Beschreibung
Verfahren und Vorrichtung zur verkehrsabhängigen Steuerung von Lichtsignalanlagen
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur verkehrsabhängigen Steuerung von Lichtsignalanlagen nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Im innerstädtischen Bereich, in dem in hohem Maße Beschleunigungsmaßnahmen für den öffentlichen Personennahverkehr durchgeführt werden, steigt durch die mit dieser Aufgabenstellung verbundene Problematik die Komplexität verkehrsabhängiger Steuerungen stark an.
Wie in jedem komplexen System ist mit dieser Entwicklung auch der Wunsch der Kunden nach Möglichkeiten zur Analyse und Überwachung der Funktion einer solchen verkehrsabhängigen Steuerung stark angestiegen. Zusätzlich wird seit einiger Zeit für den Nachweis der Wirksamkeit von Beschleunigungsmaßnahmen ein konkreter Beleg gefordert. Dieser ist mit den heute im Feld vorhandenen Verkehrsrechnersystemen nicht erstellbar.
Aus EP 0 296 426 ist beispielsweise ein Datenübertragungssystem für Lichtsignalanlagen bekannt, bei dem ein zentraler Verkehrsrechner mit mehreren mikroprozessorgesteuerten Steuergeräten an Verkehrsknoten verbunden ist, wobei sowohl eine Datenübertragung vom Verkehrsrechner zum Steuergerät als auch eine Übertragung von Meßdaten vom Steuergerät zum Verkehrs- rechner möglich ist. Bei diesem Verfahren ist es nur möglich, die aufgenommenen Daten in Echtzeit an den Verkehrsrechner zu übertragen, so daß eine permanente Datenübertragung gewährleistet sein muß. Eine permanente Datenübertragung der Meßda- ten aller Steuergeräte zum Verkehrsrechner liefert eine Anzahl an Daten, die in komplexen Verkehrssystemen nicht in einem vernünftigen Zeitrahmen bearbeitet werden kann. Daher ist
ein solches System nicht für die Analyse von Beschleunigungs- maßnahmen geeignet .
Die Analyse wurde daher bisher mit manuellem Aufwand, z.B. durch Beobachtung an einzelnen Knoten bzw. dem elektronischen „Mitschreiben" der Ereignisse an den Knoten und anschließendem manuellen Auswerten durchgeführt.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art anzugeben, das eine Qualitätskontrolle bestehender Verkehrsplanungsmaßnahmen automatisiert durchführt, wobei bestehende Verkehrsrechner- Systemarchitekturen übernommen werden sollen.
Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1.
Bereits bei der Planung der verkehrsabhängigen Steuerungen wird durch Sollbereiche für kritische Indikatoren wie Warte- zeiten von Verkehrsströmen, Belegungszeiten von Detektoren oder Häufigkeit von bestimmten Signalgruppen oder Phasen ein Sollzustand des jeweiligen Steuergerätes definiert. Dabei sind die Sollbereiche durch Angabe von einem oder zwei Grenzwerten in eine oder zwei Richtungen beschränkt. Einseitig be- schränkte Sollbereiche sind beispielsweise für Wartezeiten von Bussen vor Lichtsignalanlagen durch Angabe einer Höchst- Wartezeit als Grenzwert anzugeben, während zweiseitig beschränkte Sollbereiche beispielsweise für die Belegungszeit von Detektoren definiert werden. Für den Sollzustand soll die Belegungszeit zwischen einem Höchstwert (permanente Belegung des Detektors durch einen Stau) und einem Minimalwert (Fahrzeuge gelangen aufgrund eines Staus vor dem Detektor gar nicht erst bis zum Detektor) liegen.
Darüber hinaus sind eine ganze Reihe weiterer Indikatoren denkbar, zum Beispiel Staumeldungen, Verkehrsmengen, Geschwindigkeiten im Knotenbereich. Im Steuergerät werden die
Detektordaten permanent mit den bereits in der Planung vorgegebenen Grenzwerten verglichen und nur erkannte Abweichungen vom Sollzustand zum Verkehrsrechner gemeldet. Dadurch läßt sich der Datenverkehr zwischen Steuergerät und Verkehrsrech- ner in entscheidendem Umfang reduzieren.
In vorteilhafter Weise läßt sich bei koordinierten Steuergeräten durch die Zentrale eine Abfrage weiterer Steuergeräte realisieren, die in diesem Fall ihre Detektordaten an den Verkehrsrechner übermitteln. Im Verkehrsrechner werden anhand der übermittelten Detektordaten und der zugeordneten Schalt- zustände der Lichtsignalanlagen verbesserte Steuerungen der Lichtsignalanlagen festgelegt und an die entsprechenden Steuergeräte übertragen. Durch iteratives Anwenden dieses Verfah- rens wird während des Betriebs eine Optimierung der Verkehrs- abhängigen Steuerung erreicht.
Durch die Protokollierung der Abweichungen vom Sollzustand wird in vorteilhafter Weise auch ein Beleg für die Funktions- fähigkeit der verkehrsabhängigen Steuerung geliefert.
In vorteilhafter Weise nutzt das erfindungsgemäße Verfahren den Aufbau bestehender Verkehrsrechner-SteuergerätSysteme. Wie in Anspruch 6 beschrieben, können bestehende Steuergeräte durch Einbau von zusätzlichen Steuereinrichtungen für das erfindungsgemäße Verfahren genutzt werden. Dabei wird von der bereits bestehenden Intelligenz der Steuergeräte durch bereits eingebaute Mikroprozessoren Gebrauch gemacht.
