Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung von Mikrokonvektionen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung einer konvek- tiven Flüssigkeitsbewegung in einem fluidischen Mikrosystem, insbesondere ein Verfahren zum Vermischen oder Verwirbeln von Lösungen oder Partikelsuspensionen in einem fluidischen Mikrosystem unter gleichzeitiger Ausbildung elektrischer und thermischer Feldgradienten, und ein fluidisches Mikrosystem, das zur Umsetzung des Verfahrens eingerichtet ist.
Fluidische Mikrosysteme besitzen zahlreiche Anwendungen in der Biochemie, Medizin und Biologie, insbesondere zur Analyse und Manipulierung von gelösten Substanzen oder suspendierten Partikeln. Durch die Miniaturisierung und massive Parallelisierung der in Mikrosystemen (oder: Mikrochips) ablaufenden Prozesse ergeben sich besondere Vorteile für die Analyse und Synthese von in hoher kombinatorischer Vielfalt vorliegenden biologischen Makromolekülen (siehe G. H. W. Sanders et al. in Trends in Ana- lytical Chemistry", Band 19/6, 2000, Seite 364 ff; W. Ehrfeld in "Topics in Current Chemistry", Herausgeber A. Manz et al . , Band 194, Springer-Verlag, 1998, Seite 233 ff) . Anwendungen der fluidischen Mikrosysteme ergeben sich insbesondere in der Grundlagenforschung, z. B. zur DNA- oder Proteinanalyse, oder auch in der Wir stoffforschung (kombinatorische Chemie) . Weitere Anwendungen ergeben sich bei der Analyse und Manipulierung einzelner biologischer Zellen oder Zellgruppen (siehe G. Fuhr et al. in "Topics in Current Chemistry", Herausgeber A. Manz et al . , Band 194, Springer-Verlag, 1998, Seite 83 ff) .
Ein generelles Problem fluidischer Mikrosysteme besteht darin, dass durch die geringen Dimensionen der in den Mikrochips gebildeten Kompartimente (z. B. Kanäle, Reservoire usw.) im Submilli-
meterbereich hydrodynamische Flüssigkeitsströmungen kleine Rey- nolds-Zahlen besitzen. Flüssigkeiten durchlaufen fluidische Mikrosysteme als laminare Strömungen. Soll im Mikrosystem ein Durchmischen von Flüssigkeiten erfolgen, so würde dies bei benachbarten laminaren Strömungen lediglich auf Diffusion beruhen. Trotz der geringen Dimensionen des Mikrosystems würde die Diffusion beispielsweise von biologischen Makromoleküle relativ langsam erfolgen und damit der Durchsatz des Mikrosystems stark limitiert werden.
Es besteht ein Interesse an einer konvektiven Bewegung von Flüssigkeiten im Mikrosystem (Verwirbeln einer Flüssigkeit, Durchmischen mehrerer Flüssigkeiten) , die mit geringer Trägheit und weitgehend unabhängig von den Eigenschaften der Flüssigkeit erfolgt und eine gute optische Beobachtbarkeit gewährleistet.
Es sind verschiedene Ansätze zur Einführung von Flüssigkeitsver- wirbelungen oder -durchmischungen in Mikrosystemen bekannt. Die Verwendbarkeit mechanischer Mischer, wie sie in der Makrowelt üblicherweise eingesetzt werden, ist wegen des starken Verschleißes (Reibung) im Mikrosystem stark eingeschränkt. Mechanisch bewegliche Teile des Mikrosystems sind wegen der Anlagerung von Makromolekülen sehr störanfällig. Des weiteren wird von W. Ehrfeld (siehe oben) beschrieben, Flüssigkeiten durch Aufteilen von Strömungen in Teilkanäle und anschließendes Vereinigen der Teilkanäle mit einer veränderten räumlichen Anordnung zu durchmischen. Diese Technik besitzt den Nachteil, dass in den Teilkanälen wiederum laminare Strömungen fließen. Eine vollständige Durchmischung wird nicht erreicht. Von S. Shoji wird in "Topics in Current Chemistry", Herausgeber A. Manz et al., Band 194, Springer-Verlag, 1998, Seite 167 ff, ein Durchmischen von Flüssigkeiten unter Verwendung von Trägheitskräften z. B. in langen, stark verwinkelten Kanälen beschrieben. Diese Technik besitzt jedoch den Nachteil, dass die Mikrosysteme einen kompli-
zierten Aufbau erhalten. Außerdem ist ein Durchmischen der Flüssigkeiten in den abgewinkelten Kanälen nur bei sehr hohen Flussgeschwindigkeiten (Reynolds-Zahl 2-100) erzielbar.
