Belebtschlammverfahren und Vorrichtung zur Behandlung von Abwasser mit Stickstoff- und Phosphor-entfernung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Abwasser mit Belebtschlamm im Schwebezustand zur Entfernung von Stickstoff und Phosphor und zur simultanen Schlammstabilisierung und eine kontinuierlich beschickte Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens. Die erfindungsgemäße Vorrichtung besteht aus einem kompakten Abwasserreinigungsreaktor, der insbesondere zur individuel- len Abwasserbeseitigung dient, in dem ein Belebtraum und Nachklarraum in einem internen Schlammkreislauf vereinigt werden, wobei der Belebtraum eine unbelüfte- te anaerobe Fermentationszone und eine Denitrifikationszone sowie eine belüftete Nitrifikationszone enthält.
Zur Behandlung von lokal anfallendem Abwasser aus kleineren Wasserverschmutzungsquellen wurden unterschiedliche Konstruktionen von kleinen und kleinsten Belebungsanlagen entwickelt. Eine wesentliche Zielsetzung ist eine kleine, aber leistungsfähige und kostengünstige Anlage zu schaffen, die stark variierende Volumen- und Massenströme bewältigen kann.
Falls Systeme zur individuellen Abwasserbeseitigung in ländlichen Gebieten eine reale Alternative zu zentralen Reinigungssystemen bilden, sollten sie eine vergleichbare Reinigungswirkung in Bezug auf die Stickstoff- und Phosphor-entfernung aus dem Abwasser bei ähnlichen Betriebskosten sowie bei einfacher Bedie-
nung gewährleisten.
Für eine möglichst hohe Stickstoffentfernung ist eine möglichst geringe Schlamm- belastung erforderlich. Es wird angestrebt, mit einer möglichst großen Menge an belebtem Schlamm im Belebtbecken zu arbeiten. Die bekannten relativ flachen Reaktoren von Kleinkläranlagen ermöglichen keinen Betrieb mit sehr hohen Schlammkonzentrationen. Bei höherer Konzentration von belebtem Schlamm wird der Schlammspiegel im Nachklarraum erhöht; bei intensiver Absaugung dieser Schlämme in die Denitrifikationszone wird jedoch auch ein unerwünschtes Einbringen von gelöstem Sauerstoff in diese Zone erhöht und die Verweildauer von Schlamm unter anoxischen Bedingungen reduziert.
Die biologische Entfernung von Phosphor erfolgt meistens durch eine anaerobe Zone im Belebtraum, wobei der Wirkungsgrad dieses Prozesses durch eine vorgeschaltete, anaerobe Fermentationszone erhöht werden kann. Der im Belebtschlamm gebundene Phosphor wird anschließend zusammen mit Überschussschlamm in oxischem Zustand abgeführt. In den bisher bekannten Vorrichtungen kann keine biologisch wirksame Entfernung von Phosphor erfolgen, da das Roh- abwasser, das den Kleinkläranlagen zugeführt wird, nicht so vorfermentiert ist wie die aus umfangreichen Kanalisationssystemen stammenden Abwässer, und da in den bestehenden Reaktoren zur Behandlung von lokal anfallendem Abwasser keine Bedingungen für eine solche Fermentation bestehen.
Bei den bekannten Abwasserreinigungssystemen, in denen das Belebtschlammverfahren in kontinuierlich beschickten Systemen zur Anwendung kommt, kann die Konzentration des belebten Schlamms erhöht werden. Infolge der Verstopfungsgefahr bzw. der geringen Steuerbarkeit der Reinigungsprozesse kommt es bei Festbettanlagen zu häufigen Problemen.
