Verfahren zur Herstellung von Beschichtungen, Klebschichten oder Dichtungen für grundierte oder ungrundierte Substrate
Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von 5 Beschichtungen, Klebschichten oder Dichtungen für grundierte oder ungrundierte Substrate aus radikalisch und/oder ionisch härtbaren Beschichtungsstof en, Klebstoffen oder Dichtungsmassen durch Bestrahlung. Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung die grundierten oder ungrundierten Substrate, die mindestens eine Beschichtung, eine Klebscbicht und oder eine Dichtung, 10 hergestellt nach dem neuen Verfahren, aufweisen.
Radikalisch und/oder ionisch härtbare Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen, insbesondere aber Beschichtungsstoffe, die mindestens einen Bestandteil (A) enthalten, der im statistischen Mittel mindestens eine Gruppe (a)
15 mit mindestens einer mit aktinischer Strahlung aktivierbaren Bindung pro Molekül enthält, sowie die Bestandteile (A) als solche sind seit langem bekannt und werden in zahlreichen Patentschriften beschrieben. Beispielhaft wird auf die europäischen Patentschriften EP 0 928 800 A 1, 0 636 669 A 1, 0 410 242 A 1, 0 783 534 A 1, 0 650 978 A 1, 0 650 979 A 1, 0 650 985 A I, 0 540 884 A 1, 0 568
20 907 A 1, 0 054 505 A 1 oder 0 002866 A 1, die deutschen Patentschriften DE 197 09 467 A 1, 42 03 278 A 1, 33 16 593 A 1, 38 36370 A 1, 2436 186 A 1 oder 20 03 579 B 1, die internationalen Patentanmeldungen WO 97/46549 oder 99/14254 oder die amerikanischen Patentschriften US 4,675,234 A 1, 4,634,602 A 1, 4,424,252 A 1, 4,163,810 A 1, 4,129,488 AI oder 3,974,303 A 1 verwiesen. Die
25 bekannten Beschichtungsstoffe können in der Form von wasserfreien und lösemittelfreien Flüssigkeiten und Schmelzen (sogenannte 100%-Systeme), von Pulvern oder in Form von Dispersionen oder Lösungen in mindestens einem organischen Lösemittel vorliegen. Dies gilt auch für die bekannten Klebstoffe und Dichtungsmassen.
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Unter aktinischer Strahlung wird hier und im folgenden elektromagnetische Strahlung wie sichtbares Licht, UV-Strahlung oder Röntgenstrahlung, insbesondere aber UV-Strahlung, und Korpuskularstrahlung wie Elektronenstrahlung verstanden. Wegen des vergleichsweise geringen apparativen Aufwands der UV-Härtung werden vor allem Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen angewandt, die mit UV-Strahlung härtbar sind.
An und für sich zeichnen sich Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen, die mit UV-Strahlung härtbar sind, durch besondere Vorteile, wie eine kurze Taktzeit, einen geringen Energieverbrauch bei der Härtung und die Möglichkeit der Beschichtung, Verklebung und Abdichtung thermisch empfindlicher Substrate, aus. Indes weisen sie dabei noch immer ganz spezifische Nachteile auf.
So enthalten die bekannten radikalisch und oder ionisch härtbaren Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen Photoinitiatoren, die beim Bestrahlen mit UV-Strahlung Radikale oder Kationen bilden, die die radikalische oder ionische Polymerisation oder Vernetzung des Bestandteils (A) initiieren (vgl. hierzu Römpp Chemie Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, »Photoinitiatoren«, Seiten 444 bis 446). Nachteilig ist hierbei, daß die Photoinitiatoren Zerfallsprodukte liefern, die einen unangenehmen Geruch aufweisen und/oder gefärbt sind. Dies führt zu unerwünschten Emissionen und zur Vergilbung der Beschichtungen, Klebstoffe und Dichtungsmassen, was insbesondere bei dekorativen Beschichtungen oder verklebten Glasplatten nicht akzeptabel ist. Außerdem erfordert die Anwesenheit von Photoinitiatoren die Herstellung und die Applikation der Beschichtungsstoffe,
Klebstoffe und Dichtungsmassen unter Ausschluß des UV-Anteils des sichtbaren Lichts, was einen erheblichen logistischen und apparativen Aufwand erfordert.
Darüber hinaus sind die Photoinitiatoren häufig teuer, weswegen ihre Verwendung wirtschaftlich von Nachteil ist.
Ein weiterer wesentlicher Nachteil der UV-Härtung ist die Bildung von Ozon bei der Bestrahlung. Ozon ist aber hochgiftig und vermag auch die Oberfläche der Beschichtungen, Klebstoffe und Dichtungen zu beschädigen. Es muß deshalb abgesaugt werden, was einen zusätzlichen apparativen Aufwand darstellt.
5.
Die Photopolymerisation kann des weiteren durch Luftsauerstoff inhibiert werden weswegen entweder unter Luftausschluß gearbeitet werden muß, oder aber die Inhibierung muß durch eine sehr hohe Initiatorkonzentration oder durch sogenannte Coinitiatoren kompensiert werden. Trotzdem lassen sich häufig nicht 0 die erforderlichen Oberflächeneigenschaften realisieren.
Es besteht daher ein Bedarf nach einem Verfahren zur Herstellung von Beschichtungen, Klebschichten oder Dichtungen aus radikalisch und/oder ionisch härtbaren Beschichtungsstoffen, Klebstoffen oder Dichtungsmassen der 5 vorstehend beschriebenen Art, das die geschilderten Nachteile nicht mehr länger aufweisen soll, wohl aber die geschilderten Vorteile.
Aus den japanischen Patentanmeldungen JP 08 188 632 A 1, 07 228 789 A 1, 09 302 262 A 1, 01 064 761 A 1, 09 052 068 A 1 oder 08 206 584 A 1 oder den 0 europäischen Patentanmeldungen EP 0 774 492 A 1 oder 0 889 363 A 1 sind radikalisch und/oder ionisch härtbare Beschichtungsstoffe bekannt, die Bestandteile mit photopolymerisierbaren olefinisch ungesättigten Bindungen enthalten. Diese Beschichtungsstoffe können mit naher Infrarotstrahlung (NIR- Strahlung) gehärtet werden. Voraussetzung Merfür ist aber die Verwendung von 5 Farbstoffen, die NIR-Strahlung absorbieren und so als Initiatoren der Photopolymerisation wirken. Diese führen aber zur ähnlichen Problemen, wie sie bei konventionellen Photoinitiatoren auftreten. Diese wiegen besonders schwer bei dekorativen Beschichtungen oder Klarlackierungen oder bei Klebschichten zwischen Glasplatten. Daher liegt der Hauptverwendungszweck, beispielsweise 0 der aus der europäischen Patentschrift EP 0 889 363 A 1 bekannten Zusammensetzungen, auf dem Gebiet der bildmäßigen Belichtung zur Herstellung
von Photoresists, Druckplatten oder holographischen Filmen, bei denen ein gewisser Gehalt an Farbstoffen nicht störend wirkt, sondern im Gegenteil den Bildkontrast noch verstärkt. .
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, den vorstehend beschriebenen Bedarf zu decken und ein neues Verfahren zur Herstellung von Beschichtungen, Klebschichten und Dichtungen aus an sich bekannten radikalisch und/oder ionisch härtbaren Beschichtungsstoffen, Klebstoffen und Dichtungsmassen zu finden, das die Nachteile des' Standes der Technik, wie die auf die Verwendung von Photoinitiatoren zurückgehende Geruchsbelästigung und .Vergilbung, das Arbeiten unter Ausschluß des UV- Anteils des sichtbaren Lichts sowie die auf die Verwendung von UV-Strahlung zurückgehende Bildung von Ozon nicht mehr länger aufweist und ohne Farbstoffe, die NIR-Strahlung absorbieren, auskommt. Dabei soll das neue Verfahren die besonderen Vorteile der bekannten Beschichtungsstoffe, Klebstoffen und Dichtungsmassen, wie eine kurze Taktzeit, einen geringen Energieverbrauch bei der Härtung und die Möglichkeit der Beschichtung, Verklebung und Abdichtung thermisch empfindlicher Substrate, weiterhin aufweisen.
