Spritzgußteil, Spritzgußforπi und Spritzgußverfahren
Die Erfindung betrifft ein Spritzgußteil mit wenigstens einer Außenfläche, eine Spritzgußform mit wenigstens einer Innenfläche sowie ein Spritzgußverfahren.
Bei derartigen Spritzgußteilen handelt es sich häufig um Gehäuseformen von elektronischen Bauteile, Computerbauteilen, Bild-, Ton- und Datenträgern, sonstigen Gebrauchsartikeln, etc.. Dabei besitzen diese Spritzgußteile in der Regel wenigstens eine Außenfläche, auf welcher die Information nach außen hin sichtbar ist. Die Information kann dabei auf die Außenfläche aufgedruckt, über Aufkleber mit der entsprechenden Information aufgeklebt, als Farbinformation unmittelbar über verschieden farbiges Spritzgußmaterial in diese Außenfläche eingegeben oder als unmittelbar eingegossener Schriftzug erscheinen
(letzterer ragt anschließend als Schriftzugrelief aus der
Außenfläche des Spritzgußteils heraus) . Ferner gibt es auch transparente Materialien für die Spritzgußteile, in welche farbige Materialien eingegossen werden, die bei Durchsicht durch das transparente Material ihre Information preisgeben. Diese aufgedruckte, aufgeklebte bzw. eingegossene Information ist sichtbar (d.h. mit Licht im optisch sichtbaren Bereich lesbar bzw. darstellbar) .
Häufig werden solche Spritzgußteile bzw. die entsprechenden Geräte, Datenträger, etc. dadurch authentifiziert, daß Sicherheitssiegel in Form von Folien-Hologrammen aufgeklebt werden. Sicherheitssiegel in Form von Hologrammen beruhen auf optischen Beugungsstrukturen, die in die Fo- lienschicht eingelagert sind. Je nach Beleuchtungs- und Blickwinkel nimmt der Betrachter unterschiedliche Farben, Muster und Motive wahr. Der Aufbau dieser Folienschichten und der technische Aufwand bei ihrer Produktion bieten
einen wirkungsvollen Schutz vor einem einfachen Kopieren und damit vor einem Vertreiben von gefälschten Produkten mit einem kopierten Sicherheitssiegel.
Holografisch gespeicherte Information schützt besonders wirkungsvoll gegen Kopieren, da zum Kopieren eines Hologramms grundsätzlich kohärente Lichtquellen in Form komplizierter Laseraufbauten verwendet werden müssen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Spritzgußteil zu schaffen, welches als Träger von Information in alternativer Darstellungsweise dient oder welches einen erhöhten Kopierschutz bietet.
Die Erfindung löst diese Aufgabe jeweils mit den Gegenständen der Ansprüche 1, 4 und 7.
Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
Nach Anspruch 1 umfaßt die Außenfläche des Spritzgußteils zumindest abschnittsweise eine Oberflächenstruktur mit optisch beugenden Eigenschaften. Vorteilhaft kann hierdurch eine beispielsweise durch eine entsprechende Ober- flächenstruktur dargestellte Information nach außen sichtbar gemacht werden, aber auch einfach eine neuartige Gestaltungsmöglichkeit geboten werden. So kann die Oberflächenstruktur durch geeignete Beugungsstrukturen das auf die Außenfläche einfallende Licht in verschiedenen Farben "schillern" lassen, wodurch ganz neuartige Farberscheinungen möglich sind, als durch das klassische Bemalen oder Bekleben mit entsprechenden Folien. Bei geeigneter Wahl des Spritzgußmaterials und der Oberflächenstruktur sind nämlich zahlreiche neuartige Gestaltungsmöglich- keiten geschaffen. Außerdem können bereits uncodierte oder codierte Informationen in die Oberflächenstrukturen eingebracht werden, die unmittelbar, erst nach Decodie- rung und/oder erst bei Bestrahlung mit optisch nicht
sichtbaren elektromagnetischen Wellen erkennbar werden. Somit ist ein besonders wirkungsvoller Produktschutz möglich, da keine Sicherheitssiegel mehr benötigt werden, die auf das Gehäuse aufgeklebt werden müssen und als Pro- duktschutz unmittelbare erkennbar sind. Der Produktschutz kann nach außen mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar sein. Wird das Spritzgußteil einfach in Kopie abgegossen, so enthält die Kopie nicht mehr diese Oberflächenstruktur, da die herkömmlichen Spritzgußformen solche Oberflä- chenstrukturen nicht herstellen können.
