Beschreibung
Verfahren, Computerprogrammprodukt und Rechnersystem zur Instandhaltung
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren, ein Computerprogrammprodukt sowie ein Rechnersystem zur Instandhaltung einer aus mehreren Anlagenkomponenten bestehenden technischen Anlage.
In der Industrie sind in den verschiedenen Bereichen technische Anlagen anzutreffen, welche beispielsweise zur Herstellung eines bestimmten Erzeugnisses, zur Weiterverarbeitung oder Veredelung von Rohstoffen, zur automatisierten Durchfüh- rung von ehemals manuellen Tätigkeiten oder zur Erzeugung von insbesondere elektrischer Energie verwendet werden.
Derartige technische Anlagen bestehen im Allgemeinen aus mehreren Anlagenkomponenten, welche die einzelnen Funktionen der technischen Anlage realisieren. Viele dieser Anlagenkomponenten unterliegen während deren Betriebsdauer einem mechanischen Verschleiß. Während der Lebensdauer der technischen Anlage stellt der Verschleiß deren Anlagenkomponenten ein großes Problem dar, weil bei Überschreiten einer Verschleißgren- ze die Funktion der technischen Anlage oder zumindest eine ihrer Teilfunktionen nicht mehr gewährleistet ist.
Wird die verschleißbeeinträchtigte Anlagenkomponente nicht rechtzeitig ersetzt, so führt deren übermäßiger Verschleiß im Allgemeinen zumindest zu einem Teilausfall der technischen
Anlage und somit zu unerwünschten Stillstandszeiten, was wiederum zu Produktionsausfällen, entgangenem Gewinn und u.U. sehr kostspieligen Reparaturen an der technischen Anlage führen kann.
Um verschleißbedingten Ausfall zu vermeiden, ist es bekannt, Wartungsvorgänge an bestimmten Anlagenkomponenten vorzuneh-
men, sobald diese eine bestimmte Betriebsdauer aufweisen, also wenn beispielsweise ein Motor 10000 Betriebsstunden absolviert hat, ein Ventil z.B. 5000 Schaltspiele vorgenommen hat oder ein Auto z.B. 15000 km Fahrtstrecke zurückgelegt hat. Dabei wird durch statistische Auswertung ohne Berücksichtigung tatsächlicher Belastungen aufgrund von Erfahrungen eine sogenannte vorbeugende Wartung durchgeführt.
Nachteilig bei diesem aus dem Stand der Technik bekannten Vorgehen ist, dass dabei oftmals Komponenten gewartet oder ausgetauscht werden, welche aufgrund ihrer tatsächlichen Verfassung durchaus geeignet wären, ihre Funktion weiterhin zumindest innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu gewährleisten. Eine solche oftmals überflüssige Wartung führt also zu hohen finanziellen Belastungen, um die sichere Funktion der Anlagenkomponenten zu gewährleisten.
Weiterhin ist es bekannt, Anlagenkomponenten zu warten bzw. auszutauschen, wenn diese in ihrem Betriebsverhalten Auffäl- ligkeiten zeigen.
Zur Erkennung von Auffälligkeiten werden Sensoren an den Anlagenkomponenten oder in deren Umfeld installiert und mit Ü- berwachungseinrichtungen verbunden. Diese erzeugen Überwa- chungsmeldungen, die dann im Allgemeinen vom Wartungspersonal einer technischen Anlage zu interpretieren sind. Aus dieser Interpretation ist dann ein entsprechender Schluss auf mutmaßlich notwendige Wartungsmaßnahmen zu ziehen. Dieses Vorgehen kann dazu führen, dass Wartungsmaßnahmen zu spät einge- leitet werden, da die Überwachung oftmals nur anhand von sekundären Messwerten erfolgt und die primäre Schadensursache damit zu spät oder gar nicht erfasst wird. Ein typisches Beispiel ist hierfür ein Kavitationsschaden in einer Pumpe, der primär nicht messbar ist und nur aufgrund der sekundären Messwerte, wie z.B. dem Mediumsdruck, der Mediumstemperatur oder dem Mediu sdurchfluss erkannt werden kann.
Weiterhin nutzen Überwachungseinrichtungen, die auf klassischen, analogen Messverfahren des Drucks, der Temperatur, der Drehzahl, des Durchflusses usw. basieren, nicht die gesamte Bandbreite von Informationen wie sie z.B. auch im Rauschen der Signale und Energieströme enthalten sind. Sie verzichten damit auf ein hohes Informationsangebot zur Überwachung und Diagnose des Verhaltens von Komponenten.
Der größte Nachteil von zu spät eingeleiteten Wartungsmaßnah- men besteht darin, dass diese unweigerlich zu einem Anlagenstillstand führen.