Demgemäß wurde das neue Verfahren zur Herstellung von Beschichtungen, Klebschichten oder Dichtungen für grundierte oder ungrundierte Substrate gefunden, bei dem man
(1) mindestens einen radikalisch und/oder ionisch härtbaren Beschichtungsstoff und/oder Klebstoff und/oder mindestens eine radikalisch und oder ionisch härtbare Dichtungsmasse, enthaltend mindestens einen Bestandteil (A), der im statistischen Mittel mindestens eine Gruppe (a) mit mindestens einer mit aktinischer Strahlung aktivierbaren Bindung pro Molekül, in der Form
(1.1) einer wasserfreien und lösemittelfreien Flüssigkeit oder Schmelze,
(1.2) eines Pulvers,
(1.3) einer Dispersion oder einer Lösung in mindestens einem organischen Lösemittel oder
(1.4) einer Dispersion oder einer Lösung in einem wäßrigen Medium
auf und/oder in das grundierte oder ungrundierte Substrat appliziert,
(2) die resultierende Schicht aus einer Dispersion oder einer Lösung (1.3) oder (1.4) trocknet oder die resultierende Schicht der Schmelze (1.1) erstarren läßt oder durch Erhitzen weiterhin in geschmolzenem Zustand hält,
(3) die resultierende feste Schicht (1.2), (1.3) oder (1.4) durch Erhitzen aufschmilzt und
(4) die im Verfahrensschritt (1) resultierende flüssige oder die im Verfahrensschritt (2) oder (3) resultierende geschmolzene Schicht
(4.1) im flüssigen oder geschmolzenen Zustand,
(4.2) beim Erstarren und/oder (4.3) nach dem Erstarren
mit naher Infrarotstrahlung (NIR-Strahlung) härtet.
Im folgenden wird das neue Verfahren zur Herstellung von Beschichtungen, Klebschichten oder Dichtungen für grundierte oder ungrundierte Substrate als „erf dungsgemäßes Verfahren" bezeichnet.
Weitere erfindungsgemäße Gegenstände gehen aus der Beschreibung hervor.
Im Hinblick auf den Stand der Technik war es überraschend und für den Fachmann nicht vorhersehbar, daß die Lösung der Aufgabe, die der vorliegenden
Erfindung zugrunde liegt, mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens gelöst werden konnte. Insbesondere überraschte, daß mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens an sich bekannte Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen radikalisch und/oder ionisch vernetzt werden können, ohne daß Photoinitiatoren oder NIR-Strahlung absorbierende Farbstoffe zugegen sind. Noch mehr überraschte die außerordentlich breite Verwendbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens, insbesondere auf dem Gebiet der Beschichtung von grundierten und ungrundierten Substraten.
Das erfindungsgemäße Verfahren dient der Beschichtungen, dem Verkleben und/oder dem Abdichten von grundierten oder ungrundierten Substraten.
Als Substrate kommen alle Oberflächen von Gegenständen in Betracht, die einer Härtung der hierauf befindlichen Schichten aus Beschichtungsstoffen, Klebstoffen und oder Dichtungsmassen unter Anwendung von Hitze und/oder aktinischer Strahlung zugänglich sind, das sind z. B. Gegenstände aus Metallen, Kunststoffen, Holz, Keramik, Stein, Textil, Faserverbunden, Leder, Glas, Glasfasern, Glas- und Steinwolle oder ineral- und harzgebundene Baustoffen, wie Gips- und Zementplatten oder Dachziegel. Demnach ist das erfindungsgemäße Verfahren für die Beschichtung, das Verkleben oder das Abdichten von Kraftfahrzeugkarosserien, von Möbeln und Bauteilen für den privaten oder industriellen Gebrauch, wie Radiatoren, Haushaltsgeräte, Kleinteile aus Metall, Radkappen, Felgen, Coils, Container und elektrotechnische Bauteile, wie Wicklungen von elektrischen Motoren, in hohem Maße geeignet.
Die hierbei angewandten metallischen Substrate können eine Grundierung, insbesondere eine kathodisch (KTL) oder anodisch (ATL) abgeschiedene und thermisch gehärtete Elektrotauchlackierung (ETL) aufweisen. Gegebenenfalls kann die Elektrotauchlackierung noch mit einer Steinschlagschutzgrundierung oder einem Füller beschichtet sein.
Das erfindungsgemäße Verfahren dient insbesondere auch der Beschichtung, dem Verkleben oder dem Abdichten grundierter oder nicht grundierter Kunststoffe wie z. B. ABS, AMMA, ASA, CA, GAB, EP, UF, CF, MF, MPF, PF, PAN, PA, PE, HDPE, LDPE, LLDPE, UHMWPE, PET, PMMA, PP, PS, SB, PUR, PVC, RF, 5 SAN, PBT, PPE, POM, PUR-RIM, SMC, BMC, PP-EPDM und UP (Kurzbezeichnungen nach DIN 7728T1). Die Kunststoffe können selbstverständlich auch Polymerblends, modifizierte Kunststoffe oder faserverstärkte Kunststoffe sein. Im Falle von nichtfunktionalisierten und/oder unpolaren Kunststoffoberflächen können diese vor der Beschichtung in bekannter Weise 10 einer Vorbehandlung mit einem Plasma oder mit Beflammen unterzogen und/oder mit einer Hydrogrundierung aus einem Hydroprimer beschichtet werden.
Im Verfahrensschritt (1) des erfϊndungsgemäßen Verfahrens wird mindestens ein Beschichtungsstoff, ein Klebstoffe und/oder eine Dichtungsmasse auf und/oder in 15 das vorstehend beschriebene Substrat appliziert.
Die Applikation kann durch alle üblichen Applikationsmethoden, wie z.B. Spritzen, Rakeln, Streichen, Gießen, Tauchen, Tränken, Träufeln oder Walzen erfolgen. Dabei kann das zu beschichtende, zu verklebende oder abzudichtende
20 Substrat als solches ruhen, wobei die Applikationseinrichtung oder -anläge bewegt wird. Indes kann auch das zu beschichtende, zu verklebende oder abzudichtende Substrat, insbesondere ein Coil, bewegt werden, wobei die Applikationsanlage relativ zum Substrat ruht oder in geeigneter Weise bewegt wird.
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Vorzugsweise werden Spritzapplikationsmethoden angewandt, wie zum Beispiel Drackluftspritzen, Airless-Spritzen, Hochrotation, elektrostatischer Sprühauftrag (ESTA), gegebenenfalls verbunden mit Heißspritzapplikation wie zum Beispiel Hot-Air - Heißspritzen. Die Applikation kann bei Temperaturen von max. 70 bis
30 80 °C durchgeführt werden, so daß geeignete Applikationsviskositäten erreicht werden, ohne daß bei der kurzzeitig einwirkenden thermischen Belastung eine
Veränderung oder Schädigungen des Beschichtungsstόffs, des Klebstoffs oder der Dichtungsmasse und des gegebenenfalls wiederaufzubereitenden Overspray eintreten. So kann das Heißspritzen so ausgestaltet sein, daß der Beschichtungsstoff, der Klebstoff oder die Dichtungsmasse nur sehr kurz in der oder kurz vor der Spritzdüse erhitzt werden.
Die für die Applikation verwendete Spritzkabine kann beispielsweise mit einem gegebenenfalls temperierbaren Umlauf betrieben werden, der mit einem geeigneten Absorptionsmedium für den Overspray, z. B. dem erfindungsgemäß zu verwendenden Beschichtungsstoff selbst, betrieben wird.