Das Rohabwasser aus kleinen Wasserverschmutzungsquellen enthält viele Grob
Stoffe und ist meistens mit Fett belastet. Die mechanische Entferhung von Grobstoffen aus dem Abwasser erfolgt im Schmutzfänger, der häufig mit Belüftung (große Blasen) arbeitet, wodurch jedoch nur ein kleiner Teil der Schmutzstoffe zerkleinert wird, insbesondere im Hinblick auf die kurze Verweildauer von Abwasser in diesem Teil des Reaktors. Grobe Schmutzteile und schwer zersetzbare organische Stoffe gehen in andere Teile des Reaktors und manchmal auch in den Abfluss für gereinigtes Wasser über. In den bekannten Reaktoren wird der Schutz gegen Eindringen von Fett in die Nitrifikationszone nicht geregelt, wodurch der Wirkungsgrad der Belebung reduziert wird.
Die Ausspülung von Schlamm und die verminderte Wirkung der Reinigung waren in den bisher bekannten Konstruktionen der Reaktoren außer anderen auch durch den unpassenden Einlauf des Belebtgemisches in den Nachklarraum verursacht, was zur Bildung von toten Zonen und nicht kontrollierten Turbulenzen im Nachklarraum führte. Zur Vermeidung der negativen Einflüsse der schwankenden, hydraulischen Belastung des flachen Nachklärraumes in den bekannten Reaktoren wird das Prinzip der sogenannten fluiden Filtration eingesetzt, nach dem eine bestimmte Höhe des Schlammes im Nachklarraum und somit eine weitergehende Senkung des Spiegels des gereinigten Wassers im Nachklarraum vorausgesetzt wird. Unter diesen Bedingungen neigt die Reinigungsanlage ohne qualifizierte Bedienung zur Ausspülung von Schlamm und zur Verminderung des Wirkungsgrades der Reinigung. Die Erhaltung des hohen Schlammalters sowie der hohen Wirksamkeit der Reinigung bedeutet, dass im Reaktor eine hohe Konzentration von Schlamm erreicht werden kann, was in bekannten Reaktoren mit der sogenannten fluiden Filtration nicht möglich ist. Durch die längere Verweildauer von Schlamm im Nachklarraum mit fluider Filtration wird die unkontrollierte Denitrifikation mit Ausspülung von Schlamm in die Klarwasserzone verursacht. Zugleich ist der Wirkungsgrad der Reinigung niedriger, da die Konzentration des gelösten Sauer- Stoffes im Nachklarraum sinkt. Auch eine übermäßige Belüftung der Nitrifikationszone führt zur Ausspülung von Schlamm, da Schlammpartikel durch anhaftende
Luftblasen angehoben werden. In den bisher bekannten Reaktoren wird die Ausspülung und Entgasung von Schlamm häufig durch Absaugung in Höhe des Spiegels mit Mammutpumpen in die Nitrifikationszone gelöst, wodurch die hydraulische Belastung des Nachklärraumes erhöht und der Wirkungsgrad der Trennung vermindert wird. Alternativ kann ein Entgasungsbehälter bzw. eine Zone mit Belüftung vor den Nachklarraum geschaltet werden, wodurch jedoch die Investitionskosten erhöht werden. Es gibt auch eine technische Lösung, nach der der Wasserspiegel im Nachklarraum belüftet wird; durch diese Lösung wird jedoch das Auftreten der Schlammausspülung nicht ausreichend vermieden.
Aus den Schriften DE-C2-3501585, DE-C2-3716-782, DE-A1 -3915026, DE-A1 - 19737373 und der WO 98/23542 sind Verfahren zur Behandlung von Abwässern bekannt, bei denen den Abwässern mittels Belebtschlamms Phosphor buw. Stick- stoff entzogen wird. Insbesondere die genannte WO98/23542 offenbart ein
Verfahren, bei dem die Phosphorkonzentration an verschiedenen Stellen der Kläranlage gemessen wird und demgemäß die Konzentration des rezirkulierten und dem Primär-Wasser-Schlamm-Gemisch oder einer anaeroben Zone zugeführten Schlamms modifiziert wird.