Es ist auch bekannt, durch die simultane Ausbildung von elektrischen und thermischen Feldgradienten in fluidischen Mikrosyste- men eine konvektive Flüssigkeitsbewegung zu erzeugen. In Fig. 4 ist ein herkömmliches System zur konvektiven Flüssigkeitsbewegung schematisch illustriert, wie es beispielsweise aus WO 00/37165 bekannt ist. Ein Kompartiment 10' eines fluidischen Mikrosystems 100" wird beispielsweise von einer Partikelsuspension durchströmt (Pfeilrichtung A) . Im Kompartiment 10' soll eine Verwirbelung der Flüssigkeit erfolgen. Hierzu ist am Boden 11' eine Elektrodenanordnung 20' vorgesehen, die zur Erzeugung eines elektrischen Feldgradienten guer zur Strömungsrichtung A eingerichtet ist. Gleichzeitig zur Erzeugung des elektrischen Feldgradienten wird die Flüssigkeit im Kompartiment 10' erwärmt. Durch die Erwärmung wird ein thermischer Gradient gebildet. Es erfolgt eine Schichtung der Flüssigkeit mit verschiedenen entsprechend dem thermischen Gradienten angeordneten Teilschichten, die jeweils verschiedene dielektrische Eigenschaften besitzen. Unter Wirkung des elektrischen Feldgradienten werden auf die verschiedenen Teilschichten Kräfte ausgeübt, die effektiv zu einer konvektiven Verwirbelung der Flüssigkeit führen. Zur Erzeugung des thermischen Gradienten wird in WO 00/37165 vorgeschlagen, durch eine transparente Deckfläche 13' einen Laserstrahl (Pfeilrichtung B) in die Flüssigkeit zu fokussieren. Die Flüssigkeit erwärmt sich lokal, so dass der gewünschte thermische Gradient ausgebildet wird. Der Fokus 40' wird mit Abstand vom Boden und den Seitenflächen (siehe Doppelpfeile) in der Flüssigkeit erzeugt.
Die in Fig. 4 illustrierte Erzeugung einer konvektiven Flüssigkeitsbewegung besitzt mehrere Nachteile. Die Erzeugung der loka-
len Erwärmung der Flüssigkeit setzt eine geeignete Strahlungsabsorption in der Flüssigkeit voraus. Für zahlreiche, insbesondere bei biologischen Anwendungen interessierende Lösungen oder Suspensionsmedien ist dadurch eine starke Einschränkung der zur Bestrahlung verwendbaren Laser gegeben. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass suspendierte Partikel gegebenenfalls mit Lasern (optischen Fallen) im Mikrosystem manipuliert oder optisch detektiert werden sollen. Es kann zur gegenseitigen Störung der verschiedenen Bestrahlungen kommen. Schließlich ist die Reproduzierbarkeit der feld- und strahlungsinduzierten Konvektion eingeschränkt, da der Fokus zur Erzeugung der lokalen Erwärmung in der Flüssigkeit nur mit beschränkter Reproduzierbarkeit positioniert werden kann.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zur Erzeugung einer konvektiven Flüssigkeitsbewegung in einem fluidischen Mikrosystem bereitzustellen, mit dem die Nachteile herkömmlicher Techniken zum Durchmischen oder Verwirbeln von Flüssigkeiten überwunden werden. Das Verfahren soll insbesondere eine erweiterte Brauchbarkeit dahingehend besitzen, dass die kon- vektive Flüssigkeitsbewegung unabhängig vom Absorptionsverhalten oder anderen Eigenschaften der Flüssigkeit im Mikrosystem erfolgt und mit hoher Reproduzierbarkeit einstellbar ist. Die Aufgabe der Erfindung ist es auch, ein verbessertes Mikrosystem zur Umsetzung dieses Verfahrens bereitzustellen.