Der Beschichtungsstoff, der Klebstoff und die Dichtungsmasse können dabei in der Form einer wasserfreien und lösemittelfreien Flüssigkeit oder Schmelze (1.1) vorliegen. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter einer Flüssigkeit ein Stoff verstanden, der bei Raumtemperatur flüssig ist. Demgegenüber wird unter einer Schmelze ein Stoff verstanden, der bei Raumtemperatur fest ist und der sich erst oberhalb der Raumtemperatur verflüssigt. Beschichtungsstoffe, Klebstoffe oder Dichtungsmassen (1.1) dieser Art werden von der Fachwelt auch als 100%- Systeme bezeichnet.
Der Beschichtungsstoff, der Klebstoff und die Dichtungsmasse können außerdem in der Form eines Pulvers (1.2) vorliegen. Beschichtungsstoffe (1.2) dieser Art werden von der Fachwelt bekanntermaßen als Pulverlacke bezeichnet.
Des weiteren können die Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen in der Form einer Dispersion oder einer Lösung in mindestens einem organischen Lösemittel (1.3) vorliegen. Beschichtungsstoffe (1.3) dieser Art werden von der Fachwelt bekanntermaßen als konventionelle Beschichtungsstoffe bezeichnet.
Nicht zuletzt können die Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen in der Form einer Dispersion oder einer Lösung (1.4) in mindestens einem wäßrigen
Medium vorliegen. Beschichtungsstoffe dieser Art werden von der Fachwelt bekanntermaßen als wäßrige Beschichtungsstoffe bezeichnet.
Im Rahmen des erfϊndungsgemäßen Verfahrens wird im Verfahrensschritt (2) die resultierende Schicht aus einer Dispersion oder einer Lösung (1.3) oder (1.4) getrocknet.
Werden Beschichtungsstoffe, Klebstoffe oder Dichtungsmassen (1.1) in Form einer Schmelze verwendet, läßt man die resultierende Schicht (1.1) erstarren oder hält sie durch Erhitzen weiterhin in geschmolzenem Zustand. Hierbei kann die Schicht (1.1) in üblicher und bekannter Weise mit heißer Luft, beispielsweise in Umluftöfen, oder mit konventionellen Infrarotlampen erhitzt werden. Erfindungsgemäß ist es von Vorteil auch in diesem Verfahrensschritt (2) NTR- Strahlung zu verwenden.
Werden Beschichtungsstoffe, Klebstoffe oder Dichtungsmassen (1.2), (1.3) oder (1.4) verwendet, wird die in dem Verfahrensschritt (3) resultierende feste Schicht (1.2), (1.3) oder (1.4) durch Erhitzen aufgeschmolzen. Auch hierbei kann die Schicht (1.2), (1.3) oder (1.4) in üblicher und bekannter Weise mit heißer Luft, beispielsweise in Umluftöfen, oder mit konventionellen Infrarotlampen erhitzt werden. Erfindungsgemäß ist es von Vorteil auch in diesem Verfahrensschritt (3) NIR-Strahlung zu verwenden.
Im erfindungsgemäßen Verfahrensschritt (4) wird die im Verfahrensschritt (1) resultierende flüssige Schicht (1.1) oder die im Verfahrensschritt (2) oder (3) resultierende geschmolzene Schicht (1.2), (1.3) oder (1.4) in geschmolzenem Zustand, beim Erstarren und/oder nach dem Erstarren mit naher Infrarotstrahlung (NIR-Strahlung) gehärtet, wodurch die Beschichtungen, Klebschichten und Dichtungen resultieren.
Erfindungsgemäß ist es von Vorteil, NIR-Strahlung einer Wellenlänge zu verwenden, für die die festen Schichten (1.2), (1.3) und (1.4), die Flüssigkeiten und Schmelzen (1.1) sowie die im Verfahrensschritt (4) resultierenden Schmelzen teilweise durchlässig sind. Besondere Vorteile resultieren, wenn die eingestrahlte NIR-Strahlung zu 20 bis 80%, insbesondere zu 40 bis 70%, absorbiert wird. Dies wird vorzugsweise durch NIR-Strahlung einer Wellenlänge von 600 bis 1.400 nm, insbesondere 750 bis 1.100 nm, erzielt, weswegen diese ganz besonders bevorzugt für das erfindungsgemäße Verfahren verwendet wird.
Methodisch und apparativ gesehen weist der erfindungsgemäße Verfahrensschritt (4) keine Besonderheiten auf, sondern erfolgt mit Hilfe, kommerziell erhältlicher Strahler, die einen hohen Anteil ihrer Strahlung im nahen Infrarot emittieren. Beispiele geeigneter Strahler sind Halogenstrahler mit hoher Glühwendeltemperatur wie sie beispielsweise von der Firma Ushio Inc., Tokio, Japan, oder der Firma IndustrieService, Deutschland, vertrieben werden.
Vorteilhafterweise kann hierbei die NIR-Strahlung durch optische Einrichtungen so gelenkt und fokussiert werden, daß eine Temperaturverteilung erreicht wird, die der Härtungscharakteristik der Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen angepaßt ist. Außerdem kann die auf die applizierten Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen einwirkende Strahlungsenergie und/oder die Wellenlänge der NIR-Strahlung durch elektrische Regelung der Strahler und oder durch optische Filtereinrichtungen genau eingestellt werden. Ergänzend wird auf die deutsche Patentschrift DE 197 36462 A 1, Spalte 1, Zeile 52, bis Spalte 2, Zeile 33, verwiesen.
Der Fachmann kann daher die für den jeweiligen Fall vorteilhaften Parameter aufgrund seines Fachwissens gegebenenfalls unter Zuhilfenahme einfacher orientierender Vorversuche leicht ermitteln.
Die in dem erfindungsgemäßen Verfahren anzuwendenden Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen enthalten mindestens einen Bestandteil (A), der im statistischen Mittel mindestens eine, vorzugsweise mindestens zwei, Gruppe(n) (a) mit mindestens einer mit aktimscher Strahlung aktivierbaren Bindung(en) pro Molekül aufweist.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter einer mit aktinischer Strahlung aktivierbaren Bindung eine Bindung verstanden, die bei Bestrahlen mit aktinischer Strahlung reaktiv wird und mit anderen aktivierten Bindungen ihrer Art Polymerisationsreaktionen und oder Vernetzungsreaktionen eingeht, die nach radikalischen und oder ionischen Mechanismen ablaufen. Beispiele geeigneter Bindungen sind Kohlenstoff-Wasserstoff-Einzelbindungen oder Kohlenstoff- Kohlenstoff-, Kohlenstoff-Sauerstoff-, Kohlenstoff-Stickstoff-, Kohlenstoff- Phosphor- oder KoMenstoff-Silizium-Einzelbindungen oder -Doppelbindungen. Von diesen sind die Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen besonders vorteilhaft und werden deshalb erfindungsgemäß ganz besonders bevorzugt verwendet. Der Kürze halber werden sie im folgenden als „Doppelbindungen" bezeichnet.
Demnach enthält die erfindungsgemäß bevorzugte Gruppe (a) eine Doppelbindung oder zwei, drei oder vier Doppelbindungen. Werden mehr als eine Doppelbindung verwendet, können die Doppelbindungen konjugiert sein. Erfindungsgemäß ist es indes von Vorteil, wenn die Doppelbindungen isoliert, insbesondere jede für sich endständig, in der Gruppe (a) vorliegen. Erfindungsgemäß ist es von besonderem Vorteil zwei, insbesondere eine, Doppelbindung zu verwenden.
Desweiteren enthält der Bestandteil (A) im statistischen Mittel mindestens eine
Gruppe (a). Dies bedeutet, daß die Funktionalität des Bestandteil (A) ganzzahlig, d.h., beispielsweise gleich zwei, drei, vier, fünf oder mehr ist, oder nicht ganzzahlig, d.h., beispielsweise gleich 2,1 bis 10,5 oder mehr ist. Welche
Funktionalität man wählt, richtet sich einerseits nach den stöchiometrischen Verhältnissen der Ausgangsprodukte der Bestandteile (A), die sich andererseits wieder nach deren Anwendungszwecken richten.