Das Einleiten von Wartungsmaßnahmen aufgrund von Sensordaten kann weiterhin dazu führen, dass Wartungsvorgänge unnötig eingeleitet werden, da die Überwachung aufgrund der vorher genannten sekundären Messwerte nicht das reale Verschleißoder Schadensbild wiedergibt, sondern nur deren Symptome, welche nicht zwangsläufig miteinander korrespondieren müssen.
Überflüssig eingeleitete Wartungsvorgänge führen zu einer Bearbeitung und/oder Austausch von an sich noch funktionsfähigen Anlagenkomponenten und damit zu überflüssigen laufenden finanziellen Kosten.,
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren, ein Computerprogrammprodukt und ein Rechnersystem zur Instandhaltung einer aus mehreren Anlagenkomponenten bestehenden technischen Anlage anzugeben, welche eine zeit- und kostengerechte Wartung der technischen Anlage gewährleisten.
Bezüglich des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Aufgabe durch ein Verfahren zur Instandhaltung einer aus mehreren Anlagenkomponenten bestehenden technischen Anlage mit folgenden Schritten gelöst:
1. Das Verschleißverhalten wenigstens einer Anlagenkomponente wird simuliert.
2. Dem Verschleißverhalten wird wenigstens ein Verschleißparameter zugeordnet.
3. Die zukünftige Entwicklung des Wertes des wenigstens einen Verschleißparameters wird prognostiziert. 4. Aus der prognostizierten zukünftigen Entwicklung des Wertes des wenigstens einen Verschleißparameters wird mindestens ein Wartungszeitpunkt und/oder mindestens eine Wartungshandlung der betreffenden Anlagenkomponente abgeleitet.
Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht insbesondere darin, dass der Wartungszeitpunkt und/oder die Wartungshandlung auf den tatsächlich vorliegenden Verschleiß abgestellt sind. Durch die Vorhersage des Verschleißverhaltens ist es möglich, den Wartungszeitpunkt und/oder die Wartungs- handlung gezielt dann vorzunehmen, wenn der Verschleiß einer oder mehrerer Anlagenkomponenten eine zulässige Toleranzschwelle überschritten hat. Dadurch wird verhindert, dass eine Wartung zu früh oder zu spät eingeleitet wird, also dass unnötige Kosten für nicht notwendige Wartungsmaßnahmen ent- stehen und dass die Wartungshandlung in einem zu großen, nicht notwendigen Umfang durchgeführt wird.
In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung werden in mindestens einer Datenbank abgespeicherte aktuelle Prozessdaten und/oder archivierte Langzeitspeicher-Prozessdaten zur Simulierung des Verschleißverhaltens herangezogen.
Dadurch wird die Simulierung des Verschleißverhaltens genauer, weil dadurch zum einen die aktuell tatsächlich vorliegen- den verschleißrelevanten Prozessdaten in die Simulation einfließen. Zum anderen können mögliche zukünftige, das Verschleißverhalten bestimmende Belastungen besser vorweggenommen werden, weil die Langzeitspeicher-Prozessdaten archivierte Werte verschleißbestimmender Prozessdaten beinhalten, wel- ehe in der Vergangenheit tatsächlich vorgelegen haben. Findet man nun z.B. in den archivierten Langzeitspeicher-Prozessdaten vergangene Prozessdaten, welche mit den aktuellen Pro-
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Die Erfindung führt weiterhin zu einem Rechnersystem zur Instandhaltung einer aus mehreren Anlagenkomponenten bestehenden technischen Anlage, wobei das Rechnersystem ein Simulationssystem zur Simulation des Verschleißverhaltens wenigstens einer Anlagenkomponente umfasst und ertüchtigt ist, die zukünftige Entwicklung des Wertes eines dem Verschleißverhalten zugeordneten wenigstens eines Verschleißparameters zu prognostizieren und daraus mindestens einen Wartungszeitpunkt und/oder mindestens eine Wartungshandlung abzuleiten.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfasst dieses Rechnersystem eine Datenbank, in welcher aktuelle Prozessdaten und/oder archivierte Langzeitspeicher-Prozessdaten abgelegt sind.
Wie bereits bei dem entsprechenden Anspruch bezüglich des erfindungsgemäßen Verfahrens angeführt, können derartige Prozessdaten in die Simulation und Prognose einfließen, um deren Zuverlässigkeit zu erhöhen.
In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung umfasst das Rechnersystem ein Diagnosesystem, mittels dessen der Wartungszeitpunkt und/oder die Wartungshandlung ableitbar sind.
Bekannte Diagnosesysteme, welche z.B. die Methoden der Fuzzy- Logic verwenden, sind besonders geeignet, Expertenwissen bezüglich des Verhaltens der technischen Anlage in den verschiedensten Betriebssituationen zu akquirieren. Die Si ula- tions- und Prognosedaten des Simulationssystems können dann als Eingangsdaten in das Diagnosesystem einfließen, welches unter Einbeziehung dieser Daten und des akquirierten Expertenwissens einen Wartungszeitpunkt und/oder eine Wartungshandlung ableitet.
