Verfahren zur biologischen aeroben Behandlung und Reduzierung von Überschussschlämmen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur biologischen aeroben Behandlung und Reduzierung von Überschussschlämmen in Abwasserkläranlagen mit einer Belebungsstufe und einer Nachklärstufe, bei dem zumindest ein Teil des Überschussschlammes der Belebungsstufe durch Reaktion mit Ozon aufgeschlossen und dann erneut aerob behandelt wird.
Aus der EP0887 314 A2 ist ein Verfahren der eingangs genannten Art bekannt geworden, bei dem die Ozonbehandlung des Überschussschlammes außerhalb der Belebungsstufe erfolgt. Beispielsweise wird gemäß dem Ausfuhrungsbeispiel in Figur 10 der genannten Druckschrift ein Teil des mit Mikroorganismen und Schlamm beladenen Abwassers einer belebten Stufe 1 über eine Leitung 6 abgezogen, in einem Kessel 4 einer Ozonbehandlung unterzogen und dann über eine Leitung 9 erneut in die Stufe 1 zurückgeführt. Das in der Ozonierungstufe 4 benötigte Ozon wird über eine Leitung 8 zugeführt. Nichtverbrauchte Überschussmengen an Ozon werden über eine Leitung 7 am Kopf des Kessels abgezogen.
Da die Ozonbehandlung und Überschussschlanimreduzierung, bei dem bekannten Verfahren in einem gesonderten Reaktor außerhalb der Belebungsstufe durchgeführt wird, ergibt sich ein erheblicher apparativer Aufwand, der zu einer nicht unerheblichen Kostensteigerung für den Betrieb der Abwasseranlage führt. Auch der Verbrauch des Betriebsmittels Ozon ist bei dem bekannten Verfahren relativ hoch, da im Reaktor 4 zur Erreichung vernünftiger Wirkungsgrade mit hohen Ozonüberschussmengen gearbeitet werden muss, so dass ein Teil des Ozons zusammen mit dem mitgeführtem Sauerstoff ständig über die Leitung 7 verloren geht; Hinzu kommt selbstverständlich noch eine entsprechende Abgasaufbereitung mit weiteren Kosten für den Betrieb der Abwasserkläranlage.
Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art derart weiterzuentwickeln, dass es die Nachteile des Standes der Technik nicht mehr aufweist und sich insgesamt technisch einfacher und damit auch kostengünstiger darstellen lässt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Aufschluss des Überschussschlammes durch Reaktion mit Ozon zumindest teilweise innerhalb der Belebungsstufe gleichzeitig mit der aeroben Behandlung des Abwassers durchgeführt wird.
Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das direkt in die Belebungsstufe in geringen Mengen eingebrachte Ozon sofort in der
Flüssigkeit absorbiert und greift darin die Schlammflocken und die Zellwände der Mikroorganismen an. Durch den Zellaufschluss mit Ozon wird wiederum Zellsaft freigesetzt, der nunmehr biologisch durch Reaktion mit Sauerstoff abgebaut werden kann- Durch entsprechenden Dosierung der Ozonmenge lässt sich dabei in der Belebungsstufe ein Gleichgewicht in belebtem Schlamm zwischen Wachsen und Absterben von Mikroorganismen ohne weiteres einstellen.
Insgesamt führt das erfindungsgemäße Verfahren somit zu einer wesentlichen Erniedrigung der in Belebungsstufen von Kläranlagen anfallendem Überschussschlammmengen. Der bisher erforderliche Aufwand zur Entwässerung, Pressung und Entsorgung des Überschussschlammes, einschließlich der Stabilisierung in Faultürmen und anoxischen Bedingungen, reduziert sich somit erheblich.
Da der Aufschluss des Überschussschlammes praktisch in situ in der Belebungsstufe erfolgt, sind der apparative Aufwand sowie die Betriebskosten für das erfindungsgemäße Verfahren relativ gering. Zudem ergibt sich ein weitere erheblicher Vorteil dadurch, dass der gesamte Sauerstoff, der als Trägergas mit dem Ozon eingeleitet wird, nunmehr direkt für die aerobe Behandlung in der Belebungsstufe genutzt werden kann.
Das für den Aufschluss des Überschussschlammes, in _der- .