Diese Aufgaben werden mit einem Verfahren und einem Mikrosystem mit den Merkmalen gemäß den Patenansprüchen 1 bzw. 13 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Die Grundidee der Erfindung ist es, die herkömmliche Technik zur konvektiven Flüssigkeitsbewegung durch simultane Ausübung elektrischer und thermischer Gradienten dahingehend weiterzuentwi-
ekeln, dass im jeweils interessierenden Kompartiment des Mikrosystems gleichzeitig zeitlich veränderliche elektrische Felder und durch Bestrahlung fester Strahlungsabsorber, die im Kompartiment angeordnet sind, mindestens ein thermischer Gradient erzeugt werden. Die Bereitstellung der Strahlungsabsorber im Mikrosystem besitzt den Vorteil, dass bei äußerer Bestrahlung eine lokale Erwärmung erfolgt und ein definierter thermischer Gradient unabhängig von den Eigenschaften der Flüssigkeit mit reproduzierbaren geometrischen Eigenschaften und ohne Störung anderer optischer Messungen oder Manipulationen im Mikrosystem erzeugt wird.
Erfindungsgemäß erfolgt die lokale Erwärmung im Mikrosystem durch Bestrahlung von Strahlungsabsorbern. Die Erwärmung wird mit einer Bestrahlungsguelle generiert, von der Energie gerichtet (fokussiert) und berührungslos auf die Strahlungsabsorber übertragen wird. Es besteht kein direkter mechanischer Kontakt zwischen den Strahlungsabsorbern und der Quelle des Strahlungsfeldes. Die Bestrahlungsquelle und Strahlungsabsorber sind vielmehr voneinander beabstandet. Die Erwärmung der Strahlungsabsorber erfolgt beispielsweise durch Fokussierung mindestens eines Laserstrahls auf Strahlungsabsorber oder eine gezielte Erwärmung durch hochfrequente Strahlung (Mikrowellenstrahlung) .
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Verfahren zur konvektiven Flüssigkeitsbewegung zur Verwendung von Infrarotstrahlen absorbierenden Strahlungsabsorbern ausgelegt. Die Strahlungsabsorber sind vorzugsweise an Wandflächen des Kompartiments oder an Elektroden im Kompartiment vorgesehen. Besonders vorteilhaft ist die Ausbildung der mindestens einen Elektrode oder von Elektrodenteilen (z. B. Teilschichten, Oberflächenstrukturen) als Strahlungsabsorber. Damit wird ein direktes Erwärmen der Elektroden ermöglicht. Der thermische Gradient
wird automatisch im gleichen Flüssigkeitsbereich wie der elektrische Gradient erzeugt.
Die Frequenz der zeitlich veränderliche elektrische Felder wird anwendungsabhängig gewählt. Sie entspricht vorzugsweise der mittleren inversen dielektrischen Relaxationszeit der Flüssigkeit und beträgt beispielsweise für wässrige Lösungen mindestens 1 kHz oder für ölige Flüssigkeiten 1 Hz oder weniger.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Mikrosystem mit mindestens einem Kompartiment, das zur Realisierung der erfindungsgemäßen konvektiven Flüssigkeitsbewegung eingerichtet ist und hierzu insbesondere mindestens einen festen Strahlungsabsorber aufweist. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird vorzugsweise ein Mikrosystem mit mindestens einer äußeren Bestrahlungsquelle bereitgestellt, mit der der mindestens eine feste Strahlungsabsorber lokal erwärmt wird. Diese Kombination besitzt den besonderen Vorteil eines kompakten und vielseitig einsetzbaren Aufbaus .