Vorteilhaft umfasst das Rechnersyste ein Trainingssystem mittels dessen Simulationen getestet und neue Simulationsaufgaben konzipierbar sind.
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Ausgabegeräte, wie z.B. Bildschirm, Laptop, Headset, Lautsprecher usw., bereitgestellt, welche die Arbeiten unterstützen und verfolgen. Das System kann auch interaktiv ausgestaltet sein und z.B. Vorgänge speichern, um sie später wieder in vergleichbaren Situationen zur Verfügung zu stellen.
Im Folgenden werden zwei Ausführungsbeispiele der Erfindung näher dargestellt. Es zeigen:
FIG 1 eine mit einem Rechnersystem zur Instandhaltung verbundene technische Anlage und FIG 2 eine Prinzipskizze eines Rechnersystems zur Instandhaltung.
In FIG 1 ist eine technische Anlage 1 dargestellt, welche aus mehreren Anlagenkomponenten 3, 5, 7,...n besteht. Die technische Anlage 1 ist über eine Datenverbindung 2 verbunden mit einem Rechnersystem 20 zur Instandhaltung. In einem Simulationsmodul 101 eines Simulationssystems 10 des Rechnersystems 20 wird das Verschleißverhalten der Anlagenkomponenten 3, 5, 7, ...n simuliert und diesem Verschleißverhalten mindestens ein Verschleißparameter 102 zugeordnet. Zur Simulation des Verschleißverhaltens macht das Simulationssystem 10 Gebrauch von in einer Datenbank 15 abgelegten aktuellen Prozessdaten 151 und archivierten Langzeitspeicher-Prozessdaten 152.
In einem Prognosemodul 103 werden Daten 105 zur Erfassung der zukünftigen Entwicklung des Verschleißparameters 102 ermittelt.
Diese Daten 105 des prognostizierten Verlaufs des Verschleißparameters 102 werden an ein nachgeschaltetes Diagnosesystem 12 übergeben. Das Diagnosesystem 12 enthält eine Expertenwissensbasis 121, in welcher Wissen aus den Betriebserfahrungen der technischen Anlage beispielsweise mit Hilfe der Methoden der Fuzzy-Logic akquiriert und verknüpft ist.
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Im Diagnosesystem 52 werden die Simulationsergebnisse des Simulationssystems 50 ausgewertet und zu Informationen, Entscheidungsvorlagen und Handlungsaussagen verarbeitet.
Das Diagnosesystem 52 ist weiterhin mit einer Mensch- Maschine-Schnittstelle 48 verbunden. An die Mensch-Maschine- Schnittstelle 48 sind über eine Kommunikationsverbindung 400 Einheiten - wie z.B. eine Bildschirmeinheit 310, ein Drucker 320 oder Kommunikationsgeräte 340 - angeschlossen, mit deren Hilfe das Rechnersystem 40 durch das Bedienpersonal bedient werden kann. Über ein an die KommunikationsVerbindung 400 e- benfalls angeschlossenes Gateway 46 sind darüber hinaus auch Kommunikationen des Rechnersystems 40 zu entfernten EDV- Systemen über Satelliten S, Internet I oder Mobilfunk M mög- lieh.
Ein Engineering-System 44, welches an die Kommunikationsverbindung 41 angeschaltet ist, dient hauptsächlich dazu, die Gesamtstruktur und die Funktionen des Rechnersystems 40 soft- waremäßig aufzubauen, zu modifizieren und dem jeweiligen technischen Stand und den Erfordernissen der technischen Anlage anzupassen. U.a. dient das Engineering-System auch zur Wartung und zum Qualitätsmanagement des gesamten Rec nersys- tems 40.
Ein ebenfalls an die Kommunikations erbindung 41 angeschaltetes Multimediasystem 46 enthält multimediale Informationen wie z.B. Bild- und Toninformationen, welche auf die in der technischen Anlage durchzuführenden Wartungsmaßnahmen bezogen sind. Bei diesen Informationen kann es sich z.B. um Videoinformationen handeln, welche beispielsweise die Wartung an einer bestimmten Anlagenkomponente als Film darstellen und so dem Wartungspersonal als Handlungsanweisung dienen können.
Über entsprechende Kommunikationsverbindungen innerhalb der technischen Anlage können diese multimedialen Informationen bedarfsgerecht an den jeweiligen Ort der Wartungsmaßnahme ü-
bertragen werden und so das Wartungspersonal unterstützen. Das Multimediasystem 46 kann auch interaktiv sein und z.B. durchgeführte Wartungsmaßnahmen speichern um sie später wieder im Bedarfsfall z. B. am Ort einer Wartungsmaßnahme zur Verfügung zu stellen.