Belebungsstufe benötigte Ozon kann sowohl in separaten
Leitungssystemen als auch zusammen mit sowieso für den Betrieb der Belebungsstufe benötigten Betriehsmittelstrόmen-zugefuhrt -werden. So ist es nach einem weiteren Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahren ohne weiteres möglich, das Ozon in Mischung mit dem für die aerobe Behandlung des Abwassers benötigten Sauerstoff bzw. einem mit Sauerstoff angereicherten Gas der Belebungsstufe zuzuführen. Insbesondere bei kleineren Anlagen kann sich dies Verfahrensführung durchaus als vorteilhaft erweisen.
Eine weitere Zuführmöglichkeit für Ozon besteht in der Zumischung des Ozons zu einem umzuwälzenden Teilstroms an Belebschlamm, welcher aufgrund seiner noch vorhandenen Bioaktivität für den Betrieb der Belebungsstufe erforderlich ist. Der umzuwälzende Belebtschlamm kann sowohl der Belebungsstufe als auch der Nächklärstufe entnommen werden.
Besonders vorteilhaft erweist es sich, wenn nach einem weiteren Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens die in die Belebungsstufe einzuführende Ozonmenge zunächst mit Klarwasser,- vorzugsweise mit einem Teilstrom des die Nächklärstufe verlassenden Reinwassers, vermischt und die entstehende Mischung aus Klarwasser und absorbierten Ozon in die Belebungsstufe eingeführt wird. Auf diese Weise lässt sich die Zuführung von Ozon unabhängig von den sowieso benötigten Betriebsmittelströmen optimal einstellen. Durch die vorherige Absorption des Ozons durch das Klarwasser lässt sich zudem ein besonders gleichmäßiger Eintrag erreichen, ohne
Ozonspitzenkonzentrationen, die innerhalb des Belebungsbeckens zu einer punktuellen Störung der biologischen Verhältnisse fuhren könnten.
Falls, wie nach einem weiteren Merkmal vorgeschlagen, der Mischung aus Ozon und Klarwasser zusätzlich noch eine bestimmte Menge an Überschussschlamm aus der Belebungsstufe oder der Nächklärstufe zugesetzt wird, ergibt sich als zusätzlicher Vorteil, dass durch Reaktion mit Ozon Überschussschlamm nicht erst in der Belebungsstufe, sondern bereits im Rohrleitungssystem für die Mischung aus Wasser, Ozon und Überschussschlamm aufgeschlossen wird. Nach einem weiteren Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahren lässt sich ein optimales Gewicht zwischen Wachsen und Absterben von Mikroorganismen in belebtem Schlamm dann einstellen, wenn die Menge des in Mischung mit Ozon rückgeführten Überschussschlammes in etwa der Schlammmenge entspricht, die ohne Ozonbehandlung zusätzlich in der Belebungsstufe entstehen würde.
Es hat sich gezeigt, dass ein optimaler Wirkungsgrad dann erreicht werden kann, wenn die zusammen mit Überschussschlamm in die Belebungsstufe eingeführte Ozonmenge zwischen 100 und 250 mg pro kg Trockensubstanz (TS) des Überschussschlammes beträgt. Bezogen auf die mögliche Überschussschlammmenge pro Tag, handelt es sich hierbei um eine sehr geringe unterstöchiometrische Menge an Ozon, die mit dem aufzuschließendem Überschussschlamm
in Kontakt gebracht wird. Es wird nur ein Teil der Zellwände der Mikroorganismen im Schlamm angegriffen, so dass keine Gefahr besteht, das biologische Leben im Biobecken total zu schädigen. Vielmehr bleibt es durch Zuwachs und Schädigen in etwa im Gleichgewicht.
Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung kann Ozon auch lediglich in Mischung mit Überschussschlamm aus der Belebungsstufe oder der Nächklärstufe in die Belebungsstufe eingeleitet werden. In diesem Falle lässt sich ein besonders gute Verteilung des Ozons im Uberschussschlamm dann erreichen, wenn das Ozon unter Druck in diesen entspannt und dabei gleichmäßig verteilt wird. Aufgrund der durch die gute Verteilung bewirkten hohen Reaktionsgeschwindigkeit zum Aufschluss von Überschussschlamm kann auf diese Wiese sogar erreicht werden, dass bereits nahezu die gesamt Schlammmenge innerhalb des Leitungssystems aufgeschlossen wird, so dass in das Belebungsbecken selbst lediglich der ozontragende Sauerstoff eingeleitet und dort für die aeroben Reaktionen zur Verfügung steht. Dabei kann das benötigte Ozon nach einem weiteren Merkmal besonders wirtschaftlich, dass heißt ohne mechanische, energetisch sehr intensive Gaskompression auf Druck gebracht werden, wenn in einem Frischwasserkreislauf Ozon mit einer Injektionspumpe angesaugt und auf Druck gebracht, nicht gelöstes Ozon in einem Ab- und Desorptionsbehälter abgetrennt und dieses Gas dann in den Überschussschlammstrom entspannt wird. Die im Ab- und Desorbtionsbehälter anfallende mit Ozon gesättigte flüssige
Phase kann zumindest teilweise ebenfalls zum Eintrag von Ozon in die Belebungsstufe herangezogen werden.