Die Oberflächenstruktur kann beispielsweise ein Diffraktionsmuster sein. Das Diffraktionsmuster kann dabei so ausgelegt sein, daß es je nach Betrachtungswinkel von Spritzgußteil zur Beleuchtungsquelle bzw. dessen Beleuchtungsfarbe unterschiedliche Motive bzw. Informationen zeigt .
Grundsätzlich treten optische Beugungserscheinungen von Oberflächenstrukturen lediglich bei Strukturgrößen im Größenbereich der verwendeten elektromagnetischen Strah-- lung auf. Insofern weist die Oberflächenstruktur zum Erzeugen von Beugungserscheinungen bei Bestrahlung mit sichtbarem Licht Linienabstände bzw. Bereiche in denen die Struktur sich ändert in der Größenordnung von beispielsweise 1000 Linien pro Millimeter auf. Für Beugungserscheinungen bei Bestrahlung mit UV- oder IR-Licht weist die Oberflächenstruktur eine unterschiedliche Linienanzahl pro Millimeter auf. Wird diese Oberflächenstruktur mit Licht im sichtbaren Bereich bestrahlt, so wird die zugrunde liegende Information zwar ebenfalls sichtbar, jedoch in der Tiefe verzerrt (verkürzt oder in die Länge gezogen) . Dies kann ausgenutzt werden, Information so in die "UV- bzw- IR-Beugungsstrukturen" einzubringen, daß sie bei der in der Tiefe verzerrten Darstellung unter Bestrahlung mit sichtbarem Licht" nicht mehr erkennbar ist. So kann beispielsweise das reelle Bild betrachtet werden, daß abhängig von der eingestrahlten Lichtwellenlänge im
unterschiedlichen Abstand oberhalb der Außenfläche des Spritzgußteils "schwebt". Der gemessenen Abstand in Verbindung mit der vorgegebenen Lichtwellenlänge ist folglich eine "versteckte" Information, die nicht ohne weite- res im sichtbaren Licht erkennbar ist.
Die von der Oberflächenstruktur über Beugungseffekte dargestellte Information kann jede Art optisch lesbarer Information umfassen, auch rein geometrische oder unregel- mäßige, (scheinbar) zufällige Muster.
Zum Erhöhen des Kopierschutzes oder zum Darstellen besonders wirkungsvoller Information stellt die Oberflächenstruktur ein Hologramm dar. Es kann sich hierbei um ein dreidimensionales Hologramm (räumliche Wiedergabe eines Objektes in voller dreidimensionaler Wiedergabe), ein zwei/dreidimensionales Hologramm (flächiges Motiv vor dreidimensionalem Hintergrund) , ein zweidimensionales Hologramm (flächige Grafik) handeln.
Der Begriff Hologramm ist in dem Sinne zu verstehen, daß in dem Hologramm enthaltene Information als ganzes auch nur in Flächenabschnitten der Oberflächenstruktur enthalten ist. Der technische Aufwand bei der Produktion sol- eher Hologramme bietet einen wirkungsvollen Schutz vor einem einfachen Kopieren und damit vor einem Vertreiben von gefälschten Produkten.
Bevorzugt ist zumindest die Außenfläche mit Oberflächen- Struktur mit einer transparenten Kopierschutzschicht mit die Polarisation des Lichtes drehenden und/oder filternden Eigenschaften überzogen. In Verbindung mit einem Hologramm als Oberflächenstruktur ist vorteilhaft ein besonders wirkungsvoller Schutz vor einem Kopieren geschaf- fen. Zum Kopieren eines Hologramms müssen grundsätzlich kohärente Lichtquellen verwendet werden. Diese Lichtquellen haben zusätzlich die Eigenschaft, daß sie polarisiertes Licht (zirkulär oder linear polarisiertes Licht) aus-
senden. Ferner muß für das Kopieren ein Rekonstruktions- strahl des Hologramms, welcher wenigstens einmal die Kopierschutzschicht passieren muß, mit einem nicht von der Oberflächenstruktur gebeugten (und damit nicht durch die Kopierschutzschicht hindurchgetretenen) Referenzlichtstrahl interferieren. Interferenz tritt jedoch nur bei Lichtstrahlen auf, die nicht senkrecht zueinander polarisiert sind. Durch geeignete Wahl der Kopierschutzschicht kann diese den Rekonstruktionslichtstrahl bzw. den an- schließenden Objektstrahl gerade senkrecht zu dem Referenzstrahl polarisieren. Hat die Kopierschicht im wesentlichen reine polarisationsfilternde Eigenschaft, so wird der linear polarisierte Rekonstruktionsstrahl beispielsweise so stark gefiltert, daß er nicht mehr mit dem Refe- renzstrahl interferieren kann. Für weitere Details und Ausgestaltungen der Kopierschutzschicht sowie des Hologramms wird auf die parallele Anmeldung mit der Bezeichnung "Informationsträger" derselben Anmelder verwiesen, welche denselben Anmeldetag trägt, deren Offenbarung vollinhaltlich in die vorliegende Anmeldung übernommen wird.
