Verfahren und Vorrichtung zur Entfernung von Oxidschichten auf Bauteilen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung von Verunreinigungen und durch Laserbehandlung entstandenen Oxidschichten auf Bauteilen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchfuhrung dieses Verfahrens nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 10.
Neben den weit verbreiteten spanenden und spanlosen mechanischen Trennverfahren gewinnen vorallem im Bereich des Zuschnitts weiterzubearbeitender Halbfabrikate thermische Trennverfahren wie das Trennen mittels eines unter Druck stehenden entflammten und über Düsen im Flammenquerschnitt einstellbaren Mediums und die Laserschneidtechnik zunehmend an Bedeutung. Zur Verringerung ihrer Korrosionsneigung werden aus metallischen Werkstoffen, insbesondere aus Stahl bestehende Bauteile oberflächenbeschichtet, wobei derartige Beschichtungen im einfachsten Fall durch Farben oder Lacke und verbunden mit einem erhöhten technischen und technologischen Aufwand durch Kunststoffe oder Nichteisenmetalle erreicht werden. Damit derartige Beschichtungen eine gute und somit langlebige Haftung auf den zu beschichtenden Bauteiloberflächen erreichen, müssen diese bestimmte qualitative Anforderungen erfüllen. Eine gute Haftung des Beschichtungsmediums erfordert eine fett- und verschmutzungsfreie, sowie chemisch vorbehandelte Bauteiloberfläche.
Während die Benetzung der zu beschichtenden Bauteiloberflächen mit Fetten oder Ölen unter korrosionshemmenden Gesichtspunkten im Fertigungsprozeß teilweise vorgeschrieben ist, tritt ihre Verschmutzung ungewollt auf. Zur Entfernung derartiger Fett-, Öl- oder Schmutzpartikel sind verschiedene Verfahren bekannt, bei denen mittels temperierter Laugen die zu beschichtenden Bauteiloberflächen gereinigt werden.
Im Gegensatz zur Benetzung hängt der Gitterschnittkennwert, der nach DEN EN ISO 2409 als Kennwert zur Beurteilung der Haftungsgüte des Beschichtungsmediums auf der beschichteten Bauteiloberfläche herangezogen wird von deren Herstellungsverfahren ab. Werden beispielsweise aus eisenhaltigen Metallverbindungen bestehende Bauteile wärmebehandelt (thermische Trennverfahren, Schweißen), reagiert der umgebende Luftsauerstoffmit dem im .Arbeitsbereich stark erwärmten Material des Bauteils, so daß sich in diesem Bereich eine Oxidschicht auf dem Bauteil ausbildet, die aufgrund ihrer im Vergleich zum Grundmaterial inhomogenen Gitterstruktur zu einer extremen Verschlechterung der Haftung von Beschichtungswerkstoffen fuhrt. Aus dem Stand
der Technik sind Verfahren wie das Sandstrahlen und das Beizen bekannt, mit deren Hilfe die entstandenen Oxidschichten vom Bauteil abgetragen werden können. Da ein durch thermische Trennverfahren oder durch Schweißen hergestelltes Bauteil immer auch fett- bzw. ölbenetzt und verschmutzt sein kann, muß ein derartiges Bauteil vor einer qualitativ hochwertigen Beschichtung in einem fett- und schmutzlösenden Medium, bestehend aus sauren oder alkalischen Substanzen sowie Netzmittein und Tensiden , gewaschen und zur Entfernung der Oxidschicht beispielsweise sandgestrahlt oder gebeizt werden. Dies erfordert eine aufwendige, zeitintensive, einen erheblichen Platzbedarf zur Anordnung der einzelnen Bearbeitungsmodule benötigende und damit teure Technologie, da beispielsweise das Sandstrahlen und das Reinigen des Bauteils getrennt voneinander durchgeführt werden müssen. Da in vielen industriellen Prozessen die Reinigung, Vorbehandlung und Beschichtung in, in Reihe angeordneten Tauchbädern vorgenommen wird , kann das Sandstrahlen nur schwer in diesen technologischen Ablauf eingepaßt werden. Diese technologischen Randbedingungen berücksichtigend, sei aus dem umfangreichen Stand der Technik auf die DE 28 44 905 verwiesen, in der ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Durchfuhrung dieses Verfahrens offenbart wird, bei dem die zu reinigenden und von ihrer Oxidschicht zu befreienden Bauteile in einem flüssigen Medium Ultraschallschwingungen ausgesetzt werden. Dabei entfernen die Bestandteile des flüssigen Mediums die Verunreinigungen von der Bauteiloberfläche und die durch das flüssige Medium übertragenen Ultraschallwellen lösen die auf der Bauteiloberfläche befindlichen Oxidschichten sowie andere stark haftende Verunreinigungen aufgrund der durch die hohe Beschleunigung der Schallwellen am Übergang zwischen flüssigem und festem Medium entstehenden Kraftwirkungen und Kavitationserscheinungen auf der Bauteiloberfläche. Dieses Verfahren wird in der Praxis erfolgreich bei der Erntfernung von porösen Oxidschichten eingesetzt, die einerseits durch termische Trennverfahren mit offener Flamme wie dem Brennschneiden oder die andererseits durch die Ausbildung eines Elektrolyts, sogenannten Rost, entstehen.
