Radantrieb für ein Mobilfahrzeug
Radantriebe, welche einzelne Räder von mobilen Fahr- zeugen angetreiben, werden häufig in land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen sowie Fahrzeugen, wie Arbeitsmaschinen, eingesetzt. Bei diesen Fahrzeugen, vor allem bei Mähdreschern, werden Radantriebe, welche die einzelnen Antriebsräder antreiben, benötigt, welche möglichst wenig Bauraum in Richtung Fahrzeugmitte benötigen, da bei diesen Fahrzeugen dort Transport- und Drescheinrichtungen angeordnet sind. Da die oben genannten Fahrzeuge häufig abseits von befestigten Fahrwegen eingesetzt werden, ist es erforderlich, bei der Lenkeinrichtung des Radantriebs die Lenk- kräfte niedrig zu halten. Die Radantriebe der Fahrzeuge benötigen zum Abbremsen des Fahrzeugs eine Betriebsbremse sowie eine Feststellbremse, welche das Fahrzeug selbständig im abgebremsten Zustand hält. Bei einem Defekt des Antriebsmotors oder hydraulischer Einrichtungen sollte das Fahrzeug selbsttätig abbremsen. Der Antrieb sollte einerseits in eine Felge einbaubar sein und andererseits nicht zu weit in Richtung Fahrzeugmitte hineinragen.
Aus der DE 42 06 101 AI ist ein Radantrieb bekannt, bei welchem ein integrierter hydrostatischer Motor eine innere Zentralwelle einer ersten Planetenstufe antreibt, bei welcher das Hohlrad feststeht und der Steg ein inneres Zentralrad einer zweiten Planetenstufe antreibt, bei welcher das Hohlrad feststeht und der Steg den Abtrieb bildet. Dieser Antrieb weist keine Feststellbremse auf und die Radlagerung ist über der zweiten Planetenstufe angeordnet, so daß dieser Antrieb nicht in die Felge eingeschoben werden
kann. Bei diesem Antrieb handelt es sich um einen Antrieb für nicht gelenkte Antriebsräder.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Radantrieb zu schaffen, welcher sich durch eine kompakte Bauform auszeichnet, eine Betriebs- und Feststellbremse aufweist sowie geringe Lenkkräfte benötigt.
Die Aufgabe wird mit einem, auch die kennzeichnenden Merkmale des Hauptanspruchs aufweisenden, gattungsgemäßen Radantrieb gelöst.
Erfindungsgemäß besteht der Radantrieb aus einem Antriebsmotor, vorzugsweise einem hydrostatischen Motor oder einem elektrischen Motor, welcher ein inneres Zentralrad einer ersten Planetenstufe antreibt, deren Hohlrad drehfest gelagert ist und deren Steg ein inneres Zentralrad einer zweiten Planetenstufe antreibt, deren Hohlrad drehfest gelagert ist und deren Steg den Abtrieb bildet. Die Bremsla- mellen der Betriebs- und Feststellbremse sind einerseits auf dem Planetenträger der ersten Planetenstufe und andererseits in einem drehfesten Teil, welches mit den beiden Hohlrädern in Verbindung steht, angeordnet. Durch die Untersetzung mit zwei Planetenstufen kann ein sehr kleiner und kompakter Antriebsmotor verwendet werden. Indem sich die Bremslamellen zwischen den zwei Planetenstufen befinden und die Innenlamellen mit dem Planetenträger der ersten Planetenstufe in Verbindung stehen, ist es möglich, eine Bremse zu verwenden, bei welcher das Drehmoment des Ab- triebs durch die zweite Planetenstufe reduziert wird und dadurch die Bremse kompakter ausgeführt werden kann und die hohe Antriebsdrehzahl des Antriebsmotors durch die erste Planetenstufe reduziert wird und dadurch die Ölreibungs-
und -scherverluste zwischen den Lamellen ebenfalls reduziert werden. Die Betätigungseinrichtung der Bremse betätigt die Bremse in drucklosem Zustand, d. h., wenn der Antriebsmotor der Druckmittelquelle steht oder wenn alle Druckzuführungen zu der Betätigungseinrichtung drucklos geschaltet sind, als Feststellbremse und betätigt die Bremse, wenn die Feststellbremse über Druckbeaufschlagung gelöst ist und die Betätigungseinrichtung der Betriebsbremse mit Druck beaufschlagt wird. Mit der Betriebsbremse kann, je nach Höhe der Druckbeaufschlagung, das Bremsmoment gesteuert werden. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, durch Druckbeaufschlagung der Betätigungseinrichtung der Feststellbremse die Bremse zu lösen und das Fahrzeug durch geregeltes oder gesteuertes Reduzieren des Druckes in der Betätigungseinrichtung der Feststellbremse dynamisch abzubremsen. Somit kann das Fahrzeug entweder bei gelöster Feststellbremse durch geregeltes oder gesteuertes Druckbeaufschlagen der Betriebsbremse dynamisch abgebremst werden oder durch geregeltes oder gesteuertes Reduzieren des Druk- kes in der Betätigungseinrichtung der Feststellbremse dynamisch abgebremst werden. Indem die Betätigungseinrichtung der Betriebsbremse und die Betätigungseinrichtung der Feststellbremse in einem Bauteil angeordnet sind und sich dieses Bauteil oberhalb der ersten Planetenstufe, jedoch in- nerhalb der radialen Begrenzung der zweiten Planetenstufe befindet, kann eine sehr kompakte Bauweise des Antriebs geschaffen werden. Die Radlagerung sowie die Anflanschfläche der Felge oder eines anderen Rades befindet sich in axialer Richtung neben den zwei Planetenstufen und der Be- tätigungseinrichtung der Bremse. Hierdurch wird der Abstand der Anflanschfläche der Felge zur Lenkdrehachse reduziert und dadurch die Lenkkräfte reduziert. Indem die Krafteinleitung der Radkraft ohne größeren Hebelarm, hervorgerufen
durch einen Abstand der Felgenanflanschflache zur Radlagerung, erfolgt und sich die Radlagerung neben der Betätigungseinrichtung und den zwei Planetenstufen befindet, ist es möglich, den Durchmesser der Radlagerung sehr gering auszubilden, so daß die zwei Planetenstufen und die Betätigungseinrichtung der Bremse in die Felge eingeschoben werden können. Indem ein Teil des Radantriebs in die Felge eingeschoben wird, wird erreicht, daß der Radantrieb einen geringen Bauraum in Richtung Fahrzeugmitte benötigt. Die Hohlräder der beiden Planetenstufen sowie die Betätigungseinrichtung der Bremse und der Träger der Außenlamellen stehen miteinander in Verbindung und werden mit einer gemeinsamen Befestigungseinrichtung drehfest mit einem Flansch verbunden, welcher mit dem Fahrzeug in Verbindung steht. Dadurch wird die Anzahl der Verbindungselemente reduziert. Indem die zwei Planetenstufen die Bremse und die Betätigungseinrichtung der Bremse in die Felge eingeschoben werden, kann der Abstand der Felgenanflanschflache zur Lenkdrehachse gering ausgeführt werden, welches zu geringen Lenkkräften führt. Der Antriebsmotor ist angeflanscht und steht mit dem inneren Zentralrad der ersten Planetenstufe in Verbindung. Dadurch ist es möglich, einen Standardmotor zu verwenden, welcher nicht aufwendig integriert werden muß. Da die Betriebs- und Feststellbremse der zweiten Pla- netenstufe vorgeschaltet ist und die Feststellbremse bei einem Ausfall der Hydraulik automatisch schließt, ist das Fahrzeug bei einem Defekt der Hydraulik blockiert. Um das Fahrzeug abschleppen zu können, besteht einerseits die Möglichkeit, mit einer externen Druckmittelquelle die Fest- stellbremse zu lösen und danach das Fahrzeug abzuschleppen. Eine weitere Möglichkeit bietet sich, indem das innere Zentralrad der zweiten Planetenstufe axial verschoben wird und somit die Verzahnung des inneren Zentralrades der zweiten
Planetenstufe außer Eingriff gebracht wird, so daß der Kraftfluß zwischen Bremse und zweiter Planetenstufe unterbrochen wird, so daß das Fahrzeug abgeschleppt werden kann. Um den Leistungsfluß auf die Verzahnung des zweiten inneren Zentralrades zu trennen ist es notwendig, das innere Zentralrad der zweiten Planetenstufe in axialer Richtung zu verschieben. Hierbei soll vorzugsweise der Radantrieb nicht geöffnet werden, damit während des Verschiebevorgangs kein Schmutz in den Radantrieb gelangen kann. Indem das Zentral- rad der zweiten Planetenstufe vorzugsweise mit einer
Schraube, welche in dem Planetenträger der zweiten Planetenstufe angeordnet ist, in Verbindung steht, und eine Mitnahmeverzahnung aufweist, welche in ihrem Durchmesser größer ist als die radiale Erstreckung des inneren Zentralra- des der zweiten Planetenstufe und somit eine geringe axiale Erstreckung aufweist, ist es möglich durch drehen der Schraube, die Schraube und somit das innere Zentralrad und deren Mitnahmeverzahnung axial zu verschieben und innerhalb des axialen Weges des Gewindes der Schraube den Leistungs- fluß zu trennen, ohne daß der Radantrieb geöffnet wird und Schmierflüssigkeit austreten kann.
Besitzt ein Fahrzeug mehr als zwei mit hydrostatischen Motoren angetriebene Räder, besteht die Möglichkeit, zwei Radantriebe mit der Betriebsbremse und/oder ein oder zwei
Radantriebe nur mit der Feststellbremse auszuführen, da bei Verwendung von hydrostatischen Motoren als Antriebsmotoren diese als Hilfsbremsen für die Betriebsbremse eingesetzt werden können und das Fahrzeug auch ohne Betriebsbremse über die hydrostatischen Motoren abgebremst werden kann. Weitere Ausgestaltungsmöglichkeiten sind der Figuren-Beschreibung zu entnehmen.