Ferner ist aus der DE-C2-3235992 eine Anlage zur biologischen Reinigung und Dentrifikation von Abwasser mit einem Belüftungsbecken bekannt, das durch verstellbare Trennwände in zwei oder mehrere Kammern unterteilt ist, wobei diese Trennwände mindestens annähernd in radialer Richtung verlaufen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, unter Vermeidung der oben erläuterten Nachteile des Stands der Technik ein Verfahren und eine Vorrichtung zur biologischen Abwasserreinigung mittels des Belebtschlammverfahrens mit Stickstoff- und Phosphorentfernung zu schaffen, das eine hohe und stabile Wirksamkeit der Reinigung und minimale Investitions- und Betriebskosten gewährleistet.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 bzw. des Anspruchs 3 gelöst.
Die Erfindung ist in der Zeichnung beispielsweise dargestellt. Es zeigen
Fig. 1 eine Draufsicht auf einen Abwasserreinigungsreaktor gemäß der Erfindung, Fig. 2 einen Schnitt gemäß der Linie A-A in Fig. 1 , Fig. 3 einen Schnitt gemäß der Linie B-B in Fig. 1 und
Fig. 4 einen Schnitt gemäß der Linie C-C in Fig. 1 .
Die Vorrichtung zur Behandlung von Abwasser mittels des Belebtsschlamm- verfahrens zur Entfernung von Stickstoff und Phosphor gemäß der Erfindung besteht aus einem zylinderförmigen Abwasserreinigungsreaktor mit einem Boden
1 und einem Mantel 2. Nicht belüftete Zonen eines Belebtraums 5, 6 des Reaktors sind in Strömungsrichtung durch Tauchwände 3 (in den Figuren mit 3-3a, 3-3b, 3- 3c bezeichnet) und Überlaufwände 4 (in den Figuren 4-4a, 4-4b, 4-4c bezeichnet) in abwechselnder Anordnung geteilt, wodurch Aufwärtsstrom- und Abwärtsstrom- kammern einer anaeroben Fermentationszone 5 (in den Figuren mit 5-5a, 5-5b, 5-
5c, 5-5d bezeichnet) und Aufwärtsstrom- und Abwärtskammern einer Denitrifikationszone 6 (in den Figuren mit 6-6a, 6-6b bezeichnet) gebildet werden. Eine belüftete Nitrifikationszone 7 wird von der anaeroben Fermentationszone 5 durch eine Trennwand 8 (in den Figuren mit 8-8a und 8-8c bezeichnet) getrennt und ist mit der Denitrifikationszone 6 nur in Strömungsrichtung durch die Überlaufwand
4-4c verbunden. Die Tauchwände 3 sind über eine Öffnung 9 (Fig. 2) zwischen deren Unterkante 1 0 und dem Boden 1 entlang der gesamten Wandbreite durchgängig. Die Überlaufwände 4 sind über die Überlauf kante 1 1 entlang der gesamten Wandbreite durchgängig. Die erste Kammer 5a der anaeroben Fermentationszone 5 ist mit einem Auffanggerät für Grobstoffe im Abwasser 23 ausgestattet, das aus einem abnehmbaren Gitterrost 24 und den Trennwänden 8b und 8c besteht. Unter
dem Gitterrost 24 befindet sich eine unter dem Wasserspiegel liegende Ausflussmündung 25 einer Rohrleitung der Mammutpumpe 18, wobei diese Rohrleitung senkrecht zum Rost 24 verläuft. Die Mammutpumpe pumpt das Abwasser- Schlamm-Gemisch über einen Saugeingang 26 vom Boden der letzten Kammer 6b der Denitrifikationszone 6 ab. In der ersten Kammer 6a der Denitrifikationszone 6 befindet sich eine über dem Wasserspiegel liegende Ausflussmündung 27 (Fig. 3) der Mammutpumpe 19 mit rezirkuliertem Rücklaufschlamm. Die Nitrifikationszone 7 des Belebtraums ist von einem Nachklarraum 14 durch zwei sich teilweise überdeckende Trennwände 15, 16 in Form eines abgestumpften Halbkegels getrennt, wobei der Nachklarraum 14 und Belebtraum 7 durch einen zwischen den Trennwänden 15, 16 verlaufenden und sich verengenden Verbindungsspalt 17 verbunden sind. Der Verbindungsspalt 17 befindet sich über dem Boden des Behälters 1 entlang der gesamten Breite der Trennwände 15, 16. Am Boden des Nachklärraums 14 befindet sich eine Saugöffnung 28 der Mammutpumpe 19 zur
