scrapie and bovine spongiform encephalopathy
(BSE). J Vet Diagn Invest 4, 447-449; Madec, J. Y., Belli, P., Calavas, D. and Baron, T. (2000). Efficiency of Western blotting for the specific immunodetection of proteinase K-resistant prion protein in BSE diagnosis in France, Vet Rec 146- 74-76; Oesch, B. (1994). Characterization of PrP binding proteins. Philos Trans R
Soc Lond B Biol Sei 343, 443-445; Oesch, B., Doherr, M., Heim, D., Fischer, K., Egli, S., Bolliger, S., Biffiger, K., Schaller, O., Vandevelde, M. and Moser, M. (2000). Application of Prionics Western blotting procedure to screen for BSE in cattle regularly slaughtered at Swiss abattoirs. Arch Virol Suppl, 189-195; Oesch,
B., Jensen, M., Nilsson, P. And Fogh, J. (1994). Properties of the scrapie prion protein: quantitative analysis of protease resistance. Biochemistry 33, 5926-5931 ; Paraf, A, (1998). An immunological approach to prion diseases. Med Hypotheses 50, 85-90; Schaller, O., Fatzer, R., Stack, M., Clark, J., Cooley, W., Biffiger, K., Egli,
S., Doherr, M., Vandevelde, M., Heim, D. et al. (1999). Validation of a western immunoblotting procedure for bovine PrP(Sc)
detection and its use as a rapid surveillance method for the diagnosis of bovine spongiform encephalopathy (BSE). Acta Neuropathol (Berl) 98, 437-443; Schulz-Schaeffer, W. J., Tschoke, S., Kranefuss, N., Drose, W., Hause-Reitner, D., Giese, A., Groschup, M. H. and Kretzschmar, H. A. (2000b). The paraffin- embedded tissue blot detects PrP(Sc) early in the incubation time in prion diseases. Am J Pathol 156, 51-56; Yokoyama, T. (1999). The immunodetection of the abnormal isoform of prion protein. Histochem J 31 , 209-212).
4. ELISA: Verschiedene ELISA-Methoden zum Nachweis von veränderten und unveränderten Prionen werden verwendet. Dabei erfolgt eine Unterscheidung zwischen den veränderten und unveränderten Prionen entweder sequenziell extrahiert oder die unveränderten Prionen werden verdaut (Barnard, G., Heimick, B.,
Madden, S., Gilbourne, C. and Patel, R. (2000). The measurement of prion protein in bovine brain tissue using differential extraction and DELFIA as a diagnostic test for BSE. Luminescence 15, 357- 362). Eine selektive Prionenform (PrPSc) bindet . (Barnard, G., Heimick, B., Madden, S., Gilbourne, C. and Patel, R. (2000). The measurement of prion protein in bovine brain tissue using differential extraction and DELFIA as a diagnostic test for BSE. Luminescence 15, 357-362).
Alle bisher vorhandenen Nachweisverfahren für Enzephalopathien haben aber neben den schon genannten weitere Nachteile. So erreichen z. B. die PrPBSE-Konzentrationen in dem Gewebe von Rindern erst ca. 6 Monate vor Ausbruch der Erkrankung einen Wert, der nachgewiesen werden kann. Die Inkubationszeit beim Rind liegt zwischen 24 Monaten und 6 Jahren, durchschnittlich bei 5 Jahren. Da in Deutschland ca. 60 % der Rinder, die geschlachtet werden, nicht älter als 2 Jahre sind, ist der Hauptteil des Rindfleisches, das in Deutschland in die Nahrungskette
gelangt, von Tieren abstämmig, die, auch wenn sie BSE hätten, mit den vorhandenen Testverfahren nicht erkannt werden können. Desweiteren werden zum Teil bei den vorhandenen Nachweisverfahren nicht direkt die Prionen, sondern ZNS-Gewebe nachgewiesen. Die Verfütterung von Gehirnmaterial an Mäusen (Bioassay) ist mit einem hohen präparativen und finanziellen Aufwand verbunden, die anderen Nachweisverfahren (immunhistochemische Nachweismethoden, Western-Blotting) können meist erst am toten Organismus die Prionen nachweisen.
Erwünscht wäre daher ein Testverfahren, in dem bei einem infizierten Organismus ein Markerpartikel nachgewiesen werden könnte. Jedoch ist bis heute kein Produkt entwickelt worden, das für diesen Nachweis geeignet ist. Dies liegt insbesondere daran, daß viele Fragen bezüglich der Prionenkrankheiten sowie auch der Demenz vom Alzheimer-Typ noch nicht geklärt worden sind. So ist z. B. bei den Prionenerkrankungen noch nicht einmal bekannt, wie genau der Übertragungsweg ist. Es wird vermutet, daß Prionen im Verdauungstrakt aufgenommen werden und von dort die Übertragung - eventuell über Immunzellen - auf die Nervenzellen erfolgt. Die Sensitivität üblicher Nachweisverfahren ist heutzutage zu gering, um eine Infektion in einem frühen Stadium festzustellen und somit z. B. eine Überwachung der Tierbestände und eventuelle Eindämmung von Epidemien zu ermöglichen, da die infizierten Tiere bei der heutigen Spezifität, Selektivität und Sensitivität der vorhandenen Nachweisverfahren schon in die Nahrungskette gelangt sind. Ferner ist auch beim Menschen ein möglichst früher Nachweis einer Enzephalopathie erwünscht, um so z. B. mit einer frühzeitigen Therapie beginnen zu können.
Neben einem Testverfahren für derartige pathogene Partikel ist in vielen Fällen auch ein Nachweis von pathognostischen Varianten bestimmter apathogener Partikel von Interesse. Unter pathognostischen Varianten
sind solche Partikel zu verstehen, die für eine bestimmte Krankheit oder Störung kennzeichnend sind, also sogenannte Biomarker.