Das erfindungsgemäße Mikrosystem hat den Vorteil eines vereinfachten Aufbaus. An beliebigen Orten im fluidischen Mikrosystem können Kompartimente mit Strahlungsabsorbern zur konvektiven Flüssigkeitsbewegung durch entsprechende Positionierung der E- lektroden zur Erzeugung der elektrischen Felder und der Strahlungsabsorber vorgesehen sein.
Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden aus der Beschreibung der beigefügten Zeichnungen ersichtlich. Es zeigen:
Fig. 1: eine schematische Perspektivansicht eines Kompartiments eines fluidischen Mikrosystems, das zur Umsetzung des erfindungsgemäßen Ver fahrens eingerichtet ist,
Fig. 2: eine schematische Draufsicht auf eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Mikrosystems,
Fig. 3: eine schematische Draufsicht auf eine weitere
Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Mikrosystems, und
Fig. 4: eine schematische Perspektivansicht eines herkömmlichen Mikrosystems, das zur konvektiven Flüssigkeitsbewegung eingerichtet ist (Stand der Technik) .
Die Grundidee der Erfindung wird zunächst unter Bezug auf Fig. 1 erläutert, in der verschiedene Realisierungen von Strahlungsabsorbern illustriert sind. Die Umsetzung der Erfindung ist jedoch nicht auf die gleichzeitige Realisierung der verschiedenen Varianten beschränkt. Vielmehr können in der Praxis anwendungsabhängig einzelne oder mehrere der in Figur 1 dargestellten Strahlungsabsorber in einem Mikrosystem vorgesehen sein.
Fig. 1 zeigt ein Kompartiment 10 eines fluidischen Mikrosystems 100. Das Kompartiment 10 stellt einen beliebigen Ausschnitt des Mikrosystems 100 dar und wird beispielsweise durch einen Kanal, ein Reservoir, einen Zusammenfluß, einen Abzweig oder eine andere Struktur im Mikrosystem gebildet. Das Kompartiment 10 wird beispielsweise von einer Partikelsuspension in Pfeilrichtung A durchströmt und umfasst mindestens einen Boden 11 und Seitenflächen 12. Auf der oberen Seite kann das Kompartiment 10 offen o- der durch eine Deckfläche 13 verschlossen sein. Die Querschnittsdimensionen des Kompartiments 10 liegen typischerweise im Submillimeterbereich. Weitere Einzelheiten des fluidischen Mikrosystems 100, insbesondere seiner Funktion, seiner Herstellung und seines Aufbaus sind an sich bekannt und werden daher hier im Einzelnen nicht erläutert.
Im Kompartiment 10 soll die in Pfeilrichtung A fließende (oder auch eine ruhende) Flüssigkeit konvektiv bewegt werden. Hierzu ist im Kompartiment 10 eine Elektrodenanordnung 20 zur Ausbildung eines zeitlich veränderlichen elektrischen Feldes vorgesehen. Die Elektrodenanordnung 20 umfaßt mindestens eine freie, vorzugsweise jedoch mindestens zwei Elektroden 21, 22, die an einer oder mehreren Wänden des Kompartiments 10 angeordnet sind. In Fig. 1 sind beispielhaft 2 streifenförmige Elektroden 21, 22 am Boden 11 illustriert. Anschlussleitungen zur Verbindung mit einer Spannungsquelle (nicht dargestellt) sind in an sich bekannter Weise vorgesehen.