Absaugung und Rezirkulation der Rücklaufschlämme in die erste Kammer 6a der Denitrifikationszone 6. Im Nachklarraum 14 befindet sich in Höhe des Wasserspiegels eine Zirkulations- und Belüftungsanlage zur Behandlung des Klarwassers (in Form einer Mammutpumpe 20) mit zwei Saugeingängen 29 (in den Figuren 29- 29a und 29-29b bezeichnet), die senkrecht zum Wasserspiegel 12 verlaufen und direkt über dem Wasserspiegel 12 im Nachklarraum 14 einmünden (30). In der Nähe der Ausgangsmündung 30 ist eine Gleichrichterplatte 31 installiert. Eine Abflussleitung 32 für das gereinigte Wasser ist in der Wand des Reaktormantels 2 installiert. Im Hinblick auf die Schaffung von kontrollierten, hydraulischen Verhält- nissen im Nachklarraum ist es von Vorteil, wenn sich der Verbindungsspalt zwischen dem Belebt- und Nachklarraum in Strömungseinrichtung allmählich verengt, wodurch der Zulauf des Abwasser-Schlamm-Gemisches in Richtung des Bodens des Nachklärraums beschleunigt wird, wobei die Länge des Spaltes in bezug auf die Vermeidung einer turbulenten Strömung mindestens das Vierfache ihrer lichten Weite betragen sollte. Der Verbindungsspalt zwischen dem Belebtraum und dem
Nachklarraum ist sehr vorteilhaft zwischen zwei sich teilweise überdeckenden, schrägen Trennwänden gebildet, die unter verschiedenen Winkeln zum Boden des Reaktors oder den Trennwänden in Form von zwei teilweise einrastenden Trenn- wänden (in Form von umgekehrten und stumpfen Kegeln oder Halbkegeln) aufgestellt sind. Die untere Trennwand wirkt von der Außenseite als ein Gleichrichter der durch die Belüftung der oxischen Zone hervorgerufenen Strömung. Der Verbindungsspalt zwischen den Trennwänden lenkt die Zwangsströmung des Belebtgemisches zum Boden des Nachklärraums hin. Im Nachklarraum 14 befindet sich in Höhe des Wasserspiegels eine Zirkulations- und Belüftungsanlage zur Behandlung des Klarwassers (in Form der Mammutpumpe 20), die die Absaugung und Trennung der schwimmenden suspendierten Stoffe von anhaftenden Luftblasen, die Belüftung der Klarwasserzone und das Mischen des Fällungsmittels zur ausreichenden Entfernung von Phosphor gewährleistet. Dazu dienen zwei Saugeingänge 29 (in den Figruren mit 29-29a und 29-29b bezeichnet), die senkrecht zum Wasserspiegel 1 2 verlaufen und direkt über dem Wasserspiegel 1 2 im Nachklarraum 14 einmünden (30) . In der Nähe der Ausgangsmündung 30 ist eine Gleichrichterplatte 31 installiert, deren Breite so gewählt wurde, dass sie die Strömung der Oberschicht des Klarwassers lenkt. Zum Abzug von Überschussschlamm wurde eine Mammutpumpe 21 installiert, die in der Nitrifikationszone 7 untergebracht ist und deren unterer und in das Abwasser-Schlamm-Gemisch getauchte Teil in U-Form ausgeführt ist. In der Nähe der Ausgangsmündung 34 ist ein Filtersack 35 (Fig. 3) installiert, der am Gitterrost 36 über dem Nachklarraum 14 untergebracht ist. Unter dem Gitterrost 36 befindet sich eine quer liegende Sammelplatte 37 zur Glättung der Strömung des getrennten