Die einzige Figur zeigt einen Radantrieb, bei welchem ein Antriebsmotor 1 ein inneres Zentralrad 2 einer ersten Planetenstufe 3 antreibt, bei welcher das Hohlrad 4 drehfest gehalten ist und der Planetenträger 5 ein inneres Zen- tralrad 6 einer zweiten Planetenstufe 7 antreibt, deren
Hohlrad 8 drehfest gehalten ist und deren Planetenträger 9 den Abtrieb bildet. Zwischen der ersten Planetenstufe 3 und der zweiten Planetenstufe 7 befindet sich eine Bremse 10, deren Innenlamellen 11 auf dem Planetenträger 5 und deren Außenlamellen 12 auf einer Hülse 13 angeordnet sind, auf welcher ebenfalls das Hohlrad 8 und die Betätigungseinrichtung der Bremse 10 angeordnet sind. Das Hohlrad 4 steht mit der Hülse 13 in Verbindung. Die Hülse 13, das Hohlrad 8 und die Betätigungseinrichtung der Bremse 10 können einteilig oder aus mehreren Teilen aufgebaut sein. Die Anflanschfläche 14 der Felge 15 befindet sich im axialen Bereich der Lagerung 16, welche die Radkraft über einen Nabenträger 17 an das Fahrzeug weitergibt. Der Nabenträger 17 ist lenkbar auf einem Achsrohr 18 angeordnet. Der Antriebsmotor 1 ist an dem Nabenträger 17 angeflanscht. Somit kann als Antriebsmotor 1 ein Standardmotor verwendet werden. Das innere Zentralrad 2 sowie das innere Zentralrad 6 sind fliegend gelagert. Die Lagerung 16 ist axial neben der Betätigungseinrichtung der Bremse 10 angeordnet. Dadurch ist es mög- lieh, die erste Planetenstufe 3 und die zweite Planetenstufe 7 sowie die Bremse 10 und deren Betätigungseinrichtung in die Felge einzuschieben. Zusätzlich wird durch diese Anordnung ein geringer Abstand zwischen Felgenanflanschflache 14 und der Lenkachse 19 erreicht, wodurch geringe Lenk- kräfte zum Lenken des Radantriebs benötigt werden. Das
Hohlrad 8, die Außenlamellen 12 und die Betätigungseinrichtung der Bremse 10 sowie das Hohlrad 4 und die Hülse 13 sind mit gemeinsamen Befestigungselementen 20 drehfest mit
dem Nabenträger 17 verbunden. Wird der Radantrieb drucklos geschaltet oder liegt ein Defekt vor, indem z. B. ein größeres Leck bei der hydraulischen Einrichtung des Fahrzeugs vorliegt und somit die Betätigungseinrichtung des Radan- triebs der Bremse nicht mehr mit Druck beaufschlagbar ist, so drückt die Federkraft der Feder 21 den Kolben 22 auf die Bremse 10 und schließt diese. Indem der Raum 23 wieder mit Druck beaufschlagt wird, bewegt sich der Kolben 22 entgegen der Federkraft der Feder 21 und öffnet die Bremse 10. Die- ser Druck kann entweder über ein Ventil vom Fahrzeug zum Radantrieb gelangen oder im Falle eines Defekts von einer externen Druckmittelquelle erzeugt werden. Für die Betriebsbremse bei geöffneter Feststellbremse wird der Raum 24 mit Druck beaufschlagt und so bewegt sich der Kolben 25 in axialer Richtung und schließt die Bremse entgegen der
Federkraft der Feder 26, welche sich am Kolben 22 abstützt, was zu einer kompakten Bauweise führt. Je nach Höhe des Drucks im Raum 24 wird das Bremsmoment gesteuert. Indem der Kolben 25 in radialer Richtung über dem Kolben 22 angeord- net ist, wird in axialer Richtung eine sehr kompakte Betätigungseinrichtung geschaffen. Soll bei einem Defekt der hydraulischen Einrichtung des Fahrzeugs keine externe Druckmittelquelle zum Lösen der Feststellbremse eingesetzt werden, besteht die Möglichkeit, durch Drehen einer Ver- schlußschraube 27 das innere Zentralrad 6 in axialer Richtung zu verschieben und die Verzahnung des inneren Zentralrades außer Eingriff zu bringen, um den Kraftfluß vom Abtrieb bzw. des Planetenträgers 9 zur Bremse 10 zu unterbrechen, so daß das Fahrzeug abgeschleppt werden kann.
Bezugszeichen
1 Antriebsmotor
2 inneres Zentralrad
3 erste Planetenstufe
4 Hohlrad
5 Planetenträger
6 inneres Zentralrad
7 zweite Planetenstufe
8 Hohlrad
9 Planetenträger
10 Bremse
11 Innenlamellen
12 Außenlamellen
13 Hülse
14 Anflanschfläche
15 Felge
16 Lagerung
17 Nabenträger
18 Achsrohr
19 Lenksachse
20 Befestigungselement
21 Feder
22 Kolben
23 Raum
24 Raum
25 Kolben
26 Feder
27 Verschlußschraube