Werden im statistischen Mittel mehr als eine Gruppe (a) pro Molekül angewandt, sind die mindestens zwei Gruppen (a) strukturell voneinander verschieden oder von gleicher Struktur.
Sind sie strukturell voneinander verschieden, bedeutet dies im Rahmen der vorliegenden Erfindung, daß zwei, drei, vier oder mehr, insbesondere aber zwei, Gruppen (a) verwendet werden, die sich von zwei, drei, vier oder mehr, insbesondere aber zwei, Monomerklassen ableiten.
Beispiele geeigneter Gruppen (a) sind (Meth)Acrylat-, Ethacrylat-, Crotonat-, Cinnamat-, Vinylether-, Vinylester-, Dicyclopentadienyl-, Norbornenyl-, Isoprenyl-, Isopropenyl-, Allyl- oder Butenylgruppen; Dicyclopentadienyl-, Norbornenyl-, Isoprenyl-, Isopropenyl-, Allyl- oder Butenylethergruppen oder Dicyclopentadienyl-, Norbornenyl-, Isoprenyl-, Isopropenyl-, Allyl- oder Butenylestergruppen, insbesondere aber Acrylatgruppen.
Vorzugsweise ist der Bestandteil (A) ein Feststoff, weil hierdurch Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen (1.1) oder (1.3) resultieren, die besonders gut für das erfindungsgemäßen Verfahren sind. Der Feststoff kann amorph, teilkristallin oder kristallin sein. Welche Variante für das erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt wird, richtet sich nach den Erfordernissen des Einzelfalls.
Weitere besondere Vorteile resultieren, wenn der lösemittelfreie oder wasserfreie
Bestandteil (A) ein Schmelzintervall oder einen Schmelzpunkt im Temperaturbereich von 40 bis 130°C aufweist. Erfindungsgemäß ist es des
weiteren von Vorteil, wenn der lösemittelfreie oder wasserfreie Bestandteil (A) bei 130°C eine Schmelzeviskosität von 50 bis 20.000 mPas aufweist.
Die Gruppen (a) sind über Urethan-, Harnstoff-, Allophanat-, Ester-, Ether- und/oder Amidgruppen an die Grundstruktur des Bestandteil (A) gebunden. Besonders bevorzugt sind Urethangruppen. Hierfür kommen die folgenden beiden verküpfenden Strukturen I und II in Betracht:
Grundstruktur-NH-C(0)-0-Gruppe (a) (I) und
Grundstruktur-0-(0)C-NH-Gruppe (a) (II).
In dem Bestandteil (A) können beide verküpfenden Strukturen I und II oder nur eine von ihnen vorliegen. Im allgemeinen ist die Struktur I wegen der größeren Anzahl der zur Verfügung stehenden Ausgangsprodukte und deren vergleichsweise einfacheren Herstellbarkeit von Vorteil und wird deshalb erfindungsgemäß bevorzugt angewandt.
Die Gruppen (a) sind an die Grundstruktur endständig und oder lateral gebunden. Welche Art der Anbindung gewählt wird, richtet sich insbesondere danach, ob die funktioneilen Gruppen in der Grundstraktur, mit denen die Ausgangsprodukte der Gruppen (a) zu reagieren vermögen, endständig oder lateral vorliegen. Häufig haben endständige Gruppen (a) wegen fehlender sterischer Abschirmung eine höhere Reaktivität als laterale Gruppen (a) und werden deshalb bevorzugt verwendet. Andererseits aber kann die Reaktivität des erfindungsgemäßen Feststoffs über das Verhältnis von endständigen und lateralen Gruppen (a) gezielt gesteuert werden, was ein weiterer besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Feststoffs ist.
Die Grundstruktur des Bestandteils (A) ist niedermolekular, oligomer und/oder polymer. D.h., der Bestandteil (A) ist eine niedermolekulare Verbindung, ein
Oligomer oder ein Polymer. Oder aber der Bestandteil (A) weist niedermolekulare und oligomere, niedermolekulare und polymere, oligomere und polymere oder niedermolekulare, oligomere und polymere Grundstrukturen auf, d.h., er ist ein Gemisch von niedermolekularen Verbindungen und Oligomeren, niedermolekularen Verbindungen und Polymeren, Oligomeren und Polymeren oder niedermolekularen Verbindungen, Oligomeren und Polymeren.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden unter Oligomeren Harze verstanden, die mindestens 2 bis 15 wiederkehrende Monomereinheiten in ihrem Molekül enthalten. Im Rahmen der vorhegenden Erfindung werden unter Polymeren Harze verstanden, die mindestens 10 wiederkehrende Monomereinheiten in ihrem Molekül enthalten. Ergänzend wird zu diesen Begriffen auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, »Oligomere«, Seite 425, verwiesen.
Die niedermolekulare, oligomere oder polymere Grundstruktur enthält aromatische, cycloaliphatische und/oder aliphatische Strukturen bzw. Bausteine oder besteht aus diesen. Vorzugsweise enthält sie cycloaliphatische und/oder aliphatische Strukturen, insbesondere cycloaliphatische und aliphatische Strukturen, oder besteht aus diesen.
Beispiele geeigneter aromatischer Strukturen sind aromatische und heteroaromatische Ringe, insbesondere Benzolringe.
Beispiele cycloaliphatischer Stukturen sind Cyclobutan-, Cyclopentan-, Cyclohexan-, Cycloheptan-, Norbonan-, Camphan-, Cyclooctan- oder Tricyclodecanringe, insbesondere Cyclohexanringe.
Beispiele aliphatischer Strukturen sind linerare oder verzweigte Alkylketten mit 2 bis 20 Kohlenstoffatomen oder Ketten, wie sie aus der (Co)Polymerisation olefinisch ungesättigter Monomere resultieren.
Die Gn dstruktur, insbesondere die oligomere und/oder polymere Grundstruktur, kann außerdem olefinisch ungesättigte Doppelbindungen enthalten.
Die Grundstruktur, insbesondere die oligomere und/oder polymere Grundstraktur, ist von linearer, verzweigter, hyperverzweigter oder dendrimerer Struktur.
Sie kann mehrbändige, insbesondere zweibändige, funktionelle Gruppen enthalten, durch die die vorstehend beschriebenen Strukturen bzw. Bausteine miteinander zu der Grandstruktur verknüpft werden. Diese werden im allgemeinen so ausgewählt, daß sie die durch die NIR-Strahlung ausgelösten Reaktionen nicht stören oder gar völlig verhindern. Beispiele geeigneter funktioneller Gruppen sind Ether-, Thioether-, Carbonsäureester-, Thiocarbonsäureester-, Carbonat-, Thiocarbonat-, Phosphorsäureester-, Thiophosphorsäureester-, Phosphonsäureester-, Thiophosphonsäureester-, Phosphit-, Thiophosphit-, Sulfonsäureester-, Amid-, Amin-, Thioamid-, Phosphorsäureamid-, Thiophosphorsäureamid-, Phosphonsäureamid-, Thiophosphonsäureamid-, Sulfonsäureamid-, Imid-, Urethan-, Hydrazid-, Harnstoff-, Thioharnstoff-, Carbonyl-, Thiocarbonyl-, Sulfon-, Sulfoxid- oder Siloxangruppen. Von diesen Gruppen sind die Ether-, Carbonsäureester-, Carbonat-, Carbonsäureamid-, Harnstoff-, Urethan-, Imid- und Carbonatgruppen, insbesondere die Carbonsäureester- und die Urethangruppen, von Vorteil und werden deshalb bevorzugt verwendet.