Schlammwassers zurück in die Nitrifikationszone 7. Das Mischen, der Zwangsumlauf, die Rezirkulation des Abwasser- Schlamm-Gemisches und des Klarwassers sowie der Abzug des Überschussschlamms werden mit Hilfe der Mammutpumpen 1 8, 1 9, 20 und 21 gewährleistet. Die Belüftung und die Erhaltung des Belebtgemisches im Schwebezustand in- nerhalb der Nitrifikationszone 7 erfolgen durch ein Belüftungselement (mit Feinblasen) 22 am Boden der Nitrifikationszone 7. Die erforderliche Menge der Druck
luft wird von einem Gebläse über Rohrleitungen in jedes Anlagenteil (in den Figuren nicht gezeigt) eingeleitet, wobei die Druckluftströmung geregelt werden kann. Der Betrieb der einzelnen Rezirkulations- und Zirkulationspumpen und der Belüf- tung wird durch eine Steuereinheit (Zeitschalter oder Mikroprozessor) und aufgrund eines Ein- und Ausschaltalgorithmus (kontinuierlicher Betrieb, intermittierender Betrieb, Abzug von Überschussschlamm) gewährleistet.
Die in den Figuren 1 , 2, 3 und 4 dargestellte Vorrichtung gemäß der Erfindung arbeitet wie folgt:
Das Rohabwasser läuft in die erste Kammer 5a der anaeroben Fermentationszone 5 ein, wobei eine mechanische Vorreinigung mittels des abnehmbaren Auffanggeräts für Grobstoffe im Abwasser 23 stattfindet. Das vorgereinigte Wasser wird mit dem rezirkulierten Abwasser-Schlamm-Gemisch aus der letzten Kammer 6b der
Denitrifikationszone 6 vermischt. Die hydrodynamische Wirkung der rezirkulierten Ströme des Abwasser-Schlamm-Gemisches zerkleinert die Grobstoffe und gewährleistet den Zwangsumlauf des Abwasser-Schlamm-Gemisches durch alle Kammern der anaeroben Fermentationszone 5 und der Denitrifikationszone 6 durch Anwen- düng der hydrostatischen Energie des zirkulierten Abwasser-Schlamm-Gemisches und des rezirkulierten Rücklaufschlammes. Die abwechselnde Anordnung der Tauchwände 3 und Überlaufwände 4 sorgt für eine auf- und absteigende Strömung des Abwasser-Schlamm-Gemisches und stellt sicher, dass der belebte Schlamm im Schwebezustand gehalten wird und dass der Inhalt der anaeroben Fermentationszone 5 und der der Denitrifikationszone 6 vermischt werden, wobei es zur Fermentation und Lösung der leicht zugänglichen, organischen Stoffe kommt, die in den Zellen der phosphor-akkumulierenden Bakterien gebunden sind. Zur Vermeidung von Schlammablagerungen am Boden der Kammern, zur Erhaltung der Schlämme im Schwebezustand in den Kammern und zur effektiven Mischung der Kammern und Vermeidung der Bildung von toten Zonen ist es wichtig, dass die
Fläche der Öffnung zwischen der unteren Kante der Tauchwände, dem Boden und
dem Mantel des Reaktors so bemessen wird, dass beim Mindeεrtdurchfluss des rezirkulierten, belebten Gemisches und des Rücklaufschlammes die Mindestdurch- flussgeschwindigkeit des Belebtgemisches von 10 cm/s am Boden der Kammer erhalten bleibt und dass das Verhältnis zwischen der Grundrissfläche der Kammer und der Fläche der Überlaufwand mindestens 1 : 4 beträgt. Das Abwasser- Schlamm-Gemisch fließt über die Überlaufwand 4-4b in die Denitrifikationszone 6, wo es mit dem rezirkulierten Rücklaufschlamm vom Nachklarraum 14 gemischt wird. In der anaeroben Fermentationszone 5 und der Denitrifikationszone 6 ver- laufen Prozesse der Fermentation und der Bindung der organischen Stoffe in phosphoreliminierenden