Falls wie nach einem weiteren Merkmal vorgesehen, in dem Frischwasserkreislauf neben Wasser und Ozon noch eine bestimmte Menge Uberschussschlamm aus der Nachklär- bzw. Belebungsstufe zugegeben wird, entsteht bereits in einem der Belebungsstufe vorgeschalteten System die Möglichkeit Überschussschlamm aufzuschließen.
Bei Abwasserkläranlagen, bei denen sich die Belebungsstufe aus einer Denitrifikationstufe und einer nachgeschalteten Nitrifikationsstufe zusammensetzt, erweist es sich als zweckmäßig, das Ozon zum Aufschluss von Überschussschlamm entsprechend den bereits erläuterten Verfahrensvarianten in die Nitrifikationsstufe einzuleiten.
Nach weitern Ausfuhrungsmerkmalen des erfindungsgemäßen Verfahrens kann der Schlammaufschluss im Belebungsbecken oder in den Ozonzuleitungen weiter beschleunigt bzw. optimiert werden durch Erhöhung der Temperatur, beispielsweise über 25°C, sowie durch das Anlegen von mechanischen Kraftfeldern, z.B. Ultraschallfeldern, durch die eine Zerkleinerung von Schlammflocken und damit eine Vergrößerung der für die Aufschlussreaktionen zur Verfügung stehenden freien Reaktionsoberflächen erreicht werden kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist in erster Linie vorgesehen zur Behandlung von Überschussschlämmen, die in Kläranlagen bei der biologischen Reinigung von Abwässern anfallen.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass das Verfahren mit ähnlichen Erfolgen auch zur Behandlung anderer organischer Bestandteile enthaltene Ausgangsströme anwendbar ist. Insbesondere trifft dies auf die Behandlung, d. h. den Abbau, von fermentiertem Faulschlamm zu.
Weitere Erläuterungen zu dem erfindungsgemäßen Verfahren sind dem in den Figuren 1 und 2 schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen zu entnehmen.
Gemäß Figur 1 läuft das zu klärende Abwasser 1 über einen Sandfang 2 in eine Denitrifikationstufe 4 der Belebung, wo z.B. ein Rührwerk 5 für eine Durchmischung sorgt. Von dort kommt es in die Nitrifikationsstufe 6 der Belebung, die über eine Belüftervorrichtung 7 mit sauerstoffhaltigem Gas versorgt wird. Zur Denitrifikation der Nitrates (N03) wird ein Wasser-Schlamm- Strom mit einer Pumpe 8 von der Nitrifikationstufe in die Denitrifikationstufe geführt.
Eine Pumpe 9 saugt Klarwasser aus dem Ablauf 14 der Nächklärstufe 11 und ozonhaltiges Gas 10, was separat durch stille elektrische Entladung aus sauerstoffhaltigem Gas in einem Ozonerzeugungsapparat produziert wurde, an und zusätzlich wird in
diese Ansaugseite der Pumpe 9 ein Teil des Überschussschlammes 16 aus dem unteren Teil der Sedimentation von der Nächklärstufe 11 mit der Pumpe 15 dosiert.
Die Pumpe 9 drückt dann das Gemisch aus Wasser, belebtem Schlamm und Gas in das Nitrifikationsbecken, wobei das Ozon sofort in der Flüssigkeit absorbiert wird und darin die Schlammflocken und die Zellwände der Mikroorganismen angreift und für den biologischen Prozess verfügbar macht, so dass ein sauerstoffhaltiges Gas übrig bleibt, was mit dem frei gewordenen Zellsaft und der noch Feststoff enthaltenden Flüssigkeit in die aerobe Belebung gelangt und. dort als Futter von den nicht geschädigten Bakterien aufgenommen wird.
Der die Anlage durchlaufende Abwasserstrom, der dabei zwar eine Reinigung erfährt, aber noch Trübstoffe enthalten kann, wird in der Nächklärstufe 11, z.B. durch Sedimentation der Feststoffe, die durch die Ozonung ein besseres Absetzverhalten zeigen, nachgereinigt, bevor er in den Vorfluter oder in eine nachgeschaltete chemische Phosphatfällung 14 abläuft.