Bei Laserschneidverfahren reagiert die metallische Oberfläche mit dem sie umgebenden Luftsauerstoff zu einer glasartigen, sehr harten Schicht, die sich mit den aus dem Stand der Technik bekannten Ultraschallverfahren nicht ablösen läßt, da die in den flüssigen Medien enthaltenen Komponenten nicht in der Lage sind, die Gitterstruktur der glasartigen Oxidschicht so zu verändern, daß ein amorpher Belag entsteht, der dann auf einfache Weise durch Ultraschallschwingungen ablösbar ist.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art sowie eine Vorrichtung zum Durchfuhren des Verfahrens zu schaffen, womit eine durch Lasereinwirkung entstandene Oxidschicht auf Bauteilen dadurch entfernt werden kann, daß die Bauteile vor dem Kontaktieren mit Ultraschallwellen in einem Medium vorbehandelt werden, wel-
ches in der Lage ist die Gitterstruktur der glasartigen Oxidschicht in eine amorphe, durch Schallwellen leicht zu entfernende Schicht umzuwandeln und zudem die Entfettung, Reinigung und Oxidschichtentfernung in einem Arbeitsgang durchgeführt werden kann, wobei eine Umsetzung der Bauteile von einem oxidschichtentfernenden zu einem fettbeseitigenden und reinigenden Bearbeitungsmodul entfallt und die zur Entfettung, Reinigung und Oxidschichtentfernung eingesetzten Medien einen an den technologischen Ablauf angepaßten Aggregatzustand aufweisen. Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren zur Entfernung von Verunreinigungen und Oxidschichten auf Bauteilen gemäß den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchfuhrung dieses Verfahrens nach den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst.
Durch den Einsatz eines die Bauteile wenigstens teilweise umgebenden, eine Derivate des Phosphors enthaltende Komponente aufweisenden Mediums wird auf einfache Weise erreicht, daß die Gitterstruktur der glasartigen, durch Lasereinwirkung entstandenen Oxidschicht in eine amorphe Schicht umgewandelt wird, die durch nachfolgend auf das oder die Bauteile einwirkende Ultraschallwellen entfernt werden kann.
In vorteilhafter Weise können durch den Einsatz eines in einem beckenförmigen Modul gespeicherten fett-, schmutz- und oxidschichtlösenden, temperierten flüssigen Mediums und den in das Medium eingeleiteten Schwingungen in einem Arbeitsgang die zu beschichtenden Bauteiloberflächen gereinigt, entfettet und von der Oxidschicht befreit werden, ohne das hierfür eine Umsetzung in ein anderes Arbeitsmodul notwendig wird. Aufgrund dessen, daß das verwendete Medium flüssig ist, kann die zur Durchführung des vorgeschlagenen Verfahrens erforderliche Vorrichtung gut in bestehende technologische Abläufe eingepaßt werden. Die einzusetzenden chemischen Substanzen sind außerdem nicht aggressiv, bilden keine gesundheitsschädigenden Dämpfe und sind gut umweltverträglich (pH-Neutral).
Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens und der dafür erforderlichen Vorrichtung sind Gegenstand der Unteransprüche und werden nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert und beschrieben. Es zeigen
Figur 1 eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens
Figur 2 eine schematisch dargestellte Vorrichtung zur Durchfuhrung des Verfahrens, wobei die Schwingstäbe plattenförmig an der Behälterwand angeordnet sind Figur 3 eine schematisch dargestellte Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens, wobei die Schwingstäbe kreisförmigen Querschnittt aufweisen und am Behälterboden verteilt angeordnet sind.