Bakterien, sowie Prozesse der Denitrifikation und der Lösung von Phospor unter anaeroben Bedingungen. Das Abwasser-Schlamm- Gemisch aus der letzten Kammer 6b der Denitrifikationszone fließt über die Überlaufwand 4c in die Nitrifikationszone 7 ab. Der Überlauf des Abwasser-Schlamm- Gemisches von der Denitrifikationszone 6 in die Nitrifikationszone 7 ist nur bei Zulauf von Rohabwasser in die erste Kammer 5-5a der anaeroben Fermentationszone 5 bzw. bei Zulauf der Rücklaufschlämme vom Nachklarraum 14 in die erste Kammer 6-6a der Denitrifikationszone 6 aktiv. In der Nitrifikationszone 7 kommt es während des kontinuierlichen Betriebs zur Schlammbelebung, Nitrifikation und biologischen Bindung von Phosphor in belebtem Schlamm und einer simultanen
Schlammstabilisation. Beim intermittierenen Betrieb dominiert der Prozess der Denitrifikation. Das Abwasser- Schlamm-Gemisch aus der Nitrifikationszone 7 fließt über den Verbindungsspalt 17 in den Nachklarraum 14 ab. Am Boden des Nachklärraums 14 befindet sich die Saugöffnung 28 der Mammutpumpe 19 zur Absaugung und Rezirkulation der Rücklaufschlämme in die erste Kammer 6a der Denitrifikationszone 6, wobei die Mammutpumpe durch die Saugkraft den Zwangslauf von der Nitrifikationszone 7 in den Nachklarraum 14 gewährleistet. Der sich verengende Verbindungsspalt 17 sorgt für die erforderliche Durchflussgeschwindigkeit sowie die Durchströmungsrichtung zur Eliminierung der toten Zonen im Nachklärungsraum 14. Zur Erhöhung des Wirkungsgrads der Trennung der schwimmenden und schwebenden Stoffe von der Klarwasserzone und zur Vermei-
düng der unkontrollierten Denitrifikation im Nachklarraum ist es wichtig, dass in der Klarwasserzone eine Umwälzpumpe zur Zirkulation und Belüftung des Klarwassers eingebaut wird, deren Saugöffnung und Ausgang in der Nähe des Wasser- spiegeis im Nachklarraum angeordnet sind, wobei es im Hinblick auf den Wirkungsgrad der Absaugung der schwimmenden Schmutzstoffe und schwebenden Stoffe sowie der Spaltung und Beseitigung der anhaftenden Luftblasen wichtig ist, dass die Saugmündung der Umwälzpumpe unter dem Spiegel des Klarwassers und die Ausgangsmündung über dem Wasserspiegel sind, so dass die ganze Ober- schicht der Klarwasserzone im Nachklarraum im Umlauf bleibt. Die zusätzliche
Entfernung von Phosphor kann auch mittels einer Dosieranlage mit flüssigem Fällungsmittel (in den Figuren nicht gezeigt) erfolgen, die in das Rohrleitungssystem der Mammutpumpe einmündet. Die Entfernung von Überschußschlamm und somit auch des biologisch und chemisch gebundenen Phosphors erfolgt automatisch mindestens einmal täglich durch den Abzug von Überschussschlamm in oxischem Zustand mit Hilfe der Mammutpumpe 21 . Der abgezogene Überschussschlamm wird im Filtersack 35 entwässert, und das getrennte Schlammwasser wird zurück in die Nitrifikationszone 7 gebracht.
Das Belebtschwammverfahren mit Stickstoff- und Phosphorentfernung und simultaner Schlammstabilisierung zur Behandlung von Abwasser gemäß der Erfindung weist folgende Schritte auf:
Die Überlaufwände zwischen der anaeroben Fermentationszone und der Denitrifikationszone bzw. zwischen der Denitrifikationszone und der Nitrifikationszone haben eine zurückhaltende Wirkung für die belebten Schlammflocken, wenn das Abwasser-Schlamm-Gemisch durch sie hindurch fließt.