Vorteilhafte oligomere und polymere Grundstrukturen leiten sich somit ab von statistisch, alternierend und/oder blockartig aufgebauten linearen, verzweigten, hyperverzweigten, dendrimeren und/oder kammartig aufgebauten (Co)Polymerisaten von ethylenisch ungesättigten Monomeren, Polyadditionsharzen undoder Polykondensationsharzen. Zu diesen Begriffen wird ergänzend auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, Seite 457, »Polyaddition« und »Polyadditionsharze
(Polyaddukte)«, . sowie Seiten 463 und 464, »Pofykondensate«, »Polykondensation« und »Polykondensationsharze« verwiesen.
Beispiele gut geeigneter (Co)Polymerisate sind Poly(meth)acrylate und partiell verseifte Polyvinylester.
Beispiele gut geeigneter Polyadditionsharze und/oder Polykondensationsharze sind Polyester, Alkyde, Polyurethane, Polyester-Polyurethane, Polylactone, Polycarbonate, Polyether, Polyester-Polyether, . Epoxidharz-Amin-Addukte, Polyhamstoffe, Polyamide oder Polyimide. Von diesen sind die Polyester, Polyester-Polyether, Polyurethane und Polyester-Polyurethane besonders vorteilhaft und werden deshalb erfindungsgemäß ganz besonders bevorzugt verwendet.
Die Grundstruktur kann laterale reaktive funktionelle Gruppen (b) tragen, die mit reaktiven funktioneilen Gruppen (b) der eigenen Art oder mit anderen, komplementären, funktionellen Gruppen (c) thermisch initiierte Vernetzungsreaktionen eingehen können. Hierbei können die komplementären funktionellen Gruppen (b) und (c) in ein und derselben Grundstruktur vorliegen, was bei sogenannten selbstvernetzenden Systemen der Fall ist. Die funktionellen Gruppen (c) können indes auch in einem weiteren, stofflich von dem erfindungsgemäßen Feststoff verschiedenen Bestandteil, beispielsweise einem Vernetzungsmittel (B), vorliegen, was bei sogenannten fremdvernetzenden Systemen der Fall ist. Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, »Härtung«, Seiten 274 bis 276, verwiesen. Reaktive funktionelle Gruppen (b) und (c) werden insbesondere dann verwendet, wenn der Bestandteil (A) mit NIR-Strahlung und thermisch härtbar sein soll (Dual Cure). Sie werden so ausgewählt, daß sie die durch NIR-Strahlung ausgelöste Polymerisation oder Vemetzungsreaktion der , Doppelbindungen der Gruppen (a) nicht stören oder gar völlig verhindern. Indes können reaktive funktionelle Gruppen (b) und (c), die an olefinisch ungesättigte
Doppelbindungen addieren, in untergeordneten, d. h. in nicht störenden, Mengen mit verwendet werden.
Beispiele geeigneter komplementärer reaktiver funktioneller Gruppen (b) und (c) gehen aus der nachfolgenden Übersicht hervor.
Übersicht: Komplementäre reaktive funktionelle Gruppen (b) und (c)
{b) und c) oder . und (b)
-SH -C(O)-OH
-NH2 -C(O)-O-C(O)-
-OH -NGO
-O-(CO)-NH-(CO)-NH2 -NH-C(O)-OR
-O-(CO)-NH2 -CH2-OH
-CH2-O-CH3
-NH-C(O)-CH(-C(O)OR)2
-NH-C(O)-CH(-C(O)OR)(-C(O)-R)
-NH-C(O)-NR1R2
= Si(OR)2
O
/ \
-CH-CH2
-O-C(O)-CR=CH2 -OH
-O-CR=CH2 -NH2
-C(O)-CH2-C(O)-R
In der Übersicht steht die Variable R für einen acyclischen oder cyclischen aliphatischen, einen aromatischen und/oder einen aromatisch-aliphatischen (araliphatischen) Rest; die Variablen R1 und R2 stehen für gleiche oder verschiedene aliphatische Reste oder sind miteinander zu einem aliphatischen oder heteroaliphatischen Ring verknüpft.
Sofern die reaktiven komplementären Gruppen (b) und oder (c) mit verwendet werden, sind sie in dem Bestandteil (A) vorzugsweise in einer Menge, entsprechend im statistischen Mittel 1 bis 4 Gruppen pro Molekül, enthalten.
Die Gnmdstraktur kann des weiteren chemisch gebundene Stabilisatoren (d) enthalten. Sofern sie mit verwendet werden, sind sie in dem Bestandteil (A) in einer Menge von 0,01 bis 1,0 Mol-%, vorzugsweise 0,02 bis 0,9 Mol-%, bevorzugt 0,03 bis 0,85 Mol-%, besonders bevorzugt 0,04 bis 0,8 Mol-%, ganz
besonders bevorzugt 0,05 bis 0,75 Mol-% und insbesondere 0,06 bis 0,7 Mol-%, jeweils bezogenen auf die in dem Bestandteil (A) vorhandenen Doppelbindungen, enthalten.
Bei dem chemisch gebundenen Stabilisator (d) handelt es sich um Verbindungen, die sterische gehinderte Nitroxylradikale (>N-O») sind oder liefern, die im modifizierten Denisov-Zyklus freie Radikale abfangen.
Beispiele geeigneter chemisch gebundener Stabilisatoren (d) sind HALS- Verbindungen, vorzugsweise 2,2,6,6-Tetraalkylpiperidinderivate, insbesondere 2,2,6,6-Tetramethylpiperidinderivate, deren Stickstoffatom mit einem Sauerstoff atom, einer Alkylgruppe, Alkylcarbonylgruppe oder Alkylethergruppe substituiert ist. Ergänzend wird auf das Lehrbuch »Lackadditive« von Johan Bieleman, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, Seiten 293 bis 295, verwiesen.
Beispiele geeigneter Ausgangsprodukte (d) für die Einführung der chemisch gebundenen Stabilisatoren (d) sind HALS-Verbindungen, vorzugsweise 2,2,6,6- Tetraalkylpiperidinderivate, insbesondere 2,2,6,6-Tetramethylpiperidinderivate, deren Stickstoffatom mit einem Sauerstoffatom, einer Alkylgruppe, Alkylcarbonylgruppe oder Alkylethergruppe substituiert ist und die eine Isocyanatgruppe oder eine isocyanatreaktive funktionelle Gruppe (b) oder (c), insbesondere eine Hydroxylgruppe, enthalten. Ein Beispiel für ein besonders gut geeignetes Ausgangsprodukt (d) ist das Nitroxyhadikal 2,2,6,6-Tetramethyl-4- hydroxy-piperidin-N-oxid.
Die Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Bestandteile (A) weist keine methodischen Besonderheiten auf, sondern erfolgt mit Hilfe der üblichen und bekannten Synthesemethoden der niedermolekularen organischen Chemie und/oder der Polymerchemie. Was die erfindungsgemäß ganz besonders bevorzugten oligomeren und/oder polymeren Bestandteile (A) betrifft, die sich
von Polyestern, Polyester-Polyethern, Polyurethanen und Polyester- Polyurethanen, insbesondere aber den Polyurethanen und Polyester- Polyurethanen, ableiten, werden die üblichen und bekannten Methoden der Polyaddition und/oder Polykondensation angewandt. Beispielhaft wird auf die eingangs zitierten europäischen Patentschriften EP 0 928 800 A 1, 0 636 669 A 1, 0 410 242 A 1, 0 783 534 A 1, 0 650 978 A 1, 0 650 979 A 1, 0 650 985 A 1, 0 540 884 A 1, 0 568 907 A 1, 0 054 505 A 1 oder 0 002 866 A 1, die deutschen Patentschriften DE 197 09467 A 1, 4203 278 A 1, 33 16 593 A 1, 38 36 370 A 1, 24 36 186 A 1 oder 20 03 579 B 1, die internationalen Patentanmeldungen WO 97/46549 oder 99/14254 oder die amerikanischen Patentschriften US 4,675,234 A 1, 4,634,602 A 1,4,424,252 A 1, 4,163,810 A 1, 4,129,488 AI oder 3,974,303 A 1 verwiesen.
Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen können noch mindestens ein Vernetzungsmittel (B) mit im statistischen Mitteln mindestens zwei komplementären reaktiven funktionellen Gruppen (c) pro Molekül enthalten. Beispiele geeigneter Vernetzungsmittel (B) für die thermische Härtung sind Aminoplastharze, Anhydridgruppen und/oder Säuregruppen enthaltende Verbindungen oder Harze, Epoxidgruppen enthaltende Verbindungen oder Harze,
Tris(alkoxycarbonylamino)triazine, Carbonatgruppen enthaltende Verbindungen oder Harze, blockierte und/oder unblockierte Polyisocyanate, beta- Hydroxyalkylamide sowie Verbindungen mit im Mittel mindestens zwei zur Umesterung befähigten Gruppen, beispeilsweise Umsetzungsprodukte von Malonsäurediestem und Polyisocyanaten oder von Estern und Teilestern mehrwertiger Alkohole der Malonsäure mit Monoisocyanaten, wie sie in der europäischen Patentschrift EP-A-0 596 460 beschrieben werden. Werden besonders reaktive Vernetzungsmittel (B) wie Polyisocyanate verwendet, werden sie im allgemeinen erst kurz vor der Applikation den betreffenden Beschichtungsstoffen,. Klebstoffen und Dichtungsmassen zugesetzt, welche von der Fachwelt dann auch als Zweikomponentensysteme bezeichnet werden.
Sogenannte Einkomponentensysteme resultieren, wenn weniger reaktive Vernetzungsmittel (B) von Anfang an in den Beschichtungsstoffen, Klebstoffe und Dichtungsmassen enthalten sind. Art und Menge der Vernetzungsmittel (B) richten sich in erster Linie nach den in den Bestandteilen (A) enthaltenen komplementären reaktiven Gruppen (b) sowie deren Anzahl.
Darüber hinaus können die in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen noch mindestens einen Zusatzstoff (C) enthalten, der aus der Gruppe, bestehend aus färb- und/oder effektgebenden Pigmenten, organischen und anorganischen, transparenten oder opaken Füllstoffen, Nanopartikeln, thermisch und/oder mit aktinischer Strahlung härtbaren Reaktiverdünnern, niedrig und hochsiedenden organischen Lösemitteln („lange Lösemittel"), UV-Absorbern, Lichtschutzmitteln, Radikalfangern, thermolabilen radikalischen Initiatoren, Katalysatoren für die thermische Vernetzung, Entlüftungsmitteln, Slipadditiven, Polymerisationsinhibitoren, Entschäumern, Emulgatoren, Netz- und Dipergiermitteln, Haftvermittlern, Verlaufmitteln, filmbildenden Hilfsmitteln, Sag control agents (SCA), rheologiesteuernden Additiven (Verdicker), Flammschutzmitteln, Sikkativen, Trockungsmitteln, Hautverhmderungsmitteln, Korrosionsinhibitoren, Wachsen und Mattierungsmitteln, ausgewählt wird.
Art und Menge der Zusatzstoffe (C) richten sich nach dem Verwendungszweck der mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten Beschichtungen, Klebstoffe und Dichtungen.
Dient beispielsweise das erfindungsgemäße Verfahren der Herstellung von Unidecklackierungen oder Basislackierungen, enthält der betreffende Beschichtungsstoff färb- und/oder effektgebende Pigmente (C) sowie gegebenenfalls opake Füllstoffe. Dient das erfindungsgemäße Verfahren beispielsweise der Herstellung von Klarlackierungen, sind diese Zusatzstoffe (C) naturgemäß in dem betreffenden Beschichtungsstoff nicht enthalten.
Beispiele geeigneter Effektpigmente (C) sind Metallplättchenpigmente wie handelsübliche Aluminiumbronzen, gemäß DE-A-36 36 183 chromatierte Aluminiumbronzen, und handelsübliche Edelstahlbronzen sowie nichtmetallische Effektpigmente, wie zum Beispiel Perlglanz- bzw. Interferenzpigment. Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seiten 176, »Effektpigmente« und Seiten 380 und 381, »Metalloxid-Glimmer- Pigmente« bis »Metallpigmente«, verwiesen.
Beispiele für geeignete anorganische farbgebende Pigmente (C) sind Titandioxid, Eisenoxide, Sicotransgelb und Ruß. Beispiele für geeignete organische farbgebende Pigmente (C) sind Thioindigopigmente rndanthrenblau, Cromo- phthalrot, Irgazinorange und Heliogengrün. Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seiten 180 und 181, »Eisenblau-Pigmente« bis »Eisenoxidschwarz«, Seiten 451 bis 453, »Pigmente« bis »Pigmentsvolumenkonzentration«, Seite 563, »Thioindigo-Pigmente« und Seite 567, »Titandioxid-Pigmente« verwiesen.
Beispiele geeigneter organischer und anorganischer Füllstoffe (C) sind Kreide, Calciumsulfate, Bariumsulfat, Silikate wie Talk oder Kaolin, Kieselsäuren, Oxide wie Alümim'umhydroxid oder Magnesiumhydroxid oder organische Füllstoffe wie Textilfasern, Cellulosefasern, Polyethylenfasern oder Holzmehl. Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seiten 250 ff, »Füllstoffe«, verwiesen.
Beispiele geeigneter thermisch härtbarer Reaktiverdünner (C) sind stellungsisomere Diethyloctandiole oder Hydroxylgruppen enthaltende hyperverzweigte Verbindungen oder Dendrimere.
Beispiele geeigneter mit aktimscher Strahlung härtbarer Reaktiwerdünner (C) sind die in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag,
Stuttgart, New York, 1998, auf Seite 491 unter dem Stichwort »Reaktivverdünner« beschriebenen.
Beispiele geeigneter niedrigsiedender organischer Lösemittel (C) und 5 hochsiedender organischer Lösemittel (C) („lange Lösemittel") sind Ketone wie Methylethlyketon oder Methylisobutylketon, Ester wie Ethylacetat oder Butylacetat, Ether wie Dibutylether oder Ethylenglykol-, Diethylenglykol-, Propylenglykol-, Dipropylenglykol-, Butylenglykol- oder
Dibutylenglykoldimethy.1-, -diethyl- oder -dibutylether, N-Methylpyrrolidon oder 10 Xylole oder Gemische aromatischer Kohlenwasserstoffe wie Solvent Naphtha® oder Solvesso®.
Beispiele geeigneter Lichtschutzmittel (C) sind HALS -Verbindungen, Benztriazole oder Oxalanilide.
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Beispiele geeigneter thermolabiler radikalischer Initiatoren (C) sind organische Peroxide, organische Azoverbindungen oder C-C-spaltende Initiatoren wie Dialkylperoxide, Peroxocarbonsäuren, Peroxodicarbonate, Peroxidester, Hydroperoxide, Ketonperoxide, Azodinitrile oder Benzpinakolsilylether.
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Beispiele geeigneter - Katalysatoren (C) für die Vernetzung sind Dibutylzinndilaurat, Lithiumdecanoat oder Zinkoctoat.
Beispiele geeigneter Entlüftuns- oder Entgasungsmittel (C) sind 25 Diazadicycloundecan oder Benzoin.
Beispiele geeigneter Emulgatoren (C) sind nicht ionische Emulgatoren, wie alkoxylierte Alkanole und Polyole, Phenole und Alkylphenole oder anionische Emulgatoren wie Alkalisalze oder Ammoniumsalze von Alkancarbonsäuren, 30. Alkansulfonsäuren, und Sulfosäuren von alkoxylierten Alkanolen und Polyolen, Phenolen und Alkylphenolen.
Beispiele geeigneter Netzmittel (C) sind Siloxane, fluorhaltige Verbindungen, Carbonsäurehalbester, Phosphorsäureester, Polyacrylsäuren und deren Copolymere oder Polyurethane.
Ein Beispiel für einen geeigneten Haftvermittler (C) ist Tricyclodecandimethanol.