Im Kompartiment 10 sind des weiteren Strahlungsabsorber 30 angeordnet. Ein Strahlungsabsorber ist ein strahlungsabsorbierender Bereich, der im Kompartiment mit einer definierten räumlichen Begrenzung ausgebildet ist. Dies kann durch Einbringung und Strukturierung strahlungsabsorbierender Materialien im Kompartiment 10 und/oder Fokussierung eines äußeren Strahlungsfeldes (Pfeilrichtung B) auf feste Komponenten des Kompartiments 10 (z. B. Elektroden, Wände) erfolgen. Dies bedeutet, dass Strahlungsabsorber gegebenenfalls durch Wandbereiche oder nicht-leitende Erweiterungen der Elektroden gebildet werden können. Als Strahlungsabsorber sind insbesondere Absorberflächen 31 an den verschiedenen Wänden des Kompartiments 10 (Boden 11, Seitenflächen 12, Deckfläche 13) vorgesehen. Die Absorberflächen 31 bestehen aus einem geeignet gewählten Material, das eine möglichst hohe Absorption für das äußere Strahlungsfeld besitzt. Die Größe der Strahlungsabsorber ist anwendungsabhängig an die Dimension des Kompartiments 10 und gegebenenfalls die Form des äußeren Strahlungsfeldes (insbesondere Fokussierbarkeit) angepasst und ist vorzugsweise wenigstens gleich der halben Wellenlänge der verwendeten Strahlung gewählt. Die Größe liegt beispielsweise im Bereich 0.5 bis 25 μm.
Gemäß einer bevorzugt realisierten Variante werden Strahlungsabsorber durch mindestens eine Elektrode als Ganzes (Bezugszeichen 32) oder eine strahlungsabsorbierende Oberflächenstruktur 33 auf mindestens einer Elektrode (siehe Elektrode 21) gebildet. Wenn als äußeres Strahlungsfeld Infrarotlicht verwendet wird, bestehen die Elektroden 21, 22 vorzugsweise aus einem im infraroten Spektralbereich "schwarzen" Material, wie z. B. Titan, Tantal oder Platin. Es können auch Mehrschichtelektroden verwendet werden, die z. B. aus Titan/Platin oder Chrom/Gold bestehen. Alternativ ist auch die Verwendung von Elektroden aus einem leitfähigen, transparenten Material (z. B. ITO, leitfähige Polymere) möglich, auf dem absorbierende Bereiche vollständig deckend oder strukturiert (wie bei der Elektrode 21 illustriert) aufgebracht sind.
Ein Verwirbeln oder Durchmischen erfolgt im Kompartiment 10 nach Mechanismen, wie sie z. T. von der herkömmlichen konvektiven Flüssigkeitsbewegung bekannt sind. Durch Ausbildung elektrischer Felder in inhomogenen Medien werden Spannungen induziert, unter deren Wirkung Flüssigkeitsbewegungen auftreten. Wegen der geringen geometrischen Dimensionen im Mikrosystem werden Feldstärkegradienten im kV- bis MV-Bereich realisiert, unter deren Wirkung Mikrowirbel erzeugt werden. Zur Inhomogenisierung des Mediums (der Flüssigkeit im Kompartiment 10) erfolgt die Ausbildung des lokalen thermischen Gradienten. Durch lokales Erwärmen der Strahlungsabsorber steigt deren Temperatur. In der Flüssigkeit bildet sich ein Temperaturfeld mit einem Gradienten aus. Vorzugsweise erfolgt das direkte Erwärmen der Elektroden 21, 22 mit Infrarotstrahlung, z. B. mit einem Infrarotlaser. Der besondere Vorteil dieser Ausführungsform liegt darin, dass definiert die Gebiete der höchsten Feldstärke erwärmt und damit dielektrisch inhomogen werden, was zu einer besonders effektiven Verwirbelung führt. Die erfindungsgemäß angeordneten Strahlungsabsorber ermöglichen ferner, dass die Wirbel lokal beschränkt
werden und die Trägheit des Systems wegen der kleinen zu erwärmenden Volumina besonders gering (< 0.1 s) ist. Ein weiterer Vorteil ergibt sich in fluidischen Mikrosystemen, die zur die- lektrophoretischen Manipulation von suspendierten Partikeln eingerichtet sind. In diesen Fällen kann die Elektrodenanordnung 20 gleichzeitig zur Ausbildung des zeitlich veränderlichen elektrischen Feldes und zur dielektrophoretischen Manipulierung der Partikel (z. B. von biologischen Zellen) verwendet werden (siehe Fig. 3).