In vielen Fällen wurde beobachtet, dass körpereigene Substanzen, wie Peptide und Proteine in sich sehr heterogen sind. Diese körpereigenen Substanzen liegen in mehreren Varianten vor, die als Isoformen bezeichnet werden. Man spricht hier auch von Mikroheterogenitäten, die sich durch Veränderungen im Aminosäuregerüst, durch posttranslationale Modifikationen im Zusammenhang mit der Synthese, der Sekretion und/oder des Abbaus der Peptide oder Proteine äußern können. Diese Mikroheterogenitäten sind in vielen Fällen von pathogener Bedeutung. Der Nachweis des Auftretens dieser Varianten ist damit nicht nur von pathogenetischer sondern auch von pathognostischer bzw. pathognomischer Bedeutung. Die veränderten Varianten einer körpereigenen Substanz können damit als Biomarker physiologischer, pathophysiologischer oder pathologischer
Zustandsveränderungen eingesetzt werden und besitzen damit ein hohes diagnostisches Potential. Diese Veränderungen können Ausdruck physiologischer Veränderungen sein, können als Folge von Erkrankungen entstehen oder Folgen exogener Ursachen sein (Beitins, I. Z. and Padmanabhan, V. (1991 ). Bioactivity of gonadotropins. Endocrinol Metab Clin North Am. 20, 85-120; Chappel, S.C. (1995). Heterogeneity of follicle stimulating hormone: control and physiological function. Hum Reprod Update 1 , 479-487; Seregni, E., Botti, C. and Bombardieri, E. (1995). Biochemical characteristics and clinical applications of alpha-fetoprotein isoforms. Anticancer Res 15, 1491 - 1499; Wilson, C. A., Leigh, A. J. and Chapman, A. J. (1990). Gonadotrophin glycosylation and function. J Endocrinol 125, 3-14.).
Typische Substanzen, die in verschiedenen Varianten vorkommen, sind beispielsweise Glykoproteine und -peptide. Beispiele dafür sind HCG, FSH, LH, Prolaktin, Transferrin und Tamm-Horsfall-Protein.
Glykosylierungen sind sowohl bei Eukarioten als auch Prokarioten und Viren zu finden (Kumar, R. S. and Tränt, J. M. (2001 ). Piscine glycoprotein hormone (gonadotropin and thyrotropin) receptors: a review of recent developments. Comp Biochem Physiol B Biochem Mol Biol 129, 347-355; Schaffer, C, Graninger, M. and Messner, P. (2001 ). Prokaryotic glycosylation. Proteomics 1 , 248-261 ). Auch beispielsweise membranständige, zytoplasmatische und nukleare Rezeptoren und Bindungsproteine können von diesen Veränderungen betroffen sein (Abumrad, N. A., Sfeir, Z., Connelly, M. A. and Coburn, C. (2000). Lipid transporters: membrane transport Systems for cholesterol and fatty acids. Curr Opin Clin Nutr Metab Care 3, 255-262).
Beispiele für das Auftreten verschiedener Varianten ein und der selben Substanz durch Veränderungen im Peptidgerüst (z.B. Punktmutationen) sind beispielsweise Transthyretin und LH (Lamminen, T. and Huhtaniemi, I. (2001 ). A common genetic variant of luteinizing hormone; relation to normal and aberrant pituitary-gonadal function. Eur J Pharmacol 414, 1 -7; Saraiva, M. J. (2001 ). Transthyretin mutations in hyperthyroxinemia and amyloid diseases. Hum Mutat 17, 493-503); aber auch Rezeptoren können betroffen sein (de Roux, N. and Milgrom, E. (2001 ). Inherited disorders of GnRH and gonadotropin receptors. Mol Gell Endocrinol 179, 83-87).
Auch postranslationale Modifikationen, wie beispielsweise die Veränderungen des Kohlenhydratanteils bei Peptiden und Proteinen als Liganden und/oder Rezeptoren, können für das Auftreten unterschiedlicher Varianten (Isoformen) verantwortlich sein. Beispiele für derartige Glykoproteine sind:
- HCG, FSH (Chappel, S. C. (1995). Heterogeneity of follicle stimulating hormone: control and physiological function. Hum Reprod Update 1 , 479-487);
- LH, Prolaktin, Glycodelin (Mueller, M. D., Vigne, J. L., Vaisse, C. and Taylor, R. N. (2000). Glycodelin: a pane in the implantation window. Semin Reprod Med 18, 289-298);
- Haptoglobulin (Andersson, M., Stenstrom, M., Vatne, M., Sevelius, E. and Jonsson, L. (1998). Disease-related variations of the glycosylation of haptoglobin in the dog. J Comp Pathol 119, 227- 238);
- Alpha-Fetoprotein (Breborowicz, J. (1988). Microheterogeneity of human alphafetoprotein. Tumour Biol 9, 3-14; Gillespie, J. R. and Uversky, V. N. (2000). Structure and function of alpha-fetoprotein: a biophysical overview. Biochim Biophys Acta 1480, 41 -56.; Seregni, E., Botti, C. and Bombardiere, E. (1995). Biochemical characteristics and clinical applications of alpha-fetoprotein isoforms. Anticancer Res 15, 1491 -1499); - Transferrin (Sillanaukee, P., Strid, N., Allen, J. P. and Litten, R. Z.
(2001 ). Possible reasons why heavy drinking increases carbohydrate-deficient transferrin. Alcohol Clin Exp Res 25, 34-40; van Rensburg, S. J., Berman, P. A., Potocnik, F. C. and Taljaard, J. J. (2000). Glycosylation of transferrin in Alzheimer's disease and alcohol-induced dementia. Metab Brain Dis 15, 243-247);
- Erythropoetin (Kendall, R. G. (2001 ). Erythropoietin. Clin Lab Haematol 23, 71 -80);
- Muzine (Corfield, A. P., Carroll, D., Myerscough, N. and Probert, C. S. (2001 ). Mucins in the gastrointestinal tract in health and disease. Front Biosci 6, D1321 -1357).