Des weiteren ist das erfindungsgemäße Verfahren geeignet, den Trend in der Straßenverkehrstechnik zu nutzen, bestehende permanente Verbindungen zwischen Steuergeräten und Verkehrs- rechner durch temporäre, ereignisbezogene Verbindungen zu ersetzen.
Anhand der einzigen Figur in der Zeichnung wird die Erfindung in einem Ausführungsbeispiel näher erläutert.
In der Figur ist ein Steuergerät l dargestellt, das sich im allgemeinen an einem Verkehrsknoten befindet und die Schalt- zustände von Lichtsignalanlagen 2 steuert sowie von Detekto- ren 3 ermittelte Daten auswertet. Das Steuergerät 1 ist mit einem Verkehrsrechner 5 verbunden. Dabei sind im allgemeinen mehrere, ähnlich oder gleich aufgebaute Steuergeräte mit einem Verkehrsrechner 5 verbunden. Ein Verkehrsingenieur in einer Verkehrsleitzentrale hat damit die Möglichkeit, über ei- nen Auswerterechner 6 die Daten des Verkehrsrechners 5 abzufragen.
In der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist nun zusätzlich eine Speichereinrichtung 7 vorgesehen, in der für einen gewissen Zeitraum (zum Beispiel 8 Stunden) die angefallenen Detektordaten sowie die zugeordneten Schaltzustände der Lichtsignalanlagen abgespeichert werden. Vorzugsweise ist die Speichereinheit 7 als ein sogenannter UmlaufSpeicher ausgeführt, der die ältesten eingespeicherten Detektordaten und Schaltzu- stände löscht, während die aktuellen Detektordaten und
Schaltzustände gespeichert werden. Dabei bestimmt die Speicherkapazität der Speichereinrichtung 7 den Zeitraum, für den eine spätere rückschauende Betrachtung der Ereignisse am Steuergerät 1 gewährleistet ist .
Als Detektoren 3 werden dabei beispielsweise Induktions- schleifen oder Fahrzeugdetektoren auf Infrarotbasis eingesetzt. Diese Detektoren 3 sind unter anderem in der Lage, die Verkehrsmenge auf einer Busspur oder Reisezeiten von Bussen zu ermitteln.
Bereits bei der Verkehrsplanung ist ein Sollzustand des Steuergerätes 1 für die von den Detektoren 3 ermittelten Daten festgeschrieben worden. Dabei werden beispielsweise Höchst- werte für die Wartezeit einer Straßenbahn vor einer Lichtsignalanlage oder Wartezeiten eines Busses am Ende einer Bus- spur definiert und im Steuergerät 1 gespeichert. Anhand der
gemessenen Detektordaten wird ständig überprüft, ob der Soll- zustand noch aufrechterhalten wird. Werden die Wartezeiten zu lang, so wird eine Zustandsmeldung des Steuergerätes 1 an den Verkehrsrechner 5 über eine temporäre Verbindung übertragen, die auch die zeitlich vor diesem Ereignis gespeicherten Detektordaten und Schaltzustände enthält.
Bei mehreren miteinander koordiniert betriebenen Steuergeräten 1 werden zusätzlich die Detektordaten und Daten über die zugehörigen Phasen der Lichtsignalanlagen 2 der koordiniert betriebenen Steuergeräte 1 an den Verkehrsrechner 5 übermittelt.
Aufgrund der übermittelten Daten wird im Verkehrsrechner 5 eine verbesserte Steuerung für das Steuergerät 1 ermittelt, die den gewünschten Sollzustand gewährleistet. Für die Ermittlung werden auch die übermittelten älteren abgespeicherten Detektordaten und Schaltzustände berücksichtigt, um im Verkehrsrechner 5 die Einflüsse von Änderungen am Steuerpro- gramm zu überprüfen. So wird beispielsweise aus einer ermittelten Querbeziehung zwischen der Länge der Grünzeit an einer zweiten Lichtsignalanlage, welche von dem Steuergerät weit entfernt ist, und der Wartezeit von Bussen an einer dem Steuergerät 1 zugeordneten Lichtsignalanlage 2 ein Steuerprogramm festgelegt, bei dem durch eine veränderte Grünzeit der Rückstau vor der zweiten Lichtsignalanlage reduziert wird, wodurch der Bus an der dem Steuergerät zugeordneten Lichtsignalanlage nicht mehr in seiner Weiterfahrt behindert wird.
Programme zur Verbesserung der verkehrsabhängigen Steuerung lassen sich dann an die einzelnen Steuergeräte 1 vom Verkehrsrechner 5 übertragen. Ebenfalls ist der Sollzustand durch Übertragen neuer Grenzwerte vom Verkehrsrechner 5 an das Steuergerät 1 veränderbar, falls sich der Sollzustand im Betrieb als nicht realisierbar herausstellt.
Durch iteratives Anwenden des Verfahrens wird ein bestehendes Verkehrssystem im Betrieb optimiert, um so die vom Kunden gewünschten Vorgaben, beispielsweise eine Priorisierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) , sicherzustellen.
Die für dieses Verfahren notwendigen Änderungen lassen sich problemlos in bestehende Verkehrssysteme integrieren.