WO n 9n9/„36*1n97 PCT/EP98/07116
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In Figur 1 ist das in einem Behalter 1 durchführbare erfindungsgemaße Verfahren schematisch dargestellt. Da die konstruktive Ausführung der für das Verfahren notwendigen Baugruppen für dessen Beschreibung keine Bedeutung hat, wird an dieser Stelle auf deren detailierte Erläuterung verzichtet. Ein Behalter 1 ist mit einem flussigen, aus den Komponenten K1-K3 bestehenden Medium 2 befullt Die Komponente Kl wird von Phosphordeπvaten gebildet, die auf chemischem Weg in der Lage sind, die Gitterstruktur der glasartigen, durch Lasereinwirkung entstandenen Oxidschicht 4 in eine amorph aufgebaute Schicht umzuwandeln Die im flussigen Medium 2 enthaltene Komponente K2 besitzt die Eigenschaft, die an der Oberflache des Bauteils 3 haftenden Verunreinigungen wie Schmutzpartikel, Ruckstande vorhergehender Bearbeitungsverfahren, Ole und Fette zu entfernt. Die ebenfalls im flussigen Medium 2 vorhandene Komponente K3 setzt sich aus Bestandteilen zusammen, die das Ablosen der auf dem Bauteil 3 befindlichen Oxidschicht 4, die an verschiedenen Stellen des Bauteils 3 in unterschiedlicher Große und Häufigkeit auftreten kann begünstigt Wahrend sich die Komponente K2 aus an sich bekannten und deshalb nicht naher erläuterten, zu Reinigungszwecken einsetzbaren chemischen Substanzen zusammensetzt, umfaßt die Komponente K3 ebenfalls aus dem Stand der Technik bekannte, die Oberflachenspannung des Wassers vermindernde Tenside und Nichtmetallkomponenten losende Komplexbildner Der Hauptbestandteil des Mediums 2 ist Wasser Der Füllstand des Mediums 2 im Behalter 1 muß so gewählt werden, daß das Bauteil 3 vollständig oder im zu bearbeitenden Bereich von diesem eingeschlossen wird. Der oder die vibrationserzeugenden Schwingstabe 5 sind vollständig von dem Medium 2 eingeschlossen. Die Schwingstabe 5 erzeugen nach dem Anlegen einer Spannung Vibrationen, die sich als Schallwellen 6 in Abhängigkeit von Form und Anordnung der Schwingstabe 5 im Medium 2 ausbreiten Wird in den mit einem oder mehreren vibrationserzeugenden Schwingstaben 5 versehenen und mit Medium 2 aufgefüllten Behalter 1 über einen definierten Zeitraum ein Bauteil 3 gegeben , so führt die Komponente Kl des Mediums 2 zu einer Veränderung der Gitterstruktur der Oxidschicht 4 in der Weise, daß auf chemischem Weg eine Umwandlung der glasartigen, durch Lasereinwirkung entstandenen Oxidschicht 4 in eine amorphe Schicht erfolgt.
Gleichzeitig führt die Komponente K2 im Zusammenwirken mit den Komponenten Kl und K3 zur Losung von Verunreinigungen an der Bauteiloberflache und der ebenfalls auf der Oberflache des Bauteils 3 befindlichen, in ihrer Gitterstruktur veränderten Oxidschicht 4 entlang der Kante 7 des Bauteils 3 Die von den Schwingstaben 5 erzeugten und sich im Medium 2 ausbreitenden Schallwellen 6 sorgen schließlich dafür, daß die vom Bauteil 3 geloste Oxidschicht 4 von diesem entfernt wird und daß das Bauteil 3 an diesen Stellen eine Oberflachengute erreicht, die gunstige Bedingungen für die Haftung eines oberflachenbeschichtenden Mediums schafft. Je nach Dicke und flächiger Ausdehnung der Oxidschicht 4 auf der Oberflache des in Medium 2 befindlichen
, ,,,„„ PCT/EP98/07116 O 99/36197
Bauteils 3 können der oder die Schwingstabe 5 von Beginn des Eintauchens von Bauteil 3 in Medium 2 an oder erst nach einer bestimmten Einwirkzeit von Medium 2 auf Bauteil 3 in Betrtieb genommen werden