Eine Mikroheterogenität von Peptiden und Proteinen kann auch beobachtet werden bei:
- Proteinen der Milchfettkügelchenmembran (Mather, I. H. (2000). A review and proposed nomenclature for major proteins of the milk- fat globule membrane. J Dairy Sei 83, 203-247);
- Proteinen der Tränenflüssigkeit (Bjerrum, K. B. (1999). Tear fluid analysis in patients with primary Sjogren's syndrome using lectin probes. A comparative study of patients with primary Sjogren's syndrome, patients with other immune inflammatory connective tissue diseases and controls. Acta Ophthalmol Scand 77, 1 -8);
- Proteinen des Speichels (Carpenter, G. H. and Proctor, G. B. (1999). O-Iinked glycosylation oecurs on basic parotid salivary proline-rich proteins. Oral Microbiol Immunol 14, 309-315);
- Proteinen des Ovidukts und des Uterus (Abe, H. and Abe, M. (1993). Immunological detection of an oviductal glycoprotein in the rat. J Exp Zool 266, 328-335; Buhi, W. C, Alvarez, I. M. and Kouba, A. J. (2000). Secreted proteins of the oviduet. Cells Tissues Organs 166, 165-179; Chu, S. T., Huang, H. L, Chen, J. M. and Chen, Y. H. (1996). Demonstration of a glycoprotein derived from the 24p3 gene in mouse uterine luminal fluid.
Biochem. J 316, 545-550; Seppala, M., Koistinen, H. and Koistinen, R. (2001 ). Glycodelins. Trends Endocrinol Metab 12, 111 -117);
- Proteinen des Harns als Filtrate von Serumproteinen oder bei harnspezifischen Proteinen (Kovalevskaya, G., Birken, S.,
Kakuma, T., Ozaki, N., Sauer, M., Lindheim, S., Cohen, M., Kelly, A., Schlauerer, J. and O'Connor, J. F. (2002). Differential expression of human chorionic gonadotropin (hCG) glycosylation isoforms in failing and continuing pregnancies: preliminary characterization of the hyperglycosylated hCG epitope. J
Endorinol 172, 497-506; van Rooijen, J. J., Voskamp, A. F., Kamerling, J. P. and Vliegenthart, J. F. (1999). Glycosylation sites and site-speeifie glycosylation in human Tamm-Horsfall glycoprotein. Glycobiology 9, 21 -30); - verschiedene Rezeptoren für diese Proteine und
- dem Megalinrezeptor als Mitglied der ebenfalls glykosylierten Low- Density-Lipoprotein-Rezeptor-Familie (Li, Y., Cam, J. and Bu, G.
(2001 ). Low-density lipoprotein receptor family: endocytosis and Signal transduction. Mol Neurobiol 23, 53-67; Verroust, P. J. and Kozyraki, R. (2001 ). The roles of cubilin and megalin, two multiligand receptors, in proximal tubule function: possible implication in the progression of renal disease. Curr Opin Nephrol
Hypertens 10, 33-38).
Ein Beispiel für das Auftreten unterschiedlicher Varianten in Folge von
Abbauvorgängen sind die Isoformen von Retinolbindungsprotein (RBP) im Plasma und Harn, das um eine bzw. zwei Aminosäuren verkürzt vorliegt (Jaconi, S., Rose, K., Hughes, G. J., Saurat, J. H. and
Siegenthaler, G. (1995). Characterization of two post-translationally processed forms of human serum retinol-binding protein; altered ratios in chronic renal failure. J Lipid Res 36, 1247-1253). RBP kann aber auch beispielsweise durch Sulfatierungen oder Glykosylierungen verändert sein (Bellovino, D., Morimoto, T., Mengheri, E., Perozzi, G., Garaguso,
I., Nobili, F. and Gaetani, S. (2001). Unique biochemical nature of carp retinol-binding protein. N-Iinked glycosylation and uncleavable NH2- terminal Signal peptide. J Biol Chem 276, 13949-13956).
Das Auftreten von Varianten ein und der selben körpereigenen Komponenten, beispielsweise im Glycosylierungsmuster als Ursache oder Konsequenz von Erkrankungen, können u.a. bei folgenden Zuständen beobachtet werden.
- neurologischen Störungen (Grunewald, S., Huyben, K., de Jong, J. G., Smeitink, J. A., Rubio, E., Boers, G. H., Conradt, H. S., Wendel, U. and Wevers, R. A. (1999). Beta-trace protein in human cerebrospinal fluid: a diagnostic marker for N-glycosylation defects in brain. Biochim Biophys Acta 1455, 54-60; Hiraoka, A., Seiki, K.,
Oda, H., Eguchi, N., Urade, Y., Tominaga, I. and Baba, K. (2001 ). Charge microheterogeneity of the beta-trace proteins (lipocalin-
type prostaglandin D synthase) in the cerebrospinal fluid of patients with neurological disorders analyzed by capillary isoelectrofocusing, Electrophoresis 22, 3433-3437);
- Rheumatoide Erkrankungen (Dwek, R. A. (1998). Biological importance of glycosylation. Dev Biol Stand 96, 43-47);
- Lebererkrankungen (Matei, L. (1997). Plasma proteins glycosylation and its alteration in disease. Rom J Intern Med 35, 3-
11 );
- Krebs (Andersson, M., Stenstrom, M., Vatne, M., Sevelius, E. and Jonsson, L. (1998). Disease-related variations of the glycosylation of haptoglobin in the dog. J Comp Pathol 119, 227-238; Johnson, P. J., Poon, T. C, Hjelm, N. M., Ho, C. S., Blake, C. and Ho, S. K. (2000). Structures of disease-specific serum alpha-fetoprotein isoforms. Br J Cancer 83, 1330-1337); - diversen Erkrankungen der Fortpflanzung;
- bei Alkoholikern;
- bei angeborenen Glykosylierungsstörungen (Pearl, P. L. and Krasnewich, D. (2001 ). Neurologic course of congenital disorders of glycosylation. J Child Neurol 16, 409-413; Sillanaukee, P., Strid, N., Allen, J. P. and Litten, R. Z. (2001 ). Possible reasons why heavy drinking increases carbohydrate-deficient transferrin. Alcohol Clin Exp Res 25, 34-40);
- bei Diabetes;
- bei Nierenerkrankungen und - in Folge des Rauchens oder des Verzehrs bestimmter
Nahrungsmittel (Singh, R., Barden, A., Mori, T. and Bellin, L. (2001 ). Advanced glycation end-products: a review. Diabetologia 44, 129-146; Ulrich, P. and Cerami, A. (2001 ). Protein glycation, diabetes, and aging. Recent Prog Horm Res 56, 1 -21.; Yamagishi, S., Takeuchi, M. and Makita, Z. (2001 ). Advanced glycation end products and the pathogenesis of diabetic nephropathy. Contrib Nephrol 30-35).