Vom Überschussschlamm 13 aus der Nächklärstufe 11 wird der größte Teil über die Rücklaufleitung 12 in die Denitrifikationstufe 4 zurückgeleitet, ein anderer kleiner Anteil 16 mit der Pumpe 15 der Ozonung zudosiert und der Rest über einen Abzug 13 aus der Nächklärstufe entsorgt.
Durch das beschriebene Verfahren können die Ablaufwerte für den CSB unter dem Grenzwert von 75g/m gehalten werden.
Gemäß Figur 2 läuft ebenso wie bei Figur 1 das zulaufende zu klärende Abwasser über einen Sandfang 2 in eine Denitrifikationstufe 4 der Belebung, wo z.B. ein Rührwerk 5 für eine Durchmischung sorgt. Von dort kommt es in die Nitrifikationsstufe 6 der Belebung, die über eine Belüftervorrichtung 7 mit sauerstoffhaltigem Gas versorgt wird.
Zur Denitrifikation der Nitrates (N03) wird ein Wasser-Schlamm- Strom mit einer Pumpe 8 von der Nitriflkationstufe in die Denitrifikationstufe geführt.
Die Pumpe mit dem Injektor 9 saugt Klarwasser aus dem Ablauf des Ab- und Desorptionsbehälters 15 und ozonhaltiges Gas 10, was separat durch stille elektrische Entladung aus sauerstoffhaltigem Gas in einem Ozonerzeugungsapparat produziert wurde an und bringt das physikalische Gemisch aus Wasser, Sauerstoff und Ozon auf Druck, vorzugsweise auf 6 bar absolut und transportiert es in den inneren Zylinder des Ab- und Desorptiopnsbehälters 15, wo sich das nicht gelöste Gas vom gelösten und vom Wasser trennt, aufsteigt, sich im Kopf des Behälters 15 sammelt und über die Regelung 18 dem Überschussschlamm vor der Pumpe 16 zudosiert wird. Das Wasser, das zum Transport und Verdichten des Gases benutzt wurde, steigt ebenfalls im inneren Zylinder auf, fallt über die Zylinderkante und wird über die Füllstandsregelung (LIC, 17) kontrolliert von der Druckerhöhungspumpe 9 angesaugt. Die zum Transport und zum Verdichten der Gase Sauerstoff unc bestimmte Klarwassermenge richtet sich nach dem gesamten Gasvolumen. Bei einer Wassertemperatur von 20 °C und einem
geforderten Wassergasgemischdruck von 6 bar absolut beträgt das Verhältnis der Volumina von Wasser und Gas vorzugsweise 0,6.
Das auf Druck gebrachte und komprimierte Sauerstoff-Ozon- Gasgemisch wird dann dem Überschussschlamm aus dem Sedimentationsbereich der Nächklärstufe 11 vor der Überschussschlammförderpumpe 16 zudosiert. Der Ozonung wird soviel Überschussschlamm durch eine ansaugende Pumpe 16 angeboten, wie theoretisch ohne Ozonung in der Biologie entstehen würde.
Die Pumpe 16 drückt vorzugsweise mit einem Druck von 6 bar absolut dann das Gemisch aus Wasser, Überschussschlamm und Gas in das Nitrifikationsbecken 6, wobei das Ozon sofort in der Flüssigkeit absorbiert wird und darin die Schlammflocken und die Zellwände der Mikroorganismen angreift und fü deα biologischen Prozess verfügbar macht, so dass ein sauerstoffhaltiges Gas übrig bleibt, was mit dem frei gewordenen Zellsaft und der noch Feststoff enthaltenen Flüssigkeit in die aerobe Belebung gelangt.
Der die Anlage durchlaufende Abwasserstrom, der dabei zwar eine Reinigung erfahrt, aber noch Trübstoffe enthalten kann, wird in der Nächklärstufe 11, z.B. durch Sedimentation der Feststoffe, die durch die Ozonung ein besseres Absetzverhalten zeigen, nachgereinigt, bevor er in den Vorfluter oder in eine nachgeschaltete chemische Phosphatfallung bei 14 abläuft.
Vom Überschussschlamm 13 aus der Nächklärstufe 11 wird der größte Teil über die Rücklaufleitung 12 in die Denitrifikationsstufe 4 zurückgeleitet, ein anderer kleiner Anteil mit der Pumpe 16 der Ozonung zudosiert und der Rest über einen Abzug 13.1 aus der Nächklärstufe entsorgt.