Die Einkopplung des Strahlungsfeldes erfolgt von außen durch mindestens eine transparente Wand des Kompartiments 10 oder durch eine optische Faser. Die Einkopplung des Strahlungsfeldes erfolgt vorzugsweise in einer Richtung (B) , die von der Strömungsrichtung (A) im Kompartiment abweicht. Zur Einkopplung durch eine Wand ist beispielsweise die Deckfläche 13 oder der Boden 11 aus einem transparenten Material (z. B. Kunststoff, Glas oder dgl.) hergestellt.
Die Bestrahlung des Kompartiments 10 kann je nach Bauform und Absorptionseigenschaften der Strahlungsabsorber mit einem aufgeweiteten oder einem fokussiertem Strahl erfolgen. Es können Ein- fokus- oder Mehrfokuslaser verwendet werden. Bei Bestrahlung mit aufgeweitetem Strahl können mehrere Strahlungsabsorber gleichzeitig erwärmt werden. Entsprechend der geometrischen Anordnung der Strahlungsabsorber ergibt sich ein bestimmtes Wirbelmuster im Kompartiment 10. Bei fokussierter Bestrahlung wird mindestens ein Fokus (siehe z. B. Bezugszeichen 40) entsprechend auf mindestens einen Strahlungsabsorber gerichtet. Die Bestrahlung erfolgt vorzugsweise senkrecht zu den Boden-, Deck- oder Seitenflächen des Kompartiments.
Um die Bestrahlung der Strahlungsabsorber unabhängig vom Zustand des Mikrosystems und den Eigenschaften der Flüssigkeit im Korn-
partiment 10 sicherzustellen, ist vorzugsweise die Wand, auf der sich ein oder mehrere Strahlungsabsorber, wie z. B. die Elektroden, befinden, aus einem transparenten Material hergestellt. Beispielsweise ist vorgesehen, dass auf einem transparenten Boden 11 Elektroden aus einem infrarotabsorbierenden Material oder Mehrschichtelektroden mit bodenseitig angeordnetem infrarot absorbierenden Material angeordnet sind.
Wenn ganze Teilbereiche der Kompartimentwände herstellungsbedingt aus infrarotabsorbierendem Material bestehen, kann auf die Anbringung gesonderter Strahlungsabsorber auch verzichtet werden. In diesem Fall wird das erfindungsgemäße Verfahren dadurch umgesetzt, dass das äußere Strahlungsfeld auf die Wand des Kompartiments fokussiert wird. Der Fokus befindet sich vorzugsweise unmittelbar an die Elektroden angrenzend z. B. auf dem Boden 11 oder der Deckfläche 13.
Das äußere Strahlungsfeld kann auch durch hochfrequente elektromagnetische Strahlung gebildet werden, die ein induktives Heizen der Elektrodenanordnung 20 bewirkt. Es kann auch eine Erwärmung (thermische Bestrahlung) der Elektrodenanordnung durch in der Wand (z. B. den Boden 11) des Kompartiments 10 versenkte Heizelemente vorgesehen sein.
Fig. 2 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Mikrosystems 100 in schematischer Draufsicht. Zwei Kanäle 15, 16, die jeweils durch Seitenflächen 12 begrenzt sind, werden mit unterschiedlichen Flüssigkeiten durchströmt und münden in einen gemeinsamen Kanal 17. Das Kompartiment 10, in dem eine Durchmischung der Flüssigkeiten erfolgen soll, ist an der gemeinsamen Mündung der Kanäle 15, 16 vorgesehen, könnte aber auch stromabwärts mit Abstand von der Mündung im Kanal 17 angeordnet sein. Die Elektrodenanordnung 20 umfasst zwei gestrichelt eingezeichnete Elektroden 21, 22, die am Boden 12 des Kompartiments 10 an-
geordnet sind, und zwei durchgezogen gezeichnete Elektroden 23, 24, die den Bodenelektroden entgegengesetzt an der (nicht eingezeichneten) Deckfläche des Kompartiments 10 angeordnet sind. Die Bestrahlung des Kompartiments 10 erfolgt senkrecht zur Zeichenebene aus Blickrichtung des Betrachters. Der Boden 11 bildet die von der Bestrahlung abgewandte Seite. Die Deckfläche ist die der Bestrahlung zugewandte Seite des Kompartiments 10.