Im Bereich des Reproduktionsgeschehens können Veränderungen in den Isoformen von einzelnen Peptiden und Proteinen auch Hinweis auf physiologische Veränderungen sein (Ulloa-Aguirre, A., Timossi, C. and Mendez, J. P. (2001 ). Is there any physiological role for gonadotrophin oligosaccaride heterogeneity in humans? Gonadatrophins are synthesized and released in multiple molecular forms. A matter of fact. Hum Reprod 16, 599-604), wie beispielsweise der Eintritt der Schwangerschaft, die Ovulation, ein fertiler Zyklus (Baird, D. D. (1999). Characteristics of fertile menstrual cycles. Scand J Work Environ Health 25, 20-22; discussion 26-28), der Beginn der Menopause (Fitzgerald, C, Zimon, A. E. and Jones, E. E. (1998). Aging and reproductive potential in women. Yale J Biol Med 71 , 367-381 ) oder der Verlauf der Pubertät. Letzteres könnte als zusätzliche Methode der Definition von Strafmündigkeit bei jugendlichen Straftätern genutzt werden. Die Änderung der Mikroheterogenität kann auch Hinweise auf physiologische und pathologische Veränderung beim männlichen Geschlecht liefern (Hermann, M., Untergasser, G., Rumpold, H. and Berger P. (2000). Aging of the male reproductive System. Exp Gerontol 35, 1267-1279).
Eine Hyperglykosylierung von HCG ist in der Schwangerschaft beispielsweise im Zusammenhang mit dem Down-Syndrom zu beobachten (Cole, L. A., Omrani, A., Cermik, D., Singh, R. O. and Mahoney, M. J. (1998). Hyperglycosylated hCG, a potential alternative to hCG in Down syndrome screening. Prenat Diagn 18, 926-933). Gewisse Formen können aber auch Hinweis auf den Erfolg der Schwangerschaft sein (Kovalevskaya, G., Birken, S., Kakuma, T., Ozaki, N., Sauer, M., Lindheim, S., Cohen, M., Kelly, A., Schlatterer, J. and O'Connor, J. F. (2002). Differential expression of human chorionic gonadotropin (hCG) glycosylation isoforms in failing and continuing pregnancies: preliminary characterization of the hyperglycosylated hCG
epitope. J Endocrinol 172, 497-506) oder möglicherweise einen Hinweis auf das Geschlecht des Embryos geben.
Die Möglichkeit des Nachweises derartiger Mikroheterogenitäten ist auch von besonderer Bedeutung für die künstliche Befruchtung (Lambert, A., Talbot, J. A., Anobile, C. J. and Robertson, W. R. (1998). Gonadotrophin heterogeneity and biopotency: implications for assisted reproduction. Mol Hum Reprod 4, 619-629).
Voraussetzung für die Ausnutzung des diagnostischen Potentials von Isoformen bzw. Mikroheterogenitäten ist ein entsprechend geeignetes Nachweis- und/oder Differenzierungssystem.
Ziel der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Nachweis und/oder zur Differenzierung von apathogenen Partikeln und deren pathogenen und/oder pathognostischen Varianten bereitzustellen, was so spezifisch, selektiv und sensitiv ist, dass im Fall von Enzephalopathien bereits in einer sehr frühen Phase der Infektion mit vergleichsweise geringem präparativen Aufwand diese Erkrankungen nachzuweisen sind. Weiterhin sollen mit Hilfe des neuen Verfahrens Mikroheterogenitäten nachgewiesen und/oder diagnostiziert werden, um deren diagnostisches Potential bei einer Vielzahl von Erkrankungen, Störungen und Veränderungen ausnutzen zu können.
Dieses Ziel wird gelöst durch das Verfahren, wie es in Anspruch 1 definiert ist. Bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis 14 sowie im Anspruch 15 dargelegt. Der Wortlaut sämtlicher Ansprüche wird hiermit durch Bezugnahme zum Inhalt dieser Beschreibung gemacht.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß apathogene Partikel und deren pathogene und/oder pathognostische Varianten nach selektiver
Anreicherung mit Hilfe eines hoch sensitiven Nachweisverfahrens über ihre unterschiedlichen Massen nachgewiesen werden können.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zum Nachweis und/oder zur Differenzierung von apathogenen Partikeln und deren pathogenen und/oder pathognostischen Varianten, insbesondere zur Diagnose von Enzephalopathien, neurologischen Störungen, Entzündungsprozessen, Tumorerkrankungen, Nierenerkrankungen und/oder Veränderungen, insbesondere Störungen der Reproduktion oder des Stoffwechsels. Hierbei werden die in entnommenem körpereigenem Material, insbesondere von einem menschlichen oder tierischen Organismus entnommenem körpereigenem Material, vorhandenen apathogenen Partikel und deren pathogene und/oder pathognostische Varianten auf oder an einem Trägermaterial angereichert. Anschließend werden diese Partikel über ihre unterschiedlichen Massen nachgewiesen und/oder differenziert.