Beispiele für geeignete filmbildende Hilfsmittel (C) sind Cellulose-Derivate.
Beispiele geeigneter transparenter Füllstoffe (C) sind solche auf der Basis von Siliziumdioxid, Aluminiumoxid oder Zirkoniumoxid; ergänzend wird noch auf das Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1998, Seiten 250 bis 252, verwiesen.
Beispiele geeigneter Sag control agents (C) sind Harnstoffe, modifizierte Harnstoffe und/oder Kieselsäuren, wie sie beispielsweise in den Literaturstellen EP-A-192 304, DE-A-23 59 923, DE-A-18 05 693, WO 94/22968, DE-C-27 51 761, WO 97/12945 oder "färbe + lack", 11/1992, Seiten 829 ff, beschrieben werden.
Beispiel geeigneter rheologiesteuernder Additive (C) sind die aus den Patentschriften WO 94/22968, EP-A-0 276 501, EP-A-0 249 201 oder WO 97/12945 bekannten; vernetzte polymere Mikroteilchen, wie sie beispielsweise in der EP-A-0 008 127 offenbart sind; anorganische Schichtsilikate wie Alummium-Magnesium-Silikate, Natrium-Magnesium- und
Natrium-Magnesium-Fluor-Lithium-Schichtsilikate des Montmorillonit-Typs; Kieselsäuren wie Aerosile; oder synthetische Polymere mit ionischen und/oder assoziativ wirkenden Gruppen wie Polyvinylalkohol, Poly(meth)acrylamid, Poly(meth)acrylsäure, Polyvinylpyrrolidon, Styrol-Maleinsäureanhydrid- oder Ethylen-Malemsäureanhydrid-Copolymere und ihre Derivate oder hydrophob modifizierte ethoxylierte Urethane oder Polyacrylate;
Ein Beispiel für ein geeignetes Mattierungsmittel (C) ist Magnesiumstearat.
Weitere Beispiele für die vorstehend aufgeführten Zusatzstoffe (C) sowie Beispiele geeigneter UV-Absorber, Radikalfanger, Verlaufmittel,
Flammschutzmittel, Sikkative, Trocknungsmittel, Hautverhinderungsmittel, Korrosionsinhibitoren und Wachse (C) werden in dem Lehrbuch »Lackadditive« von Johan Bieleman, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, im Detail beschrieben.
Die Zusatzstoffe (C) werden in üblichen und bekannten, wirksamen Mengen verwendet.
Die Herstellung der Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen weist keine Besonderheiten auf, sondern erfolgt in üblicher und bekannter Weise durch Vermischen der vorstehend beschriebenen Bestandteile (A) sowie gegebenenfalls (B) und (C) in geeigneten Mischaggregaten wie Rührkessel, Dissolver, Rührwerksmühlen oder Extruder nach den für die Herstellung der jeweiligen Beschichtungsstoffen, Klebstoffe und Dichtungsmassen (1.1), (1.2), (1.3) oder (1.4) geeigneten Verfahren.
Die mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten Beschichtungen, insbesondere ein- und mehrschichtige Klarlackierungen und färb- und/oder effektgebende Lackierungen, sind, was Farbe, Effekt, Glanz und D.O.I. (distinctiveness of the reflected image) betrifft, von höchster optischer Qualität, haben eine glatte, strukturfreie, harte, flexible und kratzfeste Oberfläche, sind geruchsfrei und witterungs-, Chemikalien- und etch-beständig, vergilben nicht und zeigen keine Rißbildung und Delamination der Schichten.
Die mit Hilfe des erfindungs gemäßen Verfahrens hergestellten Klebschichten und Dichtungen sind auch unter extremen klimatischen Bedingungen von langer Lebensdauer und hoher Klebkraft bzw. Dichtungsfähigkeit.
Die grundierten oder ungrundierten Substrate, die in erfindungsgemäßer Verfahrensweise mit mindestens einer Beschichtung, Klebschicht und/oder Dichtung versehen worden sind, haben daher eine besonders hohe Gebrauchsdauer und einen besonders hohen Gebrauchswert, was sie für Hersteller, Anwender und Endverbraucher technisch und wirtschaftlich ganz besonders attraktiv macht.
Beispiele und Vergleichsversuche
Herstellbeispiel 1
Die Herstellung eines radikalisch härtbaren Polyesters (A)
In einem Rührkolben mit Heizung und Rückflußkühler wurden eingewogen:
661 , 10 g Dicyclopentadien (5 ,0 Mol) und
490,30 g Maleinsäureanhydrid (5,0 Mol).
Die Mischung wurde unter einem leichten Stickstoffstrom auf 125°C erhitzt. Anschließend wurden über einen Tropftrichter während einer Stunde
95,00 g Wasser (5,0 Mol + 5 g)
zugegeben. Es wurde bei 125°C eine Stunde nachreagieren lassen. Es bildete sich die Monocarbonsäure der Formel:
In einem weiteren Rührkolben mit Heizung und DestUieraufsatz wurden eingewogen:
240,00 g Dicyclohexanolpropan (1 Mol),
236,00 g Hexandiol 1,6 (2 Mol),
194,00 gDimethylterephthalat (1 Mol) und 0,67 g Zinnacetat.
Es wurde unter einem leichten Stickstoffstrom rasch auf 120°C aufgeheizt. Dann wurde während 3 Stunden die Temperatur stufenweise auf 190°C erhöht; dabei wurde das entstehende Kondensationswasser abdestilliert. Es resultierte die Vorstufe 1
Die Monocarbonsäure wurde auf 90°C abgekühlt, und dann wurden dazugegeben:
516,80 g Vorstufe 1 (2 Mol), 116,00 g Fumarsäure (1 Mol),
4,00 g Dibutylzinndilaurat und 0,50 g Hydrochinon.
Es wurde unter einem leichten Stickstoffstrom rasch auf 130°C aufgeheizt. Dann wurde während 6 Stunden die Temperatur allmählich auf 190°C erhöht; dabei wurde das entstehende Kondensationswasser abdestilliert.
Es wurde der Polyester (A) mit einer Säurezahl von 17 erhalten, der beim Abkühlen erstarrte und nach dem Mahlen nicht verbackende Pulver ergab.
Herstellbeispiel 2
Die Herstellung eines radikalisch härtbaren Polyurethans (A)
In einem geeigneten Reaktionsgefäß, ausgestattet mit Rührer, Rückflußkühler, Heizung und Inertgaszufuhr wurden
14,76 g Trimethylolpropan, 236,36 g Hexandiol 1,6,. 197 ,2 g Hydroxyethylacrylat und
0,56g 2,2,6,6-Tetramethyl-4-hydroxy-piperidin-N-oxid
vorgelegt und auf 60°C erhitzt. Zur Vorlage während einer Stunde 666 g
Isophorondiisocyanat (IPDI) und 1,1g Dibutylzinndilaurat zudosiert. Durch die exotherme Reaktion stieg die Temperatur langsam bis auf 100°C. Man ließ die resultierende Reaktionsmischung noch während 30 Minuten bei 100°C nachreagieren, so daß keine freien Isocyanatgruppen mehr nachweisbar waren.
Die Schmelze wurde auf eine Aluminiumfolie ausgegossen und abkühlen gelassen. Es resultierte ein hartes, gut mahlbares Harz.
Herstellbeispiel 3
Die Herstellung eines radikalisch härtbaren Polyurethans (A)
Das Herstellbeispiel 2 wurde wiederholt, nur daß anstelle der dort verwendeten Ausgangsprodukte die folgenden Ausgangsprodukte eingesetzt wurden:
Vorlage: 62 g Ethylenglykol (1 Mol), 45 g Butandiol 1,4 (0,5 Mol), 232 g Hydroxyethylacrylat (2 Mol) und
0,4 g 2,2.,6,6-Teframetnyl-4-hydroxy-piperidin-N-oxid.