Die Elektroden 21-24 sind mit einer externen Wechselspannungsquelle verbunden. Zwischen den Elektroden wird ein elektrisches Wechselfeld erzeugt. Durch die äußere Bestrahlung erfolgt ein Aufheizen einzelner oder aller Elektroden. Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass nur die oberen, der Bestrahlung zugewandten Elektroden erwärmt werden.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform sind die an den Boden- und Deckflächen vorgesehenen Elektroden verschieden geformt ausgebildet, so dass sie bei Projektion aus der Bestrahlungsrichtung nicht deckungsgleich sind. Dies ermöglicht, wahlweise nur die unteren oder nur die oberen Elektroden am Boden bzw. der Deckfläche des Kompartiments zu bestrahlen. Die Asymmetrie der Elektroden ist in Fig. 2 illustriert. Die unteren Elektroden 21, 22 besitzen eine größere Länge, so dass sie über die Projektion der oberen Elektroden 23, 24 hinausragen. Bei Fokussierung der äußeren Bestrahlung auf die Enden der unteren Elektroden 21, 22 (Bezugszeichen 40) werden nur die unteren Elektroden erwärmt.
Durch die Erwärmung entsteht eine Inhomogenität der durch das Kompartiment 10 fließenden Flüssigkeiten. Unter Wirkung des e- lektrischen Wechselfeldes entsteht in dem durch die Elektroden und die Strahlungsabsorber aufgespannten Flüssigkeitsbereich eine konvektive Umwälzung der Flüssigkeiten, so dass diese vermischt werden.
In Fig. 3 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung in schematischer Draufsicht illustriert, bei dem das Mikrosystem 100 ebenfalls zwei am Kompartiment 10 zusammenlaufende Kanäle 15, 16 aufweist. Bei diesem Ausführungsbeispiel wird die Elektrodenanordnung 20 durch einen Elektrodenoktopol gebildet. Vier Elektroden 21-24 (mit großen Durchmessern gezeigt) befinden sich am Boden 11 des Kompartiments 10. Die übrigen vier Elektroden 25-28 sind an der (nicht eingezeichneten) Deckfläche angeordnet. Der Elektrodenoktopol bildet bei Beaufschlagung mit rotierenden elektrischen Spannungen einen Feldkäfig, in dem in an sich bekannter Weise ein Partikel (z. B. eine biologische Zelle) suspendiert gehalten werden kann.
Die Aufgabe der in Fig. 3 illustrierten Anordnung besteht darin, den Partikel 50 gleichzeitig mit den aus den Kanälen 15 und 16 anströmenden Flüssigkeiten zu behandeln. Die Elektrodenanordnung 20 wird simultan zur Ausbildung des dielektrischen Feldkäfigs und zur Erzeugung der elektrischen Wechselfelder zur konvektiven Flüssigkeitsbewegung verwendet. Da analog zu der Darstellung in Fig. 2 die unteren und oberen Elektroden in Bestrahlungsrichtung nicht deckungsgleich sind, können die unteren Elektroden bei den Punkten 40 von außen fokussiert bestrahlt und damit erwärmt werden. Die einströmenden Flüssigkeiten werden lokal im Bereich des Feldkäfigs verwirbelt.
Abweichend von der dargestellten Ausführungsform könnte ein Durchmischen der Flüssigkeit auch mit einer planaren Elektrodenanordnung erzielt werden, die nur mit Spannungen beaufschlagte Elektroden 21-24 am Boden 11 umfasst, während auf der der Bestrahlung zugewandten Seite keine oder freie (floatende) Elektroden vorgesehen sind. Dabei erfolgt die Durchmischung jedoch mit einer geringeren Effektivität.
Die in der vorstehenden Beschreibung, den Zeichnungen und den Ansprüchen offenbarten Merkmalen der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausgestaltungen von Bedeutung sein.