Vor der Anreicherung und/oder dem Nachweis der apathogenen Partikel und insbesondere deren pathogener und/oder pathognostischer Varianten können diese modifiziert, insbesondere fraktioniert und/oder markiert, werden. So kann z. B. zur Differenzierung zwischen apathogenen und pathogenen und/oder pathognostischen Partikeln die selektive Verdauung oder die chemische Modifikation der apathogenen, pathogenen und/oder pathognostischen Partikel genutzt werden. Dazu können die auf einem Trägermaterial gebundenen Partikel vor der Massenbestimmung enzymatisch oder chemisch behandelt werden. So ist es z. B. möglich, daß durch Behandlung mit Protease K unveränderte und krankhaft veränderte Partikel, z. B. Prionen, differenziert werden. Während unveränderte Partikel durch Protease K-Behandlung enzymatisch verdaut werden, sind die krankhaft veränderten Partikel weitestgehend Protease K-resistent. Bei den Prionen kommt es zur unterschiedlichen Spaltung der verschiedenen Prionenstämme, welches
Hinweise auf Varianten geben kann (Kuczius, T. and Groschup, M. H. (1999). Differences in proteinase K resistance and neuronal deposition of abnormal prion proteins characterize bovine spongiform encephalopathy (BSE) and scrapie strains. Mol Med 5, 406-418). Als Ergebnis entsteht ein für die jeweilige Prionenvariante charakteristischer „Fingerabdruck". Die analytischen Schritte erfolgen bezüglich Volumen, Zeit und Temperatur durch an die jeweiligen Trägermaterialien angepaßte, dem Fachmann bekannte Verfahren. Eine weitere Modifikation kann beispielsweise durch Guanidin-Thiocyanant erreicht werden (Meyer, R. K., Oesch, B., Fatzer, R., Zurbriggen, A. and Vandevelde, M. (1999). Detection of bovine spongiform encephalopathy- specific PrP(Sc) by treatment with heat and guanidine thiocyanate. J Virol 73, 9386-9392).
Es lassen sich auch andere kovalente Proteinmodifikationen wie beispielsweise Glykosylierungen oder Phosphorylierungen durch die enzymatische Vorbehandlung der auf dem Trägermaterial befindlichen (angereicherten und gereinigten) Proteine oder Peptide wie beispielsweise Wachstumshormon- und Erythropoetin-Varianten mit beispielsweise Glykosidasen oder Phosphorylasen nachweisen. Hierbei wird die spezifisch auf dem Trägermaterial angereicherte Probe entsprechend üblicher Methoden mit spezifischen Enzymen versetzt, die eine vollständige oder selektive Abspaltung von Zucker- oder Phosphatresten erlauben. Als Enzyme eignen sich beispielsweise die Glykosidasen PNGase-F oder Phosphorylasen wie die Alkalische Phosphatase und andere. Durch den Einsatz von verschiedenen Glykosidasen kann zwischen N- bzw. O-Verknüpfungen der Zuckerreste unterschieden werden. Eine weitere Möglichkeit stellt die chemische Abspaltung von Zuckerresten dar. Dabei findet z.B. Hydrazin Anwendung. Die analytischen Schritte erfolgen in Volumen, Zeit und Temperatur an die Trägermaterialoberfläche angepasst, entsprechend bekannter Verfahren (Savage, A. (1997). Glycosylation: A post-
translational modification. In Mammalian Cell Biotechnology in Protein Production, (ed. H. Hauser and R. Wagner), pp. 231 -276, Berlin, New York: Walter de Gruyter).
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei den apathogenen Partikeln und deren pathogenen und/oder pathognostischen Varianten um Peptide, Polypeptide, Proteine, Proteohormone und/oder Prionen. Bei den Prionen werden insbesondere die Prionen von der Erfindung umfaßt, die bei der Manifestation von Scrapie, BSE, TME, CWS, FSE, SE, Kuru, Creutzfeld- Jakob-Krankheit, Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom und/oder FFI beteiligt sind. Es kommen aber auch alle anderen Partikel, insbesondere Prionen, die mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens nachgewiesen werden können, in Frage. Sofern es sich um ein Nachweisverfahren für Proteine handelt, sind insbesondere die Proteine erfindungsgemäß beansprucht, die bei der Manifestation einer Demenz vom Alzheimer-Typ beteiligt sind, wie z. B. die Amyloide. Weiterhin handelt es sich bei den Proteinen, Peptiden, Polypeptiden und Proteohormonen vorzugsweise um Transferrin, Alfa-Fetoprotein, Laktoferrin, Transthyretin, Thyreotropin, Erythropoeitin, Gonadotropine (FSH, LH, hCG), Lipocaline, insbesondere Retinol-Bindungsprotein, ß-2 Glycoprotein, Tamm-Horsfall Protein, Renin, Natriuretisches Peptid, Transforming growth factor-ß (TGF-ß), Granulozyten/Makrophagen colony stimulating factor (GM-CSF), platelet-derived growth factor (PDGF) und/oder Prolaktin.