- Die zurückhaltende Wirkung der Überlaufwände entspricht der gegebenen
Konstruktion des Abwasserreinigungsreaktors, d.h., die lichte Weite der
Öffnung zwischen den Unterkanten der Tauchwände und 'des Reaktorbodens und das Verhältnis der Grundrißfläche der Kammern und Fläche der Überlaufwände werden durch die Intensität in der Rezirkulation des Ab- wasser-Schlamm-Gemisches in die anaerobe Fermentationszone und in der
Rezirkulation des Rücklaufschlammes in die Denitrifikationszone bzw. durch einen kurzfristigen intermittierenden Betrieb der Rezirkulation beeinflusst.
Die Verweildauer und die Konzentration der Belebtschlämme in der anaer- oben Fermentationszone, der Denitrifikationszone, der Nitrifikationszone und des Nachklärraums innerhalb vorgegebener Zeitintervalle durch festgelegte zeitliche Abfolgen entsprechend der vorausgesetzten Tagesschwankungen der Abwassermenge und -Verschmutzung werden automatisch gesteuert.
Der Verfahrensbetrieb erfolgt bei durchschnittlicher Schlammkonzentration von 6-8kg/m3, die höher ist als die optimale Schlammkonzentration bei den bekannten Belebtschlammverfahren.
Der gesteuerte Aufenthalt des belebten Schlamms in nicht belüfteten Zonen 5, 6 wird in zwei Beispielen dargestellt:
Beispiel Nr. 1
Die Wirkung des Aufenthalts des belebten Schlamms in nicht belüfteten Zonen 5, 6 wird durch Abwechseln des kontinuierlichen und kurzfristigen intermittierenden
Betriebs der Gebläse erreicht:
Beim kontinuierlichen Betrieb der Mammutpumpen 1 8, 1 9 und bei der Belüftung kommt es zum Überlauf des Abwasser-Schlamm-Gemisches in die Nitrifikationszone 7.
Während des kurzfristigen, intermittierenden Betriebs wird der belebte Schlamm in der anaeroben Fermentationszone 5 und der Denitrifikationszone 6 aufgefangen, auch durch kurzfristiges Einschalten der Mammutpum- pe 1 9 während des Betriebs, was zur Verlegung des im Nachklarraum 14 während des Stillstands abgelagerten, belebten Schlammes in der ersten Kammer 6a der Denitrifikationszone 6 ausreicht, wobei die kurzfristige Mischwirkung der Einschaltung der Mammutpumpe 1 9 nur zur Anhebung der Schlammwolke in der anaeroben Fermentations- zone 5 und der Denitrifikationszone 6 ausreicht; dies bedeutet, dass Abwasser mit wenig belebtem Schlamm überläuft, wobei es während dieses Betriebs mehrmals zum Abwechseln der Ruhe- und Laufphasen kommen kann.
Beispiel Nr. 2
Die Wirkung des Aufenthalts des belebten Schlamms in den nicht belüfteten Zonen 5, 6 wird mit der Anwendung von zwei Gebläsen - ein Gebläse mit geringer Leistung und ein Gebläse mit höherer Leistung - erreicht:
Beim Betrieb der Mammutpumpen 1 8, 1 9 und bei der Belüftung mit Hilfe eines Gebläses mit höherer Leistung kommt es zum Überlauf des Belebtschlamm- und Abwassergemisches über Überlaufwände 4-4b und 4-4c in die Nitrifikationszone 7.