Zulauf: 420,5 g Hexamethylendiisocyanat (2,5 Mol) und 1 g Dibutylzinndilaurat.
Es resultierte ein hartes, trübes (kristallines) blockfestes Harz.
Beispiele 1 bis 3 und Vergleichsversuche VI bis V4
Die Herstellung von Beschichtungen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren (Beispiele 1 bis 3) und nach einem nicht erfindungsgemäßen Verfahren (Vergleichsversuche VI bis V4)
Für das Beispiel 1 und den Vergleichsversuch VI wurde das Harz gemäß Herstellbeispiel 1 verwendet.
Für das Beispiel 2 und den Vergleichs versuch V2 wurde das Harz gemäß Herstellbeispiel 2 verwendet.
Für das Beispiel 3 und die Vergleichsversuche V3 und V4 wurde das Harz gemäß Herstellbeispiel 3 verwendet.
Die Harze wurden grob in einer Schlagwerksmühle feingrießig gemahlen und nach Zugabe von, bezogen auf den resultierenden Beschichtungsstoff, 1,0 Gew.- % Benzoin (Entgasungsmittel), 0,5 Gew.-% eines handelsüblichen Verlaufmittels (Modaflow® 3) und 3 Gew.-% Dicumylperoxid weitervermahlen. Das jeweihge Mahlgut wurde dann in einem Laborextruder bei etwa 80°C homogenisiert, auf eine Alumim'umfolie ausgetragen, erneut durch Mahlen homogenisiert und hiernach auf eine Teilchengröße von max. 40 μm abgesiebt. Die resultierenden Pulverlacke 1, 2 und 3 wurden über ein Handsieb auf Birkensperrholz, das auf eine Waage aufgelegt war, in einer Menge aufgestreut, die für die Erzeugung von etwa 100 μm dicken Lackschichten ausreichte.
Das Aufschmelzen und die Härtung der resultierenden Pulverlackschichten 1, 2 und 3 erfolgten bei den Beispielen 1 bis 3 mit Hilfe einer NIR- Anlage der Firma IndustrieService. Die Tabelle 1 gibt einen Überblick über die angewandten Härtungsbedingungen und -Zeiten sowie über die hierbei erhaltenen Ergebnisse.
Bei den Vergleichs versuchen VI bis V4 erfolgten das Aufschmelzen und die Härtung der Pulverlackschichten 1, 2 und 3 mit Hilfe einer konventionellen langwelligen Infrarotlampe (Elstem-Dunkelstrahler mit einem Emissionsmaximum bei etwa 7.000 nm). Hierbei befand sich die Infrarotlampe zur Temperaturregulierung bei den Vergleichs versuchen VI bis V3 in einem Abstand zwischen 80 und 120 cm von der Oberfläche der Pulverlackschichten. Bei dem Vergleichsversuch V4 befand sie sich in einem Abstand von 22 cm hiervon. Die Tabelle 2 gibt einen Überblick über die angewandten Härtungsbedingungen und -zeiten sowie über die hierbei erhaltenen Ergebnisse.
Die Ergebnisse der Tabellen 1 und 2 belegen, daß unter der langwelligen Infrarotlampe (Vergleichs versuche VI bis V4) keine Härtungsbedingungen eingestellt werden konnten, unter denen die Pulverlacksc ichten gut durchvernetzten (MEK-Test: i.O), ohne daß das Holz zu gasen begann, wodurch blasige Beschichtungen resultierten. Es mußte daher mit geringer Energie, d.h. bei einem großen Lampenabstand, aufgeheizt werden, um eine Überhitzung zu vermeiden. Im Laufe der hieraus resultierenden vergleichsweise langen Aufheizzeiten setzte unerwünschterweise ein Gelieren der schmelzenden Pulverlackschichten ein. So erreichten sie vor ihrer Vernetzung keine vorteilhaft niedrige Schmelzeviskosität, weswegen schlecht verlaufene Beschichtungen mit ausgeprägter Orangenhautstruktur resultierten. Durch das erfindungsgemäße Verfahren (Beispiele 1 bis 3) konnten diese Nachteile in vollem Umfang vermieden werden, und es resultierten sehr gut durchvernetzte Beschichtungen mit sehr gutem Verlauf und vorzüglichen optischen Eigenschaften.
Tabelle 1: Die Herstellung von Beschichtungen in erfindungsgemäßer Verfahrensweise und die Eigenschaften der resultierenden Beschichtungen
Beispiel Aufschmelz- Oberflächen- Halte- Holzaus- Oberflächen- MEK- zeit temperatur zeit gasung glätte Bestän-
(s) (°C) (s) Ja/Nein i.O/n.i.O digkeit i.O/n.i.O.
1 10 145 60 Nein i.O. beinahe i.O.
10 145 90 Nein i.O. i.O.
10 160 60 Nein i.O. i.O.
2 10 145 30 Nein i.O. beinahe i.O.
10 145 45 Nein i.O. i.O.
3 3 10 145 30 Nein i.O. beinahe i.O.
10 145 45 Nein i.O. i.O.
MEK-Beständigkeit: i.O. keine Beschädigung der Beschichtung nach 50 Doppelhüben mit einem mit Methylethylketon getränkten Wattebausch; n.i.O. = deutliche Beschädigung der Beschichtung nach 50 Doppelhüben mit einem mit Methylethylketon getränkten Wattebausch;
Oberflächenglätte: i.O. = keine Oranger autsfrukturen sichtbar; n.i.O. = ausgeprägte Orangenhautstruktur;
Tabelle 2: Die Herstellung von Beschichtungen in nicht erfindungsgemäßer Verfahrensweise und die Eigenschaften der resultierenden Beschichtungen
Ver- Aufschmelz- Oberflächen-Halte- Holzaus- Oberflächen-MEK- gleichs- zeit temperatur zeit gasung glätte Be- versuch (s) (°C) (s) Ja/Nein i.O/ni.O ständigkeit i.O/n.i.O.
VI 240 145 120 Ja, m n.i.O., lb n.i.O. 240 145 240 Ja, s n.i.O., b n.i.O. 240 145 300 Ja, ss n.i.O., sb i.O. 180 160 180 Ja, ss n.i.O., sb i.O. 300 135 300 Ja, ms n.i.O., b n.i.O. 300 135 420 Ja, s n.i.O., sb i.O.
V2 240 145 90 Ja, m n.i.O., lb beinahe i.O 240 145 120 Ja, s n.i.O., b i.O. 300 125 120 Ja, m n.i.O., lb n.i.O. 300 125 240 Ja, ms ni.O., b beinahe i.O
V3 240 145 90 Ja, m n.i.O., lb beinahe i.O 240 145 120 Ja, s n.i.O., b i.O. 300 125 120 Ja, m ni.O., lb n.i.O. 300 125 240 Ja, ms n.i.O. beinahe i.O.
V4 35 a) 174 b) 30 Ja, m n.i.O., lb n. i.O. c)
35 a) 188 ) 90 Ja, s n.i.O., sb i.O. c)
35 a) 201 ) 120 Ja, ss n.i.O., sb i.O. c)
MEK-Beständigkeit: i.O. keine Beschädigung der Beschichtung nach 50 Doppelhüben mit einem mit Methylethylketon getränkten Wattebausch; n.i.O. = deutliche Beschädigung der Beschichtung nach 50 Doppelhüben mit einem mit Methylethylketon getränkten Wattebausch;
Oberflächenglätte: i.O. r= keine Orangenhautstrukturen sichtbar: n.i.O. == ausgeprägte Orangenhautstruktur; lb = leicht blasig; b = blasig; sb = sehr blasig;
Holzausgasung: m = mäßig; ms = mäßig stark; s = stark; ss = sehr stark;
a) Aufschmelztemperatur: 145°C;
b) Endtemperatur;
c) ungleichmäßige Durchhärtung über die Schichtdicke, Oberfläche z. T. gelblich bräunlich verfärbt;