Bei dem körpereigenem Material handelt es sich bevorzugt um Material, daß von einem lebenden Organismus entnommen wurde, aber auch die ex mortem Entnahme ist erfindungsgemäß vorgesehen. In einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei den körpereigenen Materialien um Körperflüssigkeiten, Gewebe und/oder Organe. Dabei können die Körperflüssigkeiten Blut, Serum, Plasma, Harn, Milch,
Schweiß, Speichel und/oder Liquor sowie alle anderen Körperflüssigkeiten sein. Blut kann z. B. durch Punktion von Blutgefäßen (Venenpunktion) gewonnen werden. Aufgrund des sehr geringen Volumens, daß für die Analyse benötigt wird, kann Blut auch durch die Punktion von Blutkapillaren (beispielsweise der Fingerbeere) gewonnen werden. Die Blutentnahme bzw. die Plasma-/Serumgewinnung sowie die Gewinnung anderer Körperflüssigkeiten erfolgt nach etablierten Verfahren. Sie beinhalten die Punktion der Gefäße, Trennung der Blutbestandteile, vorzugsweise durch Zentrifugation, und die Lagerung, vorzugsweise bei -80°C. Im Fall einer unmittelbaren Analyse ist die Probe vorzugsweise bis zur Analyse bei 4°C zu lagern. Gewebe und Organe werden durch etablierte Biopsieverfahren oder post mortem entnommen und entsprechend etablierten Verfahren gelagert. Vor der Analyse müssen die Organe und Gewebe zunächst homogenisiert werden, beispielsweise nach etablierten Verfahren in entsprechenden Puffern. So kann z. B. die Homogenisierung eines geeigneten Gewebes - z. B Gehirn - in 320 mM Sucroselösung erfolgen. Die Klärung des Homogenates erfolgt dann durch Zentrifugation (7.000g/5 min.) nach der Methode von Meyer et al. (Meyer, R. K., Oesch, B., Fatzer, R., Zurbriggen, A. and Vandevelde, M. (1999). Detection of bovine spongiform encephalopathy-specific PrP(Sc) by treatment with heat and guanidine thiocyanate. J Virol 73, 9386-9392). Die Körperflüssigkeiten wie z. B. Serum, Plasma, Liquor oder Harn können in den Originalkonzentrationen, verdünnt oder aufkonzentriert auf das Trägermaterial als definiertes Volumen mittels einer Pipette aufgetragen werden. Zur Vergrößerung des Auftragsvolumens kann ein Adapter verwendet werden. Ein vergleichbares Vorgehen bietet sich für die Homogenate von Geweben und Organen an. Verdünnungsschritte und Probenvolumen (> 2 μl) sind von der Partikel-Konzentration in der jeweiligen Matrix abhängig. Eine selektive Anreicherung auf dem Trägermaterial kann beispielsweise durch selektive Fraktionierung erfolgen. Methoden für Gewebehomogenate und den Harn sind bekannt
(Maissen, M., Roeckl, C, Glatzel, M., Goldmann, W. and Aguzzi, A. (2001 ). Plasminogen binds to disease-associated prion protein of multiple species. Lancet 357, 2026-2028; Shaked, G. M., Fridlander, G., Meiner, Z., Taraboulos, A. and Gabizon, R. (1999). Protease-resistant and detergent-insoluble prion protein is not necessarily associated with prion infectivity. No increase in mortality found among occupations exposed to BSE. J Bio! Chem 27 '4, 17981-17986).
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei dem Trägermaterial um ein chromatographisches Trägermaterial. Dieses chromatographische Trägermaterial kann ein hydrophobes, hydrophiles, kationenaustauschendes, anionenaustauschendes und/oder metallionenbindendes Trägermaterial sein, aber auch alle anderen chromatographischen Trägermaterialien werden von den erfindungsgemäßen Verfahren beansprucht. Diese chromatographischen Trägermaterialien können zur selektiven Anreicherung von apathogenen und pathogenen Partikel genutzt werden. So ist z. B. eine spezifische Bindungsaffinität der Prionen für Kupfer beschrieben worden (Brown, D. R., Qin, K., Herms, J. W., Madlung, A., Manson, J., Strome, R., Fräser, P. E., Kruck, T., von Bohlen, A., Schulz-Schaeffer, W. et al. (1997). The cellular prion protein binds copper in vivo. Nature 390, 684-687). Die Bindung der Partikel erfolgt während einer Inkubationsperiode, deren Parameter (Dauer, Temperatur etc.) von der Matrix bzw. dem Trägermaterial und der Konzentration des jeweils zu untersuchenden Partikels abhängig sind. In einem weiteren Schritt (Waschschritt) kann dann die selektive Entfernung möglichst vieler Bestandteile des körpereigenen Materials (z. B. Proteine und Peptide) von dem Trägermaterial erfolgen, die nicht von Interesse sind. Als Differenzierungskriterien zwischen apathogenen und pathogenen und/oder pathognostischen Partikeln können beispielsweise spezielle Bindungen an bestimmte chromatographische Oberflächen, Unterschiede in der Bindungsintensität an diese Oberflächen in
Abhängigkeit von der Stringens des Waschpuffers etc. dienen. Als Trägermaterial kann aber auch ein immobilisiertes Trägermaterial genutzt werden, welches in einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens beansprucht wird. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist dieses immobilisierte Trägermaterial mit Antikörpern, Aptameren, Bindungsproteinen und/oder Rezeptoren sowie anderen funktionellen Gruppen, die eine selektive Anreicherung der zu analysierenden Substanz erlauben, immobilisiert worden. Dabei kann das Trägermaterial bzw. die Oberfläche des Trägermaterials vor Immobilisierung aktiviert werden. Auf diesen aktivierten/inaktivierten Trägermaterialien wird entsprechend publizierten Standardverfahren entweder ein Antikörper (monoklonal/polyklonal), Aptamer, Bindungsproteine und/oder Rezeptoren immobilisiert, die in der Lage sind, apathogene und pathogene und/oder pathognostische Partikel zu binden und so zusammen mit Fragmenten oder Varianten aus komplexen Matrizes, z. B. Lösungen, zu fischen. Die Kopplung des Antikörpers, Aptamers, Bindungsproteins und/oder Rezeptors kann entweder direkt oder über einen Spacer erfolgen. Durch die Verwendung eines Spacers kann die Orientierung des Antikörpers, Bindungsproteins und/oder Rezeptors kontrolliert werden. Die Kopplung von Antikörpern, Bindungsproteinen und/oder Rezeptoren erfolgt in üblicher Weise während einer Inkubationsperiode, deren Parameter (Dauer, Temperatur etc.) von der Matrix und der Konzentration der jeweils zu untersuchenden pathogenen und/oder pathognostischen und apathogenen Partikel (Speziespezifität oder Variante) abhängig sind (Kuczius, T. and Groschup, M. H. (1999). Differences in proteinase K resistance and neuronal deposition of abnormal prion proteins characterize bovine spongiform encephalopathy (BSE) and scrapie strains. Mol Med 5, 406-418). In einem weiteren Schritt (Waschschritt) erfolgt dann die Entfernung aller in der Matrix vorhandenen Substanzen, die nicht auf dem Trägermaterial gebunden wurden bzw. nicht von Interesse sind.