In Figur 2 und 3 sind erfindungsgemaße Vornchtungen 8 beschrieben, in deren wannenfbrmig ausgeführten, obenseitig offenen, aus Anschaulichkeitsgrunden nur in seinen Umnssen angedeuteten Behalter 1 das erfindungsgemaße Verfahren durchgeführt wird Die Zuführung des Mediums 2 sowie das Abpumpen des Mediums 2 zu Reinigungszwecken des Behalters 1 und die Entsorgung von Ruckstanden 9 erfolgt über Rohrleitungssysteme und Absaugeinnchtungen. die aus dem Bereich des Reinigens mittels flussiger Medien bekannt und weit verbreitet sind, so daß diese nicht naher dargestellt und erläutert werden Die am Behalter 1 angebrachten Anschlußsysteme 10, 11, 12 für die nicht naher beschriebenen Rohrleitungssysteme und die Stromzufuhr sind so ausgeführt, daß die Vornchtung 8 entweder separat oder in bestehende, in der Praxis bei der Oberflachenbehandlung von Bauteilen 3 häufig anzutreffende technologische Ablaufe mtegnert. betπeben werden kann Die Beschickung des Behalters mit einem oder mehreren Bauteilen 3 kann entweder manuell oder wie in Figur 2 dargestellt über ein an sich bekanntes und deshalb nicht naher beschnebenes Befbrderungssystem 13 erfolgen, das eine honzontale und vertikale Bewegung der Bauteile 3 gemäß den Pfeilrichtungen 14 und 15 ermöglicht In einen bestehenden technologischen Prozeß eingegliedert, wurde das bedeuten, daß sich das mit Bauteilen 3 bestuckte Befbrderungssystem 13 solange in Pfeilrichtung 14 bewegt, bis die Bauteile 3 eine Lage oberhalb des Behalters 1 einnehmen Anschließend werden die Bauteile automatisch oder von Hand gesteuert in das m Behalter 1 befindliche, in einem Temperaturbereich von Umgebungstemperatur bis 100 °C in an sich bekannter Weise über ein nicht naher dargestelltes Heizsystem erwarmbare Medium 2 getaucht und nach Durchführung des erfindungsgemaßen Verfahrens wieder aus diesem herausgezogen und durch das Befbrderungssystem 13 von Behalter 1 wegtransportiert. Durch eine geeignete, aus dem Stand der Technik hinlänglich bekannte Steuerung des Befbrde- rungssystems 13 kann so ein kontinuierlicher Ablauf des erfindungsgemaßen Verfahrens erreicht werden
Die im Behalter angeordneten Schwingstabe 5, 5a, 5b sind in Abhängigkeit von der Form ihres Querschnitts entweder an den Seltenwanden la-ld des Behalters 1 oder an dessen Boden le angebracht. Im Querschnitt eben ausgeführte Schwingstabe 5a können in Form von einseitig vibra- tionsabstrahlenden Schwingplatten 16 je nach Bedarf paarweise an gegenüberliegenden Seiten la, ld oder lb, lc, an allen Seiten la-d, oder jeweils nur an einer Seite la-d des Behalters 1 angeordnet sein Im Querschnitt kreisförmige Schwingstabe 5b (Figur 3) erzeugen im Medium 2 sich allseitig ausbreitende Schallwellen 6, so daß derartig ausgeführte Schwingstabe 5b freistehend in Behalter 1 und zwischen den im Medium 2 befindlichen Bauteilen 3 angeordnet werden können.
Auf diese Weise kann die Effektivität des Einwirkens der Schallwellen 6 auf die Bauteile 3 verbessert werden, da im Vergleich zu den an den Behälterseitenwänden la-d befindlichen Schwingplatten 16 freistehende Schwingstäbe 5b so zwischen den Bauteilen 3 angeordnet werden können, daß von ihnen erheblich weniger, die Schallwellen 6 abschwächende Bauteile 3 durchdrungen werden müssen. In vorteilhafter Weise ist die Frequenz der Schwingstäbe 5a, 5b so einstellbar, daß im Medium 2 Schallwellen 6 im Bereich von 10 kHz bis 100 kHz erzeugt werden können. Damit ist dem Fachmann eine Anleitung gegeben, daß erfindungsgemäße Verfahren und die zur Durchführung des Verfahren offenbarte Vorrichtung in gleicher oder abgewandelter Form auch auf anderem als dem hier aufgezeigten Gebiet einzusetzen, um die beschriebenen Effekte zu erzielen.
Bezugszeichenliste
1 Behälter la-d Behälterseitenwände le Behälterboden
2 flüssiges Medium
Bauteil
4 Oxidschicht
5 Schwingstab
5a Schwingstab mit quadratischem oder rechteckigem Querschnitt
5b Schwingstab mit kreisförmigem Querschnitt
6 Schallwelle
7 Kante
8 erfindungsgemäße Vorrichtung
9 Rückstände
10 Ablaufanschluß für Medium 2
11 Zulaufanschluß für Medium 2
12 Stromanschluß
13 Befbrderungssystem
14 horizontale Pfeilrichtung
15 vertikale Pfeilrichtung
16 Schwingplatte
Kl Gitterstruktur der Oxidschicht wandelnde Komponente des Mediums 2 K2 Verunreinigungen beseitigende Komponente des Mediums 2 K3 oxidschichtlösende Komponente des Mediums 2