Nach Anspruch 4 ist in der Innenfläche der Spritzgußform ein Prägestempel zum Prägen von Oberflächenstrukturen mit optisch beugenden Eigenschaften des Spritzgußteils enthalten. Hierdurch ist ein besonders einfach fertigbare Spritzgußform geschaffen, welche die gewünschte Oberflächenstruktur herstellen kann. Bevorzugt stellt die Oberflächenstruktur ein Hologramm dar. Als Prägestempel wird vorzugsweise ein Stempel verwendet, wie er zum normalen Herstellen von Folien mit Beugungsstrukturen bzw. Hologrammen verwendet wird.
Bevorzugt besteht der Prägestempel aus einem ausreichend dicken metallischen Material. Dieses spezielle Material ist vorteilhaft in der Lage, die beim Spritzgießen auftretende Wärme ausreichend in das Materialinnere des Prägestempels abzuleiten, so daß keine wesentlichen Verände-
rungen der Oberflächenstruktur des Prägestempels durch thermische Materialdehnungen auftreten können.
Nach Anspruch 7 umfaßt das Verfahren zum Spritzgießen ei- nes Spritzgußteils folgende Schritte: Von einer Oberflächenstruktur mit optisch beugenden Eigenschaften wird eine Metallkopie angefertigt, die Metallkopie wird als Prägestempel in eine Spritzgußform eingesetzt, und das Spritzgußteil wird gegossen. Das Anfertigen einer Metall- kopie mit einem Flächenhologramm erfolgt gewöhnlich ähnlich dem Pressen von Schallplatten. Als Original wird dabei beispielsweise eine Prägematrize (z.B. ein Photore- sisthologramm) mit einer das Hologramm als Beugungsmuster enthaltenden Oberflächenstruktur verwendet, die anschlie- ßend chemisch mit einer Silberlösung versilbert oder im Hochvakuum mit einem Metallfilm bedampft wird. Der Metallfilm wird anschließend genügend stark galvanisch verstärkt, daß ein massiver metallischer (z.B. Nickel) Prägestempel entsteht und von dem Original abgelöst . Der Prägestempel kann anschließend in eine dafür vorgesehene Aussparung in der Spritzgußform fest eingesetzt werden. Beim Spritzvorgang formt sich die optisch beugende Oberflächenstruktur vorteilhaft auf die Spritzgußteile ab. Als Spritzgußmaterial eignen sich alle Plastikgranulate, insbesondere thermoplastische Kunststoffe, die eine glatte Oberfläche erzeugen (z.B. PC, PE, PU, ABS).
Bevorzugt werden während des Gießens des Spritzgußteils der Druck und/oder die Temperatur so gesteuert, daß die Oberflächenstruktur des Prägestempels im wesentlichen unverändert bleibt . Vorteilhaft wird unter Steuerung des Drucks und/oder der Temperatur gewährleistet, daß Materialdehnungen bzw. -verspannungen des Prägestempels während des Spritzgießvorganges so gering bleiben, daß die Ober- flächenstruktur des Spritzgußteils nicht wesentlich beeinträchtigt wird.
Zum weiteren Erhöhen des I ^ Schutzes ist das Spritzgußmaterial mit bestimmten Stoffen in bestimmten Mengenverhältnissen dotiert. Diese Stoffe und deren Mengenverhältnisse können anschließend wieder über eine Massen- Spektroskopie detektiert werden, in der Regel jedoch nur bei Kenntnis der eingebrachten Stoffe und deren Mengenverhältnis. Wird diese Information möglichst geheim gehalten, so ist eine Kopie praktisch unmöglich, bzw. läßt sich eine Kopie mit großer Zuverlässigkeit von dem Origi- nal unterscheiden. Die Anmelder behalten sich vor, diese spezielle Dotierung von Spritzgußteilen (ohne Oberflächenstruktur mit optisch beugenden Eigenschaften) getrennt weiterzuverfolgen.