Bei dem Trägermaterial kann es sich z. B. um einen Chip, vorzugsweise einen Proteinchip, handeln. Auf oder an diesem Chip kann die Anreicherung, der Nachweis und ggf. eine notwendige Modifizierung erfolgen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden die apathogenen Partikel und deren pathogene und/oder pathognostische Varianten vor deren Nachweis voneinander abgetrennt. Diese Abtrennung der apathogenen und pathogenen und/oder pathognostischen Partikel kann vor oder nach der Anreicherung auf einem geeigneten Trägermaterial, erfolgen. Desweiteren kann die Abtrennung nach erfolgter Modifizierung, insbesondere Fraktionierung und/oder Markierung, erfolgen. So lassen sich z. B. geeignete Modifikationen der Partikel, wie beispielsweise Glykosylierung oder Phosphorylierung durch die enzymatische Vorbehandlung der auf dem Trägermaterial (eventuell zuvor angereicherten) gereinigten apathogenen und pathogenen und/oder pathognostischen Partikel mit beispielsweise Glykosidasen oder Phosphorylasen nachweisen (Kuczius, T. and Groschup, M. H. (1999). Differences in proteinase K resistance and neuronal deposition of abnormal prion proteins characterize bovine spongiform encephalopathy (BSE) and scrapie strains. Mol Med 5, 406-418). Hierbei wird die spezifisch auf dem Trägermaterial (angereicherte) Probe entsprechend üblicher Methoden mit spezifischen Enzymen versetzt, die eine vollständige oder selektive Abspaltung von Zucker- oder Phosphatresten erlauben. Als Enzyme eignen sich beispielsweise die Glykosidasen PNGase-F oder Phosphorylasen wie die alkalische Phosphatase und ähnliche. Durch den Einsatz von verschiedenen Glykosidasen kann zwischen N- bzw. O- Verknüpfungen der Zuckerreste unterschieden werden. Eine weitere Möglichkeit stellt die chemische Abspaltung von Zuckerresten dar. Dabei findet Hydrazin Anwendung. Die analytischen Schritte erfolgen in
Volumen, Zeit und Temperatur an die Trägermaterialien angepaßt entsprechend bekannter Verfahren (Kuczius, T. and Groschup, M. H. (1999). Differences in proteinase K resistance and neuronal deposition of abnormal prion proteins characterize bovine spongiform encephalopathy (BSE) and scrapie strains. Mol Med 5, 406-418; Savage, A. (1997). Glycosylation: A post-translational modification: In Mammalian Cell Biotechnology in Protein Production, (ed. H. Hauser and R. Wagner), pp. 231-276. Berlin, New York: Walter de Gryter). Weitere Möglichkeiten der Partikelmodifikation, die einer Verbesserung der Unterscheidung zwischen pathogenen und/oder pathognostischen und apathogenen Partikel unter den beschriebenen Anreicherungs- und Meßbedingungen ermöglichen können, stellen verschiedene bekannte und künftige Möglichkeiten zur selektiven Markierung von Aminosäuren oder kovalenten Modifikationen dar, die zu Massenveränderungen führen und so massenspektroskopisch nachgewiesen werden können bzw. nach erfolgter Modifikation zur Abtrennung der apathogenen von den pathogenen und/oder pathognostischen Partikeln führen können. Diese Abtrennung kann dann nach bekannten Trennverfahren erfolgen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden die apathogenen Partikel und deren pathogene und/oder pathognostische Varianten über ihre unterschiedlichen Molekulargewichte nachgewiesen. So stellt z. B. das sogenannte SELDI (für surface enhanced laser desorption/ionization)-Verfahren ein geeignetes Verfahren zum Nachweis von apathogenen Partikeln und deren pathogenen und/oder pathognostischen Varianten anhand des unterschiedlichen Molekulargewichts dar. Auch kann eine Analyse über z. B. Flugzeitmassenspektrometer (TOF [time-of-flight]-
MS[Massenspektrometrie]-Analysator) oder in vergleichbaren Apparaturen erfolgen, die eine Differenzierung auf der Basis der Molekülmasse oder beispielsweise anderen Selektionsmethoden erlauben. Die Partikel werden dabei nach Zugabe einer
energieabsorbierenden Matrix mit Hilfe eines Laserstrahls ionisiert und anschließend in einem elektrischen Feld beschleunigt. Die Schußfrequenz des Laserstrahls beträgt dabei im Durchschnitt 50 bis 100 Schüsse. Aus der Flugzeit der Partikel vom Probenträger bis zum Detektor am Ende des Flugtunnels wird die Molekülmasse der gebundenen Partikel und ihrer eventuell vorhandenen Fragmente bestimmt. Die Differenzierung zwischen apathogenen und pathogenen und/oder pathognostischen Partikeln erfolgt in der Regel auf der Basis des Unterschieds des Molekulargewichts der Partikel und/oder ihrer eventuell - nach Spaltung - vorhandenen Fragmente. Die Genauigkeit des Systems in Bezug auf die Aussage über das Molekulargewicht (in Abhängigkeit von der Molekülgröße) beträgt ca. 0,1 bis 0,01 Prozent.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden die apathogenen Partikel und deren pathogene und/oder pathognostische Varianten quantifiziert. Diese Quantifizierung kann dabei über Standards von apathogenen Partikeln und deren pathogene und/oder pathognostische Varianten erfolgen.
Zusammenfassend ist das erfindungsgemässe Verfahren zunächst dadurch gekennzeichnet, dass es zur Diagnose pathologischer Veränderungen dienen kann. Neben den bereits beschriebenen pathologischen Veränderungen können hiermit u.a. Störungen im Bereich der Reproduktion, insbesondere Erkrankungen in der Schwangerschaft erfasst werden. Weiterhin können auch Alkoholismus, Diabetes und Störungen der Glykosylierung diagnostiziert werden. Das erfindungsgemässe Verfahren kann jedoch auch zur Beurteilung physiologischer Funktionszustände herangezogen werden.