Beim Betrieb der Mammutpumpen 1 8, 1 9 und bei der Belüftung mit Hilfe eines Gebläses mit niedriger Leistung wird der belebte Schlamm in der anaeroben Fermentationszone 5 und der Denitrifikationszone 6 aufgefangen. Einen Einfluss darauf hat, dass der reduzierte Durchfluss des Rücklauf- Schlamms nur zur Abhebung der Schlammwolke in der anaeroben Fermentationszone 5 und der Denitrifikationszone 6 ausreicht; dabei kommt es zu
geringem Überlauf des belebten Schlamms über Überlaufwände 4-4b und 4-4c, wobei es während des Tages mehrmals zum Abwechseln des Betriebs der Gebläse mit geringerer und höherer Leistung kommen kann.
Das Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung gemäß der Erfindung führen zu zahlreichen Vorteilen. Einer der wichtigsten Vorteile besteht in der Anpassung des Tagesbetriebs des Reaktors an Tagesschwankungen der Abwasserproduktion und der Verschmutzung, der neben der Senkung der Energiekosten auch zyklische Änderungen der Schlammkonzentration in der anaeroben Fermentationszone 5, der
Denitrifikationszone 6 und der Nitrifikationszone 7 gewährleistet.
In den Stunden, in denen eine höhere Abwasserproduktion vorausgesetzt wird, stellt sich der intermittierende Betrieb ein, bei dem der Schlamm in der anaeroben Fermentationszone 5 und der Denitrifikationszone 6 akkumuliert wird. Im Nachklarraum 14 befindet sich nur gereinigtes Wasser mit niedrigem Schlammspiegel und geringem Inhalt an schwebenden Stoffen und Schmutzstoffen im Klärwasser (Nitrate, Ammoniakstickstoff, Phosphor). Das zulaufende Rohabwasser treibt aus dem Reaktor das gereinigte Abwasser aus, da das Vermischen der einzelnen Zonen eingeschränkt ist. Zugleich wird ein Schutz vor dem Stoßzulauf einer größeren
Abwassermenge erreicht. Schmutzstoffe aus dem Rohabwasser werden zum größten Teil an der Denitrifikationszone 6 aufgefangen. Der abwechselnde Betrieb und Stillstand (Abschalten) der Mammutpumpen 1 8, 1 9, 20 und 21 und die Belüftung sind für den schnellen Verlauf der Denitrifikation, Nitrifikation und der biologischen Entfernung von Phosphor hilfreich.
In den Stunden, in denen kein Abwasserzulauf vorausgesetzt wird, stellt sich der kontinuierliche Betrieb ein, bei dem der Inhalt der einzelnen Zonen vermischt wird. Allmählich kommt es zum Ausgleich der Schlammkonzentration in der anaeroben Fermentationszone 5, der Denitrifikationszone 6 und der Nitrifikationszone 7. In der Nitrifikationszone 7 erfolgt die vollständige Nitrifikation und aerobe Stabilisie-
rung der Schlämme zusammen mit der Belebung der Schlammaktivität. Im Nachklarraum 14 gibt es einen höheren Anfall der schwebenden Stoffe, die jedoch nicht zum Abfluss gelangen, da kein Rohabwasser zuläuft.
Die Anwendung des Verfahrens gemäß der Erfindung ermöglicht eine Senkung der Investitions- und Betriebskosten zur Reinigung von Abwasser bei gleichzeitiger Senkung der Bedienungsaufwands, wodurch diese individuelle Lösung der Abwasserklärung auch unter Bedingungen attraktiv wird, in denen die Abwasser- klärung aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen nicht durch Abführung von
Abwasser in ein Kanalisationssystem und in eine zentrale Abwasserkläranlage erfolgen kann.
Ein weiterer großer Vorteil des Verfahrens gemäß der Erfindung liegt in der An- wendung zur Entfernung von Stickstoff und Phosphor aus Abwasser; daher können diese Kläranlagen auch zur Einleitung in Oberflächenwasser in Bereichen verwendet werden, in denen Eutrophierung von Oberflächenwasser droht.
Das hier beschriebene Verfahren gemäß der Erfindung kann auch in unterschied- lieh großen Abwasserkläranlagen angewendet werden.