Insbesondere kann es sich bei den physiologischen Funktionszuständen um die Definition der Geschlechtsreife bei männlichen und weiblichen Organismen, der Charakterisierung des Zyklus und/oder dem Verlauf der Menopause bei weiblichen Organismen handeln.
Schließlich umfasst die Erfindung ein Verfahren zur Untersuchung der Bedeutung von mikroheterogenitätsbedingten Unterschieden auf die Wechselwirkungen bzw. Bindungsfähigkeiten der betreffenden Stoffe mit beispielsweise Antikörpern, Bindungsproteinen, Transportproteinen und/oder Rezeptoren. Hierdurch kann der Einfluss von Peptid- oder Proteinmodifikationen auf die Bindungsfähigkeit an beispielsweise Transportproteinen oder Rezeptoren beurteilt werden. Weiterhin kann mit Hilfe des erfindungsgemässen Verfahrens die Spezifität von polyklonalen und/oder monoklonalen Antikörpern getestet werden. Hierbei ist insbesondere die Validierung von Antikörpern, beispielsweise hinsichtlich ihrer Spezifität, vor allem auch hinsichtlich ihrer Bindung von spezifischen Proteinvarianten, die durch postranslationale Modifikationen entstehen können, von Interesse. Die Testung von Antikörpern spielt beispielsweise bei der Entwicklung von immunologischen Detektionsverfahren, wie ELISA oder diversen Methoden der Immunohistochemie, eine große Rolle. Bezüglich weiterer Merkmale dieses Aspektes der Erfindung wird auf die obige Beschreibung verwiesen.
Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung der Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens und von bevorzugten Ausführungsformen in Verbindung mit den Unteransprüchen. Hierbei können die jeweiligen Merkmale für sich allein oder zu mehreren in Kombination miteinander verwirklicht sein.
Experiment 1
Spezifische monoklonale bzw. polyklonale Antikörper gegen die zu untersuchenden Partikel sowie eine IgG-KontroIle in einer Konzentration zwischen 0,01 und 0,09 mg/ml werden in einem Volumen von 20 μl auf die voraktivierten Oberflächen eines Trägermaterials aufgetragen.
Anschließend erfolgt die Inkubation in einer wasserdampfgesättigten Kammer (Inkubationskammer) für 1 bis 2 Stunden bei Raumtemperatur oder bei 4°C über Nacht (14-16 Stunden). Während dieser Inkubationsperiode werden die Antikörper kovalent an die aktivierten Trägermaterialoberflächen gebunden. Die verbleibenden freien Stellen des Trägermaterials werden durch die nun anschließende Zugabe von 20 μl Glyzerinlösung (0,1 M, pH 7,8) blockiert. Es erfolgt eine weitere Inkubation für 20 Minuten bei Raumtemperatur in der Inkubationskammer. Anschließend wird die Antikörperlösung durch mehrmaliges Waschen entfernt. Im ersten Schritt werden die punktförmigen Flächen mit 50 mM Tris-HCI (pH 7,8)-Lösung (50-100 μl) gewaschen. Anschließend erfolgt eine zweimalige Waschung mit jeweils 300 μl PBS-Lösung, die 0,5 % (v/v) Triton X-100 enthält. Die Inkubationsdauer bei Raumtemperatur beträgt dabei jeweils 20 Minuten in der Inkubationskammer. Anschließend erfolgen zwei weitere Waschschritte mit jeweils 300 μl PBS (ohne Triton X-100) für 10 Minuten bei Raumtemperatur in der Inkubationskammer.
Die Aufgabe des Probenmaterials erfolgt entweder direkt auf das voraktivierte und immobilisierte Trägermaterial bei geringem
Probenmaterial (Volumen < 5 μl) oder über einen Adapter (Volumen > 5 μl). Die Inkubation erfolgt für 1 -2 Stunden bei Raumtemperatur in der
Inkubationskammer. Anschließend wird das Probenmaterial mittels einer
Pipette entfernt, und das beladene Trägermaterial wird zweimal mit jeweils 300 μl PBS-Lösung, die 0,5 % (v/v) Triton X-100 enthält, gewaschen. Die Inkubationsdauer bei Raumtemperatur beträgt dabei jeweils 10 Minuten in der Inkubationskammer. Anschließend erfolgen zwei weitere Waschschritte mit jeweils 300 μl PBS (ohne Triton X-100) für 10 Minuten bei Raumtemperatur in der Inkubationskammer. Die letzten beiden Waschschritte erfolgen mit Wasser (300 μl) für jeweils 10
Minuten. Anschließend wird das Trägermaterial getrocknet. Als energieabsorbierende Substanz wird beispielsweise alpha-Cyano-4-
hydroxy Zimtsäure (2 mg/ml) in 50 % (v/v) Acetonitril und 0,2 % (v/v) Tri- flouressigsäure zugegeben. Die Analyse der apathogenen Partikel und deren pathogene und/oder pathognostische Varianten erfolgt anschließend mit Hilfe eines Flugzeitmassenspektrometers.
Durch diese Erfindung ist es möglich, aus einem komplexen Substanzgemisch sehr ähnliche (mikroheterogene) Varianten von Partikeln anzureichern und nachzuweisen. Der Gegenstand der Erfindung vereinigt unter anderem die Selektivität von Antikörpern oder anderen Affinitätsschritten mit einer hohen Genauigkeit der Bestimmung des Molekulargewichts der angereicherten Moleküle. Nach der Aufgabe der Matrix auf die Trägermaterialoberfläche kann die Anreicherung, Modifikation (enzymatische Spaltung) und der Nachweis auf dieser erfolgen. Damit werden ferner auch Fehlerquellen und das Kontaminationsrisiko reduziert. Ein Analysedurchgang ist im allgemeinen innerhalb von 4 Stunden abgeschlossen. Der Probendurchsatz ist vom Automatisierungsgrad abhängig.